Zwischen den Welten
von Funnygana
Kurzbeschreibung
Dies ist das Tagebuch von Schi-So, dem Sohn von Nitsas-Ini und seiner weißen Frau Gidi. Es zeigt auf, wie aus einem kleinen Indianerjungen ein Mann wird.
GeschichteFamilie, Freundschaft / P12 / Gen
Nitsas-Ini
OC (Own Character)
Old Shatterhand
Schi-So
Winnetou
09.11.2021
24.11.2022
60
88.679
9
Alle Kapitel
201 Reviews
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Dieses Kapitel
2 Reviews
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06.05.2022
1.331
Ich musste dieses Kapitel bearbeiten, da mir einige Fehler unterlaufen sind. Danke, Grashüpfer, für dein Wissen!!
30. April ´69
Die Tage gleichen sich wie ein Ei dem anderen. Doch am nächsten Wochenende werde ich etwas Besonderes erleben. Herr Wolf hat mir erlaubt, an einer Jagd teilzunehmen. Geschossen werden nur Rehböcke, denn die Ricken haben noch Schonzeit. Ich werde mir morgen einige Pfeile anfertigen.
10. Mai ´69
Welch ein Erlebnis! Herr Wolf und ich sind gestern schon sehr früh aufgestanden, um uns mit dem Jäger zu treffen. Der Jäger hatte einen Hund dabei, eine Wachtel. (Ich dachte immer, dies sei ein Vogel.) Die Deutschen haben einige Bezeichnungen, die doppeldeutig sind. Schloss (=Burg) und (Tür)schloss, (Spiel)ball und Ball (=Tanz)oder Fliege (=Tier) und Fliege (=Krawatte). Und eben die Wachtel.
Wir sind dann in den Wald gegangen und erkletterten eine Ansitzeinrichtung. Das ist ein kleines Holzhäuschen, welches man über eine Leiter erklettern kann. Dieser Hochstand war an einem Wildwechsel erbaut worden. Der Hund konnte natürlich nicht mit, er blieb unten liegen. Nun hieß es Geduld haben. Warten und Wachen bin ich gewohnt. Es fiel mir nicht schwer, lange Zeit den Wald zu beobachten. Dann kam eine Ricke mit ihrem Kitz, die durften wir natürlich nicht schießen. Später sahen wir ein Rudel Rehe, darunter einige Böcke. Ehe der Jäger auch nur seine Flinte anlegen konnte, hatte ich den Bogen erhoben und einen Pfeil abgeschossen. Einer der Böcke fiel getroffen nieder. Noch einmal schoss ich, dann knallte die Flinte des Jägers und das Rudel stob davon.
Einer der Böcke war nur verletzt und der Jäger schickte Wolf und den Hund hinterher, um das Tier zu stellen. Zwei Böcke hatten wir erlegt, ich einen und der Jäger einen. Und natürlich das angeschossene Tier. Wir begaben uns zu den geschossenen Tieren und der Jäger war erstaunt, dass ich tatsächlich nicht nur getroffen, sondern auch mit einem Schuss getötet hatte. Während er seinem Bock die Beine zusammenband, um ihn bequem transportieren konnte, kniete ich nieder und dankte den Tieren für ihr Opfer. Der Jäger schaute mich verwundert an und ließ sich von mir erklären, was ich da machte. Ich hatte das Gefühl, dass er ein Lächeln unterdrückte. Doch dann nimmt er einen kleinen Büschel Gras und steckt es den erlegten Tieren in ihr Maul. Er erklärt, dass die Jäger mit diesem „letzten Bissen“ dem Tier die letzte Ehre erbringt.
Unterdessen hatte der Hund wohl den Bock gestellt, denn wir hörten ein lautes Bellen. Also machten wir uns auf den Weg. Nicht weit entfernt trafen wir auf den Hund, den der Förster an einer langen Leine hielt. Der Bock lag verendet im Gras, mein Pfeil steckte in seinem Leib, hatte aber das Herz nur gestreift, sodass er noch einen kurzen Weg zurücklegen konnte. Ich bekam vom Jäger eine Rüge. Durch meinen zweiten, schlechten Schuss musste der Bock elendig verenden. Ich schäme mich. Ich hatte mich nicht im Griff. Auch diesem Tier dankten wir für sein Opfer, dann banden wir ihm ebenfalls die Läufe zusammen. Da wir nun drei Tiere erlegt hatten, war unsere Jagd zu Ende. Jeder von uns nahm eins der Tiere auf und legte es sich um die Schultern. Herr Wolf und ich durften eins der Tiere behalten, die anderen beiden legte der Jäger auf seinen Karren, welcher von einem Ochsen gezogen wurde. Eins der Tiere würde auch er behalten dürfen, während der dritte Bock dem Waldbesitzer zufiel.
Im Forsthaus haben wir das Tier dann ausgenommen. Ich bereitete das Fell zum Gerben vor und Frau Wolf kümmerte sich um die Verwertung des Fleisches.
Das Fell wird jetzt am Forsthaus getrocknet und nächste Woche werde ich es weiter bearbeiten. Adolf ist erstaunt, was ich alles kann. Sollte er mich wirklich nach Amerika begleiten, muss er noch einiges lernen, um bestehen zu können.
24. Mai ´69
Die Wolfs sind erstaunt. Ich habe tatsächlich das Fell des Rehbocks perfekt gerben können. Frau Wolf kann daraus einem der Jungen eine Hose nähen.
31. Mai ´69
Es war wieder ein wunderschönes Wochenende. Herr Wolf hatte im Wald ein Rehkitz entdeckt. Die Ricke lag verendet daneben. Sie war angeschossen worden, was ein großes Verbrechen ist. Zum einen ist jetzt Schonzeit und zum anderen haben nicht viele Leute das Recht, in diesem Wald zu jagen.
Auf jeden Fall gibt es seit Samstag ein Junges zu versorgen. Frau Wolf kennt sich damit aus, hat schon einige Kitze großgezogen. Katharina war begeistert. Sie hat sich rührend um das Reh gekümmert, hat ihm stündlich Milch aus einer Flasche gegeben. Es ist eine besondere Säuglingsflasche, an deren Öffnung ein Schwamm in der Form einer Zitze angebracht wurde. Die Milch wird leicht erwärmt und der Schwamm dem Kitz ins Maul gesteckt. Es saugt dann genüsslich schmatzend an dem Schwamm, bis die Flasche leer ist. Auch nachts ist Katharina stündlich aufgestanden. Ich habe ihr geholfen, habe einen Teil der Nacht übernommen, damit sie etwas längeren Schlaf bekommt. Normalerweise wechselt sie sich mit der Försterin ab, doch auch die muss natürlich schlafen. In den nächsten Wochen wird die Menge der Milch größer und die Abstände länger. Herr Wolf sagt, in der Natur säugen die Rehe ihre Kitze bis zu sechs Monaten.
4. Juni ´69
Ich mache wieder einen praktischen Einsatz. Diesmal geht es nach Böhmen. Da wir einige Studenten aus dem Osten und auch Böhmen hier haben, besteht die Möglichkeit, auch in deren Heimat für einige Zeit zu arbeiten.
7. Juni ´69
Wie anders doch hier alles ist! Der Förster, bei dem ich untergekommen bin, ist ein herzlicher Mensch. Er spricht nur wenig deutsch, aber auch hier funktioniert die Zeichensprache wunderbar. Die Wälder sind riesig. Es ist fast wie zu Hause. Schon auf der Fahrt hierher konnte ich die Weite des Landes bewundern. Ich bin glücklich! Es macht sehr viel Spaß, mit dem Förster, dessen Namen ich kaum aussprechen kann, und der mir sagte, ich solle ihn einfach Matej nennen, durch die Wälder zu ziehen. Matej zeigt mir zuerst sein Revier. Er besitzt zwei Pferde, sogenannte Rückepferde, die darauf trainiert sind, Holz aus den Wäldern zu ziehen. Die Pferde gehören zur Gattung der Kaltblüter, sind sehr groß und schwer. Man kann sie auch reiten, aber nur bedingt. Heute haben wir die beiden benutzt, um den Wald zu erkunden. Es war ein wunderbares Erlebnis. So stelle ich mir auch einen Ritt auf einem Elefanten vor.
17. Juni ´69
Matej und ich verbringen die meiste Zeit im Wald. Wir bringen die Baumstämme der im Frühjahr gefällten Bäume zu einer Sägemühle. Das ist eine mühsame Arbeit. Und zeitaufwändig. Doch ich lerne schnell und bald kann ich die Arbeit allein machen.
19. Juni ´69
So viele Eindrücke, so viel Neues! Das muss verarbeitet werden. Das meiste aber steht in meinem Arbeitstagebuch, welches ich in der Akademie vorzeigen muss.
23. Juni ´69
Böhmen, ein wunderbares Land. Hier erinnert mich vieles an zu Hause. Matej kennt sich sehr gut aus, zeigt mir verschiedene Bäume und deren Besonderheiten. Ich schreibe jetzt hier nichts über Pilzbefall oder Baumrinde…. Ein sehr spannender Einsatz.
2. Juli ´69
Semesterferien. Ich fahre nach Dresden, wandere dann zum Forsthaus. Ich freue mich, Adolf und die anderen wiederzusehen. Trotz allem Neuen habe ich Adolf vermisst. Es wäre so schön gewesen, wenn er mich hätte begleiten können.
5. Juli ´69
Das Rehkitz ist groß und kräftig geworden. Bald wird es wieder im Wald ausgesetzt, da es für sich selbst sorgen kann. Es folgt Katharina auf Schritt und Tritt. Die beiden sehen bezaubernd aus. Katharina hat sich verändert. Ihr mürrischer Gesichtsausdruck ist verschwunden. Die Arbeit im Forsthaus, der Umgang mit den Tieren und den Kindern scheint ihr gutzutun. Ich beobachte sie heimlich und vergleiche sie mit ihrer Schwester. Elisabeth ist groß gewachsen, schlank und strahlt eine besondere Sinnlichkeit aus. Katharina ist klein, stämmig und nicht sehr hübsch. Aber ihre Augen leuchten und wenn sie lächelt, spüre ich Wärme und Herzlichkeit. Langsam schleicht sie in mein Herz. Es ist nicht der Rausch der Liebe, den ich bei Elisabeth verspürt habe. Es ist etwas Beständiges, etwas, was mich an Mama erinnert. Was geschieht gerade mit mir?
30. April ´69
Die Tage gleichen sich wie ein Ei dem anderen. Doch am nächsten Wochenende werde ich etwas Besonderes erleben. Herr Wolf hat mir erlaubt, an einer Jagd teilzunehmen. Geschossen werden nur Rehböcke, denn die Ricken haben noch Schonzeit. Ich werde mir morgen einige Pfeile anfertigen.
10. Mai ´69
Welch ein Erlebnis! Herr Wolf und ich sind gestern schon sehr früh aufgestanden, um uns mit dem Jäger zu treffen. Der Jäger hatte einen Hund dabei, eine Wachtel. (Ich dachte immer, dies sei ein Vogel.) Die Deutschen haben einige Bezeichnungen, die doppeldeutig sind. Schloss (=Burg) und (Tür)schloss, (Spiel)ball und Ball (=Tanz)oder Fliege (=Tier) und Fliege (=Krawatte). Und eben die Wachtel.
Wir sind dann in den Wald gegangen und erkletterten eine Ansitzeinrichtung. Das ist ein kleines Holzhäuschen, welches man über eine Leiter erklettern kann. Dieser Hochstand war an einem Wildwechsel erbaut worden. Der Hund konnte natürlich nicht mit, er blieb unten liegen. Nun hieß es Geduld haben. Warten und Wachen bin ich gewohnt. Es fiel mir nicht schwer, lange Zeit den Wald zu beobachten. Dann kam eine Ricke mit ihrem Kitz, die durften wir natürlich nicht schießen. Später sahen wir ein Rudel Rehe, darunter einige Böcke. Ehe der Jäger auch nur seine Flinte anlegen konnte, hatte ich den Bogen erhoben und einen Pfeil abgeschossen. Einer der Böcke fiel getroffen nieder. Noch einmal schoss ich, dann knallte die Flinte des Jägers und das Rudel stob davon.
Einer der Böcke war nur verletzt und der Jäger schickte Wolf und den Hund hinterher, um das Tier zu stellen. Zwei Böcke hatten wir erlegt, ich einen und der Jäger einen. Und natürlich das angeschossene Tier. Wir begaben uns zu den geschossenen Tieren und der Jäger war erstaunt, dass ich tatsächlich nicht nur getroffen, sondern auch mit einem Schuss getötet hatte. Während er seinem Bock die Beine zusammenband, um ihn bequem transportieren konnte, kniete ich nieder und dankte den Tieren für ihr Opfer. Der Jäger schaute mich verwundert an und ließ sich von mir erklären, was ich da machte. Ich hatte das Gefühl, dass er ein Lächeln unterdrückte. Doch dann nimmt er einen kleinen Büschel Gras und steckt es den erlegten Tieren in ihr Maul. Er erklärt, dass die Jäger mit diesem „letzten Bissen“ dem Tier die letzte Ehre erbringt.
Unterdessen hatte der Hund wohl den Bock gestellt, denn wir hörten ein lautes Bellen. Also machten wir uns auf den Weg. Nicht weit entfernt trafen wir auf den Hund, den der Förster an einer langen Leine hielt. Der Bock lag verendet im Gras, mein Pfeil steckte in seinem Leib, hatte aber das Herz nur gestreift, sodass er noch einen kurzen Weg zurücklegen konnte. Ich bekam vom Jäger eine Rüge. Durch meinen zweiten, schlechten Schuss musste der Bock elendig verenden. Ich schäme mich. Ich hatte mich nicht im Griff. Auch diesem Tier dankten wir für sein Opfer, dann banden wir ihm ebenfalls die Läufe zusammen. Da wir nun drei Tiere erlegt hatten, war unsere Jagd zu Ende. Jeder von uns nahm eins der Tiere auf und legte es sich um die Schultern. Herr Wolf und ich durften eins der Tiere behalten, die anderen beiden legte der Jäger auf seinen Karren, welcher von einem Ochsen gezogen wurde. Eins der Tiere würde auch er behalten dürfen, während der dritte Bock dem Waldbesitzer zufiel.
Im Forsthaus haben wir das Tier dann ausgenommen. Ich bereitete das Fell zum Gerben vor und Frau Wolf kümmerte sich um die Verwertung des Fleisches.
Das Fell wird jetzt am Forsthaus getrocknet und nächste Woche werde ich es weiter bearbeiten. Adolf ist erstaunt, was ich alles kann. Sollte er mich wirklich nach Amerika begleiten, muss er noch einiges lernen, um bestehen zu können.
24. Mai ´69
Die Wolfs sind erstaunt. Ich habe tatsächlich das Fell des Rehbocks perfekt gerben können. Frau Wolf kann daraus einem der Jungen eine Hose nähen.
31. Mai ´69
Es war wieder ein wunderschönes Wochenende. Herr Wolf hatte im Wald ein Rehkitz entdeckt. Die Ricke lag verendet daneben. Sie war angeschossen worden, was ein großes Verbrechen ist. Zum einen ist jetzt Schonzeit und zum anderen haben nicht viele Leute das Recht, in diesem Wald zu jagen.
Auf jeden Fall gibt es seit Samstag ein Junges zu versorgen. Frau Wolf kennt sich damit aus, hat schon einige Kitze großgezogen. Katharina war begeistert. Sie hat sich rührend um das Reh gekümmert, hat ihm stündlich Milch aus einer Flasche gegeben. Es ist eine besondere Säuglingsflasche, an deren Öffnung ein Schwamm in der Form einer Zitze angebracht wurde. Die Milch wird leicht erwärmt und der Schwamm dem Kitz ins Maul gesteckt. Es saugt dann genüsslich schmatzend an dem Schwamm, bis die Flasche leer ist. Auch nachts ist Katharina stündlich aufgestanden. Ich habe ihr geholfen, habe einen Teil der Nacht übernommen, damit sie etwas längeren Schlaf bekommt. Normalerweise wechselt sie sich mit der Försterin ab, doch auch die muss natürlich schlafen. In den nächsten Wochen wird die Menge der Milch größer und die Abstände länger. Herr Wolf sagt, in der Natur säugen die Rehe ihre Kitze bis zu sechs Monaten.
4. Juni ´69
Ich mache wieder einen praktischen Einsatz. Diesmal geht es nach Böhmen. Da wir einige Studenten aus dem Osten und auch Böhmen hier haben, besteht die Möglichkeit, auch in deren Heimat für einige Zeit zu arbeiten.
7. Juni ´69
Wie anders doch hier alles ist! Der Förster, bei dem ich untergekommen bin, ist ein herzlicher Mensch. Er spricht nur wenig deutsch, aber auch hier funktioniert die Zeichensprache wunderbar. Die Wälder sind riesig. Es ist fast wie zu Hause. Schon auf der Fahrt hierher konnte ich die Weite des Landes bewundern. Ich bin glücklich! Es macht sehr viel Spaß, mit dem Förster, dessen Namen ich kaum aussprechen kann, und der mir sagte, ich solle ihn einfach Matej nennen, durch die Wälder zu ziehen. Matej zeigt mir zuerst sein Revier. Er besitzt zwei Pferde, sogenannte Rückepferde, die darauf trainiert sind, Holz aus den Wäldern zu ziehen. Die Pferde gehören zur Gattung der Kaltblüter, sind sehr groß und schwer. Man kann sie auch reiten, aber nur bedingt. Heute haben wir die beiden benutzt, um den Wald zu erkunden. Es war ein wunderbares Erlebnis. So stelle ich mir auch einen Ritt auf einem Elefanten vor.
17. Juni ´69
Matej und ich verbringen die meiste Zeit im Wald. Wir bringen die Baumstämme der im Frühjahr gefällten Bäume zu einer Sägemühle. Das ist eine mühsame Arbeit. Und zeitaufwändig. Doch ich lerne schnell und bald kann ich die Arbeit allein machen.
19. Juni ´69
So viele Eindrücke, so viel Neues! Das muss verarbeitet werden. Das meiste aber steht in meinem Arbeitstagebuch, welches ich in der Akademie vorzeigen muss.
23. Juni ´69
Böhmen, ein wunderbares Land. Hier erinnert mich vieles an zu Hause. Matej kennt sich sehr gut aus, zeigt mir verschiedene Bäume und deren Besonderheiten. Ich schreibe jetzt hier nichts über Pilzbefall oder Baumrinde…. Ein sehr spannender Einsatz.
2. Juli ´69
Semesterferien. Ich fahre nach Dresden, wandere dann zum Forsthaus. Ich freue mich, Adolf und die anderen wiederzusehen. Trotz allem Neuen habe ich Adolf vermisst. Es wäre so schön gewesen, wenn er mich hätte begleiten können.
5. Juli ´69
Das Rehkitz ist groß und kräftig geworden. Bald wird es wieder im Wald ausgesetzt, da es für sich selbst sorgen kann. Es folgt Katharina auf Schritt und Tritt. Die beiden sehen bezaubernd aus. Katharina hat sich verändert. Ihr mürrischer Gesichtsausdruck ist verschwunden. Die Arbeit im Forsthaus, der Umgang mit den Tieren und den Kindern scheint ihr gutzutun. Ich beobachte sie heimlich und vergleiche sie mit ihrer Schwester. Elisabeth ist groß gewachsen, schlank und strahlt eine besondere Sinnlichkeit aus. Katharina ist klein, stämmig und nicht sehr hübsch. Aber ihre Augen leuchten und wenn sie lächelt, spüre ich Wärme und Herzlichkeit. Langsam schleicht sie in mein Herz. Es ist nicht der Rausch der Liebe, den ich bei Elisabeth verspürt habe. Es ist etwas Beständiges, etwas, was mich an Mama erinnert. Was geschieht gerade mit mir?