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Happy together

Kurzbeschreibung
GeschichteAllgemein / P12 / Het
Alexandra Rietz Gerrit Grass Michael Naseband Robert Ritter
17.11.2021
16.05.2022
19
35.309
3
Alle Kapitel
32 Reviews
Dieses Kapitel
1 Review
 
11.04.2022 1.787
 
Guten Morgen ihr lieben!
Ich hoffe ihr habt alle gut geschlafen und seid nicht solche Eiszapfen wie ich heute früh. Gott sei dank wird es bald schön, dass einem die Finger beim schreiben nicht mehr einfrieren :)
Wünsche euch allen eine tolle Woche!
LG,
Gray
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Alex wälzte sich in dieser Nacht unruhig hin und her, ständig träumte sie von bösartigen Fratzen, die ihr die wildesten Anschuldigungen vorwarfen, während sie in einem weißen Kleid an einem unbekannten Strand vor einer aufgebrachten gesichtslosen Meute stand und keine Worte fand, um sie zu beruhigen. Die Umgebung änderte sich in die Pathologie, sie war alleine dort eingesperrt und Alex war eiskalt. Dann tauchten plötzlich Gerrit und Michael auf und begannen vor ihren Augen eine Schlägerei um ihre Gunst, während Robert wütend auf sie einredete obwohl sie die Worte nicht verstand. Allerdings endete ihr Traum damit, dass ihre Kollegen plötzlich mit Baseballschlägern aufeinander losgingen und überall nur noch Blut zu sehen war und schließlich ihr eigener Körper auf dem Tisch des Doc lag, bleich und mit geschlossenen Lidern, während sie in einer Art außerkörperlicher Erfahrung darüber schwebte. Keuchend wachte Alex auf und rieb sich die Augen. Warum konnte sie nicht einfach schlafen? War es weil Gerrit ihr noch nicht geantwortet hatte? Das war doch Quatsch. Für so etwas war sie doch viel zu alt. Ihr Blick wanderte zum Wecker und sie stöhnte auf. Nicht einmal halb fünf. Eine schreckliche Zeit zum wach werden. Mit viel Mühe und fokussiertem Atmen schaffte sie es zurück in den Schlaf, bevor sie ihr Wecker schließlich lautstark wieder aus dem Bett warf.

Alex kam sich vor wie ein Vampir, während sie ins Bad tappte, um sich die Zähne zu putzen und sich fertig zu machen. Die Fratze, die ihr aus dem Spiegel entgegenstarrte hätte gut und gerne einer Figur aus einem Wachsfigurenkabinett gehören können. Ihr Teint war fleckig und ihre Haut sah aus wie die einer alten Frau. Alex seufzte. Heute würde viel Make-up notwendig sein, um sie präsentabel zu machen und so machte sie sich langsam ans Werk.

Im K11 saßen bereits Robert und Michael an ihrer ersten Tasse Kaffee. „Hey der schmeckt heute richtig gut, wer hat denn den gezaubert?“, fragte Michael erstaunt als er die ersten Schlucke trank während Robert ein genauso überraschtes Gesicht machte. „Hanna!“, sagte Max, der wie immer am Schrank im Eck lehnte, eher beiläufig, aber er konnte das amüsierte und stolze Lächeln kaum verbergen. Michael wiederum konnte sich bei dem Anblick den Kommentar nicht verkneifen. „Also wegen mir kann dein Herzblatt täglich Kaffee machen. Das sollte sie sich nicht für dich aufsparen, du Banause kannst das ja gar nicht richtig würdigen. Teetrinker…“ Max setzte zu einer kessen Antwort zum Thema Banause an, da ging die Tür auf und Gerrit stand plötzlich im Raum. Alle sahen ihn erstaunt an.

Robert fand als erstes die Stimme wieder: „Was machst du denn hier? Du hast doch Bereitschaft?“ und auch Michael fügte stirnrunzelnd an: „Junge, geh ins Bett. Hast du seit gestern überhaupt mal die Augen zugemacht?“ Gerrit antwortete jedoch nicht, sondern schlurfte zuerst zur Kaffeemaschine, um sich eine Tasse zu holen. Er hatte wirklich kaum geschlafen sondern die ganze Zeit über die Bedeutung von Alex‘ Nachricht gegrübelt. Er hatte gehofft Robert hier alleine zu treffen und mit ihm über sein Vorhaben zu reden, aber Michaels Anwesenheit machte ihm einen Strich durch diese Rechnung. Er nahm nur einen Schluck vom Kaffee, um seinen Kollegen keine Antwort auf die Frage geben zu müssen, was er hier tat.

Überrascht stellte er fest, dass der Kaffee heute richtig gut schmeckte. Nicht zu wässrig aber auch nicht zu stark. Genau richtig. Skeptisch beäugte er seine Kollegen. „Den hat keiner von euch gemacht.“, stellte er fest und Robert lachte. „100 Punkte, Kollege. Hanna war so nett und hat ihn für uns gemacht. Ich finde wir sollten einmal ihren Kaffee gegen den von Alex antreten lassen.“ Michael fiel ein: „Spinnst du? Am Ende gewinnt noch Alex weil sie sich richtig anstrengt und dann bekommen wir immer ihren 0815-Kaffee.“ Robert setzte an etwas zu entgegnen, doch das Telefon klingelte und unterbrach damit die beginnende Diskussion zwischen den beiden und Gerrit war darum herumgekommen zu sagen, was er hier wollte.

Michael meldete sich Regelkonform, vor allem weil er gemerkt hatte, dass es eine polizeiinterne Nummer war, die da anrief. Und man wusste nie, ob nicht doch einmal die Polizeipräsidentin etwas vom K11 wollte. Doch es war nur Kollege Mayer, der sie bat jemanden zu ihm ins K7 zu schicken. Er sagte allerdings nicht weshalb und so legte Michael auf, ohne zu wissen wen er am besten hinschicken sollte. Ob es wohl um ihren Fall ging und er wichtige Informationen hatte? Möglicherweise war es ja auch nur ein Beschwerdebesuch und er wollte ihnen sagen, dass sie gefälligst die Finger von dem Fall lassen sollten. Vielleicht sollte er Gerrit schicken, immerhin hatte der sich letztes Mal aufgeführt.

Die Idee gefiel ihm und so schlug er vor, Gerrit solle doch den Kollegen besuchen. Michael sah seinem Kollegen an, dass er es ein Stück bereute heute früh hergekommen zu sein, denn er warf einen Blick zu Robert hinüber. Ob er wohl eigentlich mit ihrem Jüngsten reden wollte? Vielleicht über Alex? Michael war neugierig, aber er wollte auch mitbekommen, was los war und so war er ganz zufrieden mit seiner Idee Gerrit los zu schicken. Doch sein Kollege hatte anderes im Kopf. „Okay – Schere, Stein, Papier. Eine Runde, der Gewinner bleibt da.“ Gerrit grinste ihn an, war er doch recht sicher zu gewinnen. Michael war etwas perplex und überlegte kurz, ob er die Dienstältesten-Karte spielen sollte, doch er verwarf die Idee wieder. Herausforderung war Herausforderung und er würde keinen Rückzieher machen. Robert war Schiedsrichter und stimmte an. „Schnick-Schnack-Schnuck!“

Ungläubig blickte Gerrit auf seine zur Faust geballten Hand und auf Michaels ausgestreckte Finger. Papier schlug Stein. Er hatte verloren und musste Kommissar Mayer besuchen. So ein Mist, dabei hatte er doch nur kurz mit Robert sprechen wollen. Aber es war keine Frage, dass er gehen würde. Verloren war verloren und er war kein schlechter Verlierer. Also schnappte er sich seine Sachen und warf Robert einen beredten Blick zu, der ihr Gespräch auf später verschob.

Gerrit lief zum Aufzug – er überlegte kurz, ob er die Treppen nehmen sollte, war dann aber zu faul. Er musste auch nicht lange auf den Aufzug warten, die zwei Insassen Hanna und Kai grüßen ihn nur kurz und verließen den Fahrstuhl schnell Richtung Büro, sodass Gerrit zügig einsteigen und sich erschöpft an die Rückwand lehnen konnte. Heute fiel ihm irgendwie jeder Schritt schwer, obwohl er eigentlich gute Laune hatte. Vielleicht wurde er krank? Träge tippte er den richtigen Knopf und die Türen schlossen sich langsam wieder. Mehr aus Langeweile ließ er seinen Blick noch durch den Gang schweifen. Ein blonder Schopf, der die Treppe hinauf kam und dessen Augen in seine Richtung blickten fesselte seine Aufmerksamkeit. Sein Instinkt trieb ihn dazu einen Schritt nach vorn zu machen, doch die Türen schlossen sich bereits und das letzte was Gerrit von Alex sah war ein wunderschönes Lächeln.

Gerrit starrte dümmlich gegen die grauen Aufzugtüren. Alex hatte ihm zugelächelt. Innerlich führte der Kommissar einen Freudentanz auf. Sie kam wieder einen Schritt auf ihn zu. Erst gestern ihre SMS, in der sie ihn gebeten hatte ihr nicht böse zu sein, dass sie heute in Ruhe mit ihm reden wollte und heute ein breites Lächeln. Es schien ihr wirklich ernst zu sein und Gerrit freute sich ein Loch in den Bauch. Er hatte sich so viele Gedanken über sie und das Babythema gemacht, dass er am liebsten vorgestern mit Alex geredet und sie aus dem Schlaf geklingelt hätte wenn nötig. Seine Entscheidung stand fest und er musste es Alex einfach sagen. Heute Abend würde er sie zu sich einladen und ihr seine Gefühle schildern. Schnell zückte er sein Handy und antwortete ihr, um seinen Plan in die Tat umsetzen zu können. So viele Dinge komplizierten dieses Gespräch, aber es musste sein. Alex musste seine Meinung und Ansicht wissen und sich dann überlegen, ob sie unter solchen Bedingungen weiter mit ihm Zusammensein konnte und wollte.

Er brauchte genauso lange die Nachricht zu schreiben und abzusenden wie der Aufzug nach unten brauchte. Gerrit stieg aus und machte sich immer noch gut gelaunt auf den Weg ins K7.

Dort wartete Thomas Mayer auf ihn, dem Sorge ins Gesicht geschrieben war und der Gerrit erwartungsvoll ansah, als der den Raum betrat. „Herr Grass! Gut, dass Sie endlich da sind!“ Gerrit verzog ein wenig das Gesicht. „Bitte nennen Sie mich doch Gerrit.“, unterbrach er den älteren, es war ihm unangenehm, wenn ihn jemand im Büro mit Nachnamen anredete und sein Ausbruch beim letzten Mal tat ihm immer noch leid. „Herr Grass.“ Als wäre er steinalt. Sein Gegenüber lächelte. „Alles klar, Gerrit. Bin der Thomas. Aber jetzt zurück zum Thema. Ihr habt ja unseren alten Fall neu aufgerollt und gemeint, dass die Videoaufnahmen in der Asservatenkammer gelöscht wurden. Ich bin gestern noch einmal hin und ich sagte dir, dass die Bänder die da unten jetzt liegen definitiv nicht die Bänder sind, die wir damals von dem Hotelbesitzer bekommen haben. Die sahen zu hundert Prozent anders aus, ich weiß es noch genau, weil wir uns damals köstlich über das orangene Logo amüsiert haben. Weißt schon, Orange trägt nur die Müllabfuhr und so. Und jetzt ist bei beiden Kassetten ein weiß grüner Aufkleber aufgebracht. Mein Kollege hat die Beweise damals alle in die Asservatenkammer gebracht und da wir die Mordserie aufgeklärt haben, wurde der Kollege zum Kriminaloberkommissar befördert. Also hab ich mal ein wenig weiter geforstet und bei Henger im Schreibtisch eine Schachtel gefunden. Abgesperrt mit einem Standardschlüssel und ich war recht neugierig. Er ist auch direkt abgehauen nachdem ihr bei uns wart und irgendwie hat mir mein Bauchgefühl gesagt, dass Antworten in dieser Schatulle liegen.“

Schuldbewusst sah der Ältere den Jüngeren an, doch Gerrit war egal, ob der Kollege das Ding aufgebrochen hatte. Er wollte wissen, was der ältere Kommissar gefunden hatte. Mayer sah wohl ein, dass er keinen Rüffel bekommen würde und fuhr stattdessen mit angespannter Stimme fort. „In dieser Schachtel lag ein Handy, ein Prepaid Handy, das noch angeschaltet war. Mit dieser Nummer.“, Der Kommissar legte ihm eine Nummer hin und sie kam Gerrit irgendwie o bekannt vor. Schnell rief er Mia an: „Hey Mia, Gerrit hier. Sag mal, Alex hat doch die Nummern unserer Opfer bei dir checken lassen. Hast du die Datei noch bei dir?“ Mia brauchte nicht lange und bestätigte, dass sie die Datei hatte, daher gab Gerrit ihr die Nummer zum Abgleich durch. Ihre Antwort bestätigte Gerrits Verdacht und sein Blick wurde grimmig. Er bat sie noch schnell Hengers Handy zu orten und sie versprach, dass sie sich so schnell wie möglich darum kümmern würde.
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