Laszlo, wo bist du?
Kurzbeschreibung
Laszlos Worte schwirrten in Johns Kopf wild durcheinander. „Die Oper ist der Auftakt für alles was folgt…“ „Anhänger meiner Arbeit…“ Wenigstens wusste er jetzt, wen sein Freund mit letzterem gemeint hatte – Byrnes. Vor seiner Gran konnte Laszlo schließlich nicht frei reden, sondern alles nur umschreiben. Verstanden hatte er es zu diesem Zeitpunkt nicht. So kam es, dass sie an dem wohl wichtigsten Tag der Ermittlungen hier saßen, in der Oper – und Zeit verschwendeten.
KurzgeschichteAngst, Schmerz/Trost / P16 / MaleSlash
Dr. Laszlo Kreizler
John Moore
09.11.2021
09.11.2021
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09.11.2021
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Hallo liebes FF Universum,
schön das ihr auf meine Geschichte gestoßen seid, obwohl in diesem Themenbereich leider wenig los ist. Diese Geschichte wurde nicht Beta gelesen, da ich immer noch keinen Betaleser in diesem Bereich gefunden habe. Daher bitte ich euch über den ein oder anderen Rechtschreibfehler, welcher sicherlich zu finden sein wird, hinwegzusehen. Über jegliche Art von Review würde ich mich freuen, da ich denke, dass man nur so seine Geschichten so verbessern kann.
Eines ist mir noch wichtig: Falls jemand auf die Geschichte stoßen sollte, die sie nicht kennt: Die Serie spielt um 1900, als noch deutlich anders mit dem Thema Homosexualität umgegangen wurde, weshalb hier in dieser Geschichte dieses Thema negativ dargestellt wird.
Zu guter Letzt noch: Mir gehört wie jedem hier nichts ;-)
Laszlos Worte schwirrten wild in Johns Kopf durcheinander. „Die Oper ist der Auftakt für alles was folgt…“ „Anhänger meiner Arbeit…“ Wenigstens wusste er jetzt, wen sein Freund mit letzterem gemeint hatte – Thomas Byrnes. Vor seiner Gran konnte Laszlo schließlich nicht frei reden, sondern alles nur umschreiben. Verstanden hatte er es deshalb zu diesem Zeitpunkt nicht.
So kam es, dass sie an dem wohl wichtigsten Tag der Ermittlungen hier saßen, in der Oper – und Zeit verschwendeten. Sie sollten los, raus zu den anderen. Ihre Freunde würden ihre Hilfe brauchen, aber Byrnes ließ die beiden keine Sekunde aus den Augen. John rutschte nervös auf seinem Stuhl hin und her. Wie sollten sie hier wegkommen – ohne gesehen zu werden? Der ehemalige Commissioner würde ihnen folgen – und einige Polizisten mit Sicherheit auch. Schließlich hatte er immer noch viele Freunde unter seinen ehemaligen Angestellten - wie Captain Connor. Warum auch immer.
An ein Nickerchen war, wie bei ihren anderen besuchen hier üblich, war in der heutigen Vorstellung nicht im Ansatz zu denken, auch wenn die Oper John langweilte – wie immer. Seine Nervosität mischte sich mit Aufregung. Ein Dink wäre hilfreich um die Nerven zu beruhigen, andererseits musste er bei klarem Verstand bleiben, weshalb John die Idee wieder verwarf.
Wann konnten sie endlich los? Und was würden sie vorfinden, wenn sie zu den anderen stießen? War Durry noch am Leben oder bereits Tod? Hatten sie ihn schon gefasst, oder war er immer noch auf freiem Fuß? Und was war mit Joseph? Ginge es ihm gut? Wie konnte Laszlo so entspannt hier sitzen und die Vorstellung verfolgen, während ihre Freunde ihr Leben riskierten? Sie müssten hier weg, ihnen zur Seite stehen…
„Jetzt!“ sagte Laszlo leise.
Schnell verließen sie, ohne Aufsehen zu erregen, ihre Plätze. Das Feuerwerk hatte Byrnes für einige Augenblicke abgelenkt. Es war die perfekte Gelegenheit um zu verschwinden. Hastig stiegen sie in die Kutsche und fuhren … in die falsche Richtung? Warum? Was hatte Laszlo vor? Als dieser ihm erklärt hatte, dass ihr eigentliches Ziel der Wasserspeicher der Stadt war, war John fast vom Glauben abgefallen. Die anderen waren ebenso wie die Polizei am völlig falschen Ort. Verdammt Laszlo. Sie beide sollten jetzt also, alleine … Manchmal trieb sein Freund ihn an den Rande der Verzweiflung.
Mit der Polizei und ihren Freunden, wäre die Chancen deutlich höher, Durry zu verhaften, als zu zweit. Zudem, sie waren keine Polizisten. Sie könnten nicht einmal jemanden verhaften. Wie also…? Die Anspannung war mittlerweile überwältigend, John spürte, wie sich ein Muskel nach dem anderen in seinem Körper verkrampfte. Seine Hände zitterten vor Anspannung. Gleich würden sie einem Mörder gegenüberstehen – einem Serienmörder um genau zu sein. Dessen Hemmschwelle, sie beide zu töten, wohl sehr gering, bis nicht vorhanden war – und sie waren alleine.
„Hilfe. Hilfe.“ Unschuldige Kinderschreie ertönten in seinem Ohr. Es war Joseph. Seine Schreie lösten in John eine Gänsehaut aus. Er hätte den Jungen bei sich aufnehmen sollen. In seiner Residenz wäre genug Platz gewesen, er hätte ihn von der Straße holen können – dort wäre er in Sicherheit gewesen. Aber dafür war es zu spät. Das Einzige was John getan hatte, war ihm Geld zu geben. Zu Nervosität und Anspannung gesellte sich jetzt noch ein schlechtes Gewissen. Schnellen Schrittes lief er, nur mit einer Kerze in der Hand durch die kalten Katakomben des Wasserwerkes, mit Laszlo im Schlepptau.
Es war dunkel. Die dicken Steinmauern wirkten einschüchternd auf John. Nur gelegentlich brannte eine Kerze in der dafür vorgesehenen Halterung, welche die Gänge schwach erleuchtete. In der Zwischenzeit hatte sich ein Schweißfilm auf Johns Stirn gebildet, sein Herz hämmerte mit schnellen Schlägen gegen seine Brust. Die Luft hier war stickig – seine Atmung unregelmäßig. John umklammerte die Kerze, welche er in der Hand hielt noch fester und rief nach Joseph.
Fast synchron rannten sie in die Richtung, aus der die Schreie kamen, welche in der Zwischenzeit verstummt waren. Hatte er Joseph etwa…? Daran wollte John gar nicht denken. Ihm wurde übel. Zum Glück war er hier nicht alleine. John hörte noch immer Laszlos Schritte, direkt hinter sich. Mittlerweile hatten sich wenigstens seine Augen an das dunkle Licht gewöhnt, auch wenn es außer den sandfarbenen Steinwänden nicht viel zu sehen gab. Da vorne, eine Leiter.
John kletterte als erster ohne Probleme hoch – ganz im Gegensatz zu Laszlo. Für ihn stellte diese Leiter ein deutlich größeres Hindernis dar. Mit nur einer Hand, war dies natürlich schwerer zu bewerkstelligen. Oben angekommen, sah John etwas auf dem Boden liegen und rannte sofort in dessen Richtung, während Laszlo immer noch mit der Leiter zu kämpfen hatte. Unter anderen Umständen, hätte er ihm geholfen, allerdings, könnten das entweder nur ein paar verschmutzte Laken sein, oder Joseph. Ein Hoffnungsschimmer keimte in ihm auf.
Erleichtert konnte John feststellen, dass es der kleine Junge war – zum Glück, er lebte. Als Laszlo zu ihnen stieß bestätigte er diesem, dass Joseph unverletzt war. John versuchte den Jungen zu beruhigen – und auch sich selbst, in dem er auf diesen einredete.
„Jospeh, ich bin es. John Moore. Hör mir zu…“
Seine eigene Atmung beruhigte sich etwas und auch das Zittern hatte immerhin ein klein wenig nachgelassen. John war froh über die kurze Verschnaufpause.
Das hatte auch funktioniert, zumindest, bis zu dem Zeitpunkt, an dem er einen Schlag – nicht weit entfernt hörte. Laszlo? John sah auf, konnte aber seinen Freund nirgends erkennen. Wo zur Hölle war Laszlo? Warum hatte er nicht auf ihn gewartet? Verdammt. Warum konnte dieser Mann nicht einmal vernünftig handeln – wie es ganz normale Menschen tun? Sturer Hund.
Sein Magen zog sich zusammen. Erneut breitete sich die Übelkeit in ihm aus, diesmal stärker als zuvor. Er konnte jeden einzelnen Herzschlag spüren, sein Puls hatte sich mittlerweile gefühlt verdreifacht und das Blut rauschte durch die Venen, bis in den Kopf.
„Laszlo?“ rief er diesmal deutlich leiser, um seine Position nicht preis zu geben. Langsam trat er einige Schritte vor, in der Hoffnung seinen Freund dort vorzufinden. Die Kerze – Laszlos Kerze, welche einsam und verlassen auf dem Boden lag, löste ein beklemmendes Gefühl in seinem inneren aus. Es musste ihm etwas passiert sein.
Die Sorgen, welche er sich um seinen Freund machte, überwogen mittlerweile alle anderen Gefühle. John musste ihn finden, schnell. Bevor Durry ihm etwas antun konnte. War sein Freund überhaupt bewaffnet? Wahrscheinlich nicht, schließlich kümmerte sich Laszlo nur in den wenigsten Fällen um sein eigenes Wohlbefinden. Der Täter aber war mit Sicherheit weniger nachlässig, was diese Frage betraf.
John spürte wie sich sein Herzschlag immer weiter beschleunigte. Bis auf seine eigenen Atemzüge war es hier still – zu still. Kein einziges Geräusch war zu hören. Langsam ging er weiter, sah sich immer wieder um, in der Hoffnung, Laszlo hier irgendwo vorzufinden. Aber das Einzige was er erkennen konnte, waren Steinmauern, welche mit der Dunkelheit verschmolzen.
Wo war Laszlo? War er bereits Tod? John hatte Angst, große Angst seinen besten Freund zu verlieren. Er musste ihn finden… Das war sein letzter Gedanke, bevor er von hinten angegriffen wurde und selbst unsanft zu Boden ging.
Ein schmerzerfüllter, langgezogener Schrei, der ihn bis ins Mark traf, brachte ihn wieder zurück ins hier und jetzt. Laszlos Schrei. Was hatte Durry mit ihm gemacht? Hatte er ihm sein Messer in die Brust gerammt? John war zu keiner körperlichen Reaktion fähig, er konnte sich nicht bewegen. Die Panik, welche er in seinem inneren spürte, vermischte mit Wut.
Auf wen er im Moment am meisten wütend war, war in diesem Moment schwer zu sagen. Auf Laszlo, da er nicht gewartet hatte, auf Durry, der seinem Freund offensichtlich starke Schmerzen zugefügt hatte, oder auf sich selbst, da er Laszlo nicht gefunden hatte. John hatte ihn im Stich gelassen – alleine gelassen, in solch einer gefährlichen Situation. Immer wieder fragte er sich, ob sein Freund noch lebte, denn in der Zwischenzeit waren seine schmerzerfüllten Schreie verstummt.
Die Sorgen, welche John sich um seinen Freund machte, wuchsen ins unermessliche. Wäre Laszlo tot, wäre das auch sein Ende, dessen war John sich sicher. Eine nie da gewesene Kälte überkam ihn, die leere, welche er verspürte, hatte sich in der Zwischenzeit in seinem ganzen Körper ausgebreitet.
Er könnte nicht ohne seinen Freund leben und wollte es auch nicht. Hätte er Laszlo nicht seit vielen Jahren an seiner Seite gehabt, würde er wahrscheinlich schon längst nicht mehr unter den Lebenden weilen. John hätte sich wahrscheinlich schon vor Jahren zu Tode getrunken. Laszlo war eine der wenigen konstanten Stützen seines Lebens.
Laszlos Freundschaft, war das aller wichtigste für ihn. Er wollte mehr von Laszlo, mehr als nur Freundschaft, dieser Wunsch würde sich aber nie erfüllen, dessen war John sich schon lange bewusst. Besser so, als gar nicht, dachte er sich, als ihn diese Erkenntnis ereilte. Was konnte er seinem Freund schon bieten? Er betrank sich ständig, ging zu irgendwelchen Nutten, nur um sich von seinen Gefühlen abzulenken. John würde es nicht ertragen, auch noch Laszlos Freundschaft zu verlieren. So konnte er ihm auf andere Art nah sein. Deshalb hatte er nie etwas erwähnt.
Ziellos rannte er mit der Kerze durch die dunklen Korridore, rief immer wieder Laszlos Namen, bekam aber keine Antwort. War er hier nicht schon einmal? Dieser Wasserspeicher war ein Verdammtes Labyrinth. Verzweiflung machte sich in ihm breit. Wo war sein Freund? Ein lauter Schuss ertönte. Laszlo, wo bist du?
Hatte sein Freund eine Waffe bei sich? Hatte er geschossen? Oder wurde auf ihn…? Bei diesem Gedanken übergab sich John, der sich mit einer Hand an der Steinmauer abstützte. Sein Freund hatte nichts von einem Revolver erwähnt. Da dieser Durry unbedingt lebend wollte, bezweifelte John, dass Laszlo bewaffnet war. Er spürte, wie ein Teil in seinem inneren starb. Warum hatte er Laszlo nie die Wahrheit über seine Gefühle gesagt? Er hätte es tun sollen. Eine glänzende Träne rann über seine Wange hinab und landete auf dem kalten Steinboden.
„Laszlo!!!“ schrie er, diesmal lauter. Die Verzweiflung in seiner Stimme war deutlich hörbar, bekam aber keine Antwort. Immer noch waren seine unregelmäßigen Atemzüge, das einzige, was er hörte.
John hatte nichts von seinen Gefühlen erwähnt, um Laszlos Freundschaft nicht endgültig zu verlieren – aber was hatte er jetzt davon? Nichts. Sein Freund war nicht mehr am Leben. John schluckte schwer. In diesem Moment, hier, mitten in diesem Riesen Gebäude, von dem er keine Ahnung hatte, wo genau er sich befand wollte John nur eines – selbst sterben.
„Laszlo…?“ schrie er nochmals, aber seine Stimme brach. John setzte sich auf eine der Stufen um nicht zu kollabieren. Es war, als hätte man ihm den Boden unter den Füßen weggezogen. Er brauchte eine kurze Pause. Seine Hände zitterten unaufhörlich. Was änderte es jetzt noch, wenn Durry ihn hier finden würde. Es war sowieso alles egal. Er hatte seinen besten Freund verloren – mehr noch, den einzigen Menschen, den er je geliebt hatte. John konnte die Tränen nicht zurückhalten und wollte es auch nicht, sie strömten ungehindert über seine Wangen.
Er hatte alles verloren, was ihm wichtig war. Es würde hier nicht mehr weitergehen für ihn… Wenn er hier lebend rauskommen sollte, wird er… selbst sein Leben … beenden. John hatte jeglichen Lebensmut verloren. Er dachte an Saras Vater. Er hatte sich erschossen, es zumindest versucht. Wahrscheinlich wäre dies die schnellste Möglichkeit, dann hätten die Qualen ein Ende. Oder sollte er sich einfach zu Tode trinken?
Warum hatte er nicht mit Laszlo geredet, als er noch die Möglichkeit dazu hatte? Feigling. Könnte er die Zeit zurückdrehen, würde er alles anders machen. John würde seinem Freund erzählen, wie sehr er ihn liebte, dass er alles für ihn tun würde. Er hatte seinen Freund viele Jahre nur aus der Ferne lieben können, sich um ihn kümmern, für ihn da sein. Aber das war nicht das was er wollte. Verdammt. Für diesen Mann wäre er durch die Hölle gegangen – und auch wieder zurück.
Was er schon viele Jahre wollte, war Laszlo küssen, seine Hand halten. Abends mit ihm ins Bett gehen und am Morgen neben Laszlo aufwachen. Er wollte ihn umarmen können, wann er wollte und so lange er wollte. John wollte mit Laszlo zusammenleben und alt werden. So wie es für Paare üblich ist… Und jetzt, war es dafür zu spät. Nie würde er erfahren, wie es wäre, wenn sich ihre Lippen sanft berührten, wie es wäre...
„John...?“ Eine Hand strich ihm über die Schulter.
„John? Geht es dir gut?“ Er wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
Sara? Was machte sie hier? Er wollte alleine sein - und in Selbstmitleid versinken.
John saß immer noch zusammengesunken auf der kalten Steintreppe, hob aber leicht den Kopf um sicherzustellen, dass die Stimme, welche er gehört hatte keine Halluzination war.
„Laszlo? Ich will…“ seine Stimme brach. … ihn nochmal sehen… Er brachte die Worte aber nicht über die Lippen. John spürte, wie weitere Tränen in ihm aufstiegen. Unterdrückte diese aber so gut er konnte. Er wollte nicht vor Sara weinen.
„John, komm. Durry ist Tod.“ Durry war ihm im Moment genau so egal, wie die Ratten, welche sich hier durch die Gänge bewegten. Er wollte zu seinem Freund.
„Laszlo.“ Sagte John leise, so leise, dass er sich nicht sicher war, ob sie es überhaupt gehört hatte.
Sie zog ihm am Handgelenk hinter sich her. „Komm mit.“ Wo gingen sie hin? Sie huschten schnell durch die Gänge. Die Leiter, hier war er schon einmal heute. Es war die Leiter, welche für Laszlo ein ehr größeres, als kleineres Hindernis darstellte. Seine Gedanken schweiften wieder zu dem gutaussehenden Mann.
Wie würde er jetzt wohl aussehen, nach dem Durry mit ihm fertig war? Das Gefühl der Beklommenheit gewann wieder die Oberhand. Schlagartig blieb John stehen. Vielleicht war es doch besser, ihn so in Erinnerung zu behalten, wie er ihn kannte. Wer weiß in welchem Zustand er ihn vorfinden würde.
„Komm John, wir müssen weiter.“ Sie zog ihn wieder an seinem Handgelenk hinter sich her. Die Luft wurde frischer, sie waren auf dem Dach. Zuerst sah John gar nichts, bis auf die Sterne. Vor vielen Jahren an der Uni, hatte er mit Laszlo einmal die Sterne beobachtet. Er seufzte. Was sollte er hier oben? Lag hier sein Freund? Oder Durry? Er hätte es nicht ertragen, Laszlo hier Tod vorzufinden. Daher starrte John nur in den Nachthimmel – unfähig zu jeder körperlichen Reaktion.
Nach und nach gewöhnten sich seine Augen an die völlige Dunkelheit. Auf dem anderen Ende des Daches saß eine zusammen gekauerte Gestalt, die sich gerade dabei war zu erheben. Laszlo? Er hätte den Mann auf hundert Meter Entfernung erkannt. John riss sich los von Sara – die ihn immer noch am Handgelenk hielt und rannte in Richtung des Mannes. War er es, oder bildete es sich John nur ein, weil er es so sehr wollte? Die Tatsache, dass er hier frontal auf einen Serienmörder zu rennen könnte, kam ihm in diesem Moment gar nicht erst in den Sinn.
„Laszlo?“ rief er immer wieder. Sein Freund hob den Kopf, antwortete aber nicht. Um so näher John dem Mann kam, umso sicherer war er, dass es Laszlo war. Bei diesem angekommen sprang er seinem Freund unsanft in die Arme und hielt ihn fest an sich gedrückt. John war wie ausgewechselt. Von der Niedergeschlagenheit der letzten Stunde war nichts mehr übrig. Glücksgefühle durchströmten jede Pore seines Körpers. Laszlo lebte, dass war das wichtigste. Es ging ihm gut. Der Rest würde sich finden.
„Ich bin so froh, dass dir…“ Zuerst wollte sein Gegenüber sich der Umarmung entziehen, schmiegte sich dann aber eben so eng an Johns Körper. „Geht es dir gut?“ fragte John unsicher, da sein Freund noch nichts gesagt hatte. Laszlo nickte leicht.
„Ich lass euch alleine, ich glaube, ihr habt noch einiges zu klären.“ Sagte Sara in lässigem Ton, so als hätte sie dies geübt. Er zeichnete mittlerweile willkürliche Muster auf Laszlos Rücken, der immer noch in seinen Armen lag. Dieser hatte seinen Kopf erschöpft in seiner Halsbeuge abgelegt, seinen linken Arm um ihn geschlungen und seinen rechten auf seinem Hintern abgelegt, da dessen Bewegungsfreiheit eingeschränkt war.
John war berauscht vom Glück, sein Freund lebte, es war alles gut, oder würde gut werden. Er zog Laszlo noch etwas näher an sich und strich ihm mit den Fingern seiner anderen Hand sanft über die Wange. Es war ein intimer Moment zwischen ihnen – dennoch traute sich John nicht etwas zu sagen, aus Angst, dass dieser Moment wie eine Seifenblasse zerplatzen könnte. Stattdessen genoss er diese Berührung nur, und drückte Laszlo noch etwas näher an sich.
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Sein Freund stieg zuerst in die Kutsche, er half diesem beim Einsteigen. Sie saßen sich gegenüber, immer wieder streiften seine Knie Laszlos. Wer die Berührung initiiert hatte, ließ sich schwer sagen, war auch nicht von Bedeutung, er genoss die selbigen. John wollte mit Laszlo reden, ihm von seinen Gefühlen erzählen. Vor allem nach heute Abend. Er könnte sich nicht verzeihen, wenn er weiterhin schweigen würde.
Bei seinem Freund angekommen, nahm er zwei Gläser aus der Vitrine und befüllte diese großzügig mit Whisky. Sein Freund war blass im Gesicht, sein rechter Arm, welchen Laszlo massierte, zitterte. Er musste einiges abbekommen haben.
Leise fragte er: „Tut es weh?“ um Laszlo nicht zu erschrecken, der im Moment mit seinen Gedanken wo ganz anderes war. Eigentlich, wollte er etwas ganz anderes sagen, sein Freund war sowieso zu stolz um Schmerzen zuzugeben. Aber die Frage war ihm herausgerutscht, noch bevor er darüber nachgedacht hatte.
„Es tut immer weh, John – jeden verdammten Tag. Und wenn es einmal weniger Schmerzhaft ist, tut die Erinnerung daran noch genau so weh, wie an jedem anderem Tag.“ Antwortete Laszlo niedergeschlagen. Er war müde, sein Akzent war deutlicher zuhören, als an normalen Tagen.
„Darf ich? Vielleicht hilft es…“ Er zeigte auf Laszlos Arm, welcher diesen schützend am Körper wog. Bekam aber keine Antwort.
„Vertrau mir, Laszlo. Wenn du willst, höre ich sofort auf.“
Sein Freund setzte sich auf das Sofa, nickte kaum sichtbar und gab seinen Arm frei.
Sie saßen nahe beisammen, ihre Knie berührten sich – die Stelle brannte. Sanft knetete John die Muskulatur seines Freundes, in der Hoffnung ihm nicht noch mehr Schmerzen zuzufügen, weshalb er ihn genau beobachtete. Sein Freund hatte den Kopf nach hinten gelehnt und die Augen geschlossen – er vertraute ihm blind. „Laszlo, ich hatte furchtbare Angst um dich…“
Das schien seinen Freund aus seinen Gedanken zu reisen, er sah ihn jetzt direkt an.
„Warum?“ Es wäre der perfekte Zeitpunkt um mit der Wahrheit rauszurücken, wenn es diesen überhaupt gab.
„Weil... weil ich dich liebe...“
„John, sag bitte nichts, dass du nicht auch so meinst.“ Antwortete sein Freund müde. Seine Umbra Farbenen Augen, blitzten allerdings kurz auf, ehe er wieder den neutralen, vertrauten Gesichtsausdruck vor sich hatte.
John massierte weiterhin die brettharte Muskulatur. Laszlo betrachtete ihn jetzt genau. „Laszlo, erinnerst du dich: Du hast mich einmal gefragt, warum ich bleibe, egal wie sehr du mich auch verletzt. Und das ist die Antwort darauf. Weil ich dich liebe. Schon seit vielen Jahren.“ John versuchte so viel Ehrlichkeit in seine Worte zu legen, wie er konnte.
„Warum hast du nie etwas gesagt?“ Das war nicht die Antwort die John sich gewünscht hatte. Laszlos Blick war immer noch völlig neutral. Nichts desto trotz, war er erleichtert, endlich die Wahrheit ausgesprochen zu haben. Eine Last war von seinen Schultern gefallen. Noch immer saßen sie nahe beieinander, Laszlo war nicht aufgestanden, oder hatte sich aus der Massage gelöst. Dies wertete John vorerst als gutes Zeichen.
„Ich habe … ich wollte … Ich hatte Angst, dich als Freund zu verlieren, wenn du es weißt.“
„Und das hast du jetzt nicht mehr?“ Verdammter Psychologe. Konnte dieser ihm nicht einfach antworten.
„Doch, aber ich dachte du wärest Tod… und das war viel schlimmer.“
Laszlo drehte sich etwas weiter zu John, und strich diesem sanft, über den seitlichen Hals, genau dort, wo sich die Halsschlagader befand, ließ seine Hand dann weiter in seinen Nacken gleiten und zog ihn etwas näher.
Sie sahen sich jetzt direkt in die Augen, auf Grund der Positionsveränderung, war es nicht mehr möglich, die Massage fortzusetzen, allerdings hatte John eine seiner Hände, auf Laszlos abgelegt. Er schloss die Augen und überbrückte die kleine Lücke, welche sich noch zwischen ihren Lippen befand. Laszlos Bart kratzte, aber der der Kuss war noch besser, als er in sich in seinen Gedanken ausgemalt hatte.
Laszlo erwiderte den Kuss, erst sanft, dann mit etwas mehr Druck, das war Antwort genug für John.
„Komm John, wir sollten schlafen, es war ein anstrengender Tag und wir haben noch jede Menge Zeit.“ – ein Versprechen.
Das Wörtchen wir hörte sich an dieser Stelle so richtig an, wie noch nie zuvor. Laszlo und er - eine Einheit. John nahm Laszlos Hand und folgte ihm in sein Schlafzimmer. Nach einem weiteren Kuss fiel John in den Armen seines Freundes in einen traumlosen Schlaf und wachte erst am nächsten Morgen an Laszlos Seite gekuschelt wieder auf.
schön das ihr auf meine Geschichte gestoßen seid, obwohl in diesem Themenbereich leider wenig los ist. Diese Geschichte wurde nicht Beta gelesen, da ich immer noch keinen Betaleser in diesem Bereich gefunden habe. Daher bitte ich euch über den ein oder anderen Rechtschreibfehler, welcher sicherlich zu finden sein wird, hinwegzusehen. Über jegliche Art von Review würde ich mich freuen, da ich denke, dass man nur so seine Geschichten so verbessern kann.
Eines ist mir noch wichtig: Falls jemand auf die Geschichte stoßen sollte, die sie nicht kennt: Die Serie spielt um 1900, als noch deutlich anders mit dem Thema Homosexualität umgegangen wurde, weshalb hier in dieser Geschichte dieses Thema negativ dargestellt wird.
Zu guter Letzt noch: Mir gehört wie jedem hier nichts ;-)
Laszlos Worte schwirrten wild in Johns Kopf durcheinander. „Die Oper ist der Auftakt für alles was folgt…“ „Anhänger meiner Arbeit…“ Wenigstens wusste er jetzt, wen sein Freund mit letzterem gemeint hatte – Thomas Byrnes. Vor seiner Gran konnte Laszlo schließlich nicht frei reden, sondern alles nur umschreiben. Verstanden hatte er es deshalb zu diesem Zeitpunkt nicht.
So kam es, dass sie an dem wohl wichtigsten Tag der Ermittlungen hier saßen, in der Oper – und Zeit verschwendeten. Sie sollten los, raus zu den anderen. Ihre Freunde würden ihre Hilfe brauchen, aber Byrnes ließ die beiden keine Sekunde aus den Augen. John rutschte nervös auf seinem Stuhl hin und her. Wie sollten sie hier wegkommen – ohne gesehen zu werden? Der ehemalige Commissioner würde ihnen folgen – und einige Polizisten mit Sicherheit auch. Schließlich hatte er immer noch viele Freunde unter seinen ehemaligen Angestellten - wie Captain Connor. Warum auch immer.
An ein Nickerchen war, wie bei ihren anderen besuchen hier üblich, war in der heutigen Vorstellung nicht im Ansatz zu denken, auch wenn die Oper John langweilte – wie immer. Seine Nervosität mischte sich mit Aufregung. Ein Dink wäre hilfreich um die Nerven zu beruhigen, andererseits musste er bei klarem Verstand bleiben, weshalb John die Idee wieder verwarf.
Wann konnten sie endlich los? Und was würden sie vorfinden, wenn sie zu den anderen stießen? War Durry noch am Leben oder bereits Tod? Hatten sie ihn schon gefasst, oder war er immer noch auf freiem Fuß? Und was war mit Joseph? Ginge es ihm gut? Wie konnte Laszlo so entspannt hier sitzen und die Vorstellung verfolgen, während ihre Freunde ihr Leben riskierten? Sie müssten hier weg, ihnen zur Seite stehen…
„Jetzt!“ sagte Laszlo leise.
Schnell verließen sie, ohne Aufsehen zu erregen, ihre Plätze. Das Feuerwerk hatte Byrnes für einige Augenblicke abgelenkt. Es war die perfekte Gelegenheit um zu verschwinden. Hastig stiegen sie in die Kutsche und fuhren … in die falsche Richtung? Warum? Was hatte Laszlo vor? Als dieser ihm erklärt hatte, dass ihr eigentliches Ziel der Wasserspeicher der Stadt war, war John fast vom Glauben abgefallen. Die anderen waren ebenso wie die Polizei am völlig falschen Ort. Verdammt Laszlo. Sie beide sollten jetzt also, alleine … Manchmal trieb sein Freund ihn an den Rande der Verzweiflung.
Mit der Polizei und ihren Freunden, wäre die Chancen deutlich höher, Durry zu verhaften, als zu zweit. Zudem, sie waren keine Polizisten. Sie könnten nicht einmal jemanden verhaften. Wie also…? Die Anspannung war mittlerweile überwältigend, John spürte, wie sich ein Muskel nach dem anderen in seinem Körper verkrampfte. Seine Hände zitterten vor Anspannung. Gleich würden sie einem Mörder gegenüberstehen – einem Serienmörder um genau zu sein. Dessen Hemmschwelle, sie beide zu töten, wohl sehr gering, bis nicht vorhanden war – und sie waren alleine.
„Hilfe. Hilfe.“ Unschuldige Kinderschreie ertönten in seinem Ohr. Es war Joseph. Seine Schreie lösten in John eine Gänsehaut aus. Er hätte den Jungen bei sich aufnehmen sollen. In seiner Residenz wäre genug Platz gewesen, er hätte ihn von der Straße holen können – dort wäre er in Sicherheit gewesen. Aber dafür war es zu spät. Das Einzige was John getan hatte, war ihm Geld zu geben. Zu Nervosität und Anspannung gesellte sich jetzt noch ein schlechtes Gewissen. Schnellen Schrittes lief er, nur mit einer Kerze in der Hand durch die kalten Katakomben des Wasserwerkes, mit Laszlo im Schlepptau.
Es war dunkel. Die dicken Steinmauern wirkten einschüchternd auf John. Nur gelegentlich brannte eine Kerze in der dafür vorgesehenen Halterung, welche die Gänge schwach erleuchtete. In der Zwischenzeit hatte sich ein Schweißfilm auf Johns Stirn gebildet, sein Herz hämmerte mit schnellen Schlägen gegen seine Brust. Die Luft hier war stickig – seine Atmung unregelmäßig. John umklammerte die Kerze, welche er in der Hand hielt noch fester und rief nach Joseph.
Fast synchron rannten sie in die Richtung, aus der die Schreie kamen, welche in der Zwischenzeit verstummt waren. Hatte er Joseph etwa…? Daran wollte John gar nicht denken. Ihm wurde übel. Zum Glück war er hier nicht alleine. John hörte noch immer Laszlos Schritte, direkt hinter sich. Mittlerweile hatten sich wenigstens seine Augen an das dunkle Licht gewöhnt, auch wenn es außer den sandfarbenen Steinwänden nicht viel zu sehen gab. Da vorne, eine Leiter.
John kletterte als erster ohne Probleme hoch – ganz im Gegensatz zu Laszlo. Für ihn stellte diese Leiter ein deutlich größeres Hindernis dar. Mit nur einer Hand, war dies natürlich schwerer zu bewerkstelligen. Oben angekommen, sah John etwas auf dem Boden liegen und rannte sofort in dessen Richtung, während Laszlo immer noch mit der Leiter zu kämpfen hatte. Unter anderen Umständen, hätte er ihm geholfen, allerdings, könnten das entweder nur ein paar verschmutzte Laken sein, oder Joseph. Ein Hoffnungsschimmer keimte in ihm auf.
Erleichtert konnte John feststellen, dass es der kleine Junge war – zum Glück, er lebte. Als Laszlo zu ihnen stieß bestätigte er diesem, dass Joseph unverletzt war. John versuchte den Jungen zu beruhigen – und auch sich selbst, in dem er auf diesen einredete.
„Jospeh, ich bin es. John Moore. Hör mir zu…“
Seine eigene Atmung beruhigte sich etwas und auch das Zittern hatte immerhin ein klein wenig nachgelassen. John war froh über die kurze Verschnaufpause.
Das hatte auch funktioniert, zumindest, bis zu dem Zeitpunkt, an dem er einen Schlag – nicht weit entfernt hörte. Laszlo? John sah auf, konnte aber seinen Freund nirgends erkennen. Wo zur Hölle war Laszlo? Warum hatte er nicht auf ihn gewartet? Verdammt. Warum konnte dieser Mann nicht einmal vernünftig handeln – wie es ganz normale Menschen tun? Sturer Hund.
Sein Magen zog sich zusammen. Erneut breitete sich die Übelkeit in ihm aus, diesmal stärker als zuvor. Er konnte jeden einzelnen Herzschlag spüren, sein Puls hatte sich mittlerweile gefühlt verdreifacht und das Blut rauschte durch die Venen, bis in den Kopf.
„Laszlo?“ rief er diesmal deutlich leiser, um seine Position nicht preis zu geben. Langsam trat er einige Schritte vor, in der Hoffnung seinen Freund dort vorzufinden. Die Kerze – Laszlos Kerze, welche einsam und verlassen auf dem Boden lag, löste ein beklemmendes Gefühl in seinem inneren aus. Es musste ihm etwas passiert sein.
Die Sorgen, welche er sich um seinen Freund machte, überwogen mittlerweile alle anderen Gefühle. John musste ihn finden, schnell. Bevor Durry ihm etwas antun konnte. War sein Freund überhaupt bewaffnet? Wahrscheinlich nicht, schließlich kümmerte sich Laszlo nur in den wenigsten Fällen um sein eigenes Wohlbefinden. Der Täter aber war mit Sicherheit weniger nachlässig, was diese Frage betraf.
John spürte wie sich sein Herzschlag immer weiter beschleunigte. Bis auf seine eigenen Atemzüge war es hier still – zu still. Kein einziges Geräusch war zu hören. Langsam ging er weiter, sah sich immer wieder um, in der Hoffnung, Laszlo hier irgendwo vorzufinden. Aber das Einzige was er erkennen konnte, waren Steinmauern, welche mit der Dunkelheit verschmolzen.
Wo war Laszlo? War er bereits Tod? John hatte Angst, große Angst seinen besten Freund zu verlieren. Er musste ihn finden… Das war sein letzter Gedanke, bevor er von hinten angegriffen wurde und selbst unsanft zu Boden ging.
Ein schmerzerfüllter, langgezogener Schrei, der ihn bis ins Mark traf, brachte ihn wieder zurück ins hier und jetzt. Laszlos Schrei. Was hatte Durry mit ihm gemacht? Hatte er ihm sein Messer in die Brust gerammt? John war zu keiner körperlichen Reaktion fähig, er konnte sich nicht bewegen. Die Panik, welche er in seinem inneren spürte, vermischte mit Wut.
Auf wen er im Moment am meisten wütend war, war in diesem Moment schwer zu sagen. Auf Laszlo, da er nicht gewartet hatte, auf Durry, der seinem Freund offensichtlich starke Schmerzen zugefügt hatte, oder auf sich selbst, da er Laszlo nicht gefunden hatte. John hatte ihn im Stich gelassen – alleine gelassen, in solch einer gefährlichen Situation. Immer wieder fragte er sich, ob sein Freund noch lebte, denn in der Zwischenzeit waren seine schmerzerfüllten Schreie verstummt.
Die Sorgen, welche John sich um seinen Freund machte, wuchsen ins unermessliche. Wäre Laszlo tot, wäre das auch sein Ende, dessen war John sich sicher. Eine nie da gewesene Kälte überkam ihn, die leere, welche er verspürte, hatte sich in der Zwischenzeit in seinem ganzen Körper ausgebreitet.
Er könnte nicht ohne seinen Freund leben und wollte es auch nicht. Hätte er Laszlo nicht seit vielen Jahren an seiner Seite gehabt, würde er wahrscheinlich schon längst nicht mehr unter den Lebenden weilen. John hätte sich wahrscheinlich schon vor Jahren zu Tode getrunken. Laszlo war eine der wenigen konstanten Stützen seines Lebens.
Laszlos Freundschaft, war das aller wichtigste für ihn. Er wollte mehr von Laszlo, mehr als nur Freundschaft, dieser Wunsch würde sich aber nie erfüllen, dessen war John sich schon lange bewusst. Besser so, als gar nicht, dachte er sich, als ihn diese Erkenntnis ereilte. Was konnte er seinem Freund schon bieten? Er betrank sich ständig, ging zu irgendwelchen Nutten, nur um sich von seinen Gefühlen abzulenken. John würde es nicht ertragen, auch noch Laszlos Freundschaft zu verlieren. So konnte er ihm auf andere Art nah sein. Deshalb hatte er nie etwas erwähnt.
Ziellos rannte er mit der Kerze durch die dunklen Korridore, rief immer wieder Laszlos Namen, bekam aber keine Antwort. War er hier nicht schon einmal? Dieser Wasserspeicher war ein Verdammtes Labyrinth. Verzweiflung machte sich in ihm breit. Wo war sein Freund? Ein lauter Schuss ertönte. Laszlo, wo bist du?
Hatte sein Freund eine Waffe bei sich? Hatte er geschossen? Oder wurde auf ihn…? Bei diesem Gedanken übergab sich John, der sich mit einer Hand an der Steinmauer abstützte. Sein Freund hatte nichts von einem Revolver erwähnt. Da dieser Durry unbedingt lebend wollte, bezweifelte John, dass Laszlo bewaffnet war. Er spürte, wie ein Teil in seinem inneren starb. Warum hatte er Laszlo nie die Wahrheit über seine Gefühle gesagt? Er hätte es tun sollen. Eine glänzende Träne rann über seine Wange hinab und landete auf dem kalten Steinboden.
„Laszlo!!!“ schrie er, diesmal lauter. Die Verzweiflung in seiner Stimme war deutlich hörbar, bekam aber keine Antwort. Immer noch waren seine unregelmäßigen Atemzüge, das einzige, was er hörte.
John hatte nichts von seinen Gefühlen erwähnt, um Laszlos Freundschaft nicht endgültig zu verlieren – aber was hatte er jetzt davon? Nichts. Sein Freund war nicht mehr am Leben. John schluckte schwer. In diesem Moment, hier, mitten in diesem Riesen Gebäude, von dem er keine Ahnung hatte, wo genau er sich befand wollte John nur eines – selbst sterben.
„Laszlo…?“ schrie er nochmals, aber seine Stimme brach. John setzte sich auf eine der Stufen um nicht zu kollabieren. Es war, als hätte man ihm den Boden unter den Füßen weggezogen. Er brauchte eine kurze Pause. Seine Hände zitterten unaufhörlich. Was änderte es jetzt noch, wenn Durry ihn hier finden würde. Es war sowieso alles egal. Er hatte seinen besten Freund verloren – mehr noch, den einzigen Menschen, den er je geliebt hatte. John konnte die Tränen nicht zurückhalten und wollte es auch nicht, sie strömten ungehindert über seine Wangen.
Er hatte alles verloren, was ihm wichtig war. Es würde hier nicht mehr weitergehen für ihn… Wenn er hier lebend rauskommen sollte, wird er… selbst sein Leben … beenden. John hatte jeglichen Lebensmut verloren. Er dachte an Saras Vater. Er hatte sich erschossen, es zumindest versucht. Wahrscheinlich wäre dies die schnellste Möglichkeit, dann hätten die Qualen ein Ende. Oder sollte er sich einfach zu Tode trinken?
Warum hatte er nicht mit Laszlo geredet, als er noch die Möglichkeit dazu hatte? Feigling. Könnte er die Zeit zurückdrehen, würde er alles anders machen. John würde seinem Freund erzählen, wie sehr er ihn liebte, dass er alles für ihn tun würde. Er hatte seinen Freund viele Jahre nur aus der Ferne lieben können, sich um ihn kümmern, für ihn da sein. Aber das war nicht das was er wollte. Verdammt. Für diesen Mann wäre er durch die Hölle gegangen – und auch wieder zurück.
Was er schon viele Jahre wollte, war Laszlo küssen, seine Hand halten. Abends mit ihm ins Bett gehen und am Morgen neben Laszlo aufwachen. Er wollte ihn umarmen können, wann er wollte und so lange er wollte. John wollte mit Laszlo zusammenleben und alt werden. So wie es für Paare üblich ist… Und jetzt, war es dafür zu spät. Nie würde er erfahren, wie es wäre, wenn sich ihre Lippen sanft berührten, wie es wäre...
„John...?“ Eine Hand strich ihm über die Schulter.
„John? Geht es dir gut?“ Er wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
Sara? Was machte sie hier? Er wollte alleine sein - und in Selbstmitleid versinken.
John saß immer noch zusammengesunken auf der kalten Steintreppe, hob aber leicht den Kopf um sicherzustellen, dass die Stimme, welche er gehört hatte keine Halluzination war.
„Laszlo? Ich will…“ seine Stimme brach. … ihn nochmal sehen… Er brachte die Worte aber nicht über die Lippen. John spürte, wie weitere Tränen in ihm aufstiegen. Unterdrückte diese aber so gut er konnte. Er wollte nicht vor Sara weinen.
„John, komm. Durry ist Tod.“ Durry war ihm im Moment genau so egal, wie die Ratten, welche sich hier durch die Gänge bewegten. Er wollte zu seinem Freund.
„Laszlo.“ Sagte John leise, so leise, dass er sich nicht sicher war, ob sie es überhaupt gehört hatte.
Sie zog ihm am Handgelenk hinter sich her. „Komm mit.“ Wo gingen sie hin? Sie huschten schnell durch die Gänge. Die Leiter, hier war er schon einmal heute. Es war die Leiter, welche für Laszlo ein ehr größeres, als kleineres Hindernis darstellte. Seine Gedanken schweiften wieder zu dem gutaussehenden Mann.
Wie würde er jetzt wohl aussehen, nach dem Durry mit ihm fertig war? Das Gefühl der Beklommenheit gewann wieder die Oberhand. Schlagartig blieb John stehen. Vielleicht war es doch besser, ihn so in Erinnerung zu behalten, wie er ihn kannte. Wer weiß in welchem Zustand er ihn vorfinden würde.
„Komm John, wir müssen weiter.“ Sie zog ihn wieder an seinem Handgelenk hinter sich her. Die Luft wurde frischer, sie waren auf dem Dach. Zuerst sah John gar nichts, bis auf die Sterne. Vor vielen Jahren an der Uni, hatte er mit Laszlo einmal die Sterne beobachtet. Er seufzte. Was sollte er hier oben? Lag hier sein Freund? Oder Durry? Er hätte es nicht ertragen, Laszlo hier Tod vorzufinden. Daher starrte John nur in den Nachthimmel – unfähig zu jeder körperlichen Reaktion.
Nach und nach gewöhnten sich seine Augen an die völlige Dunkelheit. Auf dem anderen Ende des Daches saß eine zusammen gekauerte Gestalt, die sich gerade dabei war zu erheben. Laszlo? Er hätte den Mann auf hundert Meter Entfernung erkannt. John riss sich los von Sara – die ihn immer noch am Handgelenk hielt und rannte in Richtung des Mannes. War er es, oder bildete es sich John nur ein, weil er es so sehr wollte? Die Tatsache, dass er hier frontal auf einen Serienmörder zu rennen könnte, kam ihm in diesem Moment gar nicht erst in den Sinn.
„Laszlo?“ rief er immer wieder. Sein Freund hob den Kopf, antwortete aber nicht. Um so näher John dem Mann kam, umso sicherer war er, dass es Laszlo war. Bei diesem angekommen sprang er seinem Freund unsanft in die Arme und hielt ihn fest an sich gedrückt. John war wie ausgewechselt. Von der Niedergeschlagenheit der letzten Stunde war nichts mehr übrig. Glücksgefühle durchströmten jede Pore seines Körpers. Laszlo lebte, dass war das wichtigste. Es ging ihm gut. Der Rest würde sich finden.
„Ich bin so froh, dass dir…“ Zuerst wollte sein Gegenüber sich der Umarmung entziehen, schmiegte sich dann aber eben so eng an Johns Körper. „Geht es dir gut?“ fragte John unsicher, da sein Freund noch nichts gesagt hatte. Laszlo nickte leicht.
„Ich lass euch alleine, ich glaube, ihr habt noch einiges zu klären.“ Sagte Sara in lässigem Ton, so als hätte sie dies geübt. Er zeichnete mittlerweile willkürliche Muster auf Laszlos Rücken, der immer noch in seinen Armen lag. Dieser hatte seinen Kopf erschöpft in seiner Halsbeuge abgelegt, seinen linken Arm um ihn geschlungen und seinen rechten auf seinem Hintern abgelegt, da dessen Bewegungsfreiheit eingeschränkt war.
John war berauscht vom Glück, sein Freund lebte, es war alles gut, oder würde gut werden. Er zog Laszlo noch etwas näher an sich und strich ihm mit den Fingern seiner anderen Hand sanft über die Wange. Es war ein intimer Moment zwischen ihnen – dennoch traute sich John nicht etwas zu sagen, aus Angst, dass dieser Moment wie eine Seifenblasse zerplatzen könnte. Stattdessen genoss er diese Berührung nur, und drückte Laszlo noch etwas näher an sich.
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Sein Freund stieg zuerst in die Kutsche, er half diesem beim Einsteigen. Sie saßen sich gegenüber, immer wieder streiften seine Knie Laszlos. Wer die Berührung initiiert hatte, ließ sich schwer sagen, war auch nicht von Bedeutung, er genoss die selbigen. John wollte mit Laszlo reden, ihm von seinen Gefühlen erzählen. Vor allem nach heute Abend. Er könnte sich nicht verzeihen, wenn er weiterhin schweigen würde.
Bei seinem Freund angekommen, nahm er zwei Gläser aus der Vitrine und befüllte diese großzügig mit Whisky. Sein Freund war blass im Gesicht, sein rechter Arm, welchen Laszlo massierte, zitterte. Er musste einiges abbekommen haben.
Leise fragte er: „Tut es weh?“ um Laszlo nicht zu erschrecken, der im Moment mit seinen Gedanken wo ganz anderes war. Eigentlich, wollte er etwas ganz anderes sagen, sein Freund war sowieso zu stolz um Schmerzen zuzugeben. Aber die Frage war ihm herausgerutscht, noch bevor er darüber nachgedacht hatte.
„Es tut immer weh, John – jeden verdammten Tag. Und wenn es einmal weniger Schmerzhaft ist, tut die Erinnerung daran noch genau so weh, wie an jedem anderem Tag.“ Antwortete Laszlo niedergeschlagen. Er war müde, sein Akzent war deutlicher zuhören, als an normalen Tagen.
„Darf ich? Vielleicht hilft es…“ Er zeigte auf Laszlos Arm, welcher diesen schützend am Körper wog. Bekam aber keine Antwort.
„Vertrau mir, Laszlo. Wenn du willst, höre ich sofort auf.“
Sein Freund setzte sich auf das Sofa, nickte kaum sichtbar und gab seinen Arm frei.
Sie saßen nahe beisammen, ihre Knie berührten sich – die Stelle brannte. Sanft knetete John die Muskulatur seines Freundes, in der Hoffnung ihm nicht noch mehr Schmerzen zuzufügen, weshalb er ihn genau beobachtete. Sein Freund hatte den Kopf nach hinten gelehnt und die Augen geschlossen – er vertraute ihm blind. „Laszlo, ich hatte furchtbare Angst um dich…“
Das schien seinen Freund aus seinen Gedanken zu reisen, er sah ihn jetzt direkt an.
„Warum?“ Es wäre der perfekte Zeitpunkt um mit der Wahrheit rauszurücken, wenn es diesen überhaupt gab.
„Weil... weil ich dich liebe...“
„John, sag bitte nichts, dass du nicht auch so meinst.“ Antwortete sein Freund müde. Seine Umbra Farbenen Augen, blitzten allerdings kurz auf, ehe er wieder den neutralen, vertrauten Gesichtsausdruck vor sich hatte.
John massierte weiterhin die brettharte Muskulatur. Laszlo betrachtete ihn jetzt genau. „Laszlo, erinnerst du dich: Du hast mich einmal gefragt, warum ich bleibe, egal wie sehr du mich auch verletzt. Und das ist die Antwort darauf. Weil ich dich liebe. Schon seit vielen Jahren.“ John versuchte so viel Ehrlichkeit in seine Worte zu legen, wie er konnte.
„Warum hast du nie etwas gesagt?“ Das war nicht die Antwort die John sich gewünscht hatte. Laszlos Blick war immer noch völlig neutral. Nichts desto trotz, war er erleichtert, endlich die Wahrheit ausgesprochen zu haben. Eine Last war von seinen Schultern gefallen. Noch immer saßen sie nahe beieinander, Laszlo war nicht aufgestanden, oder hatte sich aus der Massage gelöst. Dies wertete John vorerst als gutes Zeichen.
„Ich habe … ich wollte … Ich hatte Angst, dich als Freund zu verlieren, wenn du es weißt.“
„Und das hast du jetzt nicht mehr?“ Verdammter Psychologe. Konnte dieser ihm nicht einfach antworten.
„Doch, aber ich dachte du wärest Tod… und das war viel schlimmer.“
Laszlo drehte sich etwas weiter zu John, und strich diesem sanft, über den seitlichen Hals, genau dort, wo sich die Halsschlagader befand, ließ seine Hand dann weiter in seinen Nacken gleiten und zog ihn etwas näher.
Sie sahen sich jetzt direkt in die Augen, auf Grund der Positionsveränderung, war es nicht mehr möglich, die Massage fortzusetzen, allerdings hatte John eine seiner Hände, auf Laszlos abgelegt. Er schloss die Augen und überbrückte die kleine Lücke, welche sich noch zwischen ihren Lippen befand. Laszlos Bart kratzte, aber der der Kuss war noch besser, als er in sich in seinen Gedanken ausgemalt hatte.
Laszlo erwiderte den Kuss, erst sanft, dann mit etwas mehr Druck, das war Antwort genug für John.
„Komm John, wir sollten schlafen, es war ein anstrengender Tag und wir haben noch jede Menge Zeit.“ – ein Versprechen.
Das Wörtchen wir hörte sich an dieser Stelle so richtig an, wie noch nie zuvor. Laszlo und er - eine Einheit. John nahm Laszlos Hand und folgte ihm in sein Schlafzimmer. Nach einem weiteren Kuss fiel John in den Armen seines Freundes in einen traumlosen Schlaf und wachte erst am nächsten Morgen an Laszlos Seite gekuschelt wieder auf.