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Bis zur letzten Sekunde

von bicoxsam
Kurzbeschreibung
GeschichteKrimi / P12 / Gen
Dr. Anja Licht Franz Hubert Johannes Staller
27.11.2021
21.12.2021
11
15.719
2
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27.11.2021 1.444
 
Prolog:
Glück kann man verlieren, dafür braucht es nicht immer eine lange Reise. Dies wurde ihm vor allem in den letzten 24 Stunden bewusst gemacht…

Montag, 18. Oktober 12:35 Uhr, Pathologie Wolfratshausen

Wieder einmal mussten Hubert und Staller in die Pathologie, um die Obduktion einer Leiche zu besprechen. Diese hatten die beiden heute Morgen bei einem Rundgang um den See gefunden. Nun mussten sie vor der Mittagspause noch zu der Besprechung. Hansi öffnete die Tür. „Servus Anja!“, rief dieser in den Raum hinein. „Servus!“, wiederholte sie. Die Polizisten gingen zum Obduktionstisch. Die Pathologin saß an ihrem Schreibtisch und schaute in ihr Mikroskop. Dann drehte sie sich um und schaute die beiden mit einem strengen Blick an. Immer weiter durchbohrte sie mit ihren Augen die beiden und sprach kein Wort. In Hubsi verbreitete sich Panik. Warum schaute sie ihn so an? Was wollte sie? Sein Herz spielte auf einmal verrückt und er fing an zu schwitzen. Dabei spielte er mit seinem Fingern herum und wechselte von einem Bein auf das andere. „Is ois in Ordnung?“, erkundigte sich Hubsi nun bei ihr. „Ja, i wart nur drauf, dass du mi a begrüßt“, erwiderte sie zu ihm gewandt. Augenblicklich verdrehte Hubsi die Augen. „Servus Anja!“, begrüßte er sie mit genervter Stimme. Daraufhin fing Anja an zu grinsen. Sie liebte es einfach zu sehr, ihren Ex-Mann zu ärgern. Ein gutes Gefühl breitete sich in ihr aus. Währenddessen stellte sie sich auf die andere Seite des Obduktionstisches. Natürlich war sie auch dabei, das Tuch von der Leiche wegzuziehen. Hubert zog das Tuch direkt wieder drüber. „Also, die Leiche wurde mit Chlordioxid vergiftet“, erklärte sie den Polizisten. „Bist dir ganz sicher?“, hinterfragte Hansi die Diagnose. Auf diese Frage hatte sie gehofft. Schließlich hasste Hubsi es, wenn sie über die Diagnosemöglichkeiten spricht. „Also, um a Vergiftung im Nachhinein feststellen zu können, muss ma...“, fing sie an zu reden. Natürlich unterbrach Hubsi sie: „Oh bitte, verschon uns mit dem Schmarrn.“ „Klar, wenn’s nicht aushältst“, ärgerte sie ihn und lächelte wieder spöttisch. Auch Hansi musste schmunzeln, denn die Neckereien zwischen den beiden waren einfach zu lustig.
Hubsi hingegen fand es gerade nicht mehr so lustig. Immer musste diese Frau sich darüber auslassen , dass er kein Blut sehen konnte: „Du kannst uns bessa was über das Gift da verzählen.“ Mit einem schelmischen Grinsen antwortete sie: „Aba selbstverständlich. Chlordioxid ist kein natürliches Gas. Es wird von Menschen hergstellt und wird vor allem in Bleichprozessen bei Zellstoffen, Mehl und in der Textilindustrie g’nutzt. Man kann es allerdings a in Desinfektionsmittel finden. Das Gift is allerdings net nur sehr gifitg, in Gasform, sondern a hochentzündlich. Nur der kleinste Funken und ois fliagt in d’Luft.“ Zur Verdeutlichung gestikulierte sie wild mit ihren Händen.  „Scho verstanden. Ham mir hier sowas in Wolfratshausen?“, fragte Franz. Anja beugte sich vor, sodass sich ihre Nasenspitzen fast berührten. Er wollte eigentlich genießerisch seine Augen schließen, um ihren Duft einzuatmen. Doch er riss sich zusammen, schließlich waren sie beiden ja geschieden. Außerdem war Anja ja auch mit ihrem Dr. Ranzinger zusammen, diesem Schleimmonster. „Na, aba in Tölz gibt es so a Fabrik und in Minga sowieso“, antwortete die Gerichtsmedizinerin. „Danke, Anja“, sprach Hansi und zog seinen Partner wieder mit nach draußen. Kaum war die schwere Tür hinter ihnen ins Schloss gefallen, wurde sie auch schon wieder geöffnet. „Ihr habt’s hier was vergessen“, rief Anja ihnen zu. Abrupt blieben die beiden Polizeiobermeister stehen und drehten sich um. „Was? Soll i mi a no verabschieden?“, motzte Hubsi herum. Die Blonde verdrehte die Augen: „Des habe i scho vor Jahren aufgeben. Du kennst ja solche Manieren eh net. I moan die persönlichen Gegenstände des Opfers.“ Sie übergab den Beamten eine große Plastiktüte, in der sich das Handy, das Portemonnaie, eine Packung Taschentücher, eine Brille und ein Schlüsselbund befanden. „Ah, da frein mir uns aba“, ironisierte Hubsi und erntete dafür wieder einen bösen Blick. „Danke Anja, des bringt uns bestimmt weiter“, bedankte sich Hansi und strahlte über beide Ohren. „Schleimer“, murmelte Hubert zu sich. „Bitte scheen, für di, imma wieda gerne.“ Mit einem Zwinkern drehte sie sich um und machte sich wieder auf den Weg zu ihrem Mikroskop. Sie hatte da noch eine Kleinigkeit, um die sie sich noch kümmern musste.
Die beiden Dorfsheriffs machten sich auf dem Weg zum Revier, um in diesem Mordfall weiterzukommen.

Montag, 18. Oktober 13:17 Uhr, Polizeirevier Wolfratshausen

Hubert und Staller betraten das Revier. Am Telefon saß Sonja und suchte bereits einige Informationen über das Opfer, namens Heinz Ketchto, heraus. Hansi sah, dass Riedl die Toilette verließ und der Polizeimeister sich wohl an die frisch gestrichene Wand gelehnt hatte. „Riedl, i wusst gar net, dassd zu den Malern übergangen bist“, rief Hansi. Genau danach übertönte ein wütender Polizeirat Martins Antwort: „HUBERT, STALLER, SOFORT IN MEIN BÜRO!!!!“ Die beiden Polizisten gingen genervt in das Büro ihres Vorgesetzten. Sonja lächelte den beiden aufmunternd zu. Wie zwei kleine Schulkinder, die in der Pause Blödsinn gemacht haben und danach zum Direktor mussten, saßen die Männer auf den unbequemen Stühlen. Der Girwidz hingegen hatte sich majestätisch auf seinen gemütlichen Stuhl gesetzt und schnaufte gefährlich. „Hauptsache er hat sein gmütlichen Stuhl“, raunte Hansi Hubsi zu, der bestätigend nickte. Der Polizeirat lehnte sich vor und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. Schmerzerfüllt zogen alle Männer ihr Gesicht zusammen. „RUHE!“, schrie er. Dann atmete er noch einmal tief ein, wobei Hubsi vermutete, dass seine Jacke bald platzen würde. „Warum werden ich nicht darüber informiert, DASS SIE BEIDE EINE LEICHE GEFUNDEN HABEN?“, brüllte Reimund weiter. „Warum sollten mir es erna sagen, wenn’S eh scho wissen?“, hinterfragte Hubsi. Wieder schnaufte der Girwidz gefährlich: „Ich habe dies vom Fräulein Wirth erfahren, da die sich im Gegensatz zu IHNEN an mich WENDET!“ „So a Streberin“, flüsterte Hansi. Der Girwidz beachtete zum Glück der beiden den Kommentar nicht. „Wenn Sie sich hier weiterhin nicht an die Vorschriften halten, DANN RASTE ICH AUS!!!“, drohte der Grauhaarige. Beide Untergebenen nickten. „Is scho klar. Dürfen mir dann ermitteln gehen?“, wollte Hubsi wissen. „Ich BITTE darum - und um ein Protokoll. Von dem Einbruch letzte Woche fehlt mir übrigens immer noch der Bericht“, erinnerte sich der Chef. Hubert und Staller, die beide beim Aufstehen waren, drehten sich wieder zu ihrem Vorgesetzten. „Ja, des liegt am Papierstau…“, log Hubsi. „Wer’s glaubt wird selig“, konterte Reimund. „Woher wollen’S des wissen? Mir miassen do imma die ganze Arbeit tuan. Sie miassen koan Bericht schreiben…“, entgegnete Hansi. „RAUS!“, schrie Reimund und zeigte mit seinem Zeigefinger in Richtung Tür. Erleichtert verließen die beiden das Büro. „Jungs, ich hab was rausgefunden“, sprach die Polizeimeisterin. Also hielten die beiden Polizeiobermeister vor ihr. „Also, der Heinz Ketcho war ledig, keine Kinder. Er hat noch einen Bruder, der im Altenheim ist und einen Neffen. Hier, ist die Adresse…“, informierte sie ihre Kollegen und übergab einen Zettel mit der Adresse. „Super hast des g’macht“, bedankte sich Staller und die beiden Polizisten fuhren ins Café Rattlinger.

Montag, 18. Oktober 13:56 Uhr, Pathologie Wolfratshausen

Anja war immer noch an ihrem Mikroskop beschäftigt. Dabei war sie sauer auf ihren Ex-Mann, der ihr wieder einmal eine Mittagspause vermasselt hat. Sie hätte so schön mit ihrem Karl zu ihrem Lieblingsitaliener gehen können, aber nein, ihr Ex-Mann und sein Partner mussten ihr ja eine neue Leiche anbringen.
Doch als sie den Mageninhalt des Getöteten untersuchte, stutzte sie. Neben dem Chlordioxid fand sie noch Zeolith und diese Kombination machte sie misstrauisch. Sie wusste, dass es eine Gruppe von Menschen gab, die den beiden Stoffen eine heilende und präventive Wirkung zusprachen. Krebs und auch einige Virenerkrankungen könnten so vermieden werden. Der Mann war etwa 66 Jahre alt gewesen und vor der Vergiftung kerngesund. Sie suchte in ihrem Computer nach Informationen über dieses Thema und wurde auf der Seite eines Wolfratshausener Heilpraktikers fündig. Dr. Karsten Schmelzer versprach auf seiner Website die Heilung von Tumoren und anderen Erkrankungen durch das Einnehmen von Chlordioxid und Zeolith. Anja griff zum Telefon und rief in der Zentrale an. Dort erklärte sie Sonja ihre Entdeckung. Nachdenklich starrte Anja auf den Computerbildschirm und wunderte sich, wie so eine abstruse Theorie bei manchen Menschen Anklang fand. Sie lehnte Heilkunde nicht generell ab, aber die Gabe von CIO2 und Zeolith entbehrte jeder Grundlage und war sogar gefährlich. Seufzend nähte sie den Toten wieder zu und brachte ihn in die Kühlkammer. Sie machte eine späte Mittagspause und wandte sich dann wieder ihrem Mikroskop zu. Aus der Chirurgie hatte sie einige Gewebenproben bekommen, die sie untersuchen musste. Kurz vor Feierabend zog sie sich um und rief ihrem Freund, Dr. Ranzinger, an. Mit dem Verlassen der Pathologie ließ sie auch ihre Arbeit hinter sich und zog sich für das Essen mit Karl um.
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