Nachhilfeunterricht
Kurzbeschreibung
Wenn ihm jemand helfen konnte, dann sie - eine seiner ehemaligen Patienten. Mrs. Williams. Schließlich waren ihr weder die fleischlichen Freuden des Menschen unbekannt, noch die Folter. Im Gegenteil - Laszlo würde sogar so weit gehen, sie als Expertin auf diesem Gebiet zu bezeichnen. ...
KurzgeschichteFamilie, Freundschaft / P12 / Gen
Dr. Laszlo Kreizler
John Moore
09.11.2021
09.11.2021
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1.972
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Hallo liebes FF Universum,
schön das ihr auf meine Geschichte gestoßen seid, obwohl in diesem Themenbereich leider wenig los ist. Diese Geschichte wurde nicht Beta gelesen, da ich immer noch keinen Betaleser in diesem Bereich gefunden habe. Daher bitte ich euch über den ein oder anderen Rechtschreibfehler, welcher sicherlich zu finden sein wird, hinwegzusehen. Über jegliche Art von Review würde ich mich freuen, da ich denke, dass man nur so seine Geschichten so verbessern kann.
Zu guter Letzt noch, mir gehört, wie jedem anderen nichts - leider.
Wenn ihm jemand helfen konnte, dann sie - eine seiner ehemaligen Patienten. Mrs. Williams. Schließlich waren ihr weder die fleischlichen Freuden des Menschen unbekannt, noch die Folter. Im Gegenteil - Laszlo würde sogar so weit gehen, sie als Expertin auf diesem Gebiet zu bezeichnen.
Mrs. Williams hatte langjährige Erfahrung, was das zufügen von Schmerzen anging. Zudem hatte sie nach langer Therapie ihre physischen und psychischen Fähigkeiten wieder voll unter Kontrolle. Laszlo war sich sicher, sie könnte und würde ihm helfen, sich in den Täter hineinzuversetzen. Er wollte wissen, was einen Mann daran erfreuen könnte, einen Mord zu begehen. So kam es, dass er ihr jetzt gegenübersaß.
Der Raum in dem sie saßen waren mit blauer Tapete verziert, um sie herum hingen einige Bilder in goldenen Rahmen. Ein Mann in Dienstmädchenkleidungen servierte ihnen Tee. Mrs. Williams erklärte, dass dieser Vorarbeiter in der Brauerei sei und es gewohnt wäre, Befehle zu erteilen, hier allerdings bevorzugte er es, selbige entgegenzunehmen. Der ansonsten dominante Mann, lebte also hier seine andere Seite aus? Lag darin der Reiz für ihn? Warum sonst, sollte ein Mann in Frauenkleidern… egal, deswegen war er nicht hier.
Seinen rechten Arm hatte Laszlo schützend in seinem Schoß abgelegt – es war eine der Positionen, die am wenigsten Schmerzen verursachte, weshalb er diese auch bevorzugte. Den Zusammenhang zwischen Lust und Schmerz konnte er nicht von Anfang an nachvollziehen, daher fragte er sie nach konkreten Beispielen. Im Laufe des Gespräches kippte die Stimmung allerdings, als Mrs. Williams einen persönlichen Bezug zu Laszlo herstellte. Laut ihr würde er selbst wohl jemanden anziehend finden, für den seine hohe Intelligenz nicht von Bedeutung war. Suchte der Täter also den Gegensatz? Offensichtlich. Denn anders ließ sich dies nicht erklären. Was aber, sagte das über ihn aus?
Auf die nächste Frage – die noch persönlicher war, antwortete Laszlo nicht sofort. Die Spannung im Raum hatte weiter zugenommen. Schützend hielt Laszlo mittlerweile seinen rechten Arm in seiner linken. Welche ihrer vielen Geschichten hielten ihn nachts wach? Es gab in denen vergangenen Jahren einige, so viel war sicher. Aber sollte er wirklich auf diese Frage antworten? Und was hätte dies für Konsequenzen? Mrs. Williams war eine gebildete Frau, sie würde ihre eigenen – wahrscheinlich richtigen Schlüsse daraus ziehen. Allerdings waren seine eigenen Befindlichkeiten momentan weniger wichtig, als einen Kindermörder zu finden.
„Ich fand Ihre Schilderungen der … männlichen Schwächen besonders … interessant.“ Sie hatte sich in der Zwischenzeit rechts neben ihn auf die Sofalehne gesetzt. „Ich erkannte meine eigene Schwäche und es bereitete mir … vergnügen.“
„Na also, da haben sie Ihre Antwort. Wenn ihr Freund es genießt anderen Menschen Wunden zuzufügen, ist es sehr wahrscheinlich, dass er selbst wunden hat.“ Laszlo sah unbewusst an seinem rechten Arm herunter, er fühlte sich mittlerweile sehr unbehaglich.
„Der Krüppel in ihnen, ist auf der Suche nach dem Krüppel in den anderen.“ Sie legte ihre linke auf seinen verkümmerten rechten Arm. Das Einzige was ihm zu diesem Zeitpunkt in den Sinn kam, war der Situation zu entkommen – was Laszlo auch tat in dem er aufstand. Er mochte es nicht, dort an seiner empfindlichsten Stelle berührt zu werden, wahrscheinlich, weil Laszlo sich selbst für diese Beeinträchtigung schämte.
Weglaufen, war keine Lösung, dass wusste Laszlo selbst am besten. Schließlich hatte es bis dato auch nicht funktioniert. Man konnte nicht vor seiner Vergangenheit davonlaufen – irgendwann würde sie einen einholen und das nicht nur einmal, sondern immer wieder. Trotzdem, war es einfacher gesagt, als getan. Das aber war jetzt nicht von Bedeutung, darüber konnte er heute Abend noch lange genug nachdenken. Es war jetzt wichtiger den Täter zu kriegen, schließlich hatte er neue Erkenntnisse gewonnen. Laszlo machte sich zurück auf den Weg ins Hauptquartier um seine neuen Erkenntnisse mit den anderen zu besprechen.
Es hätte eigentlich ein ruhiger Abend werden sollen, nachdem die Zwillinge und Sara verschwunden waren – John aber hatte sich Zeit gelassen, seine Sachen zusammen zu suchen, so dass die anderen schon weg waren. Laszlo war müde. Das Gespäch mit Mrs. Williams hatte ihm mehr zu schaffen gemacht, als er erwartet hatte. Wieder hatte ihn die Vergangenheit eingeholt. Seine eigene Einschränkung, wurde ihm nie deutlicher vor Augen geführt, als in diesen Momenten, welche öfters vorkamen, als ihm lieb war. Trotzdem war er froh, jetzt nicht alleine zu sein.
„Hast du noch Lust auf einen Schlummertrunk?“
„Gerne.“
Laszlo nahm zwei Gläser aus der Vitrine und befüllte diese mit einem großzügigen Schuss Whisky, von dem er wusste, dass sein Freund diesen sehr zu schätzen wusste. Sie setzten sich auf das bequeme Sofa, weit weg, von der großen Tafel, auf der so viele Theorien festgehalten waren. Seinen Arm (der vor Schmerzen pochte) hatte er, wie am Mittag, schützend auf seinem Schoß abgelegt. Dies war schon zu einem Automatismus geworden.
„Geht es dir gut?“
„Alles in Ordnung.“ Allerdings hörte Laszlo selbst, dass seine Antwort nicht unbedingt überzeugend klang, was sicher auch John vernommen hatte. Glücklicherweise ließ er es aber auf sich beruhen, wofür Laszlo ihm im Stillen dankte. Er hatte heute nicht mehr die Kraft, die sonst so gutsitzende Maske aufrecht zu erhalten. Das pochen in seinem Arm, welches immer stärker wurde, war in dieser Hinsicht auch nicht hilfreich. Selbigen hielt er mittlerweile fest umklammert und schob ihn näher an seinen Körper.
„Schmerzen?“ Er nickte nur. Leugnen machte heute keinen Sinn. John würde ihn durchschauen. Aus einem irrationalen Grund stand Laszlo auf und setzte sich an das Klavier. Normalerweise trug dieses Instrument ehr dazu bei, ihn zu frustrieren, denn auch dieses warf ihn immer wieder zurück in seine Vergangenheit, als er noch Klavierspielen konnte. Heute aber wollte er die Stimmung etwas lockern, was ihm ehr mäßig gut gelang. Laszlo klimperte etwas mit der linken auf den Tasten herum, die Finger seiner rechten zuckten immer wieder auf seinem Schoß, was die Schmerzen noch verstärkte – es hätte dem Drang nicht nachgeben sollen, vor allem, da er nicht alleine war. Er hätte es besser wissen sollen – besser wissen müssen.
„Was spielst du?“
„Nichts, bestimmtes.“ Sagte Laszlo deprimiert, denn die Wahrheit war das nicht. Es war jedes Mal frustrierend, wenn sein Körper ihm seine Grenzen aufzeigte.
„Mir gefällts.“
„John, du brauchst dir keine Mühe geben, ich weiß selbst, wie es sich anhört.“ Die Frustration war ihm deutlich anzuhören.
Also klappte er den Deckel des Klaviers wieder zu und drehe sich um, zu seinem Freund.
„Ich meine es ernst, Laszlo.“ Einerseits konnte er sich nicht vorstellen, dass dieses sinnlose geklimpere irgendjemanden auch nur ansatzweise gefallen würde, allerdings konnte er keine Anzeichen für eine Lüge in Johns Augen erkennen. Er ging zurück zu dem kleinen Tisch, nahm einen weiteren Schluck aus seinem Glas. Der Alkohol würde den Schmerz wenigstens eine Zeit lang etwas betäuben – ihn zumindest erträglicher machen und setzte sich neben seinen Freund.
Beim Hinsetzen allerdings, stieß er mit seinem rechten Ellenbogen gegen die seitliche Sofalehne, was ihm einen Schmerzensschrei entlockte. Verdammt, er zog seinen Arm näher an seinen Körper und nahm einen weiteren großen Schluck der bernsteinfarbenen Flüssigkeit.
„Kann ich dir irgendetwas Gutes tun?“ fragte John mitfühlend.
„Lass mich alleine.“ – bitte bleib.
„Nein, ich werde dich nicht in diesem Zustand zurücklassen.“
Insgeheim froh über die Antwort, lehnte er sich an seinen Freund. „Oben, im Bad, im Medizinschrank, liegt eine Salbe, könntest du…?“ Es war ihm unangenehm zu fragen, besagte Salbe war kein Wundermittel, vielleicht half sie wenigstens etwas.
Nicht bedacht hatte er allerdings die Tatsache, dass er um sich einzureiben, sein Hemd ausziehen müsste. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, wenn John gegangen wäre. Schließlich ertrug er seinen eigenen Anblick im Spiegel an vielen Tagen nicht einmal selbst – heute war so ein Tag, da war er sich sicher.
„Die?“ John kam mit einer Leichtigkeit die Treppe herunter, die Laszlo sich manchmal für sich selbst gewünscht hätte. Vielleicht würde er jetzt nach Hause gehen und ihm die Demütigung ersparen, sich auch noch vor ihm ausziehen zu müssen.
„Darf ich?“ Er zeigte auf das Hemd. So schnell gab sein Freund nicht auf. Laszlo wusste, dass er ihm helfen wollte, wäre selbst aber wäre vor Scham am liebsten im Erdboden versunken. Allerdings sah er im Moment keinen anderen Ausweg, also sah er auf den Boden und nickte nur – so musste er wenigstens Johns angeekelten Blick nicht ertragen, wenn er mit freiem Oberkörper vor ihm stand.
Laszlo sah, wie sich schlanke Finger an seinen Hemdknöpfen zu schaffen machten. Am liebsten wäre er gegangen, der Situation irgendwie entkommen, so wie heute Mittag. Feigling. Rief sein Gehirn ihm laut zu. Ja es war feige, sich der Situation nicht zu stellen. John hatte das Hemd in der Zwischenzeit aufgeknöpft, allerdings musste er ihm angemerkt haben, wie unangenehm ihm die Situation war.
Sein Freund zog ihn in eine sanfte Umarmung. „Es ist okay, Laszlo. Du musst dich für nichts schämen. Du bist richtig, genauso wie du bist. Selbst, wenn ich könnte, ich würde nichts an dir ändern wollen.“ Wollte John ihn verarschen? Ihm selbst würde da einiges einfallen, dass er liebend gerne ändern würde.
„Lass es gut sein, John. Ich habe einen Spiegel und weiß selbst, wie ich …“ aussehe. Das letzte Wort hatte er nicht über die Lippen gebracht, da Laszlos Stimme versagte. „Sieh mich an, Laszlo.“ Er allerdings bevorzugte es, weiterhin das Muster der Holzdielen zu studieren, um nicht Johns mitleidigem, angeekelten Blick, oder was sich auch immer in den Augen seines Freundes widerspiegeln würde, zu sehen.
„Laszlo.“ Es klang fast flehend. Laszlo spürte Tränen in sich aufsteigen. „John, bitte nicht.“ Sein Freund dachte aber nicht daran, aufzugeben. Eine, der warmen filigranen Künstlerhände legte sich unter sein Kinn, die andere hielt mittlerweile seine linke Hand. Sanft drückte er gegen Laszlos Kinn, damit dieser zu ihm aufsah.
„Laszlo, ich meine was ich sage. Du bist richtig, genau so wie du bist.“ So viel Ehrlichkeit lag in seinem Blick. John meinte es ernst, aber warum? Die Hand, welche zuvor an seinem Kinn lag, wischte jetzt eine der Tränen, die sich ihren Weg gebahnt hatte, sanft von seiner Wange. Erneut zog sein Freund ihn in eine sanfte Umarmung.
„Du brauchst dich für nichts schämen.“ Der Daumen, der Hand, welche immer noch an seiner Wange lag, streichelte jetzt gefühlvoll darüber. Die Umarmung schien nicht enden zu wollen. Irgendwann aber, zog sich John zurück und fragte: „Darf ich?“ Er zupfte dabei an seinem offenen Hemd.
Laszlo nickte. Noch niemand hatte ihn so verletzlich gesehen – und Laszlo war froh, dass es John war, sein bester Freund und nicht Sara oder sonst jemand. Als er spürte, wie das Hemd über seine Schultern glitt, schloss er die Augen. Johns Blick wollte er immer noch nicht begegnen.
Als Laszlo hörte, wie die Salbe aufgeschraubt wurde verkrampfte er sich noch mehr, als das schon vorher der Fall war. „Entspann dich Laszlo.“ Das war allerdings leichter gesagt, als getan.
„Atmen.“ Unbewusst hatte Laszlo die Luft angehalten, als Johns Finger sanft über seine Schulter strichen. Also holte er tief Luft und atmete langsam ein und wieder aus. Einerseits war die Prozedur demütigend, andererseits aber wusste Laszlo nur zu gut, er hätte es nicht geschafft, sich den kompletten Arm, hoch, bis nach hinten zur Scapula einzucremen. Woher wusste John überhaupt, dass der Schmerz bis zum Schulterblatt ausstrahlte?
Als er sich an die Berührung gewöhnt hatte, spürte Laszlo, wie er selbst immer ruhiger wurde, bis er sogar die Augen öffnete. Von keinem anderen Menschen hätte er sich freiwillig dort berühren lassen. Seinem Freund aber, vertraute er.
„Und jetzt bringe ich dich ins Bett.“
„Ich bin alt genug, um selbst…“
John unterbrach ihn: „Keine widerrede. Komm mit.“
schön das ihr auf meine Geschichte gestoßen seid, obwohl in diesem Themenbereich leider wenig los ist. Diese Geschichte wurde nicht Beta gelesen, da ich immer noch keinen Betaleser in diesem Bereich gefunden habe. Daher bitte ich euch über den ein oder anderen Rechtschreibfehler, welcher sicherlich zu finden sein wird, hinwegzusehen. Über jegliche Art von Review würde ich mich freuen, da ich denke, dass man nur so seine Geschichten so verbessern kann.
Zu guter Letzt noch, mir gehört, wie jedem anderen nichts - leider.
Wenn ihm jemand helfen konnte, dann sie - eine seiner ehemaligen Patienten. Mrs. Williams. Schließlich waren ihr weder die fleischlichen Freuden des Menschen unbekannt, noch die Folter. Im Gegenteil - Laszlo würde sogar so weit gehen, sie als Expertin auf diesem Gebiet zu bezeichnen.
Mrs. Williams hatte langjährige Erfahrung, was das zufügen von Schmerzen anging. Zudem hatte sie nach langer Therapie ihre physischen und psychischen Fähigkeiten wieder voll unter Kontrolle. Laszlo war sich sicher, sie könnte und würde ihm helfen, sich in den Täter hineinzuversetzen. Er wollte wissen, was einen Mann daran erfreuen könnte, einen Mord zu begehen. So kam es, dass er ihr jetzt gegenübersaß.
Der Raum in dem sie saßen waren mit blauer Tapete verziert, um sie herum hingen einige Bilder in goldenen Rahmen. Ein Mann in Dienstmädchenkleidungen servierte ihnen Tee. Mrs. Williams erklärte, dass dieser Vorarbeiter in der Brauerei sei und es gewohnt wäre, Befehle zu erteilen, hier allerdings bevorzugte er es, selbige entgegenzunehmen. Der ansonsten dominante Mann, lebte also hier seine andere Seite aus? Lag darin der Reiz für ihn? Warum sonst, sollte ein Mann in Frauenkleidern… egal, deswegen war er nicht hier.
Seinen rechten Arm hatte Laszlo schützend in seinem Schoß abgelegt – es war eine der Positionen, die am wenigsten Schmerzen verursachte, weshalb er diese auch bevorzugte. Den Zusammenhang zwischen Lust und Schmerz konnte er nicht von Anfang an nachvollziehen, daher fragte er sie nach konkreten Beispielen. Im Laufe des Gespräches kippte die Stimmung allerdings, als Mrs. Williams einen persönlichen Bezug zu Laszlo herstellte. Laut ihr würde er selbst wohl jemanden anziehend finden, für den seine hohe Intelligenz nicht von Bedeutung war. Suchte der Täter also den Gegensatz? Offensichtlich. Denn anders ließ sich dies nicht erklären. Was aber, sagte das über ihn aus?
Auf die nächste Frage – die noch persönlicher war, antwortete Laszlo nicht sofort. Die Spannung im Raum hatte weiter zugenommen. Schützend hielt Laszlo mittlerweile seinen rechten Arm in seiner linken. Welche ihrer vielen Geschichten hielten ihn nachts wach? Es gab in denen vergangenen Jahren einige, so viel war sicher. Aber sollte er wirklich auf diese Frage antworten? Und was hätte dies für Konsequenzen? Mrs. Williams war eine gebildete Frau, sie würde ihre eigenen – wahrscheinlich richtigen Schlüsse daraus ziehen. Allerdings waren seine eigenen Befindlichkeiten momentan weniger wichtig, als einen Kindermörder zu finden.
„Ich fand Ihre Schilderungen der … männlichen Schwächen besonders … interessant.“ Sie hatte sich in der Zwischenzeit rechts neben ihn auf die Sofalehne gesetzt. „Ich erkannte meine eigene Schwäche und es bereitete mir … vergnügen.“
„Na also, da haben sie Ihre Antwort. Wenn ihr Freund es genießt anderen Menschen Wunden zuzufügen, ist es sehr wahrscheinlich, dass er selbst wunden hat.“ Laszlo sah unbewusst an seinem rechten Arm herunter, er fühlte sich mittlerweile sehr unbehaglich.
„Der Krüppel in ihnen, ist auf der Suche nach dem Krüppel in den anderen.“ Sie legte ihre linke auf seinen verkümmerten rechten Arm. Das Einzige was ihm zu diesem Zeitpunkt in den Sinn kam, war der Situation zu entkommen – was Laszlo auch tat in dem er aufstand. Er mochte es nicht, dort an seiner empfindlichsten Stelle berührt zu werden, wahrscheinlich, weil Laszlo sich selbst für diese Beeinträchtigung schämte.
Weglaufen, war keine Lösung, dass wusste Laszlo selbst am besten. Schließlich hatte es bis dato auch nicht funktioniert. Man konnte nicht vor seiner Vergangenheit davonlaufen – irgendwann würde sie einen einholen und das nicht nur einmal, sondern immer wieder. Trotzdem, war es einfacher gesagt, als getan. Das aber war jetzt nicht von Bedeutung, darüber konnte er heute Abend noch lange genug nachdenken. Es war jetzt wichtiger den Täter zu kriegen, schließlich hatte er neue Erkenntnisse gewonnen. Laszlo machte sich zurück auf den Weg ins Hauptquartier um seine neuen Erkenntnisse mit den anderen zu besprechen.
Es hätte eigentlich ein ruhiger Abend werden sollen, nachdem die Zwillinge und Sara verschwunden waren – John aber hatte sich Zeit gelassen, seine Sachen zusammen zu suchen, so dass die anderen schon weg waren. Laszlo war müde. Das Gespäch mit Mrs. Williams hatte ihm mehr zu schaffen gemacht, als er erwartet hatte. Wieder hatte ihn die Vergangenheit eingeholt. Seine eigene Einschränkung, wurde ihm nie deutlicher vor Augen geführt, als in diesen Momenten, welche öfters vorkamen, als ihm lieb war. Trotzdem war er froh, jetzt nicht alleine zu sein.
„Hast du noch Lust auf einen Schlummertrunk?“
„Gerne.“
Laszlo nahm zwei Gläser aus der Vitrine und befüllte diese mit einem großzügigen Schuss Whisky, von dem er wusste, dass sein Freund diesen sehr zu schätzen wusste. Sie setzten sich auf das bequeme Sofa, weit weg, von der großen Tafel, auf der so viele Theorien festgehalten waren. Seinen Arm (der vor Schmerzen pochte) hatte er, wie am Mittag, schützend auf seinem Schoß abgelegt. Dies war schon zu einem Automatismus geworden.
„Geht es dir gut?“
„Alles in Ordnung.“ Allerdings hörte Laszlo selbst, dass seine Antwort nicht unbedingt überzeugend klang, was sicher auch John vernommen hatte. Glücklicherweise ließ er es aber auf sich beruhen, wofür Laszlo ihm im Stillen dankte. Er hatte heute nicht mehr die Kraft, die sonst so gutsitzende Maske aufrecht zu erhalten. Das pochen in seinem Arm, welches immer stärker wurde, war in dieser Hinsicht auch nicht hilfreich. Selbigen hielt er mittlerweile fest umklammert und schob ihn näher an seinen Körper.
„Schmerzen?“ Er nickte nur. Leugnen machte heute keinen Sinn. John würde ihn durchschauen. Aus einem irrationalen Grund stand Laszlo auf und setzte sich an das Klavier. Normalerweise trug dieses Instrument ehr dazu bei, ihn zu frustrieren, denn auch dieses warf ihn immer wieder zurück in seine Vergangenheit, als er noch Klavierspielen konnte. Heute aber wollte er die Stimmung etwas lockern, was ihm ehr mäßig gut gelang. Laszlo klimperte etwas mit der linken auf den Tasten herum, die Finger seiner rechten zuckten immer wieder auf seinem Schoß, was die Schmerzen noch verstärkte – es hätte dem Drang nicht nachgeben sollen, vor allem, da er nicht alleine war. Er hätte es besser wissen sollen – besser wissen müssen.
„Was spielst du?“
„Nichts, bestimmtes.“ Sagte Laszlo deprimiert, denn die Wahrheit war das nicht. Es war jedes Mal frustrierend, wenn sein Körper ihm seine Grenzen aufzeigte.
„Mir gefällts.“
„John, du brauchst dir keine Mühe geben, ich weiß selbst, wie es sich anhört.“ Die Frustration war ihm deutlich anzuhören.
Also klappte er den Deckel des Klaviers wieder zu und drehe sich um, zu seinem Freund.
„Ich meine es ernst, Laszlo.“ Einerseits konnte er sich nicht vorstellen, dass dieses sinnlose geklimpere irgendjemanden auch nur ansatzweise gefallen würde, allerdings konnte er keine Anzeichen für eine Lüge in Johns Augen erkennen. Er ging zurück zu dem kleinen Tisch, nahm einen weiteren Schluck aus seinem Glas. Der Alkohol würde den Schmerz wenigstens eine Zeit lang etwas betäuben – ihn zumindest erträglicher machen und setzte sich neben seinen Freund.
Beim Hinsetzen allerdings, stieß er mit seinem rechten Ellenbogen gegen die seitliche Sofalehne, was ihm einen Schmerzensschrei entlockte. Verdammt, er zog seinen Arm näher an seinen Körper und nahm einen weiteren großen Schluck der bernsteinfarbenen Flüssigkeit.
„Kann ich dir irgendetwas Gutes tun?“ fragte John mitfühlend.
„Lass mich alleine.“ – bitte bleib.
„Nein, ich werde dich nicht in diesem Zustand zurücklassen.“
Insgeheim froh über die Antwort, lehnte er sich an seinen Freund. „Oben, im Bad, im Medizinschrank, liegt eine Salbe, könntest du…?“ Es war ihm unangenehm zu fragen, besagte Salbe war kein Wundermittel, vielleicht half sie wenigstens etwas.
Nicht bedacht hatte er allerdings die Tatsache, dass er um sich einzureiben, sein Hemd ausziehen müsste. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, wenn John gegangen wäre. Schließlich ertrug er seinen eigenen Anblick im Spiegel an vielen Tagen nicht einmal selbst – heute war so ein Tag, da war er sich sicher.
„Die?“ John kam mit einer Leichtigkeit die Treppe herunter, die Laszlo sich manchmal für sich selbst gewünscht hätte. Vielleicht würde er jetzt nach Hause gehen und ihm die Demütigung ersparen, sich auch noch vor ihm ausziehen zu müssen.
„Darf ich?“ Er zeigte auf das Hemd. So schnell gab sein Freund nicht auf. Laszlo wusste, dass er ihm helfen wollte, wäre selbst aber wäre vor Scham am liebsten im Erdboden versunken. Allerdings sah er im Moment keinen anderen Ausweg, also sah er auf den Boden und nickte nur – so musste er wenigstens Johns angeekelten Blick nicht ertragen, wenn er mit freiem Oberkörper vor ihm stand.
Laszlo sah, wie sich schlanke Finger an seinen Hemdknöpfen zu schaffen machten. Am liebsten wäre er gegangen, der Situation irgendwie entkommen, so wie heute Mittag. Feigling. Rief sein Gehirn ihm laut zu. Ja es war feige, sich der Situation nicht zu stellen. John hatte das Hemd in der Zwischenzeit aufgeknöpft, allerdings musste er ihm angemerkt haben, wie unangenehm ihm die Situation war.
Sein Freund zog ihn in eine sanfte Umarmung. „Es ist okay, Laszlo. Du musst dich für nichts schämen. Du bist richtig, genauso wie du bist. Selbst, wenn ich könnte, ich würde nichts an dir ändern wollen.“ Wollte John ihn verarschen? Ihm selbst würde da einiges einfallen, dass er liebend gerne ändern würde.
„Lass es gut sein, John. Ich habe einen Spiegel und weiß selbst, wie ich …“ aussehe. Das letzte Wort hatte er nicht über die Lippen gebracht, da Laszlos Stimme versagte. „Sieh mich an, Laszlo.“ Er allerdings bevorzugte es, weiterhin das Muster der Holzdielen zu studieren, um nicht Johns mitleidigem, angeekelten Blick, oder was sich auch immer in den Augen seines Freundes widerspiegeln würde, zu sehen.
„Laszlo.“ Es klang fast flehend. Laszlo spürte Tränen in sich aufsteigen. „John, bitte nicht.“ Sein Freund dachte aber nicht daran, aufzugeben. Eine, der warmen filigranen Künstlerhände legte sich unter sein Kinn, die andere hielt mittlerweile seine linke Hand. Sanft drückte er gegen Laszlos Kinn, damit dieser zu ihm aufsah.
„Laszlo, ich meine was ich sage. Du bist richtig, genau so wie du bist.“ So viel Ehrlichkeit lag in seinem Blick. John meinte es ernst, aber warum? Die Hand, welche zuvor an seinem Kinn lag, wischte jetzt eine der Tränen, die sich ihren Weg gebahnt hatte, sanft von seiner Wange. Erneut zog sein Freund ihn in eine sanfte Umarmung.
„Du brauchst dich für nichts schämen.“ Der Daumen, der Hand, welche immer noch an seiner Wange lag, streichelte jetzt gefühlvoll darüber. Die Umarmung schien nicht enden zu wollen. Irgendwann aber, zog sich John zurück und fragte: „Darf ich?“ Er zupfte dabei an seinem offenen Hemd.
Laszlo nickte. Noch niemand hatte ihn so verletzlich gesehen – und Laszlo war froh, dass es John war, sein bester Freund und nicht Sara oder sonst jemand. Als er spürte, wie das Hemd über seine Schultern glitt, schloss er die Augen. Johns Blick wollte er immer noch nicht begegnen.
Als Laszlo hörte, wie die Salbe aufgeschraubt wurde verkrampfte er sich noch mehr, als das schon vorher der Fall war. „Entspann dich Laszlo.“ Das war allerdings leichter gesagt, als getan.
„Atmen.“ Unbewusst hatte Laszlo die Luft angehalten, als Johns Finger sanft über seine Schulter strichen. Also holte er tief Luft und atmete langsam ein und wieder aus. Einerseits war die Prozedur demütigend, andererseits aber wusste Laszlo nur zu gut, er hätte es nicht geschafft, sich den kompletten Arm, hoch, bis nach hinten zur Scapula einzucremen. Woher wusste John überhaupt, dass der Schmerz bis zum Schulterblatt ausstrahlte?
Als er sich an die Berührung gewöhnt hatte, spürte Laszlo, wie er selbst immer ruhiger wurde, bis er sogar die Augen öffnete. Von keinem anderen Menschen hätte er sich freiwillig dort berühren lassen. Seinem Freund aber, vertraute er.
„Und jetzt bringe ich dich ins Bett.“
„Ich bin alt genug, um selbst…“
John unterbrach ihn: „Keine widerrede. Komm mit.“