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Zwischen den Welten

von Funnygana
Kurzbeschreibung
GeschichteFamilie, Freundschaft / P12 / Gen
Nitsas-Ini OC (Own Character) Old Shatterhand Schi-So Winnetou
09.11.2021
24.11.2022
60
88.679
9
Alle Kapitel
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Dieses Kapitel
3 Reviews
 
01.06.2022 683
 
27. März ´70

Katharina, noch immer sehe ich ihre Augen vor mir, spreche in Gedanken zu ihr. Ob ich sie jemals vergessen kann? Was soll ich nur machen? Vielleicht werde ich mit Mama sprechen.


28. März  ´70

Morgens

Ich werde mit Mama reden.

Abends

Mama hat mir zugehört, mir noch einmal verdeutlicht, dass ich nicht darauf hoffen darf, dass Katharina ihre Heimat für mich opfert. Ich selbst würde für sie das Diné auch nicht aufgeben können.
Und dann hat sie mich zu Papa geschickt, weil sie der Meinung ist, nur der Weg der Diné könne mir helfen.

Auch Papa hat mir zugehört. Er verstand, dass ich zwischen den Welten hin- und hergerissen werde. Er glaubt, der Weg der Diné würde mir nur bedingt helfen. Schwitzbad, Meditation oder gar ein Sänger würden mir nicht helfen können. Vielleicht soll ich den Weg meiner Mutter gehen, mich und die Situation akzeptieren, trauern, wütend sein und den Schmerz in meinem Herzen zulassen?
Jetzt bin ich auch nicht schlauer als zuvor.

Nachts

Ich glaube, ich habe verstanden, was meine Eltern mir sagen wollten: Ich darf mich von den zwei Welten nicht zerreißen lassen, sondern Stärke aus ihnen ziehen. Die Welten in mir vereinigen. Erst wenn ich es schaffe, die Welt des roten und weißen Mannes in mir zusammenzubringen, kann ich auch meinem Volk dabei helfen, sich anzupassen und die Zukunft zu überleben.

29. März ´70

Ich wurde gebeten, mich um den Sohn Khasti-tines zu kümmern. Das mache ich gerne, so kann ich meinem Freund etwas von dem zurückgeben, was er für mich war.

Tage später:

Daan wird immer lebendiger. Ist er mir am Anfang nur zögerlich gefolgt, stellt er mittlerweile Fragen und ich kann seine Neugier wecken. Wir unternehmen viel. Wir üben das Schwimmen, ich bringe ihm Reiten bei und auch sonst versuche ich alles, um ihn ins Leben zurückzuholen.
Daan ist nicht das, was die Deutschen ein leibliches Kind nennen. Sein Vater war ein Diné, der bei einem Kampf fiel. Khasti-Tine hat Gah zur Frau genommen, als sie Daan schon unter ihrem Herzen trug. Und doch hat er ihn so geliebt, wie ein Vater nur seinen Sohn lieben kann.
Hier fragt niemand nach der Herkunft eines Kindes. Eine Familie adoptiert ein Kind (früher waren es sogar Kinder des Feindes) und schon gehört es zum Clan und niemand würde dieses je anzweifeln.

April  ´70

Die Erinnerungen an Katharina verblassen, wenn ich mit Daan zusammen etwas unternehme, doch sobald ich wieder allein bin, sehe ich ihr Bild vor mir. Ich werde Adolf aufsuchen. Ich möchte mich endlich um das kümmern, weswegen ich nach Deutschland ging: um unsere Wälder.

Mai ´70

Adolf (oder Silvia K )hat ein Gedicht für mich geschrieben, um mich aufzuheitern:


Schi-Sos Kinder

Hurra, Schi-So ist wieder da!
Zu Hause in Amerika!

Und da er ist nun auch ein Mann,
fängt er bald mit der Suche an.

Und gar nicht lang, da findet sich
ein Mädchen, hübsch und anhänglich.

Viel Kinder woll’t der junge Mann
und fängt auch fleißig damit an.

Sie kriegen wunderschöne Namen,
die eins gemeinsam mit ihm haben:

Wie-So stellt Fragen ohne Ende,
im Bett, am See und im Gelände.

Ach-So vergisst gern, was er wollte
und für die Eltern tuen sollte.

So-Nicht, den ruft man oft erschrocken,
sieht man ihn wieder was verbocken.

So-So ist völlig abgeklärt,
egal wie oft man sie belehrt.

Schi-So schaut ihnen zu und lacht,
egal was wieder eines macht.

„So sind sie halt, die lieben Rangen.
Wir haben auch klein angefangen.“

Adolf (oder Silvia K?) kann gemein und gleichzeitig aufheiternd sein.

Juni ´70

Adolf und ich haben eine Bestandsaufnahme gemacht. Es gibt viel totes Holz in unseren Wäldern. Wir haben die Stellen markiert und die umliegenden Clans der Diné aufgefordert, sich dieses für den Winter zu holen. Das ist für beide Parteien ein Gewinn: Wir sind das Holz los und die Diné haben für den nächsten Winter trockenes Holz.

*****
Diesmal gibt es eine kleine Anmerkung von mir am Rande:
Silvia hat so herrlich gedichtet und mit ihrer Erlaubnis durfte ich es hier zitieren.
Danke Silvia!
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