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Im Netz der Höhlenwelten

von No Cookie
Kurzbeschreibung
GeschichteAbenteuer, Familie / P12 / Gen
Bowser Daisy Kamek Luigi Mario Peach
24.08.2021
22.01.2022
39
136.958
4
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24.12.2021 4.304
 
Ascua

Mario, Luigi und Laki hatten die Tür am Ende des Flures gefunden und sonst keinen weiteren Weg. Bis auf das bekannte Wappen, das darüber prangte, unterschied sie sich allerdings kaum von den übrigen Pforten im Gang. Daher hatten die drei Retter sie nur vorsichtig aufgeschoben, um sich anzusehen, was sie diesmal dahinter erwartete und ob sie nicht doch den falschen Weg gewählt hatten. Das wäre fatal, denn für weitere Suchen fehlte ihnen allen die Kraft. Die Tür knarrte nur leise und öffnete sich zu einem prachtvollen, sechseckigen Saal, flankiert von hohen Fenstern und edlen Säulen. Marmor und Keramikkacheln glänzten im blauen Flammenschein eines üppigen Kronleuchters, der von einem aufwändigen Kuppelgewölbe hing. Ein Becken angefüllt mit reiner, goldener Lava überstrahlte alles mit Leichtigkeit und erfüllte die Luft mit seinem weichem Geblubber. Das alles war beeindruckend, doch der schönste Anblick für Mario und Luigi waren diejenigen, die sich an Tischen, die um dieses Becken standen, versammelt hatten.
Marios Herz hüpfte vor Freude, vor Erleichterung und vor Glück als er Freunde und Herzensmenschen endlich gefunden hatte und er schob die Tür ganz auf, um einzutreten.
„Mario! Luigi!“, rief Peach und sprang sogar auf, um den Helden mit wehenden Rockschößen entgegen zu eilen. Bei diesem Anblick spüre der große Bruder all seine Blessuren deutlich weniger. Vielleicht doch nur halb so wild.
Die Schöne war nur einen Herzschlag später bei ihnen und nahm je eine Hand von Mario und Luigi in die ihre, um sie festhalten und drücken zu können. Sie war froh, so froh. „Ich wusste, dass ihr kommt“, schluckte sie und konnte nur mühevoll die erleichterten Tränen zurückhalten. Doch dann musste Peach stutzen, denn diesmal waren die Brüder nicht allein zur Rettung geeilt. Eine dritte Gestalt drückte sich fast unauffällig hinter dem grünen und dem roten Rücken herum und verneigte sich nur eckig, als er die Aufmerksamkeit der Prinzessin auf sich fühlte.
Peach dagegen fühlte ich noch bedrückter und schuldiger, so fern es überhaupt möglich war. Der Stein in ihrem Magen wog plötzlich Tonnen schwerer und sie konnte diese unterschiedlichen Augen kaum ertragen Denn sie kannte diesen Lakitu, der da so unerwartet in den Hallen ebenfalls zur Rettung aufgetaucht war. Dann und wann hatte er Toadtown schon besucht und gleich beim ersten Mal mit einem undurchdachten Streich für mächtig Wirbel gesorgt. „Lakilug, was machst du denn hier?“, fragte die Schöne erstaunt und leise, kannte die Antwort doch im gleichen Moment.
Zu ihrem Leidwesen seufzte der Wolkenreiter auch nur schwer und rieb sich müde über die Augen. „Hoffen noch etwas ausrichten zu können“, brummte er wahrheitsgemäß, auch wenn er sich so entsetzlich hilflos dabei fühlte.
Peach konnte nur Schlucken und ihr Herz hämmerte ihr schmerzhaft gegen die Rippen. Brüder. Sie senkte den Blick und wagte es nicht einen von ihnen anzusehen, besonders nicht den Wolkenreiter. „Es tut mir so leid, aber Cookie...“, brachte sie endlich wispernd hervor und wurde fast sofort von Luigis Nicken unterbrochen.
„Wir haben sie gefunden, ganz oben an dieser scheußlichen Treppe“, murmelte er und wünschte sich das vergessen zu können. Seine Augen brannten ja auch schon wieder. Marios Hand schloss sich um Seine, zum Trost, zum Halt.
Prinzessin Peach riss die Augen auf und neue Wut überkam sie. Davon hatte sie noch nichts gewusst. Was war das für ein hässliches Spiel, für eine erneute, geschmacklose Grausamkeit? Cookie nicht nur in Metall zu verwandeln, sondern auch noch als Empfangskomitee für die Brüder aufzustellen, um diese zu entsetzen und zu schwächen. Ein Hinweis würden die Folgenden bekommen, hatte das Echo gesagt. Nun verstand die Hoheit endlich. Sie ballte die Fäuste und wäre am liebsten erneut auf den Herrn der Unterwelt losgegangen. Doch jetzt gab es erst Wichtigeres, um das sie sich zu kümmern hatte. „Lasst mich euch heilen, ihr seid erschöpft und verletzt“, bat sie und schloss die Augen, um ihre Kräfte wirken zu lassen. Diese und offenbar auch der Segen der hohen Sterne hatte sie selbst hier Unten nicht im Stich gelassen. Bald sahen Mario und Luigi wieder deutlich frischer aus, ihre Blessuren waren größtenteils geheilt und ein gutes Stück ihrer Kraft zurück gekehrt.
Endlich kam auch Leben in die übrigen Gäste, die Mario, Luigi und vor allem Laki bisher nur ungläubig angestarrt hatten. Daisy jubelte laut auf, stieß beide Fäuste glücklich in die Luft und schlenderte lässig zu den beiden Brüdern hinüber. Anerkennend drosch sie beiden kräftig mit der flachen Hand auf den Rücken, wovon Mario und Luigi fast in die Knie gingen. Luigi zwinkerte sie keck zu, einfach weil er niedlich aussah, wenn er so rot anlief. „Gut gemacht, Jungs. Auf euch ist eben immer total Verlass. Jetzt müsst ihr ihm nur noch ein paar Manieren beibringen“, schlug sie vor und betrachtete den Steinkoloss mit brennendem Blick von Kopf bis Fuß. Am liebsten würde sie kräftig mitmischen und dem Kerl zeigen, dass man sie nicht ungestraft verschleppte. Das hatte schon einmal jemand lernen müssen.
Mamek gesellte sich mit wiegenden Schritten zu der Gruppe, raffte seinen Umhang, verbeugte sich tief und lächelte Luigi besonders strahlend zu, der darunter noch roter anlief, als unter Daisys Zwinkern. „Es ist mir ein überaus großes Vergnügen euch wieder zu sehen. Ich wünschte nur, es wäre erneut weniger beschämend für mich“, gurrte er und strich sich durch das nicht mehr so ganz goldschimmernde Haar. Mamella stampfte auf, dass der Kronleuchter klirrte und das Lavabecken Wellen schlug. „Zur Stelle, wann immer man sie braucht. So wie man es kennt und so wie es uns versprochen wurde. Euch gehört tiefes Vertrauen“, lachte sie und knirschte zufrieden mit den Zähnen.
Sogar Bowser schob sich heimlich hinter die Brüder, verpasste beiden einen rüden Stoß, der sie einen Schritt nach vorne taumeln ließ und brummte. „Ihr habt euch ganz schön Zeit gelassen, das geht doch sonst schneller“, knurrte er und lachte zufrieden, als sein Erzfeind sich die verrutschte Mütze wieder aus dem Gesicht schob, um ihn zornig anfunkeln zu können. Irgendwie hatte Bowser das vermisst.
Freundlichkeiten und Ruppigkeiten flogen hin und her und erfüllten den Thronsaal mit ungewohntem Leben. Dann schien auch über den Hausherrn, der sich das alles bisher mit großem Interesse betrachtet hatte, die Neugierde zu siegen. Denn er straffte sich in seine ganze Größe, legte eine Hand auf sein blau schimmerndes Herz und ließ verächtlich ein wenig Steinstaub zwischen den Fingern hervor rieseln. „Dürfte ich wohl erfahren wer mir hier die Ehre seines Besuches angedeihen lässt?“, fragte er in einen Moment der Stille und beherrschte damit den Saal leicht. Auffordernd winkte er die Brüder und den Wolkenreiter in einer einladenden Geste zu sich heran.
Mario und Luigi sahen sich an und fühlten im gleichen Moment, Dschollis Nebel in ihren Rücken. Gemeinsam und schweigend, gingen sie über den glänzenden Boden durch den kleinen Weg, den die übrigen Gäste unter sich geöffnet hatten bis an den Rand des Lavabeckens. Auch dort fehlte die Hitze.
„Wir sind Mario, Luigi und Lakilug aus dem Pilzkönigreich.“, entgegnete Mario endlich mit fester Stimme, nachdem sich Retter und Hausherr einen Moment lang nur angesehen hatten.
Der Koloss lachte affektiert und besaß dann die Eitelkeit sich knapp vor den Drei zu verbeugen. „Seid gegrüßt, Retter aus dem Pilzkönigreich. Ich bin Ascua, Herr der Unterwelt. Sagt nur, meine Echos haben euch nicht gebührend empfangen?“
Ascua, endlich hatte das Phantom, der Unbekannte, der Entführer einen Namen. Allerdings machte ihn das nicht weniger bedrohlich, wie Mario, Luigi und Laki gehofft hatten. Er war noch immer mächtig und gefährlich, das spürte man hier im Herzen der Unterwelt allzu deutlich. Hier würde alles und alle ausschließlich ihm gehorchen.
Mario verzog darüber keine Miene, was ihm schon immer leicht gefallen war, im Gegensatz zum kleinen Bruder. Der wurde schon wieder nervös und deshalb trat der Held einen Schritt vor ihn. Damit der Blick des Herrn der Unterwelt nicht direkt auf ihm lag. Mario lächelte sogar bitter. „Eure Echos waren überaus... dienstbeflissen“, meinte er dann mit der gleichen falschen Höflichkeit wie der Hausherr. „Wir konnten sie allerdings davon überzeugen, dass wir unsere Wege auch alleine finden“. Und zu Marios Erleichterung schienen sie sich auch nicht in diesen Hallen herumzutreiben, um ihren Herrn zu warnen, sondern waren wirklich einfach fort.
Eine Mischung aus Wut, Überraschung und Unglauben flackerte wie eine Flammenzunge über die Züge Ascuas. Doch ebenso schnell, wie sie aufgetaucht waren, verschwanden diese Emotionen auch wieder von dem steinernen Gesicht. Er hatte sich wieder im Griff und hob den Kopf ein wenig, um noch höher über den Winzling aufzuragen, der es gewagt hatte ungefragt in seine Hallen einzudringen und seine Verhandlungen zu stören. „Nun, so sei es. Welches Anliegen führt euch so weit zu mir?“, fragte er etwas brüsk und klang dabei kälter, als es mit all der Lava in seiner Gestalt möglich sein sollte. Seine Augen glühten bedrohlich auf und immerhin der grüne Dürrling erbleichte mehr.
Allerdings war es auch nicht der aufdringliche Kleine, der diesmal das Wort erhob. Sondern eine seltsame Gestalt, die dem Koopa-König unter den Gästen in gewisser Weise ähnlich sah und auf einer Wolke zu reiten schien. Das gefiel Ascua durchaus, denn es war ungewöhnlich und bewies Mut und Stil. Daher schenkte er dem Reiter auch seine Aufmerksamkeit, obwohl das an sich ein langweiliges Bürschchen war.
„Wir sind hier, um diejenigen zurück zu holen, die du hier hinunter verschleppt und eingesperrt hast“, rief Laki mit lauter Stimme, die allerdings noch viel zu sehr zitterte und er schwebte bis knapp vor das Gesicht des Herrn der Unterwelt. Lakis Wunden schmerzen nicht mehr, doch sein Kopf dröhnte noch immer und diese verflixte Müdigkeit schien wohl nie mehr weichen zu wollen. Vielleicht halfen magische Kräfte bei Taugenichtsen nicht. Trotzdem starrte Laki Ascua fordernd an und stach dann dann auch noch mit dem Finger vor ein Gesicht. Der Hausherr musste jetzt gut zuhören. „Und vergiss Cookie nicht, die befreist du zuallererst.“ Der Lakitu, schüttelte den Kopf. Er sollte nicht mehr so hoch fliegen, die Welt wankte von hier oben so.
Der Hausherr hob erneut voller Überraschung die Steinwülste über seinen Augen. Nach einen Moment der Stille lachte er dem Taugenichts einfach ins Gesicht, was klang wie berstender Stein und speiende Vulkane zugleich. „Sie wieder? Ihr Oberweltler habt einen seltsamen Geschmack was Vertraute und Freunde angeht. Was liegt euch nur an so einer Person?“ Die unterschiedlichen Augen brannten ihm als Antwort fast Löcher in die Brust, was den Herrn der Unterwelt allerdings nur noch mehr amüsierte. Er war gespannt.
„Sie ist unsere Schwester!“, spie der Wolkenreiter dem Herrn der Höhlenwelten entgegen und versuchte nicht auf sein jagendes Herz zu achten. Er bemerkte gar nicht was er da gerade gesagt hatte, vor allem da der Lulatsch und der Großheld zustimmend nickten und sich breitbeiniger aufstellten.
„Schwester“, wiederholte der Ascua und winkte überheblich ab, „Das wird ja immer amüsanter.“  Lachend ließ er den Taugenichts einfach schweben wo er war. Offenbar hatte er schon das Interesse an dem schwächlichen Ding verloren. Im Gegensatz zu den beiden Anderen, die gekommen waren. In ihren Augen konnte er die Entschlossenheit von echten Kämpfern sehen. Dazu Wut und Mut. Das war aufregend.
Allerdings galt es hier zunächst ein Irrtum aufzuklären. „Nun, um eines klarzustellen. Ich habe niemanden entführt. All die edlen Hoheiten und Majestäten hier sind meine willkommenen Gäste und es steht und stand ihnen frei jederzeit zu gehen, wenn sie es wünschen. Alles was ich verlange, ist ihr Wort“, erklärte Ascua in aller Ruhe und weidete ich an den überraschten Mienen, der drei traurigen Retter, die tatsächlich gekommen waren, um ihn herauszufordern. In seinem eigenen, endlosen Reich.
„Was?“, fragte der große Bruder völlig überwältigt und er blickte fragend und ratlos zwischen den scheinbar Entführten und dem Herrn der Unterwelt hin und her.
In den Augen des Koopa-Königs funkelte die blanke Wut und Mario konnte in seinem Rachen schon das Feuer flackern sehen. Daisy blähte die Backen wie ein zorniger Ochsenfrosch und Peach sprang vor, bevor ihre Cousine die Kontrolle über ihre Ausdrucksweise verlor.
Sie umklammerte beschwörend Marios Arm und schüttelte den Kopf. „Das stimmt so nicht. Was er wirklich will ist, dass wir ihn zum König der Unterwelt ernennen, damit er uns mit hohen Abgaben für Stein und Salz erpressen und sich in die Entscheidungsfindungen der Königreiche einmischen kann. Kontrolle und Einfluss, danach dürstet es ihm“, sprudelte sie hastig hervor, um an diesen Worten nicht zu ersticken. Mario sollte schließlich niemals, niemals glauben, dass sie es ihm hätte ersparen können zu wandern zu kämpfen und zu suchen und aus Bequemlichkeit einfach darauf verzichtet hätte. Wie gerne würde sie genau das einmal können, nur einmal. Wie froh war sie, als Marios Hand ihre tätschelte und er nur nickte. Womit sie sich sein endloses Vertrauen wohl einmal mehr verdient hatte? Sie wusste es nicht.
Der Herr der Unterwelt verneigte sich nur galant, mit diesem ständigen, überheblichen Lächeln auf den Zügen und schüttelte mahnend den Kopf. „Edle Prinzessin Peach, das ist doch ein wenig einseitig betrachtet, findet Ihr nicht? Ich verlange nicht mehr, als mir zusteht. Mit dem größten Reich verfügt man eben auch über den meisten Einfluss. Stimmt zu oder lehnt ab, es liegt ganz bei Euch.“ Er versuchte seinen Ärger zu verbergen, darüber gestört worden zu sein, so kurz vor dem Erreichen seiner Ziele. Diese schienen nun weiter weg denn je und das nur wegen zweier Oberweltler, die Ascua als so unbedeutend empfand.
Mario schob die Prinzessin hinter sich, dorthin wo sie von Daisy gleich empfangen und zu den übrigen Gästen zurück in Sicherheit gebracht wurde. Dort musste Peach einmal mehr nur warten und hoffen, was sie mehr verabscheute als alles Andere. Die dichte Anspannung, die sich seit dem Erscheinen der Helden immer mehr im Saal breit gemacht hatte, schien zuzunehmen und auch Mario und Luigi spüren sie in jedem Muskel. Dennoch wichen sie nicht.
Mario runzelte die Stirn und traf endlich die nötige Entscheidung, mit allen Folgen, die er dafür würde tragen müssen. Sein Blick schweifte zu Luigi hinüber, der wie immer an seiner Seite war, trotz seiner Angst und seiner Unsicherheit. Er konnte und würde auf ihn zählen, damit er nicht alles alleine tragen musste. „Wir lehnen ab. Die Zustimmung zur Unterschrift und ebenfalls noch einen Moment länger hier zu bleiben“, sprach der Held deutlich in den Saal.
Die goldene Lava im Becken warf immer größere Blasen, blubberte immer aufgeregter und glühte immer heftiger, mit jedem stillen Moment der verging. Offenbar zeigte sie damit die Stimmung des Steinkolosse, denn der erhob sich zur vollen Größe und trat so nahe an den Beckenrand heran, dass er den Helden genau gegenüber stand. Von dort blickte er auf sie hinunter, die Hände geballt, das Gesicht nur mühsam beherrscht. „Wie ihr wollt. Doch wer mich und mein Volk bestehlen will, muss den Weg aus meinem Reich von seinem Herrscher erstreiten. Setzt ihr euer Leben oder euer Wort?“, fragte er und seine Stimme hatte jede unechte Freundlichkeit verloren. Er klang hart und kantig, wie der Stein, aus dem er war.
Die Brüder tasteten nach ihren Hämmern, stellen sich breitbeiniger auf und wichen dem Blick des Hausherrn nicht aus. Doch bevor sie diese letzte Frage beantworten konnten, schob sich noch jemand an ihre Seite. Fast heimlich zur Linken des großen Bruders.
Mario hob er den Kopf, als eine kleine Wolke, sich ebenfalls neben ihn gesellte. Schwächlich knapp über dem Boden wehend und unstetig auf der Stelle zitternd. Der Reiter darauf grau vor Erschöpfung und, wie der Held wusste, völlig waffenlos. Laki konnte sich ja kaum noch aufrecht halten. Nein, diesmal nicht.
„Laki“, meinte der große Bruder sanft und ließ den Hammer wieder sinken. Er lächelte bitter und wusste, dass er jetzt sehr vorsichtig sein musste, um den großen Stolz des Wolkenreiters nicht zu verletzten. Nicht mehr, als er es ohnehin tun musste. „Ist das nicht der richtige Moment, um dein Versprechen zu halten?“ Mario erinnerte sich an die Worte des Taugenichts, damals in den Silberkavernen.
Laki selbst wohl auch, denn in seinen unterschiedlichen Augen funkelte etwas auf und er schluckte. Doch dann presste der trotzig die Lippen zusammen und klammerte sich an Dschollis Nebel, als könnte man ihn damit nicht mehr von der Stelle bewegen. Trotzige Worte lagen ihm schon auf den Lippen, da kam ihm jemand zuvor.
„Du musst, Versprechen bricht man nicht. Auch... auch nicht als Taugenichts, bitte“, bat Luigi und legte seine Hand auf die des Wolkenreiters. Er wollte nicht, dass dem auch noch etwas zustieß.
Der Wolkenreiter lächelte bitter und schüttelte den Kopf. Da hatte der Lulatsch ihn wohl am Haken, was sollte er dazu noch sagen? Dass er kämpfen wollte, um sich und allen andern etwas zu beweisen, um seine Schwester zurück zu holen, um sich nicht nutzlos fühlen zu müssen? Er wusste, dass er es nicht konnte, so sehr er es auch wollte. Aber er war noch nie so schwach gewesen. Deshalb nickte er fast unmerklich, ganz gegen seinen Willen, aber umso mehr für den Lulatsch und den Großhelden, die ihm so ans Herz gewachsen waren. Die Beiden kämpfen nicht nur für die Blaublüter, da war er sich doch schon lange sicher. Außerdem waren sie Kämpfer, im Gegensatz zu ihm. Er war höchstens ein Schütze, womöglich ein Taugenichts, aber auf jeden Fall ein Bruder.
„Dann komm“, meinte Mario und hob den Erschöpften ganz einfach von Dscholli. Etwas, das sonst weder Lakitu noch Wolke zugelassen hätten. Doch hier war es etwas anderes, Mario genoss schon lange das volle Vertrauen des Taugenichts und auch Dscholli wusste das. Mit entschlossenen Schritten trug der große Bruder Laki zu Königin Mamella hinüber, die mit den Anderen unter den Fenstern stand und zur Untätigkeit verdammt, zusah, was sich im Thronsaal zutrug.
„Majestät, darf ich Euch Laki anvertrauen? Er kann nicht mehr selbst auf sich aufpassen und ich will ihn in guten Händen wissen, falls es nötig ist sich zu verteidigen oder auch die Flucht zu ergreifen.“ Bittend blickte der Held des Pilzkönigreiches die Königin des Bohnenlandes an. Bei ihr wäre Laki hier unten besser aufgehoben als überall sonst.
Mamella stampfte auf, dass die Scheiben klirrten und riss die Arme nach oben. „Aber selbstverständlich, es ist mir eine Ehre. Niemand wird sich ihm nähern oder auch nur ein Haar krümmen, sei unbesorgt“, rief sie aus und nahm Mario den Wolkenreiter erstaunlich behutsam ab, um ihn in ihre Hände zu betten, in die Laki leicht hinein passte.
Der raffte sich noch einmal auf und packte Mario am Ärmel, ehe der sich zu Luigi und Ascua zurückbegeben konnte. „Passt gut auf euch auf. Ich tausche euch auf keinen Fall gegen die Blaublüter, nur damit du es weißt!“, meinte er nur und lächelte schwach, zeigte ein letztes Mal seine Zahnlücke. Als Antwort bekam er nur ein Nicken und musste den Großhelden dann ziehen lassen, in Verderben oder Sieg. Und doch konnte der Lakitu nichts anderes tun als sich in die sicheren Hände der Bohnenlandkönigin zu lehnen und die Erschöpfung endlich siegen zu lassen. Er brauchte nur Herzschläge, um tief einzuschlafen.
Königin Mamella hielt ihn sicher mit beiden Händen, ganz nah an Brust und Herzen, dort wo ihn niemand erreichen könnte und setzte sich sogar auf den Boden, um ihre Arme bequemer aufstützen zu können. Mamek trat aus dem Schatten der Säule heran und breitete mit einer eleganten Bewegung den eigenen Umhang über den Schlafenden, der sich bibbernd tiefer in den Stoff kuschelte.
Peach runzelte darüber die Stirn und war sogleich an der Seite des Lakitus, um ihm sanft die Strähnen aus dem Gesicht zu wischen und ihm besorgt über die klammen Wangen zu streichen. „Ich verstehe das nicht. Meine Heilung hat sie alle einbezogen, da bin ich mir ganz sicher. Warum ist er noch immer so schwach?“, meinte sie bekümmert. Hatte sie etwas falsch gemacht? Ihn gar vergessen?
„Das hilft bei ihm nicht viel, meine Butterblume“, knurrte da ausgerechnet Bowser, der sich an ihre Seite schob, die Arme verschränkt. Mit schief gelegtem Kopf betrachtete er den Knilch in den Armen der Bohnenkönigin und schnaubte nur mitleidig. „Lakitus sind Wesen des Himmels und der Luft. Ihnen bekommt ein Aufenthalt in feuchten, dunklen Höhlen überhaupt nicht. Deshalb schicke ich sie ja auch nie in die Katakomben“, erklärte er dann und war wohl wirklich derjenige, der es von allen am besten wusste. „Wenn der Knilch schon so lange hier unten ist wie wir, wundert es mich, dass er überhaupt noch schnauft.“ Der Koopa-König zuckte fast unbehaglich und mitleidig mit den Schultern, als seine Wunderschöne darüber erschreckt ausrief. Da konnte man nix machen. Aber diese Hartnäckigkeit war gar nicht so übel für so einen Mickerling.
„Auch das noch“, murmelte Peach und hatte nur noch mehr, um das sie sich sorgen musste. „Jetzt drängt die Zeit wohl doch.“
Daisy hatte sich das einmal mehr lange genug angesehen und verlor die Geduld, da sie wieder einmal viel zu wenig von dem verstand was hier vor sich ging. „Wer ist das denn schon wieder?“, fragte sie fast herausfordernd und stemmte die Arme in die Hüfte. Sie hatte ihn für einen von Bowsers Schergen gehalten, der tatsächlich seinen König aufgespürt hatte oder ihnen als Spion hinterher geschlichen war. Doch der Lakitu schien wohl tatsächlich zu Mario und Luigi zu gehören und sich mit ihnen gemeinsam bis zu ihnen hierher durchgeschlagen zu haben. Etwas, das eigentlich unmöglich war, es widersprach sich einfach in so Vielen. Trotzdem war es wohl so und Peach kannte diesen Nicht-Schergen wohl auch noch. Woher, und vor allem, weshalb?
„Das ist Lakilug, Cookies Bruder“, meinte ihre Cousine auch schon, als wäre das ganz klar und zögerte dann kurz. „Einer von ihnen.“ Ihr verstehendes Lächeln machte die Prinzessin des Sarasalandes fast verrückt. Kaum hatte sie geglaubt das Äffchen endlich durchschaut zu haben, warf das einfach wieder ganz neue Fragen auf. Hatte sie mit ihrem ersten Verdacht doch Recht behalten, etwa die ganze Zeit? Doch irgendwie blieb das ersehnte Triumphgefül aus. Nein. „Ein Lakitu, ihr Bruder?“, rief sie dennoch und warf die Arme in die Luft, um sich dann auf einen der Stühle fallen zu lassen. All diese Strapazen nur für das Laboräffchen? Das war nicht gerade Schergentypisch, aber das Äffchen selbst ebenso wenig, noch nie gewesen eigentlich... Ärgerlich über ihre Schwäche schüttelte die Wüstenprinzessin den Kopf. Sie war ja schon ganz weichgespült. Lieber blickte sie zu den Brüdern hinüber, die sich nun erneut vor Ascua aufstellten. Das versprach spannender zu werden und lenkte ihre Gedanken ab.
Mario fühlte das Gewicht des Hammers in seinen Händen, die Anspannung in seinem Körper und Luigis vertraute, wichtige Nähe an seiner Seite. So war es schon oft gewesen und es hatte immer harte Kämpfe und Schläge bedeutet, doch bisher auch immer der Sieg für sie. So würde es auch diesmal sein, so musste es auch diesmal sein, denn wieder kämpften sie nicht für sich, sondern um alle und Alles. Wieder übernahm der große Bruder das Wort, um Luigi die Zeit zu geben seinen Mut zu finden, den er so gut vor sich selbst versteckte.
„Wir wählen den Kampf und setzen somit unser Leben, Ascua Herr der Unterwelt“, verkündete der Held etwas theadralisch und die Anspannung im Thronsaal zersprang zu Kampfesstimmung.
Der Hausherr lachte auf, als würde er sich unbändig über diese Entscheidung freuen und die goldenen Lava pulsierte fast aufgeregt und üppig durch seine Adern und Bahnen. Der Stein knirschte und Ascua nickte zufrieden, ihm war es gleich. „Ganz wie ihr wollt. Doch da es mich um meinen Palast dauern würde, verlegen wir dieses Duell doch dorthin, wo mein Herz schlägt.“ Unter erneutem Lachen riss er die mächtigen, steinernen Arme empor. Ein Knirschen von Stein auf Stein erfüllte den gesamten Palast, ließ die Wände wackeln und die Säulen beben. Steinstaub und Asche rieselte von Decken und Wänden in das Lavabecken und auf die Häupter von Gästen und Kämpfern. Dann begann der Boden zu vibrieren, ließ die Fensterscheiben klirren und Tische, sowie Stühle tanzen.
Peach und Daisy hielten sich aneinander fest, Bowser krallte die Klauen in den Boden, während sich Kamek an seine Waden klammerte. Der Prinz tanzte selbst, um die Schwankungen auszugleichen, während Mamella sich kampfbereit erhob, den schlafenden Lakitu schützend enger an sich gedrückt. Sie wurden durchgeschüttelt und nur mit Glück nicht einfach umgeworfen.
Doch keine weiteren Angreifer oder Echos brachen aus den Schatten als Hinterhalt hervor, keine Wände stürzten ein, um Gäste und Eindringlinge gleichermaßen unter sich zu begraben. Dafür sank der Boden des gesamten Thronsaales ab, tauchte immer tiefer zwischen die Wände und glitt so eine ganze Weile dahin. Vorbei an weiteren Marmorwänden, einer Treppe, Flure und endlich erhob sich schwarzer, dampfender Stein aus den Tiefen der Erde, der Tropfsteine gebar und irgendwann alles rings herum eingenommen hatte. Und hier war auch die Hitze, die im Garten und im Eisenpalast gefehlt hatte. Übermächtig schwappte sie als erstickende Welle über alle im Thronsaal herein und machte das Atmen im ersten Moment unmöglich. Sie brannte auf Haut und in der Lunge und ließ alle aufkeuchen. Hervorgebracht wurde sie von breiten Flüssen aus roter, glühender Lava, die sich am Rand einer mächtigen Höhle entlangzogen, in die der Boden des Saales nun aufsetzte. Die Kacheln und die schöne Keramik zersprangen und zerstreuten sich auf dem Grund der Höhle, der ganz und gar aus goldenen Nadeln bestand. Lang wie Schwerter und scharf wie Dolche glänzten sie im reinen Schein der Lavaflüsse. Eine Wiese aus Kristall, hoch und tödlich und als Teil der Unterwelt wohl auch der Macht Ascuas unterworfen.
Nur dessen hohe Gäste, sowie Mario und Luigi standen noch auf Resten des ehemaligen Bodens des Thronsaales, wie auf rettenden Inseln. Hier und da erhoben sich noch Weitere aus dem Kristall, wie die Plattformen im freien Himmel, die den Brüdern so vertraut waren und doch völlig fremd.
Ascua dagegen war hier und jetzt freier, als in seinem Palast oder irgendwo sonst auf der Welt. Ungehindert konnte er von Lavabecken in Flüsse und zurück wandern, als Teil davon und er schien es zu genießen. Er drehte sich um die eigene Achse und breitete die Arme ausgreifend über die Höhle aus und ließ seine Donnerstimme erschallen. „Willkommen im wahren Herz der Unterwelt, meiner Geburtsstatt. Ein mehr als würdiger Ort für euch zu sterben“, rief er und baute sich dann vor den Brüdern auf. Herausfordernd und mächtig. Er war bereit.
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