Die grüne Bärin
von Sonatacity
Kurzbeschreibung
Die grüne Bärin Gryzela lebt in Atlantis und tanzt für ihr Leben gern Ballett. Nur ihre graugrüne Fellfarbe missfällt ihr an ihrem ansonsten perfekten Leben. Getrennt von ihren Artgenossen bestreitet sie ihr Leben als Profitänzerin, als ihr ein nachtigallerschwarzer Buntbär und den Weg läuft. Gryzela muss feststellen, dass die Welt größer ist als Atlantis und das Tanztheater...
GeschichteRomance, Fantasy / P12 / Gen
OC (Own Character)
08.11.2021
09.05.2022
6
7.016
2
08.11.2021
1.245
Bunte Lichter umspielen die den Raum, der sich zum Takt der Klänge wiegt und streckt. Die Musik ist summend und erzählend, doch keine Stimme ist zu hören. Nur das dumpfe Spielen der Töne, wie von einem Xylophon oder einer Kalimba, mit wehendem Ziehen im Hintergrund wie von Cellos, wie zur Untermalung für das ganze Spektakel. Kleine Blitzlichter fangen an den Rändern des Raumes zu zucken an, als wären sie von den Wogen der Atmosphäre aus dem Schlafe gerissen worden. Und dort, leises Rascheln, der Geruch von Buchseiten, ein leichter Nebel beruhigt mit oboener Ankunft das bunte Treiben. Wie herrlich der Raum doch spielt, als wäre der geradewegs aus den gefühlskubistischen Musikstück emporgestiegen. Das Lieblingsgenre von...
Nun dunkelt die Szenerie etwas, leises Flötenhuschen begleitet den Tanz der kleinen Lichter. Die Melodien werden stimmhafter, die Musik wispert sanfte Weisen. Das Rot dimmt sich zu einem Blau, dunkles Blau. Dort, wo es sich trifft, entstehen violette Schliere. Die Lichter sehen aus wie...
Mit einem Mal schlagen Wassermassen über dem Spiel zusammen. Die Luft fährt mit dem Schauspiel aus dem Geschehen und ein ungeheuerlicher Druck auf den Ohren und Lunge. "Gryzela! Gryzela!" Die Stimmen werden vom Tosen der Wogen und einem Prasselnd und Heulen von allen Seiten fast völlig überschattet, als hätten die Wellen auch Regen, Wind und Donner mitgebracht. Die Wellen erzeugen eine schreckliche Lähmung, Schmerzen im Kopf! Luft! Wo ist nur die Luft? Wo sie hingehört, ist nichts als Enge und Ziehen. Immer stärker wird der Druck, doch als er Oberhand gewinnt, bringt keine erlösende Dunkelheit das Ende. Ein schreckliches Fortissimo aus Lärm, Grollen und Druck manifestiert sich und frisst Raum und Zeit in seiner fordernden Raserei...
Gryzela fährt zitternd in die Höhe. Der Traum vom wütenden Meer sucht sie nicht oft heim, doch ab und zu mischt er sich in ihre bunten Traumbilder. Sie rollt sich aus dem Bett und lässt sich von ihrem Radiowecker beruhigen, der sie mit glockendumpfen Klängen von E. Engines "Griechischen Träumen" geweckt hat. Obwohl er nicht direkt in der Tradition des Gefühlskubismus (ihres Lieblingsgenres) steht, liegt er in ihren Top Musikern und Musikerinnen dennoch auf einem bedeutend hohen Posten. Sie wiegt sich im Takt zum Spiegel hinüber, nimmt sich eine Bürste und beginnt, ihr Fell in Ordnung zu bringen. Wie immer muss sie ein wenig über die Fellfarbe seufzen. Wäre es nur nicht so gräulich, hätte es einen wunderschönen Minzton gehabt. Doch so... Gryzela schüttelt den Kopf. Sie kannte minzgrünes Fell. In ihrer Erinnerung trug es jemand, der ihr nahe stand, ein Onkel oder eine Tante vielleicht. Doch ihre Kindheit hat Gryzela kaum vor Augen. Sie liegt weit in der Vergangenheit zurück und wurde bereits von Atlanter Eindrücken überschattet.
"Früüüüühstück! Früüüüüückstück! Die wichtigste Mahlzeit des Tages!"
"Dir auch einen guten Morgen, Mythenmetz!" ruft Gryzela zur Küche. Ihr Papagei Mythenmetz, ein stattlicher Ara mit herrlich roten Federn und einem bewundernswerten Kopfschmuck, hauste in der Küche und rief seine Sprüche durch ihre Wohnung. Leider war seine Intelligenz nicht annähernd so beeindruckend wie sein Aussehen. Eine von zwei Tatsachen, die Gryzela zugegebener Maßen verbesserungsbedürftig fand. Als sie damals voller Enthusiasmus auf ihr neues Haustier in die Zoohandlung gestürzt war, hatte sie glatt vergessen zu erwähnen, dass sie sich ein Mädchen hatte zulegen wollen. Erst, als der Besitzer sie mit einem "Viel Spaß mit dem jungen Burschen" verabschiedete, wurde Gryzela ihr Fehler bewusst. Doch ihre Scham war größer, und so begnügte sie sich mit dem ansehnlichen Kerl und beschloss, in ihrem Wunschnahmen einefach das "Hildegard von" wegzulassen.
In der Küche rührte sie sich einen Kakao mit Honig an, nahm einen Toast zum Reintunken und pflanzte sich zum Frühstücken auf den Balkon.
Gryzela liebte den Lärm der Atlanter Straßen. Es war schon richtig gewesen, sich eine Wohnung über einer Allerlei-Marktstraße (ohne nennenswerte Spezialisierung) zuzulegen. Bereits so früh am Morgen waren Rufe, Lachen, Handel, alle möglichen Stimmen bis auf ihren Balkon hinauf zu hören. Im Grunde war es nie wirklich still in Atlantis, und auch auf dieser Straße tummelten sich stets ein paar Gestalten - mal zwielichtiger, mal weniger. Und über den Ständen mit Markisen, Palmblattdächern, aus allen nur erdenkbaren Materialien, manche groß, manche winzig klein, in allen Farben des Regenbogens, ragten die aus sandigen Steinen gebauten Mehrfamilienhäuser im Wohnblock auf in den blauen Himmel.
Ein paar Bienchen summten auf Gryzelas Balkonpflanzen herum, und zufrieden brummend streckte Gryzela ihre Beine und Füße. Sie waren ordentlich stark und geformt, wie es sich für eine Balletttänzerin wie sie gehörte. Oftmals kamen ihr Perfektionisten unter, die versuchten, ihr einzuflößen, sich noch mehr in ihr Training zu hängen, bis sie stramm und stockig wie ein Grashalm war. Aber Gryzela ließ sich nicht stressen. Sie lebte ihr Leben in vollen Zügen und würde ihre gemütlichen Honigbrote niemals für einen dummen kleinen Grashalm aufgeben. Schon jetzt konnte sie über die Bühne schweben wie ein feines kleines Staubkorn. Die restliche Lebensqualität für ein paar Prozent Performancekunst mehr einzutauschen würde, so hatte sie sich überlegt, ihrer Leichtigkeit des Tanzes nur schaden als ihr etwas zuzufügen. Ein glücklicher Geist machte einen glücklichen Körper.
"Zu spät! Zu spät!"
Müde drehte sich Gryzela um, um zu überprüfen, ob der dumme Vogel diesmal recht hatte oder nicht. Leider Gottes hatte er das.
Den Rest des Brotes in seine Futterschale schleudernd rauft Gryzela im Flur ihre Sporttasche an sich und flitzt die Treppen zur Straße hinunter. Zum Glück war der Verkehr nicht übermäßig dicht, obwohl sie bereits jetzt dem ein oder anderen Wollpatinger ausweichen und über die ein oder andere mausekleine Gestalt springen musste. Elegant tänzelte sie auf die andere Straßenseite, in Gedanken bereits bei der Choreographie, an der sie heute arbeiten würde. So merkte sie an der nächsten Kreuzung nicht, wie aus dem nichts ein riesiger Yeti, in ebenso großer Eile wie sie, um eine andere Ecke gesprungen kam und geradewegs auf sie zusteuerte. Aus den Augenwinkeln konnte sie die riesige Gestalt zwar erkennen, doch mit einem Schrecken stellte sie fest, dass es zum Ausweichen bereits zu spät war. Gerade, bevor sich ihre Laufbahnen miteinander kreuzten, packte plötzlich etwas ihren Arm und riss sie zurück. Der Yeti donnerte an ihr vorbei.
Gryzela war an etwas Weiches geflogen und raffte sich nun verwirrt davon weg. Über ihr war ein vertrautes Gesicht. Gryzela schluckte. Es war das Gesicht eines Bundbären, und sein Gesichtsausdruck war mindestens so überrascht wie der ihre. Sein Fell, dass größtenteils unter einem dunklen Mantel verschwand, war schwärzer als das schwarzeste Schwarz, das Gryzela je gesehen hatte. Auch seine Augen waren schwarz, allerdings mit einem warmen Leuchten und Blitzen, fast wie die kleinen Lichter in ihrem Traum.
Gryzela verbeugte sich rasch.
"Ich danke vielmals, dass Sie mich gerettet haben."
"Das... das war doch keine große Sache." Der Bär sah genauer hin. "Du bist eine Buntbärin?"
Gryzela nickte. "Bist du auch einer?"
"Das bin ich. Aber ich bin überrascht. Eine andere Buntbärin zu treffen, mitten im himmelschwebenden Atlantis, das hätte ich nicht erwartet."
"Ich auch nicht" gestand Gryzela. Verlegen ließ sie ihren Blick zur Seiten schweifen, als ihr Blick auf eine Turmuhr fiel.
"Oh je, die Zeit! Ich muss zur Probe!" sie wandte sich rasch ab.
"Warte noch!" rief der Bär. "Ich kenne deinen Namen noch gar nicht!"
"Tut mir Leid, ich muss mich beeilen!" Und damit sauste Gryzela davon, mit pochendem Herzen darüber, dass sie beinahe zu ihrem geliebten Tanzen zu spät kam!
Nun dunkelt die Szenerie etwas, leises Flötenhuschen begleitet den Tanz der kleinen Lichter. Die Melodien werden stimmhafter, die Musik wispert sanfte Weisen. Das Rot dimmt sich zu einem Blau, dunkles Blau. Dort, wo es sich trifft, entstehen violette Schliere. Die Lichter sehen aus wie...
Mit einem Mal schlagen Wassermassen über dem Spiel zusammen. Die Luft fährt mit dem Schauspiel aus dem Geschehen und ein ungeheuerlicher Druck auf den Ohren und Lunge. "Gryzela! Gryzela!" Die Stimmen werden vom Tosen der Wogen und einem Prasselnd und Heulen von allen Seiten fast völlig überschattet, als hätten die Wellen auch Regen, Wind und Donner mitgebracht. Die Wellen erzeugen eine schreckliche Lähmung, Schmerzen im Kopf! Luft! Wo ist nur die Luft? Wo sie hingehört, ist nichts als Enge und Ziehen. Immer stärker wird der Druck, doch als er Oberhand gewinnt, bringt keine erlösende Dunkelheit das Ende. Ein schreckliches Fortissimo aus Lärm, Grollen und Druck manifestiert sich und frisst Raum und Zeit in seiner fordernden Raserei...
Gryzela fährt zitternd in die Höhe. Der Traum vom wütenden Meer sucht sie nicht oft heim, doch ab und zu mischt er sich in ihre bunten Traumbilder. Sie rollt sich aus dem Bett und lässt sich von ihrem Radiowecker beruhigen, der sie mit glockendumpfen Klängen von E. Engines "Griechischen Träumen" geweckt hat. Obwohl er nicht direkt in der Tradition des Gefühlskubismus (ihres Lieblingsgenres) steht, liegt er in ihren Top Musikern und Musikerinnen dennoch auf einem bedeutend hohen Posten. Sie wiegt sich im Takt zum Spiegel hinüber, nimmt sich eine Bürste und beginnt, ihr Fell in Ordnung zu bringen. Wie immer muss sie ein wenig über die Fellfarbe seufzen. Wäre es nur nicht so gräulich, hätte es einen wunderschönen Minzton gehabt. Doch so... Gryzela schüttelt den Kopf. Sie kannte minzgrünes Fell. In ihrer Erinnerung trug es jemand, der ihr nahe stand, ein Onkel oder eine Tante vielleicht. Doch ihre Kindheit hat Gryzela kaum vor Augen. Sie liegt weit in der Vergangenheit zurück und wurde bereits von Atlanter Eindrücken überschattet.
"Früüüüühstück! Früüüüüückstück! Die wichtigste Mahlzeit des Tages!"
"Dir auch einen guten Morgen, Mythenmetz!" ruft Gryzela zur Küche. Ihr Papagei Mythenmetz, ein stattlicher Ara mit herrlich roten Federn und einem bewundernswerten Kopfschmuck, hauste in der Küche und rief seine Sprüche durch ihre Wohnung. Leider war seine Intelligenz nicht annähernd so beeindruckend wie sein Aussehen. Eine von zwei Tatsachen, die Gryzela zugegebener Maßen verbesserungsbedürftig fand. Als sie damals voller Enthusiasmus auf ihr neues Haustier in die Zoohandlung gestürzt war, hatte sie glatt vergessen zu erwähnen, dass sie sich ein Mädchen hatte zulegen wollen. Erst, als der Besitzer sie mit einem "Viel Spaß mit dem jungen Burschen" verabschiedete, wurde Gryzela ihr Fehler bewusst. Doch ihre Scham war größer, und so begnügte sie sich mit dem ansehnlichen Kerl und beschloss, in ihrem Wunschnahmen einefach das "Hildegard von" wegzulassen.
In der Küche rührte sie sich einen Kakao mit Honig an, nahm einen Toast zum Reintunken und pflanzte sich zum Frühstücken auf den Balkon.
Gryzela liebte den Lärm der Atlanter Straßen. Es war schon richtig gewesen, sich eine Wohnung über einer Allerlei-Marktstraße (ohne nennenswerte Spezialisierung) zuzulegen. Bereits so früh am Morgen waren Rufe, Lachen, Handel, alle möglichen Stimmen bis auf ihren Balkon hinauf zu hören. Im Grunde war es nie wirklich still in Atlantis, und auch auf dieser Straße tummelten sich stets ein paar Gestalten - mal zwielichtiger, mal weniger. Und über den Ständen mit Markisen, Palmblattdächern, aus allen nur erdenkbaren Materialien, manche groß, manche winzig klein, in allen Farben des Regenbogens, ragten die aus sandigen Steinen gebauten Mehrfamilienhäuser im Wohnblock auf in den blauen Himmel.
Ein paar Bienchen summten auf Gryzelas Balkonpflanzen herum, und zufrieden brummend streckte Gryzela ihre Beine und Füße. Sie waren ordentlich stark und geformt, wie es sich für eine Balletttänzerin wie sie gehörte. Oftmals kamen ihr Perfektionisten unter, die versuchten, ihr einzuflößen, sich noch mehr in ihr Training zu hängen, bis sie stramm und stockig wie ein Grashalm war. Aber Gryzela ließ sich nicht stressen. Sie lebte ihr Leben in vollen Zügen und würde ihre gemütlichen Honigbrote niemals für einen dummen kleinen Grashalm aufgeben. Schon jetzt konnte sie über die Bühne schweben wie ein feines kleines Staubkorn. Die restliche Lebensqualität für ein paar Prozent Performancekunst mehr einzutauschen würde, so hatte sie sich überlegt, ihrer Leichtigkeit des Tanzes nur schaden als ihr etwas zuzufügen. Ein glücklicher Geist machte einen glücklichen Körper.
"Zu spät! Zu spät!"
Müde drehte sich Gryzela um, um zu überprüfen, ob der dumme Vogel diesmal recht hatte oder nicht. Leider Gottes hatte er das.
Den Rest des Brotes in seine Futterschale schleudernd rauft Gryzela im Flur ihre Sporttasche an sich und flitzt die Treppen zur Straße hinunter. Zum Glück war der Verkehr nicht übermäßig dicht, obwohl sie bereits jetzt dem ein oder anderen Wollpatinger ausweichen und über die ein oder andere mausekleine Gestalt springen musste. Elegant tänzelte sie auf die andere Straßenseite, in Gedanken bereits bei der Choreographie, an der sie heute arbeiten würde. So merkte sie an der nächsten Kreuzung nicht, wie aus dem nichts ein riesiger Yeti, in ebenso großer Eile wie sie, um eine andere Ecke gesprungen kam und geradewegs auf sie zusteuerte. Aus den Augenwinkeln konnte sie die riesige Gestalt zwar erkennen, doch mit einem Schrecken stellte sie fest, dass es zum Ausweichen bereits zu spät war. Gerade, bevor sich ihre Laufbahnen miteinander kreuzten, packte plötzlich etwas ihren Arm und riss sie zurück. Der Yeti donnerte an ihr vorbei.
Gryzela war an etwas Weiches geflogen und raffte sich nun verwirrt davon weg. Über ihr war ein vertrautes Gesicht. Gryzela schluckte. Es war das Gesicht eines Bundbären, und sein Gesichtsausdruck war mindestens so überrascht wie der ihre. Sein Fell, dass größtenteils unter einem dunklen Mantel verschwand, war schwärzer als das schwarzeste Schwarz, das Gryzela je gesehen hatte. Auch seine Augen waren schwarz, allerdings mit einem warmen Leuchten und Blitzen, fast wie die kleinen Lichter in ihrem Traum.
Gryzela verbeugte sich rasch.
"Ich danke vielmals, dass Sie mich gerettet haben."
"Das... das war doch keine große Sache." Der Bär sah genauer hin. "Du bist eine Buntbärin?"
Gryzela nickte. "Bist du auch einer?"
"Das bin ich. Aber ich bin überrascht. Eine andere Buntbärin zu treffen, mitten im himmelschwebenden Atlantis, das hätte ich nicht erwartet."
"Ich auch nicht" gestand Gryzela. Verlegen ließ sie ihren Blick zur Seiten schweifen, als ihr Blick auf eine Turmuhr fiel.
"Oh je, die Zeit! Ich muss zur Probe!" sie wandte sich rasch ab.
"Warte noch!" rief der Bär. "Ich kenne deinen Namen noch gar nicht!"
"Tut mir Leid, ich muss mich beeilen!" Und damit sauste Gryzela davon, mit pochendem Herzen darüber, dass sie beinahe zu ihrem geliebten Tanzen zu spät kam!