Streetwalking Baby
von justNaomi
Kurzbeschreibung
Armut, Gewalt, Kriminalität, Prostitution. All das ist Alltag im Elendsviertel von Brooklyn. Und genau dort lebt Michael, ein eigentlich netter Junge. Er will nicht länger dort leben und lernt fleißig für sein College für eine bessere Zukunft. Dann fängt sein Leben an sich zu ändern als er sich Hals über Kopf in die neue Nachbarin verliebt.
GeschichteDrama, Liebesgeschichte / P16 / Het
Michael Jackson
OC (Own Character)
02.09.2021
15.09.2021
14
42.226
2
Alle Kapitel
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Dieses Kapitel
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02.09.2021
3.228
Hallöchen^^
Dies ist meine zweite Fanfiction über Michael Jackson. Ich bekam neben meiner ersten FF diese Idee und nahm immer wieder Stichpunkte auf. Jetzt fange ich an zu schreiben.
Diese Idee kam mir als ich das Album 'BAD' mir anhörte und nebenbei auch andere FFs las. Es wird definitiv anders werden als die andere Geschichte.
Kurze Fakten (falls ich es nicht ganz beschreiben kann und eventuell Verwirrung aufkommt xd);
- es wird 1986 sein / Michael wäre da also 27/28 ... machen wir ihn ein Tick jünger 24/25, wäre besser für die Story ^^
- das Thema Musik und Weltberühmt ist gar keine Debatte – werde ich auch nochmal detailliert darauf eingehen
- er lebt, nur mit einem Teil seiner Geschwister in Brooklyn
- ich habe mir da so vorgestellt, dass er wie beim Short Film BAD aussehen wird – und, (die Idee kam mir später) ich wollte seine Krankheit Vitiligo beibehalten, da hatte mich dieses Bild inspiriert; https://www.pinterest.de/pin/372321094202241151/
Jaa, über meinen OC werdet ihr ja lesen ^^
Ich darf nicht zu viel schreiben, sonst spoiler ich meine eigene Story xd
Und damit viel Spaß mit dem ersten Kapitel! :)
Seufzend sitze ich in der Bahn und fahre die eineinhalb Stunden zurück Nachhause. Erschöpft blicke ich aus dem Fenster und schließe für einige Sekunden meine Augen. Manchmal bereue ich es, dass ich mir im College kein Zimmer genommen hab. Aber das wäre zu teuer und außerdem muss ich selbst auch noch Geld verdienen, indem ich in einem verdreckten Drogenclub arbeite. Andere Jobs gehen für mich nicht. Entweder das Geld ist zu wenig oder es passt mit meinem College nicht zusammen. Nachdenklich kaue ich auf den Kaugummi herum, der mir ein Kollege anbot und auf den ich mittlerweile über Stunden zerkaue. Eigentlich hat er gar keinen Geschmack mehr aber das Kauen hält mich vom einschlafen ab.
Immer mehr Leute steigen in ihrer Station aus. Sie alle wohnen in schickere Gegenden als ich. Jedes mal ist es mir aufs neue unangenehm in meinem Viertel auszusteigen. Die Sprechanlage ruft meinen Bezirk an. Brooklyn. Ausgerechnet der mieseste Teil. Schon als die Bahn langsamer wird und man den Bahnhof erkennen kann ist es eine Schande. Er ist völlig verdreckt, Graffiti überall und komplett trostlos. Noch in der Bahn sehe ich, wie eine Gruppe gegenseitig Drogen und Geld zueinander schieben. Die Bahn hält und ich stehe von mein Platz auf. Einige ältere Leute schauen mich gleich verängstigt an. Ich presse meine Lippen aufeinander und steige aus. In dem gefährlichsten Teil ganz New Yorks. Ich gehe an der Gruppe vorbei, die aggressiv zueinander werden und beschleunige meine Schritte um nicht irgendwie dazwischen zugeraten, wie es auch oft der Fall hier ist. Unschuldige werden einfach mit hineingezogen, wenn sie am falschen Ort, zur falschen Zeit sind.
Ich schleppe meine schwere Tasche, voll mit Büchern durch Brooklyn und treffe immer wieder auf bekannte Gesichter. Man kennt sich hier eben. Auch viele Obdachlose heben mir schwach die Hand. Es tut weh Menschen so leiden zusehen aber ich kann nichts für sie tun und muss an mich selbst denken. Auch Prostituierte, die am Straßenrand stehen und auf Freier warten, treffe ich an und sie begrüßen mich, was ich ihnen gleich tue. Ich gehe an einem leeren Platz entlang, der früher Mal ein Spielplatz war, jetzt eher als Todeszone angesehen wird. Die Geräte sind völlig veraltet und kaputt. Sperrmüll lagert sich immer weiter hier ab und die Kinder spielen damit. Auch jetzt laufen wenige Kinder herum und sind kreativ, was das Spielen angeht. Mein Weg führt mich zu den Blocks, wo ich auch wohne. Da es Winter ist, ist es dementsprechend auch ziemlich kalt aber mit Schnee hat man nicht viel Glück. Der letzte Schnee ist bereits Großteils geschmolzen und nur wenige Schneebrocken liegen hier. Ich umklammer meine Tasche, meine Hände sind erfroren, trotz Handschuhe und tun weh. Mein Blick wendet sich hoch zum Himmel, wo es total grau ist und die trostlose Stimmung hier noch unerträglicher macht. Aber man kann sich ablenken. Mir wird plötzlich meine Tasche von der Hand gerissen und der Dieb stellt sich grinsend vor mich ehe ich etwas erwidern konnte. Ich seufze: „Man Ski, ich dachte meine Existenz wird gerade gestohlen."
Ski ist einer meiner besten Freunde und trägt eine alberne Mütze mit einer großen Bommel darauf. Er hebt ungläubig meine Tasche hoch: „Alter, was geben sie dir denn mit?"
„Nennt sich Bücher." sage ich monoton und nehme sie ihm wieder ab. Lachend geht er an meiner Seite mit: „Wir bekommen eine neue Nachbarschaft." singt er fröhlich, wobei ich die Stirn runzel: „Ja und? Soll ich mich freuen, dass jemand weiteres in diesem Drecksloch leben muss?"
„Vielleicht ja schon." grinst er schelmisch, „Da ist eine wunderschöne Tussi bei. Die würde glatt Tatiana im Schatten stellen."
Wenn er das so sagte, musste es stimmen. Tatiana ist ein gute Freundin von mir und extrem hübsch. All meine Freunde finden das, nur würden sie es anders sagen. Wie Bruce, unser Anführer unserer Clique, jetzt sagen würde, hat Tatiana einen geilen Arsch. Ich benutze solche Ausdrücke nicht, meine Mutter würde mich dafür schändigen. Und außerdem habe ich auch viel zu großen Respekt vor meinen Schwestern und will nicht, dass sie als Wildfleisch angesehen werden.
„Bruce und Wesley sind gerade bei ihr und helfen ihr." zwinkert er, wobei ich nur seufzend die Augen rolle. Und tatsächlich, als wir um die Ecke gehen steht ein großer Mietwagen vorm Block, meinem genau gegenüber und einige aus der Nachbarschaft helfen beim transportieren.
„Das sie alle so hilfsbereit sind, ist ja ungewöhnlich." sage ich und bleibe mit ihm stehen um mir ein Bild daraus zu machen. Die neuen Gesichter sehe ich bisher nicht. Ski lacht auf: „Ja, Bruce hat allen befohlen mit zu helfen."
Typisch, denke ich mir. Bruce ist in diesem Viertel jemand, vor dem man Respekt hat und darauf hört, was er sagt. Eigentlich ist es Bullshit. Jeder hat einfach nur Angst vor ihm, weil er eine Waffe besitzt und seine unkontrollierbare Wut ist da auch noch ein Faktor. Dann kommt dieser auch schon grinsend aus dem Gebäude um sich ein nächsten Karton zuschnappen als er uns erblickt und die Hand hebt: „Helft mal mit Jungs!" ruft er uns zu. Ski läuft breit grinsend dahin, ich hingegen muss den Kopf schütteln: „Ich gehe erst einmal nach oben." zum verstehen hebe ich auch nochmal meine Tasche hoch. Bruce zuckt die Augenbrauen: „Sicher, dass du nicht helfen willst?"
Ich verstehe seine Anspielung aber gehe darauf nicht ein und verneine: „Ich muss hoch. Wir treffen uns später vielleicht." ich hebe meine Hand und gehe zu meinem Block. Das sie wegen einem hübschen Mädchen solch ein Tamtam machen, unbegreiflich. Ich erreiche die Wohnungstür und schließe sie auf. Gleich kommt mir meine kleine Schwester Janet entgegen. Erschrocken schaue ich sie an: „Was hast du da an?"
„Ein Kleid?" meint sie unschuldig. Ich ziehe meine Handschuhe aus und betrachte ungläubig den Fetzen, denn sie als Kleid abstempelt: „So wirst du nicht auf die Straße gehen. Es sieht aus wie ein Unterkleid."
„Es ist meine Entscheidung." meint sie leicht zickig.
„Du bist gerade mal 15!" sage ich, wobei sie genervt seufzt: „Ich bin 16, Michael!" korrigiert sie mich etwas lauter, wobei unsere Mutter uns von der Wohnstube aus ermahnt. Verärgert gehe ich zu ihr: „Lässt du deine Tochter so herumlaufen?" frage ich entsetzt und Mutter, die gerade am Stricken ist, schaut verwirrt auf und betrachtet Janet ebenfalls: „Das ist doch die Mode heutzutage. Außerdem hat LaToya ihr neue Klamotten geschickt, die sie nicht mehr trägt."
„War ja klar." murmel ich und wende mich zu Janet, „Zieh dir wenigstens darunter eine Hose an."
„Zu einem Kleid zieht man doch keine Hose an, du Schlaumeier." streckt sie mir frech die Zunge raus. Seufzend gehe ich in mein Zimmer und lege meine Tasche neben das Bett um mich selbst auf das Bett zulegen und auf die Decke zu starren. Immer das Gleiche hier. Mein Kopf dröhnt vom vielen lernen und ich kaue noch immer auf dem Kaugummi herum, der langsam eklig wird. Ich setze mich wieder auf und nehme mir meinen, bereits vollen Mülleimer zur Hand, der in Reichweite ist und spucke mein Kaugummi aus. Dann stehe ich selbst nochmal auf und ziehe mir meinen dunkelgrauen Mantel aus um ihn direkt über meinen Stuhl zulegen. Ich schaue hinaus zur neuen Nachbarschaft, die weiter Kartons hinein schleppen. Nun sehe ich ein neues Gesicht. Ein Mädchen, die ich beinahe als Jungen erkannt hätte, hätte sie kein grünes Kleid mit weißer dicken Strumpfhose an. Sie hat nämlich ihre Haare ganz kurz geschoren, was sehr afrikanisch ausschaut, besonders für ihren sehr dunklen Teint. Ich schätze sie auf 12 bis 14 Jahre. Ein neues Gesicht erscheint, ein älterer Herr, vielleicht schon um die 50 Jahre, Glatze und eine runde Brille auf der Nase. Er ist komplett schwarz gekleidet und am Hals erkenne ich ein kleines Viereck. Er muss Priester sein. Das würde Hoffnung im Viertel geben. Glaube ist schließlich das einzige woran sie sich halten können. Der Mann scheint sehr nett auszusehen, ist auch etwas dicklicher aber für seine Größe sieht es noch gut aus. Er muss der Vater vom Mädchen sein, obwohl ich sie aus dem vierten Stock beobachte, erkenne ich ihre Ähnlichkeit sehr deutlich. Auch erkenne ich wieder Ski, Bruce und der letzte meiner Freude, Wesley. So euphorisch hatte ich sie selten gesehen. Und dabei schleppen sie nur Kartons. Mein Blick erhebt sich nach vorne. Dort wo ich sonst immer nur leere Fenster mit Ausblick zu einer leeren Wohnung fand, sehe ich viele Kartons und auch wenige Helfer, die beim Aufbau der Möbel helfen. Dann kommt auf einmal ein weibliches Wesen in meinem Alter vor dem Fenster und stellt eine Pflanze auf das Brett. Ich bin wie in Starre als ich sieh erblicke. Ihr Teint würde ich ein wenig heller als dass der anderen beiden sagen. Ihre dunklen braunen Locken sind unter einem Tuch, wo nur die Spitzen oben rausschauen und vor ihrer Stirn. Große Ohrringe sehe ich an ihr und am Hals die passende Kette. Sie trägt ein enganliegenden, weißen Pullover mit Kragen und an ihrer schmalen Taille erkenne ich eine schwarze, eher lockere Jeanshose. Sie hat voluminöse Lippen, die sie gerade elegant befeuchtet. Sie schaut so rein und gutherzig aus. Ihr Blick wirkt ein wenig traurig und ich erkenne, dass sie seufzt. Ich frage mich, was sie so seufzen lässt. Wahrscheinlich der anstrengende Umzugsstress. Oder vielleicht musste sie wie ich ungewollt hier her ziehen. Denn, sie wirkt nicht wie eine arme Frau, die jeden Penny umdrehen muss. Im Gegenteil, so wie ich sie ansehe, sieht sie aus wie aus einer höheren Klasse, die normalerweise hier mit Brooklyn nichts zu tun hat. Ich verstehe, warum die Jungs so auf sie stehen. Sie ist eine Naturschönheit mit afrikanischen Wurzeln. Mein Herz setzt beinahe aus als ihr Blick zu mir gleitet. Wir haben Blickkontakt, für eine Millisekunde. Wie ein kleiner Junge fallen ich zu Boden um schnell ihren Blick zu entkommen. Als wäre ich gerade vor der Polizei weggerannt atme ich hektisch. Wie peinlich, ist mein erster Gedanke und traue mich kaum wieder aufzusehen. Ich bleibe auf dem Boden und krabbel vorsichtig, damit man mich nicht sieht zum Rollo und mache sie runter. Erst dann atme ich auf und fühle mich wie ein Idiot. Ich hätte nett winken können, schließlich werden wir uns wohl öfter sehen, da sie genau gegenüber von mir wohnt.
Plötzlich klingelt es an der Tür. Da man nicht mehr in mein Zimmer schauen kann, kann ich auch ohne Bedenken aufstehen und zur Tür gehen, die Janet bereits öffnete und den Gast eintreten lässt. Es ist Tatiana. Wirklich überraschen tut es mich nicht, sie kommt öfter hier her. Sie begrüßt Janet herzlich und gibt ihr ein Kompliment für das, mir zu gewagte, Kleid ab, wobei ich auch die Augen rolle. Sie begrüßt auch kurz meine Mutter ehe wir in mein Zimmer gehen. Die Tür ist noch nicht ganz ins Schloss gefallen, da stürmt sie auch schon um mein Hals und gibt mir einen dicken Kuss auf die Wange: „Und, wie war der Test?"
„Es war kein richtiger Test, mehr eine Vorprüfung." korrigiere ich sie und setzen uns auf mein Bett. Sie hat eine enge Hose an und darüber einen lockeren Strickpullover. Sie hat lange, lockige braune Haare, die mir damals als erstes bei ihr auffielen. Sie ist eine hübsche junge Frau, was mich nur stört, ist, dass sie nicht gläubig ist und ihr Leben so lebt, wie sie es will. Daran soll auch nichts verwerfliches sein, doch ich finde, sie übertreibt mit ihrer Freiheit, besonders was ihren Körper angeht. Selbst mit Bruce hatte sie mal bereits etwas und weil er nicht in einer Beziehung wollte, warf er sie in den Wind. Ich hatte sie aufgelöst vorgefunden und so wurden wir Freunde. ... Die manchmal etwas mehr als nur Freunde sind. Ich bin nicht stolz darauf, besonders da ich nicht so erzogen wurde. Aber manchmal ist diese Nähe und dieser Druckabbau genau das Richtige. Wenn meine Mutter das wüsste, würde sie mich wahrscheinlich mit dem Gürtel auspeitschen anstatt Joseph, meinen Vater.
„Wir haben neue Nachbarn." erzählt sie, wobei mir kribbelig wird, da ich wieder an diese Frau denken muss, „Sie scheinen nett zu sein. Ich konnte vorhin mit ihnen reden. Younes heißt die Familie. Und der Vater ist sogar Priester."
Hatte ich also richtig geschätzt, lobe ich mich in Gedanken.
„Sie kommen aus Liberia, hat mir Mara erzählt. Sie ist die Jüngste und 12 Jahre alt." lehrt mich Tatiana und ich höre bedacht zu. Sie hatte schon immer viel und gerne geredet, was manchmal ein wenig anstrengend ist aber dazu was sagen, würde ich mir nicht trauen. Mutter sagte mal, dass es auch einfach von Natur aus ist, dass Frauen mehr reden als Männer. Wirklich glauben tue ich das nicht, denn ich kenne viele Mädchen und Frauen, die auch mehr ruhig als redegewandt sind. Allerdings soll viel Reden auch ein Zeichen der Zufriedenheit sein, dass derjenige sich beim anderen wohl fühlt und ihm alles sagen kann. Dann endlich das Thema, was mich wirklich interessiert.
„Die älteste Tochter von Priester Bevis ist Delali, sie ist so alt wie wir und arbeitet von nun an in einem Café, am anderen Stadtteil."
Delali ... So ist also ihr Name. Delali Younes, ursprünglich aus Liberia. Immer wieder hallt ihr Name in meinem Kopf, wobei ich gar nicht mehr wahrnehme, was Tatiana mir alles erzählt. Erst als sie vor meinen Augen schnipst komme ich zurück zum Jetzt und blinzel sie verwundert an. Sie seufzt: „Du hast nicht zugehört, oder?"
Beschämt schüttel ich den Kopf und sie beginnt nochmal von vorne. Ich unterdrücke mir meine Augen zurollen und bleibe höflich.
Obwohl es nie vor kam, bin ich froh, dass Joe Nachhause kommt und schlechte Laune hat. Er brüllt durch die Wohnung und Tatiana macht sich lieber aus dem Staub. Doch mit dem Gedanken jetzt einfach alleine in meinem Zimmer zu sein war zu hoch ergriffen als er mich ruft. Ich gehe zur kleinen Küchen, wo Joe am kleinen Tisch, wo maximal zwei Leute essen können, sitzt und ziemlich erschöpft aussieht. Er hebt seinen Finger zu mir: „Wo sind Randy und Marlon?"
„Wahrscheinlich mit ihren Freunden unterwegs." antworte ich und halte meine Hände hinter dem Rücken. Er soll mein Zittern nicht sehen, das macht ihn nur noch wütender. Dabei ist er jetzt schon in rage: „Ihr verdammten Tunichtguts!" schreit er und schlägt laut seine Hände auf dem Tisch, „Sie sollten was aus ihrem Leben machen und sich nicht herumtreiben!"
Ich weiß nicht, was ich mit dieser Situation zu tun habe, schließlich gehe ich aufs College und bin in fast allen Fächern sehr gut und lerne fleißig. Marlon ist ein Jahr älter als ich und sollte sich mehr um eine Jobstelle kümmern, da gebe ich Joe Recht aber seine Freiheit liegt ihm mehr am Herzen. Und Randy wurde von der High School geflogen, der Grund ist simpel, er kreuzte dort nie auf. Obwohl sie schon ständig ein Auge zudrückten und er später immer wieder der älteste der Klasse war, wurde er nun mit 20 Jahren rausgeschmissen und trifft sich auch lieber mit seinen Freunden als sich um seine Zukunft zu kümmern. Ich bin nur froh, dass Janet noch relativ vernünftig ist und die Schule durchzieht. Ich kann Joe nicht einmal hinter dem Rücken fallen, er will das Beste für uns und sie lassen sich gehen. Wäre Joe öfter Zuhause, würde die Lage auch anders aussehen. Er arbeitet von Morgens bis Abends als Stahlwerker um uns über die Runden zubringen, Mutter kann nicht arbeiten, da sie ein chronisch verstauchten Fuß besitzt. Ich muss selbst für meine Zukunft sparen mit dem Geld was ich im Club verdiene und bin Joe eigentlich dankbar für seine Arbeit, sonst müsste ich wohl eher die Familie ernähren. Meine anderen fünf Geschwister wohnen längst woanders, haben geheiratet, führen eine glückliche Familie und leben ohne Probleme, wie es sich immer anhört. Marlon und ich sind da wohl Spätzünder.
Joe winkt mich weg, er hatte sich selbst beruhigen können: „Geh mir aus den Augen, du hässliches Kind."
Dazu sage ich nichts und gehe aus der Küche. Im Flur steht Janet, die mich aufmunternd anlächelt, was ich nur mild erwidern kann und mich in mein Zimmer verkrieche. Ich bin froh, dass ich ein eigenes Zimmer hab, während Janet mit Randy eins teilen muss, unsere Eltern ein kleinen Raum besitzen und Marlon bekam die Couch in der Wohnstube, da er sowieso kaum mehr hier schläft und sich ständig irgendwo herumtreibt. Als ich die Tür schließe, entkommt mir ein Schnief. Eigentlich sollte es mir nicht mehr so nah gehen, dass Joe mich so nennt, denn es ist schon normal geworden, so lange wie er mich mit meinem Aussehen aufzieht. Aber es tut immer noch weh. Ich kann nichts dafür dass ich so aussehen, habe mir sogar schon eine Nasenoperation ergaunert indem ich eine Kreditkarte fand und falsche Angaben bezüglich der Bezahlung und Namen gab. Das schlimmste ist jedoch die Hautkrankheit, die ich nicht kontrollieren kann und sehr auffällt. Meine Eltern, meine Geschwister sind alle schwarz und das war ich auch, bis immer mehr weiße Flecke aufkamen und auch mein Gesicht belagern. Der Arzt nennt es Vitiligo. Meine Hautpigmente werden zerstört und werden mich immer mehr weiß machen. Dabei war ich schon so froh, dass meine Akne wegging und ich diese große Knubbelnase im Gesicht los war, dann kam einfach noch das. Hätte ich wenigstens das Geld für Make Up um all die Flecke zu verstecken, würden mich die Leute nicht so komisch angeekelt ansehen. Wenigstens meine Freunde finden daran nichts schlimmeres und sehen mich immer noch als Schwarzen an, der ich nun mal bin. Nur Joe akzeptiert mich nun weniger als zuvor, als hätte ich mir die Krankheit ausgesucht und will weiß werden um aus diesem Elend zu entfliehen. Das wäre rassistisch, für beiden Seiten. Selbst wenn, einfach seine Hautfarbe zu ändern bringt mich genauso wenig voran.
Um meine Traurigkeit zu unterdrücken schalte ich meinen alten Plattenspieler an, das einzige Teil, was ich nicht verkaufen musste, stecke mir die großen Kopfhörer ein und spiele James Brown. Mit seiner Musik lerne ich noch etwas für den nächsten Tag auf dem College.
Es ist nur ein kleiner Einblick in seinem Leben.
Ich hoffe euch hat das erste Kapitel gefallen :)
Dies ist meine zweite Fanfiction über Michael Jackson. Ich bekam neben meiner ersten FF diese Idee und nahm immer wieder Stichpunkte auf. Jetzt fange ich an zu schreiben.
Diese Idee kam mir als ich das Album 'BAD' mir anhörte und nebenbei auch andere FFs las. Es wird definitiv anders werden als die andere Geschichte.
Kurze Fakten (falls ich es nicht ganz beschreiben kann und eventuell Verwirrung aufkommt xd);
- es wird 1986 sein / Michael wäre da also 27/28 ... machen wir ihn ein Tick jünger 24/25, wäre besser für die Story ^^
- das Thema Musik und Weltberühmt ist gar keine Debatte – werde ich auch nochmal detailliert darauf eingehen
- er lebt, nur mit einem Teil seiner Geschwister in Brooklyn
- ich habe mir da so vorgestellt, dass er wie beim Short Film BAD aussehen wird – und, (die Idee kam mir später) ich wollte seine Krankheit Vitiligo beibehalten, da hatte mich dieses Bild inspiriert; https://www.pinterest.de/pin/372321094202241151/
Jaa, über meinen OC werdet ihr ja lesen ^^
Ich darf nicht zu viel schreiben, sonst spoiler ich meine eigene Story xd
Und damit viel Spaß mit dem ersten Kapitel! :)
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Seufzend sitze ich in der Bahn und fahre die eineinhalb Stunden zurück Nachhause. Erschöpft blicke ich aus dem Fenster und schließe für einige Sekunden meine Augen. Manchmal bereue ich es, dass ich mir im College kein Zimmer genommen hab. Aber das wäre zu teuer und außerdem muss ich selbst auch noch Geld verdienen, indem ich in einem verdreckten Drogenclub arbeite. Andere Jobs gehen für mich nicht. Entweder das Geld ist zu wenig oder es passt mit meinem College nicht zusammen. Nachdenklich kaue ich auf den Kaugummi herum, der mir ein Kollege anbot und auf den ich mittlerweile über Stunden zerkaue. Eigentlich hat er gar keinen Geschmack mehr aber das Kauen hält mich vom einschlafen ab.
Immer mehr Leute steigen in ihrer Station aus. Sie alle wohnen in schickere Gegenden als ich. Jedes mal ist es mir aufs neue unangenehm in meinem Viertel auszusteigen. Die Sprechanlage ruft meinen Bezirk an. Brooklyn. Ausgerechnet der mieseste Teil. Schon als die Bahn langsamer wird und man den Bahnhof erkennen kann ist es eine Schande. Er ist völlig verdreckt, Graffiti überall und komplett trostlos. Noch in der Bahn sehe ich, wie eine Gruppe gegenseitig Drogen und Geld zueinander schieben. Die Bahn hält und ich stehe von mein Platz auf. Einige ältere Leute schauen mich gleich verängstigt an. Ich presse meine Lippen aufeinander und steige aus. In dem gefährlichsten Teil ganz New Yorks. Ich gehe an der Gruppe vorbei, die aggressiv zueinander werden und beschleunige meine Schritte um nicht irgendwie dazwischen zugeraten, wie es auch oft der Fall hier ist. Unschuldige werden einfach mit hineingezogen, wenn sie am falschen Ort, zur falschen Zeit sind.
Ich schleppe meine schwere Tasche, voll mit Büchern durch Brooklyn und treffe immer wieder auf bekannte Gesichter. Man kennt sich hier eben. Auch viele Obdachlose heben mir schwach die Hand. Es tut weh Menschen so leiden zusehen aber ich kann nichts für sie tun und muss an mich selbst denken. Auch Prostituierte, die am Straßenrand stehen und auf Freier warten, treffe ich an und sie begrüßen mich, was ich ihnen gleich tue. Ich gehe an einem leeren Platz entlang, der früher Mal ein Spielplatz war, jetzt eher als Todeszone angesehen wird. Die Geräte sind völlig veraltet und kaputt. Sperrmüll lagert sich immer weiter hier ab und die Kinder spielen damit. Auch jetzt laufen wenige Kinder herum und sind kreativ, was das Spielen angeht. Mein Weg führt mich zu den Blocks, wo ich auch wohne. Da es Winter ist, ist es dementsprechend auch ziemlich kalt aber mit Schnee hat man nicht viel Glück. Der letzte Schnee ist bereits Großteils geschmolzen und nur wenige Schneebrocken liegen hier. Ich umklammer meine Tasche, meine Hände sind erfroren, trotz Handschuhe und tun weh. Mein Blick wendet sich hoch zum Himmel, wo es total grau ist und die trostlose Stimmung hier noch unerträglicher macht. Aber man kann sich ablenken. Mir wird plötzlich meine Tasche von der Hand gerissen und der Dieb stellt sich grinsend vor mich ehe ich etwas erwidern konnte. Ich seufze: „Man Ski, ich dachte meine Existenz wird gerade gestohlen."
Ski ist einer meiner besten Freunde und trägt eine alberne Mütze mit einer großen Bommel darauf. Er hebt ungläubig meine Tasche hoch: „Alter, was geben sie dir denn mit?"
„Nennt sich Bücher." sage ich monoton und nehme sie ihm wieder ab. Lachend geht er an meiner Seite mit: „Wir bekommen eine neue Nachbarschaft." singt er fröhlich, wobei ich die Stirn runzel: „Ja und? Soll ich mich freuen, dass jemand weiteres in diesem Drecksloch leben muss?"
„Vielleicht ja schon." grinst er schelmisch, „Da ist eine wunderschöne Tussi bei. Die würde glatt Tatiana im Schatten stellen."
Wenn er das so sagte, musste es stimmen. Tatiana ist ein gute Freundin von mir und extrem hübsch. All meine Freunde finden das, nur würden sie es anders sagen. Wie Bruce, unser Anführer unserer Clique, jetzt sagen würde, hat Tatiana einen geilen Arsch. Ich benutze solche Ausdrücke nicht, meine Mutter würde mich dafür schändigen. Und außerdem habe ich auch viel zu großen Respekt vor meinen Schwestern und will nicht, dass sie als Wildfleisch angesehen werden.
„Bruce und Wesley sind gerade bei ihr und helfen ihr." zwinkert er, wobei ich nur seufzend die Augen rolle. Und tatsächlich, als wir um die Ecke gehen steht ein großer Mietwagen vorm Block, meinem genau gegenüber und einige aus der Nachbarschaft helfen beim transportieren.
„Das sie alle so hilfsbereit sind, ist ja ungewöhnlich." sage ich und bleibe mit ihm stehen um mir ein Bild daraus zu machen. Die neuen Gesichter sehe ich bisher nicht. Ski lacht auf: „Ja, Bruce hat allen befohlen mit zu helfen."
Typisch, denke ich mir. Bruce ist in diesem Viertel jemand, vor dem man Respekt hat und darauf hört, was er sagt. Eigentlich ist es Bullshit. Jeder hat einfach nur Angst vor ihm, weil er eine Waffe besitzt und seine unkontrollierbare Wut ist da auch noch ein Faktor. Dann kommt dieser auch schon grinsend aus dem Gebäude um sich ein nächsten Karton zuschnappen als er uns erblickt und die Hand hebt: „Helft mal mit Jungs!" ruft er uns zu. Ski läuft breit grinsend dahin, ich hingegen muss den Kopf schütteln: „Ich gehe erst einmal nach oben." zum verstehen hebe ich auch nochmal meine Tasche hoch. Bruce zuckt die Augenbrauen: „Sicher, dass du nicht helfen willst?"
Ich verstehe seine Anspielung aber gehe darauf nicht ein und verneine: „Ich muss hoch. Wir treffen uns später vielleicht." ich hebe meine Hand und gehe zu meinem Block. Das sie wegen einem hübschen Mädchen solch ein Tamtam machen, unbegreiflich. Ich erreiche die Wohnungstür und schließe sie auf. Gleich kommt mir meine kleine Schwester Janet entgegen. Erschrocken schaue ich sie an: „Was hast du da an?"
„Ein Kleid?" meint sie unschuldig. Ich ziehe meine Handschuhe aus und betrachte ungläubig den Fetzen, denn sie als Kleid abstempelt: „So wirst du nicht auf die Straße gehen. Es sieht aus wie ein Unterkleid."
„Es ist meine Entscheidung." meint sie leicht zickig.
„Du bist gerade mal 15!" sage ich, wobei sie genervt seufzt: „Ich bin 16, Michael!" korrigiert sie mich etwas lauter, wobei unsere Mutter uns von der Wohnstube aus ermahnt. Verärgert gehe ich zu ihr: „Lässt du deine Tochter so herumlaufen?" frage ich entsetzt und Mutter, die gerade am Stricken ist, schaut verwirrt auf und betrachtet Janet ebenfalls: „Das ist doch die Mode heutzutage. Außerdem hat LaToya ihr neue Klamotten geschickt, die sie nicht mehr trägt."
„War ja klar." murmel ich und wende mich zu Janet, „Zieh dir wenigstens darunter eine Hose an."
„Zu einem Kleid zieht man doch keine Hose an, du Schlaumeier." streckt sie mir frech die Zunge raus. Seufzend gehe ich in mein Zimmer und lege meine Tasche neben das Bett um mich selbst auf das Bett zulegen und auf die Decke zu starren. Immer das Gleiche hier. Mein Kopf dröhnt vom vielen lernen und ich kaue noch immer auf dem Kaugummi herum, der langsam eklig wird. Ich setze mich wieder auf und nehme mir meinen, bereits vollen Mülleimer zur Hand, der in Reichweite ist und spucke mein Kaugummi aus. Dann stehe ich selbst nochmal auf und ziehe mir meinen dunkelgrauen Mantel aus um ihn direkt über meinen Stuhl zulegen. Ich schaue hinaus zur neuen Nachbarschaft, die weiter Kartons hinein schleppen. Nun sehe ich ein neues Gesicht. Ein Mädchen, die ich beinahe als Jungen erkannt hätte, hätte sie kein grünes Kleid mit weißer dicken Strumpfhose an. Sie hat nämlich ihre Haare ganz kurz geschoren, was sehr afrikanisch ausschaut, besonders für ihren sehr dunklen Teint. Ich schätze sie auf 12 bis 14 Jahre. Ein neues Gesicht erscheint, ein älterer Herr, vielleicht schon um die 50 Jahre, Glatze und eine runde Brille auf der Nase. Er ist komplett schwarz gekleidet und am Hals erkenne ich ein kleines Viereck. Er muss Priester sein. Das würde Hoffnung im Viertel geben. Glaube ist schließlich das einzige woran sie sich halten können. Der Mann scheint sehr nett auszusehen, ist auch etwas dicklicher aber für seine Größe sieht es noch gut aus. Er muss der Vater vom Mädchen sein, obwohl ich sie aus dem vierten Stock beobachte, erkenne ich ihre Ähnlichkeit sehr deutlich. Auch erkenne ich wieder Ski, Bruce und der letzte meiner Freude, Wesley. So euphorisch hatte ich sie selten gesehen. Und dabei schleppen sie nur Kartons. Mein Blick erhebt sich nach vorne. Dort wo ich sonst immer nur leere Fenster mit Ausblick zu einer leeren Wohnung fand, sehe ich viele Kartons und auch wenige Helfer, die beim Aufbau der Möbel helfen. Dann kommt auf einmal ein weibliches Wesen in meinem Alter vor dem Fenster und stellt eine Pflanze auf das Brett. Ich bin wie in Starre als ich sieh erblicke. Ihr Teint würde ich ein wenig heller als dass der anderen beiden sagen. Ihre dunklen braunen Locken sind unter einem Tuch, wo nur die Spitzen oben rausschauen und vor ihrer Stirn. Große Ohrringe sehe ich an ihr und am Hals die passende Kette. Sie trägt ein enganliegenden, weißen Pullover mit Kragen und an ihrer schmalen Taille erkenne ich eine schwarze, eher lockere Jeanshose. Sie hat voluminöse Lippen, die sie gerade elegant befeuchtet. Sie schaut so rein und gutherzig aus. Ihr Blick wirkt ein wenig traurig und ich erkenne, dass sie seufzt. Ich frage mich, was sie so seufzen lässt. Wahrscheinlich der anstrengende Umzugsstress. Oder vielleicht musste sie wie ich ungewollt hier her ziehen. Denn, sie wirkt nicht wie eine arme Frau, die jeden Penny umdrehen muss. Im Gegenteil, so wie ich sie ansehe, sieht sie aus wie aus einer höheren Klasse, die normalerweise hier mit Brooklyn nichts zu tun hat. Ich verstehe, warum die Jungs so auf sie stehen. Sie ist eine Naturschönheit mit afrikanischen Wurzeln. Mein Herz setzt beinahe aus als ihr Blick zu mir gleitet. Wir haben Blickkontakt, für eine Millisekunde. Wie ein kleiner Junge fallen ich zu Boden um schnell ihren Blick zu entkommen. Als wäre ich gerade vor der Polizei weggerannt atme ich hektisch. Wie peinlich, ist mein erster Gedanke und traue mich kaum wieder aufzusehen. Ich bleibe auf dem Boden und krabbel vorsichtig, damit man mich nicht sieht zum Rollo und mache sie runter. Erst dann atme ich auf und fühle mich wie ein Idiot. Ich hätte nett winken können, schließlich werden wir uns wohl öfter sehen, da sie genau gegenüber von mir wohnt.
Plötzlich klingelt es an der Tür. Da man nicht mehr in mein Zimmer schauen kann, kann ich auch ohne Bedenken aufstehen und zur Tür gehen, die Janet bereits öffnete und den Gast eintreten lässt. Es ist Tatiana. Wirklich überraschen tut es mich nicht, sie kommt öfter hier her. Sie begrüßt Janet herzlich und gibt ihr ein Kompliment für das, mir zu gewagte, Kleid ab, wobei ich auch die Augen rolle. Sie begrüßt auch kurz meine Mutter ehe wir in mein Zimmer gehen. Die Tür ist noch nicht ganz ins Schloss gefallen, da stürmt sie auch schon um mein Hals und gibt mir einen dicken Kuss auf die Wange: „Und, wie war der Test?"
„Es war kein richtiger Test, mehr eine Vorprüfung." korrigiere ich sie und setzen uns auf mein Bett. Sie hat eine enge Hose an und darüber einen lockeren Strickpullover. Sie hat lange, lockige braune Haare, die mir damals als erstes bei ihr auffielen. Sie ist eine hübsche junge Frau, was mich nur stört, ist, dass sie nicht gläubig ist und ihr Leben so lebt, wie sie es will. Daran soll auch nichts verwerfliches sein, doch ich finde, sie übertreibt mit ihrer Freiheit, besonders was ihren Körper angeht. Selbst mit Bruce hatte sie mal bereits etwas und weil er nicht in einer Beziehung wollte, warf er sie in den Wind. Ich hatte sie aufgelöst vorgefunden und so wurden wir Freunde. ... Die manchmal etwas mehr als nur Freunde sind. Ich bin nicht stolz darauf, besonders da ich nicht so erzogen wurde. Aber manchmal ist diese Nähe und dieser Druckabbau genau das Richtige. Wenn meine Mutter das wüsste, würde sie mich wahrscheinlich mit dem Gürtel auspeitschen anstatt Joseph, meinen Vater.
„Wir haben neue Nachbarn." erzählt sie, wobei mir kribbelig wird, da ich wieder an diese Frau denken muss, „Sie scheinen nett zu sein. Ich konnte vorhin mit ihnen reden. Younes heißt die Familie. Und der Vater ist sogar Priester."
Hatte ich also richtig geschätzt, lobe ich mich in Gedanken.
„Sie kommen aus Liberia, hat mir Mara erzählt. Sie ist die Jüngste und 12 Jahre alt." lehrt mich Tatiana und ich höre bedacht zu. Sie hatte schon immer viel und gerne geredet, was manchmal ein wenig anstrengend ist aber dazu was sagen, würde ich mir nicht trauen. Mutter sagte mal, dass es auch einfach von Natur aus ist, dass Frauen mehr reden als Männer. Wirklich glauben tue ich das nicht, denn ich kenne viele Mädchen und Frauen, die auch mehr ruhig als redegewandt sind. Allerdings soll viel Reden auch ein Zeichen der Zufriedenheit sein, dass derjenige sich beim anderen wohl fühlt und ihm alles sagen kann. Dann endlich das Thema, was mich wirklich interessiert.
„Die älteste Tochter von Priester Bevis ist Delali, sie ist so alt wie wir und arbeitet von nun an in einem Café, am anderen Stadtteil."
Delali ... So ist also ihr Name. Delali Younes, ursprünglich aus Liberia. Immer wieder hallt ihr Name in meinem Kopf, wobei ich gar nicht mehr wahrnehme, was Tatiana mir alles erzählt. Erst als sie vor meinen Augen schnipst komme ich zurück zum Jetzt und blinzel sie verwundert an. Sie seufzt: „Du hast nicht zugehört, oder?"
Beschämt schüttel ich den Kopf und sie beginnt nochmal von vorne. Ich unterdrücke mir meine Augen zurollen und bleibe höflich.
Obwohl es nie vor kam, bin ich froh, dass Joe Nachhause kommt und schlechte Laune hat. Er brüllt durch die Wohnung und Tatiana macht sich lieber aus dem Staub. Doch mit dem Gedanken jetzt einfach alleine in meinem Zimmer zu sein war zu hoch ergriffen als er mich ruft. Ich gehe zur kleinen Küchen, wo Joe am kleinen Tisch, wo maximal zwei Leute essen können, sitzt und ziemlich erschöpft aussieht. Er hebt seinen Finger zu mir: „Wo sind Randy und Marlon?"
„Wahrscheinlich mit ihren Freunden unterwegs." antworte ich und halte meine Hände hinter dem Rücken. Er soll mein Zittern nicht sehen, das macht ihn nur noch wütender. Dabei ist er jetzt schon in rage: „Ihr verdammten Tunichtguts!" schreit er und schlägt laut seine Hände auf dem Tisch, „Sie sollten was aus ihrem Leben machen und sich nicht herumtreiben!"
Ich weiß nicht, was ich mit dieser Situation zu tun habe, schließlich gehe ich aufs College und bin in fast allen Fächern sehr gut und lerne fleißig. Marlon ist ein Jahr älter als ich und sollte sich mehr um eine Jobstelle kümmern, da gebe ich Joe Recht aber seine Freiheit liegt ihm mehr am Herzen. Und Randy wurde von der High School geflogen, der Grund ist simpel, er kreuzte dort nie auf. Obwohl sie schon ständig ein Auge zudrückten und er später immer wieder der älteste der Klasse war, wurde er nun mit 20 Jahren rausgeschmissen und trifft sich auch lieber mit seinen Freunden als sich um seine Zukunft zu kümmern. Ich bin nur froh, dass Janet noch relativ vernünftig ist und die Schule durchzieht. Ich kann Joe nicht einmal hinter dem Rücken fallen, er will das Beste für uns und sie lassen sich gehen. Wäre Joe öfter Zuhause, würde die Lage auch anders aussehen. Er arbeitet von Morgens bis Abends als Stahlwerker um uns über die Runden zubringen, Mutter kann nicht arbeiten, da sie ein chronisch verstauchten Fuß besitzt. Ich muss selbst für meine Zukunft sparen mit dem Geld was ich im Club verdiene und bin Joe eigentlich dankbar für seine Arbeit, sonst müsste ich wohl eher die Familie ernähren. Meine anderen fünf Geschwister wohnen längst woanders, haben geheiratet, führen eine glückliche Familie und leben ohne Probleme, wie es sich immer anhört. Marlon und ich sind da wohl Spätzünder.
Joe winkt mich weg, er hatte sich selbst beruhigen können: „Geh mir aus den Augen, du hässliches Kind."
Dazu sage ich nichts und gehe aus der Küche. Im Flur steht Janet, die mich aufmunternd anlächelt, was ich nur mild erwidern kann und mich in mein Zimmer verkrieche. Ich bin froh, dass ich ein eigenes Zimmer hab, während Janet mit Randy eins teilen muss, unsere Eltern ein kleinen Raum besitzen und Marlon bekam die Couch in der Wohnstube, da er sowieso kaum mehr hier schläft und sich ständig irgendwo herumtreibt. Als ich die Tür schließe, entkommt mir ein Schnief. Eigentlich sollte es mir nicht mehr so nah gehen, dass Joe mich so nennt, denn es ist schon normal geworden, so lange wie er mich mit meinem Aussehen aufzieht. Aber es tut immer noch weh. Ich kann nichts dafür dass ich so aussehen, habe mir sogar schon eine Nasenoperation ergaunert indem ich eine Kreditkarte fand und falsche Angaben bezüglich der Bezahlung und Namen gab. Das schlimmste ist jedoch die Hautkrankheit, die ich nicht kontrollieren kann und sehr auffällt. Meine Eltern, meine Geschwister sind alle schwarz und das war ich auch, bis immer mehr weiße Flecke aufkamen und auch mein Gesicht belagern. Der Arzt nennt es Vitiligo. Meine Hautpigmente werden zerstört und werden mich immer mehr weiß machen. Dabei war ich schon so froh, dass meine Akne wegging und ich diese große Knubbelnase im Gesicht los war, dann kam einfach noch das. Hätte ich wenigstens das Geld für Make Up um all die Flecke zu verstecken, würden mich die Leute nicht so komisch angeekelt ansehen. Wenigstens meine Freunde finden daran nichts schlimmeres und sehen mich immer noch als Schwarzen an, der ich nun mal bin. Nur Joe akzeptiert mich nun weniger als zuvor, als hätte ich mir die Krankheit ausgesucht und will weiß werden um aus diesem Elend zu entfliehen. Das wäre rassistisch, für beiden Seiten. Selbst wenn, einfach seine Hautfarbe zu ändern bringt mich genauso wenig voran.
Um meine Traurigkeit zu unterdrücken schalte ich meinen alten Plattenspieler an, das einzige Teil, was ich nicht verkaufen musste, stecke mir die großen Kopfhörer ein und spiele James Brown. Mit seiner Musik lerne ich noch etwas für den nächsten Tag auf dem College.
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Es ist nur ein kleiner Einblick in seinem Leben.
Ich hoffe euch hat das erste Kapitel gefallen :)