Schriftgröße  Schriftart  Ausrichtung  Zeilenabstand  Zeilenbreite  Kontrast 

Talk to me, Baby

von justNaomi
Kurzbeschreibung
GeschichteDrama, Romance / P16 / Het
Michael Jackson
06.10.2021
06.11.2021
13
44.340
1
Alle Kapitel
noch keine Reviews
Dieses Kapitel
noch keine Reviews
 
 
06.10.2021 4.096
 
Während ich eine Blockade bei meiner anderen Geschichte habe, bekam ich Ideen für die Fortsetzung von 'Streetwalking Baby'. Ich weiß auch nicht warum xd
Wie schon bei der anderen Geschichte, habe ich mich durch das komplette Dangerous Album inspirieren lassen. Habe ein wenig mit richtigen Fakten gespielt und baue sie ein. Natürlich ist der Zeitrahmen extrem verschoben aber das macht ja nichts, da es eine komplett frei erfundene Geschichte ist :)


Viel Spaß mit der Fortsetzung, die wahrscheinlich ein bisschen mehr Drama zu bieten hat ^^


-----------------------------------------------------------



Das Dribbeln des Basketball ertönt neben dem Gebrüll von fünf Männern. Ich erkämpfe meinen Weg durch drei von ihnen und kann ihnen gut ausweichen bis ich dann werfen kann. Ich hebe meine Arme in die Luft: „12 zu 4 für uns!" brülle ich siegreich und bekomme sofort einen Schlag am Oberarm, der mich jedoch lachen lässt.

Wann bist du so gut geworden? Verdammt!" ruft Ski aus. Wesley lacht: „Ist doch scheißegal. Hauptsache wir gewinnen!"

Ich laufe und passe den Ball zu Bruce, diesmal wirft er ihn in den Korb und wir jubeln uns selbst zu. Ski jammert extrem, wobei wir nur lachen können.

Bereit weiter zu spielen?" fragt Greg uns und ich nicke mit meinem Team, doch einer hat doch keine Lust mehr.

Das macht doch kein Spaß, wenn die ständig gewinnen." Eddie läuft zur Tribüne um was zu trinken. Eddie wohnt in meiner Nachbarschaft und wir haben uns schon länger angefreundet.

Wir können auch die Teams ändern." kommt der Vorschlag von Greg, er spielt noch immer Keyboard in der Band wo ich fest als Sänger und Tänzer drin bin. Ich überreiche Bruce den Basketball und laufe zu Eddie, der neben einen blonden Jungen sitzt.

Wie ist der Punktestand, Mac?" frage ich ihn und er antwortet: „14 für euch und 4 für die anderen."

Grinsend klopfe ich auf Eddies Schulter, der eine Grimasse zieht: „Du bist ein schlechter Verlierer, Ed."

Und ihr seid miese Gewinner." nuschelt er und trinkt aus seiner Wasserflasche. Ich setze mich neben ihm und bitte Macaulay mir meine Flasche zu überreicht, was er auch sogleich tut. Er wohnt ebenfalls in meiner Gegend und obwohl er gerade mal 11 Jahre alt ist, ist er doch irgendwie ein Freund von uns. Zumindest bekommen wir ihn nicht mehr los und er begleitet mich oft zum Sportfeld, wo ich mit meinen Freunden Basketball spiele.

Fünf Jahre sind vergangen seid ich aus dem ärmlichen Viertel Brooklyns auszog. Seither hat sich vieles verändert. Ich mache noch immer Musik, trete jedes Wochenende auf und entertaine die Leute. Es macht mir ungeheuren Spaß. Und das beste ist, dass ich stets meine Ideen mit einbringen kann um die Show spektakulärer zu machen.

Wie ich es jeden versprach, besuche ich meinen alten Bezirk regelmäßig. Nehme dabei auch mal meine neuen Freunde mit, sei es Greg, Eddie, Mac oder sogar die Punkdame Jennifer, die sogar meine Mutter kennenlernte. Ich besuche Mutter so oft ich kann, nur mache ich auch viele Projekte, weshalb es nur einmal in der Woche mal sein kann. Aber dennoch freut sie sich. Mit den Jahren habe ich sogar den Respekt von Joe bekommen, zwar hat er sich nicht groß geändert aber dennoch schätze ich es sehr, dass er mich respektiert und mich sogar lobte, dass ich mich so gut schlug. Dabei habe ich nach dem College nichts weiteres gemacht außer im Club zu singen und zu tanzen. Ich hätte so vieles sein können, doch auf der Bühne fühle ich mich einfach wohl. Mein Collegeabschluss wurde daher nur eine Absicherung, falls die Bühne doch nichts mehr für mich ist oder der Club pleite geht, dann habe ich andere Möglichkeiten Geld zu verdienen. Für meine jüngeren Geschwister Randy und Janet wurde ich ein Vorbild und sie machen ihr College, trotz kleinerer Turbulenten. Sie wohnen deswegen auch etwas weiter weg von Brooklyn. Ich bin daher der einzige, der unsere Eltern regelmäßiger besucht, weil ich eben in der Nähe blieb.

Meine alten Freunde, Bruce, Wesley und Ski nahmen sich an mir ebenfalls ein Beispiel und änderten ihre Lebensweise. Sie arbeiten. Und sogar legal. Zwar haben sie keine großartigen Jobs aber sie verdienen ihr Geld auf ehrlicher Weise und haben bemerkt, dass es auch anders geht als nur ständig Leute zu beklauen. Wesley und Ski arbeiten beide als Reinigungskraft in einem Hotel, während Bruce als Türsteher in einem Stripclub arbeitet, der von Diana selbst vorgeschlagen wurde. Meine weiblichen Freunde haben ebenfalls ein besseres Leben, so viel wie ich weiß. Brooke ist die Eigentümerin vom Blumenladen geworden, da die ältere Dame, die ihr die Chance gab, verstorben ist und ihr den Laden überließ. Tatiana ist verheiratet und zog nach New Jersey. Doch vor einem Jahr erfuhr ich durch Billie, dass ihr Mann sie regelmäßig schlagen soll. Ich rief Tatiana selbstverständlich an aber sie schildert es als eine Lappalie. Seither habe ich eigentlich kaum mehr was von ihr gehört. Billie ist raus aus Brooklyn und weg von dem Milieu. Sie und ihre Schwester Shana haben sich wieder gefunden und sind unzertrennlich. Billie arbeitet ebenfalls im Club mit ihr als Kellnerin und daher treffe ich mich auch noch oft mit ihr, weshalb sie sogar meine beste Freundin wurde. Susie arbeitet noch immer für Liz als Prostituierte. Wie sie es selbst sagte, mag sie diesen Job und niemand diskriminiert sie dafür. Liz selbst führt mit Stolz ihr Bordell weiter, ist jedoch umgezogen in ein besseres Viertel, wobei ich ihr finanziell auch etwas half. Nun verdient sie mit den Mädchen mehr als zuvor. Diana ist wohl die einzige, die sich kaum geändert hat. Sie sträubt sich noch immer in Clubs herum und macht sich an die Musiker ran. Typischer Groupie.

Mein Bruder Marlon hat uns die letzten Jahre ziemlich viel Sorgen bereitet. Er trank viel Alkohol, schlenderte durch die gefährlichen Straßen von Brooklyn, nahm sogar Drogen. Mal sahen wir ihn und mal dachten wir sogar, er wäre tot, weil er sich mal Monate lang nicht meldete. Nun wurde er durch das Gericht zu einem Zwangsentzug verurteilt. Er wurde verhaftet, weil er im Rausch eine unschuldige Familie mit Kinder angriff. Nun sitzt er schon mehr als sieben Monate in der Klinik und wird streng überwacht. Da bin ich auch der einzige, der ihn manchmal besucht. Mutter kann es nicht, weil es ihr das Herz brechen würde und Joe hat jeglichen Respekt an seinem Sohn verloren. Aber ich bin mir sicher, dass man ihn dort helfen kann. Auch wenn er nicht unbedingt den Eindruck macht etwas dagegen zu ändern. Jedenfalls bete ich jede Nacht für ihn. Schließlich ist er mein Bruder.

Nun zu Delali. Noch immer bin ich mit ihr zusammen. Natürlich gab es immer wieder Höhen und Tiefen doch wir überwältigen alles zusammen. Noch immer wohne ich in der Wohnung die Dileo mir gegeben hat. Nur bin ich nicht alleine. Seit knapp drei Jahren lebt Delali bei mir und wir sind glücklich. Meisten jedenfalls. Zur Zeit wirkt sie ein wenig gestresst und zickig, was daran liegt, dass ich ihrer Meinung nach nicht genug was mit ihr unternehme. Dabei tue ich das doch. Klar, durch das viele Training mir der Band, meine Tanzchoreografie, die Besuche im ärmlichen Brooklyn, ist es nicht immer leicht Zeit zu finden aber dennoch haben wir uns jeden Abend, was ihr anscheinend nicht reicht.

Wie läuft es eigentlich mit unserer afrikanischen Schönheit?" fragt Bruce mit einem breiten Grinsen. Charakterlich hat sich wohl niemand verändert. Er setzt sich mit den anderen zu uns für eine Pause.

Sie ist nicht unsere afrikanische Schönheit, sondern meine afrikanische Schönheit." korrigiere ich ihn, was ihn nur schmunzeln lässt.

Ach ja stimmt, habt ihr euch wieder vertragen?" fragt nun auch Ski. Ich habe ihnen die Situation mit Delali und mir immer mal wieder erläutert auch für Tipps, wie ich sie zufrieden stellen kann aber wirklich halfen tat es nicht.

Irgendwie vertragen wir uns immer." antworte ich leise, wobei Eddie einen belustigen Laut gibt: „Ha! Das ist kein vertragen, wenn ihr die Sache immer unter dem Tisch kehrt. Sie frisst es immer weiter in sich hinein bis sie irgendwann völlig durchdreht. Vertrau mir, ich kenne diese Weiber." redet er schnell, wobei man immer paar Sekunden brauch um es zu verarbeiten. Das ist einfach eine Eigenschaft von Eddie; schnelles reden.

Da kann ich sogar zustimmen." erwidert Bruce, der sich sein Schweiß mit seinem Sporttrikot wegwischt, „Weiber reden nicht einfach so über Probleme. Sie sprechen durch eine dicke fette Blume, mit Wörter, die wir als Mann gar nicht verstehen können. Und am Ende sind wir die bösen."

Es sind manipulative Wesen." fügt Wesley schulterzuckend hinzu.

Oder, eine andere Theorie." winselt Ski, „Sie wollen ständig Streit, damit wir wütender werden und es im Bett auslassen."

Stimmt." bestätigt Bruce breit grinsend, „Sie wollen doch alle nur richtig hart ge-"

Bruce!" ermahne ich ihn und halte Macs Ohren zu, „Wir haben hier ein Kind!"

Was machst dieser Milchzahn hier eigentlich ständig?" fragt Wesley.

Er ist ein Freund." antworte ich schlicht und nehme meine Hände von Macs Ohren, der nur etwas unwesentlich dreinschaut.

Der hat nicht mal Haare am Sack."

Müsst ihr immer so vulgär reden?" fragen ich Wes, wobei er nur lacht: „Er ist doch nur ein kleiner weißer Junge aus deiner Nachbarschaft."

Ich habe wenigstens mehr Freundinnen als du." kommt der ultimative Konter vom 11 Jährigen, wobei wir alle bis auf Wesley, der etwas geschockt wirkt, dem Jungen zu jubeln.

Der Milchzahn hat es dir gegeben, Wes!" brüllt Bruce amüsiert. Wesley ist etwas beleidigt, was die ganze Sache noch lustiger macht. Bruce wendet sich zu Mac, legt seinen Arm um den Jungen und zieht in zum Feld: „Du wirst ab jetzt in meinem Team spielen, Milchzahn."

Könnt ihr bitte mal aufhören ihn Milchzahn zu nennen?" bitte ich die Männer, wobei Bruce mit stirnrunzelnd anschaut: „Hab dich nicht so, Mike. Es ist ein cooler Spitzname. Der Junge gehört zu uns."

Ja, genau." stimmt jetzt auch noch Mac mit ein, „Zieh den Stock aus deinem Arsch."

Die Männer lachen, auch Wesley. Wobei ich diesmal nur gleichgültig zu Mac schaue, der nun auch etwas entschuldigend dreinblickt. Greg klopft auf meine Schulter: „Ich glaube nicht, dass er deine Hilfe braucht."

Nun muss ich lachen, kann zwar immer noch kaum glauben, was Mac gerade raus haute aber ich nehme es mit Humor und spiele mit ihnen eine weiteres Basketballspiel, wobei nun auch Mac mit macht.


~~~



Am Abend fahre ich mit meinem kleinen Auto, was ich bereits seit zwei Jahren besitze, vor meiner Wohnung und fluche in Gedanken. Ich bin kein guter Autofahrer. Schon wieder habe ich die Mülltonne angefahren. Seufzend steige ich aus und stelle die verbeulten Tonnen wieder auf. Dann gehe ich in das Gebäude, die paar Treppen rauf zu meiner Wohnung, wo ich aufschließe. Im Flur zieh ich meine Schuhe aus und hänge die Schlüssel am gegebenen Hacken an. Mein Weg führt mich zur Wohnstube, wo Delali auf der Couch sitzt und gelangweilt Fernsehen schaut. Ich will ihr einen Kuss auf die Wange geben doch sie weicht aus, wobei ich mild seufze und mich neben ihr setze: „Was ist denn jetzt wieder?" frage ich ohne genervt zu klingen. Delali schaut mich nicht an, ihr Blick ist starr zum Fernseher gerichtet wo gerade irgendeine Dokusoap läuft: „Es ist 22 Uhr, Michael."

Ich habe doch gesagt, dass ich was mit den Jungs mache." sage ich unschuldig, da ich das Problem gerade nicht erkenne.

Du machst ständig was mit den Jungs." nuschelt sie.

Ich habe dich gefragt, ob du mit wollen würdest."

Ich schaue euch doch nicht beim Fußball spielen zu."

Wir spielen Basketball." korrigiere ich vorsichtig und nun dreht sie ihren Kopf zu mir mit bedrohlichen Augen, die mich zusammen zucken lassen. Normalerweise ist sie gar nicht so. Erst seit gut einem Jahr ist sie öfter zickig und ich weiß bei Gott einfach nicht wieso. Es ist ja auch nicht so, dass ich auf einmal was mit meinen Freunden unternehme. Schon früher tat ich oft was mit ihnen und fragte Delali jedes Mal ob sie mit will. Mal kam sie mit, mal wieder nicht und es war okay. Selbst mit ihr und ihren Freundinnen unternahm ich was, doch ihre abwertenden Kommentare zu manchen Personen mochte ich nie. Typische Stadtfrauen eben. Ich frage mich sowieso, was Delali mit solchen Menschen zu tun hat aber wie sie es selbst mal sagte, will sie nicht ständig alleine hier in der Wohnung sein und hat mit ihnen ihre Beschäftigung neben der Kirche. Sie arbeitet in der Kirche, die nur paar Straßen weiter ist als Chorsängerin. So große Tätigkeiten wie im ärmlichen Bezirk hat sie dadurch nicht, dass machen die Nonnen dort alles.

Was soll ich deiner Meinung nach ändern?" frage ich sie sanft. Ich mag diese Zickereien einfach nicht. Sie dreht ihren Kopf wieder zum Fernseher und zuckt ihre Schultern. Es reißt ziemlich an meiner Geduld. Wie oft frage ich schon, was falsch ist? Was ihr Problem ist? Was ich ändern soll? Und dann kommt immer das gleiche als Antwort; glatte Ignoranz. Wie sollen wir was in unserer Beziehung ändern, wenn sie nicht mit der Sprach raus rückt? Und das hatte ich sie auch schon paar mal gesagt aber entweder reagiert sie zickig, ignoriert mich oder wechselt einfach das Thema. Mutter meinte mal, wenn Frauen so sind, dann haben sie etwas zu verheimlichen oder sind einfach zu tiefst verletzt. Geheimnisse hat doch jeder Mensch und wegen was sollte sie verletzt sein? Ich bin zur Zeit einfach nur verwirrt, was ihre Gefühle angeht.

Ich stehe wieder von der Couch auf, verkneife mir jeglichen genervten Laut und gehe ins Bad, wo ich mir eine Dusche gönne, da ich ja doch viel schwitzte beim Basketballspiel. Während das Wasser auf mir prasselt zerbreche ich mir den Kopf, was nur mit Delali sein kann. Ich gebe ihr jegliche Freiheit, sie gibt mir – auch wenn manchmal etwas herablassend raus kommt – meine Freiheit. Sie kennt meinen weiblichen Freundeskreis, meine Jungs und hat daher keinen Grund eifersüchtig zu sein. Sie hat kaum Schwierigkeiten mit ihrer Familie, meine Familie respektiert und mag sie auch. Was also soll der Auslöser sein? Ich kann mir wahrscheinlich stundenlang den Kopf zerdeppern und werde keine Antwort finden. Es gab auch nie ein Erlebnis während den Jahren was mir einfallen würde, dass sie verärgert oder verunsichert hätte. Aber langsam spüre ich eine Entfernung zwischen uns. Immer wenn ich ihr einen Kuss geben möchte, egal ob Lippe, Wange oder Stirn, sie weicht meisten aus. Unsere sexuelle Aktivität ist Monate her und sie schläft immer mit Abstand neben mir. In letzter Zeit schläft sie sogar einfach auf der Couch ein, wobei ich langsam den Verdacht habe, dass es mit Absicht ist.

Als ich aus der Dusche komme schaue ich zur Couch rüber. Der Fernseher ist laut, wobei sie kaum schlafen könnte und dennoch hat sie ihre Augen geschlossen und tut so als würde sie schlafen. Traurig seufze ich und lege ihr eine Decke über, mache den Fernseher leiser und gehe ins Schlafzimmer, wo ich mich hinlege. Doch schlafen kann ich nicht und mache mir weiter Gedanken. Ich drehe meinen Kopf zur Wand, wo ein glückliches Bild von uns beiden hängt. Es war am Tag wo wir in der Kirche waren und ich zum ersten Mal meinen Song 'Keep the Faith' der Gemeinde vorgesungen habe. Ich war so glücklich. Es war einer der besten Tage meines Lebens, denn ich hatte Delali an meiner Seite, meine Familie und meine Freunde. Während ich mir das Bild so anschaue, frage ich mich, ob sie mich vielleicht einfach nicht mehr so mag wie früher. In den fünf Jahren habe ich mich äußerlich extrem geändert. Meine lockigen Afrohaare sind nun länger und nicht mehr ganz so lockig, ich binde sie meistens zu einem niedrigen Zopf und trage auch gerne Hüte. Meine Haut wurde durch die aggressive Hautkrankheit blasser. Bin nun beinahe komplett weiß bis auf einige Stellen, die ich meistens verstecke oder mit Make Up kaschiere. Man nimmt mich auch nicht mehr als Afroamerikaner an, sondern einfach als einen Weißen. Manchmal habe ich Momente, wo ich mich selbst nicht mehr wieder erkenne. Starre mein Spiegelblick minutenlang an um den schwarzen Jungen wieder zu finden. Aber Gott gab mir diese Krankheit und es gibt auch schwerwiegendere Dinge im Leben als nur eine Pigmentstörung. Wie zum Beispiel Krebs, Aids und auch andere Krankheiten, die das Leben einschränken kann oder gar tödlich werden können. Ich habe mit Vitiligo keine Schmerzen und fand mit Schminke die Lösung es zu verstecken. Was macht es auch schon aus ob ich schwarz oder weiß bin? Ich bin ein Mensch. Und meine Freunde behandeln mich auch weiterhin wie ich nun mal bin. Doch, vielleicht stört Delali gerade mein Porträt, was sie täglich sehen muss. ... Ich schlage das Kissen auf mein Gesicht. Will die Gedanken los werden, da sie mich langsam auch ziemlich fertig machen. Ich möchte doch nur die glücklichen Tage wieder haben.


~~~



Für den nächsten Tag habe ich mir eine Überraschung für Delali ausgedacht. Vielleicht hilft ein entspannter Tag zusammen und wir könnten auch miteinander reden. Ich warte vor der Kirche, schaue immer wieder auf meine Armbanduhr, da sie normalerweise um 14 Uhr raus kommt aber mittlerweile warte ich schon eine halbe Stunde. Ich nahm mir spontan extra frei für heute um ihr eine Freude zumachen. Prustend richte ich meinen Hut und sitze auf einer schattigen Mauer, da ich gegen die Sonne allergisch bin und nicht lange dort verweilen kann. Es ist ein sehr warmer Sommeranfang. Nervös fummel ich an meinem blauen Hemd, mache mir einen Fusel von der schwarzen Stoffhose und poliere nochmal meine schwarzen Lackschuhe bis Delali endlich aus dem Gebäude kommt. Grinsen springe ich von der Mauer und renne zu ihr. Bleibe jedoch mit Abstand vor ihr stehen, da sie diese Nähe momentan ja nicht mag.

Was machst du denn hier?" fragt sie mich verwirrt und richtet ihr Kopftuch, den sie die Jahre treu geblieben ist.

Ich wollte dich entführen." lächel ich ihr zu und nehme mir einfach ihre Hand, „Wir werden uns jetzt einen schönen Tag machen."

Delali lässt sich von mir mitziehen. Ich frage sie wie ihr Tag in der Kirche war aber da kam nur ein knappes 'Gut'. Nach wenigen Minuten sind wir auch schon mitten drin auf der Kirmes. Grinsend drehe ich mich zu ihr: „Wir können mit jedem Fahrgeschäft fahren, jeden Stand besuchen und all mögliche Süßigkeiten essen. Ich gebe aus!" sage ich und hoffe endlich diese Freude in ihren Augen erkenn zu können. Doch nichts. Einfach nichts.

Okay." ist das einzige was aus ihr kommt. Ich gebe nicht auf und nehme sie zum ersten Stand mit. Doch egal wo wir stehen, sie will nicht. Wir erreichen ein Schießstand, wo gerade niemand ansteht. Ich bezahle und wir bekommen die Gewehre. Doch als der Verkäufer ihr es gerade geben will, blockt sie nur ab: „Ich will nicht schießen." sagt sie gereizt. Ich versuche sie zu überzeugen. Völlig nutzlos. Sie brüllt mich an und geht sogar einfach mit einem genervtem Gestöhne weg. Ich überreiche den Verkäufer, der es sich mit anhörte, das Gewehr wieder und er gibt mir mein Geld wieder: „Man ist das eine Ziege." höre ich ihn nuscheln aber erwidere dazu nichts. Denn gerade empfinde ich das gleiche. Ich laufe ihr nach und packe sie am Arm damit sie stehen bleibt. Wütend dreht sie sich zu mir und reißt ihren Arm von mir.

Was ist los mit dir?" frage ich sie verzweifelt, „Seit Monaten bist du schon so, verweigerst einfach alles was ich versuche dir anzubieten."

Ich passe auf meine Tonlage auf, da es ja niemand unnötig mit anhören muss. Ihr ist es aber sichtlich egal.

Du bist das Problem, Michael!" brüllt sie einfach in mein Gesicht und verschwindet. Ich stehe einfach nur so da und weiß nicht mehr wie ich reagieren soll. Was sollte das? ... Das muss ich wissen! Wieder laufe ich ihr hinter her. Sie ist schon so weit, dass sie aus der Kirmes ist, der Tumult ist in der Ferne und ruhiger.

Delali!" rufe ich sie und sie bleibt sogar stehen, womit ich so schnell nicht gerechnet hätte, „Was habe ich getan, dass du so bist?" frage ich ehrlich und bleibe zwei Meter vor ihr stehen. Süffisant schüttelt sie den Kopf: „Du verstehst es einfach nicht. Michael. Ich will so einen Schrott wie die Kirmes nicht! Ich will keine Pralinen oder Blumen! Ich will kein verdammtes Schmuck! Ich will nur dich! Aber du hast nur deine verdammte Arbeit im Kopf und vergisst mich vollkommen!"

Das ist doch gar nicht wahr!" werde ich nun auch lauter, „Ich bitte dich jeden einzelnen Tag, dass du mit mir kommen kannst! Es tut mir ja Leid, dass ich einen gutbezahlten Job habe, gute Freunde mit denen ich gerne Zeit verbringe und momentan an einem großen Projekt dran bin, der dem naheliegendem Heim helfen soll! Es tut mir Leid! Okay. Ich weiß, dass du dich gerade etwas vernachlässig fühlst, doch ich bin nicht derjenige der jede Zärtlichkeit und jeden Vorschlag abweist! Du versuchst ja nicht einmal etwas zu ändern oder sprichst mit mir!"

Weißt du eigentlich wie arrogant und selbstsüchtig du geworden bist?" schreit sie weiter.

Wie bitte?" frage ich verdattert.

Du bist so ein gottverdammter Egoist und Perfektionist geworden! Du trägst Make Up, trägst solche komischen Fummel, die dich aussehen lassen wie eine billige Kopie eines Königs! Du bist nicht Jesus, wenn du denkst, den Kindern helfen zu können. Doch genauso benimmst du dich!"

Das tat weh. Benehme ich mich wirklich so? Sehe ich wirklich wie ein billiger König aus? Dabei sind meine extravaganten Kleidungsstücke ziemlich teuer.

Und gleichzeitig bist du so ein verunsicherter Mensch!" fährt sie fort, „Du machst dir jetzt sicherlich Gedanken, ob es wahr ist, was ich gerade sagte. Hab ich Recht?"

Ich fühle mich ertappt. Herablassend lacht sie: „Gott. Michael! Du tust so Erwachsen aber bist eigentlich nur ein verdammtes Kind. Du bist mit Kindern befreundet!"

Was soll denn jetzt damit sein?" frage ich bedrückt. Ich hatte sie noch nie so oft fluchen hören. Delali seufzt, wird dabei ruhiger und schaut sich kurz um, ob uns auch niemand hört: „Weißt du, was es für Gerüchte gibt über dich?"

Nein, was?" ich versuche gleichgültig zu wirken. Delali Mimik wird sanfter und schüttelt den Kopf, will einfach wieder abhauen. Doch nicht mit mir. Ich halte sie am Handgelenk fest: „Was gibt es für Gerüchte?"

Du sollst eine Vorlieb für Kinder haben." flüstert sie kaum hörbar. Doch ich verstand es. Mein Herz setzt aus. Ich? Vorliebe für Kinder? Das wäre doch krank!

Und du glaubst das, oder wie?" frage ich entsetzt. Sie schaut mir in die Augen und schüttelt letztendlich den Kopf: „Nein. Natürlich nicht. Aber diese Gerüchte gibt es."

Wer sagt das? Deine Freundinnen, die gerne andere leiden sehen, damit sie darüber lachen können?"

Ja, sie verbreiten das."

Warum triffst du dich überhaupt noch mit ihnen? Sie passen überhaupt nicht zu dir." sage ich, „Es ist genauso als wäre ein unschuldiger Engel bei Satans Anhängern vertreten."

Ich habe nun mal nicht viele Freunde, wie du weißt."

Es gibt doch genug Menschen in der Kirche, in der Gemeinde, die alle mit Sicherheit netter sind als deine 'Freundinnen'. Und außerdem," ich kann es noch immer kaum glauben, „wegen einem blöden Gerücht bist du seit Monaten so abweisend?"

Delali seufzt und rollt die Augen: „Du wirst es nicht verstehen!" weicht sie mich wieder aus und wird erneut lauter. Doch diesmal lasse ich sie gehen: „Fein! Lauf einfach weiter vor unseren Problemen davon, damit wir nichts reparieren müssen!"

Sie macht nicht mal die Anstalt zurück zu mir zu schauen. Wie ich gerade hier angespannt stehe. Die Hände geballt zu Fäusten. Meine Augen glasig und kämpfe damit nicht zu weinen. Wenn ich nur nicht immer so sensibel wäre. Wie weit soll es denn noch zwischen uns gehen? Wir haben uns jetzt zum ersten Mal in der Öffentlichkeit angeschrien. Worte fielen, die sehr weh taten. Und dann noch dieses geschmacklose Gerücht. Dabei fiel mir dies nie auf. Shana hat auch solche Tratschtanten als Freunde, wenn sie irgendwas gegen mich hörte, würde sie es mir doch sagen. Ist das vielleicht nur eine Lüge, damit das eigentliche Problem nicht raus kommt? Doch wozu? So können wir doch gar nichts ändern oder verbessern. Das es auch solche komplizierten Situationen in der Liebe gibt, hatte ich kaum geahnt.
Review schreiben
 
 Schriftgröße  Schriftart  Ausrichtung  Zeilenabstand  Zeilenbreite  Kontrast