Zwischen Uns
von TonicWater
Kurzbeschreibung
Aus einer nächtlichen Romanze im Oktober 1935, entsteht für Minerva McGonagall ein großes Problem. Anfangs auf sich allein gestellt, hält sie tapfer dem Hohn und der Schikane stand, bis die Wahrheit sich allein ihren Weg sucht und neue Wege aber auch neue Probleme mit sich bringt. (AD/MM)
GeschichteDrama, Liebesgeschichte / P18 / Het
Albus Dumbledore
Minerva McGonagall
26.08.2021
22.12.2022
21
88.825
25
Alle Kapitel
47 Reviews
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Dieses Kapitel
2 Reviews
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26.08.2021
2.424
Hier nun auch die Vertonung des 1. Kapitels von Janna liest auf YouTube!
Zwischen Uns | Kap.1 | gelesen von Janna liest
Danke für diese tolle Vertonung!
Lasst ihr doch einen Daumen nach oben da und einen Kommentar! <3
- - - -
Hallo zu meiner neusten Geschichte. :)
Die Inspiration zu dieser kam mir durch das Lied von Eisbrecher - "Zwischen Uns". Aber was erst wieder mal nur eine Sonfic werden sollte, nahm wieder ungeahnte Außmaße an, also wurde sie doch zu einer richtigen Geschichte.
Die Kapitel sind ein wenig kürzer gestaltet als die meiner letzten Geschichte "Der vom Blitz getroffene Turm" aber ich hoffe, euch gefällt es dennoch. Ich habe keinen Betaleser und schreibe meistens nachts, also bitte ich diverse Fehlerchen zu verzeihen. Ich lese mir zwar selbst mehrmals durch, was ich geschrieben habe, aber natürlich entgeht mir da auch mal was.
Noch eine kurze Information: da sich ja sowohl im Canon als auch im Fanbereich die Geister schneiden zu Minervas Geburtsdatum, habe ich mir einfach mal das Jahr 1919 als ihr Geburtsjahr ausgesucht. Wir starten also in ihrem sechsten Jahr 1935.
Aber jetzt viel Vergnügen!
Kapitel 1: Geständnis
Es war ein eiskalter Winter im Jahre 1936. Die schottischen Hochlande waren von einer undurchdringlichen Schicht Schnee bedeckt und jeder Baum sah aus wie gepudert. Ein wildes Schneetreiben tobte und es war eine raue Nacht, die kein Lebewesen draußen verbringen wollte. Wie ein dunkler Wächter thronte ein gewaltiges Schloss auf einer Klippe über einem der zahllosen Lochs in Schottland. Der gewaltige See war nur im Uferbereich gefroren, doch selbst der harte Winter vermochte es nicht, sich bis in die Mitte des Lochs vorzukämpfen. Vereinzelte warme Lichter drangen durch das Schneegestöber – einige Fenster des Schlosses waren hell vom Fackellicht erleuchtet, doch selbst das Feuer mochte die Kälte nicht komplett aus den Gemäuern Hogwarts‘ bannen.
Die altehrwürdige Schule für Hexerei und Zauberei trotzte dem Wetter wie ein stoischer Kämpfer. Im inneren ein wenig behaglicher, tummelten sich Schüler außerhalb des Unterrichts und vor allem zu später Stunde doch lieber in den gemütlichen Gemeinschaftsräumen der einzelnen Häuser. Denn der malerische Winterzauber, der sich noch zu Weihnachten über die Ländereien gelegt hatte, machte nun Platz für den stürmischen Januar.
Laut hallende Schritte waren in einem Korridor zu hören und eine Gestalt eilte schnellen Schrittes voran. Es war kalt, trotz der Fackeln an den Wänden und an den Fensterscheiben bildeten sich Eisblumen. Ständig wurden Blicke über die Schulter geworfen, denn es war eine Schülerin aus dem sechsten Jahrgang. Ab der fünften Klasse war es den älteren Schülern abends gestattet sich länger außerhalb des Gemeinschaftsraums aufzuhalten. Natürlich war der hauptsächliche Gedanke dafür, dass es ab dem ZAG Jahr mehr zu arbeiten gab und um das Pensum an Hausaufgaben zu schaffen, war es diesen Schülern auch gestattet länger in der Bibliothek zu verweilen – doch natürlich wurde diese Zeit auch für freizeitliche Zwecke genutzt. Doch die Sperrstunde ab um neun am Abend war bereits überschritten und die Schülerin hatte Sorge, erwischt zu werden.
Mit zitternden Händen drückte sie eine endlich erreichte Türklinke hinunter und betrat die Mädchentoilette. Hier war es ein wenig wärmer und der große Raum lag vollkommen verlassen vor ihr. Mit einem erleichterten aber auch klammen Ausdruck, eilte sie zur nächstbesten Kabine. Es war nicht so, dass sie es nicht mehr in die Bäder ihres Gemeinschaftsraums geschafft hätte, doch sie wollte allein sein, was in einem Schloss voller Schüler und Lehrer manchmal unmöglich erschien. Sie ließ ihre mit Büchern bepackte Schultasche fallen, ließ nun alles außer Acht, denn sie konnte es nicht länger unterdrücken und gab dem Drang nach. Sie beugte sich über die Toilette und erbrach sich nach einigen schweren Atemzügen. Tränen liefen ihr über das Gesicht, während sie sich in einigen heißen Schüben übergab. Sie atmete schwer, richtete sich jedoch erst auf, als sie sicher war, dass es vorbei war. Sie spülte und verließ vollkommen entkräftet die Kabine, um sich am Waschbecken den Mund auszuwaschen.
Sie benetzte ihr Gesicht und schaute hoch in den Spiegel.
Minerva McGonagall war eine Sechstklässlerin aus Gryffindor. Sie war eine hochgewachsene, junge angehende Frau. Sie war Vertrauensschülerin ihres Hauses und eine äußerst begabte Hexe. Ihre ZAGs hatte sie mit Glanznoten bestanden und man erwartete viel von ihr. Ihr langes, schwarzes Haar hatte sie zu einem festen Knoten gebunden und einige Strähnen hingen ihr hübsch links und rechts hinunter. Doch gerade sah sie eher sehr krank aus. Ihre Haut war ganz blass, alle Farbe war aus ihr gewichen und ihre grünen Augen waren glasig. Sie wischte sich die letzten Tränen aus den Augen und griff nach einem Handtuch, um ihr Gesicht zu trocknen, doch mittlerweile konnte sie kaum noch ihre Gefühle zurückhalten und musste sich arg zusammenreißen, um ihre Tränen zu zügeln. Nach einigen Sekunden hatte sie sich wieder im Griff und ließ das Handtuch sinken. Sie konnte sich nichts mehr vorlügen … seit Wochen ging es ihr schlechter und schlechter. Sogar so sehr, dass sie teils Hausaufgaben versäumte zu erledigen und sich deshalb Punkteabzug und Nachsitzen einhandelte. Doch sie wusste, die Professoren taten das nur widerwillig, da sie wussten, dass Minerva eine glänzende Schülerin war. Die unwissenden Professoren taten es als heranwachsenden Unmut ab, den Schüler in ihrem Alter eben durchliefen, doch dem war nicht so – Minerva wusste es besser.
Müde schulterte sie ihre Schultasche, prüfte ob die Luft rein war und stahl sich aus der Mädchentoilette zurück in ihren Gemeinschaftsraum.
Wie sie es geschafft hatte, ohne einer Aufsichtsperson zu begegnen, in ihren Gemeinschaftsraum zu gelangen, war Minerva ein ziemliches Rätsel, doch sie war dankbar und stahl sich in den Mädchenschlafsaal. Ein paar Mädchen waren noch wach, als sie eintrat, doch niemand sah auf, da sie es bereits gewohnt waren, dass Minerva lange fort war, um zu lernen. Minerva ging rasch auf ihr Bett zu und legte ihre Sachen ab.
„Du bist ziemlich blass“, sagte ein Mädchen im Bett neben ihr. Sie sah nicht wirklich von ihrem Zaubertrankbuch auf, doch sie hatte es bemerkt. Eileen Prewett war eine stämmige, junge Hexe mit roten Locken und haselnussbraunen Augen - immer direkt und ehrlich und eigentlich eine gute Freundin. Sie blickte von ihrem Buch kurz auf eine Uhr. „Und bist spät heute.“
„Ich hab die Zeit vergessen und bin müde, Eileen“, murmelte Minerva zerstreut und griff sich ihren Pyjama, um sich ins Badezimmer zu verziehen.
„Wenn du meinst“, sagte sie wieder abwesend. „Dachte nur, du triffst dich vielleicht mit diesem Ravenclaw … mit diesem Goldstein.“
Nun sahen auch die anderen Mädchen auf.
„Ohhh, mit Dorian?“, fragte Heather Weasley, ein sommersprossiges Mädchen mit flammend roten Haaren, neugierig. „Dieser gutaussehende Junge aus der siebten?“
„Macht euch nicht lächerlich“, murmelte Minerva leicht errötend.
Es war eine Tatsache, dass sie sich hin und wieder mal mit Dorian Goldstein traf. Er war ein wirklich gutaussehender Ravenvclaw mit dunklem Haar und dunklen Augen. Er hatte sie zum ersten Hogsmeade-Besuch gefragt, ob sie ihn begleiten wollte und da sie ihm nicht ganz abgeneigt war, hatte sie zugesagt. Aber wirklich zusammen waren sie nun auch nicht, da Minerva sich mehr auf die Schule konzentrierte und auch Dorian mit seinen UTZ zu tun hatte … und sie sich noch sehr unsicher war, ob sie das wirklich wollte. Was sie definitiv gerade wirklich nicht wollte, war, ihn nun auch noch zu sehen. Missmutig über die kichernden Zimmergenossinnen, verzog sich Minerva ins Badezimmer und schloss sich ein, um in Ruhe duschen zu können. Unwillkürlich sah sie an sich hinunter, doch noch war nicht viel zu sehen, aber dennoch – wenn sie über ihren Bauch strich, spürte sie es und wieder kroch ihr die Panik in den Nacken und ihr wurde ganz kalt. Sie konnte sich nicht länger selbst belügen … und es wurde langsam Zeit, dass sie etwas tat.
Minerva hatte die Nacht nicht gut geschlafen und saß auch mit einer etwas grünlichen Farbe im Gesicht am Tisch der Gryffindors. Die Große Halle war reichlich gefüllt zum Frühstück und dichte Flocken trieben an der verzauberten Decke der Halle. Draußen vor den Fenstern war es noch dunkel und sie starrte mit schwerem Magen auf ihr Toast.
„Ist dir nicht gut? Du siehst schrecklich aus“, sagte Eileen, die ihr gegenüber saß. Sie musterte sie misstrauisch aber auch leicht besorgt.
„Mir ist schlecht“, sagte Minerva leise. „Hab nicht gut geschlafen …“
„Geh doch in den Krankenflügel, du siehst nicht nur heute so mies aus, das geht schon eine ganze Weile“, sagte ihre Freundin belehrend und Minerva warf ihr einen grimmigen Blick zu, wusste aber, dass sie recht hatte – aber aus einem anderen Grund war sie sich im Klaren, dass sie dringend den Krankenflügel besuchen musste. Aber alles in ihr sträubte sich dagegen.
„Das wird schon wieder“, sagte sie leise und versuchte tapfer zu essen, doch nachdem sie bereits ein wenig würgen musste, langte es Eileen.
„Schluss jetzt, du gehst zum Krankenflügel!“, sagte sie nachdrücklich. „Ich sage Professor Slughorn, wo du bist, also los. Und gib mir deine Schultasche, ich schaff sie für dich in den Schlafsaal.“
Sie sahen sich eine Weile an, dann senkte Minerva langsam ihre Augen.
„Danke …“, flüsterte sie und erhob sich vom Frühstückstisch.
Während sie zum Krankenflügel ging, wurde ihr zum Glück weniger schlecht. Die Hoffnung, dass es eine Magenverstimmung war, hatte sie schon längst aufgegeben. Sie rang sichtlich mit sich und wollte immer wieder auf dem Absatz Kehrt machen, aber wie erklärte sie es Eileen? Sie hatte ohnehin schon lange den Verdacht, dass ihre Freundin etwas ahnte. Wie sie es sich auch zurechtlegte … es brachte nichts. Sie erreichte die Pforte vom Krankenflügel und nun wurde ihr vor Angst schlecht aber sie war eine Gryffindor. Sie war mutig … sie musste es tun.
Tief durchatmend aber trotzdem zitternd, trat sie ein und sah die vielen leeren Betten vor sich. Alles war warm und behaglich und machte einen freundlichen Eindruck. Als Minerva unsicher eintrat, sah sie die Krankenschwester Madam Marigold sofort. Sie war eine Heilerin mittleren Alters und ihr blondes, leicht ergrautes Haar zierte eine Haube. Sie wandte sich um, als sie Minerva bemerkte und lächelte ihr freundlich zu, während sie ihre Arbeit stehen ließ und auf sie zukam.
„Oh, da habe ich ja heute sehr früh Besuch“, sagte sie fürsorglich. „Was gibt es denn, Miss McGonagall?“
Beinahe wäre Minerva auf dem Absatz herumgewirbelt und davongelaufen, aber sie zwang sich zu bleiben. Ihr Herz hämmerte unangenehm und sie zitterte und stammelte – brachte kaum einen anständigen Satz hervor. Sie musste es tun, es blieb ihr nichts mehr … sie würde sich nicht selbst helfen können.
„M-Madam Marigold, wäre es möglich, dass ich S-Sie … vertraulich sprechen könnte?“, fragte sie unter Aufbringung all ihren Mutes.
Die Krankenschwester war sichtlich verwundert über diese eigentümliche Bitte, nickte jedoch ohne zu Fragen und wies mit der Hand auf eine kleine Tür neben der Flügeltür.
„Natürlich, Miss McGonagall, nur da hinein“, sagte sie und führte sie in ein kleines Büro. Es war voll mit Regalen und Krankenakten. Verschiedene Modelle des Körpers waren überall aufgestellt und inmitten des Ganzen ein überfüllter Schreibtisch mit einem kleinen Stuhl davor, auf dem Minerva Platz nehmen konnte, während Madam Marigold hinter ihrem Schreibtisch Platz nahm. Die Tür war geschlossen, sie würde nun vertraulich sprechen können. Es gab kein Zurück mehr.
„Nun, was bedrückt Sie denn?“, fragte sie beinahe mütterlich.
„S-Sie werden es niemanden sagen?“, fragte Minerva besorgt. „Auch nicht – meinen Eltern, oder anderen Lehrern oder – oder dem Schulleiter?“
„Ich unterliege meiner Schweigepflicht“, versicherte sie ihr nun ernsthaft besorgt – was war so schlimm, dass es niemand erfahren konnte und das arme Mädchen in ihrer Not zu ihr kam?
Minerva senkte ihren Blick – sie ertrug es nicht, die Krankenschwester dabei anzusehen.
„Mir … geht es schon eine ganze Zeit lang sehr schlecht und – und anfangs dachte ich, dass ich nur eine Magenverstimmung hätte aber – mittlerweile gibt es Anzeichen und … ich – ich glaube ich … bin schwanger“, sagte Minerva verzweifelt aber mit leiser Stimme.
Tränen kamen ihr und sie schluchzte unterdrückt. Die Gefühle überschwemmten und ertränkten sie. Sie schämte sich so sehr dafür und hatte so eine Angst. Nicht nur davor, sondern auch vor ihren Eltern, vor ihrer nun unsicheren Zukunft. Würde sie Hogwarts überhaupt noch besuchen dürfen, wenn es rauskam? War die Schande zu groß für ein uneheliches Kind? All das kreiste ihr im Kopf herum.
Madam Marigold sagte erst nichts – sicher musste sie auch erst einmal verarbeiten, was Miverva da gerade offenbart hatte. Doch zu ihrer Überraschung stand die Krankenschwester auf und fasste sie vorsichtig an der Schulter. Ihr Gesicht war nicht zu deuten, doch ihre Stimme war sanft und mitfühlend.
„Komm, Kind … mach dich hinter dem Vorhang frei, ich sehe es mir an“, sagte sie bestimmt.
Minerva folgte ihrer Anweisung und ließ sich von Madam Marigold gründlich untersuchen. Sie wusste nicht genau, was die Hexe tat, sie hatte ihren Zauberstab auf sie gerichtet und murmelte unverständliche Beschwörungen oder tat ungesagte Zauber. Sie notierte sich nach jedem Zauber etwas auf einem Bogen Pergament und murmelte vor sich hin. Schließlich durfte sich Minerva wieder anziehen und wartete ängstlich auf dem Stuhl.
Lange sagte die Krankenschwester nichts, studierte das, was sie aufgeschrieben hatte und sah Minerva nun sehr ernst an. Diese schluckte schwer.
„Nun, es gibt keinen Zweifel, Sie erwarten eindeutig ein Kind und sind schätzungsweise im dritten Monat schwanger. Ich unterliege meiner Schweigepflicht und werde Sie zu regelmäßigen Untersuchungen vertraulich behandeln, aber die Schulroben werden es nicht ewig verbergen können“, erläuterte sie ihr das Problem, was sich ihr auch vor Augen auftat. Es würde bemerkt werden, früher oder später.
Beschämt sah Minerva wieder auf ihre Knie.
Madam Marigold seufzte schwer.
„Es ist nun einmal passiert, Kind und wenn Sie bereit sind, werde ich es mit Ihnen gemeinsam dem Schulleiter erläutern … Professor Dippet ist streng aber ich bin sicher, dass er in Anbetracht Ihrer schulischen Leistungen Gnade walten lässt.“
Sie musterte Minerva nun mit einem mitleidigen Ausdruck, da diese nichts anderes tun konnte, als stumm zu weinen und zu nicken – sie zweifelte an Dippets Gnade. Bereit war sie noch lange nicht … sie musste das verarbeiten. Sie hatte es gewusst, dennoch war es um einiges schlimmer, nun eine offizielle Bestätigung vor sich zu haben. Madam Marigold würde sie versorgen, doch sie hatte Recht – wie lange würden ihre Roben das wachsende Leben verbergen? Sie war gerade mal sechzehn …
„Verzeihen Sie mir eine vielleicht zu genaue Frage“, sagte Madam Marigold leise, doch Minerva wusste, was sie fragen wollte, hob den Blick und sagte dumpf vor lauter Tränen: „Ich kann Ihnen nicht verraten, wer der Vater ist … ich kann es nicht … ich will es nicht …“
Nun waren die Tränen unaufhaltsam und sie vergrub ihr Gesicht in den Händen. Schluchzer schüttelten sie heftig und nur mit einem Stärkungstrank konnte Madam Marigold das arme Mädchen ein wenig aufpäppeln.
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Hallo zu meiner neusten Geschichte. :)
Die Inspiration zu dieser kam mir durch das Lied von Eisbrecher - "Zwischen Uns". Aber was erst wieder mal nur eine Sonfic werden sollte, nahm wieder ungeahnte Außmaße an, also wurde sie doch zu einer richtigen Geschichte.
Die Kapitel sind ein wenig kürzer gestaltet als die meiner letzten Geschichte "Der vom Blitz getroffene Turm" aber ich hoffe, euch gefällt es dennoch. Ich habe keinen Betaleser und schreibe meistens nachts, also bitte ich diverse Fehlerchen zu verzeihen. Ich lese mir zwar selbst mehrmals durch, was ich geschrieben habe, aber natürlich entgeht mir da auch mal was.
Noch eine kurze Information: da sich ja sowohl im Canon als auch im Fanbereich die Geister schneiden zu Minervas Geburtsdatum, habe ich mir einfach mal das Jahr 1919 als ihr Geburtsjahr ausgesucht. Wir starten also in ihrem sechsten Jahr 1935.
Aber jetzt viel Vergnügen!
Tonic Water
Zwischen Uns
Kapitel 1: Geständnis
Es war ein eiskalter Winter im Jahre 1936. Die schottischen Hochlande waren von einer undurchdringlichen Schicht Schnee bedeckt und jeder Baum sah aus wie gepudert. Ein wildes Schneetreiben tobte und es war eine raue Nacht, die kein Lebewesen draußen verbringen wollte. Wie ein dunkler Wächter thronte ein gewaltiges Schloss auf einer Klippe über einem der zahllosen Lochs in Schottland. Der gewaltige See war nur im Uferbereich gefroren, doch selbst der harte Winter vermochte es nicht, sich bis in die Mitte des Lochs vorzukämpfen. Vereinzelte warme Lichter drangen durch das Schneegestöber – einige Fenster des Schlosses waren hell vom Fackellicht erleuchtet, doch selbst das Feuer mochte die Kälte nicht komplett aus den Gemäuern Hogwarts‘ bannen.
Die altehrwürdige Schule für Hexerei und Zauberei trotzte dem Wetter wie ein stoischer Kämpfer. Im inneren ein wenig behaglicher, tummelten sich Schüler außerhalb des Unterrichts und vor allem zu später Stunde doch lieber in den gemütlichen Gemeinschaftsräumen der einzelnen Häuser. Denn der malerische Winterzauber, der sich noch zu Weihnachten über die Ländereien gelegt hatte, machte nun Platz für den stürmischen Januar.
Laut hallende Schritte waren in einem Korridor zu hören und eine Gestalt eilte schnellen Schrittes voran. Es war kalt, trotz der Fackeln an den Wänden und an den Fensterscheiben bildeten sich Eisblumen. Ständig wurden Blicke über die Schulter geworfen, denn es war eine Schülerin aus dem sechsten Jahrgang. Ab der fünften Klasse war es den älteren Schülern abends gestattet sich länger außerhalb des Gemeinschaftsraums aufzuhalten. Natürlich war der hauptsächliche Gedanke dafür, dass es ab dem ZAG Jahr mehr zu arbeiten gab und um das Pensum an Hausaufgaben zu schaffen, war es diesen Schülern auch gestattet länger in der Bibliothek zu verweilen – doch natürlich wurde diese Zeit auch für freizeitliche Zwecke genutzt. Doch die Sperrstunde ab um neun am Abend war bereits überschritten und die Schülerin hatte Sorge, erwischt zu werden.
Mit zitternden Händen drückte sie eine endlich erreichte Türklinke hinunter und betrat die Mädchentoilette. Hier war es ein wenig wärmer und der große Raum lag vollkommen verlassen vor ihr. Mit einem erleichterten aber auch klammen Ausdruck, eilte sie zur nächstbesten Kabine. Es war nicht so, dass sie es nicht mehr in die Bäder ihres Gemeinschaftsraums geschafft hätte, doch sie wollte allein sein, was in einem Schloss voller Schüler und Lehrer manchmal unmöglich erschien. Sie ließ ihre mit Büchern bepackte Schultasche fallen, ließ nun alles außer Acht, denn sie konnte es nicht länger unterdrücken und gab dem Drang nach. Sie beugte sich über die Toilette und erbrach sich nach einigen schweren Atemzügen. Tränen liefen ihr über das Gesicht, während sie sich in einigen heißen Schüben übergab. Sie atmete schwer, richtete sich jedoch erst auf, als sie sicher war, dass es vorbei war. Sie spülte und verließ vollkommen entkräftet die Kabine, um sich am Waschbecken den Mund auszuwaschen.
Sie benetzte ihr Gesicht und schaute hoch in den Spiegel.
Minerva McGonagall war eine Sechstklässlerin aus Gryffindor. Sie war eine hochgewachsene, junge angehende Frau. Sie war Vertrauensschülerin ihres Hauses und eine äußerst begabte Hexe. Ihre ZAGs hatte sie mit Glanznoten bestanden und man erwartete viel von ihr. Ihr langes, schwarzes Haar hatte sie zu einem festen Knoten gebunden und einige Strähnen hingen ihr hübsch links und rechts hinunter. Doch gerade sah sie eher sehr krank aus. Ihre Haut war ganz blass, alle Farbe war aus ihr gewichen und ihre grünen Augen waren glasig. Sie wischte sich die letzten Tränen aus den Augen und griff nach einem Handtuch, um ihr Gesicht zu trocknen, doch mittlerweile konnte sie kaum noch ihre Gefühle zurückhalten und musste sich arg zusammenreißen, um ihre Tränen zu zügeln. Nach einigen Sekunden hatte sie sich wieder im Griff und ließ das Handtuch sinken. Sie konnte sich nichts mehr vorlügen … seit Wochen ging es ihr schlechter und schlechter. Sogar so sehr, dass sie teils Hausaufgaben versäumte zu erledigen und sich deshalb Punkteabzug und Nachsitzen einhandelte. Doch sie wusste, die Professoren taten das nur widerwillig, da sie wussten, dass Minerva eine glänzende Schülerin war. Die unwissenden Professoren taten es als heranwachsenden Unmut ab, den Schüler in ihrem Alter eben durchliefen, doch dem war nicht so – Minerva wusste es besser.
Müde schulterte sie ihre Schultasche, prüfte ob die Luft rein war und stahl sich aus der Mädchentoilette zurück in ihren Gemeinschaftsraum.
Wie sie es geschafft hatte, ohne einer Aufsichtsperson zu begegnen, in ihren Gemeinschaftsraum zu gelangen, war Minerva ein ziemliches Rätsel, doch sie war dankbar und stahl sich in den Mädchenschlafsaal. Ein paar Mädchen waren noch wach, als sie eintrat, doch niemand sah auf, da sie es bereits gewohnt waren, dass Minerva lange fort war, um zu lernen. Minerva ging rasch auf ihr Bett zu und legte ihre Sachen ab.
„Du bist ziemlich blass“, sagte ein Mädchen im Bett neben ihr. Sie sah nicht wirklich von ihrem Zaubertrankbuch auf, doch sie hatte es bemerkt. Eileen Prewett war eine stämmige, junge Hexe mit roten Locken und haselnussbraunen Augen - immer direkt und ehrlich und eigentlich eine gute Freundin. Sie blickte von ihrem Buch kurz auf eine Uhr. „Und bist spät heute.“
„Ich hab die Zeit vergessen und bin müde, Eileen“, murmelte Minerva zerstreut und griff sich ihren Pyjama, um sich ins Badezimmer zu verziehen.
„Wenn du meinst“, sagte sie wieder abwesend. „Dachte nur, du triffst dich vielleicht mit diesem Ravenclaw … mit diesem Goldstein.“
Nun sahen auch die anderen Mädchen auf.
„Ohhh, mit Dorian?“, fragte Heather Weasley, ein sommersprossiges Mädchen mit flammend roten Haaren, neugierig. „Dieser gutaussehende Junge aus der siebten?“
„Macht euch nicht lächerlich“, murmelte Minerva leicht errötend.
Es war eine Tatsache, dass sie sich hin und wieder mal mit Dorian Goldstein traf. Er war ein wirklich gutaussehender Ravenvclaw mit dunklem Haar und dunklen Augen. Er hatte sie zum ersten Hogsmeade-Besuch gefragt, ob sie ihn begleiten wollte und da sie ihm nicht ganz abgeneigt war, hatte sie zugesagt. Aber wirklich zusammen waren sie nun auch nicht, da Minerva sich mehr auf die Schule konzentrierte und auch Dorian mit seinen UTZ zu tun hatte … und sie sich noch sehr unsicher war, ob sie das wirklich wollte. Was sie definitiv gerade wirklich nicht wollte, war, ihn nun auch noch zu sehen. Missmutig über die kichernden Zimmergenossinnen, verzog sich Minerva ins Badezimmer und schloss sich ein, um in Ruhe duschen zu können. Unwillkürlich sah sie an sich hinunter, doch noch war nicht viel zu sehen, aber dennoch – wenn sie über ihren Bauch strich, spürte sie es und wieder kroch ihr die Panik in den Nacken und ihr wurde ganz kalt. Sie konnte sich nicht länger selbst belügen … und es wurde langsam Zeit, dass sie etwas tat.
Minerva hatte die Nacht nicht gut geschlafen und saß auch mit einer etwas grünlichen Farbe im Gesicht am Tisch der Gryffindors. Die Große Halle war reichlich gefüllt zum Frühstück und dichte Flocken trieben an der verzauberten Decke der Halle. Draußen vor den Fenstern war es noch dunkel und sie starrte mit schwerem Magen auf ihr Toast.
„Ist dir nicht gut? Du siehst schrecklich aus“, sagte Eileen, die ihr gegenüber saß. Sie musterte sie misstrauisch aber auch leicht besorgt.
„Mir ist schlecht“, sagte Minerva leise. „Hab nicht gut geschlafen …“
„Geh doch in den Krankenflügel, du siehst nicht nur heute so mies aus, das geht schon eine ganze Weile“, sagte ihre Freundin belehrend und Minerva warf ihr einen grimmigen Blick zu, wusste aber, dass sie recht hatte – aber aus einem anderen Grund war sie sich im Klaren, dass sie dringend den Krankenflügel besuchen musste. Aber alles in ihr sträubte sich dagegen.
„Das wird schon wieder“, sagte sie leise und versuchte tapfer zu essen, doch nachdem sie bereits ein wenig würgen musste, langte es Eileen.
„Schluss jetzt, du gehst zum Krankenflügel!“, sagte sie nachdrücklich. „Ich sage Professor Slughorn, wo du bist, also los. Und gib mir deine Schultasche, ich schaff sie für dich in den Schlafsaal.“
Sie sahen sich eine Weile an, dann senkte Minerva langsam ihre Augen.
„Danke …“, flüsterte sie und erhob sich vom Frühstückstisch.
Während sie zum Krankenflügel ging, wurde ihr zum Glück weniger schlecht. Die Hoffnung, dass es eine Magenverstimmung war, hatte sie schon längst aufgegeben. Sie rang sichtlich mit sich und wollte immer wieder auf dem Absatz Kehrt machen, aber wie erklärte sie es Eileen? Sie hatte ohnehin schon lange den Verdacht, dass ihre Freundin etwas ahnte. Wie sie es sich auch zurechtlegte … es brachte nichts. Sie erreichte die Pforte vom Krankenflügel und nun wurde ihr vor Angst schlecht aber sie war eine Gryffindor. Sie war mutig … sie musste es tun.
Tief durchatmend aber trotzdem zitternd, trat sie ein und sah die vielen leeren Betten vor sich. Alles war warm und behaglich und machte einen freundlichen Eindruck. Als Minerva unsicher eintrat, sah sie die Krankenschwester Madam Marigold sofort. Sie war eine Heilerin mittleren Alters und ihr blondes, leicht ergrautes Haar zierte eine Haube. Sie wandte sich um, als sie Minerva bemerkte und lächelte ihr freundlich zu, während sie ihre Arbeit stehen ließ und auf sie zukam.
„Oh, da habe ich ja heute sehr früh Besuch“, sagte sie fürsorglich. „Was gibt es denn, Miss McGonagall?“
Beinahe wäre Minerva auf dem Absatz herumgewirbelt und davongelaufen, aber sie zwang sich zu bleiben. Ihr Herz hämmerte unangenehm und sie zitterte und stammelte – brachte kaum einen anständigen Satz hervor. Sie musste es tun, es blieb ihr nichts mehr … sie würde sich nicht selbst helfen können.
„M-Madam Marigold, wäre es möglich, dass ich S-Sie … vertraulich sprechen könnte?“, fragte sie unter Aufbringung all ihren Mutes.
Die Krankenschwester war sichtlich verwundert über diese eigentümliche Bitte, nickte jedoch ohne zu Fragen und wies mit der Hand auf eine kleine Tür neben der Flügeltür.
„Natürlich, Miss McGonagall, nur da hinein“, sagte sie und führte sie in ein kleines Büro. Es war voll mit Regalen und Krankenakten. Verschiedene Modelle des Körpers waren überall aufgestellt und inmitten des Ganzen ein überfüllter Schreibtisch mit einem kleinen Stuhl davor, auf dem Minerva Platz nehmen konnte, während Madam Marigold hinter ihrem Schreibtisch Platz nahm. Die Tür war geschlossen, sie würde nun vertraulich sprechen können. Es gab kein Zurück mehr.
„Nun, was bedrückt Sie denn?“, fragte sie beinahe mütterlich.
„S-Sie werden es niemanden sagen?“, fragte Minerva besorgt. „Auch nicht – meinen Eltern, oder anderen Lehrern oder – oder dem Schulleiter?“
„Ich unterliege meiner Schweigepflicht“, versicherte sie ihr nun ernsthaft besorgt – was war so schlimm, dass es niemand erfahren konnte und das arme Mädchen in ihrer Not zu ihr kam?
Minerva senkte ihren Blick – sie ertrug es nicht, die Krankenschwester dabei anzusehen.
„Mir … geht es schon eine ganze Zeit lang sehr schlecht und – und anfangs dachte ich, dass ich nur eine Magenverstimmung hätte aber – mittlerweile gibt es Anzeichen und … ich – ich glaube ich … bin schwanger“, sagte Minerva verzweifelt aber mit leiser Stimme.
Tränen kamen ihr und sie schluchzte unterdrückt. Die Gefühle überschwemmten und ertränkten sie. Sie schämte sich so sehr dafür und hatte so eine Angst. Nicht nur davor, sondern auch vor ihren Eltern, vor ihrer nun unsicheren Zukunft. Würde sie Hogwarts überhaupt noch besuchen dürfen, wenn es rauskam? War die Schande zu groß für ein uneheliches Kind? All das kreiste ihr im Kopf herum.
Madam Marigold sagte erst nichts – sicher musste sie auch erst einmal verarbeiten, was Miverva da gerade offenbart hatte. Doch zu ihrer Überraschung stand die Krankenschwester auf und fasste sie vorsichtig an der Schulter. Ihr Gesicht war nicht zu deuten, doch ihre Stimme war sanft und mitfühlend.
„Komm, Kind … mach dich hinter dem Vorhang frei, ich sehe es mir an“, sagte sie bestimmt.
Minerva folgte ihrer Anweisung und ließ sich von Madam Marigold gründlich untersuchen. Sie wusste nicht genau, was die Hexe tat, sie hatte ihren Zauberstab auf sie gerichtet und murmelte unverständliche Beschwörungen oder tat ungesagte Zauber. Sie notierte sich nach jedem Zauber etwas auf einem Bogen Pergament und murmelte vor sich hin. Schließlich durfte sich Minerva wieder anziehen und wartete ängstlich auf dem Stuhl.
Lange sagte die Krankenschwester nichts, studierte das, was sie aufgeschrieben hatte und sah Minerva nun sehr ernst an. Diese schluckte schwer.
„Nun, es gibt keinen Zweifel, Sie erwarten eindeutig ein Kind und sind schätzungsweise im dritten Monat schwanger. Ich unterliege meiner Schweigepflicht und werde Sie zu regelmäßigen Untersuchungen vertraulich behandeln, aber die Schulroben werden es nicht ewig verbergen können“, erläuterte sie ihr das Problem, was sich ihr auch vor Augen auftat. Es würde bemerkt werden, früher oder später.
Beschämt sah Minerva wieder auf ihre Knie.
Madam Marigold seufzte schwer.
„Es ist nun einmal passiert, Kind und wenn Sie bereit sind, werde ich es mit Ihnen gemeinsam dem Schulleiter erläutern … Professor Dippet ist streng aber ich bin sicher, dass er in Anbetracht Ihrer schulischen Leistungen Gnade walten lässt.“
Sie musterte Minerva nun mit einem mitleidigen Ausdruck, da diese nichts anderes tun konnte, als stumm zu weinen und zu nicken – sie zweifelte an Dippets Gnade. Bereit war sie noch lange nicht … sie musste das verarbeiten. Sie hatte es gewusst, dennoch war es um einiges schlimmer, nun eine offizielle Bestätigung vor sich zu haben. Madam Marigold würde sie versorgen, doch sie hatte Recht – wie lange würden ihre Roben das wachsende Leben verbergen? Sie war gerade mal sechzehn …
„Verzeihen Sie mir eine vielleicht zu genaue Frage“, sagte Madam Marigold leise, doch Minerva wusste, was sie fragen wollte, hob den Blick und sagte dumpf vor lauter Tränen: „Ich kann Ihnen nicht verraten, wer der Vater ist … ich kann es nicht … ich will es nicht …“
Nun waren die Tränen unaufhaltsam und sie vergrub ihr Gesicht in den Händen. Schluchzer schüttelten sie heftig und nur mit einem Stärkungstrank konnte Madam Marigold das arme Mädchen ein wenig aufpäppeln.