Waffenbrüder 19. Staffel 2 - Alte Feindschaft
von Ann Morgan
Kurzbeschreibung
Eine unbequemer, aber harmloser Auftrag wird zu einer Reise, in der die Vergangenheit sich trotz aller Vorsicht mit der Gegenwart mischt und so die Liebe von Athos und d'Artagnan auf eine harte Probe stellt- --- Eine Waffenbrüder-Geschichte, die zwischen den Folgen 2x08 und 2x09 spielt, aber frei erfunden ist; Triggerwarnung im Vorwort des Prologs
GeschichteDrama, Angst / P18 / MaleSlash
Aramis
Athos
D'Artagnan
Graf Rochefort
Porthos
17.09.2021
11.02.2022
19
80.436
9
Alle Kapitel
102 Reviews
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Dieses Kapitel
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11.02.2022
2.694
Hallo, meine lieben Leser,
mit diesem Epilog sind wir am Ende der längsten Waffenbrüder-Geschichte angelangt, mit insgesamt 19 Kapiteln und knapp 71.500 Worten (netto).
Euch verdankt sie bisher fast 3.000 Klicks, dreizehn Favo-Einträge, geniale 7 Empfehlungssterne und bis heute 99 wundervolle Reviews. Ganz, ganz innigen Dank Euch allen, ganz besonders meinen lieben Review-Musketieren anke, Auma, Brigitte, Caro, Katja, Laila und Pollie; dazu gehören auch meine liebe Tina Durintochter, KansasKate und meine Lieblingsmücke, die hier meist still mitlesen, mir aber auf anderem Weg immer wieder Rückmeldungen zukommen lassen. Ihr alle seid ein großer Grund, weshalb die Waffenbrüder sind, was sie sind.
DANKE!
Heute beleuchten wir einen Seriencharakter endlich mal etwas näher, und ein weiterer Charakter wird eingeführt, was auch die Serienkenner überraschen dürfte.
Nun bedient Euch an frischen Brötchen, Croissants, Schinken, Käse, Lachs, hausgemachter Brombeermarmelade zu Tee und Kaffee nach Wahl. Für die ein oder andere stelle ich auch mal ein paar Notfall-Toffifee auf, man weiß ja nie... :-)
Kurzweiliges Lesevergnügen wünscht
Ann
(...) Tief, zitternd sog Athos Luft in die Lungen, raunte fest: „Du verlierst mich nicht, mon Coeur... Niemals!“ Und augenblicklich erwiderte d’Artagnan voll wilder Bestimmtheit: „So wenig, wie du mich!“
Sie wussten beide, dass dies ein Versprechen war, das einzuhalten nicht in ihrer Macht stand. Sie konnten nicht einmal vorhersehen, was der nächste Tag, der nächste Auftrag oder gar ihre Rückkehr nach Paris bringen würde. Und doch spürten beide die tiefe, beinahe magische Bedeutung dieses Schwurs, der sie aneinander band und der sie alles dafür tun lassen würde, sich niemals zu verlieren.
Die Musketiere waren zurück – ohne die vier berühmten, verfluchten Unzertrennlichen.
Rochefort saß in seiner großen Amtsstube im Louvre, lässig in einen der unbequemen Lehnstühle gesunken, und betrachtete gedankenverloren im Licht einer Kerze den blutroten Wein in seinem kristallenen Kelch. Die Nachricht, dass Tréville und Hauptmann des Essarts gemeinsam an der Spitze der vor vierzehn Tagen aufgebrochenen Rekruten nach Paris zurückgekehrt waren, hatte ihn eben erst erreicht. Noch wusste er nicht, was vorgefallen war. Noch wusste er nicht, warum Vichy de Grasse nicht bei ihnen war, und ob der Comte seinen Auftrag, den Anführer der vier Unzertrennlichen zu töten, erledigt hatte. Und noch weniger wusste er, wo diese vier speziellen Musketiere waren.
Wie sehr er sie hasste, diese selbstgerechten Bastarde, die behaupteten, für König und Ehre und Vaterland zu kämpfen. Von Anfang an hatten sie ihn ohne jeglichen Respekt behandelt, hatten ihn gedemütigt, indem sie sich erdreistet hatten, ihn gefesselt und zu Fuß nach Paris zu zerren. Und seither hatten sie es immer und immer wieder geschafft, ihm ins Handwerk zu pfuschen.
Wie viel hatte er in der Vergangenheit gewagt, um sie zu vernichten – einzeln, gemeinsam... Nun hatte er all seine Hoffnungen in diesen neuen Plan gesetzt, gezielt ihren Anführer loszuwerden, mit dem zwielichtigen Comte de Grasse als seinem perfekten Werkzeug. Und zunächst war alles so glatt gelaufen. Tréville hatte wie ein trotziges Kind genau so reagiert, wie Rochefort es vorhergesehen hatte und seinen Leutnant an seiner statt mit den Kadetten losgeschickt. Natürlich war Rochefort niemand, der auf den Zufall setzte, sondern einen Alternativplan zu Hand gehabt hatte: Hätte Tréville wider Erwarten doch persönlich die Feldübung angeführt, wäre de Grasse eben auch in Paris geblieben und hätte hier seine Fäden um Athos und seine Kameraden gesponnen. Doch so war es besser. Weitab von Paris, ohne nennenswerte Zeugen, konnte de Grasse endlich das zu Ende bringen, was Rochefort schon so lange vergeblich versuchte. Indem er Athos tötete, wäre der Schlange der Kopf abgeschlagen. Denn ohne diesen Mann wären die anderen drei nichts – ein Frauenheld von zweifelhaftem Ruf, ein Emporkömmling aus den übelsten Gassen von Paris und ein dummer Bauernbengel aus der Provinz. Und ohne die vier Unzertrennlichen waren auch die Königlichen Musketiere nichts weiter als ein Haufen ungehobelter, zügelloser Soldaten.
Bei dem Gedanken schnaubte er erbost. Denn obwohl er sie verachtete, war es ihm bisher nie gelungen, diese vier speziellen Musketiere endgültig loszuwerden. Nicht einmal Tréville war verschwunden – obwohl er seine Hauptmannswürde auf schändliche Art verloren hatte, lungerte er nach wie vor in der Garnison der Musketiere herum, anstatt sich voller Scham über die Schande, vom König verstoßen zu werden, zurückzuziehen und sich beispielsweise eine Kugel durch den Kopf zu jagen oder in der Seine zu ertränken. Rochefort war es völlig egal, welchen Weg er wählte – Hauptsache, er verschwand endgültig. Denn er war sich nicht sicher, ob der König Tréville wirklich verstoßen hatte – weshalb weigerte der Monarch sich bisher beharrlich, einen neuen Hauptmann für die Musketiere zu ernennen, natürlich einen von Rocheforts Männern? Warum fand er immer wieder neue Ausflüchte, wenn Rochefort die Sprache darauf brachte?
Er schwenkte den Kelch, beobachtete, wie sich das Kerzenlicht darin brach und nahm einen Schluck von dem wirklich vorzüglichen Wein, während er auf seinen Informanten wartete.
Lange dauerte es nicht, bis es an die Tür klopfte. Zweimal kurz hintereinander, fest, energisch.
‚Marcheaux’, entschied Rochefort für sich, rief knapp: „Ja!“ und sah erwartungsvoll zur Tür.
In der Tat war es der junge Mann, den er vor wenigen Wochen in seine Dienste genommen hatte. Ein Mann nach seinem Geschmack: Jung, manipulierbar, skrupellos und ehrgeizig bis zum Äußersten. Zur Tarnung hatte er ihn als Rekruten bei den Roten Garden aufgenommen, damit er unbeachtet für Rochefort im Palast und bei den anderen Regimentern schnüffeln konnte. Und er machte seine Sache gut.
Nun stand Marcheaux in der Tür, und sein Gesichtsausdruck verriet Rochefort sofort, dass er keine zufriedenstellenden Nachrichten hatte. Er richtete sich im Stuhl auf, stellte das Weinglas auf den Tisch und winkte den Kadetten mit finster zusammengezogenen Augenbrauen ungeduldig herein. Im Gegensatz zu vielen anderen ließ Marcheaux sich nicht von seiner schlechten Laune einschüchtern – eine Eigenschaft, die Rochefort einen gewissen Respekt abrang; stattdessen sah er nicht weniger grimmig drein als sein Herr, während er eintrat, die Tür hinter sich schloss und dann vor ihm Aufstellung bezog. Ohne auf Rocheforts Aufforderung zu warten, berichtete er: „Sie leben. Alle vier.“
Einen Moment schwieg Rochefort, dann fragte er kalt: „De Grasse?“
„Er ist tot“, entgegnete Marcheaux. „Athos hat ihn getötet.“
Rochefort sprang auf und machte seiner Wut mit einer unbeherrschten Armbewegung Luft, die das Weinglas und alles andere vom Tisch fegte.
„Athos! Athos... Immer wieder er und seine drei Spießgesellen! Sie haben neun Leben, wie eine verfluchte Katze!“, fauchte er, während Marcheaux regungslos dastand; er kannte diese Wutausbrüche bereits und wartete geduldig, bis sein Herr sich wieder an ihn wandte: „Sonst noch etwas?“
Der Rekrut erlaubte sich ein kleines Grinsen, als er weiter berichtete: „Athos ist verletzt, schwer. Deshalb sind die vier in Vigny geblieben. Und es gibt Gerüchte...“
Mit einem ungeduldigen Nicken forderte Rochefort ihn auf, fortzufahren.
„Irgendetwas ist während des Feldlagers vorgefallen. Ich habe noch keine genaueren Informationen – doch es soll zu sodomitischen Handlungen gekommen sein...“
Desinteressiert winkte Rochefort ab. „Ich weiß um de Grasses Vorlieben für Männer. Möglichst jung und möglichst seiner Gnade ausgeliefert...“ Angewidert verzog er das Gesicht. Doch zu seinem Erstaunen verbreiterte sich Marcheaux’ Grinsen und er schüttelte den Kopf.
„Nicht de Grasse“, entgegnete der Kadett, korrigierte sich dann: „Nun, er natürlich auch... Aber der Junge, mit dem ich sprach, erklärte, dass wohl mindestens ein Musketier darin verwickelt gewesen sei...“
„Die Musketiere...?“ Rochefort stützte sich mit beiden Händen auf seinen Schreibtisch und sah seinen Untergebenen mit zusammengezogenen Augenbrauen an. „Welcher von ihnen?“
Marcheaux zögerte, doch unter Rocheforts finsterem Blick gab er nach und gestand: „Das Gerede des Jungen war etwas wirr. Doch es scheint, als hätte de Grasse sich für einen von ihnen... nun, ungebührlich interessiert. Er hat sich wohl genommen, was er wollte – und Athos hat überaus scharf darauf reagiert.“
Rochefort hatte ihm aufmerksam zugehört. „De Grasse hatte wie gesagt eine Vorliebe für junge Männer niederer Herkunft.“ Er lief hinter dem Schreibtisch auf und ab und ließ dabei seinen Gedanken freien Lauf. „Es könnte also einer der Kadetten gewesen sein. Tréville nimmt ja jeden Abschaum in seinem Haufen auf.“ Er bemerkte sehr wohl, dass Marcheaux bei dieser Aussage kurz zusammenzuckte – auch sein Kadett war von zweifelhafter Abstammung, auch wenn er gerne etwas anderes behauptete. Doch das interessierte Rochefort im Moment nicht, weshalb er fortfuhr: „Sollte es aber doch einer der Unzertrennlichen gewesen sein... Jung, von niederer Geburt: Diese Beschreibung trifft nur auf einen der vier zu...“ Er schwieg einen Moment, murmelte dann: „Erst Aramis... Nun d’Artagnan... Und wir wissen, wie vehement Tréville und auch Athos ihre Leute schützen... Das macht sie verwundbar...“
Hinter seinem Schreibtisch blieb er stehen, stützte die Hände auf die Rückenlehne des Stuhls und starrte in düsterer Nachdenklichkeit vor sich hin.
Dann lächelte er...
Ein Lächeln, das selbst dem hartgesottenen Marcheaux einen Schauder über den Rücken jagte.
„Nun... das sind in der Tat interessante Neuigkeiten!“, beschied er dem Kadetten gönnerhaft. „Wenn die vier noch nicht zurück sind, haben wir Zeit gewonnen, um weitere Beweise zu sammeln und die Schlinge zuzuziehen. Wenigstens etwas...“, murmelte er mehr zu sich selbst als zu seinem Untergebenen. Er nahm wieder Platz, legte sinnend die Zeigefinger an seine Lippen, und für eine Weile herrschte absolutes Schweigen.
Dank Marcheaux’ Informationen hatte er nun zwei Hebel, mit denen er ansetzen konnte, die Musketiere zu zerstören. Und mit Hilfe des Kadetten würde er beide Wege verfolgen.
„Ihr werdet genau herausfinden, was Athos und d’Artagnan dort in dem Feldlager getrieben haben. Aber vorher holt mir die Kinderfrau her“, entschied Rochefort deshalb schließlich knapp, und der Rekrut nickte, verneigte sich und ging, um seinen Auftrag auszuführen. Ohne Zögern, ohne unnötige Fragen – ein weiterer Punkt, den er an Marcheaux schätzte.
Eine kurze Weile später klopfte es erneut – scheu und kraftlos, völlig anders als Marcheaux. Diese Besucherin hatte Angst vor dem, was sie im Innern dieses Raumes erwartete. Und das völlig zurecht.
Herein!“, rief er herrisch, und Marguerite, die Kinderfrau des Dauphins, öffnete die Tür. Mit gesenktem Kopf trat sie ein, wagte es kaum, ihm in die Augen zu blicken und murmelte mit zittriger Stimme: „Ihr habt nach mir gerufen, Monsieur?“
Rochefort winkte der Frau ungeduldig, näherzutreten und stand zugleich auf, um sie mit seiner Größe und der machtvollen Aura, die ihn umgab, einzuschüchtern, während er einmal um sie herumschritt und sie dabei eingehend musterte. Kurz schoss es ihm durch den Kopf, dass es beinahe Verschwendung war, wie sehr die einstmals stolze und durchaus attraktive Frau sich zu ihren Ungunsten verändert hatte: Ihr Gesicht wies eine ungesunde Blässe auf, in der die offenbar vom Weinen rotgeränderten und aufgequollenen Augen unnatürlich hervorstachen; ihr Haar war nur notdürftig frisiert und ihr Kleid wirkte, als trüge sie es bereits mehrere Tage. Angewidert verzog er das Gesicht und verlangte kalt: „Seht zu, dass Ihr Euch besser pflegt – eine solche Kinderfrau wird der König nicht lange dulden.“ Und nach kurzem Nachdenken fügte er grausam hinzu: „Und Euren Liebhaber wird Eure Erscheinung sicher auch abstoßen – schließlich ist Aramis besseres gewohnt!“
Wie erwartet zuckte sie unter seinen Worten zusammen, krümmte sich, als könne sie so seiner Aufmerksamkeit entgehen. Wie sehr wusste er, wie das war, gedemütigt und gequält zu werden – und dabei hatte er nicht einmal körperliche Gewalt angewendet, hatte sie nicht geschlagen und gefoltert, wie es ihm selbst in spanischer Gefangenschaft jahrelang ergangen war. Andererseits war sie aber auch nur eine Frau; eine Frau, die betrogen worden war, weil ihr Liebhaber einer anderen hatte nahe sein wollen. Sie hatte sich alles selbst zuzuschreiben. Und ihre Unzucht und Leichtgläubigkeit hatten es Rochefort fast zu einfach gemacht, sie zu brechen und zu einer perfekten Waffe für sich zu formen.
Er sah, wie sie zu zittern begann und rief sich in die Gegenwart zurück.
„Habt Ihr endlich einen Beweis für den Verrat und die Liaison zwischen Aramis und der Königin? Details zum Wann und Wo?“, forderte er zu wissen.
Immer noch zitternd schüttelte sie den Kopf, so dass er vor sie trat, sie von oben herab musterte und nachdenklich tuend murmelte: „Ihr hattet so viele Möglichkeiten, mit der Königin vertraulich zu sprechen. Eure Augen und Ohren offenzuhalten – und doch bringt Ihr mir – Nichts?“ Er legte zwei Finger unter ihr Kinn, zwang sie, ihn anzusehen und fragte kalt: „Wozu sollte ich Euch dann weiterhin schützen, wenn Ihr mir nicht von Nutzen seid? Denkt an Euren armen Vater, an Eure Familie – entehrt, weil Ihr Euch nicht beherrschen konntet. Weil Ihr Euch wie eine rollige Straßenkatze diesem Aramis...“ Brüsk wandte er sich ab; sie sollte nicht sehen, wie sehr ihn allein der Name dieses Bastards von Musketier erboste. Marguerite war ihm völlig gleichgültig, doch seit er wusste, dass er die Königin gehabt hatte... Rocheforts unsterbliche Liebe, die Frau, die er sich zu besitzen geschworen hatte... Er wusste nicht, wann und wo es geschehen war, wann dieser Mann seinen Charme genutzt hatte, um Anne zu verführen - doch dass es geschehen war, war sicher. Unwillkürlich ballte er die Hände zu Fäusten und fuhr zu Marguerite herum.
„Ihr habt Euch ihm wie eine billige Hure hingegeben“, ätzte er, „und nun müsst Ihr den Preis zahlen, so oder so. Es liegt an Euch!“ Er sah, wie sie vor seinem kalten Zorn zurückschreckte, wie ihre Lippe zitterte und sie verzweifelt hervorstieß: „Ich habe keinen Beweis, Monsieur, aber ich weiß, wem die Königin sich anvertraut hat...“
Rochefort erstarrte. Dann überzog ein eisiges Lächeln sein Gesicht. Er trat erneut nahe an sie, griff sie bei den Oberarmen und beschwor sie in völlig neuem, dringlichem Tonfall: „Dann sagt es mir! Wir müssen die Königin schützen, das wisst Ihr! Sollte der König jemals davon erfahren...“ Er ließ ihr einen kurzen Augenblick, sich auszumalen, was Louis XIII. mit seiner Frau tun würde, wäre sie des Ehebruchs und somit des Hochverrats überführt, bevor er entschieden endete: „Nur Ihr und ich können das verhindern!“
Er sah, wie sie schwankte, wie sie verzweifelt glauben wollte, dass er die Wahrheit sagte, dass er nur die Königin schützen wollte. Und in gewisser Weise tat er das. Er wollte Anne, seit er sie als französischer Botschafter zum ersten Mal in Madrid gesehen hatte. Blutjung, überirdisch schön und liebreizend war er damals bereits ihren Reizen erlegen. All die Jahre war dies nur ein ferner, absolut unerreichbarer Traum gewesen; während seiner Gefangenschaft in Spanien wurde der Gedanke an sie seine Obsession; sein einziger Anker, um nicht verrückt zu werden oder aufzugeben. Doch nun hatte das Schicksal ihm diese unglaubliche Gelegenheit in die Hände gespielt. Nun stand er so kurz davor, das Unmögliche möglich zu machen, seine Träume Wirklichkeit werden zu lassen...
Anne würde ihm unendlich dankbar sein, wenn er sie vor Louis’ Zorn wegen ihres dummen Fehltritts bewahrte; sie würde ihn lieben und bewundern und respektieren – und sich ihm hingeben. Ihm...
Und alle, die sich zwischen sie stellen konnten, würden tot sein.
Steine versinken in einem Fluss – und werden nie wieder gesehen...
Es wurde Zeit, endlich die Steine in den Fluss zu werfen, die Wellen der Ereigniskette in Gang zu setzen, an deren Ende die Vernichtung des Königs und seiner Musketiere stand, Rocheforts Aufstieg als Frankreichs Herrscher – und seine Vereinigung mit Anne von Österreich.
Rochefort atmete tief durch - und fragte in geschäftsmäßigem Ton: „Wer?“
Das Ende dieser Waffenbrüder-Geschichte.
Ein sehr offenes Ende, und deshalb schließt die neue Geschichte nächste Woche nahezu nahtlos hier an. Anders als „Alte Feindschaft“ halte ich mich dann wieder recht eng an die Serie, und zwar an die Geschehnisse aus dem Finale Staffel 2, Folgen 2x09 und 2x10.
Haltet also am kommenden Freitag Ausschau nach einer neuen Waffenbrüder-Geschichte unter dem Titel „Schuld und Buße“; sie ist bis jetzt fast 22.000 Worte und mindestens 7 Kapitel lang. Doch wie schon mehrfach erklärt, ist das dann noch lange nicht das Ende der Waffenbrüder-Reihe: Es gilt die Zeit zwischen Staffel 2 und 3 zu erkunden, und für Staffel 3 habe ich auch schon ein paar Geschichten in Petto. Und danach...? Der Autor genießt und schweigt... :-)
Ich freue mich auf Eure Rückmeldungen – gerne auch von bisher stummen Lesern, die vielleicht eine Art Fazit ziehen möchten?
Ansonsten wünsche ich wie immer ein angenehmes Wochenende und eine ruhige Arbeitswoche (vor allem denen, die nach dem Urlaub wieder ran müssen ;-)! Und wenn Ihr wollt, dann bis nächsten Freitag.
GLG
Ann
PS: Sendetipp: Wer Amazon Prime hat, kann ab sofort Staffel 1 der BBC-Musketiere dort anschauen :-)
mit diesem Epilog sind wir am Ende der längsten Waffenbrüder-Geschichte angelangt, mit insgesamt 19 Kapiteln und knapp 71.500 Worten (netto).
Euch verdankt sie bisher fast 3.000 Klicks, dreizehn Favo-Einträge, geniale 7 Empfehlungssterne und bis heute 99 wundervolle Reviews. Ganz, ganz innigen Dank Euch allen, ganz besonders meinen lieben Review-Musketieren anke, Auma, Brigitte, Caro, Katja, Laila und Pollie; dazu gehören auch meine liebe Tina Durintochter, KansasKate und meine Lieblingsmücke, die hier meist still mitlesen, mir aber auf anderem Weg immer wieder Rückmeldungen zukommen lassen. Ihr alle seid ein großer Grund, weshalb die Waffenbrüder sind, was sie sind.
DANKE!
Heute beleuchten wir einen Seriencharakter endlich mal etwas näher, und ein weiterer Charakter wird eingeführt, was auch die Serienkenner überraschen dürfte.
Nun bedient Euch an frischen Brötchen, Croissants, Schinken, Käse, Lachs, hausgemachter Brombeermarmelade zu Tee und Kaffee nach Wahl. Für die ein oder andere stelle ich auch mal ein paar Notfall-Toffifee auf, man weiß ja nie... :-)
Kurzweiliges Lesevergnügen wünscht
Ann
(...) Tief, zitternd sog Athos Luft in die Lungen, raunte fest: „Du verlierst mich nicht, mon Coeur... Niemals!“ Und augenblicklich erwiderte d’Artagnan voll wilder Bestimmtheit: „So wenig, wie du mich!“
Sie wussten beide, dass dies ein Versprechen war, das einzuhalten nicht in ihrer Macht stand. Sie konnten nicht einmal vorhersehen, was der nächste Tag, der nächste Auftrag oder gar ihre Rückkehr nach Paris bringen würde. Und doch spürten beide die tiefe, beinahe magische Bedeutung dieses Schwurs, der sie aneinander band und der sie alles dafür tun lassen würde, sich niemals zu verlieren.
Für nun aber bleiben Glaube, Hoffnung und Liebe, diese drei;
aber die Liebe ist die Größte unter ihnen...
- Epilog: Die Wellen im Fluss –
Die Musketiere waren zurück – ohne die vier berühmten, verfluchten Unzertrennlichen.
Rochefort saß in seiner großen Amtsstube im Louvre, lässig in einen der unbequemen Lehnstühle gesunken, und betrachtete gedankenverloren im Licht einer Kerze den blutroten Wein in seinem kristallenen Kelch. Die Nachricht, dass Tréville und Hauptmann des Essarts gemeinsam an der Spitze der vor vierzehn Tagen aufgebrochenen Rekruten nach Paris zurückgekehrt waren, hatte ihn eben erst erreicht. Noch wusste er nicht, was vorgefallen war. Noch wusste er nicht, warum Vichy de Grasse nicht bei ihnen war, und ob der Comte seinen Auftrag, den Anführer der vier Unzertrennlichen zu töten, erledigt hatte. Und noch weniger wusste er, wo diese vier speziellen Musketiere waren.
Wie sehr er sie hasste, diese selbstgerechten Bastarde, die behaupteten, für König und Ehre und Vaterland zu kämpfen. Von Anfang an hatten sie ihn ohne jeglichen Respekt behandelt, hatten ihn gedemütigt, indem sie sich erdreistet hatten, ihn gefesselt und zu Fuß nach Paris zu zerren. Und seither hatten sie es immer und immer wieder geschafft, ihm ins Handwerk zu pfuschen.
Wie viel hatte er in der Vergangenheit gewagt, um sie zu vernichten – einzeln, gemeinsam... Nun hatte er all seine Hoffnungen in diesen neuen Plan gesetzt, gezielt ihren Anführer loszuwerden, mit dem zwielichtigen Comte de Grasse als seinem perfekten Werkzeug. Und zunächst war alles so glatt gelaufen. Tréville hatte wie ein trotziges Kind genau so reagiert, wie Rochefort es vorhergesehen hatte und seinen Leutnant an seiner statt mit den Kadetten losgeschickt. Natürlich war Rochefort niemand, der auf den Zufall setzte, sondern einen Alternativplan zu Hand gehabt hatte: Hätte Tréville wider Erwarten doch persönlich die Feldübung angeführt, wäre de Grasse eben auch in Paris geblieben und hätte hier seine Fäden um Athos und seine Kameraden gesponnen. Doch so war es besser. Weitab von Paris, ohne nennenswerte Zeugen, konnte de Grasse endlich das zu Ende bringen, was Rochefort schon so lange vergeblich versuchte. Indem er Athos tötete, wäre der Schlange der Kopf abgeschlagen. Denn ohne diesen Mann wären die anderen drei nichts – ein Frauenheld von zweifelhaftem Ruf, ein Emporkömmling aus den übelsten Gassen von Paris und ein dummer Bauernbengel aus der Provinz. Und ohne die vier Unzertrennlichen waren auch die Königlichen Musketiere nichts weiter als ein Haufen ungehobelter, zügelloser Soldaten.
Bei dem Gedanken schnaubte er erbost. Denn obwohl er sie verachtete, war es ihm bisher nie gelungen, diese vier speziellen Musketiere endgültig loszuwerden. Nicht einmal Tréville war verschwunden – obwohl er seine Hauptmannswürde auf schändliche Art verloren hatte, lungerte er nach wie vor in der Garnison der Musketiere herum, anstatt sich voller Scham über die Schande, vom König verstoßen zu werden, zurückzuziehen und sich beispielsweise eine Kugel durch den Kopf zu jagen oder in der Seine zu ertränken. Rochefort war es völlig egal, welchen Weg er wählte – Hauptsache, er verschwand endgültig. Denn er war sich nicht sicher, ob der König Tréville wirklich verstoßen hatte – weshalb weigerte der Monarch sich bisher beharrlich, einen neuen Hauptmann für die Musketiere zu ernennen, natürlich einen von Rocheforts Männern? Warum fand er immer wieder neue Ausflüchte, wenn Rochefort die Sprache darauf brachte?
Er schwenkte den Kelch, beobachtete, wie sich das Kerzenlicht darin brach und nahm einen Schluck von dem wirklich vorzüglichen Wein, während er auf seinen Informanten wartete.
Lange dauerte es nicht, bis es an die Tür klopfte. Zweimal kurz hintereinander, fest, energisch.
‚Marcheaux’, entschied Rochefort für sich, rief knapp: „Ja!“ und sah erwartungsvoll zur Tür.
In der Tat war es der junge Mann, den er vor wenigen Wochen in seine Dienste genommen hatte. Ein Mann nach seinem Geschmack: Jung, manipulierbar, skrupellos und ehrgeizig bis zum Äußersten. Zur Tarnung hatte er ihn als Rekruten bei den Roten Garden aufgenommen, damit er unbeachtet für Rochefort im Palast und bei den anderen Regimentern schnüffeln konnte. Und er machte seine Sache gut.
Nun stand Marcheaux in der Tür, und sein Gesichtsausdruck verriet Rochefort sofort, dass er keine zufriedenstellenden Nachrichten hatte. Er richtete sich im Stuhl auf, stellte das Weinglas auf den Tisch und winkte den Kadetten mit finster zusammengezogenen Augenbrauen ungeduldig herein. Im Gegensatz zu vielen anderen ließ Marcheaux sich nicht von seiner schlechten Laune einschüchtern – eine Eigenschaft, die Rochefort einen gewissen Respekt abrang; stattdessen sah er nicht weniger grimmig drein als sein Herr, während er eintrat, die Tür hinter sich schloss und dann vor ihm Aufstellung bezog. Ohne auf Rocheforts Aufforderung zu warten, berichtete er: „Sie leben. Alle vier.“
Einen Moment schwieg Rochefort, dann fragte er kalt: „De Grasse?“
„Er ist tot“, entgegnete Marcheaux. „Athos hat ihn getötet.“
Rochefort sprang auf und machte seiner Wut mit einer unbeherrschten Armbewegung Luft, die das Weinglas und alles andere vom Tisch fegte.
„Athos! Athos... Immer wieder er und seine drei Spießgesellen! Sie haben neun Leben, wie eine verfluchte Katze!“, fauchte er, während Marcheaux regungslos dastand; er kannte diese Wutausbrüche bereits und wartete geduldig, bis sein Herr sich wieder an ihn wandte: „Sonst noch etwas?“
Der Rekrut erlaubte sich ein kleines Grinsen, als er weiter berichtete: „Athos ist verletzt, schwer. Deshalb sind die vier in Vigny geblieben. Und es gibt Gerüchte...“
Mit einem ungeduldigen Nicken forderte Rochefort ihn auf, fortzufahren.
„Irgendetwas ist während des Feldlagers vorgefallen. Ich habe noch keine genaueren Informationen – doch es soll zu sodomitischen Handlungen gekommen sein...“
Desinteressiert winkte Rochefort ab. „Ich weiß um de Grasses Vorlieben für Männer. Möglichst jung und möglichst seiner Gnade ausgeliefert...“ Angewidert verzog er das Gesicht. Doch zu seinem Erstaunen verbreiterte sich Marcheaux’ Grinsen und er schüttelte den Kopf.
„Nicht de Grasse“, entgegnete der Kadett, korrigierte sich dann: „Nun, er natürlich auch... Aber der Junge, mit dem ich sprach, erklärte, dass wohl mindestens ein Musketier darin verwickelt gewesen sei...“
„Die Musketiere...?“ Rochefort stützte sich mit beiden Händen auf seinen Schreibtisch und sah seinen Untergebenen mit zusammengezogenen Augenbrauen an. „Welcher von ihnen?“
Marcheaux zögerte, doch unter Rocheforts finsterem Blick gab er nach und gestand: „Das Gerede des Jungen war etwas wirr. Doch es scheint, als hätte de Grasse sich für einen von ihnen... nun, ungebührlich interessiert. Er hat sich wohl genommen, was er wollte – und Athos hat überaus scharf darauf reagiert.“
Rochefort hatte ihm aufmerksam zugehört. „De Grasse hatte wie gesagt eine Vorliebe für junge Männer niederer Herkunft.“ Er lief hinter dem Schreibtisch auf und ab und ließ dabei seinen Gedanken freien Lauf. „Es könnte also einer der Kadetten gewesen sein. Tréville nimmt ja jeden Abschaum in seinem Haufen auf.“ Er bemerkte sehr wohl, dass Marcheaux bei dieser Aussage kurz zusammenzuckte – auch sein Kadett war von zweifelhafter Abstammung, auch wenn er gerne etwas anderes behauptete. Doch das interessierte Rochefort im Moment nicht, weshalb er fortfuhr: „Sollte es aber doch einer der Unzertrennlichen gewesen sein... Jung, von niederer Geburt: Diese Beschreibung trifft nur auf einen der vier zu...“ Er schwieg einen Moment, murmelte dann: „Erst Aramis... Nun d’Artagnan... Und wir wissen, wie vehement Tréville und auch Athos ihre Leute schützen... Das macht sie verwundbar...“
Hinter seinem Schreibtisch blieb er stehen, stützte die Hände auf die Rückenlehne des Stuhls und starrte in düsterer Nachdenklichkeit vor sich hin.
Dann lächelte er...
Ein Lächeln, das selbst dem hartgesottenen Marcheaux einen Schauder über den Rücken jagte.
„Nun... das sind in der Tat interessante Neuigkeiten!“, beschied er dem Kadetten gönnerhaft. „Wenn die vier noch nicht zurück sind, haben wir Zeit gewonnen, um weitere Beweise zu sammeln und die Schlinge zuzuziehen. Wenigstens etwas...“, murmelte er mehr zu sich selbst als zu seinem Untergebenen. Er nahm wieder Platz, legte sinnend die Zeigefinger an seine Lippen, und für eine Weile herrschte absolutes Schweigen.
Dank Marcheaux’ Informationen hatte er nun zwei Hebel, mit denen er ansetzen konnte, die Musketiere zu zerstören. Und mit Hilfe des Kadetten würde er beide Wege verfolgen.
„Ihr werdet genau herausfinden, was Athos und d’Artagnan dort in dem Feldlager getrieben haben. Aber vorher holt mir die Kinderfrau her“, entschied Rochefort deshalb schließlich knapp, und der Rekrut nickte, verneigte sich und ging, um seinen Auftrag auszuführen. Ohne Zögern, ohne unnötige Fragen – ein weiterer Punkt, den er an Marcheaux schätzte.
Eine kurze Weile später klopfte es erneut – scheu und kraftlos, völlig anders als Marcheaux. Diese Besucherin hatte Angst vor dem, was sie im Innern dieses Raumes erwartete. Und das völlig zurecht.
Herein!“, rief er herrisch, und Marguerite, die Kinderfrau des Dauphins, öffnete die Tür. Mit gesenktem Kopf trat sie ein, wagte es kaum, ihm in die Augen zu blicken und murmelte mit zittriger Stimme: „Ihr habt nach mir gerufen, Monsieur?“
Rochefort winkte der Frau ungeduldig, näherzutreten und stand zugleich auf, um sie mit seiner Größe und der machtvollen Aura, die ihn umgab, einzuschüchtern, während er einmal um sie herumschritt und sie dabei eingehend musterte. Kurz schoss es ihm durch den Kopf, dass es beinahe Verschwendung war, wie sehr die einstmals stolze und durchaus attraktive Frau sich zu ihren Ungunsten verändert hatte: Ihr Gesicht wies eine ungesunde Blässe auf, in der die offenbar vom Weinen rotgeränderten und aufgequollenen Augen unnatürlich hervorstachen; ihr Haar war nur notdürftig frisiert und ihr Kleid wirkte, als trüge sie es bereits mehrere Tage. Angewidert verzog er das Gesicht und verlangte kalt: „Seht zu, dass Ihr Euch besser pflegt – eine solche Kinderfrau wird der König nicht lange dulden.“ Und nach kurzem Nachdenken fügte er grausam hinzu: „Und Euren Liebhaber wird Eure Erscheinung sicher auch abstoßen – schließlich ist Aramis besseres gewohnt!“
Wie erwartet zuckte sie unter seinen Worten zusammen, krümmte sich, als könne sie so seiner Aufmerksamkeit entgehen. Wie sehr wusste er, wie das war, gedemütigt und gequält zu werden – und dabei hatte er nicht einmal körperliche Gewalt angewendet, hatte sie nicht geschlagen und gefoltert, wie es ihm selbst in spanischer Gefangenschaft jahrelang ergangen war. Andererseits war sie aber auch nur eine Frau; eine Frau, die betrogen worden war, weil ihr Liebhaber einer anderen hatte nahe sein wollen. Sie hatte sich alles selbst zuzuschreiben. Und ihre Unzucht und Leichtgläubigkeit hatten es Rochefort fast zu einfach gemacht, sie zu brechen und zu einer perfekten Waffe für sich zu formen.
Er sah, wie sie zu zittern begann und rief sich in die Gegenwart zurück.
„Habt Ihr endlich einen Beweis für den Verrat und die Liaison zwischen Aramis und der Königin? Details zum Wann und Wo?“, forderte er zu wissen.
Immer noch zitternd schüttelte sie den Kopf, so dass er vor sie trat, sie von oben herab musterte und nachdenklich tuend murmelte: „Ihr hattet so viele Möglichkeiten, mit der Königin vertraulich zu sprechen. Eure Augen und Ohren offenzuhalten – und doch bringt Ihr mir – Nichts?“ Er legte zwei Finger unter ihr Kinn, zwang sie, ihn anzusehen und fragte kalt: „Wozu sollte ich Euch dann weiterhin schützen, wenn Ihr mir nicht von Nutzen seid? Denkt an Euren armen Vater, an Eure Familie – entehrt, weil Ihr Euch nicht beherrschen konntet. Weil Ihr Euch wie eine rollige Straßenkatze diesem Aramis...“ Brüsk wandte er sich ab; sie sollte nicht sehen, wie sehr ihn allein der Name dieses Bastards von Musketier erboste. Marguerite war ihm völlig gleichgültig, doch seit er wusste, dass er die Königin gehabt hatte... Rocheforts unsterbliche Liebe, die Frau, die er sich zu besitzen geschworen hatte... Er wusste nicht, wann und wo es geschehen war, wann dieser Mann seinen Charme genutzt hatte, um Anne zu verführen - doch dass es geschehen war, war sicher. Unwillkürlich ballte er die Hände zu Fäusten und fuhr zu Marguerite herum.
„Ihr habt Euch ihm wie eine billige Hure hingegeben“, ätzte er, „und nun müsst Ihr den Preis zahlen, so oder so. Es liegt an Euch!“ Er sah, wie sie vor seinem kalten Zorn zurückschreckte, wie ihre Lippe zitterte und sie verzweifelt hervorstieß: „Ich habe keinen Beweis, Monsieur, aber ich weiß, wem die Königin sich anvertraut hat...“
Rochefort erstarrte. Dann überzog ein eisiges Lächeln sein Gesicht. Er trat erneut nahe an sie, griff sie bei den Oberarmen und beschwor sie in völlig neuem, dringlichem Tonfall: „Dann sagt es mir! Wir müssen die Königin schützen, das wisst Ihr! Sollte der König jemals davon erfahren...“ Er ließ ihr einen kurzen Augenblick, sich auszumalen, was Louis XIII. mit seiner Frau tun würde, wäre sie des Ehebruchs und somit des Hochverrats überführt, bevor er entschieden endete: „Nur Ihr und ich können das verhindern!“
Er sah, wie sie schwankte, wie sie verzweifelt glauben wollte, dass er die Wahrheit sagte, dass er nur die Königin schützen wollte. Und in gewisser Weise tat er das. Er wollte Anne, seit er sie als französischer Botschafter zum ersten Mal in Madrid gesehen hatte. Blutjung, überirdisch schön und liebreizend war er damals bereits ihren Reizen erlegen. All die Jahre war dies nur ein ferner, absolut unerreichbarer Traum gewesen; während seiner Gefangenschaft in Spanien wurde der Gedanke an sie seine Obsession; sein einziger Anker, um nicht verrückt zu werden oder aufzugeben. Doch nun hatte das Schicksal ihm diese unglaubliche Gelegenheit in die Hände gespielt. Nun stand er so kurz davor, das Unmögliche möglich zu machen, seine Träume Wirklichkeit werden zu lassen...
Anne würde ihm unendlich dankbar sein, wenn er sie vor Louis’ Zorn wegen ihres dummen Fehltritts bewahrte; sie würde ihn lieben und bewundern und respektieren – und sich ihm hingeben. Ihm...
Und alle, die sich zwischen sie stellen konnten, würden tot sein.
Steine versinken in einem Fluss – und werden nie wieder gesehen...
Es wurde Zeit, endlich die Steine in den Fluss zu werfen, die Wellen der Ereigniskette in Gang zu setzen, an deren Ende die Vernichtung des Königs und seiner Musketiere stand, Rocheforts Aufstieg als Frankreichs Herrscher – und seine Vereinigung mit Anne von Österreich.
Rochefort atmete tief durch - und fragte in geschäftsmäßigem Ton: „Wer?“
Das Ende dieser Waffenbrüder-Geschichte.
Ein sehr offenes Ende, und deshalb schließt die neue Geschichte nächste Woche nahezu nahtlos hier an. Anders als „Alte Feindschaft“ halte ich mich dann wieder recht eng an die Serie, und zwar an die Geschehnisse aus dem Finale Staffel 2, Folgen 2x09 und 2x10.
Haltet also am kommenden Freitag Ausschau nach einer neuen Waffenbrüder-Geschichte unter dem Titel „Schuld und Buße“; sie ist bis jetzt fast 22.000 Worte und mindestens 7 Kapitel lang. Doch wie schon mehrfach erklärt, ist das dann noch lange nicht das Ende der Waffenbrüder-Reihe: Es gilt die Zeit zwischen Staffel 2 und 3 zu erkunden, und für Staffel 3 habe ich auch schon ein paar Geschichten in Petto. Und danach...? Der Autor genießt und schweigt... :-)
Ich freue mich auf Eure Rückmeldungen – gerne auch von bisher stummen Lesern, die vielleicht eine Art Fazit ziehen möchten?
Ansonsten wünsche ich wie immer ein angenehmes Wochenende und eine ruhige Arbeitswoche (vor allem denen, die nach dem Urlaub wieder ran müssen ;-)! Und wenn Ihr wollt, dann bis nächsten Freitag.
GLG
Ann
PS: Sendetipp: Wer Amazon Prime hat, kann ab sofort Staffel 1 der BBC-Musketiere dort anschauen :-)