Waffenbrüder 19. Staffel 2 - Alte Feindschaft
von Ann Morgan
Kurzbeschreibung
Eine unbequemer, aber harmloser Auftrag wird zu einer Reise, in der die Vergangenheit sich trotz aller Vorsicht mit der Gegenwart mischt und so die Liebe von Athos und d'Artagnan auf eine harte Probe stellt- --- Eine Waffenbrüder-Geschichte, die zwischen den Folgen 2x08 und 2x09 spielt, aber frei erfunden ist; Triggerwarnung im Vorwort des Prologs
GeschichteDrama, Angst / P18 / MaleSlash
Aramis
Athos
D'Artagnan
Graf Rochefort
Porthos
17.09.2021
11.02.2022
19
80.436
9
Alle Kapitel
102 Reviews
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Dieses Kapitel
3 Reviews
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04.02.2022
5.147
Hallo, Ihr Lieben!
Vielen lieben Dank für das große Interesse an der Story! Inzwischen sind wir bei deutlich über 120 Klicks pro Woche – in diesem kleinen Fandom echt großartig!
Mein ganz besonderer Dank gilt wie immer meinen lieben Reviewerinnen; und Mädels, Ihr wisst, dass die Antworten noch kommen! :-)
Das letzte richtige Kapitel dieser Story.
In diesem kläre ich noch zwei weitere Dinge, die aus den Geschehnissen der Geschichte resultieren und die ich nicht einfach völlig unerwähnt bzw. ungelöst lassen kann. Es ist noch einmal ein Kapitel ohne Action, in meinen Augen trotzdem hier und da mit gewissem Herzklopfen verbunden.
Bei Nussecken, Schweinsöhrchen und Schokocroissants zu Kaffee und Tee wünsche ich nun anregende – und vielleicht auch ein wenig bewegende – Leseminuten.
Ann
(...) Ich bin, wer ich bin, d’Artagnan. Euer Bruder; dein Gefährte... Ein königlicher Musketier. Und auch Olivier d’Athos, Comte de la Fère. Und wenn das schon so ist – weshalb sollte ich es dann nicht auch hin und wieder einsetzen, wenn ich damit denen, die ich liebe, nützen kann?“
Das verschmitzte Schmunzeln auf d’Artagnans Gesicht ließ ihn selbst lächeln.
„Aha – ich wusste gar nicht, dass du so berechnend sein kannst?“, neckte d’Artagnan ihn liebevoll, und diesmal war er es, der Athos küsste, um eine Erwiderung zu unterbinden. Als sie schließlich mit einem leisen Seufzen voneinander abließen, zog Athos seinen Gefährten wieder in eine liegende Position zu sich herunter und verlangte: „Und nun sollten wir schlafen – der Tag war lang genug!“ Damit gähnte er verhalten, und d’Artagnan strich ihm liebevoll über die Wange und durch die Haare, bevor er zärtlich murmelte: „Mon Comte... Schlaft gut!“
Athos, der bereits die Augen geschlossen hatte, schmunzelte nur und zog d’Artagnan noch etwas näher an sich.
In den nächsten zwei Tagen ließen sie es ruhig angehen; sie vertrieben sich die Zeit mit Kartenspiel, belanglosem Plaudern oder dem Erzählen von Geschichten aus den frühen Jahren der drei Unzertrennlichen – etwas, von dem vor allem d’Artagnan nie genug hören konnte. Sie aßen gemeinsam in der Suite, und da Athos sich auch weiterhin nicht lumpen ließ, servierte der Wirt bereitwillig das beste, das Küche und Keller zu bieten hatten.
Athos schlief in dieser Zeit viel, und auch d’Artagnan gönnte sich genügend Ruhe, so dass die Kopfschmerzen nach zwei Tagen endgültig verschwanden.
Am dritten Tag begann d’Artagnan mit ersten Kampftrainingseinheiten, focht zum Vergnügen im hinteren Hof des Gasthauses ein wenig mit Aramis und Porthos, beobachtet und kommentiert von Athos, der auf einer Bank in der Sonne saß und nicht aus seiner Haut als Ausbilder heraus konnte. Es waren unbekümmerte, angenehme Stunden, und doch erwischte d’Artagnan seinen Gefährten einige Male dabei, wie er ihn gedankenversunken mit einem bedrückten Blick ansah. Sobald er d’Artagnans Aufmerksamkeit auf sich spürte, lächelte er beruhigend, als sei alles in Ordnung, doch der Jüngere kannte seinen Gefährten nun schon lange genug, um sich davon nicht täuschen zu lassen.
Irgendetwas trieb Athos um, nun, da es ihm von Tag zu Tag besser ging. D’Artagnan war gespannt, worum es ging – doch er hatte auch schon lange gelernt, dass es wenig brachte, Athos zu drängen. Und so wartete er mehr oder minder geduldig ab in der Hoffnung, sein Gefährte würde zur Sprache bringen, was ihm auf der Seele lastete.
Doch auch am späten Abend, als sie endlich allein in ihrem Zimmer waren, machte Athos keine Anstalten zu reden.
„Du bist sicher müde, nachdem du heute mit Porthos und Aramis trainiert hast?“, fragte er nur, und als d’Artagnan nickte, ließ er ihn nicht weiter zu Wort kommen, sondern klopfte neben sich auf das Bett und verlangte liebevoll: „Dann komm her, damit wir schlafen können.“
Kurz überlegte d’Artagnan, seinen Entschluss, zu warten, bis Athos von selbst sprach, über Bord zu werfen; doch dann sah er den warmen Blick, in dem eine gewisse Müdigkeit lag, und entschied sich, noch einen Tag zu warten. Noch war Athos nicht wieder völlig bei Kräften; vielleicht machte das dem älteren Musketier Sorgen?
So legte er sich zu seinem Gefährten; sie tauschten einige sanfte, ruhige Küsse, die ihn in ihrer liebevollen Unschuld an die Anfangszeit ihrer Beziehung erinnerten, als er selbst verletzt in Athos‘ Quartier gelegen hatte. Nach einer Weile blies Athos die Kerze aus, zog den Jüngeren in seine Arme und brummte zufrieden.
Schnell fiel d‘Artagnan in einen tiefen Schlummer.
„Nur ein Traum...“, hörte er irgendwann und schreckte hoch.
„Athos?“ Seine Stimme klang gepresst, und gleichzeitig griff er instinktiv nach seinem Parierdolch, der gewöhnlich unter seinem Kopfkissen lag, als eine Gestalt sich im Halbdunkel über ihn schob. „Ruhig, mon Coeur!“, raunte die vertraute Stimme dunkel. „Nur ein Traum, alles ist gut!“
„Athos!“, wiederholte er leise, und dieses Mal war ihm deutlich die Erleichterung anzuhören.
„Bin hier“, murmelte sein Gefährte und strich ihm die schweißfeuchten Haare aus der Stirn, bevor er d’Artagnan an sich zog und behutsam erklärte: „Du klangst so verzweifelt. Was war es?“
Kurz lehnte er sich in die warme Umarmung, doch dann entzog d’Artagnan sich sacht seinem Gefährten, setzte sich auf und griff nach dem Wasserkrug, der auf dem Tisch neben dem Bett bereitstand. Zunächst nahm er einige tiefe Züge daraus, drehte sich um und bot Athos etwas zu trinken an, der jedoch den Kopf schüttelte und ihn einfach nur ansah.
D’Artagnan seufzte leise und erwiderte dann defensiv: „Wirres Zeug... Ich weiß nicht...“ Und als Athos weiterhin nur geduldig wartete, starrte er auf seine Hände und gab schließlich unwillig zu: „De Grasse kam darin vor... Und verdammt viel Blut...“ Er schwieg, und Athos wollte schon zu einer Entgegnung ansetzen, als der Jüngere fast unhörbar hinzufügte: „De Grasse lachte mich an... zwinkerte mir zu... Und er sah dabei überhaupt nicht... nicht... bösartig aus!“
Athos seufzte tief und zog seinen Gefährten sacht am Arm, damit er sich ihm zuwendete. Als d’Artagnan ihm schließlich den Gefallen tat, erklärte er ruhig: „Wenn das Böse immer bösartig aussähe, wäre unsere Arbeit deutlich leichter. Aber so ist es nicht, d’Artagnan.“
„Trotzdem“, beharrte d’Artagnan. „Ich hätte etwas merken müssen; aber stattdessen habe ich seine Gesellschaft genossen... Er war so freundlich und... und...“ Er stockte, um erbittert fortzufahren: „Dabei hat er mich die ganze Zeit verachtet und als geringwertig angesehen. Vielleicht hatte Monsieur des Essarts recht“, fuhr er übergangslos fort, so dass Athos verwirrt die Stirn runzelte, bis d’Artagnan voller Scham erklärte: „Vielleicht habe ich etwas gesagt oder getan... Vielleicht bin ich wirklich selbst schuld...“
„Nein!“, schnitt ihm Athos harsch das Wort ab. „Wage nicht, dir das einzureden! De Grasse war ein kranker Bastard. Aber ein gutaussehender, mit gewaltigem Charme... Und du...“ Er räusperte sich und fuhr dann leise fort: „Wenn überhaupt, ist es meine Schuld. Wenn ich dir früher von ihm erzählt hätte, wäre es nie so weit gekommen. Wenn ich dich nicht ausgeschlossen hätte, dich auf Abstand gehalten... Mon Coeur!“ Er umfasste d’Artagnans Gesicht mit beiden Händen, so dass ihre Blicke sich ineinander verhakten und er seine Stirn gegen die des Jüngeren lehnen konnte. Er spürte d’Artagnans Atem auf seinem Gesicht, sah in seinen Augen die Anspannung und zugleich den Willen, ihm zu glauben, und mit einem Mal überflutete ihn die Woge der unfassbaren Liebe, die er für diesen jungen Mann empfand.
„Charles!“, raunte er noch einmal heiser vor Emotionen, zog das Gesicht des anderen die wenigen Zentimeter näher, um ihre Lippen aufeinanderprallen zu lassen. Hungrig öffnete er seinen Mund, stöhnte leise auf, als seine Zunge die des anderen traf, sie umspielte, lockte, dabei seine Rechte zu d’Artagnans Hinterkopf wandern ließ, seine Finger in den Haaren des Jüngeren vergrub und ihn sacht und doch bestimmt hintenüber in den Nacken zog, um mit Lippen, Zunge und Zähnen begierig von dessen Mundwinkel hinab über den Kiefer zu der nun bloßgelegten Kehle zu wandern.
Das überraschte Aufkeuchen stachelte ihn an, weiterzumachen, doch da lagen mit einem Mal d’Artagnans Hände auf seinen Schultern, und sein Gefährte schob ihn langsam, aber mit festem Griff von sich und raunte zugleich: „Nicht...!“, und Athos erstarrte. Er hatte noch nie zuvor erlebt, dass d’Artagnan sich seiner Leidenschaft entzog, und seine Gedanken rasten, suchten den Grund...
Hatte de Grasses Übergriff etwas damit zu tun?
Oder... sein eigenes Verhalten in den Tagen des Feldlagers? Verdammt – natürlich! Er hatte sich benommen wie ein verfluchter Bastard, war kalt und abweisend gewesen - und nun tat er seit Tagen so, als sei alles wieder in Ordnung. Er hatte sein Versprechen, mit d’Artagnan über sein Verhalten zu reden, bisher nicht eingehalten – und doch erwartete er, dass der Jüngere ihm nichts nachtrug? Sich ihm hingab, als sei nichts geschehen?
„Verzeih, ich... Vergib mir!“, murmelte er und zog sich hastig zurück, um dem Gascogner Raum zu geben. Doch da lagen d’Artagnans Hände auf seinen Oberarmen, hielten ihn, und mit besorgtem Blick fragte der Jüngere: „Bist du in Ordnung? Hast du Schmerzen? Soll ich Aramis rufen?“
Sprachlos vor Erstaunen starrte Athos seinen Gefährten an. „Aramis?“, wiederholte er verständnislos, und d’Artagnan nickte angespannt. „Deine Wunde...“
Athos schüttelte ungeduldig den Kopf und verlangte harsch: „Vergiss die Wunde, d’Artagnan!“ Dem überraschten Ausdruck in den Augen seines Gefährten wich er zunächst aus, indem er auf seine Hände hinabsah. Doch schließlich suchte er erneut d’Artagnans Blick und bekannte mit fester Stimme: „Es tut mir unsagbar leid, wie ich dich im Feldlager behandelt habe, und noch mehr, dass ich seit Tagen nun schon einfach so tue, als wäre das nicht geschehen....“
„Schon gut“, unterbrach d’Artagnan ihn leise, doch Athos erwiderte dunkel: „Nein, es ist nicht gut! Du hattest vollkommen recht. Ich habe dich schlimmer behandelt als je irgendeinen beliebigen Kameraden. Ich wollte de Grasse nicht auf dich aufmerksam machen. Was für ein Narr war ich – als könne irgendjemand dich übersehen...“ Er atmete einmal tief durch, strich flüchtig mit der Hand über d’Artagnans Wange und fuhr voller Verbitterung fort: „Und so habe ich diesem dreckigen Bastard den Weg geebnet, statt mich vor dich zu stellen und ihn in seine Schranken zu weisen.“
„Athos...“, versuchte d’Artagnan es ein weiteres Mal, beschwichtigend einzuschreiten, doch sein Gefährte unterbrach ihn: „Nein, d’Artagnan! Ich hätte dich schützen können, wäre ich nicht ein solcher Idiot gewesen! Aber das ist noch nicht mal das Schlimmste...“ Er zögerte, atmete heftig, und d’Artagnan griff unwillkürlich nach seiner Schulter, aus Furcht, sein Gefährte würde sich übernehmen. Doch Athos ließ sich nicht davon abhalten, mit kaum unterdrücktem Grollen in der Stimme fortzufahren: „Das Schlimmste war die kalte Wut, die.... die Eifersucht, ihn bei dir zu sehen!“ Er wagte es nicht, den Jüngeren bei diesem Geständnis anzusehen, und so überraschte es ihn aufs Äußerste, ein leises, verblüfftes Auflachen zu hören.
Ungläubig flog sein Kopf hoch, suchte d’Artagnans Blick, der tatsächlich mit einer Spur Belustigung und einer großen Portion liebevoller Wärme auf ihm ruhte.
„Was?“, fragte er defensiv, und d’Artagnan schüttelte den Kopf, während ein überwältigendes Lächeln seine Miene erstrahlen ließ.
„Nichts... Nur – dass du jemals eifersüchtig werden könntest, das hätte ich nie für möglich gehalten! Nachdem nicht einmal meine besondere Freundschaft zu Constance das bewirkt hat.“
Athos starrte ihn an – und konnte nicht verhindern, dass sich ein verlegenes Lächeln auf seine Miene stahl. Wieder legte er seine Hand auf d’Artagnans Wange, nahm sie aber dieses Mal nicht weg, sondern raunte dunkel: „Oh, und wie! Wenn es um dich geht, mon Coeur...“ Er haschte flüchtig nach d’Artagnans Lippen, ließ sie kurz darauf wieder fahren und erklärte mit blitzenden Augen: „Verdammt... da war dieser Moment beim Schießtraining... Du knietest mit der Muskete im Anschlag am Boden, deine Brust und dein Hals entblößt... Ein atemberaubendes Bild...“ Er schluckte und fuhr mit einem dunklen, wilden Unterton fort: „Und mit einem Mal steht dieser Bastard vor dir, viel zu nah, ragt über dir auf und sieht dich an, als wolle er dich besitzen...“
D’Artagnans Augen funkelten, als er Athos losließ, mit einer flüssigen Bewegung vom Bett rutschte und den anderen so mit sich zog, dass er auf einmal zwischen dessen leicht gespreizten Beinen kniete.
„War es das, was die dabei durch den Kopf schoss?“, fragte er provokant, legte in einer unmissverständlichen Geste die Rechte auf Athos’ Schritt, während sein Mund, ohne den Blickkontakt zu brechen, über den inneren Oberschenkel streifte, nur durch die dünne Leinenhose von der empfindsamen Haut darunter getrennt, und unwillkürlich stöhnte Athos rau auf, während seine Augen sich kurz schlossen.
Dann zwang er sie wieder auf, sah seinen Gefährten an, griff mit einer Hand in dessen Haar und hielt zugleich seinen Blick gefangen, als er mit einem dunklen Grollen bestätigte: „Genau das!“ Und ohne Nachdenken fügte er heftig hinzu: „Doch du gehörst zu mir, nicht ihm!“ Schwer atmend wurde er sich bewusst, was er da gerade gesagt hatte, und unwillkürlich lockerte sich sein Griff, während er beschämt beiseite sah. „Verzeih mir!“, raunte er, zögerte, sah d’Artagnan wieder an uns bekannte in völlig entwaffnender, verzweifelter Offenheit: „Ich brauche dich, d’Artagnan. Mehr als die Luft zum Atmen.“
Augenblicklich richtete d’Artagnan sich so weit auf, dass er Athos’ Gesicht in beide Hände nehmen konnte und versicherte dunkel: „Du hast mich, Athos... Du hast mich!“
Diese ruhigen, voll tiefer Eindringlichkeit gesprochenen Worte wischten mit einem Schlag jede Frustration, jede Anspannung und jeden Zweifel beiseite. Athos schloss erneut die Augen und ließ seine Stirn gegen die seines Geliebten sinken. Da murmelte d’Artagnan: „Und ich habe dich. Leg dich hin, Yves – ich kümmere mich um dich...“
Was sein Gascogner damit meinte, war nur allzu klar. Und eigentlich hätte Athos dem widersprechen müssen. Hätte derjenige sein müssen, der seinen Gefährten umwarb, sich um ihn kümmerte. Doch ihm war bewusst, dass er das hier brauchte; die Vergewisserung, dass d’Artagnan bei ihm war. Aus freiem Willen und aus ungebrochener Liebe zu ihm.
Und so ließ er es geschehen, dass der Jüngere ihn behutsam zurück auf die Matratze drückte, bevor d’Artagnans Finger auf Wanderschaft gingen. Scharf sog er die Luft ein, als eine schlanke, flache Hand unter sein Hemd schlüpfte. Verdammt – es war zu lange her, zu viel in der Zeit dazwischen geschehen, und Athos spürte, wie die Erregung ihn überrannte. Doch noch war er genügend Herr seiner Sinne, um ruhig zu bleiben und das Ruder seinem Gefährten zu überlassen.
Und, oh Gott – wie sehr entlohnte d’Artagnan ihm seine Zurückhaltung!
Liebkoste und reizte ihn mit federleichten Berührungen seiner Hände, später seiner Lippen und Zunge, raunte dabei immer wieder leise Liebesbekundungen oder auch Anweisungen, während er Athos nach und nach von den wenigen verbliebenen Kleidungsstücken befreite. Und Athos ließ los, ließ sich fallen in diese so ungewohnte Situation, nicht die Verantwortung zu tragen, nicht nachdenken zu müssen, sondern einfach nehmen zu können – weil d’Artagnan all diese Zuwendungen so großzügig - mehr noch: Begierig – an ihn verschenkte.
Und Athos zeigte seine Erregung, wie sehr ihm all das hier gefiel, durch wortloses Raunen, leises Stöhnen, hielt nichts zurück, und wenn er es ab und an schaffte, die Augen für einen kurzen Moment zu öffnen, leuchtete ihm aus d’Artagnans Blick tiefe Liebe und pures Verlangen entgegen, das seinen eigenen Empfindungen in nichts nachstand.
Er bekam kaum mit, dass sein Gascogner sich ebenfalls seiner Kleidung entledigt hatte. Erst der vertraute – und in diesem Zusammenhang erregende – Duft von Lavendel ließ ihn die Augen ungläubig aufreißen.
„Was... was tust du da?“, verlangte er rau zu wissen, als d’Artagnans Linke sein Glied umfasste, dass sich unter der Zuwendung längst erhärtet hatte, und der Blick, den ihm der Jüngere daraufhin zuwarf, war derart verrucht, dass er heiser aufstöhnte und unwillkürlich d’Artagnans nackte Hüften packte.
„Ich will dich, Yves, tief in mir...“, war die atemlose Antwort, und die vor Erregung nachtdunklen Augen seines Gascogners blitzten herausfordernd auf, während er das Lavendelöl mit langsamen, festen Strichen auf der Erregung seines Geliebten verteilte.
Athos sog zischend Luft in seine Lungen.
„Gott – eines Tages bist du mein Tod!“, stieß er halb lachend, halb keuchend hervor, fügte dann aber mit dem letzten Rest seines sich verabschiedenden Verstandes grollend hinzu: „Nicht ohne Vorbereitung!“
Doch d’Artagnan grinste nur und entgegnete lasziv: „Ich habe zwei Hände – weißt du?“
Gleichzeitig griff er Athos’ Schwanz ein wenig fester, strich mit dem Daumen über die empfindliche Spalte – genau so, wie sein Gefährte es liebte, wie es ihn wahnsinnig machte...
Athos’ Verstand verabschiedete sich. Er ahnte, dass er irgendetwas hatte sagen wollen, intervenieren... Doch das Einzige, das zu ihm durchdrang war das Gefühl seines Geliebten über sich, dessen Hand um seine Erregung, sein Duft und der Anblick seines atemberaubenden Körpers, der matt im Schein der Kerze schimmerte. Und dann murmelte d’Artagnan: „Ja... genau so, Yves... Lass dich fallen...“
Damit wollte er sich über Athos’ Schoß senken, doch der Ältere hatte anderes im Sinn: Ohne Nachdenken packte er die Hüften unter seiner Hand fester, rollte sie beide mit einer für d’Artagnan völlig überraschenden Drehung herum, ignorierte den kurzen Schmerz in seiner Wunde und schob sich mit brennendem Blick über seinen Gefährten, um ihn endlich wieder in Besitz zu nehmen.
D’Artagnan keuchte überrascht unter ihm auf - und erstarrte. Doch gefangen im Augenblick bemerkte Athos es nicht. Mit nachtdunklen Augen raunte er verlangend: „D’Artagnan!“, bevor er sich vorbeugte, um seinen Gefährten wie so viele Male zuvor schon mit einem verzehrenden Kuss von den anfänglichen Unannehmlichkeiten ihrer Vereinigung abzulenken. Doch statt dass seine Lippen auf d’Artagnans willigen, hungrigen Mund stießen, traf ihn völlig unvorbereitet ein harter Schlag gegen die Brust, und ein atemloses „Nein!“, gellte in seinen Ohren.
Der Schlag trieb ihm für einen Moment die Luft aus den Lungen, und ebenso lange brauchte er, um zu realisieren, dass der Schrei von d’Artagnan gekommen war. Die Erkenntnis ernüchterte ihn augenblicklich, ließ ihn nun seinerseits erstarren, während er mit ungläubiger Miene zusah, wie der Gascogner sich hastig unter ihm hervorgrub und ans Kopfende des Bettes rutsche wollte.
Blanke Panik...
Athos kannte diesen Ausdruck in d’Artagnans Augen; er hatte ihn bei Kameraden auf dem Schlachtfeld gesehen; gestandene Männer, erfahrene Soldaten, die doch irgendwann unter dem Druck des allgegenwärtigen unfassbaren Grauens zusammenbrachen. Damit wusste er umzugehen.
Aber - sie waren auf keinem Schlachtfeld...
„Was zur...“, entfuhr es ihm, und gleichzeitig packte er ohne Nachdenken die Handgelenke des Jüngeren, hielt ihn an Ort und Stelle, während er harsch forderte: „Sieh mich an – d’Artagnan: Sieh mich an, verdammt!“
Und dann brach die Erkenntnis wie eine Sturzflut über ihn herein:
De Grasse...
Verflucht – der Mann war tot! Und doch lauerte sein Geist im Schatten des Schlafzimmers, erkannte Athos ihn im wilden, panischen Blick seines Gefährten, und obwohl es ihm das Herz brach und sich ein eisiger Klumpen aus hilfloser Wut und unendlichem Mitgefühl in seinem Magen zusammenballte, zwang er sich, den Griff um d’Artagnans Handgelenke zwar zu lockern, aber nicht loszulassen. Gleichzeitig lehnte er sich etwas zurück und hielt mit aller Beherrschung, die er aufbringen konnte, seine Stimme ruhig, als er erneut sanft und doch fest forderte: „Sie mich an, d’Artagnan. Ich bin es. Konzentrier dich auf meine Stimme, mon Coeur! Du bist in Sicherheit! Ich würde eher sterben, als dir etwas anzutun...“
„Athos...!“ Tiefe Erleichterung und Scham zugleich schwangen in diesem einzigen Wort mit, während der Körper unter ihm schlagartig jeden Widerstand aufgab und d’Artagnan verzweifelt die Augen schloss.
„Bin hier!“, entgegnete dieser schlicht, ließ die Handgelenke seines Geliebten los und strich sacht an dessen Armen entlang, bis seine Hände auf d’Artagnans Schultern angekommen waren. „Sieh mich an, mon Coeur! - Bitte...“, beschwor er ihn einmal mehr, und als d’Artagnan seinem Wunsch nachkam, lehnte er sich langsam erneut nach vorne, beobachtete genau die Reaktion des Jüngeren, und erst, als er erkannte, dass d’Artagnan dieses Mal nicht vor ihm zurückschreckte, lehnte er seine Stirn gegen die des anderen.
Unentwegt strich Athos behutsam über den nackten Oberkörper, die Wangen und durch die Haare seines Gefährten und murmelte, erneut um Ruhe kämpfend: „De Grasse.“ Er spürte, wie d’Artagnan unter seinen Händen erschauerte, und als er ein drittes Mal die Augen schloss, um Athos die Hilflosigkeit in seinem Blick zu ersparen, wiederholte der Ältere dunkel: „Sieh mich an! Wir werden ihn jetzt endgültig los, mon Coeur! - Vertraust du mir?“
Es dauerte einen Augenblick, doch dann kam d’Artagnan schwer atmend Athos’ Aufforderung nach, suchte dessen Blick, forschte darin – und schließlich nickte er, erst langsam, dann immer heftiger. Er schlang seine Arme um den Nacken seines Geliebten, zog ihn zu sich herunter und murmelte entschlossen: „Ich vertraue dir! Nimm mich!“ Er erkannte den Schatten des Zweifels in Athos’ Blick, atmete tief durch und grollte: „Wir lassen ihn nicht gewinnen, verdammt!“ Und leise fügte er hinzu: „Nur – rede mit mir. Lass mich hören, dass du es bist.“
„Natürlich, mon Coeur!“, murmelte Athos sofort, küsste den Jüngeren auf die Stirn, rieb seine Nase an dessen Wange und fuhr fort: „Alles, was du willst, was immer du brauchst!“
Und während er behutsam sein durch den Zwischenfall beinahe erschlafftes Glied an d’Artagnans Oberschenkel rieb, legte er einen Arm so um den Jüngeren, dass er ihm Sicherheit geben und zugleich sein Gewicht von ihm fernhalten konnte. Mit der anderen Hand umfasste er d’Artagnan und sorgte dafür, dass dieser sich allmählich wieder entspannte und sich in seiner erneut erwachenden Erregung verlieren konnte. Dabei murmelte er zwischen innigen Küssen unentwegt: „Ich liebe dich, mon Coeur. Du bist sicher bei mir. Ruhig – entspann dich! Gut so...“
Schließlich schob d’Artagnan ihn so weit von sich, dass er Athos’ inzwischen wieder erhärtetes Glied in die Hand nehmen und sacht liebkosen konnte, so dass dem Älteren unwillkürlich ein kehliges Stöhnen entfuhr. Und während d’Artagnan die Beine anwinkelte, murmelte er in einer Mischung aus Nervosität und Verlangen: „Komm zu mir... jetzt!“
Ihre Blicke verhakten sich: Athos’ fragend, forschend, d’Artagnans verletzlich und zugleich zu allem entschlossen – bis der Jüngere mit einem Mal seufzte – und lächelte.
„Ich will dich, Yves“, raunte er noch einmal fordernd. „Jetzt!“
Und damit hob er seine Hüfte seinem Gefährten entgegen, der nicht länger zögerte, sondern sich so weit vorschob, dass er mit einer ihnen beiden nach all den Monaten so vertrauten Bewegung in den Körper des Jüngeren eindringen konnte. Wie immer raubte dieser erste Moment ihm den Atem, ließ ihn innehalten und eindringlich das Gesicht seines Geliebten erforschen, während er mit rauer Stimme murmelte: „So unfassbar gut, mon Coeur! So wunderschön...! Will dich so sehr...!“
Die hochkonzentrierte Miene des Jüngeren, die angestrengt zusammengepressten Augen, das gezielte Ausatmen, um sich bewusst zu entspannen – alles war so vertraut, und doch wagte Athos nicht, sich weiter zu bewegen – bis d’Artagnan die Augen öffnete und ihm ein Lächeln schenkte – so strahlend, so überwältigend, dass Athos unwillkürlich die Luft in einem zitternden Seufzen ausstieß.
Kraftvoll umklammerte d’Artagnan den Nacken seines Geliebten, zog dessen Kopf zu sich herunter, hob zugleich seine Hüfte und forderte harsch: „Los!“
Und Athos schob sich weiter vor...
Er ließ sich Zeit, eroberte den Körper des Jüngeren langsam, küsste ihn immer wieder und murmelte ansonsten mit nachtdunkler Stimme liebevolle Unsinnigkeiten. Und sein Lohn war die wiedergefundene Sicherheit, das pure, tiefe Vertrauen, mit dem d’Artagnan sich ihm überließ, das Ungestüm, mit dem er seinen Bewegungen entgegenkam, die allmählich immer lauter und unkontrollierter werdenden lustvollen Laute – all die unzähligen Beweise, dass d’Artagnan sein war...
Zeit und Raum hatten schließlich keine Bedeutung mehr, außer ihnen und ihrer Vereinigung nahmen sie nichts mehr wahr, und als d’Artagnan schließlich seine Hände in Athos’ Schultern krallte und mit einem langgezogenen, kaum unterdrückten kehligen Stöhnen kam, wusste Athos, er würde niemals im Leben etwas Wundervolleres sehen als diesen jungen Mann, der sich ihm anvertraute und hingab, mit Leib und Seele. Er würde für d’Artagnan sterben und für ihn töten. Und er würde ihn lieben bis zu seinem letzten Atemzug.
Und mit dieser Gewissheit folgte er ihm in den erlösenden Abgrund ihrer Vereinigung.
Die Stirn auf d’Artagnans Brust gelehnt mühte Athos sich keuchend, wieder zur Besinnung zu kommen. Spürte, wie die Hände seines Geliebten unablässig über seinen Rücken und seine Flanken strichen, dessen Finger sich in seinen Haaren verloren, während d’Artagnan selbst um Luft rang.
„Bist du in Ordnung?“, murmelte der Jüngere schließlich, und ohne Zögern antwortete Athos etwas überrascht: „Natürlich, mon Coeur! Wie sollte ich nicht...?“
„Deine Wunde...?“, präzisierte d’Artagnan, und Athos verstand. Mit einem leisen Lächeln erwiderte er: „Bis gerade hatte ich sie völlig vergessen. Aber nein – alles in Ordnung!“
„Gut!“, erwiderte d’Artagnan nun ebenfalls hörbar lächelnd und ergänzte trocken: „Denn Aramis würde mich umbringen, wenn ich seine wundervolle Näharbeit zunichte gemacht hätte.“
Mit einem leisen Auflachen drehte Athos sie so, dass der Jüngere auf ihm zu liegen kam.
„Und du?“, stellte er die Gegenfrage. „Geht es dir auch gut?“
Zur Antwort nickte d’Artagnan knapp, lehnte seinen Kopf in die Liebkosung, mit der Athos durch seine Haare fuhr und murmelte schließlich nahezu unhörbar: „Ich danke dir!“
Athos stockte in seiner Bewegung, schob sich ein Stück weg, so dass er d’Artagnans Miene sehen konnte, und erwiderte ungewöhnlich heftig: „Nicht dafür, d’Artagnan! Niemals dafür, dass ich dich lieben darf! Dass du mir dein Vertrauen schenkst, nach allem, was war! Großer Gott – ich muss dir danken, mon Coeur!“
Er sah, wie d’Artagnan hart schluckte, ihn unentwegt ansah und ganz offensichtlich mit seinen Gefühlen rang. Und so gestand Athos voll leiser Innigkeit: „Ich liebe dich, d’Artagnan! Bis zu meinem letzten Atemzug, bis zum letzten Schlag meines Herzens, und darüber hinaus...“
Und er erkannte, dass diese aus tiefster Seele gesprochenen Worte genau das bewirkten, was er hatte erreichen wollen: Die ungewohnte Reglosigkeit seiner Miene wich unaufhaltsam diesem strahlenden Lächeln, das bereits am Anfang Athos’ Welt auf den Kopf gestellt hatte, bevor der Jüngere sich ihm näherte und an seinen Lippen voller Leidenschaft raunte: „Bei Gott, Athos – und ich liebe dich!“
Eine ganze Weile später lagen sie schließlich ruhig und entspannt auf dem bequemen Bett. Doch obwohl sein Gefährt todmüde sein musste, spürte d’Artagnan, dass Athos noch nicht bereit war, einfach wieder einzuschlafen. Irgendetwas trieb ihn noch immer um. In der Hoffnung, dass der Ältere in dieser gelösten Atmosphäre endlich reden würde, strich er zunächst nur seinen Daumen in sanften Kreisen über Athos’ Hand, die auf seiner Brust ruhte, und wartete geduldig. Und tatsächlich: Nur eine kleine Weile später raunte Athos hinter ihm mit für ihn völlig ungewöhnlicher Unsicherheit: „Ich habe in den letzten Tagen etwas versäumt, Charles... Ich hatte dir versprochen, dass ich dir Rede und Antwort stehe... Also – wenn du möchtest...“ Er zögerte kurz, endete dann aber doch, hörbar um Gelassenheit bemüht: „Jetzt können wir reden.“
Völlig verblüfft entzog sich d’Artagnan seiner Umarmung, setzte sich auf und sah seinen Gefährten eindringlich an. Es war offensichtlich, dass es Athos schwer fiel – doch er hielt seinem forschenden Blick stand, wich nicht aus. Und d’Artagnans Blick wurde liebevoll, mit einem warmen Funkeln, während er sich entspannte und ein sanftes Lächeln seine Mundwinkel umspielte.
„Das ist nicht mehr nötig“, erwiderte er schließlich leise, hielt nun seinerseits Athos’ Blick, als der Ältere die Augenbrauen in einer seltsamen Mischung aus Verwirrung und Beklommenheit zusammenzog.
Schließlich räusperte Athos sich und erklärte zurückhaltend: „Aber... du wolltest reden. Und...“ Er schluckte hart, um dann mit einem grollenden Unterton zuzugeben: „Ach, verdammt, d’Artagnan! Ich habe einen riesigen Fehler gemacht, nicht mit dir zu reden. Aber vor allem habe ich dich tief getroffen mit meinem Verhalten... Und das...“ Er stockte. Was sollte er sagen?
Das war unverzeihlich?
Es tut mir in der Seele leid?
Das war die Wahrheit – selbstverständlich. Doch angesichts dessen, was er seinem Gascogner damit angetan hatte, schienen diese Worte viel zu schwach, zu nichtssagend.
Da nickte d’Artagnan langsam, und eine leise Verletzlichkeit schlich sich in seine Stimme, als er erwiderte: „Das hast du...“
Unter dem eindringlichen Blick seines Gefährten senkte Athos ergeben den Kopf, doch d’Artagnan umfasste seine Wange mit einer Hand, zwang ihn sanft, ihn wieder anzusehen und fuhr eindringlich fort: „Aber das zählt nicht. Es zählt nur, dass wir uns lieben – und alles daransetzen, es beim nächsten Mal besser zu machen.“
Überrascht sah Athos in die braunen Augen seines Gefährten, die ihn voll ruhiger Sicherheit anblickten, als d‘Artagnan mit einer Gewissheit, die Athos bis ins Innerste berührte, zitierte: „Die Liebe erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand. Die Liebe hört niemals auf.“
Athos schluckte hart und merkte schließlich mit heiserer Stimme an: „Das Hohelied der Liebe...“
D’Artagnan nickte. „Meine Mutter hat es mich gelehrt“, erklärte er rau. „Sie wollte mir verständlich machen, was Liebe – wahre, tiefe Liebe - bedeutet. Warum man im Namen der Liebe bereit ist, zu verzeihen... Damals habe ich es nicht wirklich verstanden. Doch dann fiel es mir wieder ein, Yves. In der Nacht, als du schwer verletzt in de Grasses Zelt lagst – da merkte ich, wie unwichtig unser Streit war...“ Er räusperte sich, bevor er heiser fortfuhr: „Als ich fürchten musste, dich zu verlieren...“
Tief, zitternd sog Athos Luft in die Lungen, raunte fest: „Du verlierst mich nicht, mon Coeur... Niemals!“ Und augenblicklich erwiderte d’Artagnan voll wilder Bestimmtheit: „So wenig, wie du mich!“
Sie wussten beide, dass dies ein Versprechen war, das einzuhalten nicht in ihrer Macht stand. Sie konnten nicht einmal vorhersehen, was der nächste Tag, der nächste Auftrag oder gar ihre Rückkehr nach Paris bringen würde. Und doch spürten beide die tiefe, beinahe magische Bedeutung dieses Schwurs, der sie aneinander band und der sie alles dafür tun lassen würde, sich niemals zu verlieren.
tbc...
Einige von Euch haben sicher darauf gewartet, dass Athos sein Versprechen einlöst und endlich mit d’Artagnan über sein Verhalten während des Feldlagers spricht. Weder er noch ich haben es vergessen, und es trieb uns ziemlich um. Als ich nun überlegte, wie das noch ausstehende Gespräch verlaufen soll, fiel es mir ein:
Das Hohelied der Liebe – viele kennen es von Hochzeiten.
Denn echte, tiefe Liebe ist so – sie verzeiht unglaublich viel, ohne große Worte. Und nach allem, was seit ihrem Gespräch im Wald passiert ist, braucht d’Artagnan keine Entschuldigung mehr.
Das zweite, das mir noch fehlte war, dass de Grasses Übergriff, wenn auch nicht bis zum letzten erfolgreich, bei d’Artagnan Spuren hinterlassen haben muss. Athos bekommt es hier hautnah zu spüren.
Ich weiß, dass „einfach weitermachen“, wie Athos es hier tut, nicht der Weg ist, den ein Psychologe bei einem solchen Trauma einschlagen würde. Doch damals gab es keine Psychologen, es gab nicht einmal dieses Fachgebiet. Also musste Athos hier seinem Gefühl folgen und darauf bauen, dass d’Artagnan ihm vertraut.
Folgendes Statement ist mir in dem Zusammenhang sehr wichtig:
Heutzutage sollte jemand, der ähnlich wie d’Artagnan ein Opfer eines solchen Übergriffes wird, unbedingt professionelle Hilfe suchen; und wer einen solchen Menschen kennt, sollte ihn nicht „selbst heilen“, sondern das ernst nehmen und ihn unterstützen, sich Hilfe zu suchen.
Und die letzten beiden Absätze dieses Kapitels... Sie werden in ferner Zukunft noch eine besondere Bedeutung bekommen :-)
Nun wünsche ich ein erholsames Wochenende und eine angenehme neue Woche.
Wenn Ihr wollt, lesen wir uns am Freitag zum Epilog :-)
Bis dahin GLG
Ann
Vielen lieben Dank für das große Interesse an der Story! Inzwischen sind wir bei deutlich über 120 Klicks pro Woche – in diesem kleinen Fandom echt großartig!
Mein ganz besonderer Dank gilt wie immer meinen lieben Reviewerinnen; und Mädels, Ihr wisst, dass die Antworten noch kommen! :-)
Das letzte richtige Kapitel dieser Story.
In diesem kläre ich noch zwei weitere Dinge, die aus den Geschehnissen der Geschichte resultieren und die ich nicht einfach völlig unerwähnt bzw. ungelöst lassen kann. Es ist noch einmal ein Kapitel ohne Action, in meinen Augen trotzdem hier und da mit gewissem Herzklopfen verbunden.
Bei Nussecken, Schweinsöhrchen und Schokocroissants zu Kaffee und Tee wünsche ich nun anregende – und vielleicht auch ein wenig bewegende – Leseminuten.
Ann
(...) Ich bin, wer ich bin, d’Artagnan. Euer Bruder; dein Gefährte... Ein königlicher Musketier. Und auch Olivier d’Athos, Comte de la Fère. Und wenn das schon so ist – weshalb sollte ich es dann nicht auch hin und wieder einsetzen, wenn ich damit denen, die ich liebe, nützen kann?“
Das verschmitzte Schmunzeln auf d’Artagnans Gesicht ließ ihn selbst lächeln.
„Aha – ich wusste gar nicht, dass du so berechnend sein kannst?“, neckte d’Artagnan ihn liebevoll, und diesmal war er es, der Athos küsste, um eine Erwiderung zu unterbinden. Als sie schließlich mit einem leisen Seufzen voneinander abließen, zog Athos seinen Gefährten wieder in eine liegende Position zu sich herunter und verlangte: „Und nun sollten wir schlafen – der Tag war lang genug!“ Damit gähnte er verhalten, und d’Artagnan strich ihm liebevoll über die Wange und durch die Haare, bevor er zärtlich murmelte: „Mon Comte... Schlaft gut!“
Athos, der bereits die Augen geschlossen hatte, schmunzelte nur und zog d’Artagnan noch etwas näher an sich.
- Kapitel 17: Schatten vertreiben -
In den nächsten zwei Tagen ließen sie es ruhig angehen; sie vertrieben sich die Zeit mit Kartenspiel, belanglosem Plaudern oder dem Erzählen von Geschichten aus den frühen Jahren der drei Unzertrennlichen – etwas, von dem vor allem d’Artagnan nie genug hören konnte. Sie aßen gemeinsam in der Suite, und da Athos sich auch weiterhin nicht lumpen ließ, servierte der Wirt bereitwillig das beste, das Küche und Keller zu bieten hatten.
Athos schlief in dieser Zeit viel, und auch d’Artagnan gönnte sich genügend Ruhe, so dass die Kopfschmerzen nach zwei Tagen endgültig verschwanden.
Am dritten Tag begann d’Artagnan mit ersten Kampftrainingseinheiten, focht zum Vergnügen im hinteren Hof des Gasthauses ein wenig mit Aramis und Porthos, beobachtet und kommentiert von Athos, der auf einer Bank in der Sonne saß und nicht aus seiner Haut als Ausbilder heraus konnte. Es waren unbekümmerte, angenehme Stunden, und doch erwischte d’Artagnan seinen Gefährten einige Male dabei, wie er ihn gedankenversunken mit einem bedrückten Blick ansah. Sobald er d’Artagnans Aufmerksamkeit auf sich spürte, lächelte er beruhigend, als sei alles in Ordnung, doch der Jüngere kannte seinen Gefährten nun schon lange genug, um sich davon nicht täuschen zu lassen.
Irgendetwas trieb Athos um, nun, da es ihm von Tag zu Tag besser ging. D’Artagnan war gespannt, worum es ging – doch er hatte auch schon lange gelernt, dass es wenig brachte, Athos zu drängen. Und so wartete er mehr oder minder geduldig ab in der Hoffnung, sein Gefährte würde zur Sprache bringen, was ihm auf der Seele lastete.
Doch auch am späten Abend, als sie endlich allein in ihrem Zimmer waren, machte Athos keine Anstalten zu reden.
„Du bist sicher müde, nachdem du heute mit Porthos und Aramis trainiert hast?“, fragte er nur, und als d’Artagnan nickte, ließ er ihn nicht weiter zu Wort kommen, sondern klopfte neben sich auf das Bett und verlangte liebevoll: „Dann komm her, damit wir schlafen können.“
Kurz überlegte d’Artagnan, seinen Entschluss, zu warten, bis Athos von selbst sprach, über Bord zu werfen; doch dann sah er den warmen Blick, in dem eine gewisse Müdigkeit lag, und entschied sich, noch einen Tag zu warten. Noch war Athos nicht wieder völlig bei Kräften; vielleicht machte das dem älteren Musketier Sorgen?
So legte er sich zu seinem Gefährten; sie tauschten einige sanfte, ruhige Küsse, die ihn in ihrer liebevollen Unschuld an die Anfangszeit ihrer Beziehung erinnerten, als er selbst verletzt in Athos‘ Quartier gelegen hatte. Nach einer Weile blies Athos die Kerze aus, zog den Jüngeren in seine Arme und brummte zufrieden.
Schnell fiel d‘Artagnan in einen tiefen Schlummer.
„Nur ein Traum...“, hörte er irgendwann und schreckte hoch.
„Athos?“ Seine Stimme klang gepresst, und gleichzeitig griff er instinktiv nach seinem Parierdolch, der gewöhnlich unter seinem Kopfkissen lag, als eine Gestalt sich im Halbdunkel über ihn schob. „Ruhig, mon Coeur!“, raunte die vertraute Stimme dunkel. „Nur ein Traum, alles ist gut!“
„Athos!“, wiederholte er leise, und dieses Mal war ihm deutlich die Erleichterung anzuhören.
„Bin hier“, murmelte sein Gefährte und strich ihm die schweißfeuchten Haare aus der Stirn, bevor er d’Artagnan an sich zog und behutsam erklärte: „Du klangst so verzweifelt. Was war es?“
Kurz lehnte er sich in die warme Umarmung, doch dann entzog d’Artagnan sich sacht seinem Gefährten, setzte sich auf und griff nach dem Wasserkrug, der auf dem Tisch neben dem Bett bereitstand. Zunächst nahm er einige tiefe Züge daraus, drehte sich um und bot Athos etwas zu trinken an, der jedoch den Kopf schüttelte und ihn einfach nur ansah.
D’Artagnan seufzte leise und erwiderte dann defensiv: „Wirres Zeug... Ich weiß nicht...“ Und als Athos weiterhin nur geduldig wartete, starrte er auf seine Hände und gab schließlich unwillig zu: „De Grasse kam darin vor... Und verdammt viel Blut...“ Er schwieg, und Athos wollte schon zu einer Entgegnung ansetzen, als der Jüngere fast unhörbar hinzufügte: „De Grasse lachte mich an... zwinkerte mir zu... Und er sah dabei überhaupt nicht... nicht... bösartig aus!“
Athos seufzte tief und zog seinen Gefährten sacht am Arm, damit er sich ihm zuwendete. Als d’Artagnan ihm schließlich den Gefallen tat, erklärte er ruhig: „Wenn das Böse immer bösartig aussähe, wäre unsere Arbeit deutlich leichter. Aber so ist es nicht, d’Artagnan.“
„Trotzdem“, beharrte d’Artagnan. „Ich hätte etwas merken müssen; aber stattdessen habe ich seine Gesellschaft genossen... Er war so freundlich und... und...“ Er stockte, um erbittert fortzufahren: „Dabei hat er mich die ganze Zeit verachtet und als geringwertig angesehen. Vielleicht hatte Monsieur des Essarts recht“, fuhr er übergangslos fort, so dass Athos verwirrt die Stirn runzelte, bis d’Artagnan voller Scham erklärte: „Vielleicht habe ich etwas gesagt oder getan... Vielleicht bin ich wirklich selbst schuld...“
„Nein!“, schnitt ihm Athos harsch das Wort ab. „Wage nicht, dir das einzureden! De Grasse war ein kranker Bastard. Aber ein gutaussehender, mit gewaltigem Charme... Und du...“ Er räusperte sich und fuhr dann leise fort: „Wenn überhaupt, ist es meine Schuld. Wenn ich dir früher von ihm erzählt hätte, wäre es nie so weit gekommen. Wenn ich dich nicht ausgeschlossen hätte, dich auf Abstand gehalten... Mon Coeur!“ Er umfasste d’Artagnans Gesicht mit beiden Händen, so dass ihre Blicke sich ineinander verhakten und er seine Stirn gegen die des Jüngeren lehnen konnte. Er spürte d’Artagnans Atem auf seinem Gesicht, sah in seinen Augen die Anspannung und zugleich den Willen, ihm zu glauben, und mit einem Mal überflutete ihn die Woge der unfassbaren Liebe, die er für diesen jungen Mann empfand.
„Charles!“, raunte er noch einmal heiser vor Emotionen, zog das Gesicht des anderen die wenigen Zentimeter näher, um ihre Lippen aufeinanderprallen zu lassen. Hungrig öffnete er seinen Mund, stöhnte leise auf, als seine Zunge die des anderen traf, sie umspielte, lockte, dabei seine Rechte zu d’Artagnans Hinterkopf wandern ließ, seine Finger in den Haaren des Jüngeren vergrub und ihn sacht und doch bestimmt hintenüber in den Nacken zog, um mit Lippen, Zunge und Zähnen begierig von dessen Mundwinkel hinab über den Kiefer zu der nun bloßgelegten Kehle zu wandern.
Das überraschte Aufkeuchen stachelte ihn an, weiterzumachen, doch da lagen mit einem Mal d’Artagnans Hände auf seinen Schultern, und sein Gefährte schob ihn langsam, aber mit festem Griff von sich und raunte zugleich: „Nicht...!“, und Athos erstarrte. Er hatte noch nie zuvor erlebt, dass d’Artagnan sich seiner Leidenschaft entzog, und seine Gedanken rasten, suchten den Grund...
Hatte de Grasses Übergriff etwas damit zu tun?
Oder... sein eigenes Verhalten in den Tagen des Feldlagers? Verdammt – natürlich! Er hatte sich benommen wie ein verfluchter Bastard, war kalt und abweisend gewesen - und nun tat er seit Tagen so, als sei alles wieder in Ordnung. Er hatte sein Versprechen, mit d’Artagnan über sein Verhalten zu reden, bisher nicht eingehalten – und doch erwartete er, dass der Jüngere ihm nichts nachtrug? Sich ihm hingab, als sei nichts geschehen?
„Verzeih, ich... Vergib mir!“, murmelte er und zog sich hastig zurück, um dem Gascogner Raum zu geben. Doch da lagen d’Artagnans Hände auf seinen Oberarmen, hielten ihn, und mit besorgtem Blick fragte der Jüngere: „Bist du in Ordnung? Hast du Schmerzen? Soll ich Aramis rufen?“
Sprachlos vor Erstaunen starrte Athos seinen Gefährten an. „Aramis?“, wiederholte er verständnislos, und d’Artagnan nickte angespannt. „Deine Wunde...“
Athos schüttelte ungeduldig den Kopf und verlangte harsch: „Vergiss die Wunde, d’Artagnan!“ Dem überraschten Ausdruck in den Augen seines Gefährten wich er zunächst aus, indem er auf seine Hände hinabsah. Doch schließlich suchte er erneut d’Artagnans Blick und bekannte mit fester Stimme: „Es tut mir unsagbar leid, wie ich dich im Feldlager behandelt habe, und noch mehr, dass ich seit Tagen nun schon einfach so tue, als wäre das nicht geschehen....“
„Schon gut“, unterbrach d’Artagnan ihn leise, doch Athos erwiderte dunkel: „Nein, es ist nicht gut! Du hattest vollkommen recht. Ich habe dich schlimmer behandelt als je irgendeinen beliebigen Kameraden. Ich wollte de Grasse nicht auf dich aufmerksam machen. Was für ein Narr war ich – als könne irgendjemand dich übersehen...“ Er atmete einmal tief durch, strich flüchtig mit der Hand über d’Artagnans Wange und fuhr voller Verbitterung fort: „Und so habe ich diesem dreckigen Bastard den Weg geebnet, statt mich vor dich zu stellen und ihn in seine Schranken zu weisen.“
„Athos...“, versuchte d’Artagnan es ein weiteres Mal, beschwichtigend einzuschreiten, doch sein Gefährte unterbrach ihn: „Nein, d’Artagnan! Ich hätte dich schützen können, wäre ich nicht ein solcher Idiot gewesen! Aber das ist noch nicht mal das Schlimmste...“ Er zögerte, atmete heftig, und d’Artagnan griff unwillkürlich nach seiner Schulter, aus Furcht, sein Gefährte würde sich übernehmen. Doch Athos ließ sich nicht davon abhalten, mit kaum unterdrücktem Grollen in der Stimme fortzufahren: „Das Schlimmste war die kalte Wut, die.... die Eifersucht, ihn bei dir zu sehen!“ Er wagte es nicht, den Jüngeren bei diesem Geständnis anzusehen, und so überraschte es ihn aufs Äußerste, ein leises, verblüfftes Auflachen zu hören.
Ungläubig flog sein Kopf hoch, suchte d’Artagnans Blick, der tatsächlich mit einer Spur Belustigung und einer großen Portion liebevoller Wärme auf ihm ruhte.
„Was?“, fragte er defensiv, und d’Artagnan schüttelte den Kopf, während ein überwältigendes Lächeln seine Miene erstrahlen ließ.
„Nichts... Nur – dass du jemals eifersüchtig werden könntest, das hätte ich nie für möglich gehalten! Nachdem nicht einmal meine besondere Freundschaft zu Constance das bewirkt hat.“
Athos starrte ihn an – und konnte nicht verhindern, dass sich ein verlegenes Lächeln auf seine Miene stahl. Wieder legte er seine Hand auf d’Artagnans Wange, nahm sie aber dieses Mal nicht weg, sondern raunte dunkel: „Oh, und wie! Wenn es um dich geht, mon Coeur...“ Er haschte flüchtig nach d’Artagnans Lippen, ließ sie kurz darauf wieder fahren und erklärte mit blitzenden Augen: „Verdammt... da war dieser Moment beim Schießtraining... Du knietest mit der Muskete im Anschlag am Boden, deine Brust und dein Hals entblößt... Ein atemberaubendes Bild...“ Er schluckte und fuhr mit einem dunklen, wilden Unterton fort: „Und mit einem Mal steht dieser Bastard vor dir, viel zu nah, ragt über dir auf und sieht dich an, als wolle er dich besitzen...“
D’Artagnans Augen funkelten, als er Athos losließ, mit einer flüssigen Bewegung vom Bett rutschte und den anderen so mit sich zog, dass er auf einmal zwischen dessen leicht gespreizten Beinen kniete.
„War es das, was die dabei durch den Kopf schoss?“, fragte er provokant, legte in einer unmissverständlichen Geste die Rechte auf Athos’ Schritt, während sein Mund, ohne den Blickkontakt zu brechen, über den inneren Oberschenkel streifte, nur durch die dünne Leinenhose von der empfindsamen Haut darunter getrennt, und unwillkürlich stöhnte Athos rau auf, während seine Augen sich kurz schlossen.
Dann zwang er sie wieder auf, sah seinen Gefährten an, griff mit einer Hand in dessen Haar und hielt zugleich seinen Blick gefangen, als er mit einem dunklen Grollen bestätigte: „Genau das!“ Und ohne Nachdenken fügte er heftig hinzu: „Doch du gehörst zu mir, nicht ihm!“ Schwer atmend wurde er sich bewusst, was er da gerade gesagt hatte, und unwillkürlich lockerte sich sein Griff, während er beschämt beiseite sah. „Verzeih mir!“, raunte er, zögerte, sah d’Artagnan wieder an uns bekannte in völlig entwaffnender, verzweifelter Offenheit: „Ich brauche dich, d’Artagnan. Mehr als die Luft zum Atmen.“
Augenblicklich richtete d’Artagnan sich so weit auf, dass er Athos’ Gesicht in beide Hände nehmen konnte und versicherte dunkel: „Du hast mich, Athos... Du hast mich!“
Diese ruhigen, voll tiefer Eindringlichkeit gesprochenen Worte wischten mit einem Schlag jede Frustration, jede Anspannung und jeden Zweifel beiseite. Athos schloss erneut die Augen und ließ seine Stirn gegen die seines Geliebten sinken. Da murmelte d’Artagnan: „Und ich habe dich. Leg dich hin, Yves – ich kümmere mich um dich...“
Was sein Gascogner damit meinte, war nur allzu klar. Und eigentlich hätte Athos dem widersprechen müssen. Hätte derjenige sein müssen, der seinen Gefährten umwarb, sich um ihn kümmerte. Doch ihm war bewusst, dass er das hier brauchte; die Vergewisserung, dass d’Artagnan bei ihm war. Aus freiem Willen und aus ungebrochener Liebe zu ihm.
Und so ließ er es geschehen, dass der Jüngere ihn behutsam zurück auf die Matratze drückte, bevor d’Artagnans Finger auf Wanderschaft gingen. Scharf sog er die Luft ein, als eine schlanke, flache Hand unter sein Hemd schlüpfte. Verdammt – es war zu lange her, zu viel in der Zeit dazwischen geschehen, und Athos spürte, wie die Erregung ihn überrannte. Doch noch war er genügend Herr seiner Sinne, um ruhig zu bleiben und das Ruder seinem Gefährten zu überlassen.
Und, oh Gott – wie sehr entlohnte d’Artagnan ihm seine Zurückhaltung!
Liebkoste und reizte ihn mit federleichten Berührungen seiner Hände, später seiner Lippen und Zunge, raunte dabei immer wieder leise Liebesbekundungen oder auch Anweisungen, während er Athos nach und nach von den wenigen verbliebenen Kleidungsstücken befreite. Und Athos ließ los, ließ sich fallen in diese so ungewohnte Situation, nicht die Verantwortung zu tragen, nicht nachdenken zu müssen, sondern einfach nehmen zu können – weil d’Artagnan all diese Zuwendungen so großzügig - mehr noch: Begierig – an ihn verschenkte.
Und Athos zeigte seine Erregung, wie sehr ihm all das hier gefiel, durch wortloses Raunen, leises Stöhnen, hielt nichts zurück, und wenn er es ab und an schaffte, die Augen für einen kurzen Moment zu öffnen, leuchtete ihm aus d’Artagnans Blick tiefe Liebe und pures Verlangen entgegen, das seinen eigenen Empfindungen in nichts nachstand.
Er bekam kaum mit, dass sein Gascogner sich ebenfalls seiner Kleidung entledigt hatte. Erst der vertraute – und in diesem Zusammenhang erregende – Duft von Lavendel ließ ihn die Augen ungläubig aufreißen.
„Was... was tust du da?“, verlangte er rau zu wissen, als d’Artagnans Linke sein Glied umfasste, dass sich unter der Zuwendung längst erhärtet hatte, und der Blick, den ihm der Jüngere daraufhin zuwarf, war derart verrucht, dass er heiser aufstöhnte und unwillkürlich d’Artagnans nackte Hüften packte.
„Ich will dich, Yves, tief in mir...“, war die atemlose Antwort, und die vor Erregung nachtdunklen Augen seines Gascogners blitzten herausfordernd auf, während er das Lavendelöl mit langsamen, festen Strichen auf der Erregung seines Geliebten verteilte.
Athos sog zischend Luft in seine Lungen.
„Gott – eines Tages bist du mein Tod!“, stieß er halb lachend, halb keuchend hervor, fügte dann aber mit dem letzten Rest seines sich verabschiedenden Verstandes grollend hinzu: „Nicht ohne Vorbereitung!“
Doch d’Artagnan grinste nur und entgegnete lasziv: „Ich habe zwei Hände – weißt du?“
Gleichzeitig griff er Athos’ Schwanz ein wenig fester, strich mit dem Daumen über die empfindliche Spalte – genau so, wie sein Gefährte es liebte, wie es ihn wahnsinnig machte...
Athos’ Verstand verabschiedete sich. Er ahnte, dass er irgendetwas hatte sagen wollen, intervenieren... Doch das Einzige, das zu ihm durchdrang war das Gefühl seines Geliebten über sich, dessen Hand um seine Erregung, sein Duft und der Anblick seines atemberaubenden Körpers, der matt im Schein der Kerze schimmerte. Und dann murmelte d’Artagnan: „Ja... genau so, Yves... Lass dich fallen...“
Damit wollte er sich über Athos’ Schoß senken, doch der Ältere hatte anderes im Sinn: Ohne Nachdenken packte er die Hüften unter seiner Hand fester, rollte sie beide mit einer für d’Artagnan völlig überraschenden Drehung herum, ignorierte den kurzen Schmerz in seiner Wunde und schob sich mit brennendem Blick über seinen Gefährten, um ihn endlich wieder in Besitz zu nehmen.
D’Artagnan keuchte überrascht unter ihm auf - und erstarrte. Doch gefangen im Augenblick bemerkte Athos es nicht. Mit nachtdunklen Augen raunte er verlangend: „D’Artagnan!“, bevor er sich vorbeugte, um seinen Gefährten wie so viele Male zuvor schon mit einem verzehrenden Kuss von den anfänglichen Unannehmlichkeiten ihrer Vereinigung abzulenken. Doch statt dass seine Lippen auf d’Artagnans willigen, hungrigen Mund stießen, traf ihn völlig unvorbereitet ein harter Schlag gegen die Brust, und ein atemloses „Nein!“, gellte in seinen Ohren.
Der Schlag trieb ihm für einen Moment die Luft aus den Lungen, und ebenso lange brauchte er, um zu realisieren, dass der Schrei von d’Artagnan gekommen war. Die Erkenntnis ernüchterte ihn augenblicklich, ließ ihn nun seinerseits erstarren, während er mit ungläubiger Miene zusah, wie der Gascogner sich hastig unter ihm hervorgrub und ans Kopfende des Bettes rutsche wollte.
Blanke Panik...
Athos kannte diesen Ausdruck in d’Artagnans Augen; er hatte ihn bei Kameraden auf dem Schlachtfeld gesehen; gestandene Männer, erfahrene Soldaten, die doch irgendwann unter dem Druck des allgegenwärtigen unfassbaren Grauens zusammenbrachen. Damit wusste er umzugehen.
Aber - sie waren auf keinem Schlachtfeld...
„Was zur...“, entfuhr es ihm, und gleichzeitig packte er ohne Nachdenken die Handgelenke des Jüngeren, hielt ihn an Ort und Stelle, während er harsch forderte: „Sieh mich an – d’Artagnan: Sieh mich an, verdammt!“
Und dann brach die Erkenntnis wie eine Sturzflut über ihn herein:
De Grasse...
Verflucht – der Mann war tot! Und doch lauerte sein Geist im Schatten des Schlafzimmers, erkannte Athos ihn im wilden, panischen Blick seines Gefährten, und obwohl es ihm das Herz brach und sich ein eisiger Klumpen aus hilfloser Wut und unendlichem Mitgefühl in seinem Magen zusammenballte, zwang er sich, den Griff um d’Artagnans Handgelenke zwar zu lockern, aber nicht loszulassen. Gleichzeitig lehnte er sich etwas zurück und hielt mit aller Beherrschung, die er aufbringen konnte, seine Stimme ruhig, als er erneut sanft und doch fest forderte: „Sie mich an, d’Artagnan. Ich bin es. Konzentrier dich auf meine Stimme, mon Coeur! Du bist in Sicherheit! Ich würde eher sterben, als dir etwas anzutun...“
„Athos...!“ Tiefe Erleichterung und Scham zugleich schwangen in diesem einzigen Wort mit, während der Körper unter ihm schlagartig jeden Widerstand aufgab und d’Artagnan verzweifelt die Augen schloss.
„Bin hier!“, entgegnete dieser schlicht, ließ die Handgelenke seines Geliebten los und strich sacht an dessen Armen entlang, bis seine Hände auf d’Artagnans Schultern angekommen waren. „Sieh mich an, mon Coeur! - Bitte...“, beschwor er ihn einmal mehr, und als d’Artagnan seinem Wunsch nachkam, lehnte er sich langsam erneut nach vorne, beobachtete genau die Reaktion des Jüngeren, und erst, als er erkannte, dass d’Artagnan dieses Mal nicht vor ihm zurückschreckte, lehnte er seine Stirn gegen die des anderen.
Unentwegt strich Athos behutsam über den nackten Oberkörper, die Wangen und durch die Haare seines Gefährten und murmelte, erneut um Ruhe kämpfend: „De Grasse.“ Er spürte, wie d’Artagnan unter seinen Händen erschauerte, und als er ein drittes Mal die Augen schloss, um Athos die Hilflosigkeit in seinem Blick zu ersparen, wiederholte der Ältere dunkel: „Sieh mich an! Wir werden ihn jetzt endgültig los, mon Coeur! - Vertraust du mir?“
Es dauerte einen Augenblick, doch dann kam d’Artagnan schwer atmend Athos’ Aufforderung nach, suchte dessen Blick, forschte darin – und schließlich nickte er, erst langsam, dann immer heftiger. Er schlang seine Arme um den Nacken seines Geliebten, zog ihn zu sich herunter und murmelte entschlossen: „Ich vertraue dir! Nimm mich!“ Er erkannte den Schatten des Zweifels in Athos’ Blick, atmete tief durch und grollte: „Wir lassen ihn nicht gewinnen, verdammt!“ Und leise fügte er hinzu: „Nur – rede mit mir. Lass mich hören, dass du es bist.“
„Natürlich, mon Coeur!“, murmelte Athos sofort, küsste den Jüngeren auf die Stirn, rieb seine Nase an dessen Wange und fuhr fort: „Alles, was du willst, was immer du brauchst!“
Und während er behutsam sein durch den Zwischenfall beinahe erschlafftes Glied an d’Artagnans Oberschenkel rieb, legte er einen Arm so um den Jüngeren, dass er ihm Sicherheit geben und zugleich sein Gewicht von ihm fernhalten konnte. Mit der anderen Hand umfasste er d’Artagnan und sorgte dafür, dass dieser sich allmählich wieder entspannte und sich in seiner erneut erwachenden Erregung verlieren konnte. Dabei murmelte er zwischen innigen Küssen unentwegt: „Ich liebe dich, mon Coeur. Du bist sicher bei mir. Ruhig – entspann dich! Gut so...“
Schließlich schob d’Artagnan ihn so weit von sich, dass er Athos’ inzwischen wieder erhärtetes Glied in die Hand nehmen und sacht liebkosen konnte, so dass dem Älteren unwillkürlich ein kehliges Stöhnen entfuhr. Und während d’Artagnan die Beine anwinkelte, murmelte er in einer Mischung aus Nervosität und Verlangen: „Komm zu mir... jetzt!“
Ihre Blicke verhakten sich: Athos’ fragend, forschend, d’Artagnans verletzlich und zugleich zu allem entschlossen – bis der Jüngere mit einem Mal seufzte – und lächelte.
„Ich will dich, Yves“, raunte er noch einmal fordernd. „Jetzt!“
Und damit hob er seine Hüfte seinem Gefährten entgegen, der nicht länger zögerte, sondern sich so weit vorschob, dass er mit einer ihnen beiden nach all den Monaten so vertrauten Bewegung in den Körper des Jüngeren eindringen konnte. Wie immer raubte dieser erste Moment ihm den Atem, ließ ihn innehalten und eindringlich das Gesicht seines Geliebten erforschen, während er mit rauer Stimme murmelte: „So unfassbar gut, mon Coeur! So wunderschön...! Will dich so sehr...!“
Die hochkonzentrierte Miene des Jüngeren, die angestrengt zusammengepressten Augen, das gezielte Ausatmen, um sich bewusst zu entspannen – alles war so vertraut, und doch wagte Athos nicht, sich weiter zu bewegen – bis d’Artagnan die Augen öffnete und ihm ein Lächeln schenkte – so strahlend, so überwältigend, dass Athos unwillkürlich die Luft in einem zitternden Seufzen ausstieß.
Kraftvoll umklammerte d’Artagnan den Nacken seines Geliebten, zog dessen Kopf zu sich herunter, hob zugleich seine Hüfte und forderte harsch: „Los!“
Und Athos schob sich weiter vor...
Er ließ sich Zeit, eroberte den Körper des Jüngeren langsam, küsste ihn immer wieder und murmelte ansonsten mit nachtdunkler Stimme liebevolle Unsinnigkeiten. Und sein Lohn war die wiedergefundene Sicherheit, das pure, tiefe Vertrauen, mit dem d’Artagnan sich ihm überließ, das Ungestüm, mit dem er seinen Bewegungen entgegenkam, die allmählich immer lauter und unkontrollierter werdenden lustvollen Laute – all die unzähligen Beweise, dass d’Artagnan sein war...
Zeit und Raum hatten schließlich keine Bedeutung mehr, außer ihnen und ihrer Vereinigung nahmen sie nichts mehr wahr, und als d’Artagnan schließlich seine Hände in Athos’ Schultern krallte und mit einem langgezogenen, kaum unterdrückten kehligen Stöhnen kam, wusste Athos, er würde niemals im Leben etwas Wundervolleres sehen als diesen jungen Mann, der sich ihm anvertraute und hingab, mit Leib und Seele. Er würde für d’Artagnan sterben und für ihn töten. Und er würde ihn lieben bis zu seinem letzten Atemzug.
Und mit dieser Gewissheit folgte er ihm in den erlösenden Abgrund ihrer Vereinigung.
Die Stirn auf d’Artagnans Brust gelehnt mühte Athos sich keuchend, wieder zur Besinnung zu kommen. Spürte, wie die Hände seines Geliebten unablässig über seinen Rücken und seine Flanken strichen, dessen Finger sich in seinen Haaren verloren, während d’Artagnan selbst um Luft rang.
„Bist du in Ordnung?“, murmelte der Jüngere schließlich, und ohne Zögern antwortete Athos etwas überrascht: „Natürlich, mon Coeur! Wie sollte ich nicht...?“
„Deine Wunde...?“, präzisierte d’Artagnan, und Athos verstand. Mit einem leisen Lächeln erwiderte er: „Bis gerade hatte ich sie völlig vergessen. Aber nein – alles in Ordnung!“
„Gut!“, erwiderte d’Artagnan nun ebenfalls hörbar lächelnd und ergänzte trocken: „Denn Aramis würde mich umbringen, wenn ich seine wundervolle Näharbeit zunichte gemacht hätte.“
Mit einem leisen Auflachen drehte Athos sie so, dass der Jüngere auf ihm zu liegen kam.
„Und du?“, stellte er die Gegenfrage. „Geht es dir auch gut?“
Zur Antwort nickte d’Artagnan knapp, lehnte seinen Kopf in die Liebkosung, mit der Athos durch seine Haare fuhr und murmelte schließlich nahezu unhörbar: „Ich danke dir!“
Athos stockte in seiner Bewegung, schob sich ein Stück weg, so dass er d’Artagnans Miene sehen konnte, und erwiderte ungewöhnlich heftig: „Nicht dafür, d’Artagnan! Niemals dafür, dass ich dich lieben darf! Dass du mir dein Vertrauen schenkst, nach allem, was war! Großer Gott – ich muss dir danken, mon Coeur!“
Er sah, wie d’Artagnan hart schluckte, ihn unentwegt ansah und ganz offensichtlich mit seinen Gefühlen rang. Und so gestand Athos voll leiser Innigkeit: „Ich liebe dich, d’Artagnan! Bis zu meinem letzten Atemzug, bis zum letzten Schlag meines Herzens, und darüber hinaus...“
Und er erkannte, dass diese aus tiefster Seele gesprochenen Worte genau das bewirkten, was er hatte erreichen wollen: Die ungewohnte Reglosigkeit seiner Miene wich unaufhaltsam diesem strahlenden Lächeln, das bereits am Anfang Athos’ Welt auf den Kopf gestellt hatte, bevor der Jüngere sich ihm näherte und an seinen Lippen voller Leidenschaft raunte: „Bei Gott, Athos – und ich liebe dich!“
Eine ganze Weile später lagen sie schließlich ruhig und entspannt auf dem bequemen Bett. Doch obwohl sein Gefährt todmüde sein musste, spürte d’Artagnan, dass Athos noch nicht bereit war, einfach wieder einzuschlafen. Irgendetwas trieb ihn noch immer um. In der Hoffnung, dass der Ältere in dieser gelösten Atmosphäre endlich reden würde, strich er zunächst nur seinen Daumen in sanften Kreisen über Athos’ Hand, die auf seiner Brust ruhte, und wartete geduldig. Und tatsächlich: Nur eine kleine Weile später raunte Athos hinter ihm mit für ihn völlig ungewöhnlicher Unsicherheit: „Ich habe in den letzten Tagen etwas versäumt, Charles... Ich hatte dir versprochen, dass ich dir Rede und Antwort stehe... Also – wenn du möchtest...“ Er zögerte kurz, endete dann aber doch, hörbar um Gelassenheit bemüht: „Jetzt können wir reden.“
Völlig verblüfft entzog sich d’Artagnan seiner Umarmung, setzte sich auf und sah seinen Gefährten eindringlich an. Es war offensichtlich, dass es Athos schwer fiel – doch er hielt seinem forschenden Blick stand, wich nicht aus. Und d’Artagnans Blick wurde liebevoll, mit einem warmen Funkeln, während er sich entspannte und ein sanftes Lächeln seine Mundwinkel umspielte.
„Das ist nicht mehr nötig“, erwiderte er schließlich leise, hielt nun seinerseits Athos’ Blick, als der Ältere die Augenbrauen in einer seltsamen Mischung aus Verwirrung und Beklommenheit zusammenzog.
Schließlich räusperte Athos sich und erklärte zurückhaltend: „Aber... du wolltest reden. Und...“ Er schluckte hart, um dann mit einem grollenden Unterton zuzugeben: „Ach, verdammt, d’Artagnan! Ich habe einen riesigen Fehler gemacht, nicht mit dir zu reden. Aber vor allem habe ich dich tief getroffen mit meinem Verhalten... Und das...“ Er stockte. Was sollte er sagen?
Das war unverzeihlich?
Es tut mir in der Seele leid?
Das war die Wahrheit – selbstverständlich. Doch angesichts dessen, was er seinem Gascogner damit angetan hatte, schienen diese Worte viel zu schwach, zu nichtssagend.
Da nickte d’Artagnan langsam, und eine leise Verletzlichkeit schlich sich in seine Stimme, als er erwiderte: „Das hast du...“
Unter dem eindringlichen Blick seines Gefährten senkte Athos ergeben den Kopf, doch d’Artagnan umfasste seine Wange mit einer Hand, zwang ihn sanft, ihn wieder anzusehen und fuhr eindringlich fort: „Aber das zählt nicht. Es zählt nur, dass wir uns lieben – und alles daransetzen, es beim nächsten Mal besser zu machen.“
Überrascht sah Athos in die braunen Augen seines Gefährten, die ihn voll ruhiger Sicherheit anblickten, als d‘Artagnan mit einer Gewissheit, die Athos bis ins Innerste berührte, zitierte: „Die Liebe erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand. Die Liebe hört niemals auf.“
Athos schluckte hart und merkte schließlich mit heiserer Stimme an: „Das Hohelied der Liebe...“
D’Artagnan nickte. „Meine Mutter hat es mich gelehrt“, erklärte er rau. „Sie wollte mir verständlich machen, was Liebe – wahre, tiefe Liebe - bedeutet. Warum man im Namen der Liebe bereit ist, zu verzeihen... Damals habe ich es nicht wirklich verstanden. Doch dann fiel es mir wieder ein, Yves. In der Nacht, als du schwer verletzt in de Grasses Zelt lagst – da merkte ich, wie unwichtig unser Streit war...“ Er räusperte sich, bevor er heiser fortfuhr: „Als ich fürchten musste, dich zu verlieren...“
Tief, zitternd sog Athos Luft in die Lungen, raunte fest: „Du verlierst mich nicht, mon Coeur... Niemals!“ Und augenblicklich erwiderte d’Artagnan voll wilder Bestimmtheit: „So wenig, wie du mich!“
Sie wussten beide, dass dies ein Versprechen war, das einzuhalten nicht in ihrer Macht stand. Sie konnten nicht einmal vorhersehen, was der nächste Tag, der nächste Auftrag oder gar ihre Rückkehr nach Paris bringen würde. Und doch spürten beide die tiefe, beinahe magische Bedeutung dieses Schwurs, der sie aneinander band und der sie alles dafür tun lassen würde, sich niemals zu verlieren.
Für nun aber bleiben Glaube, Hoffnung und Liebe, diese drei;
aber die Liebe ist die Größte unter ihnen...
tbc...
Einige von Euch haben sicher darauf gewartet, dass Athos sein Versprechen einlöst und endlich mit d’Artagnan über sein Verhalten während des Feldlagers spricht. Weder er noch ich haben es vergessen, und es trieb uns ziemlich um. Als ich nun überlegte, wie das noch ausstehende Gespräch verlaufen soll, fiel es mir ein:
Das Hohelied der Liebe – viele kennen es von Hochzeiten.
Denn echte, tiefe Liebe ist so – sie verzeiht unglaublich viel, ohne große Worte. Und nach allem, was seit ihrem Gespräch im Wald passiert ist, braucht d’Artagnan keine Entschuldigung mehr.
Das zweite, das mir noch fehlte war, dass de Grasses Übergriff, wenn auch nicht bis zum letzten erfolgreich, bei d’Artagnan Spuren hinterlassen haben muss. Athos bekommt es hier hautnah zu spüren.
Ich weiß, dass „einfach weitermachen“, wie Athos es hier tut, nicht der Weg ist, den ein Psychologe bei einem solchen Trauma einschlagen würde. Doch damals gab es keine Psychologen, es gab nicht einmal dieses Fachgebiet. Also musste Athos hier seinem Gefühl folgen und darauf bauen, dass d’Artagnan ihm vertraut.
Folgendes Statement ist mir in dem Zusammenhang sehr wichtig:
Heutzutage sollte jemand, der ähnlich wie d’Artagnan ein Opfer eines solchen Übergriffes wird, unbedingt professionelle Hilfe suchen; und wer einen solchen Menschen kennt, sollte ihn nicht „selbst heilen“, sondern das ernst nehmen und ihn unterstützen, sich Hilfe zu suchen.
Und die letzten beiden Absätze dieses Kapitels... Sie werden in ferner Zukunft noch eine besondere Bedeutung bekommen :-)
Nun wünsche ich ein erholsames Wochenende und eine angenehme neue Woche.
Wenn Ihr wollt, lesen wir uns am Freitag zum Epilog :-)
Bis dahin GLG
Ann