Im Netz der Höhlenwelten
von No Cookie
Kurzbeschreibung
Eine Entführung fand im Pilzkönigreich statt! Das ist an sich erst einmal nichts Besonderes, zumindest auf den ersten Blick. Doch bald schon stellt sich heraus, dass die Prinzessin diesmal nicht das einzige Opfer, Toadtown nicht die einzige betroffene Stadt ist. Verwirrend genug, ebenso wie die Bedrohung, die von ganz unerwarteter Seite kommt. (Daisy erscheint hier mit voller Absicht etwas grob und misstrauisch Cookie gegenüber. Allerdings nicht, weil ich sie für eine blöde Kuh halte, die ich gemein darstellen will. Daisy traut Cookie und deren Vergangenheit einfach nicht über den Weg. Die Prinzessin fürchtet um ihre guten Freude, um ihre Familie zu der Peach und auch die Brüder zählen. Sie will sie schützen und stellt sich deshalb zwischen sie und Cookie, bis Daisy ein wenig mehr über die erfahren hat, am besten die Wahrheit kennt. )
GeschichteAbenteuer, Familie / P12 / Gen
Bowser
Daisy
Kamek
Luigi
Mario
Peach
24.08.2021
22.01.2022
39
136.958
4
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Dieses Kapitel
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14.01.2022
3.162
Hinauf
Die Marmortreppe hatte sich nicht verändert. Ihr heller Stein war noch immer rot geädert und die flachen Stufen unter Schuhen und Füßen fast angenehm kühl nach der Hitze in den Kavernen unter der Eisenburg. Dennoch sahen die Wanderer sofort, dass der Herr der Unterwelt wohl die Wahrheit gesagt hatte, als er ihnen riet sie als Fluchtweg zu wählen. Denn statt hinab zu führen, wie es hätte sein müssen, wenn es die gleiche Treppe gewesen wäre, wand sie sich in engen Kurven, Schlinge um Schlinge hinauf in die Dunkelheit. Dort verlor sie sich scheinbar zwischen den feuchten Nebeln und den Tropfsteinen, die hier tatsächlich nur noch spärlich wuchsen.
Bowser knirschte darüber mit den Zähnen und grub mit den Klauen seiner Füße nervöse Rillen in den Steinboden. Er wollte keinesfalls noch einmal derart gedemütigt werden von der Bohnenkönigin diese Stufen hinaufgetragen werden zu müssen, wie ein elender Schwächling. Doch die Treppe würde es ihm und seiner massigen Gestalt sicher auch diesmal nicht einfach machen und jetzt hatte er nicht einmal mehr Kameks erbärmliche Hilfe. Der alte Kerl war einfach schon längst in der Dunkelheit verschwunden, ohne sich um seine Aufgaben zu scheren. Frechheit. Bowser hob die buschigen Augenbrauen und zog einen Flunsch. Hoffentlich rutschte der alte Knacker nicht aus auf diesen glitschigen Stufen und brach sich dabei womöglich die alten Knochen. Das konnte er so gar nicht brauchen und Mario, der alte Stinker, würde bestimmt nicht mehr erlauben, dass Donut sich dann um Kamek kümmerte. Grummelnd stapfte der Koopa-König daher voran, um selbst nach seinem Berater zu suchen und ihn gründlich zusammenzustauchen. Oder aufzulesen, was eben gerade nötiger war.
Die Treppe war breit und mit flachen Stufen, so dass man auch gut nebeneinander gehen konnte, um sich gegenseitig Kraft und Mut zukommen zu lassen. Ab und an wurden auch ein paar Worte gewechselt, doch meist sparte man sich diesen Atem. Die Nähe der Anderen tat schon gut genug.
Cookie schien das allerdings nicht zu reichen, denn sie gesellte sich an Königin Mamellas Seite. Zunächst schweigend und doch bemerkte die Majestät die Blicke, die ihr der Lockenkopf immer wieder fast verschämt zuwarf. Sie spürte es genau, wenn die Kleine ihrem schlafenden Bruder in den Armen der Majestät die Decke zurecht rückte oder die kalten Hände tiefer darunter schob. Auch wenn Cookie noch so behutsam dabei vorging. Wann immer die Herrscherin fragend zurückblickte wich die Kleine ihrem Blick aus. Zweimal, dreimal, dann schien sie endlich den Mut und den Atem zu finden, doch zu sprechen. „Könnt ihr Laki noch tragen, Majestät, erschöpft es Euch nicht zu sehr?“, wollte sie leise wissen und strich dem Lakitu liebevoll über ein Bein.
Die Königin lachte darüber nur derart laut, dass die Höhle davon hallte, die Tropfsteine klirrten und alle erschreckt zu den Beiden herumwirbelten. Aufgescheucht von diesem Gedröhne, das die Stille so plötzlich zerriss. „Erschöpft!“, rief die Königin amüsiert aus und wiegte belustigt den Kopf. „Von einem solchen Fliegengewicht. Ich spüre ihn kaum auf meinem Arm und wenn du es wünscht, kann ich dich sogar noch auf dem anderen tragen, ohne einen Unterschied zu bemerken“, dröhnte Mamella und hob den mächtigen, freien Arm, um ihre Kräfte zu demonstrieren. Sie war nicht einmal erstaunt als die Kleine hastig den Kopf schüttelte. Es hätte sie gewundert, wenn sie so ein „unverschämtes“ Angebot angenommen hätte.
Cookie war müde und erschöpft, spürte den Aufenthalt in ihrem Kupferpanzer bei jeder Stufe mehr, doch sie versuchte sich nichts davon anmerken zu lassen. Sie hatte doch immerhin einen ihrer stärksten Tränke für sich selbst verwendet. Der musste nun halten bis Zuhause. Leider hatten ihre Tinkturen längst nicht mehr die Kräfte der Originale. Trotzdem.
Immer weiter und weiter stiegen die Prinzessinnen, die Helden, die Majestäten und Prinzen und wer sich alles mit ihnen herumtrieb, immer höher. Stufe um Stufe, nach und nach veränderte sich die Unterwelt. Sie wurde ein wenig freundlicher, der Stein heller und es tropfte auch nicht mehr ununterbrochen um die Wanderer herum. Hier und da begegnete man schon Getier, das man erkannte. Wie Fledermäuse und blinde Grottenolme, die vor den Störenfrieden flohen, die in ihr stilles Reich eindrangen. Doch es war noch immer dunkel und noch immer tief. Einmal mehr schien die Treppe einfach kein Ende nehmen zu wollen und immer öfter mussten immer längere Pausen eingelegt werden, um die wenigen Kräfte zu schonen, zu sammeln oder zu stärken. Die letzten Happen wurden ausgeteilt, das Wasser gespart wo man konnte und Cookie plünderte zum ersten Mal seit sehr langer Zeit ihren Heilebeutel vollständig und gab nach und nach alles heraus, was sie darin mit sich herumtrug und das irgendwie hilfreich war.
Offenbar vernachlässigte sie dabei nach der Ansicht der Brüder sich selbst, denn wann immer sie ins Stolpern kam, einmal müde die Luft ausstieß oder sich auch nur einen Augenblick lang an das verschlungene Geländer stützte, waren Mario oder Luigi mit ausgestreckten Händen bei ihr. Sie erkundigten sich besorgt nach ihrem Befinden, wollten sie halten, stützen, tragen oder am besten in die Tasche stecken und nicht wieder herauslassen.
Irgendwann wurde es dem Lockenkopf zu bunt. „Jetzt ist aber genug, ihr Zwei“, schimpfte sie sanft und wedelte scheuchend mit einer Hand. „Ihr seid Helden, also geht und kümmert euch um die Prinzessinnen, wie es sich gehört. Statt um einen fusseligen...“ Sie verstummte als sie Marios vorwurfsvollen Blick auffing und sich Luigis gerunzelter Stirn gegenübersah.
„Sag es nicht“, brummte der kleine Bruder, wie er es viel zu oft schon bei Laki hatte machen müssen.
Genau wie der grinste Cookie nur keck darüber und zwinkerte sogar. „Waldschrat, Hexe, Laboräffchen.“ Sie lachte immerhin verlegen, doch ihre grünen Augen blitzten verräterisch auf..
Luigi brummte. Definitiv Geschwister.
Jemand räusperte sich und als sich die Drei danach umdrehten, stand dort Prinz Mamek mit einem freundlichen Lächeln und reckte Cookie elegant seine Hand entgegen. „Da ich keine Prinzessin an meiner Seite sehe, die meiner Fürsorge bedarf, ist es mir vielleicht erlaubt, dir für den restlichen Weg einen Arm zu bieten“, fragte er kokett und neigte den Kopf.
Der Lockenkopf zögerte einen Moment, dann knickste sie gekonnt, wie sie es unter Toadsworth strenger Leitung gelernt hatte. „Aber nur, wenn du mir erzählst, was ich alles versäumt habe“, gab sie zurück.
Daraufhin nahm der Prinz einfach ihre Hand. „Mit Freude, aber mache dich darauf gefasst, dass ich fürchterlich prahlen werde. Ich wünsche ja immer noch deine Freundschaft zu verdienen.“
Cookie lachte und ließ sich einfach die Stufen hinauf mitziehen. „Ich werde gebührend beeindruckt sein“, versprach sie gespielt ernst und gespannt auf das, was sie gleich zu hören bekommen würde.
Mario und Luigi blickten den Beiden ein wenig sprachlos hinterher. Mario strich sich durch den Schnauzer und wusste nicht so recht ob er darüber lächeln oder grimmig schauen sollte. Luigi dagegen stellte mit Erstaunen fest, wie er die Arme vor der Brust verschränkt hatte und dem Prinzen mit Unmut hinterher blickte, der Cookie einfach mitgenommen hatte. Das ging doch nicht, pah.
Die Prinzessinnen in Begleitung der Helden, Mamek mit Cookie, flankiert von Königin Mamella und endlich auch Bowser mit Kamek, in diesen kleinen Gruppen stiegen sie einfach immer weiter. Dabei bildete der Koopa-König weit abgeschlagen das Schlusslicht und er wusste nicht, was ihn mehr ärgern sollte. Dass er keinen Atem hatte, um darüber zu schimpfen und Forderungen zu stellen oder, dass niemand auf ihn achtete. Nicht einmal die Bohnenkönigin hatte einen Blick für ihn übrig, geschweige denn Peach, die sich mal wieder so unerträglich von Mario umschwärmen ließ. Hätte Donut den elenden Nervklempner nicht für sich behalten können? Womöglich hätte er selbst dann die Möglichkeit gehabt seine Liebe ein wenig zu trösten oder, noch besser, ihre Eifersucht auszunutzen. Aber leider wäre da ja immer noch die laute Wüstenprinzessin gewesen, mit ihrer beeindruckenden Rechten. Bowser brummelte darüber und knirschte unzufrieden mit den Zähnen. Noch mehr störte ihn allerdings, dass Kamek weder darauf noch auf seine Worte und nicht einmal seine Befehle reagierte. Er wankte nur stumm neben ihm die vielen Stufen hinauf, starrte vor sich hin, als wäre er nur rein körperlich anwesend und schien auch sonst irgendwie abgestumpft. Da wäre Bowser ja noch sein nerviges Gelächter lieber gewesen, dann wüsste er immerhin, dass der Alte nicht kaputt gegangen war. Die Wüstenprinzessin war aber auch wirklich viel zu grob mit ihm umgesprungen, schließlich war er ein alter Kerl, die behandelte man nicht so. Schon gar nicht als Dame und Prinzessin. Deshalb sah der Koopa-König auch großzügig über Kameks Verfehlungen, was seine Pflichten betraf, hinweg und schwieg einfach ebenfalls.
Niemand unter den Wanderern wusste wie lange und vor allem wie weit hinauf sie schon gestiegen waren oder es noch mussten. Doch eines stand fest, sie waren ganz sicher schon eine geraume Weile unterwegs und viel mehr würde keiner von ihnen mehr schaffen. Nicht einmal Daisy, die doch so eine fitte Sportskanone war und Königin Mamella, die scheinbar über endlose Kräfte verfügte, konnten sich mehr gegen Schwäche und Müdigkeit wehren. Ihre Beine zitterten ebenso wie die aller Anderen und schienen dazu noch Tonnen zu wiegen. Es fühlte sich bei jedem Schritt fast unmöglich an sie zu heben, um sie eine Stufe weiter oben abzusetzen. Die Gespräche verstummten wieder und machten einer schweren Müdigkeit Platz, die alles zu erdrücken schien. Schon längst war aus dem Steigen ein Schleichen geworden.
Doch endlich, endlich schien die endlose Treppe Gnade mit ihren Bezwingern zu zeigen, denn statt in weitere Nebel zu führen, lichteten diese sich immer mehr und ließen mehr Licht in die Tiefe dringen. Erst wurden sie zu weißen Schwaden, in denen Dscholli fast verloren ging, wenn man ihn nicht gründlich im Blick behielt, dann rissen sie noch weiter auf und waren irgendwann nicht mehr als durchsichtige Dunstschwaden, die unter der Körperhitze der Hoheiten, Majestäten, Helden und Begleiter auch noch weggeschmolzen wurden. Dazu wurde die Luft immer frischer, die Dunkelheit wich und es kam allen vor wie ein Wunder, als der erste Lufthauch über ihre Gesichter strich. Erfrischend und klar brachte er Gerüche mit sich, die sie allesamt schon lange nicht mehr gerochen hatten. Holz und Wasser, Moose und einen Hauch von Gras und Blumen, als hätten der sich von ganz Oben nach hier unten verirrt.
Laki brummelte im Schlaf und warf sich unruhig hin und her, so dass Königin Mamella darauf achten musste, dass er ihr nicht einfach hinunter fiel. Er schien die Nähe von Luft und Sonnenlicht selbst in seiner Ohnmacht deutlicher zu fühlen als alle Anderen.
Nach den nächsten Schlinge, die sie Stufe um Stufe erklommen, drang dann endlich etwas zu den Wanderern heran, das für sie klang wie eine süße Melodie. Ein unverständliches Gewirr aus unterschiedlichsten Lauten, die zwischen den Wänden und den Tropfsteinen hin und her hallten. Ein Durcheinander eigentlich, doch ganz und gar aus Stimmen von verschiedenen Kehlen hervorgebracht. Es wurde gelacht und gerufen, gestritten und Anweisungen gegeben, irgendwo brüllte jemand einen strengen Befehl. Dazwischen das Geklapper von bleichen Knochen, das Geräusch von Schuhen oder Panzer auf Stein und das Klingen und Krachen von Werkzeugen, die gegen etwas Hartes schlugen.
Luigi hätte nie gedacht, dass er sich einmal derart über Laute freuen würde, die ihm sonst Angst einjagten, wann immer er sie hörte. Und doch konnte er nicht mehr tun, als darüber zu strahlen und verlegen zu lachen, als Mario ihm ebenso erleichtert den Rücken klopfte.
Noch mehr allerdings freute sich der Koopa-König, der dadurch ganz neue Kräfte zu erhalten schien. Denn er hob den Kopf, stürmte von ganz unten die letzten Stufen im Laufschritt hinauf, wobei er sich recht grob durch die Übrigen drängelte und sogar Peach einfach übersah. „Das klingt nach Schergen, meinen Schergen“, lachte er dabei dröhnend vor Zufriedenheit und betrat sogar als erster den festen Stein, in den die Treppe endlich mündete. „Das heißt, wir sind hier in meinen Landen, so wie der Steinklotz es gesagt hat. Endlich, wurde auch Zeit.“ Stolz aufgerichtet, als hätte er niemals irgendwelche Schwächen gezeigt und mit überlegener Miene, trampelte der Koopa-König durch den Durchgang, der in eine angrenzende Höhle führte, aus der diese Laute des Lebens drangen.
Nach kurzem Zögern folgte ihm die restliche Truppe nach, auch wenn die es dabei gar nicht so eilig hatten. Dabei war es schon ein echtes Glück diese elende Treppe endlich verlassen zu dürfen, die vermutlich beim nächsten Besuch wieder ganz woanders hinführen würde oder einfach verschwand wie ihr Herr und Meister.
Bowser stapfte in die Höhle und betrachtete wohlwollend das beeindruckende Bild, das sich nun vor ihm auftat. Offenbar hatte die Treppe ihn in eine seiner Minen gebracht, in der Eisenerz und Quarz für seine Waffen und für seine Festung abgebaut wurden. Käfer und Knochentrocken schwärmten hier in großer Zahl umher, um das kostbare Gut aus dem hellen Stein zu schlagen. Überwacht wurden sie dabei von Koopas oder Gumbas. Hier und da wuselten auch ein paar Shy Guy herum, die Pläne herumtrugen oder große Loren schoben, in denen sich Erz und Quarz aufeinander türmten. Überall hörte man das Klirren von Hämmern und Spitzhacken auf Stein und das Gebrumm unterschiedlichster Stimmen. Bowser grunzte zufrieden, das waren seine Männer, sein Reich, seine wahre Macht. Nur leider beachtete ihn und seinen Stolz hier keiner seiner Mannen. Nicht einer der Schergen bemerkte, dass sein König persönlich die Höhle betreten hatte und das obwohl Bowser schon eine ganze Weile herumstand und wartete. Sie wimmelten einfach weiter umher und ignorierten ihn sträflich, als wäre er Luft, nicht weiter wichtig, gar ein Störenfried. Frechheit, und Kamek unternahm natürlich auch nichts dagegen, sondern brütete weiterhin stumpf vor sich hin.
Bowser grollte unzufrieden und verschränkte die Arme vor der Brust. Trottel, Dummköpfe, Waschlappen, da musste er wohl tatsächlich selbst auf sich aufmerksam machen, wenn er nicht hier festwachsen wollte. Und das würde er lautstark tun, damit ihn keiner der Dummköpfe mehr übersehen konnte. Dazu kam ihm der winzige Knochentrocken gerade recht, der in diesem Moment auf ihn zugewankt kam. In den bleichen, dürren Knochenarmen trug einen Stapel Steinplatten, so hoch aufgetürmt, dass der Mickerling nicht einmal darüber weg schauen konnte. Ächzend wollte er wohl deshalb auch einfach so an Bowser vorbei klappern.
Doch dem Koopa-König kam er nicht so leicht davon. Bowser schnaubte lautstark und ließ sogar ein paar Flammenzungen über die Lippen lecken. „He, du da, komm gefälligst her!“, verlangte der Koopa harsch und stampfte nachdrücklich mit dem Fuß auf, hatte dabei eine Sache aber nicht bedacht.
Erschreckt klappernd, drehte der Knochentrocken seinen Kopf einmal im Kreis und fiel dann zitternd in sich zusammen, wie die Knochengerüste es eben gerne taten. Leider krachte dabei auch dessen Last zu Boden und eine der Steinplatten traf Bowsers Zehen. Der Koopa-König brüllte gepeinigt und hopste albern auf einem Bein herum, während die Wut seine Augen lodern ließ. Das gab es doch nicht. „Waaaaaah. Du ungeschickter Trottel, dämlicher Blödmann“, fuhr der König den armen Knochentrocken an und spie ein paar seiner Flammen in dessen Richtung. Nun gehörte ihm tatsächlich die Aufmerksamkeit der gesamten Mine, wenn auch nicht so wie gehofft.. „Kannst du nicht besser aufpassen? Lieg gefälligst nicht hier rum, hol mir jemanden her, der was zu sagen und zumindest ein bisschen Verstand hat. Aber zackig!“ Befehlend, und noch immer mit schmerzverzerrtem Gesicht, stach der Koopa-König mit ausgestrecktem Finger zum Herz der Mine. Er hatte die Schnauze voll, von der Feuchtigkeit, der Dunkelheit und dem Muff, aber vor allem davon ständig von Nervensägen, Trotteln und überheblichem Adel umgeben zu sein. Er wollte nach Hause.
Der Knochentrocken rappelte erst einen Moment hilflos auf dem Boden herum, ehe es ihm gelang seine Knochen wieder zu sortieren. Dann eilte er mit glühenden Augen und wippendem Schädel in die Düsternis der Höhle davon und stolperte dabei immer wieder über seine etwas zu groß geratenen Schuhe.
Bowser wartete, wenn auch nicht gerne, doch immerhin durfte er bemerkten, dass er offensichtlich entdeckt worden war. Denn die Gespräche, das Klingen der Werkzeuge und die fleißige Eile waren völlig zum Erliegen gekommen. Arbeiter drückten sich gemeinsam mit Wächtern und Vorarbeitern in Ecken herum und steckten wispernd die Köpfe zusammen. Immer wieder wurde der Koopa-König von erstaunten bis fassungslosen Blicken gestreift, die aber allesamt voller Fragen waren. Der König zog unwillig die buschigen Augenbrauen darüber zusammen, entschied sich aber gegen weitere Befehle und Ermahnungen, schließlich mussten sie ohnehin alle hören was er zu sagen hatte.
Mario, Luigi, die beiden Prinzessinnen, Mamek mit Königin Mamella und als Schlusslicht Cookie standen im Rücken des Koopa-Königs mit etwas Abstand, als der Knochentrocken zurück kam. Er war in Begleitung eines recht groß gewachsenen Shy Guys, der ziemlich außer Atem heran keuchte und offenbar nicht fassen konnte wen er da vor sich sah. Zumindest wedelte er aufgebracht mit den Armen, während er sich vor Bowser verbeugte und hinter der Maske funkelten seine Augen wie unruhige Flammen. „Lord Bowser, ich... ich kann es nicht glauben“, stammelte er ziemlich hilflos und verbeugte sich vor lauter Verwirrung erneut.
Sein König machte nur eine wegwerfende Handbewegung und knurrte. „Schon gut, schon gut, ich weiß. Spar dir das. Ich will einen Bericht über die aktuelle Lage im Darkland, sofort. Und vor allem will ich, dass mich jemand aus dieser elenden, feuchten, muffigen, finsteren Unterwelt bringt.“ Ungeduldig starrte der König den armen Guy an und trappelte ungeduldig mit dem noch immer schmerzenden Fuß. Na los, na los.
Der Angesprochene rang seine Hände und offenbar ebenfalls mit seinen Worten, denn zum Erstaunen aller und Bowsers Unmut schwieg er erst einen Moment. Er wirkte ganz so als müsse der Scherge erst den Mut finden diesem Befehl nachzukommen und er schluckte ein paar Mal nervös. Als der Guy dann endlich zögernd und viel zu leise zu berichten begann, war sehr schnell klar woran das lag. Was er zu sagen hatte, klang so absurd, so abwegig und unmöglich, dass sogar Peach es einfach nicht glauben mochte. Niemals würde Toadsworth so etwas veranlassen oder in die Wege leiten. Doch der Shy Guy wirkte auch nicht so, als würde er Ammenmärchen erzählen oder gar seinen Herrn anlügen. Das würde ihm sicher nicht gut bekommen.
Mit jedem Satz, beinahe bei jedem Wort seines Schergen, wuchs in Bowser die fassungslose Wut und war irgendwann so heiß geworden, dass er nur noch glotzen konnte und so lautstark mit den Zähnen knirschte, wie sonst nur die Bohnenkönigin. Sein Blut kochte und hätten seine roten Haare in Flammen gestanden, wäre es für niemanden erstaunlich gewesen. „WAAAAAS?“, brüllte er endlich, kaum hatte der Berichterstatter den Mund zugeklappt. Fauchend und zischend, sandte der Koopa-König ein Flammeninferno aus seinem Rachen gegen die Decke der Höhle und zerschmolz dort ein paar der Tropfsteine. „Was für eine bodenlose Frechheit! Eine Dreistigkeit sondergleichen! Wie können sie es wagen mich derart zu demütigen?“, tobte der Koopa und stemmte dann die Arme in die Hüften. „Bringt mich in den Pilzpalast, sofort! Ich habe ein Hühnchen mit dem tattrigen Pilzkopf zu rupfen!“ Mit diesen Worte stapfte Bowser einfach davon, ohne sich nach Kamek, seinem Schergen oder sonstwem auch nur umzusehen. Nicht einmal seine süße Peach beachtete er, die ihm schnell hinterher eilte, um ihn zu beruhigen und für ihren Minister Gnade zu erbitten. Jetzt gehörte ihm also ihre volle Aufmerksamkeit ganz allein? Pah, zu spät! Nun galt es erst sich wieder Respekt zu verschaffen, das war wichtiger.
Die Marmortreppe hatte sich nicht verändert. Ihr heller Stein war noch immer rot geädert und die flachen Stufen unter Schuhen und Füßen fast angenehm kühl nach der Hitze in den Kavernen unter der Eisenburg. Dennoch sahen die Wanderer sofort, dass der Herr der Unterwelt wohl die Wahrheit gesagt hatte, als er ihnen riet sie als Fluchtweg zu wählen. Denn statt hinab zu führen, wie es hätte sein müssen, wenn es die gleiche Treppe gewesen wäre, wand sie sich in engen Kurven, Schlinge um Schlinge hinauf in die Dunkelheit. Dort verlor sie sich scheinbar zwischen den feuchten Nebeln und den Tropfsteinen, die hier tatsächlich nur noch spärlich wuchsen.
Bowser knirschte darüber mit den Zähnen und grub mit den Klauen seiner Füße nervöse Rillen in den Steinboden. Er wollte keinesfalls noch einmal derart gedemütigt werden von der Bohnenkönigin diese Stufen hinaufgetragen werden zu müssen, wie ein elender Schwächling. Doch die Treppe würde es ihm und seiner massigen Gestalt sicher auch diesmal nicht einfach machen und jetzt hatte er nicht einmal mehr Kameks erbärmliche Hilfe. Der alte Kerl war einfach schon längst in der Dunkelheit verschwunden, ohne sich um seine Aufgaben zu scheren. Frechheit. Bowser hob die buschigen Augenbrauen und zog einen Flunsch. Hoffentlich rutschte der alte Knacker nicht aus auf diesen glitschigen Stufen und brach sich dabei womöglich die alten Knochen. Das konnte er so gar nicht brauchen und Mario, der alte Stinker, würde bestimmt nicht mehr erlauben, dass Donut sich dann um Kamek kümmerte. Grummelnd stapfte der Koopa-König daher voran, um selbst nach seinem Berater zu suchen und ihn gründlich zusammenzustauchen. Oder aufzulesen, was eben gerade nötiger war.
Die Treppe war breit und mit flachen Stufen, so dass man auch gut nebeneinander gehen konnte, um sich gegenseitig Kraft und Mut zukommen zu lassen. Ab und an wurden auch ein paar Worte gewechselt, doch meist sparte man sich diesen Atem. Die Nähe der Anderen tat schon gut genug.
Cookie schien das allerdings nicht zu reichen, denn sie gesellte sich an Königin Mamellas Seite. Zunächst schweigend und doch bemerkte die Majestät die Blicke, die ihr der Lockenkopf immer wieder fast verschämt zuwarf. Sie spürte es genau, wenn die Kleine ihrem schlafenden Bruder in den Armen der Majestät die Decke zurecht rückte oder die kalten Hände tiefer darunter schob. Auch wenn Cookie noch so behutsam dabei vorging. Wann immer die Herrscherin fragend zurückblickte wich die Kleine ihrem Blick aus. Zweimal, dreimal, dann schien sie endlich den Mut und den Atem zu finden, doch zu sprechen. „Könnt ihr Laki noch tragen, Majestät, erschöpft es Euch nicht zu sehr?“, wollte sie leise wissen und strich dem Lakitu liebevoll über ein Bein.
Die Königin lachte darüber nur derart laut, dass die Höhle davon hallte, die Tropfsteine klirrten und alle erschreckt zu den Beiden herumwirbelten. Aufgescheucht von diesem Gedröhne, das die Stille so plötzlich zerriss. „Erschöpft!“, rief die Königin amüsiert aus und wiegte belustigt den Kopf. „Von einem solchen Fliegengewicht. Ich spüre ihn kaum auf meinem Arm und wenn du es wünscht, kann ich dich sogar noch auf dem anderen tragen, ohne einen Unterschied zu bemerken“, dröhnte Mamella und hob den mächtigen, freien Arm, um ihre Kräfte zu demonstrieren. Sie war nicht einmal erstaunt als die Kleine hastig den Kopf schüttelte. Es hätte sie gewundert, wenn sie so ein „unverschämtes“ Angebot angenommen hätte.
Cookie war müde und erschöpft, spürte den Aufenthalt in ihrem Kupferpanzer bei jeder Stufe mehr, doch sie versuchte sich nichts davon anmerken zu lassen. Sie hatte doch immerhin einen ihrer stärksten Tränke für sich selbst verwendet. Der musste nun halten bis Zuhause. Leider hatten ihre Tinkturen längst nicht mehr die Kräfte der Originale. Trotzdem.
Immer weiter und weiter stiegen die Prinzessinnen, die Helden, die Majestäten und Prinzen und wer sich alles mit ihnen herumtrieb, immer höher. Stufe um Stufe, nach und nach veränderte sich die Unterwelt. Sie wurde ein wenig freundlicher, der Stein heller und es tropfte auch nicht mehr ununterbrochen um die Wanderer herum. Hier und da begegnete man schon Getier, das man erkannte. Wie Fledermäuse und blinde Grottenolme, die vor den Störenfrieden flohen, die in ihr stilles Reich eindrangen. Doch es war noch immer dunkel und noch immer tief. Einmal mehr schien die Treppe einfach kein Ende nehmen zu wollen und immer öfter mussten immer längere Pausen eingelegt werden, um die wenigen Kräfte zu schonen, zu sammeln oder zu stärken. Die letzten Happen wurden ausgeteilt, das Wasser gespart wo man konnte und Cookie plünderte zum ersten Mal seit sehr langer Zeit ihren Heilebeutel vollständig und gab nach und nach alles heraus, was sie darin mit sich herumtrug und das irgendwie hilfreich war.
Offenbar vernachlässigte sie dabei nach der Ansicht der Brüder sich selbst, denn wann immer sie ins Stolpern kam, einmal müde die Luft ausstieß oder sich auch nur einen Augenblick lang an das verschlungene Geländer stützte, waren Mario oder Luigi mit ausgestreckten Händen bei ihr. Sie erkundigten sich besorgt nach ihrem Befinden, wollten sie halten, stützen, tragen oder am besten in die Tasche stecken und nicht wieder herauslassen.
Irgendwann wurde es dem Lockenkopf zu bunt. „Jetzt ist aber genug, ihr Zwei“, schimpfte sie sanft und wedelte scheuchend mit einer Hand. „Ihr seid Helden, also geht und kümmert euch um die Prinzessinnen, wie es sich gehört. Statt um einen fusseligen...“ Sie verstummte als sie Marios vorwurfsvollen Blick auffing und sich Luigis gerunzelter Stirn gegenübersah.
„Sag es nicht“, brummte der kleine Bruder, wie er es viel zu oft schon bei Laki hatte machen müssen.
Genau wie der grinste Cookie nur keck darüber und zwinkerte sogar. „Waldschrat, Hexe, Laboräffchen.“ Sie lachte immerhin verlegen, doch ihre grünen Augen blitzten verräterisch auf..
Luigi brummte. Definitiv Geschwister.
Jemand räusperte sich und als sich die Drei danach umdrehten, stand dort Prinz Mamek mit einem freundlichen Lächeln und reckte Cookie elegant seine Hand entgegen. „Da ich keine Prinzessin an meiner Seite sehe, die meiner Fürsorge bedarf, ist es mir vielleicht erlaubt, dir für den restlichen Weg einen Arm zu bieten“, fragte er kokett und neigte den Kopf.
Der Lockenkopf zögerte einen Moment, dann knickste sie gekonnt, wie sie es unter Toadsworth strenger Leitung gelernt hatte. „Aber nur, wenn du mir erzählst, was ich alles versäumt habe“, gab sie zurück.
Daraufhin nahm der Prinz einfach ihre Hand. „Mit Freude, aber mache dich darauf gefasst, dass ich fürchterlich prahlen werde. Ich wünsche ja immer noch deine Freundschaft zu verdienen.“
Cookie lachte und ließ sich einfach die Stufen hinauf mitziehen. „Ich werde gebührend beeindruckt sein“, versprach sie gespielt ernst und gespannt auf das, was sie gleich zu hören bekommen würde.
Mario und Luigi blickten den Beiden ein wenig sprachlos hinterher. Mario strich sich durch den Schnauzer und wusste nicht so recht ob er darüber lächeln oder grimmig schauen sollte. Luigi dagegen stellte mit Erstaunen fest, wie er die Arme vor der Brust verschränkt hatte und dem Prinzen mit Unmut hinterher blickte, der Cookie einfach mitgenommen hatte. Das ging doch nicht, pah.
Die Prinzessinnen in Begleitung der Helden, Mamek mit Cookie, flankiert von Königin Mamella und endlich auch Bowser mit Kamek, in diesen kleinen Gruppen stiegen sie einfach immer weiter. Dabei bildete der Koopa-König weit abgeschlagen das Schlusslicht und er wusste nicht, was ihn mehr ärgern sollte. Dass er keinen Atem hatte, um darüber zu schimpfen und Forderungen zu stellen oder, dass niemand auf ihn achtete. Nicht einmal die Bohnenkönigin hatte einen Blick für ihn übrig, geschweige denn Peach, die sich mal wieder so unerträglich von Mario umschwärmen ließ. Hätte Donut den elenden Nervklempner nicht für sich behalten können? Womöglich hätte er selbst dann die Möglichkeit gehabt seine Liebe ein wenig zu trösten oder, noch besser, ihre Eifersucht auszunutzen. Aber leider wäre da ja immer noch die laute Wüstenprinzessin gewesen, mit ihrer beeindruckenden Rechten. Bowser brummelte darüber und knirschte unzufrieden mit den Zähnen. Noch mehr störte ihn allerdings, dass Kamek weder darauf noch auf seine Worte und nicht einmal seine Befehle reagierte. Er wankte nur stumm neben ihm die vielen Stufen hinauf, starrte vor sich hin, als wäre er nur rein körperlich anwesend und schien auch sonst irgendwie abgestumpft. Da wäre Bowser ja noch sein nerviges Gelächter lieber gewesen, dann wüsste er immerhin, dass der Alte nicht kaputt gegangen war. Die Wüstenprinzessin war aber auch wirklich viel zu grob mit ihm umgesprungen, schließlich war er ein alter Kerl, die behandelte man nicht so. Schon gar nicht als Dame und Prinzessin. Deshalb sah der Koopa-König auch großzügig über Kameks Verfehlungen, was seine Pflichten betraf, hinweg und schwieg einfach ebenfalls.
Niemand unter den Wanderern wusste wie lange und vor allem wie weit hinauf sie schon gestiegen waren oder es noch mussten. Doch eines stand fest, sie waren ganz sicher schon eine geraume Weile unterwegs und viel mehr würde keiner von ihnen mehr schaffen. Nicht einmal Daisy, die doch so eine fitte Sportskanone war und Königin Mamella, die scheinbar über endlose Kräfte verfügte, konnten sich mehr gegen Schwäche und Müdigkeit wehren. Ihre Beine zitterten ebenso wie die aller Anderen und schienen dazu noch Tonnen zu wiegen. Es fühlte sich bei jedem Schritt fast unmöglich an sie zu heben, um sie eine Stufe weiter oben abzusetzen. Die Gespräche verstummten wieder und machten einer schweren Müdigkeit Platz, die alles zu erdrücken schien. Schon längst war aus dem Steigen ein Schleichen geworden.
Doch endlich, endlich schien die endlose Treppe Gnade mit ihren Bezwingern zu zeigen, denn statt in weitere Nebel zu führen, lichteten diese sich immer mehr und ließen mehr Licht in die Tiefe dringen. Erst wurden sie zu weißen Schwaden, in denen Dscholli fast verloren ging, wenn man ihn nicht gründlich im Blick behielt, dann rissen sie noch weiter auf und waren irgendwann nicht mehr als durchsichtige Dunstschwaden, die unter der Körperhitze der Hoheiten, Majestäten, Helden und Begleiter auch noch weggeschmolzen wurden. Dazu wurde die Luft immer frischer, die Dunkelheit wich und es kam allen vor wie ein Wunder, als der erste Lufthauch über ihre Gesichter strich. Erfrischend und klar brachte er Gerüche mit sich, die sie allesamt schon lange nicht mehr gerochen hatten. Holz und Wasser, Moose und einen Hauch von Gras und Blumen, als hätten der sich von ganz Oben nach hier unten verirrt.
Laki brummelte im Schlaf und warf sich unruhig hin und her, so dass Königin Mamella darauf achten musste, dass er ihr nicht einfach hinunter fiel. Er schien die Nähe von Luft und Sonnenlicht selbst in seiner Ohnmacht deutlicher zu fühlen als alle Anderen.
Nach den nächsten Schlinge, die sie Stufe um Stufe erklommen, drang dann endlich etwas zu den Wanderern heran, das für sie klang wie eine süße Melodie. Ein unverständliches Gewirr aus unterschiedlichsten Lauten, die zwischen den Wänden und den Tropfsteinen hin und her hallten. Ein Durcheinander eigentlich, doch ganz und gar aus Stimmen von verschiedenen Kehlen hervorgebracht. Es wurde gelacht und gerufen, gestritten und Anweisungen gegeben, irgendwo brüllte jemand einen strengen Befehl. Dazwischen das Geklapper von bleichen Knochen, das Geräusch von Schuhen oder Panzer auf Stein und das Klingen und Krachen von Werkzeugen, die gegen etwas Hartes schlugen.
Luigi hätte nie gedacht, dass er sich einmal derart über Laute freuen würde, die ihm sonst Angst einjagten, wann immer er sie hörte. Und doch konnte er nicht mehr tun, als darüber zu strahlen und verlegen zu lachen, als Mario ihm ebenso erleichtert den Rücken klopfte.
Noch mehr allerdings freute sich der Koopa-König, der dadurch ganz neue Kräfte zu erhalten schien. Denn er hob den Kopf, stürmte von ganz unten die letzten Stufen im Laufschritt hinauf, wobei er sich recht grob durch die Übrigen drängelte und sogar Peach einfach übersah. „Das klingt nach Schergen, meinen Schergen“, lachte er dabei dröhnend vor Zufriedenheit und betrat sogar als erster den festen Stein, in den die Treppe endlich mündete. „Das heißt, wir sind hier in meinen Landen, so wie der Steinklotz es gesagt hat. Endlich, wurde auch Zeit.“ Stolz aufgerichtet, als hätte er niemals irgendwelche Schwächen gezeigt und mit überlegener Miene, trampelte der Koopa-König durch den Durchgang, der in eine angrenzende Höhle führte, aus der diese Laute des Lebens drangen.
Nach kurzem Zögern folgte ihm die restliche Truppe nach, auch wenn die es dabei gar nicht so eilig hatten. Dabei war es schon ein echtes Glück diese elende Treppe endlich verlassen zu dürfen, die vermutlich beim nächsten Besuch wieder ganz woanders hinführen würde oder einfach verschwand wie ihr Herr und Meister.
Bowser stapfte in die Höhle und betrachtete wohlwollend das beeindruckende Bild, das sich nun vor ihm auftat. Offenbar hatte die Treppe ihn in eine seiner Minen gebracht, in der Eisenerz und Quarz für seine Waffen und für seine Festung abgebaut wurden. Käfer und Knochentrocken schwärmten hier in großer Zahl umher, um das kostbare Gut aus dem hellen Stein zu schlagen. Überwacht wurden sie dabei von Koopas oder Gumbas. Hier und da wuselten auch ein paar Shy Guy herum, die Pläne herumtrugen oder große Loren schoben, in denen sich Erz und Quarz aufeinander türmten. Überall hörte man das Klirren von Hämmern und Spitzhacken auf Stein und das Gebrumm unterschiedlichster Stimmen. Bowser grunzte zufrieden, das waren seine Männer, sein Reich, seine wahre Macht. Nur leider beachtete ihn und seinen Stolz hier keiner seiner Mannen. Nicht einer der Schergen bemerkte, dass sein König persönlich die Höhle betreten hatte und das obwohl Bowser schon eine ganze Weile herumstand und wartete. Sie wimmelten einfach weiter umher und ignorierten ihn sträflich, als wäre er Luft, nicht weiter wichtig, gar ein Störenfried. Frechheit, und Kamek unternahm natürlich auch nichts dagegen, sondern brütete weiterhin stumpf vor sich hin.
Bowser grollte unzufrieden und verschränkte die Arme vor der Brust. Trottel, Dummköpfe, Waschlappen, da musste er wohl tatsächlich selbst auf sich aufmerksam machen, wenn er nicht hier festwachsen wollte. Und das würde er lautstark tun, damit ihn keiner der Dummköpfe mehr übersehen konnte. Dazu kam ihm der winzige Knochentrocken gerade recht, der in diesem Moment auf ihn zugewankt kam. In den bleichen, dürren Knochenarmen trug einen Stapel Steinplatten, so hoch aufgetürmt, dass der Mickerling nicht einmal darüber weg schauen konnte. Ächzend wollte er wohl deshalb auch einfach so an Bowser vorbei klappern.
Doch dem Koopa-König kam er nicht so leicht davon. Bowser schnaubte lautstark und ließ sogar ein paar Flammenzungen über die Lippen lecken. „He, du da, komm gefälligst her!“, verlangte der Koopa harsch und stampfte nachdrücklich mit dem Fuß auf, hatte dabei eine Sache aber nicht bedacht.
Erschreckt klappernd, drehte der Knochentrocken seinen Kopf einmal im Kreis und fiel dann zitternd in sich zusammen, wie die Knochengerüste es eben gerne taten. Leider krachte dabei auch dessen Last zu Boden und eine der Steinplatten traf Bowsers Zehen. Der Koopa-König brüllte gepeinigt und hopste albern auf einem Bein herum, während die Wut seine Augen lodern ließ. Das gab es doch nicht. „Waaaaaah. Du ungeschickter Trottel, dämlicher Blödmann“, fuhr der König den armen Knochentrocken an und spie ein paar seiner Flammen in dessen Richtung. Nun gehörte ihm tatsächlich die Aufmerksamkeit der gesamten Mine, wenn auch nicht so wie gehofft.. „Kannst du nicht besser aufpassen? Lieg gefälligst nicht hier rum, hol mir jemanden her, der was zu sagen und zumindest ein bisschen Verstand hat. Aber zackig!“ Befehlend, und noch immer mit schmerzverzerrtem Gesicht, stach der Koopa-König mit ausgestrecktem Finger zum Herz der Mine. Er hatte die Schnauze voll, von der Feuchtigkeit, der Dunkelheit und dem Muff, aber vor allem davon ständig von Nervensägen, Trotteln und überheblichem Adel umgeben zu sein. Er wollte nach Hause.
Der Knochentrocken rappelte erst einen Moment hilflos auf dem Boden herum, ehe es ihm gelang seine Knochen wieder zu sortieren. Dann eilte er mit glühenden Augen und wippendem Schädel in die Düsternis der Höhle davon und stolperte dabei immer wieder über seine etwas zu groß geratenen Schuhe.
Bowser wartete, wenn auch nicht gerne, doch immerhin durfte er bemerkten, dass er offensichtlich entdeckt worden war. Denn die Gespräche, das Klingen der Werkzeuge und die fleißige Eile waren völlig zum Erliegen gekommen. Arbeiter drückten sich gemeinsam mit Wächtern und Vorarbeitern in Ecken herum und steckten wispernd die Köpfe zusammen. Immer wieder wurde der Koopa-König von erstaunten bis fassungslosen Blicken gestreift, die aber allesamt voller Fragen waren. Der König zog unwillig die buschigen Augenbrauen darüber zusammen, entschied sich aber gegen weitere Befehle und Ermahnungen, schließlich mussten sie ohnehin alle hören was er zu sagen hatte.
Mario, Luigi, die beiden Prinzessinnen, Mamek mit Königin Mamella und als Schlusslicht Cookie standen im Rücken des Koopa-Königs mit etwas Abstand, als der Knochentrocken zurück kam. Er war in Begleitung eines recht groß gewachsenen Shy Guys, der ziemlich außer Atem heran keuchte und offenbar nicht fassen konnte wen er da vor sich sah. Zumindest wedelte er aufgebracht mit den Armen, während er sich vor Bowser verbeugte und hinter der Maske funkelten seine Augen wie unruhige Flammen. „Lord Bowser, ich... ich kann es nicht glauben“, stammelte er ziemlich hilflos und verbeugte sich vor lauter Verwirrung erneut.
Sein König machte nur eine wegwerfende Handbewegung und knurrte. „Schon gut, schon gut, ich weiß. Spar dir das. Ich will einen Bericht über die aktuelle Lage im Darkland, sofort. Und vor allem will ich, dass mich jemand aus dieser elenden, feuchten, muffigen, finsteren Unterwelt bringt.“ Ungeduldig starrte der König den armen Guy an und trappelte ungeduldig mit dem noch immer schmerzenden Fuß. Na los, na los.
Der Angesprochene rang seine Hände und offenbar ebenfalls mit seinen Worten, denn zum Erstaunen aller und Bowsers Unmut schwieg er erst einen Moment. Er wirkte ganz so als müsse der Scherge erst den Mut finden diesem Befehl nachzukommen und er schluckte ein paar Mal nervös. Als der Guy dann endlich zögernd und viel zu leise zu berichten begann, war sehr schnell klar woran das lag. Was er zu sagen hatte, klang so absurd, so abwegig und unmöglich, dass sogar Peach es einfach nicht glauben mochte. Niemals würde Toadsworth so etwas veranlassen oder in die Wege leiten. Doch der Shy Guy wirkte auch nicht so, als würde er Ammenmärchen erzählen oder gar seinen Herrn anlügen. Das würde ihm sicher nicht gut bekommen.
Mit jedem Satz, beinahe bei jedem Wort seines Schergen, wuchs in Bowser die fassungslose Wut und war irgendwann so heiß geworden, dass er nur noch glotzen konnte und so lautstark mit den Zähnen knirschte, wie sonst nur die Bohnenkönigin. Sein Blut kochte und hätten seine roten Haare in Flammen gestanden, wäre es für niemanden erstaunlich gewesen. „WAAAAAS?“, brüllte er endlich, kaum hatte der Berichterstatter den Mund zugeklappt. Fauchend und zischend, sandte der Koopa-König ein Flammeninferno aus seinem Rachen gegen die Decke der Höhle und zerschmolz dort ein paar der Tropfsteine. „Was für eine bodenlose Frechheit! Eine Dreistigkeit sondergleichen! Wie können sie es wagen mich derart zu demütigen?“, tobte der Koopa und stemmte dann die Arme in die Hüften. „Bringt mich in den Pilzpalast, sofort! Ich habe ein Hühnchen mit dem tattrigen Pilzkopf zu rupfen!“ Mit diesen Worte stapfte Bowser einfach davon, ohne sich nach Kamek, seinem Schergen oder sonstwem auch nur umzusehen. Nicht einmal seine süße Peach beachtete er, die ihm schnell hinterher eilte, um ihn zu beruhigen und für ihren Minister Gnade zu erbitten. Jetzt gehörte ihm also ihre volle Aufmerksamkeit ganz allein? Pah, zu spät! Nun galt es erst sich wieder Respekt zu verschaffen, das war wichtiger.