Schreie
von Lux aeterna
Kurzbeschreibung
In der Wolkenstadt zwingt Vader persönlich Leia dazu, Hans Folter beizuwohnen. (Begleitwerk zu „Sirenengesang“)
OneshotAngst, Suspense / P16 / Gen
Anakin Skywalker / Darth Vader
Han Solo
Leia Organa
26.11.2021
26.11.2021
1
2.904
6
26.11.2021
2.904
Diese Geschichte wurde ursprünglich in englischer Sprache veröffentlicht und nach Rücksprache mit der Autorin von mir übersetzt, um sie einem deutschsprachigen Publikum zugänglich zu machen. Obwohl ich nur als Übersetzerin fungiere, sind Reviews natürlich trotzdem mehr als willkommen. Alexandra, die Autorin, schreibt unter dem Namen madame.alexandra und ist hauptsächlich auf fanfiction.net unterwegs.
Autorin: madame.alexandra
Originaltitel: Schreie
Dieses Mal gab es keine Handschellen.
Sie wurde vom schraubstockartigen Griff der Sturmtruppler festgehalten; gefangen und durch ihre eigene Angst gelähmt, wurde sie durch Flure, die sie sich einzuprägen versuchte, vom Abendessen weggezerrt und abgeführt, an Wesen vorbei, die sich zwangen, in eine andere Richtung zu schauen.
Die zwei menschlichen imperialen Soldaten, die die weißgekleideten Klonbastarde leiteten, schienen auf lüsterne Art hocherfreut, dass man ihnen die Verantwortung für die Prinzessin übertragen hatte, und doch konnte Leia, obwohl sie nur allzu persönlich über die Neigungen anzüglich grinsender Soldaten Bescheid wusste, kaum einen Gedanken an das verschwenden, was sie leise murmelten, was sie mit ihr planten, wenn sie sie dort hatten, wo sie sie hinbringen sollten –
Es war Han, an den sie dachte, Han und Vader – Vader hatte Han mitgenommen. Vader hatte den Wachen seine unbekümmerten, rasselnden Befehle erteilt und sie hatten Leia an ihrem Platz festgehalten, während der Sith-Lord persönlich Han vom Tisch gezerrt und ihn mühelos über den Boden und hinter eine geschlossene Tür geschleift hatte – außer Sichtweite, Gott alleine wusste, wohin – vielleicht in die Hölle.
Sie kämpfte heftig gegen den Griff ihrer Entführer an, bekam einen gepanzerten Ellenbogen in die Rippen, krümmte sich und verlor den Halt. Ein Sturmtruppler fing sie auf; ein uniformierter Soldat packte ihren anderen Arm und riss sie gehässig lächelnd nach vorne.
„Wo ist Ihre anmutige Haltung, Eure Hoheit?“, hauchte er ihr ins Ohr.
Leia drehte den Kopf weg, die Zähne fest aufeinandergepresst.
Sie blickte auf, als sie hörte, wie eine Tür sich zischend öffnete; sie wurde so fest hineingestoßen, dass sie das Gleichgewicht verlor. Sie schlug mit den Knien auf und fing einen schlimmeren Sturz ab, indem sie sich mit der Handfläche abstützte, für einen Moment außer Atem; Stiefel klackten und die Tür schloss sich zischend hinter ihr.
Sie hörte ein gedämpftes Gespräch – Hat er gesagt, was wir mit ihr tun sollen? Was immer wir wollen, denke ich. – Ich will sie zuerst.
Leia sah auf und zog die Hand an ihren Bauch. Sie ballte sie zur Faust.
Nein-nein-nein, nicht schon wieder, nicht schon wieder, begann ein Mantra in ihrem Kopf. Dieses Mal werde ich sterben, ich werde mich so sehr wehren, dass es mich umbringt.
Sie erhob sich und stand aufrecht, die Schultern gerade, und blinzelte – der Raum war dunkel, schummerig – ein Kerker, ein Gefängnis? Sie wusste es nicht. Sie erblickte eine Glasscheibe, vielleicht ein reflektierender Bildschirm – aber das Licht war gedimmt und sie wusste nicht, was das alles bedeutete.
Vielleicht werden sie mich dieses Mal töten, dachte sie schmerzlich, dieses Mal – weiß ich wirklich nichts.
Sie und Han hatten noch nicht einmal Kontakt mit der Rebellenflotte aufgenommen – keiner von ihnen wusste, wo ihre verzweifelte kleine Bande von Aufständischen zu finden war – sie wusste nichts, und egal, wie sehr Vader sie misshandelte –
Ein Teil von ihr klagte – Ich kann das nicht wieder ertragen, tut mir nicht wieder weh, rührt mich nicht an, bitte – !
Der andere Teil schrie – Tötet mich. Versucht, mir wehzutun. Dieses Mal gibt es nichts, das ihr mir nehmen könnt. Es ist nichts übrig.
Leias Kehle schnürte sich zu und ihr Herz pochte, hämmerte gegen ihre Rippen, brannte vor Sorge und Angst, flüsterte ihr ein drittes Grauen zu –
Doch, wisperte ihre Seele, es gibt etwas, was er dir nehmen kann; du hast nachgegeben.
Eine Hand umschloss ihren Nacken, raues Fleisch schob sich gegen ihre Haut, verletzte sie und drehte ihr Gesicht einem grausigen Grinsen zu, das Demütigung und Gewalt versprach.
„Ihr wart schon einmal bei uns, Prinzessin“, schnarrte der Soldat.
„Ihr seid ein alter Profi in dem, was wir für Euch haben“, ergänzte der andere.
Leia fletschte die Zähne.
„Versucht es doch“, krächzte sie.
Einer von ihnen zog sie grob an sich und drehte sie dem anderen zu; mit einer Hand griff er nach ihrem Hals, mit der anderen zwischen ihre Beine, und Leia trat heftig um sich, ihr Fuß traf auf seinen Arm und bewegte sich weiter, zwängte sich durch, um ihn am Kinn zu treffen.
„Macht es nicht noch schlimmer für Euch“, knurrte der Mann hinter ihr.
„Ich habe schon Schlimmeres ertragen“, zischte Leia.
„Seid Ihr Euch da sicher?“, spottete derjenige, den sie getreten hatte, während er sich über den Mund wischte. „Ich werde Eure Meinung ändern.“
„Wenn du einen Imperialen hattest, hattest du sie alle“, bellte sie.
Sie riss den Kopf zur Seite und biss in die Hände an ihren Schultern; von einem Fluchen begleitet, wurde sie losgelassen, und sie hob die Hände, um sich im Kampf zu wehren, so vergeblich es wahrscheinlich auch war – beide Soldaten stürmten vor, packten sie und schlugen sie gegen die reflektierende Fläche.
Sie schloss die Augen und öffnete sie atemlos wieder.
Der Kader der Sturmtruppen schaute zu, stumme weiße Masken, stumme schwarze Augen – unterhalten oder gleichgültig, sie wusste es nicht. Sie standen müßig da und schauten zu, und dann, den Bruchteil einer Sekunde später, standen sie aufrecht, als die Tür aufflog und der schwarze Meister höchstpersönlich eintrat.
Er hob die Hand, zuckte mühelos mit zwei Fingern und die zwei Soldaten, die Leia festnagelten, wurden weit weggeschleudert und krachten mit erstaunlicher Entbehrlichkeit in entgegengesetzte Wände des Raumes.
Jeder von ihnen stieß ein Jaulen aus, ein entsetztes Quietschen, und als ihre Schmerzens- und Protestlaute sich legten, atmete Vader in die Stille hinein, bedrohlich und gebieterisch.
„Geht“, sprach er, eine abrupte, kalte Äußerung – und die Soldaten drängten und eilten an den Sturmtrupplern vorbei, wobei sie zerknitterte Kappen auf dem Boden zurückließen.
Ein erneutes müheloses Zucken seiner Hand erfolgte und die Tür glitt zu, ließ Leia alleine mit Vader eingeschlossen zurück – sie senkte den Kopf, wandte sich unwillkürlich ab – machte sich klein – es gab nichts, wohin sie fliehen konnte.
Vader trat neben sie, wobei er ihr nur einen beiläufigen Blick zuwarf.
Er wandte sich der reflektierenden Fläche zu.
„Man wird Euch kein zweites Mal vergewaltigen“, bemerkte er gefühllos, seine tiefe, raue Stimme hallte wie ein Schock durch sie hindurch und lähmte ihr Rückgrat. „Ich habe keine Zeit für prosaische Vulgarität.“
Leia warf den Sturmtrupplern durch ihre Wimpern hindurch einen Blick zu, dann der Tür – es war sinnlos, zu fliehen, aber sie könnte es versuchen – sie musste sich nicht ergeben – was wollte Vader von ihr, Dankbarkeit?
Sie ballte die Hände zu Fäusten und stieß sich von der Fläche ab, rannte direkt in die Sturmtruppler hinein. Sie hielten sie auf, wie sie es erwartet hatte, und drehten sie wieder um. Vader hob die Hand und machte ein Zeichen, alles ohne zu reagieren, ohne sich umzudrehen.
„Ich habe keine Informationen“, keuchte Leia wütend, die Worte sprudelten aus ihr heraus.
Vader sagte nichts; die Sturmtruppler hielten sie fest und sie starrte Vaders Rücken an, den Kopf zum Rand seines Helms gehoben.
„Euer ausgiebig verwendetes Repertoire wird in meiner Gegenwart zum lästigen Konversationsfüller“, erwiderte Vader.
Erneut hob er die Hand und die Sturmtruppler schoben sie nach vorne, sodass sie gezwungenermaßen neben ihm stand.
„Ich weiß nichts“, spottete Vader und ahmte sie nach, ohne auch nur einen einzigen Aspekt seines Tonfalls zu ändern. „Ich werde nichts verraten.“
Ihre Worte vom Todesstern.
Sie stellte sich vor, wie ein langsames, krankes Lächeln sich unter der Maske auf seinem Gesicht ausbreitete – wenn es tatsächlich ein Gesicht war, dort unter der Maske.
„Ich habe nicht die Absicht, Euch etwas zu fragen, Eure Hoheit.“
Leias Magen drehte sich um, die Augen weiteten sich.
Der Teil ihres Inneren klagte wieder – Tut mir nicht weh, bitte. Tut mir nicht weh. Und sein Gegenstück feuerte zurück – Ich habe das hier bereits überlebt, ich bin unantastbar, ich bin unantastbar –
Dann flehte der andere Teil ihrer Seele und erinnerte sie – Das bist du nicht.
Vaders Hand bewegte sich und er brachte Lichter um sie herum zum Aufleuchten, sodass sie durch die reflektierende Scheibe hindurch in einen Raum starrte – ein mechanisches Gefängnis, mit einem einzigen elektrischen Scangitter in der Mitte.
Ihr Mund fühlte sich trocken an.
„Bringt Captain Solo herein.“
Leia stürzte unkontrolliert nach vorne; sie war gefährlich nahe daran, mit Nase und Mund auf dem Glas aufzuschlagen, sich die Knochen zu brechen und zu bluten.
Ihre Seele zitterte und schrie auf – Warum hast du es getan, Leia, warum hast du ihn geliebt, du hast ihnen eine fatale Schwäche geliefert – du selbstsüchtige, dumme, kleine Prinzessin, du warst unzerbrechlich in Eisen und hast deine Rüstung rosten lassen –
Sie hätte es niemals tun sollen. Sie hätte Han niemals etwas bedeuten lassen sollen. Wenn sie zurückhaltend geblieben wäre, wäre sie immer noch so hart und taub, wie das Imperium sie zurückgelassen hatte, als sie Alderaan vernichtet hatten –
Es würde immer noch wehtun, auch wenn du ihm nie erlaubt hättest, dich zu berühren – argumentierte ihr Kopf – aber ihr Herz schrie – Du dumme, kleine Prinzessin, du hast eine Fantasie greifbar gemacht und sie werden dich damit töten.
Leia fühlte sich unfähig zu atmen.
Im Raum vor ihr kämpfte Han gegen seine Entführer, wehrte sich vergeblich dagegen, an das Gerät geschnallt zu werden, fluchte, was das Zeug hielt, spuckte und knirschte mit den Zähnen.
Vader machte ein düsteres, spöttisches Geräusch.
„Niederträchtiger Abschaum“, bemerkte er gedehnt, fast neugierig. „Ein nutzloser Krimineller, der Platz im Universum verschwendet – und Ihr beschmutzt Euch mit ihm“, rasselte Vader. „Liebe: wie charmant.“
Leias Lippen bewegten sich lautlos und Vader machte einen Schritt zurück, fokussierte sich auf sie und begann umherzustreifen. Sein Umhang wallte, seine schweren Stiefel trafen bedrohlich auf den Boden und er umkreiste Leia, während sie zuschaute, wie Schalter für Han kalibriert wurden.
„Han hat keine Informationen für Euch“, drängte Leia und hob den Kopf.
Vader schwieg immer noch, dann blieb er hinter ihr stehen, während sein Atem eisig widerhallte.
„Ich habe nicht die Absicht, ihn irgendetwas zu fragen“, merkte er an, wie er es Augenblicke zuvor auch zu Leia gesagt hatte.
Entsetzt öffnete Leia den Mund und ihre Kehle verengte sich.
Vader trat näher, ragte über ihr auf und warf seinen Schatten über sie.
„Ihr, Prinzessin, wart eine besonders unerfreuliche Gefangene, als wir uns das letzte Mal begegnet sind“, dröhnte er kühl, gefasst und eisig. „Bewundernswert in Eurer Widerstandskraft; unzulänglich für meine Absichten.“
Vader legte seine behandschuhte, metallene Hand in ihren Nacken, seine Finger berührten ihre Kehle fast sanft.
„Damals hatte ich nicht das Vergnügen, Euch zu brechen“, rasselte er.
Er hob seine andere Hand, die Handfläche flach, machte eine Bewegung, ein stummes Signal, und im Nebenraum ging außerhalb ihres Blickfelds ein Licht an.
„Ich beabsichtige, Euch jetzt zu vernichten.“
Ohne Vorwarnung leuchtete der gesamte Raum voller Elektrizität auf, und Han, der zum Scangitter herabgesenkt wurde, gab einen spitzen Schrei von sich – ein Geräusch, als ob er offensichtlich versuchte, nicht zu schreien, um den Anschein zu bewahren, aber die Funken begannen zu fliegen –
Leia erstickte fast – ein Schrei, der ihren Kopf durchzuckte und ihr in die Knochen fuhr, blieb ihr in der Kehle stecken, und sie zog sich in sich selbst zurück, von Angst und Verzweiflung gepackt – Tut ihm nicht weh, tötet ihn nicht, nehmt ihn mir nicht weg –
Sie versuchte, nach vorne zu entkommen, aber Vaders Fingerspitzen gruben sich in ihren Nacken und hielten sie fest.
Han schrie, kämpfte gegen die Hitze an, den Schmerz – und Leia riss den Kopf zur Seite – Vader hielt ihn fest und zwang sie mit starrer Brutalität, geradeaus zu schauen – seine Berührung schien sich in ihre Haut zu graben, in ihre Kehle, fixierte sie an Ort und Stelle und versengte sie.
„Ich will, dass Ihr schreit, Eure Hoheit“, bemerkte Vader, als ob er um ein Glas Wein bäte. „Ich will, dass Ihr um Gnade bettelt.“
In ihrem Inneren herrschte Krieg, er stürmte und tobte – die Teile von ihr, die aus Stahl und Ziegelstein und Eisen bestanden, erbebten vor Kraft, weigerten sich, niedergerissen zu werden; diese Teile zeigten sich stur, wütend und fest entschlossen, niemals von diesen Tyrannen gebrochen zu werden –
– doch die Teile von ihr, die rissig und weich waren, erschöpft und müde, zerrissen und zerfetzt und die aus Baumwolle und wundem, vernarbtem Muskelgewebe bestanden – diese Teile lösten sich mehr und mehr auf, sie schmerzten und sie wollte auf die Knie fallen und schreien –
Ich – kann – es – nicht – ertragen.
Sie konnte nicht sprechen, während der Krieg in ihrem Inneren tobte, sie war nicht dazu erzogen, zu betteln, und sie war nicht dazu erzogen, auf Gewalt und Aggression zu reagieren, aber sie hatte in diesem Kampf so viel über Liebe und Aufopferung gelernt –
„Tut mir weh“, keuchte Leia mit rauer Kehle. „Tut mir stattdessen weh.“
Vaders Fingerspitzen bohrten sich fester in sie hinein.
„Ich tue Euch weh.“
Er senkte den Kopf, sein Helm berührte ihre Schulter, und sie zuckte mit dem Kopf; er hielt sie schmerzhaft fest, verstärkte ihre Hilflosigkeit.
„Schreit, Prinzessin“, riet er ihr eintönig, erschreckend distanziert, sogar neugierig. „Fleht.“
Leia kämpfte sich nach vorne, fühlte, wie sich Druckstellen an ihrem Nacken bildeten; abwechselnd versuchte sie, zu kreischen und sich zurückzuhalten – warum konnte sie nicht schreien, warum war es so schwer? War es Lähmung oder Stolz?
Hans Schreie waren heiser geworden, wütend und gewaltsam, aber schwach – immer wieder versuchte er, vor der Folter zurückzuweichen, aber er war gefangen – und Leia fühlte sich hohl und krank, als ob jedes Gramm Energie, das sie Han entzogen, das Leben aus ihr heraussog.
„Han“, wisperte sie schließlich. „Han“, rief sie leise.
„Lauter.“
Zitternd biss Leia die Zähne zusammen. Sie versuchte, sich Vaders Griff zu entziehen.
„Lauter, Eure Hoheit.“
„Lasst mich los“, schluchzte sie; sie war wütend auf ihr eigenes Schluchzen.
Han war plötzlich still und die Männer, die sich bei ihm im Raum befanden, prüften seine Vitalwerte – sie taten etwas, schockten ihn; er war wieder bei Bewusstsein, schwach und misstrauisch – dieses Mal schrie er nicht, er versuchte nur, seinen Kopf wegzuziehen –
Leia warf sich nach vorne, am Boden zerstört, zerrissen – sie versuchte, tief Luft zu holen, und war endlich dazu in der Lage, zu schreien, das Geräusch platzte aus ihrer Kehle und brannte durch den Raum.
Der Laut war unzusammenhängend und wortlos, und sie fühlte, wie Vaders eiserner Griff sich lockerte – sie schlug mit der Faust gegen die Wand.
„Han“, schrie sie. „Stop“, die Worte begannen, aus ihr herauszuströmen – „Hört auf, Lord Vader – bitte hört auf. Tut ihm nicht weh“, mit zitternden Händen wirbelte sie herum, überraschte sich selbst und sogar ihn, als sie die Hand ausstreckte und den tintenschwarzen Umhang mit ihren weißen Knöcheln umklammerte. „Lasst ihn gehen. Lasst ihn gehen“, flehte sie.
„Lord Vader“, hallte eine metallische Stimme aus einem Lautsprecher. „Weitere Einwirkung ist wahrscheinlich tödlich.“
Leias Knie schlugen auf dem Boden auf, sie hielt seinen Umhang fest in ihrer Hand.
Ein weiterer Schrei entwich ihr, etwas Prunkvolles und Teures, das tief aus ihrem Inneren kam, und sie war heiser, als er verging, doch sie brachte immer noch Bitten vor wie Gebete –
„Nicht Han – tut ihm nicht weh – bitte – bitte – ich werde alles tun. Ich werde alles tun.“
Sie wurde von weißen, gepanzerten Händen nach oben gerissen, auf die Beine gestellt und stand Vader gegenüber.
Er schaute sie an, unergründlich wie immer, die Hand erhoben – als sie den Kopf drehte, sah sie, dass die Folter aufgehört hatte; Han lag schlaff in den Riemen und ein Droide begutachtete seine Schäden.
Da war Vaders Hand, in einer schrecklichen Unterlassungsanordnung erhoben, da war Han, und dazwischen das reflektierende Glas mit einem scharfen, aufgebrochenen Riss darin, der zuvor nicht da gewesen war – und Vader starrte darauf.
Die Luft knisterte vor Spannung, Elektrizität und den verklingenden Echos von Leias Leid und Vaders Triumph.
Er zog die Finger an und drehte sich dann langsam, langsam zu ihr um, während er die Hand senkte.
Leia hob den Blick zu den schwarzen Tiefen seiner Maske und versuchte, noch etwas Trotz in sich zu finden.
Sie schämte sich nicht, um Han gebettelt zu haben; sie war nicht gebrochen – sie zerquetschte die Teile von ihr, die sie beschuldigten, Liebe ihre Schwäche sein zu lassen; sie erinnerte sich daran, dass Liebe niemals eine Schwäche war.
„Wie habt Ihr das mit dem Glas angestellt?“, rasselte Vader und deutete scharf darauf.
Leia blinzelte nicht, schaute nicht hin – sie hatte dem Glas verdammt noch mal nichts angetan, aber als er sie anstarrte, hatte sie keine Möglichkeit, zu wissen, dass Vader sich an eine andere Form von Schrei erinnerte; eine Sirene, die die Macht durchdrang.
Plötzlich sprach er – und stieß sie mit den Worten, die er sagte, zurück in ihre Zelle auf dem Todesstern –
„Was seid Ihr?“
Sie konnte nicht atmen, während sie sich an dieselbe Frage erinnerte, an jenem Tag, an dem Alderaan gestorben war – und als sie daran dachte, und als sie an Han dachte, sagte sie dasselbe, was sie damals geantwortet hatte –
„Zur Hölle mit Euch.“
Barsch krächzte sie die Worte, wobei sie die Tränen ignorierte, die ihren Augen entkamen und sich in ihre Wangen brannten.
Sie konnte sein Gesicht nicht sehen, aber irgendwie sah sie ihn vor ihrem geistigen Auge lächeln.
Er richtete sich auf und gab den Sturmtrupplern ein Signal. Sie warf einen Blick auf das reflektierende Glas; Han war fort – der Raum war leer.
„Bringt sie mit ihrem Schmuggler-Abschaum in eine Zelle“, befahl Vader in mildem, nachdenklichem Ton.
Sie wurde ergriffen – und wieder gab es keine Handschellen.
Sie wurde vom schraubstockartigen Griff der Sturmtruppler festgehalten, in Todesqualen gefangen, bis ins Mark erschüttert: am Boden zerstört.
Und im Inneren schrie sie.
Autorin: madame.alexandra
Originaltitel: Schreie
Schreie
Dieses Mal gab es keine Handschellen.
Sie wurde vom schraubstockartigen Griff der Sturmtruppler festgehalten; gefangen und durch ihre eigene Angst gelähmt, wurde sie durch Flure, die sie sich einzuprägen versuchte, vom Abendessen weggezerrt und abgeführt, an Wesen vorbei, die sich zwangen, in eine andere Richtung zu schauen.
Die zwei menschlichen imperialen Soldaten, die die weißgekleideten Klonbastarde leiteten, schienen auf lüsterne Art hocherfreut, dass man ihnen die Verantwortung für die Prinzessin übertragen hatte, und doch konnte Leia, obwohl sie nur allzu persönlich über die Neigungen anzüglich grinsender Soldaten Bescheid wusste, kaum einen Gedanken an das verschwenden, was sie leise murmelten, was sie mit ihr planten, wenn sie sie dort hatten, wo sie sie hinbringen sollten –
Es war Han, an den sie dachte, Han und Vader – Vader hatte Han mitgenommen. Vader hatte den Wachen seine unbekümmerten, rasselnden Befehle erteilt und sie hatten Leia an ihrem Platz festgehalten, während der Sith-Lord persönlich Han vom Tisch gezerrt und ihn mühelos über den Boden und hinter eine geschlossene Tür geschleift hatte – außer Sichtweite, Gott alleine wusste, wohin – vielleicht in die Hölle.
Sie kämpfte heftig gegen den Griff ihrer Entführer an, bekam einen gepanzerten Ellenbogen in die Rippen, krümmte sich und verlor den Halt. Ein Sturmtruppler fing sie auf; ein uniformierter Soldat packte ihren anderen Arm und riss sie gehässig lächelnd nach vorne.
„Wo ist Ihre anmutige Haltung, Eure Hoheit?“, hauchte er ihr ins Ohr.
Leia drehte den Kopf weg, die Zähne fest aufeinandergepresst.
Sie blickte auf, als sie hörte, wie eine Tür sich zischend öffnete; sie wurde so fest hineingestoßen, dass sie das Gleichgewicht verlor. Sie schlug mit den Knien auf und fing einen schlimmeren Sturz ab, indem sie sich mit der Handfläche abstützte, für einen Moment außer Atem; Stiefel klackten und die Tür schloss sich zischend hinter ihr.
Sie hörte ein gedämpftes Gespräch – Hat er gesagt, was wir mit ihr tun sollen? Was immer wir wollen, denke ich. – Ich will sie zuerst.
Leia sah auf und zog die Hand an ihren Bauch. Sie ballte sie zur Faust.
Nein-nein-nein, nicht schon wieder, nicht schon wieder, begann ein Mantra in ihrem Kopf. Dieses Mal werde ich sterben, ich werde mich so sehr wehren, dass es mich umbringt.
Sie erhob sich und stand aufrecht, die Schultern gerade, und blinzelte – der Raum war dunkel, schummerig – ein Kerker, ein Gefängnis? Sie wusste es nicht. Sie erblickte eine Glasscheibe, vielleicht ein reflektierender Bildschirm – aber das Licht war gedimmt und sie wusste nicht, was das alles bedeutete.
Vielleicht werden sie mich dieses Mal töten, dachte sie schmerzlich, dieses Mal – weiß ich wirklich nichts.
Sie und Han hatten noch nicht einmal Kontakt mit der Rebellenflotte aufgenommen – keiner von ihnen wusste, wo ihre verzweifelte kleine Bande von Aufständischen zu finden war – sie wusste nichts, und egal, wie sehr Vader sie misshandelte –
Ein Teil von ihr klagte – Ich kann das nicht wieder ertragen, tut mir nicht wieder weh, rührt mich nicht an, bitte – !
Der andere Teil schrie – Tötet mich. Versucht, mir wehzutun. Dieses Mal gibt es nichts, das ihr mir nehmen könnt. Es ist nichts übrig.
Leias Kehle schnürte sich zu und ihr Herz pochte, hämmerte gegen ihre Rippen, brannte vor Sorge und Angst, flüsterte ihr ein drittes Grauen zu –
Doch, wisperte ihre Seele, es gibt etwas, was er dir nehmen kann; du hast nachgegeben.
Eine Hand umschloss ihren Nacken, raues Fleisch schob sich gegen ihre Haut, verletzte sie und drehte ihr Gesicht einem grausigen Grinsen zu, das Demütigung und Gewalt versprach.
„Ihr wart schon einmal bei uns, Prinzessin“, schnarrte der Soldat.
„Ihr seid ein alter Profi in dem, was wir für Euch haben“, ergänzte der andere.
Leia fletschte die Zähne.
„Versucht es doch“, krächzte sie.
Einer von ihnen zog sie grob an sich und drehte sie dem anderen zu; mit einer Hand griff er nach ihrem Hals, mit der anderen zwischen ihre Beine, und Leia trat heftig um sich, ihr Fuß traf auf seinen Arm und bewegte sich weiter, zwängte sich durch, um ihn am Kinn zu treffen.
„Macht es nicht noch schlimmer für Euch“, knurrte der Mann hinter ihr.
„Ich habe schon Schlimmeres ertragen“, zischte Leia.
„Seid Ihr Euch da sicher?“, spottete derjenige, den sie getreten hatte, während er sich über den Mund wischte. „Ich werde Eure Meinung ändern.“
„Wenn du einen Imperialen hattest, hattest du sie alle“, bellte sie.
Sie riss den Kopf zur Seite und biss in die Hände an ihren Schultern; von einem Fluchen begleitet, wurde sie losgelassen, und sie hob die Hände, um sich im Kampf zu wehren, so vergeblich es wahrscheinlich auch war – beide Soldaten stürmten vor, packten sie und schlugen sie gegen die reflektierende Fläche.
Sie schloss die Augen und öffnete sie atemlos wieder.
Der Kader der Sturmtruppen schaute zu, stumme weiße Masken, stumme schwarze Augen – unterhalten oder gleichgültig, sie wusste es nicht. Sie standen müßig da und schauten zu, und dann, den Bruchteil einer Sekunde später, standen sie aufrecht, als die Tür aufflog und der schwarze Meister höchstpersönlich eintrat.
Er hob die Hand, zuckte mühelos mit zwei Fingern und die zwei Soldaten, die Leia festnagelten, wurden weit weggeschleudert und krachten mit erstaunlicher Entbehrlichkeit in entgegengesetzte Wände des Raumes.
Jeder von ihnen stieß ein Jaulen aus, ein entsetztes Quietschen, und als ihre Schmerzens- und Protestlaute sich legten, atmete Vader in die Stille hinein, bedrohlich und gebieterisch.
„Geht“, sprach er, eine abrupte, kalte Äußerung – und die Soldaten drängten und eilten an den Sturmtrupplern vorbei, wobei sie zerknitterte Kappen auf dem Boden zurückließen.
Ein erneutes müheloses Zucken seiner Hand erfolgte und die Tür glitt zu, ließ Leia alleine mit Vader eingeschlossen zurück – sie senkte den Kopf, wandte sich unwillkürlich ab – machte sich klein – es gab nichts, wohin sie fliehen konnte.
Vader trat neben sie, wobei er ihr nur einen beiläufigen Blick zuwarf.
Er wandte sich der reflektierenden Fläche zu.
„Man wird Euch kein zweites Mal vergewaltigen“, bemerkte er gefühllos, seine tiefe, raue Stimme hallte wie ein Schock durch sie hindurch und lähmte ihr Rückgrat. „Ich habe keine Zeit für prosaische Vulgarität.“
Leia warf den Sturmtrupplern durch ihre Wimpern hindurch einen Blick zu, dann der Tür – es war sinnlos, zu fliehen, aber sie könnte es versuchen – sie musste sich nicht ergeben – was wollte Vader von ihr, Dankbarkeit?
Sie ballte die Hände zu Fäusten und stieß sich von der Fläche ab, rannte direkt in die Sturmtruppler hinein. Sie hielten sie auf, wie sie es erwartet hatte, und drehten sie wieder um. Vader hob die Hand und machte ein Zeichen, alles ohne zu reagieren, ohne sich umzudrehen.
„Ich habe keine Informationen“, keuchte Leia wütend, die Worte sprudelten aus ihr heraus.
Vader sagte nichts; die Sturmtruppler hielten sie fest und sie starrte Vaders Rücken an, den Kopf zum Rand seines Helms gehoben.
„Euer ausgiebig verwendetes Repertoire wird in meiner Gegenwart zum lästigen Konversationsfüller“, erwiderte Vader.
Erneut hob er die Hand und die Sturmtruppler schoben sie nach vorne, sodass sie gezwungenermaßen neben ihm stand.
„Ich weiß nichts“, spottete Vader und ahmte sie nach, ohne auch nur einen einzigen Aspekt seines Tonfalls zu ändern. „Ich werde nichts verraten.“
Ihre Worte vom Todesstern.
Sie stellte sich vor, wie ein langsames, krankes Lächeln sich unter der Maske auf seinem Gesicht ausbreitete – wenn es tatsächlich ein Gesicht war, dort unter der Maske.
„Ich habe nicht die Absicht, Euch etwas zu fragen, Eure Hoheit.“
Leias Magen drehte sich um, die Augen weiteten sich.
Der Teil ihres Inneren klagte wieder – Tut mir nicht weh, bitte. Tut mir nicht weh. Und sein Gegenstück feuerte zurück – Ich habe das hier bereits überlebt, ich bin unantastbar, ich bin unantastbar –
Dann flehte der andere Teil ihrer Seele und erinnerte sie – Das bist du nicht.
Vaders Hand bewegte sich und er brachte Lichter um sie herum zum Aufleuchten, sodass sie durch die reflektierende Scheibe hindurch in einen Raum starrte – ein mechanisches Gefängnis, mit einem einzigen elektrischen Scangitter in der Mitte.
Ihr Mund fühlte sich trocken an.
„Bringt Captain Solo herein.“
Leia stürzte unkontrolliert nach vorne; sie war gefährlich nahe daran, mit Nase und Mund auf dem Glas aufzuschlagen, sich die Knochen zu brechen und zu bluten.
Ihre Seele zitterte und schrie auf – Warum hast du es getan, Leia, warum hast du ihn geliebt, du hast ihnen eine fatale Schwäche geliefert – du selbstsüchtige, dumme, kleine Prinzessin, du warst unzerbrechlich in Eisen und hast deine Rüstung rosten lassen –
Sie hätte es niemals tun sollen. Sie hätte Han niemals etwas bedeuten lassen sollen. Wenn sie zurückhaltend geblieben wäre, wäre sie immer noch so hart und taub, wie das Imperium sie zurückgelassen hatte, als sie Alderaan vernichtet hatten –
Es würde immer noch wehtun, auch wenn du ihm nie erlaubt hättest, dich zu berühren – argumentierte ihr Kopf – aber ihr Herz schrie – Du dumme, kleine Prinzessin, du hast eine Fantasie greifbar gemacht und sie werden dich damit töten.
Leia fühlte sich unfähig zu atmen.
Im Raum vor ihr kämpfte Han gegen seine Entführer, wehrte sich vergeblich dagegen, an das Gerät geschnallt zu werden, fluchte, was das Zeug hielt, spuckte und knirschte mit den Zähnen.
Vader machte ein düsteres, spöttisches Geräusch.
„Niederträchtiger Abschaum“, bemerkte er gedehnt, fast neugierig. „Ein nutzloser Krimineller, der Platz im Universum verschwendet – und Ihr beschmutzt Euch mit ihm“, rasselte Vader. „Liebe: wie charmant.“
Leias Lippen bewegten sich lautlos und Vader machte einen Schritt zurück, fokussierte sich auf sie und begann umherzustreifen. Sein Umhang wallte, seine schweren Stiefel trafen bedrohlich auf den Boden und er umkreiste Leia, während sie zuschaute, wie Schalter für Han kalibriert wurden.
„Han hat keine Informationen für Euch“, drängte Leia und hob den Kopf.
Vader schwieg immer noch, dann blieb er hinter ihr stehen, während sein Atem eisig widerhallte.
„Ich habe nicht die Absicht, ihn irgendetwas zu fragen“, merkte er an, wie er es Augenblicke zuvor auch zu Leia gesagt hatte.
Entsetzt öffnete Leia den Mund und ihre Kehle verengte sich.
Vader trat näher, ragte über ihr auf und warf seinen Schatten über sie.
„Ihr, Prinzessin, wart eine besonders unerfreuliche Gefangene, als wir uns das letzte Mal begegnet sind“, dröhnte er kühl, gefasst und eisig. „Bewundernswert in Eurer Widerstandskraft; unzulänglich für meine Absichten.“
Vader legte seine behandschuhte, metallene Hand in ihren Nacken, seine Finger berührten ihre Kehle fast sanft.
„Damals hatte ich nicht das Vergnügen, Euch zu brechen“, rasselte er.
Er hob seine andere Hand, die Handfläche flach, machte eine Bewegung, ein stummes Signal, und im Nebenraum ging außerhalb ihres Blickfelds ein Licht an.
„Ich beabsichtige, Euch jetzt zu vernichten.“
Ohne Vorwarnung leuchtete der gesamte Raum voller Elektrizität auf, und Han, der zum Scangitter herabgesenkt wurde, gab einen spitzen Schrei von sich – ein Geräusch, als ob er offensichtlich versuchte, nicht zu schreien, um den Anschein zu bewahren, aber die Funken begannen zu fliegen –
Leia erstickte fast – ein Schrei, der ihren Kopf durchzuckte und ihr in die Knochen fuhr, blieb ihr in der Kehle stecken, und sie zog sich in sich selbst zurück, von Angst und Verzweiflung gepackt – Tut ihm nicht weh, tötet ihn nicht, nehmt ihn mir nicht weg –
Sie versuchte, nach vorne zu entkommen, aber Vaders Fingerspitzen gruben sich in ihren Nacken und hielten sie fest.
Han schrie, kämpfte gegen die Hitze an, den Schmerz – und Leia riss den Kopf zur Seite – Vader hielt ihn fest und zwang sie mit starrer Brutalität, geradeaus zu schauen – seine Berührung schien sich in ihre Haut zu graben, in ihre Kehle, fixierte sie an Ort und Stelle und versengte sie.
„Ich will, dass Ihr schreit, Eure Hoheit“, bemerkte Vader, als ob er um ein Glas Wein bäte. „Ich will, dass Ihr um Gnade bettelt.“
In ihrem Inneren herrschte Krieg, er stürmte und tobte – die Teile von ihr, die aus Stahl und Ziegelstein und Eisen bestanden, erbebten vor Kraft, weigerten sich, niedergerissen zu werden; diese Teile zeigten sich stur, wütend und fest entschlossen, niemals von diesen Tyrannen gebrochen zu werden –
– doch die Teile von ihr, die rissig und weich waren, erschöpft und müde, zerrissen und zerfetzt und die aus Baumwolle und wundem, vernarbtem Muskelgewebe bestanden – diese Teile lösten sich mehr und mehr auf, sie schmerzten und sie wollte auf die Knie fallen und schreien –
Ich – kann – es – nicht – ertragen.
Sie konnte nicht sprechen, während der Krieg in ihrem Inneren tobte, sie war nicht dazu erzogen, zu betteln, und sie war nicht dazu erzogen, auf Gewalt und Aggression zu reagieren, aber sie hatte in diesem Kampf so viel über Liebe und Aufopferung gelernt –
„Tut mir weh“, keuchte Leia mit rauer Kehle. „Tut mir stattdessen weh.“
Vaders Fingerspitzen bohrten sich fester in sie hinein.
„Ich tue Euch weh.“
Er senkte den Kopf, sein Helm berührte ihre Schulter, und sie zuckte mit dem Kopf; er hielt sie schmerzhaft fest, verstärkte ihre Hilflosigkeit.
„Schreit, Prinzessin“, riet er ihr eintönig, erschreckend distanziert, sogar neugierig. „Fleht.“
Leia kämpfte sich nach vorne, fühlte, wie sich Druckstellen an ihrem Nacken bildeten; abwechselnd versuchte sie, zu kreischen und sich zurückzuhalten – warum konnte sie nicht schreien, warum war es so schwer? War es Lähmung oder Stolz?
Hans Schreie waren heiser geworden, wütend und gewaltsam, aber schwach – immer wieder versuchte er, vor der Folter zurückzuweichen, aber er war gefangen – und Leia fühlte sich hohl und krank, als ob jedes Gramm Energie, das sie Han entzogen, das Leben aus ihr heraussog.
„Han“, wisperte sie schließlich. „Han“, rief sie leise.
„Lauter.“
Zitternd biss Leia die Zähne zusammen. Sie versuchte, sich Vaders Griff zu entziehen.
„Lauter, Eure Hoheit.“
„Lasst mich los“, schluchzte sie; sie war wütend auf ihr eigenes Schluchzen.
Han war plötzlich still und die Männer, die sich bei ihm im Raum befanden, prüften seine Vitalwerte – sie taten etwas, schockten ihn; er war wieder bei Bewusstsein, schwach und misstrauisch – dieses Mal schrie er nicht, er versuchte nur, seinen Kopf wegzuziehen –
Leia warf sich nach vorne, am Boden zerstört, zerrissen – sie versuchte, tief Luft zu holen, und war endlich dazu in der Lage, zu schreien, das Geräusch platzte aus ihrer Kehle und brannte durch den Raum.
Der Laut war unzusammenhängend und wortlos, und sie fühlte, wie Vaders eiserner Griff sich lockerte – sie schlug mit der Faust gegen die Wand.
„Han“, schrie sie. „Stop“, die Worte begannen, aus ihr herauszuströmen – „Hört auf, Lord Vader – bitte hört auf. Tut ihm nicht weh“, mit zitternden Händen wirbelte sie herum, überraschte sich selbst und sogar ihn, als sie die Hand ausstreckte und den tintenschwarzen Umhang mit ihren weißen Knöcheln umklammerte. „Lasst ihn gehen. Lasst ihn gehen“, flehte sie.
„Lord Vader“, hallte eine metallische Stimme aus einem Lautsprecher. „Weitere Einwirkung ist wahrscheinlich tödlich.“
Leias Knie schlugen auf dem Boden auf, sie hielt seinen Umhang fest in ihrer Hand.
Ein weiterer Schrei entwich ihr, etwas Prunkvolles und Teures, das tief aus ihrem Inneren kam, und sie war heiser, als er verging, doch sie brachte immer noch Bitten vor wie Gebete –
„Nicht Han – tut ihm nicht weh – bitte – bitte – ich werde alles tun. Ich werde alles tun.“
Sie wurde von weißen, gepanzerten Händen nach oben gerissen, auf die Beine gestellt und stand Vader gegenüber.
Er schaute sie an, unergründlich wie immer, die Hand erhoben – als sie den Kopf drehte, sah sie, dass die Folter aufgehört hatte; Han lag schlaff in den Riemen und ein Droide begutachtete seine Schäden.
Da war Vaders Hand, in einer schrecklichen Unterlassungsanordnung erhoben, da war Han, und dazwischen das reflektierende Glas mit einem scharfen, aufgebrochenen Riss darin, der zuvor nicht da gewesen war – und Vader starrte darauf.
Die Luft knisterte vor Spannung, Elektrizität und den verklingenden Echos von Leias Leid und Vaders Triumph.
Er zog die Finger an und drehte sich dann langsam, langsam zu ihr um, während er die Hand senkte.
Leia hob den Blick zu den schwarzen Tiefen seiner Maske und versuchte, noch etwas Trotz in sich zu finden.
Sie schämte sich nicht, um Han gebettelt zu haben; sie war nicht gebrochen – sie zerquetschte die Teile von ihr, die sie beschuldigten, Liebe ihre Schwäche sein zu lassen; sie erinnerte sich daran, dass Liebe niemals eine Schwäche war.
„Wie habt Ihr das mit dem Glas angestellt?“, rasselte Vader und deutete scharf darauf.
Leia blinzelte nicht, schaute nicht hin – sie hatte dem Glas verdammt noch mal nichts angetan, aber als er sie anstarrte, hatte sie keine Möglichkeit, zu wissen, dass Vader sich an eine andere Form von Schrei erinnerte; eine Sirene, die die Macht durchdrang.
Plötzlich sprach er – und stieß sie mit den Worten, die er sagte, zurück in ihre Zelle auf dem Todesstern –
„Was seid Ihr?“
Sie konnte nicht atmen, während sie sich an dieselbe Frage erinnerte, an jenem Tag, an dem Alderaan gestorben war – und als sie daran dachte, und als sie an Han dachte, sagte sie dasselbe, was sie damals geantwortet hatte –
„Zur Hölle mit Euch.“
Barsch krächzte sie die Worte, wobei sie die Tränen ignorierte, die ihren Augen entkamen und sich in ihre Wangen brannten.
Sie konnte sein Gesicht nicht sehen, aber irgendwie sah sie ihn vor ihrem geistigen Auge lächeln.
Er richtete sich auf und gab den Sturmtrupplern ein Signal. Sie warf einen Blick auf das reflektierende Glas; Han war fort – der Raum war leer.
„Bringt sie mit ihrem Schmuggler-Abschaum in eine Zelle“, befahl Vader in mildem, nachdenklichem Ton.
Sie wurde ergriffen – und wieder gab es keine Handschellen.
Sie wurde vom schraubstockartigen Griff der Sturmtruppler festgehalten, in Todesqualen gefangen, bis ins Mark erschüttert: am Boden zerstört.
Und im Inneren schrie sie.