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Happy together

Kurzbeschreibung
GeschichteAllgemein / P12 / Het
Alexandra Rietz Gerrit Grass Michael Naseband Robert Ritter
17.11.2021
16.05.2022
19
35.309
3
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Dieses Kapitel
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17.11.2021 1.776
 
Tadaaaaa!
Ich habe die letzten Wochen immer mal wieder mit dem Gedanken gespielt nach 'Bis ans Ende der Welt' noch einmal eine Paar-Story mit Alex und Gerrit zu schreiben und jetzt ist es doch so weit. Auch wenn ich dann eine Pause machen werde so wollte ich euch doch in dem Wissen lassen, dass es zumindest noch eine Story für Gerex Fans gibt :)
Und nun ganz viel Spaß und hoffentlich bis nach meiner Auszeit!
LG,
Gray
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Alexandra Rietz starrte aus dem Auto, sah zu wie die Wipfel der Bäume sich im Wind bewegten und beobachtete, wie sich ein Schwarm Vögel aus einem der wogenden Bäume nach oben schwang. Ihr Beifahrer Gerrit Grass hielt sich bei einer Kreuzung halb links und fuhr weiter einen Waldweg entlang, der zu beiden Seiten von hochgewachsenem Gras gesäumt war. Hätte Alex das Fenster herunter gelassen, hätte sie die höchsten Halme berühren können.

Die Klimaanlage lief auf beinahe höchster Stufe, um die Hitze von außen abzumildern und statt 33° hatte es für kurze Hosen angenehme 25° im Auto. Mit dumpfem Rumpeln fuhren sie über eine hölzerne Brücke und eine kleine Millisekunde hatte Alex Angst, dass die Brücke einstürzen könnte. Doch der Moment ging vorbei und Alex konzentrierte sich auf Gerrit, dessen Hände locker auf dem Lenkrad lagen und auf dessen Gesicht Ruhe und milde Freude zu sehen waren.

Als ihr Partner eine Woche vorher vorgeschlagen hatte, dass sie das Grundstück seines Onkels besuchen könnten, hatte Alex nach einer Weile des Überlegens zugestimmt, doch dann hatte ihr Vater angerufen und sie eingeladen Sonntag zum Essen vorbei zu kommen und mit schlechtem Gewissen hatte sie auch hier zugesagt. Sie hatte ihren Vater schon länger nicht mehr gesehen und Alex hatte sich verpflichtet gefühlt seiner Einladung zu folgen. Nun fuhren sie Samstag früh durch die Wälder, um gerade einmal einen Abend auf diesem ominösen Grundstück zu verbringen.

Alex wusste, dass es im Wald lag, aber mehr Details hatte ihr Gerrit nicht verraten und seitdem beobachtete Alex sowohl ihn als auch das Gelände, damit sie nichts verpasste. „Wenn du dort bist werde ich dir alles erklären aber du musst es zuerst sehen, da bestehe ich drauf.“
Gerrits Stimme hallte durch ihre Gedanken und sie lächelte ein wenig, bevor sie ihren Blick wieder von seinem Profil losriss und ihn stattdessen auf die Umgebung richtete.

Der Wald lichtet sich ein wenig und der Weg vor ihnen teilte sich, Gerrit bog rechts ab. Zu Ihrer Rechten lag ein Fluss, Alex hatte keinen Schimmer wo sie sich befand -  schätzte aber, dass es die Isar war - und davor erstreckte sich eine Wiese in so sattem Grün, dass es beinahe zu hell war. Auf der anderen Straßenseite säumte ein dichter Wald mit hohen Bäumen den Waldweg und nach vorne konnte Alex ein Tor erkennen.

Je näher Gerrit heran fuhr, desto mehr konnte Alex schließlich ausmachen; hinter dem Zaun erstreckte sich eine langgezogene Wiese und dahinter, von Büschen und Sträuchern halb verdeckt, stand ein Häuschen. Es schien uralt zu sein, doch die Farben leuchteten als wäre es gestern erst gestrichen worden. Alex zuckte zusammen, als Gerrit mit laufendem Motor die Tür öffnete, ausstieg und sie beobachtete wie er ein kleines Schloss hinter dem Zaun nach vorn zog und es mit einem Schlüssel öffnete.

Gerrit stieg wieder ein, warf ihr einen warmen und freudig erregten Blick zu, bevor er das Auto durch das nun geöffnete Tor und über die Wiese steuerte. Es ging etwas den Hang hinauf und als Gerrit das Auto abstellte nahm er kurz Alex‘ Hand und führte sie an seine Lippen:
„Willkommen in der Abgeschiedenheit, Schatz.“

Alex musste lächeln und folgte ihrem Freund hinaus. Die Luft war so anders als in München, sie wirkte um einiges sauberer und Alex atmete tief durch und ließ die Stille auf sich wirken.
Doch sie stellte schnell fest, dass es gar nicht so still war und sie schloss die Augen, um die verschiedenen Geräusche auszumachen, die sie umgaben.

Da war das Zirpen von Grillen, leises Rauschen der Baumwipfel durch die der Wind zog, Vögel die ihre Lieder sangen und sich gegenseitig überboten und das leise Murmeln eines laufenden Wassers. Auf einmal schob sich eine Hand in ihre und lächelnd öffnete Alex die Augen und wandte sich Gerrit zu. „Gefällt es dir?“, fragte er leise und als sie begeistert nickte, zog er sie an sich und gab ihr einen langen Kuss, den sie erst beendeten als keiner mehr Luft hatte. Dann zog Gerrit sie mit unbeschreiblichen Elan weiter: „Komm mit, ich zeige dir alles!“

Sie liefen Hand in Hand das Grundstück ab und Gerrit zeigte ihr jede Ecke, während er ihr kleine Erinnerungsstücke über seine Jugend mit seinen Cousins mitgab. „Hier, auf dieser riesigen Eiche stand früher ein Baumhaus, da in der Mitte war die Leiter, alles aus Holz und mit dunkelbrauner Farbe gestrichen. Dort oben haben wir Indianer gespielt, uns Süßigkeiten mit nach oben genommen und die Nachmittage mit Ideen spinnen verbracht. Ganz zu schweigen von den wilden Wasserschlachten, als die armen Indianer von den bösen weißen Männern und ihren Wasserpistolen angegriffen wurden.“ Seine Stimme wurde träumerisch, als würde er sich vorstellen in diesem Moment wieder Kind zu sein und dort oben zu sitzen.

Doch dann zog er Alex plötzlich weiter und lief mit ihr den Hügel zum Fluss hinab, wo er ihr einen kleinen, inzwischen bewucherten, Trampelpfad zeigte, der direkt am Ufer entlang lief. In wilder Übermut trampelte er das hohe Gras darauf nieder, zog seine Schuhe und Socken aus sowie die Hose etwas hoch und hüpfte die natürlichen Erdstufen hinab, bis er mit einem lauten Platschen im Wasser ankam.
Der Fluss umspielte gerade so seine Knöchel und Gerrit giggelte – ein Geräusch, das Alex noch nie von ihm gehört hatte und was sie sehr durcheinander brachte.

Beim zweiten Mal darüber nachdenken beschloss die blonde Frau, dass es kein Geräusch war, das sie von ihm erneut hören wollte.

Trotzdem war sie neugierig: „Was ist so witzig, Schatz?“ Gerrit grinste und winkte sie zu sich herab. „Komm her, dann verrate ich es dir. Das Wasser ist schön, eine willkommene Abkühlung.“ Das Wort Abkühlung war Musik in Alex‘ Ohren, hatte es doch hier draußen selbst im Schatten noch über 35 Grad. Zaghaft stieg Alex aus ihren Schlappen und trat ebenfalls auf die platt gedrückten Grashalme, die bereits wieder versuchten sich aufzurichten.

Alex‘ Gewicht machte diese Versuche zunichte und sie selbst balancierte vorsichtig die Stufen hinunter.

Das Gefühl der Erde an ihren Füßen fühlte sich schön und merkwürdig zugleich an und Alex musste schmunzeln als sie kurz den Blick hob und Gerrit ansah, dessen Augen ihr folgten und der die Arme halb erhoben hatte, um sie bei Gelegenheit aufzufangen. Alex beschloss, dass heute ein geeigneter Tag war, sich als Prinzessin aufzuführen und so ließ sie sich theatralisch nach vorne fallen, direkt in Gerrits Arme hinein. Ihr Freund fing sie auf und sein Griff war vorsichtig und fest zugleich.

Er lachte rau und drückte ihr einen Kuss auf den blonden Schopf und kurz genoss Alex das Gefühl seiner Wärme, da hatte er sie hochgezogen als sei sie eine Feder und lief, nein watete, mit ihr in den Armen ein paar Schritte nach hinten, weg von ihrer Einstiegsstelle. Alex sah sich neugierig um, wo wollte er nur hin? Doch Gerrit sagte kein Sterbenswörtchen sondern stapfte nur schweigend durch das Wasser.

Seine Hosenbeine waren nun schon unter der Wasseroberfläche und Alex wollte ihn gerade darauf ansprechen, da stieß Gerrit einen wilden Schrei aus, der Alex zusammenzucken ließ. Einen Moment lang blickte sie ihn noch überrascht an, dann drehte sich ihr Blickfeld und sie sah noch wie Gerrits Kopf vor ihr in den Wassermassen versank und keine Sekunde später befand sie sich ebenfalls komplett im Wasser.

Prustend kam Alex nach oben und wischte sich das kühle Wasser aus den Augen. Sie musste paddeln, um sich über Wasser zu halten, denn der Fluss war hier in der Kurve, die sie jetzt genauer  begutachtete, um einiges tiefer als noch einige Meter weiter unten. Gerrit schwamm neben ihr, der Schalk glitzerte in seinen Augen.

Er hatte gewusst, dass es hier tiefer war und sie mit Absicht ins Wasser geworfen!

Alex wollte ihm böse sein und schmollen, doch seine gute Laune war ansteckend. Und eigentlich war es auch gar nicht so kalt, im Gegenteil, das Wasser kühlte ihre schwitzige Haut angenehm herunter. Alex tat zwei kräftige Schwimmzüge, weg von Gerrit und näher an einen Baumstamm, der quer im Fluss lag. Sie hielt sich vorsichtig daran fest und sah sich zu ihrem Freund um. Gerrit lag auf dem Rücken und paddelte leicht mit den Händen, um möglichst in der Mitte des Flusses zu bleiben, den Blick nach oben in die Wolken gerichtet und die Strahlen von Sonne genießend, die sich durch die Äste der Bäume drückten.

Alex musste sich zwingen den Blick von seinem gut gebauten Körper abzuwenden, sie wollte am liebsten jeden Zentimeter von ihm anfassen, aber wenn sie einmal anfing, würde sie nicht aufhören können. Um sich abzulenken besah sie sich den Rand des Flusses und entdeckte einige abgeknabberte Bäume.

Sie fragte Gerrit danach, der inzwischen seine Tote-Mann-Stellung verlassen hatte und näher gekommen war, um zu sehen was sie so faszinierend fand. Seine kalte Hand legte sich auf ihren doch wieder erwärmten Nacken und Alex schauderte kurz. Gerrit besah sich die Bäume und dachte kurz nach bevor er erklärte:

„Biberspuren. Ich glaube einige Meter weiter unten hat er seinen Bau, so etwas in der Richtung sagte mein Onkel das letzte Mal. Biber sind schwierig zu handhaben, wir müssen aufpassen, dass er auf unserem Grundstück nichts anknabbert aber andererseits stehen sie unter Naturschutz und man darf sie nicht fangen und versetzen.“

Alex, die keine Ahnung von Bibern und Grundstücken hatte, war überrascht wie gut sich Gerrit auskannte, obwohl er schon länger nicht mehr hier gewesen war. Als sie ihn danach fragte lächelte er wehmütig. „Manche Dinge verlernt man wohl nicht, auch wenn sich eigentlich alles andere ändert.“

Schweigend sah Alex ihn an und hoffte, dass er weiterreden würde, doch Gerrit tat ihr den Gefallen nicht. Er hing eigenen Gedanken nach, die er nicht mit ihr teilte. Ob er wohl in guten oder in schlechten Erinnerungen schwelgte? Plötzlich schrie Alex auf. „Autsch!“ Ihr Schrei klang schrill über das Wasser und Gerrit sah alarmiert zu ihr, nur um zu sehen, dass sie sich mit Schwung auf den Nacken schlug.
„Schnaken!“, sagte sie, das Gesicht zur Leidensmiene verzogen und Gerrit hätte lachen mögen, wenn er nicht gewusst hätte, dass sie ihm das übel nehmen würde. Also schwamm er zurück zur seichten Stelle und reichte seiner Freundin die Hand: „Na dann komm, bevor sie dich alle auffressen!“, bevor er sie aus dem Wasser zog und mit ihr den Rückweg nach oben antrat.
 
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