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Waffenbrüder 19. Staffel 2 - Alte Feindschaft

Kurzbeschreibung
GeschichteDrama, Angst / P18 / MaleSlash
Aramis Athos D'Artagnan Graf Rochefort Porthos
17.09.2021
11.02.2022
19
80.436
9
Alle Kapitel
102 Reviews
Dieses Kapitel
5 Reviews
 
17.12.2021 3.038
 
Hallo, meine Lieben,

als allererstes geht heute eine dicke Entschuldigung an meine lieben Reviewer raus. Diese Woche war sehr vollgepackt – aber mit schönen Dingen. Unter anderem habe ich hier in einem anderen Fandom etwas für einen Weihnachts-Countdown gepostet, das bis zur letzten Minute meine Zeit in Anspruch genommen hat. Aber ihr wisst ja: Alle Reviews werden mit heller Freude gelesen und beantwortet (auch die bei SPN *zu Laila rüberwinke*).

Heute gibt es ein vergleichsweise kurzes Kapitel; inhaltlich schließt es an letzte Woche direkt an; alles aber letzte Woche komplett zu posten, hätte den Rahmen gesprengt.

Für den Anfang gibt es nochmal eine kleine Schüssel Toffifee (wem auch immer ihr die geben wollt), dazu frisches Steinofenbrot mit Belag nach Wahl zu Kaffee oder Tee.

Wie immer wünsche ich ein paar schöne Leseminuten.

LG

Ann

 

(...) Erst jetzt trat Aramis heran, sah eine Weile auf seine Brüder herunter und kämpfte dabei gegen den Kloß in seiner Kehle an. Wie nahe war er heute daran gewesen, beide zu verlieren? Ein Gedanke, der ihm schier unerträglich war.

Da lag mit einem Mal eine Hand schwer auf seiner Schulter, doch obwohl er niemanden hatte hereinkommen hören, erschrak er nicht. Porthos’ tröstliche Nähe war ihm so vertraut, dass er nun lediglich seine eigene Hand über die auf seiner Schulter legte und sie leise drückte.

„Sie sind für den Moment sicher, `Mis!“, raunte Porthos beruhigend. „Du hast für sie getan, was du konntest. Lass sie schlafen – und komm selbst zur Ruhe.“

(...) „Weißt du eigentlich, dass du mein Fels im Sturm bist?“, rutschte es Aramis heraus, bevor er nachdenken konnte. Porthos’ Miene verzog sich zunächst überrascht, bevor sich sein Grinsen in ein warmes Lächeln verwandelte, das seine tiefbraunen Augen zum Leuchten brachte. Er trat einen Schritt näher an Aramis, öffnete die Arme und zog ihn in eine innige Umarmung. Ohne ein weiteres Wort standen sie eine Weile so, schenkten einander Stärke und Zuversicht, bis Porthos sich langsam löste und sanft verlangte: „Nun komm schon – leg dich hin.“

Und Aramis gab auf, kam der Bitte des Freundes nach. Er wusste, dass er sich auf Porthos verlassen konnte.

- Kapitel 14: Nicht hier, nicht heute Nacht -


D’Artagnan wusste nicht, wie lange er geschlafen hatte, doch er wusste sofort, warum er wach geworden war: Athos bewegte sich unter seiner Hand. Sofort war d’Artagnan hellwach, richtete sich ein Stück auf und sah seinem Gefährten im Licht einer Laterne, die gedimmt mitten im Zelt hing, ins Gesicht. Doch Athos war nicht bei Bewusstsein.

„Was ist, d’Art?“, hörte er die gedämpfte und doch unüberhörbar besorgte Stimme und spürte zugleich mehr als dass er sah, wie Porthos’ große Gestalt sich über sie beugte. Und im selben Moment erkannte er, was nicht stimmte.

„Fieber...“, antwortete er angespannt. Ohne Zögern wandte Porthos sich ab, und d’Artagnan hörte, wie er auf der anderen Zeltseite eindringlich raunte: „Aramis!“ Mehr brauchte es nicht, um ihn zu wecken. Doch d’Artagnan kümmerte sich nicht weiter um die beiden, sondern konzentrierte sich gänzlich auf Athos, der nun leise im Schlaf aufstöhnte, während seine Bewegungen unruhiger wurden.

„Ruhig, Olivier“, bat er und begann wieder, seinem Gefährten in großen, beruhigenden Kreisen über den Rücken zu fahren. Da war Aramis auch schon heran, griff an d’Artagnan vorbei an die Stirn ihres Freundes und dann an sein Handgelenk, um den Puls zu messen.

Sein Gesicht zeigte so deutlich seine Sorge, dass d’Artagnan nicht fragen musste, warum er nun hastig den Verband öffnete, den er am Abend so sorgsam um die Wunde gelegt hatte. „Es hat sich entzündet“, verkündete er schließlich so gefasst wie möglich.

„Was können wir tun?“ Porthos’ ruhige, sichere Stimme täuschte die beiden anderen nicht darüber hinweg, dass auch er den Ernst der Lage erkannt hatte, und doch wirkte seine Frage beruhigend auf d’Artagnans aufgewühlten Geist, gab ihm einen Fokus. Fragend sah auch er Aramis an, der erklärte: „Wir müssen unbedingt das Fieber senken, und er muss trinken! Ich brauche kaltes Wasser, und holt Lupien – er soll Weidenrinde mitbringen.“

Porthos nickte knapp und erklärte: „D’Artagnan – geh du zu Lupien, ich kümmere mich um das Wasser!“ Einen Moment lang schien es, als habe d’Artagnan ihn nicht gehört, doch dann gab er sich einen Ruck, schwang sich vom Bett, zog hastig die Stiefel an und wendete sich noch einmal Athos zu. „Ich bin gleich wieder da!“, raunte er eindringlich und fuhr ihm zugleich durch die Haare. Dann riss er sich los und lief aus dem Zelt. Porthos wechselte noch einen sorgenvollen Blick mit Aramis, bevor er ihm folgte.

Als die beiden draußen waren, suchte Aramis in seiner Satteltasche nach etwas, mit dem er die Infektion bekämpfen könnte. Doch er wusste, dass er eigentlich kein probates Mittel dagegen besaß. Hätte er wenigstens Laudanum gegen die Schmerzen... Doch das Opiat durfte nur von Ärzten angewendet werden, und so würde er auf die gängigen Heilkräuter zurückgreifen müssen. Frustriert warf er die Tasche auf den Tisch und wendete sich Athos zu – um sich dessen eindringlichem Blick gegenüberzusehen. Zwar glänzten die Augen fiebrig, doch er schien völlig bei Bewusstsein, als er mit rauer Stimme fragte: „Alles in Ordnung?“ Einen Moment war Aramis zu verblüfft, um zu antworten, dann lachte er trocken auf, ging zu Athos hinüber und erwiderte: „Nicht wirklich...“

Sofort stahl sich ein besorgter Ausdruck in den Blick des Freundes und er machte tatsächlich Anstalten, sich aufzurichten, was Aramis mit fester Hand sofort unterband.

„Wo ist d’Artagnan?“, verlangte der Ältere scharf zu wissen und stemmte sich zugleich mit der wenigen ihm verbliebenen Kraft gegen die ihn haltende Hand – und endlich verstand Aramis.

„Ihm geht es gut“, versicherte er deshalb schnell. „Du bist es, der uns Sorgen macht!“

Zu seiner Erleichterung gab Athos seinen Widerstand auf und sank wieder zurück auf das Bett. Dass sich sein Gesicht dabei vor Schmerzen verzog, entging Aramis jedoch nicht, genauso wenig, dass sein Blick durchs Zelt huschte, als könne sich d’Artagnan irgendwo in dem kleinen Raum verborgen halten. Deshalb erklärte er rasch: „Du hast Fieber. Die Wunde hat sich entzündet. Porthos und d’Artagnan holen draußen Hilfe.“

„Du hättest ihn nicht alleine nach draußen lassen sollen!“, knurrte Athos und funkelte ihn aus fiebrigen Augen an, was Aramis einfach übersah und mit geduldiger Nachsicht nur beruhigend erwiderte: „D’Artagnan ist sicher, mein Freund. De Grasse und Gaston sind tot. Spar deine Kräfte...“

Zu seiner Erleichterung schwang in dem Moment die Zeltbahn beiseite und d’Artagnan trat ein, gefolgt von Lupien. Sein Blick fiel sofort auf Athos, dessen Miene sich beim Anblick des jungen Musketiers entspannte.

„Du bist wach?“, stieß d’Artagnan mit hörbarer Erleichterung hervor, und mit zwei großen Schritten war er am Bett.

Aramis wusste, dass die Erleichterung zu früh kam, doch er brachte es nicht übers Herz, seinen jüngeren Bruder darauf hinzuweisen. Stattdessen bedeutete er Lupien mit einem Wink, mit ihm vor das Zelt zu gehen, um ihr Vorgehen zu besprechen.

Kaum war die Zeltklappe wieder hinter ihnen zugefallen, raunte er dem Kadetten zu: „Hast du die Weidenrinde mitgebracht?“

„Ich habe bereits einen Sud aufgesetzt“, antwortete der Kadett zu Aramis’ Überraschung und wies auf einen Kessel, der über einem kleinen Feuer nahe beim Kommandantenzelt hing. „Monsieur d’Artagnan leidet noch immer unter Kopfschmerzen, und ich dachte, vielleicht, wenn die Wunde des Kommandanten sich entzündet...“ Er schwieg unsicher unter dem eindringlichen Blick des Musketiers und sah verlegen zu Boden. Doch schon lag Aramis’ Hand auf seiner Schulter und er erklärte: „Das hast du gut gemacht, Lupien! Geh, und hole für beide Patienten etwas davon.“

Mit einem erleichterten Lächeln nickte Lupien, und, ermutigt durch Aramis’ Lob erklärte er: „Ich habe auch eine Paste, nach einem Rezept von meiner Mutter... Sie wirkt gegen Entzündungen, zumindest, wenn sie noch im Anfangsstadium sind.“

„Was enthält sie?“, fragte Aramis interessiert, und Lupien antwortete wie aus der Pistole geschossen: „Zwiebeln, Knoblauch, Ochsengalle und Wein.“ Als er Aramis’ überraschten Blick wahrnahm erläuterte er weiter: „Man muss das Ganze kleinhacken, in einem Kupferkessel kochen und mindestens zehn Tage ziehen lassen. Ich habe die Salbe angesetzt, bevor wir Paris verlassen haben.“ Dass Zwiebeln und Knoblauch Heilkräfte besaßen, war Aramis schon länger bekannt; die Mischung, die Lupien nannte, war jedoch ungewöhnlich. Doch da der Musketier sich mehr in der Versorgung von Wunden auskannte und weniger mit pflanzlichen Heilmethoden, nickte er und meinte: „Wenn du glaubst, die Paste könne helfen, dann hol sie her! Ich kümmere mich um den Weidenrinden-Sud für die beiden.“

Wieder nickte Lupien und lief eilig zu seinem Zelt. Nur kurz darauf stand er wieder bei Aramis, und gemeinsam gingen sie zurück zu ihren Patienten.

 

Derweil kniete d’Artagnan neben dem Bett und strich mit einer Hand durch Athos’ Haar, das schweißfeucht an ihm klebte.

„Bist du in Ordnung?“, schaffte Athos zu fragen, und d’Artagnan nickte lediglich. Er senkte seinen Kopf, bis seine Stirn die seines Freundes berührte und schloss die Augen. Erst dann wagte er zu antworten: „Ich bin in Ordnung – wenn es dir gutgeht, Yves...“

„Wird schon!“, raunte Athos zur Erwiderung und suchte mit der Rechten d’Artagnans Hand, die dieser griff und fest in die seine nahm, bevor er leise nachhakte: „Und Robert ist wirklich...?“

D’Artagnan atmete einmal tief ein, sah seinen Gefährten an und entgegnete mit grimmiger Genugtuung: „Tot.“

Einen Moment herrschte Schweigen, während die Männer sich nicht aus dem Blick ließen.

„Gut...“, entgegnete Athos schließlich heiser und schloss erschöpft die Augen, während er sacht mit dem Daumen über d’Artagnans Handrücken strich.

So fanden Lupien und Aramis sie, als sie einen Moment später erneut das Zelt betraten.

Langsam, etwas widerwillig richtete d’Artagnan sich auf, hielt aber weiter Athos’ Hand in seiner, während er sich nach den beiden Heilern umsah und fragte: „Ist er über den Berg?“

Aramis sah ihn eine Weile nur an, gestand dann aber: „Das Fieber ist noch nicht gebrochen. Doch Athos ist ein zäher Hund. Wenn er bereit ist, zu kämpfen...“

„Ist er!“, antwortete Athos selbst mit rauer Stimme, umklammerte nun seinerseits d’Artagnans Hand wie ein Versprechen.

„Gut!“, erwiderte Aramis nur mit einem feinen Lächeln. „Dann versuch, hiervon so viel du kannst zu trinken.“

„Was ist das?“, fragte d’Artagnan, und Lupien antwortete: „Weidenrinde und Mädesüß. Der Sud hilft gegen Schmerzen und Fieber.“

Aramis kam mit einem Becher zu den beiden und bat d’Artagnan: „Hilf ihm etwas auf, damit er trinken kann.“ Gemeinsam halfen sie Athos so weit in eine sitzende Position, dass er gegen d’Artagnan gelehnt Schluck für Schluck den Becher leeren konnte. Sein Atem ging angestrengt, als er schließlich wieder lag und sein Gesicht war schmerzhaft verzogen.

„Es wirkt gleich!“, versprach Aramis sanft, wendete sich dann an d’Artagnan und erklärte: „Und der zweite Becher ist für dich.“

„Für mich?“, protestierte der Jüngere mit gerunzelter Stirn und starrte den Becher an, den Lupien ihm reichte. „Athos benötigt es dringender.“

„Ich habe mehr als genug für Euch beide, Monsieur“, versicherte Lupien, „trinkt nur!“ Die unnachgiebige Festigkeit in seiner Stimme ließ d’Artagnan mit einem Mal erahnen, dass er einmal ein guter Heiler werden würde. Und als sein Blick auf Athos fiel, der ihn auffordernd anstarrte, gab er auf, nahm den Becher und kippte das Gebräu mit Todesverachtung in einem Zug hinunter.

„Ihr solltet Euch auch noch ein wenig hinlegen!“, riet Lupien, und Aramis lächelte verhalten, da der Junge nur seinen eigenen Ratschlag vorweggenommen hatte. D’Artagnan hielt sich nämlich zwar tapfer aufrecht, doch er war immer noch bleich wie ein Laken.

Wahrscheinlich vor allem, um Athos nicht zu beunruhigen, versprach d’Artagnan ernsthaft: „Das werde ich, sobald Athos versorgt ist.“ Lupien schien etwas darauf erwidern zu wollen, doch Aramis kam ihm zuvor und erklärte an den Kadetten gewandt: „Dann lass uns die Paste auf die Wunde des Kommandanten auftragen. Zeigst du sie mir?“

Lupien reichte ihm einen handtellergroßen Tiegel, der mit einem breiten Korken sorgfältig verschlossen war. Aramis öffnete ihn, und der Geruch trieb ihm Tränen in die Augen.

D’Artagnan sah, wie sein Bruder das Gesicht verzog und hinterfragte skeptisch: „Und das soll helfen?“

„Zwiebel und Knoblauch – alterprobte Heilmittel“, beschied ihm Aramis, während er zu den beiden ans Bett kam. Die weiteren Zutaten verschwieg er wohlweislich, sie würden die Ablehnung gegen die übelriechende Salbe nur unnötig erhöhen. „Ich werde das auf die Wunde auftragen“, erklärte er Athos stattdessen, und fügte sanft hinzu: „Es könnte weh tun.“

„Das tut es sowieso“, war Athos’ stoische Antwort. „Tu, was nötig ist.“

Aramis nickte knapp und begann die Behandlung. Nur die fest zusammengepressten Zähne und der Druck an d’Artagnans Hand zeugten davon, wie unangenehm die Prozedur für den Patienten war, bis die Paste verteilt und ein neuer Verband darübergelegt war.

„Fertig“, verkündete Aramis schließlich ruhig, und Athos stieß die Luft aus, die er angehalten hatte

In dem Moment kehrte Porthos mit einem Eimer Wasser zurück.

„Quellfrisch und eiskalt!“, verkündete er beim Hereinkommen, sah dann, dass Athos wach war und grinste breit vor Freude. Er stellte den Eimer ab und ging zum Bett, wo Aramis ihm Platz machte, um sich die Hände zu waschen und dann mit Lupiens Hilfe kühlende Leinenwickel vorzubereiten.

Inzwischen zog Porthos die Nase kraus und fragte: „Was stinkt hier denn so furchtbar?“

„Eine Heilsalbe, die Lupien mitgebracht hat“, entgegnete Aramis, und sein Tonfall warnte vor weiteren Verunglimpfungen, so dass Porthos eilig versicherte: „Alles, solange es hilft.“

Unterdessen stellte Aramis eine Schüssel mit kühlem Wasser, in dem ein leinenes Tuch lag, neben d’Artagnan und bat: „Wisch ihm damit die Stirn und das Gesicht ab. Lupien und ich kümmern uns um die Wadenwickel.“

Eine Weile arbeiteten sie schweigend, und Athos ließ alles geduldig über sich ergehen, genoss die kühlenden Hände auf seinem Gesicht und die feuchten, lauwarmen Tücher an seinen Unterschenkeln. Schließlich erklärte Aramis: „Für den Moment haben wir alles getan. Vielen Dank für deine Hilfe, Lupien. Jetzt solltest du wieder schlafen gehen.“

„Aber Ihr braucht auch Ruhe“, widersprach der Kadett leise, so dass Porthos mit einem freundlichen Lächeln intervenierte: „Ich wechsele mich mit ihm ab. Dich brauchen wir morgen wach und ausgeruht.“ Beide Musketiere wussten, dass d’Artagnan erst dann zur Ruhe kommen würde, wenn sie wieder unter sich waren. Schließlich nickte Lupien ergeben und verließ das Zelt.

Kaum war er draußen, fragte Athos seinen Gefährten möglichst gleichmütig: „Kommst du wieder zu mir?“ Das derart ungewöhnlich offene Eingeständnis, dass er die Nähe des Jüngeren suchte, war für die drei anderen ein mehr als deutliches Zeichen, wie schlecht es ihm tatsächlich ging. Ohne ein weiteres Wort kam d’Artagnan zu ihm und rutschte behutsam, um ihm keine Schmerzen zu bereiten, auf das breite Bett. Mit vorsichtigen Bewegungen drehte sich Athos auf seine unverletzte Seite, zog d’Artagnan näher an sich und stieß einen Seufzer der Erleichterung aus.

„Geht es so?“, raunte d’Artagnan an seiner Halsbeuge, und Athos murmelte, offenbar schon halb weggetreten: „Nur so...“ Dann lag er völlig still.

D’Artagnan lehnte den Kopf auf dem Kissen etwas zurück, hob behutsam die Hand, strich seinem Gefährten damit über die raue, bärtige Wange, über die Stirn bis in das nach wie vor schweißnasse Haar. Dann suchte sein Blick über Athos hinweg den seiner Brüder und er erklärte leise, die Panik unterdrückend: „Er fühlt sich noch heißer an als vorhin!“

Porthos und Aramis sahen sich an, und ihr Blick spiegelte ihre Sorge. Athos so schwach zu sehen war für sie alle mehr als ungewohnt und beunruhigend zugleich. Es war, als fürchtete ihr Ältester, die Nacht nicht zu überleben und wollte die letzten Stunden die Nähe seines Gefährten spüren.

Da brummte Athos mit einem Mal: „Ich sterbe nicht. Nicht hier, nicht heute Nacht. Wer sollte denn sonst auf euch drei aufpassen?“

Wie von einer Schnur gezogen kamen Aramis und Porthos an das Bett, legten ihre Hand auf Schulter und Arm des Freundes, und Aramis konnte nicht verhindern, leise zu lachen, während Porthos mit einem hörbaren Grinsen erwiderte: „Sturer Hund! Wir nehmen dich beim Wort, also wage es nicht...“

Athos öffnete die Augen, sah die drei an und versprach leise: „Das würde ich euch nicht antun...“ Bei diesen Worten drückte er d’Artagnan sacht und sah Porthos und Aramis fest in die Augen. Und auch wenn diese nach wie vor fiebrig glänzten, nahmen die Freunde sein Versprechen mit einem Nicken an, und Aramis ergänzte voll ungewöhnlichem Ernst: „Wir sind die vier Unzertrennlichen, vergiss das nicht! Und jetzt – schlaf dich gesund!“

Athos erwiderte nichts mehr, ihm fielen erneut vor Erschöpfung die Augen zu. Doch das safte Lächeln, das noch im Schlaf seine Lippen umspielte, erschien den anderen wie ein gutes Omen.

Und während sie gemeinsam über den Schlaf des Freundes wachten, ihm nahe waren und so Stärke und Rückhalt gaben, wurde die Hoffnung zur Gewissheit – auch dieses Abenteuer würden sie letztendlich überstehen – gemeinsam.

tbc...

 

Na, das ist doch ein netter, regelrecht vorweihnachtlich-friedlicher Schluss heute.

Man könnte die Story glattweg so enden lassen – aber ihr kennt mich, und ich euch (also zumindest meine allerliebsten Review-Musketiere): Da ist doch noch ein wenig zu klären, und wie immer ist mir das ein Anliegen, um die Geschichte rund zu machen und sauber abzuschließen. Deshalb kommen noch drei oder vier Kapitel. Eines nächste Woche Freitag, die anderen dann im Januar nach einer kurzen Weihnachtspause.

Ich wünsche nun vor Herzen einen schönen 4. Advent und wenig Stress in der kommenden Woche. Schenkt Euren Lieben Zeit statt nach Geschenken zu hasten – den Wert dieser eigentlich bekannten Weisheit hat mir erst neulich ein sehr enges Familienmitglied wieder vor Augen geführt, wodurch wundervolle Momente entstanden sind, von deren Erinnerung ich noch jahrelang zehren kann. Das wünsche ich Euch auch!

GLG

Ann

 

Fakten:

* bei der Recherche nach Behandlungsmethoden im 17. Jahrhundert bin ich auf einen Artikel gestoßen, der mich absolut verblüfft hat. Dabei geht es um Lupiens Paste aus Zwiebeln, Knoblauch, Ochsengalle und Wein. Man hat dieses Rezept aus dem 10. Jahrhundert wiederentdeckt, ausprobiert – und konnte damit zumindest im Labor sogar multiresistente Keime abtöten! Das ist der Hammer, oder?

Für Interessierte: Hier der Link zum Spiegel-Artikel:

https://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/balds-leechbook-mittelalter-rezeptur-als-antibiotika-a-1026726.html

Das hat mich so fasziniert, dass ich es unbedingt in der Story haben wollte. Wie nun Lupiens Mutter an das mittelalterliche Rezept aus England gekommen ist – nun, da lassen wir mal unserer Phantasie freien Lauf.

* Weidenrinde und auch Mädesüß waren jahrhundertelang gängige Heilkräuter bei Fieber und zur Schmerzlinderung. Weidenrinde enthält Bestandteile, die wir heute in Aspirin haben.
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