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I don't know what's right anymore

von Saya
Kurzbeschreibung
GeschichteDrama, Liebesgeschichte / P16 / Het
Eren Jäger Irvin / Erwin Smith Jean Kirschtein Levi Ackermann / Rivaille OC (Own Character) Reiner Braun
12.10.2021
27.02.2022
50
95.331
2
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28.01.2022 2.099
 
Ich zog ihm das Shirt über den Kopf und war im ersten Moment von seinem Körper gebannt. Er war so viel muskulöser geworden in den letzten Monaten und Jahren, dass es mir den Atem verschlug. Er hatte mich ehrlicherweise schon immer magisch angezogen, dass konnte aber besser überspielen, auch wenn es mich innerlich zerriss. Nun aber musste ich das nicht mehr und dieses Wissen traf mich völlig unvermittelt. Ich meine, ich liebte mehr an ihm als seinen Körper, aber bei diesem Anblick entbrannte etwas in mir, dass mich kribbelig wie begierig auf mehr machte. Genauso wie sein unverhohlener Blick, mit dem er mich ansah. Offen, hungrig, aber auch verhangen mit einem immensen Durst nach mehr. Er wollte mich und wenn ich ihm das nicht angesehen hätte, dann hätte ich es gefühlt. Denn etwas regte sich zwischen unseren Beinen. Mein Inneres explodierte daraufhin und überschüttete mich mit Liebe, Euphorie, Hoffnung und wildem Verlangen. Ich wollte ihn so sehr, dass es mich schmerzte, ihn nicht sofort haben zu können. Denn genauso sehr wollte ich es auch auskosten und in die Länge ziehen. Unsere Liebe war von so kurzer Dauer, dass ich jede Sekunde bis zum äußersten ziehen wollte, damit sie uns länger blieb. Auch wenn das verrückt und töricht war. Ich wollte ihn am liebsten jetzt sofort einfach nur im mir spüren, aber eben auch alles genießen, damit es für immer in mir hielt.
Es war dennoch wie ein Schalter, der sich umgelegte. Die Atmosphäre veränderte sich und unsere Gefühle waren quasi greifbar. „Ich liebe dich! Jeden Zentimeter an dich!“, stöhnte ich heiser, woraufhin er mich inbrünstig küsste und die Welt aufhörte sich zu drehen. Nein, sie drehte sich viel zu schnell, als das ich es ertrug. Ich wollte, dass doch nur das dieser Moment ewig andauerte.
Er begann mein Gesicht mit Küssen zu bedecken und wanderte dann meinen Hals hinunter zu meiner Brust, an der er den dünnen Stoff hochschob. Jeden Fleck bedeckte er mit Küssen und seiner Liebe, während ich mich ihm entgegenstreckte und die Finger meiner einen Hand in seinen langen Haaren vergrub. Meine andere Hand erkundete seinen nackten Rücken, seine Schultern und seine Brust. Ich berührte ihn so neugierig wie auch achtsam und dabei vergessen ich beinahe zu atmen, ehe ich die Luft heftig einsog. Doch noch etwas andere verschlug mir den Atem, was sich neben seinen zärtlichen Berührungen einen Weg nach oben erkämpfte. Ich sah wieder Bilder vor mir, die sowohl wunderschön, als auch erschütternd waren und die ich so definitiv nicht selbst gesehen hatte. Zumindest nicht alle. Ich sah, wie er sich nachts zu mir schlich, mich beim schlafen beobachtete und mir immer wieder sagte, wie sehr er mich liebte. Ich sah ihn vor mir, als wir nach dem allerersten Titanangriff fliehen mussten und er mich immer wieder schützend an sich zog. Wie er bitterlich um seine Mutter weinte und ich ihn stützte, aber auch genauso sehr mit ihm litt. Damals hatte ich noch gedacht, dass wir Geschwister waren. Ich sah uns im Trainingscorp und wie unsagbar eifersüchtig er auf Reiner und Jean war. Wie er eigentlich von mir redete, wenn ich nicht anwesend war und wie er mich sah. Wie bedingungslos seine Liebe schon immer für mich gewesen war.
Ich sah ihn in einsamen Stunden, mal im Kerker, mal an fernen Orten und wie er sich wünschte, dass ich bei ihm war und ihn hielt. Seine Trauer war greifbar für mich.
Ich sah sein Gespräch mit Zeke in Rebellio. Das mit Reiner und das mit seinem Vater, bevor er diesen fraß.
Ich sah Marley und wie sie mich zur Geisel nahmen. Wie Eren versuchte zu mir zu  gelangen, mich zu beschützen, aber sie mich vor seinen Augen umbrachten.
Ich sah die Walze und das Ende der Welt. Sah wie diese riesigen Titanen Menschen niedertrampelten und nichts außer nackte Erde zurückließen.
Er zeigte mir noch viele weitere Dinge, Geschehnisse aus der Vergangenheit und aus der möglichen Zukunft, die aber nicht so bedeutend für mich waren, wie die Momente, die wir zusammen verbracht hatten.
Tränen rannen meine Wangen hinunter, die er zärtlich fortwischte. Diese Bilder verschluckte mich so sehr, dass ich erschauderte. Er hatte zwar einiges von diesen Ereignissen mit mir geteilt, aber nun konnte ich sie vor meinem geistigen Augen sehen und das war etwas ganz anderes. Dass er das alles alleine durchstehen wollte, machte mir den Ernst der Lage noch mal mehr begreiflich. Er ließ alles heraus, wodurch ich mich seelisch noch näher fühlte, als es wenige Momente zuvor der Fall gewesen war. Nie wieder würde uns irgendetwas trennen können. Na ja, bis auf der Tod.
Denn obwohl er mich so zärtlich liebkoste und erkundete, war sein Blick immer wieder zur mir gewandert. Er betrachtete mich immer wieder, ob ich das auch wirklich wollte. Und verdammt ja, ich wollte all das hier, was ich ihn mit meinen nächsten Berührungen auch spüren ließ. Sie wurden leidenschaftlicher und gezielter, als wir jeden Fleck des anderen erkundeten, streichelten und liebten. Hastig zogen wir einander die wenigen Klamotten vom Leid und schenkten uns all die Liebe, die sich über die Jahre angestaut hatte. Nichts würde mich je wieder an ihm oder meinen Gefühlen für ihn zweifeln lassen. Sie waren das Wahrhaftigste, das ich jemals gespürt hatte und sie würde auch über den Tod hinaus existieren.
Es war wie eine Urgewalt, die sich in mir aufbäumte, als ich ihn endlich ganz spürte, ehe diese sich mit ihm zusammen entlud und dann ganz langsam abflachte. Noch nie war ich so voller Glück und Liebe gewesen.
Nachdem wir das erste Mal miteinander geschlafen hatte, kuschelten wir uns dicht aneinander und schliefen ein. Diese Nacht war die Erste seit einer Ewigkeit, in der ich ruhig schlafen konnte. Genauer gesagt, hatte ich auch keine Albträume, sondern einen der schönsten Träume meines Lebens.
Eren lag unter dem Baum, unter dem er so oft lag und schlief. Wir waren einige Jahre älter als wir es jetzt waren und ich ging mit einem zarten Lächeln auf den Lippen zu ihm. „Aufwachen du Schlafmütze!“ Ich weckte ihn mit einem Kuss, den er sofort, wenn auch verschlafen erwiderte und mich kurzerhand an sich zog. Ich verlor das Gleichgewicht und landete auf ihm, was ihm ein Lachen entlockte, in das ich mit einstimmte. Ich liebte ihn lachen zu hören, das machte auch mich glücklich. Genauso sehr, wie von ihm berührt und gehalten zu werden und ihn zu berühren. Ich hatte bereits alles an ihm erkundet und dennoch die Angst, dass da ein Fleck war, den ich noch nicht entdeckt hatte.
„Wo sind die Kinder?“, wollte er von mir wissen, behielt die Augen aber weiterhin geschlossen. Er streichelte dann mit seiner Nase liebevoll über meine Wange, ehe er mich wieder küsste und ich um Atem ringen musste, weil mich seine Liebe immer wieder verschluckte. Wir zeigten so offen und für jeden sichtbar, dass wir uns liebten, dass es nicht zu übersehen war, dass wir einander die Welt bedeuteten. Ich würde sterben, wenn er starb und andersherum. „Bei meinem Vater. Sie wollten Armin besuchen gehen, wenn es ihm zu bunt mit ihnen wird.“, erwiderte ich und musste darüber lachen. Levi war voll euphorisch gewesen, als er hörte, ich sei schwanger und hatte, zusammen mit Hanji, seine ziemlich schräge, aber unsagbar nette Frau, eine Hütte etwas abseits der Stadt bezogen. Er hatte schon lange keine Lust mehr als Polizist zu arbeiten und sah das offensichtlich als willkommene Ausrede, zurücktreten zu können und zur Ruhe kommen. Wir waren ihm wenige Zeit später dorthin gefolgt. Zuerst waren wir noch in der Stadt geblieben, in der Nähe von Erens Eltern und Armin, aber dort wurde es nach der Heirat schnell zu klein. Besonders als wir dann drei Kindern hatten.
„Lass uns spazieren gehen!“ Erens wunderschönen grünen Augen suchten meinen Blick und ein zärtliches Lächeln erschien auf seinen Zügen. Er erhob sich langsam und zog mich dabei mit sich in den Stand.
„Armin hat mir wieder von diesem Buch erzählt.“ Der Blondschopf war unser Freund seit Kindertagen und Historiker durch und durch. Ich schüttelte mich bei dem Gedanken, was er mir erzählt hatte, woraufhin Eren mich in seine Arme zog und wir innehielten. „Das, bei dem es darum geht, dass eine Insel Mauern umgab und Titanen sie bedrohten?“ Ich nickte.
„Ich bin so froh, dass das nur seinen Romanen entstammt und nicht der Wirklichkeit. Ich würde durchdrehen, wenn ich nicht frei sein könnte. Nicht frei entscheiden könnte, wo ich hingehe. Wer ich sein will. Was ich tun darf. Wen ich lieben will.“ Dabei zog er mich noch fester an sich, ehe seine Lippen auch schon auf meine trafen. Es war eine furchtbare Vorstellung nicht zusammen sein zu können. Für uns beide.
„Ich bin auch sehr froh darüber. Die Menschen in diesem Buch wurden ihr Leben lang angelogen und haben deswegen schlimme Kriege durchlaufen müssen. Es muss furchtbar sein, so eingepfercht zu leben und in ständiger Angst.“ „Ja vermutlich. Wobei ich genauso gehandelt hätte wie der Protagonist – ich hätte auch eher die Welt geopfert, als dass meine Freunde und Familie starben. Dann wäre ich halt ein Monster gewesen und von allen verachtet worden … solange es dir gut geht, würde ich alles opfern. Auch mich selbst!“, erklärte er fest entschlossen und diese Worte verschlugen mir den Atem. Dass er für mich alles aufgeben würde, war keine Selbstverständlichkeit.
Er bedeutete mir die Welt und ich zweifelte keine Sekunde daran, dass es ihm genauso ging.
Im Traum waren wir Nachbarn gewesen, aber bereits im Kindesalter hatte man uns kaum voneinander trennen können. Wir waren ständig zusammen, Tag und Nacht und es hatte niemanden gewundert, als wir irgendwann mehr teilten, als nur unsere Spielsachen. Wir waren füreinander bestimmt. Selbst wenn wir auf verschiedenen Kontinenten gelebt hätten, hätten wir uns gefunden und geliebt.
Wir vergötterten den anderen mehr, als es in Worte zu fassen war.
„Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie es gewesen wäre, wenn unsere Plätze vertauscht wären. Wenn man mich all die Jahre belogen hätte und ich dann quasi vor den Trümmern meines Lebens stünde. Nur der Gedanken daran, dich nicht so offen lieben zu können zerreißt mich.“ Fürsorglich wischte Eren mir die Tränen vom Gesicht und lächelte mich breit und hoffnungsvoll an. „Sei nicht traurig, Arisa! Ich werde immer bei dir sein. Nicht einmal der Tod kann uns trennen, das verspreche ich dir! Unsere Seelen sind verbunden und nichts wird uns je voneinander fernhalten können. Nicht auf Dauer! Wir finden einander immer wieder. Auf Ewig!“ „Ich liebe dich so sehr, Eren!“, flüsterte ich zittrig, weil ich von meinen Gefühlen übermannt wurde.
Dann hörte ich meinen Liebsten besorgt meinen Namen sagen, ehe ich die Augen öffnete und feststellte, dass ich jetzt er in der Wirklichkeit war.
„Warum weinst du...?“, fragte er und Sorge spiegelte sich auf seinem Gesicht wider. Wie sollte ich das nur erklären? Es war ein so wunderschöner Traum gewesen, bei dem ich mir wünschte, er wäre Realität. Keine Mauern, keine Gefahr, keine Titanen, keine Lügen. Einfach nur Freiheit und für immer an Erens Seite. Der Wunsch war so unbändig, dass er mich verschluckte. 'Warum konnte es nur nicht so sein?', fragte ich mich. Es war, als würde man mir den Boden unter den Füßen fortreißen. Dieser Wunsch, für immer mit ihm sein zu können, war mit nichts zu vergleichen. Und diesen „Vorgeschmach“ zu bekommen war grausam wie wunderschön.
Ich erklärte ihm alles und erkannte, dass nicht nur mich dieser Traum und die tiefe Hoffnung dahinter berührte. Es hätte alles anders sein können, wenn man uns nicht 200 Jahre belogen hätte.
Wir hätten all das haben und sein können.
„Ich wünschte mir dieser Traum wäre wahr!“, schluchzte ich, woraufhin mein Liebster mich in seine Arme zog. „Das wünschte ich auch! Von ganzem Herzen!“
Dabei hörte ich heraus, dass das alles sehr an seinen Nerven zerrte, weswegen ich mich wie eine Ertrinkende an ihn klammerte. Ich wollte ihm jegliche Kraft und Liebe schenken, die ich in mir trug, nur um ihm seine Qualen, sein Leid abzunehmen.
„In unserem nächsten Leben werden wir keine Ketten mehr tragen, sondern frei sein. Frei und glücklich!“, versprach ich und küsste ihn.
Wir kuschelten uns wieder aneinander und hingen einen Moment unseren Gedanken nach. Die Stille, die dabei entstand war keine bedrückende, sondern einvernehmlich. Denn an Schlaf war gerade nicht mehr zu denken, dafür waren wir beide zu aufgewühlt.

P.S: Wie gefällt dir dieser Eren? Denkst du, dass er so hätte sein können, wenn er die Wahl gehabt hätte?Durch Arisa wird ihm ja eine kleine seelische Verschnaufpause gegönnt, was er in der Serie nicht gehabt hat. Ich persönlich fänds einfach schön für ihn, ich mag Eren sehr! <3 Und sein selbstauferlegtes Schicksal lässt mich nicht los.
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