Sirenengesang
von Lux aeterna
Kurzbeschreibung
Lord Vader hat lähmende Kopfschmerzen und ihr Ursprung fasziniert ihn.
OneshotAngst, Übernatürlich / P16 / Gen
Anakin Skywalker / Darth Vader
Leia Organa
22.11.2021
22.11.2021
1
1.962
5
22.11.2021
1.962
Diese Geschichte wurde ursprünglich in englischer Sprache veröffentlicht und nach Rücksprache mit der Autorin von mir übersetzt, um sie einem deutschsprachigen Publikum zugänglich zu machen. Obwohl ich nur als Übersetzerin fungiere, sind Reviews natürlich trotzdem mehr als willkommen. Alexandra, die Autorin, schreibt unter dem Namen madame.alexandra und ist hauptsächlich auf fanfiction.net unterwegs.
Autorin: madame.alexandra
Originaltitel: Siren Song
Die Kampfstation erbebte von der Kraft des planetarischen Todes und dem Anschwellen der ungebändigten Angst und Panik, die durch die Macht barst, als der Moment der Zerstörung vorüberging – die entsetzten und geschockten Schreie und Klagelaute vieler Milliarden wurden in einer sonnenhellen Explosion zum Schweigen gebracht, verzweifelte Laute der Angst verblassten zu einem verzehrenden Nichts –
Lange nachdem die Klagen des sterbenden Alderaan in Stille versunken waren, dröhnte ein einsamer Schrei durch Lord Vaders Ohren –
Das Geräusch war wie Nägel, die über eine widerstandsfähige Oberfläche gezogen wurden; es war heftig, reißend, vor Angst und Verzweiflung angespannt; die schiere Kraft dahinter war greifbar und die Lautstärke war unbezähmbar – und Lord Vader lauschte dem Geräusch eine Weile mit unbeirrter Verachtung, wie es die Empörung der lebendigen Macht zum Ausdruck brachte – denn das war es, was er anfangs dahinter vermutete, eine hörbare Reaktion des Energiefeldes, das er verdrehte und manipulierte, und das gegen einen solch sadistischen und perversen Verlust von Leben protestierte.
Der einsame Schrei wurde nicht schwächer, er zeigte keine Anzeichen einer zunehmenden Ohnmacht, und so verwandelte sich Lord Vaders Verachtung in Neugierde, als er sich innerlich auf den Lärm konzentrierte, nicht in der Lage, seinen Ursprung zu lokalisieren – wenn es nicht der erstickte Aufschrei der Macht war, was dann? Alderaans Massen waren sofort verstummt, sogar die stärkste Präsenz war zu Asche und Stille geworden, und doch verweilte das unermüdliche Kreischen – und Lord Vaders Neugier verblasste zu Unbehagen und Frustration –
Der Schrei zerrte an seinem mentalen Gleichgewicht, pochte in seinem Schädel wie Hammerschläge und übertönte seine Gedanken – es war ein trostloser Schrei, ein verzweifeltes Klagelied, das Nuancen von Emotionen in sich trug, die von völliger Verzweiflung bis zu geschmolzener Rache reichten –
Lord Vader gab sich dem Laut hin, hinter Maske und Rüstung eingeschlossen, unergründlich, empörte sich über die Schmerzen in seinem Kopf, einen Kopfschmerz, wie er ihn seit seinen sterblichen Tagen nicht mehr erlebt hatte – die summende, abgehackte Unterhaltung der Offiziere um ihn herum verblasste, während er in seiner entschlossenen Analyse schmorte und durch den widerhallenden Schrei stöberte – war das Vergeltung, seine persönliche Bestrafung, der Funke des unterdrückten, erstickten Lichts, das in seinem Unterbewusstsein wegen dem, was er zugelassen hatte, gegen ihn wetterte – ?
Energisch griff er in die Macht ein, würgte das Energiefeld mit der befehlenden Hand der Sith – nicht bittend, wie die Jedi es taten, sondern Antworten fordernd – und er sah die Zellen der Kampfstation, erinnerte sich daran, wie die Laute der Gefangenen, die um Hilfe flehten und um Gnade schrien, manchmal durch die Flure hallten –
Die Erkenntnis traf ihn abrupt, ungläubig – es ließ ihn innehalten und seine Schläfen – das, was davon übrig war, die Masse fleckiger, verrottender Haut unter seiner Maske – pochten –
„Sie ist das.“
Seine Worte kamen schlagartig und unerwartet – ohne Bezug zu der aktuellen Diskussion, und Stille breitete sich unter den Offizieren aus, als sie ihn vorsichtig anschauten – Angst und Besorgnis lagen in ihren Augen.
„Lord Vader?“
Einer von ihnen wagte eine Frage, doch Vader antwortete nichts – sein angestrengter Atem dröhnte laut durch den Raum und er dachte über seine Erkenntnis nach – es war nicht ungewöhnlich für ihn, die Bitten und Klagen der Gefangene zu hören, wenn er sich mit der Macht verband, aber noch nie zuvor hatte einer von ihnen ihn außerhalb seiner Kontrolle geplagt – er hätte es früher erkennen sollen, aber die Macht konnte schwer fassbar sein, man musste die richtigen Fragen stellen.
Wortlos erhob sich Vader, hatte keinen Blick für Tarkin oder einen der anderen übrig, und verließ abrupt den Raum – seine Schritte waren schwer, sein Gang gebieterisch und einschüchternd, und keine Menschenseele stellte sich ihm in den Weg, als er auf ihren Zellenblock zumarschierte, während er den ganzen Weg entlang mit staunender Faszination, einer dunklen Art von Respekt und schließlich Zorn die Kraft dieses Schreis bewunderte –
Er warf den Wachen einen kalten Blick zu, als er sie passierte, und sagte nichts; sie schienen unbekümmert, doch sie hätten ihren Lärm stoppen sollen, lange bevor Vader eingreifen musste; sie zogen sich von ihm zurück – sie waren schlau genug, ihn nicht aufzuhalten, und er kam vor der Tür zu ihrer Zelle zum Stillstand, den Kopf zur Seite geneigt – neugierig, weil so eine halbe Portion von einem Mädchen, solch eine feindselige Göre, so viel zerstörerischen Lärm machen konnte, dass es ihn durch die Macht hindurch den ganzen Weg durch die Kampfstation plagte.
Mit der schwarz behandschuhten Hand auf der Schaltfläche öffnete er die Zellentür, füllte den Türrahmen mit seinen Ausmaßen, groß und schrecklich –
– und Lord Vader war zum ersten Mal seit Jahren verblüfft –
Er hatte mit Gewalt gerechnet – dass sie gegen die Wände trat, blutige Knöchel hatte, physische Beweise dieses wilden Kummers – und doch fand er nichts davon vor.
Die schmächtige Prinzessin saß in einer Ecke, den Rücken gerade, die Haut so klar und blass, wie sie eine Stunde zuvor gewesen war, als die Explosion ihrer Heimat in ihren geweiteten, feuchten Augen geglitzert hatte – sie saß still da, die Lippen zusammengepresst, kein Laut entkam ihr – was Vader zu dem Schluss kommen ließ, dass ihre Schreie aus dem Inneren kamen.
Auf dem Gesicht des Mädchens zeichneten sich keine Tränen ab, noch nicht einmal die Spuren trocknender Tränen – und als ihr Kopf sich drehte und sie ihn mit einem eisernen Gesichtsausdruck ansah, den Kiefer angespannt, verstärkte sich das elende Geräusch in dem Moment, in dem er ihren Blick auffing, und er dachte – sie weiß nicht, dass sie es tut.
Der Schrei brüllte auf und Vader widerstand dem erbärmlich menschlichen Drang, die Hände über die Ohren zu legen – sie war ein Würmchen, sie war nichts; eine reine, weiße Feder, ein stumpfer Dorn im Auge des Imperiums der Sith, und doch vibrierte sie und durchbohrte die Macht wie Blitze und Donner – und Vader wurde fast von der plötzlichen Erkenntnis umgeworfen, dass eine Verbindung bestand, die sicherzustellen schien, dass er ihre Präsenz fühlen konnte und ihre Verzweiflung durchlitt.
Er hob die Hand, die Handfläche nach oben gedreht.
„Seid still.“
Seine Stimme klang harsch und metallisch; ihr Blinzeln war das einzige Zeichen eines Zusammenzuckens – kaum wahrnehmbar runzelte sie verwirrt die Stirn und erwiderte nichts.
Der Schrei hielt an wie eine Sirene, und Vader machte einen Satz nach vorne; ihre Reaktion war unfreiwillig und schnell – sie drehte ihm den Rücken zu und bedeckte geräuschlos den Kopf mit den Händen, und er packte sie am Kleid und drehte sie um.
Heftig schloss sie die Augen, ihre Lippen bewegten sich stumm – vielleicht in einem Gebet; gequält von den Erinnerungen daran, was er ihr bereits angetan hatte, als er ihr auf der Suche nach Antworten durch den Kopf gefegt war.
„Seid still“, befahl er, sein Kopf loderte immer noch, während er gegen die Qual ankämpfte, die sie nicht aussprechen konnte – die elende, kleine Göre musste über eine verborgene Sensibilität verfügen, wenn all das Leid, das sie nicht ausdrücken konnte, weil sie zu traumatisiert war, durch das ätherische Reich drang –
– und ihn plagte, ihn über alles plagte, nach ihm griff und ihn packte, Gefühle von – Kummer, sogar Schuld hervorrief, Dinge, die er kaum als menschliche Emotionen wiedererkannte –
Er ließ sie los, als hätte er sich verbrannt, sein Gesicht nah an ihrem, atmete er ein – aus – ein – aus, schwer und konzentriert.
„Was seid Ihr?“, fragte er flüsternd, Worte quollen wie Schlangen aus seinem Mundstück.
Sie hob das Kinn und ein Verdacht überkam ihn, wand sich durch seine Eingeweide und in allen seinen ausgefransten und zerrissenen Muskeln – Machtsensitivität lauerte in ihr, so viel war offensichtlich – aber versteckt, und gut versteckt – jemand hat sie beschützt.
Er legte seinen Daumen und Zeigefinger auf ihre Stirn und hielt sie fest, bohrte wieder durch ihren Kopf – und wurde genauso mühelos frustriert wie beim letzten Mal – er taumelte nach hinten und sie wich in eine Ecke zurück, drehte den Kopf weg und begann, am ganzen Körper zu zittern.
Ungeübt, dachte er – so viel war klar. Sich ihrer selbst nicht bewusst.
„Wer seid Ihr?“, fragte er.
Seine Worte waren rhetorisch, nachdenklich – und ihre Schreie hielten an, jetzt zitternd, erstickt und ängstlich, ein Durcheinander von Worten und Gefühlen im Pulsieren der Macht um sie herum; sie wollte zu ihrer Mutter, sie wollte zu ihrem Vater, sie hasste das Imperium, sie würde sie alle umbringen –
Vader richtete sich auf – nachdenklich, beunruhigt; ihr Zorn war wunderschön.
Wenn er genutzt werden könnte –
Langsam atmete Vader aus, den Kopf wieder zur Seite geneigt.
Die Kraft ihrer Emotionen floss durch die Macht; wie Kraftstoff für Sternenzerstörer oder Benzin, der brennende Schmerz blieb an ihrem absoluten Tiefpunkt stabil und Lord Vader trat zurück – sie könnte eine zerstörerische Katastrophe sein, wenn er sie ausbilden würde.
„Interessant“, bemerkte er gefühllos.
Er bewegte sich auf sie zu, und dieses Mal machte sie ein Geräusch, ein verzweifeltes Keuchen, als ob sie versuchte, alle Kraft zusammenzukratzen, die ihr noch blieb – es war kein Laut der Unterwerfung, sondern ein grausames Geräusch, das ihn warnte, dass sie den Widerstand immer noch in sich trug, dass sie sich weigerte, um Gnade zu betteln.
Vader legte ihr seine Handfläche auf den Kopf und setzte sie mit einem scharfen Schlag, der direkt gegen ihr Innerstes gerichtet war, außer Gefecht.
Schlaft.
Er trat zurück, das Zischen seiner Atemmaske war plötzlich das einzige Geräusch im Raum – sie war verstummt, das Pochen in seinem Schädel ließ nach, und er schaute sie an, auf der Seite zusammengesunken, erschlafft und winzig und jung –
Etwas lauerte hier, eine schwer greifbare Wahrheit, ein Gespenst – und Vader kam zu dem Schluss, dass sie noch nützlich sein konnte, zur Hölle mit der Rebellenbasis – Tarkin würde gezwungen sein, ihre Hinrichtung aufzuschieben, während er mit dem Imperator über sie sprach.
Er kauerte sich hin, betrachtete sie, und wurde erneut von ihr überrascht, als sie schwer die Augen öffnete, gegen seinen Zauber ankämpfte und ihr natürlicher Widerstand zum Vorschein kam – er fühlte sich in ihre Augen hineingezogen. Er stand auf, ragte über ihr auf und legte die Finger um seinen eigenen Hals.
„Ihr“, krächzte er knurrend, „verursacht mir Kopfschmerzen, Prinzessin.“
Sie stützte sich auf die Ellenbogen auf und fletschte die Zähne, ein kleines Kätzchen ohne Krallen, das immer noch die Frechheit besaß, nach Wölfen zu schnappen.
„Zur Hölle mit Euch.“
Sie drehte sich auf die Seite, den Rücken zu ihm, immer noch trotzig, und er zog sich in stiller Andacht zurück, während seine Augen sich nie von ihr abwandten.
Ja, da lauerte etwas, etwas, das mit dieser frechen, verräterischen Möchtegern-Kriegerkönigin zu tun hatte – und es war etwas schauderhaft Vertrautes – Vader betrachtete sie und beschloss, dass Tarkin seinen Willen nicht bekommen würde; es würde keine hingerichtete Leia Organa geben, bis Vader so viele Antworten, wie er konnte, aus diesem Mysterium herausbekommen hatte, aus diesem Gewirr von Fragen, das sie und ihre verborgene Macht umgab.
Die Prinzessin zitterte heftig, und wie ein Warnsignal erklang das Schreien wieder, während sie in starrem Schweigen dort lag, und hinter der schwarzen Maske verzogen sich Vaders ausgemergelte und verfallene Lippen zu etwas, was als Lächeln widerwilligen Respekts durchging.
„Beeindruckend“, hauchte er.
Ihr durchdringendes Geschrei würde mit der Zeit vergehen – es hielt an, beschäftigte ihn, hypnotisierte ihn, bis es abrupt ausgelöscht wurde, durch einen sehr realen Alarm ersetzt, der durch ihren Zellenblock schrillte – er war erzürnt, dass sie, diese faszinierende Kreatur, ihm durch die Finger glitt – in der Stille, die sich über ihn legte, als sie von dem Jungen, der bald all seine Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde, von der Kampfstation weggebracht wurde, schmerzte Lord Vaders Kopf immer noch von ihrem ungestümen Sirenengesang und er verspürte ein heftiges Verlangen, zu sehen, wie dieses Mädchen überlebte, selbst wenn es seinen eigenen Tod bedeutete.
Autorin: madame.alexandra
Originaltitel: Siren Song
Sirenengesang
Die Kampfstation erbebte von der Kraft des planetarischen Todes und dem Anschwellen der ungebändigten Angst und Panik, die durch die Macht barst, als der Moment der Zerstörung vorüberging – die entsetzten und geschockten Schreie und Klagelaute vieler Milliarden wurden in einer sonnenhellen Explosion zum Schweigen gebracht, verzweifelte Laute der Angst verblassten zu einem verzehrenden Nichts –
Lange nachdem die Klagen des sterbenden Alderaan in Stille versunken waren, dröhnte ein einsamer Schrei durch Lord Vaders Ohren –
Das Geräusch war wie Nägel, die über eine widerstandsfähige Oberfläche gezogen wurden; es war heftig, reißend, vor Angst und Verzweiflung angespannt; die schiere Kraft dahinter war greifbar und die Lautstärke war unbezähmbar – und Lord Vader lauschte dem Geräusch eine Weile mit unbeirrter Verachtung, wie es die Empörung der lebendigen Macht zum Ausdruck brachte – denn das war es, was er anfangs dahinter vermutete, eine hörbare Reaktion des Energiefeldes, das er verdrehte und manipulierte, und das gegen einen solch sadistischen und perversen Verlust von Leben protestierte.
Der einsame Schrei wurde nicht schwächer, er zeigte keine Anzeichen einer zunehmenden Ohnmacht, und so verwandelte sich Lord Vaders Verachtung in Neugierde, als er sich innerlich auf den Lärm konzentrierte, nicht in der Lage, seinen Ursprung zu lokalisieren – wenn es nicht der erstickte Aufschrei der Macht war, was dann? Alderaans Massen waren sofort verstummt, sogar die stärkste Präsenz war zu Asche und Stille geworden, und doch verweilte das unermüdliche Kreischen – und Lord Vaders Neugier verblasste zu Unbehagen und Frustration –
Der Schrei zerrte an seinem mentalen Gleichgewicht, pochte in seinem Schädel wie Hammerschläge und übertönte seine Gedanken – es war ein trostloser Schrei, ein verzweifeltes Klagelied, das Nuancen von Emotionen in sich trug, die von völliger Verzweiflung bis zu geschmolzener Rache reichten –
Lord Vader gab sich dem Laut hin, hinter Maske und Rüstung eingeschlossen, unergründlich, empörte sich über die Schmerzen in seinem Kopf, einen Kopfschmerz, wie er ihn seit seinen sterblichen Tagen nicht mehr erlebt hatte – die summende, abgehackte Unterhaltung der Offiziere um ihn herum verblasste, während er in seiner entschlossenen Analyse schmorte und durch den widerhallenden Schrei stöberte – war das Vergeltung, seine persönliche Bestrafung, der Funke des unterdrückten, erstickten Lichts, das in seinem Unterbewusstsein wegen dem, was er zugelassen hatte, gegen ihn wetterte – ?
Energisch griff er in die Macht ein, würgte das Energiefeld mit der befehlenden Hand der Sith – nicht bittend, wie die Jedi es taten, sondern Antworten fordernd – und er sah die Zellen der Kampfstation, erinnerte sich daran, wie die Laute der Gefangenen, die um Hilfe flehten und um Gnade schrien, manchmal durch die Flure hallten –
Die Erkenntnis traf ihn abrupt, ungläubig – es ließ ihn innehalten und seine Schläfen – das, was davon übrig war, die Masse fleckiger, verrottender Haut unter seiner Maske – pochten –
„Sie ist das.“
Seine Worte kamen schlagartig und unerwartet – ohne Bezug zu der aktuellen Diskussion, und Stille breitete sich unter den Offizieren aus, als sie ihn vorsichtig anschauten – Angst und Besorgnis lagen in ihren Augen.
„Lord Vader?“
Einer von ihnen wagte eine Frage, doch Vader antwortete nichts – sein angestrengter Atem dröhnte laut durch den Raum und er dachte über seine Erkenntnis nach – es war nicht ungewöhnlich für ihn, die Bitten und Klagen der Gefangene zu hören, wenn er sich mit der Macht verband, aber noch nie zuvor hatte einer von ihnen ihn außerhalb seiner Kontrolle geplagt – er hätte es früher erkennen sollen, aber die Macht konnte schwer fassbar sein, man musste die richtigen Fragen stellen.
Wortlos erhob sich Vader, hatte keinen Blick für Tarkin oder einen der anderen übrig, und verließ abrupt den Raum – seine Schritte waren schwer, sein Gang gebieterisch und einschüchternd, und keine Menschenseele stellte sich ihm in den Weg, als er auf ihren Zellenblock zumarschierte, während er den ganzen Weg entlang mit staunender Faszination, einer dunklen Art von Respekt und schließlich Zorn die Kraft dieses Schreis bewunderte –
Er warf den Wachen einen kalten Blick zu, als er sie passierte, und sagte nichts; sie schienen unbekümmert, doch sie hätten ihren Lärm stoppen sollen, lange bevor Vader eingreifen musste; sie zogen sich von ihm zurück – sie waren schlau genug, ihn nicht aufzuhalten, und er kam vor der Tür zu ihrer Zelle zum Stillstand, den Kopf zur Seite geneigt – neugierig, weil so eine halbe Portion von einem Mädchen, solch eine feindselige Göre, so viel zerstörerischen Lärm machen konnte, dass es ihn durch die Macht hindurch den ganzen Weg durch die Kampfstation plagte.
Mit der schwarz behandschuhten Hand auf der Schaltfläche öffnete er die Zellentür, füllte den Türrahmen mit seinen Ausmaßen, groß und schrecklich –
– und Lord Vader war zum ersten Mal seit Jahren verblüfft –
Er hatte mit Gewalt gerechnet – dass sie gegen die Wände trat, blutige Knöchel hatte, physische Beweise dieses wilden Kummers – und doch fand er nichts davon vor.
Die schmächtige Prinzessin saß in einer Ecke, den Rücken gerade, die Haut so klar und blass, wie sie eine Stunde zuvor gewesen war, als die Explosion ihrer Heimat in ihren geweiteten, feuchten Augen geglitzert hatte – sie saß still da, die Lippen zusammengepresst, kein Laut entkam ihr – was Vader zu dem Schluss kommen ließ, dass ihre Schreie aus dem Inneren kamen.
Auf dem Gesicht des Mädchens zeichneten sich keine Tränen ab, noch nicht einmal die Spuren trocknender Tränen – und als ihr Kopf sich drehte und sie ihn mit einem eisernen Gesichtsausdruck ansah, den Kiefer angespannt, verstärkte sich das elende Geräusch in dem Moment, in dem er ihren Blick auffing, und er dachte – sie weiß nicht, dass sie es tut.
Der Schrei brüllte auf und Vader widerstand dem erbärmlich menschlichen Drang, die Hände über die Ohren zu legen – sie war ein Würmchen, sie war nichts; eine reine, weiße Feder, ein stumpfer Dorn im Auge des Imperiums der Sith, und doch vibrierte sie und durchbohrte die Macht wie Blitze und Donner – und Vader wurde fast von der plötzlichen Erkenntnis umgeworfen, dass eine Verbindung bestand, die sicherzustellen schien, dass er ihre Präsenz fühlen konnte und ihre Verzweiflung durchlitt.
Er hob die Hand, die Handfläche nach oben gedreht.
„Seid still.“
Seine Stimme klang harsch und metallisch; ihr Blinzeln war das einzige Zeichen eines Zusammenzuckens – kaum wahrnehmbar runzelte sie verwirrt die Stirn und erwiderte nichts.
Der Schrei hielt an wie eine Sirene, und Vader machte einen Satz nach vorne; ihre Reaktion war unfreiwillig und schnell – sie drehte ihm den Rücken zu und bedeckte geräuschlos den Kopf mit den Händen, und er packte sie am Kleid und drehte sie um.
Heftig schloss sie die Augen, ihre Lippen bewegten sich stumm – vielleicht in einem Gebet; gequält von den Erinnerungen daran, was er ihr bereits angetan hatte, als er ihr auf der Suche nach Antworten durch den Kopf gefegt war.
„Seid still“, befahl er, sein Kopf loderte immer noch, während er gegen die Qual ankämpfte, die sie nicht aussprechen konnte – die elende, kleine Göre musste über eine verborgene Sensibilität verfügen, wenn all das Leid, das sie nicht ausdrücken konnte, weil sie zu traumatisiert war, durch das ätherische Reich drang –
– und ihn plagte, ihn über alles plagte, nach ihm griff und ihn packte, Gefühle von – Kummer, sogar Schuld hervorrief, Dinge, die er kaum als menschliche Emotionen wiedererkannte –
Er ließ sie los, als hätte er sich verbrannt, sein Gesicht nah an ihrem, atmete er ein – aus – ein – aus, schwer und konzentriert.
„Was seid Ihr?“, fragte er flüsternd, Worte quollen wie Schlangen aus seinem Mundstück.
Sie hob das Kinn und ein Verdacht überkam ihn, wand sich durch seine Eingeweide und in allen seinen ausgefransten und zerrissenen Muskeln – Machtsensitivität lauerte in ihr, so viel war offensichtlich – aber versteckt, und gut versteckt – jemand hat sie beschützt.
Er legte seinen Daumen und Zeigefinger auf ihre Stirn und hielt sie fest, bohrte wieder durch ihren Kopf – und wurde genauso mühelos frustriert wie beim letzten Mal – er taumelte nach hinten und sie wich in eine Ecke zurück, drehte den Kopf weg und begann, am ganzen Körper zu zittern.
Ungeübt, dachte er – so viel war klar. Sich ihrer selbst nicht bewusst.
„Wer seid Ihr?“, fragte er.
Seine Worte waren rhetorisch, nachdenklich – und ihre Schreie hielten an, jetzt zitternd, erstickt und ängstlich, ein Durcheinander von Worten und Gefühlen im Pulsieren der Macht um sie herum; sie wollte zu ihrer Mutter, sie wollte zu ihrem Vater, sie hasste das Imperium, sie würde sie alle umbringen –
Vader richtete sich auf – nachdenklich, beunruhigt; ihr Zorn war wunderschön.
Wenn er genutzt werden könnte –
Langsam atmete Vader aus, den Kopf wieder zur Seite geneigt.
Die Kraft ihrer Emotionen floss durch die Macht; wie Kraftstoff für Sternenzerstörer oder Benzin, der brennende Schmerz blieb an ihrem absoluten Tiefpunkt stabil und Lord Vader trat zurück – sie könnte eine zerstörerische Katastrophe sein, wenn er sie ausbilden würde.
„Interessant“, bemerkte er gefühllos.
Er bewegte sich auf sie zu, und dieses Mal machte sie ein Geräusch, ein verzweifeltes Keuchen, als ob sie versuchte, alle Kraft zusammenzukratzen, die ihr noch blieb – es war kein Laut der Unterwerfung, sondern ein grausames Geräusch, das ihn warnte, dass sie den Widerstand immer noch in sich trug, dass sie sich weigerte, um Gnade zu betteln.
Vader legte ihr seine Handfläche auf den Kopf und setzte sie mit einem scharfen Schlag, der direkt gegen ihr Innerstes gerichtet war, außer Gefecht.
Schlaft.
Er trat zurück, das Zischen seiner Atemmaske war plötzlich das einzige Geräusch im Raum – sie war verstummt, das Pochen in seinem Schädel ließ nach, und er schaute sie an, auf der Seite zusammengesunken, erschlafft und winzig und jung –
Etwas lauerte hier, eine schwer greifbare Wahrheit, ein Gespenst – und Vader kam zu dem Schluss, dass sie noch nützlich sein konnte, zur Hölle mit der Rebellenbasis – Tarkin würde gezwungen sein, ihre Hinrichtung aufzuschieben, während er mit dem Imperator über sie sprach.
Er kauerte sich hin, betrachtete sie, und wurde erneut von ihr überrascht, als sie schwer die Augen öffnete, gegen seinen Zauber ankämpfte und ihr natürlicher Widerstand zum Vorschein kam – er fühlte sich in ihre Augen hineingezogen. Er stand auf, ragte über ihr auf und legte die Finger um seinen eigenen Hals.
„Ihr“, krächzte er knurrend, „verursacht mir Kopfschmerzen, Prinzessin.“
Sie stützte sich auf die Ellenbogen auf und fletschte die Zähne, ein kleines Kätzchen ohne Krallen, das immer noch die Frechheit besaß, nach Wölfen zu schnappen.
„Zur Hölle mit Euch.“
Sie drehte sich auf die Seite, den Rücken zu ihm, immer noch trotzig, und er zog sich in stiller Andacht zurück, während seine Augen sich nie von ihr abwandten.
Ja, da lauerte etwas, etwas, das mit dieser frechen, verräterischen Möchtegern-Kriegerkönigin zu tun hatte – und es war etwas schauderhaft Vertrautes – Vader betrachtete sie und beschloss, dass Tarkin seinen Willen nicht bekommen würde; es würde keine hingerichtete Leia Organa geben, bis Vader so viele Antworten, wie er konnte, aus diesem Mysterium herausbekommen hatte, aus diesem Gewirr von Fragen, das sie und ihre verborgene Macht umgab.
Die Prinzessin zitterte heftig, und wie ein Warnsignal erklang das Schreien wieder, während sie in starrem Schweigen dort lag, und hinter der schwarzen Maske verzogen sich Vaders ausgemergelte und verfallene Lippen zu etwas, was als Lächeln widerwilligen Respekts durchging.
„Beeindruckend“, hauchte er.
Ihr durchdringendes Geschrei würde mit der Zeit vergehen – es hielt an, beschäftigte ihn, hypnotisierte ihn, bis es abrupt ausgelöscht wurde, durch einen sehr realen Alarm ersetzt, der durch ihren Zellenblock schrillte – er war erzürnt, dass sie, diese faszinierende Kreatur, ihm durch die Finger glitt – in der Stille, die sich über ihn legte, als sie von dem Jungen, der bald all seine Aufmerksamkeit auf sich ziehen würde, von der Kampfstation weggebracht wurde, schmerzte Lord Vaders Kopf immer noch von ihrem ungestümen Sirenengesang und er verspürte ein heftiges Verlangen, zu sehen, wie dieses Mädchen überlebte, selbst wenn es seinen eigenen Tod bedeutete.