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Liebeswirren

Kurzbeschreibung
GeschichteRomance, Freundschaft / P16 / MaleSlash
Dr. Laszlo Kreizler John Moore
22.09.2021
23.09.2021
12
18.763
2
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22.09.2021 1.320
 
Das konnte alles nicht wahr sein - es durfte nicht wahr sein. Er seufzte. Es würde besser werden, wieder normal werden. Das zumindest hatte er sich das immer eingeredet, eingetreten war selbiges bis jetzt allerdings noch nicht – leider.

John nahm einen weiteren Schuck aus seinem Whiskey Glas.
Wann würde dieser Zeitpunkt endlich eintreffen? Wann würde es aufhören, oder wenigstens ein wenig nachlassen?

Warum konnte man seine Gefühle nicht ändern, oder beeinflussen? Es wäre alles deutlich weniger Kompliziert. Wäre dies möglich, hätte er eine hübschen Frau geheiratet – die er liebte - und würde bald ein oder zwei Kinder mit ihr haben. Ein Junge und ein Mädchen. Oder lieber zwei Jungs? Hätte, wäre, würde...  John seufzte, alles nur Theorie.

Er hatte bereits mit vielen Frauen geschlafen, wie viele es wohl gewesen sein mögen? 20, 40 oder noch mehr? Genau sagen konnte er es nicht mehr, denn er erinnerte sich nicht einmal mehr an jede einzelne.

Kein Wunder, mit Gefühlen hatten diese Affären, One-Night-Stands, oder wie man selbige auch bezeichnen würde, wenig zu tun. Schlussendlich war dies auch irrelevant. Die einzige der vielen Frauen, die er beglückt hatte, welche er wirklich geliebt hatte, war Julia gewesen.

Wobei, hatte er diese überhaupt geliebt? Oder war dies ehr eine Schwärmerei, eine Verliebtheit? Wollte er sie vielleicht nur lieben um die anderen - seit Jahren präsente Gefühle, - welche er in sich trug zu verdrängen? Und was überhaupt war Liebe? John seufzte erneut. Warum musste immer alles so kompliziert sein? Mittlerweile konnte er seinen eigenen Gefühlen  nicht mehr trauen.

Ein weiterer Schluck des wohltuenden Getränkes verschaffte ihm möglicherweise Klarheit, oder ließ ihn zumindest seine Sorgen vorübergehend vergessen. Letzteres war auch der Grund, warum John das trinken wieder angefangen hatte. In betrunkenem Zustand schienen seine Probleme nichtig, sie waren weit weg, wenigstens einen kurzen Augenblick lang nicht mehr präsent.

Ja, was war Liebe? Die Frage an und für sich ließ sich leicht beantworten, denn genau hier saß das Problem. Er wollte nicht lieben, zumindest keinen Mann - vor allem nicht diesen Mann, bei dem seine Chancen gegen Null gingen, oder sogar im Minus Bereich lagen. Und überhaupt, seit wann fand er Männer anziehend? Also in rein körperlicher Hinsicht... Oder war es nur dieser Mann, den er interessant fand?

John seufzte und trank deprimiert den letzten Rest Whiskey aus. Er hatte zu Studienzeiten zwar mit dem ein oder anderen Kommilitonen geschlafen, was aber nicht aus Liebe geschah, viel mehr aus Neugierde. Aus irgendeinem Grund funktionierte das Vergessen heute nicht, wie an den vielen anderen Abenden zuvor, an denen er sich dem Alkohol hingegeben hatte.

Er wusste, dass es homosexuelle Männer gab – machte bis jetzt, allerdings kein Geheimnis daraus, was er von dieser Art von Männern hielt. Aber die Situation hatte sich schon vor sehr vielen Jahren geändert. War er jetzt selbst einer dieser Menschen? John wollte nicht schwul sein. Er wollte doch nur wie alle anderen sein – normal eben.

„Cyrus, machst du mir bitte noch einen Doppelten?“

Warum musste es unbedingt ein Mann sein? Schließlich war das definitiv nicht normal, im Gegenteil, würde das öffentlich werden, würde er unverzüglich in eine Anstalt eingewiesen werden, ob er wollte oder nicht! Vielleicht war es gut, dass seine Granny dies nicht mehr erlebte, denn es würde sie zerstören.

Warum konnte er nicht eine Frau lieben, die ihm viele kleine Moores schenkte? Es könnte alles so einfach sein. Anfangs hatte er sich eingeredet es wäre nur eine Schwärmerei, was auch lange funktioniert hatte. Er schwärmte einfach nur für Laszlo, das war normal, er war schließlich sein Freund, sein bester um genau zu sein, aber das würde sich wieder legen… Bis John irgendwann realisiert hatte, dass einige Jahre vergangen waren. Schwärmereien sind vorübergehend – sie bestehen nicht Jahre lang. Dies hatte ihm Laszlo einst verdeutlicht.

„Danke, Cyrus.“

John versuchte, sich in der Hoffnung doch wie all die anderen zu sein, an die Gefühle, welche er Julia gegenüber verspürte zurück zu erinnern. Aber es war seit damals viel Zeit vergangen. Gefühle hatte er, aber eben diese Gefühle, welche er im Bezug auf sie verspürte, waren zu keinem Zeitpunkt so stark ausgeprägt, wie diese, welche er jetzt gegenüber Laszlo empfand. Verwirrt schüttelte John den Kopf. Das konnte alles nicht wahr sein. Warum er?

Mittlerweile wusste er keinen Ausweg mehr, denn ihm gingen die Optionen aus. Schon so vieles hatte er ausprobiert, war aber jedes Mal kläglich gescheitert. John hatte versucht Laszlo aus dem Weg zu gehen – mit mäßigem Erfolg. Sein Freund war nicht der Typ Mann, welcher sich abwimmeln ließ, was er sich eigentlich hätte denken können. John hatte es genau fünf Tage geschafft, bis sein Freund unerwartet vor seiner Tür stand.

Eigentlich hatte John gehofft, würden sie sich eine Zeit lang nicht sehen, würden auch die Gefühle nachlassen, welche er für seinen Freund hegte. So zumindest der theoretische Gedanke. Aber weit gefehlt. Obwohl es nur fünf Tage waren, hatte er seinen Freund mit jedem Tag mehr vermisst und war schlussendlich froh, ihn wiederzusehen.

Johns zweiter Versuch sich zu entlieben, war eben so wenig von Erfolg gekrönt, wie der erste, im Genenteil. Er wollte sich ablenken – und schlief mit so vielen Frauen wie möglich. Was für ihn keine sonderlich große  Herausforderung war - ohne arrogant klingen zu wollen, konnte John von sich behaupten, einer der begehtesten Junggesellen der Stadt zu sein.

Kurzeitig dachte er auch, es hätte funktioniert – aber eben nur kurzzeitig. Dies war zu einem Zeitpunkt an dem er Violet kennengelernt hatte. Er wollte sie heiraten. Die Gefühle würden noch kommen – und die für Laszlo verschwinden, das hatte er zumindest gehofft, eingetreten ist dies allerdings nie.

Schlussendlich hatte Laszlo ihm noch rechtzeitig die Augen geöffnet. In einer Ehe mit einer Frau gefangen zu sein, die er nicht liebte, das wäre nicht gut gegangen-nicht auf Dauer jedenfalls. So schlecht es sich auch anfühlte, er hatte sie benutzt, um Laszlo zu vergessen – und wieder war es Laszlo, dem er es zu verdanken hatte, dass er jetzt nicht in einem goldenen Käfig steckte - wie dieser es formulierte.

John trank das Glas aus, welches vor ihm stand und seufzte. Wie hatte Laszlo damals eigentlich herausgefunden, dass er sie nicht liebte? Schließlich hatte er dieses Detail ihm gegenüber nie erwähnt. Bei Gelegenheit würde er ihn danach fragen. Er war kein Geheimnis, das sein Freund nichts von seiner damaligen Verlobten hielt, dennoch wusste John, dass diese ihn geliebt hatte.

Der dritte Versuch war von Anfang an zum scheitern verurteilt, was John zu diesem Zeitpunkt aber nicht einsehen wollte. Er hatte versucht Laszlo zu hassen. Was bei jedem anderen Menschen wahrscheinlich funktioniert hätte, scheiterte hier kläglich. Laszlo hatte ihm zwar schon oft genug Gründe dafür geliefert, aber egal, wie sehr er John verletzte, hassen konnte er den Seelenarzt nicht.  

Der Alkohol war der vierte Versuch. Diese Art der Betäubung hatte schon zu früheren Zeiten funktioniert, nicht, dass er John dabei half sich zu entlieben, aber er konnte wenigstens eine Zeit lang alles vergessen. Auf Dauer war dies jedoch nicht die beste Bewältigungsstrategie, das war ihm durchaus bewusst, aber es half immerhin vorübergehend. Und das war auch schon etwas, zumindest besser als gar nichts. Müde rieb er sich die Augen.

Wann hatte er eigentlich das letzte Mal durchgeschlafen? Es musste Tage her sein, wenn nicht sogar einige Wochen. Ständig schreckte er aus dem Schlaf hoch, denn mit dem Alkohol waren auch seine Albträume wieder zurückgehehrt.

Er war müde, müde gegen seine Gefühle zu kämpfen, müde die Albträume zu verdrängen, im Moment war alles anstrengend. John war überfordert mit der Situation. Er wollte nicht mehr kämpfen. Wie sollte das alles nur weitergehen? Irgendwann müsste es doch besser werden, aber es schien das Gegenteil der Fall zu sein. Es wurde alles immer Schlimmer, egal was er tat.

Denn selbst als er dachte, es konnte nicht mehr schlimmer werden, starb auch noch Gran, was John den Rest gab. Seitdem verbrachte er jeden Abend in einer anderen Kneipe – und leerte einen Whiskey nach dem anderen. Einen anderen Ausweg sah er in der Zwischenzeit nicht mehr.
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