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Verschwunden

Kurzbeschreibung
GeschichteRomance, Fantasy / P16 / Gen
28.08.2021
26.07.2022
12
28.073
3
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28.08.2021 1.858
 
'Wenn es so wäre, dann wäre meine Mutter noch am Leben.' immer wieder kreisen ihre Worte in meinem Kopf umher, immer wieder sehe ich ihren kalten, emotionslosen Blick, mit welchem sie mich anschaut. Immer noch spüre ich die Wut, die Schuld, den Abscheu. Doch das schlimmste, sie hat Recht, mit allem. Ich sollte eine Heldin sein, Shera sollte alles und jeden beschützen, doch sie...ich bin mehr eine Plage, als eine Retterin. Ich wollte nie eine Prinzessin sein, nie eine Superheldin, ich wollte nur für Gerechtigkeit sorgen und meine Fami... die Leute, die an mich geglaubt haben stolz machen, doch ich habe jeden enttäuscht. Und warum? Weil ich nicht stark genug war. Königin Angi, sie hätte sich niemals opfern dürfen, es war meine Aufgabe und jetzt...jetzt hat Glimmer ihre Mutter verloren, ihren Vater.                                                                            Ich bin verletzt von ihren Worten, doch am schlimmsten sind die Schuldgefühle. Ich kann ihr kaum in die Augen schauen, würde mich am liebsten verstecken.

Immer weiter schlage ich auf den Boxsack vor mir ein, versuche meine Ängste, Wut und alles aus mir rauszulassen. Meine Fäuste beginnen immer mehr zu schmerzen, doch ich ignoriere den Schmerz und schlage weiter. ,,Adora?" ertönt eine vertraute Stimme hinter mir, dann Schritte. ,,Adora, was machst du denn da?" noch bevor ich reagieren kann, steht Bow neben mir und fängt meine Fäuste vor dem nächsten Schlag ab und hält sie sanft fest. Doch mein Blick bleibt auf den Boxsack gerichtet, weicht nicht eine Sekunde von ihm. 'Wegen dir, streite ich mich nur noch mit Bow.' hatte sie mir gesagt und sie hat verdammt nochmal Recht damit. Sie haben sich nie gestritten, doch seitdem ich hier bin, seitdem Angella sich geopfert hat, ja seitdem ist alles anders, wegen mir. Wäre ich doch bloß in dieses verdammte Portal gegangen, aber nein, ich war zu feige. ,,Adora, was soll das?" fragt Bow erneut und auch wenn ich ihn nicht ansehe, so spüre ich seinen eindringlichen Blick. ,,Ich trainiere." antworte ich kurz und knapp. ,,Schon wieder?" ,,Ich muss viel trainieren." ,,Ja, aber doch nicht nur noch. Du trainierst entweder stundenlang bei Light Hope oder hier in deinem Zimmer. Und wenn du nicht trainierst, planst du Angriffe oder kämpfst." ,,Es ist Sheras Aufgabe zu kämpfen und zu siegen." Er dreht mich sanft vom Boxsack weg und zwingt mich, ihn anzusehen. ,,Aber Adoras Aufgabe ist es auch, sich mit ihren Freunden zu beschäftigen." ,,Ich muss die Hordes bekämpfen, ich muss endlich mein Schicksal akzeptieren und euch beschützen. Ich muss Shera sein, Adora ist nur eine Nebenfigur, solange wir im Krieg sind, werde ich mich nicht ausruhen." ,,Wie lange soll das so weitergehen? Seit einer Woche trainierst du nur noch, schläfst noch weniger als sonst schon. Du bist auch nur ein Mensch, wenn das so weitergeht, dann wirst du kollabieren!" schreit Bow aufgebracht vor Sorge. Langsam schiebe ich ihn von mir. ,,Bow, es geht mir gut, ich muss trainieren." schon schlagen meine Fäuste wieder gegen den Sack vor mir.                                                                                                           Lange spüre ich seine Blicke in meinen Rücken, doch ich versuche sie zu ignorieren, schlage noch fester gegen den Boxsack. ,,Adora, was ist zwischen dir und Glimmer passiert?" ,,Nichts, das habe ich dir doch schon gesagt." Zack, noch ein Schlag und wieder einer. ,,Ich bin doch nicht blöd, ich habe gesehen, wie verletzt du warst, du wolltest nicht mal mit ihr reden. Und jetzt, jetzt bist du traurig, wütend und verkrümelst dich, lässt dich kaum noch sehen." ,,Bow, es ist nichts vorgefallen, ich bin nur... ich muss trainieren." ,,Das geht so doch nicht mehr weiter, seitdem sie Königin ist, ist sie unausstehlich. Ich verstehe, dass sie viel um die Ohren hat, ich verstehe, dass sie um ihre Mutter trauert, aber" plötzlich hält er inne. ,,Sag mir nicht, dass sie dir die Schuld für den Tod ihrer Mutter gibt." mein Schweigen erklärt mehr, als jedes Wort. ,,So geht das nicht, ich werde sie zur Rede stellen!" er wendet sich zum Gehen, doch schnell greife ich nach seinem Arm. ,,Bow, bitte, sie hat ihre Mutter verloren, lass sie dich nicht auch noch verlieren. Wenn der Kampf gewonnen ist, wird sie wieder die alte sein." antworte ich traurig. ,,Adora" ,,Bitte Bow, tu mir den Gefallen." sein Blick wandert über mein Gesicht. ,,Na schön, aber wenn sie so weitermacht, werde ich mit ihr ein ernstes Wort sprechen." ein kurzes Lächeln huscht über mein Gesicht, bis meine Zimmertür erneut aufgeht und Glimmer erscheint, im Schlepptau Shadow Weaver. ,,Adora, wir haben eine Sitzung, jetzt." ich nicke nur. Ihr Blick wandert von mir weg und bleibt an Bow hängen. ,,Dich habe ich schon überall gesucht." sagt sie kalt und wendet sich zum Gehen zu. ,,Du weißt ja jetzt auch Bescheid." ohne noch etwas weiteres zu sagen, verschwindet sie. Nur Shadow Weaver wirft noch einen Blick zu mir und sofort überfährt mich wieder eine gewaltige Gänsehaut.

,,Gehst du schon mal vor, ich brauche noch kurz." sage ich Bow und dränge ihn etwas zu gehen. Widerwillig geht er schon mal vor, meine Zimmertür kracht zu und ich bin endlich wieder alleine. Vor Wut schlage ich so fest wie ich nur kann gegen den Boxsack und sinke zu Boden. Mir wird alles zu viel, die Verantwortung, die Schuldgefühle, die Angst und ich vermisse meine Catra, ich vermisse sie so schrecklich, ich wollte es mir nicht eingestehen, schließlich ist sie meine Feindin, aber sie... sie war immer für mich da, konnte mir ein Lächeln schenken, selbst in den dunkelsten Stunden. Einzelne Tränen fließen meine Wangen entlang, bis ich sie mir wegwische und langsam vom Boden aufstehen. 'Reiß dich endlich zusammen und geh jetzt.'


Endlich gelange ich zum Besprechungszimmer und muss natürlich die letzte sein, die den Raum betritt. Alle lächeln mich an, alle bis auf eine. Wieder trifft mich ihr kalter Blick. ,,Was hat denn so lange gedauert?" ,,Tut mir leid." schweigend setze ich mich neben Swift Wind und lauschen den neuen Plänen, naja also ganz aufmerksam bin ich nicht, aber es reicht, um zu wissen, um was es geht. ,,Adora, machst du Fortschritte mit Light Hope?" kurz zucke ich bei ihrem Tonfall zusammen. ,,Ich denke schon." ,,Das glaubst du nur? Du musst dich bessern, schließlich bist du Shera." ,,Ich weiß." sage ich schärfer, als gewollt. ,,Wenn du das wüsstest, dann würdest du dich mehr wie sie benehmen." und wieder ein Messerstich. ,,Glaub mir, ich versuche allem gerecht zu werden." ,,Ach ja?" 'Wenn das so wäre, dann wäre meine Mutter noch am Leben.' plötzlich überkommt mich eine lang angestaute Wut. Ich springe vom Stuhl auf, schmeiße ihn dadurch um. ,,Ich weiß, du hasst mich, ich weiß, du vermisst deine Mutter und ich weiß auch, dass du wünschtest, ich wäre fort, statt sie und glaube mir, ich wünschte es auch!" schreie ich und allen stockt der Atem, allen außer Glimmer. ,,Ja, da hast du verdammt nochmal Recht, aber leider ist es eben nicht so!" Auch wenn ich wusste, dass sie so denkt, schmerzen ihre Worte dennoch unheimlich. ,,Du bist einfach unerträglich, ich kann dich nicht eine Sekunde anschauen, ohne zu wissen, dass du zu schwach warst und meine Mutter wegen dir gestorben ist! Ich kann Catra verstehen, dass sie dich nicht mehr sehen kann!" Tränen steigen in meine Augen. ,,Glimmer!" schreit ein aufgebrachter Bow und auch die anderen sehen geschockt zu Glimmer. Langsam trete ich vom Tisch zurück, nähre mich der Tür.                                                                                                       Ohne weiter nachzudenken, laufe ich aus dem Raum, lasse alles hinter mir und renne aus dem Schloss hinaus, in das Unwetter, was schon seit Stunden wild draußen tobt. Immer weiter entferne ich mich vom Schloss, kehre Bright Moon den Rücken und verschwinde in den Tiefen der Wispering Woods.

Mitten im Nirgendwo halte ich an, sinke erschöpft und durchnässt auf dem Boden zusammen, lasse meine Tränen fließen. ,,Wieso, wieso musste das alles passieren? Hätte ich dieses verdammte Schwert nur nicht gefunden!" schreie ich in die Leere, als plötzlich Schritte ertönen. Erschrocken schaue ich auf, suche nach dem Dazugehörigen. Plötzlich sind die Schritte hinter mir. ,,Hey Adora!" erschrocken drehe ich mich um, schaue Catra, meiner ehemaligen Freundin und jetziger Feindin in die Augen. ,,Du hast ja soo Recht, hättest du dieses blöde Schwert bloß nicht gefunden, aber du musstest ja Prinzessin spielen." schnurrt sie und läuft um mich herum. ,,Denkst du ich wollte all das? Nein, ich wollte nur das richtige tun und habe alles falsch gemacht, das weiß ich!" schreie ich und die Tränen beginnen wieder stärker zu fließen. ,,Oh, ist da jemand etwa verzweifelt? Einsam? Verraten? Na dann weißt du ja endlich, wie es sich anfühlt, wenn einem der Erdboden unter den Füßen entrissen wird." ,,Es tut mir leid, es tut mir leid, ich weiß ich habe Fehler gemacht, okay, ich weiß es, ich hätte dich niemals alleine lassen dürfen, hätte niemals zulassen dürfen, dass Angella ins Portal geht, ich hätte gehen sollen. Ich weiß es, also hör auf so zu tun, als würde ich es nicht wissen!" ,,Machst du mir etwas Vorwürfe?" plötzlich verschwindet ihre Schadenfreude und ihre Wut kommt hervor. Noch bevor ich reagieren kann, schlägt sie nach mir, ihre Krallen kratzen mich, treten in meine Haut. Immer wieder schlägt sie auf mir ein, doch dann versetzte sie mir einen Tritt in meine rechte Seite, ich verliere mein Gleichgewicht und falle einen kleinen Abhang hinunter, schlage mit meinem Kopf gegen Gestein und lande auf dem harten Steinboden. Mein Kopf explodiert vor Schmerzen, eine warme Flüssigkeit fließt aus meiner Nase und auch mein Kopf fühlt sich taub an, gleichzeitig schmerzt alles so sehr, wie noch nie zuvor. Schwarze Flecken beginnen vor meinen Augen zu tanzen, benebeln meinen Verstand, ich kämpfe mit meinem Bewusstsein, doch ich spüre, dass ich immer mehr abdrifte. ,,Adora." dringt nur sehr leise eine bekannte Stimme zu mir durch, doch die Welt um mich herum verschwindet immer mehr in der tiefen Schwärze. Eine Kälte umfasst mich und zieht mich in ihren Bann. Meine Augen fallen endgültig zu, das letzte was ich sehe, ist wie Catra neben mir kniet und etwas sagt, doch ich kann sie nicht hören. Die Schwärze hat gewonnen.


Fortsetzung folgt...
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