Im Netz der Höhlenwelten
von No Cookie
Kurzbeschreibung
Eine Entführung fand im Pilzkönigreich statt! Das ist an sich erst einmal nichts Besonderes, zumindest auf den ersten Blick. Doch bald schon stellt sich heraus, dass die Prinzessin diesmal nicht das einzige Opfer, Toadtown nicht die einzige betroffene Stadt ist. Verwirrend genug, ebenso wie die Bedrohung, die von ganz unerwarteter Seite kommt. (Daisy erscheint hier mit voller Absicht etwas grob und misstrauisch Cookie gegenüber. Allerdings nicht, weil ich sie für eine blöde Kuh halte, die ich gemein darstellen will. Daisy traut Cookie und deren Vergangenheit einfach nicht über den Weg. Die Prinzessin fürchtet um ihre guten Freude, um ihre Familie zu der Peach und auch die Brüder zählen. Sie will sie schützen und stellt sich deshalb zwischen sie und Cookie, bis Daisy ein wenig mehr über die erfahren hat, am besten die Wahrheit kennt. )
GeschichteAbenteuer, Familie / P12 / Gen
Bowser
Daisy
Kamek
Luigi
Mario
Peach
24.08.2021
22.01.2022
39
136.958
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Dieses Kapitel
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16.12.2021
5.344
Echos
Schweigend führte das Echo die drei Retter tatsächlich durch das Tor in die Eisenburg hinein. Gemeinsam betraten sie den gleichen, runden Eingangssaal, den auch schon Peach, Daisy, Königin Mamella und König Bowser samt Begleitung bestaunt hatten. Auch die Brüder und der Lakitu waren sofort von der üppigen Schönheit beeindruckt und erstaunt über die angenehme Kühle, die hier herrschte. Fast vergaßen sie, dass sie hier im Herzen der Katakomben angekommen waren, umgeben von brodelnder Lava und Feinden, die sie noch nicht einschätzen konnten. Der Brunnen plätscherte sanft und silbern in sein Becken und der Stein funkelte im Schein der Lava vor den Buntglasfenstern. Die vielen Türen in den Wänden waren ebenfalls geschlossen und sahen ganz gleich aus. Wenn man von dem verspielten Wappen einmal absah, das an einer davon prangte und offenbar den Sitz des Herrn der Unterwelt anzeigte. Etwa eine Art Trohnsaal?
Dennoch runzelte Mario die Stirn und versuchte alles um sich herum im Blick zu behalten, was natürlich völlig unmöglich war. Seine Nerven waren angespannt und seine Sinne überscharf, denn hier lag etwas in der friedlichen Luft. Eine drückende, drohende Schwere machte sich breit, wie ein Gewitter, das man schon von weitem spüren und riechen konnte. Drohend braute sich etwas zusammen und mischte sich unter Leichtigkeit und Kühle, die sonst den Raum beherrschte.
Der Oberdiener schwebte bis zum Becken, blickte einen Moment auf das Wasser und drehte sich dann zu den Retter um. Höflich und dienstbeflissen wie immer, aber schärfer gezeichnet wie bisher und von einer kalten Aura umgeben, die mehr als deutlich machte, dass Mario, Luigi und Laki hier alles andere als willkommen waren. „Nun, meine Herren, ich bedauere, dies mitteilen zu müssen, doch die Eisenburg stellt das Ende eurer Reise dar. So fern ich mich erinnere hat mein Herr euch nicht dazu eingeladen sein Reich zu betreten und eine Ermahnung diesbetreffend wurde übergangen. Daher sehen wir uns nun gezwungen dem selbst ein Ende zu setzen“, meinte es und winkte in den Saal. Daraufhin schienen die Schatten der Wände und Säulen lebendig zu werden. Etwas knisterte hallend und hohl, wie Schritte in einem endlosen, leeren Gang.
Mario straffte die Schultern und Luigi holte den Hammer hervor, auch wenn seine Hände schon wieder verräterisch schwitzten und sein Herz hämmerte. Selbst Laki wühlte in Dschollis Nebeln herum auf der Suche nach irgendetwas, bis er sich an ein Versprechen erinnerte, das er gegeben hatte. Mit funkelnden Augen und geballten Fäusten wich er unwillig ein bisschen unter die Decke zurück. Aber er wusste schon jetzt, dass er Brüderchen Lulatsch und Bruder Großheld kaum einfach alleine lassen würde.
„Ich brauche keine Einladung, um die Prinzessinnen und anderen Herrscher zu retten, die von eurem Herrn einfach verschleppt wurden“, brummte Mario voll unterdrücktem Zorn und blickte den Oberdiener durchdringend an. „Ohne sie gehen wir nirgendwo hin. Wohin also habt ihr sie gebracht?“ Er gab seiner Stimme eine drohende Festigkeit und Stärke, die er schon länger nicht mehr hatte. Eigentlich war er erschöpft und ein Kampf zu diesem Zeitpunkt denkbar ungünstig.
Das Hauptecho lachte nur freudlos und schüttelte milde mahnend den Kopf. „Die edlen Gäste erfreuen sich bester Gesundheit und haben nichts zu befürchten. Sie werden auf das Beste versorgt werden, so lange sie sich hier aufhalten. Und wie lange dieser Aufenthalt andauern wird, liegt allein in ihrer Hand. Sie können jederzeit Schloss und Unterwelt verlassen. Sobald sie ihre Zustimmung gegeben haben.“ Auch das hatten die Echos von Anfang an klar gestellt und daher war dieser erbitterte Widerstand von vielen Seiten unverständlich.
Nun waren die drei Retter doch überrascht. Eine Entführung bei der die Opfer selbst darüber entscheiden konnten wann sie wieder nach Hause zurück kehrten? Was hielt sie dann noch hier unten?
Nervös leckte sich Luigi über die Lippen und wagte es sogar einen Schritt auf das Echo zuzugehen, auch wenn er sich dabei weiter in Marios Nähe hielt. „Womit sollen sie denn einverstanden sein?“, fragte er vorsichtig. Vielleicht kamen sie jetzt endlich all den verwirrenden Fragen auf den Grund.
Der Oberdiener verschränkte die Arme im Rücken und wiegte belehrend den Kopf. Erfreut räusperte er sich, da er offenbar gerne Vorträge hielt. Schließlich bestand er aus Worten und die hörte er wohl einfach gerne. „In der Regel verhält es sich doch so, dass man das Recht über ein Reich zu herrschen und den entsprechenden Titel zu tragen durch Geburt in die Wiege gelegt bekommt oder ihn sich durch Kampf und Gewalt aneignet“, hub es an und wanderte durch den Saal. „Doch gibt es auch einen anderen Weg. Man kann zum König ernannt werden. Allerdings bedarf es dazu der Zustimmung sämtlicher übriger Herrscher, aller Königreiche eines Landes. Zeigen die sich einverstanden, darf der Ernannte sich als König betiteln und ein Land wählen, über das er herrscht, so fern es nicht die Grenzen der anderen Reiche überschreitet.“ Der Diener wiegte den Kopf, breitete die Arme aus und fasste sowohl Eisenschloss als auch die gesamte Unterwelt ein. „Solch ein Reich findet sich hier unten, prächtig, wachsend und so vielfältig, dass es sich leicht mit denen an der Oberfläche messen kann. Alles was ihm fehlt ist ein rechtmäßiger König und allein mein Herr ist würdig ein solcher zu werden.“ Das Echo sprach immer lauter und eifriger, seine Kanten wehten wie in großer Aufregung und es wurde fast bedrohlich dunkel. „Alles was es dazu noch braucht, ist die Zustimmung der Hoheiten und Majestäten, die wir zu diesem Zweck hierher eingeladen haben. Auf dem ganzen Weg bis zum Schloss haben wir ihnen die schönen Ländereien meines Herren präsentiert und bewiesen wie würdig er und sein Land für diesen Titel sind. Daher wäre es unangebracht ihm die Zustimmung zu verweigern. Noch sträuben die Hoheiten und Majestäten sich, doch gewiss können wir auch das klären. Dann können sie in Frieden und wohlauf in ihre Reiche zurück kehren.“ Das Echo verneigte sich vor den drei abgerissenen Rettern, als wäre es ein Versprechen oder eine Entschuldigung dafür, dass es vorhatte Mario, Luigi und Laki für diese Zeit einzusperren oder auszuschalten.
Marios Kopf schwirrte, angefüllt mit den schmeichelnden Worten des Echos und ganz dumpf von Müdigkeit und der angenehmen Kühle in der Halle. Es klang tatsächlich ganz harmlos, was sein Widersacher da sagte, friedlich und freundlich. Niemandem würde etwas passieren und was sollte schon sein, wenn es ein weiteres Königreich gäbe, tief unter ihren Füßen? Es würde sie dort oben wohl kaum berühren. Der Held merkte, wie er mechanisch nickte und vielleicht könnten sie diesmal auf Kämpfe und Verletzungen verzichten.
„Einfach so? Das wäre schön“, hörte er Luigi neben sich nuscheln und konnte dem nur zustimmen. Die wattige Schwere in Marios Kopf nahm zu.
„Blödsinn!“, fauchte da eine durch und durch zornige Stimme und zerriss die Stille, den Frieden und die Schwere, die sich scheinbar in der ganzen Halle ausgebreitet hatte. Laki war dicht vor das Echo herangeschwebt, seine unterschiedlichen Augen funkelten und über Dschollis nun dunkle Nebel zogen ein paar bedrohliche Funken. „Und das soll ich euch einfach so glauben, nachdem was ihr mit meiner Schwester angestellt habt?“ Der Taugenichts deutete mit anklagend ausgestrecktem Finger auf das Echo und hätte es zu gerne beworfen mit allem was er hatte. Doch er konnte ihm nur seinen geballten Zorn entgegenschleudern.
Luigi fuhr zusammen, als hätte einer von Dschollis Blitzen ihn gepackt und er fühlte schlagartig all die Schwere wieder, die er seit der Treppe mit sich herumtrug. Und Schuld, er hatte es vergessen, einfach so, diesen Anblick, diese Grausamkeit, die Sorge. Er hatte Cookie vergessen und dafür schämte er sich gründlich. Er wollte sie zurück, jetzt.
Auch Mario rückte sich beschämt die Mütze zurecht, straffte sich wieder und war entschieden die Unterwelt nicht zu verlassen, ehe er sein Versprechen eingehalten hatte.
Die Wut und der Hass fuhr ihm durch die Knochen als das Echo erstaunt dreinsah und dann die Unverschämtheit besaß affektiert zu lachen. „Schwester? Meinst du damit etwa diese ungehobelte Wesen mit der unangebrachten Neugierde und dem unmöglichen Benehmen?“ Der Oberdiener seufzte theadralisch und wiegte den Kopf, als würde er bedauern, was er getan hätte. „Wie erstaunlich und unerwartet. Bedauerlicherweise erdreistete sie sich zuviel und musste zum Schutz der Ehre des Pilzkönigreiches und seiner Prinzessin zum schweigen gebracht werden. Daran könnte nun nur noch mein Herr etwas ändern, wenn er es für angemessen hielte. “ Nun lächelte das Echo kalt und scharf zu dem Lakitu und den Brüdern hinüber. „Doch keine Sorge, ein besserer Ersatz sollte mit Leichtigkeit gefunden werden.“
Laki wurde bleich vor Wut und schnappte ein paar mal nach Luft, bekam zu Erleichterung Marios aber kein Wort hervor. Die hätten sicherlich sogar das Echo erzürnt und der große Bruder war sicher, dass der Taugenichts einige Ausdrücke kannte, die er bisher glücklich von Luigi hatte fernhalten können. Und das sollte so bleiben.
Der Held packte zu und hielt den tobenden Wolkenreiter am Arm zurück, während ihm das Blut aber selbst heiß und zornig durch die Adern kochte. Dieses Echo sprach von Cookie als wäre sie etwas, das sich einfach austauschen ließ, wie ein Paar alter Socken oder eine unzuverlässige Gerätschaft. Er schnaubte, um die Beherrschung zu wahren, was ihm schwer genug fiel. Dieser miese, überkanditelte, herablassende...
Luigi dagegen brannte das große Herz und es fühlte sich an, als hätte das Echo es mit eiserner Faust zerquetscht. Echos waren Worte und die konnten wehtun, dem kleinen Bruder traten davon sogar die Tränen in die Augen. So etwas Gemeines und Scheußliches hatte er ja noch nie gehört und außerdem stimmte es überhaupt nicht. Nie, nie, nie, dieser Kerl wusste gar nichts. Um ihn hatte sich bestimmt nie jemand so lieb gekümmert, wie Cookie es immer tat. Luigi wischte sich schniefend über die Nase und umklammerte den Hammer mehr. Das würde er auch klarstellen, wenn er musste.
Der Held des Pilzkönigreiches holte Luft, trat noch einen Schritt vor und versuchte so ruhig wie möglich zu bleiben. „Wir gehen jetzt zu deinem Herrn und werden die Herausgabe der ‚Gäste‘ einfordern. Und die von Cookie im Besonderen.“ Ganz nahe trat der große Bruder an das Hauptecho heran.
Das verneigte sich zwar, trug aber noch immer das kalte, überlegene Lächeln auf den nebelhaften Zügen. „Gewiss. So fern es euch gelingt, ihn zu erreichen.“ Die Schatten knisterten lauter und aufgeregter, als das Echo über das Wasserbecken zu dem Quellstein in dessen Herzen schwebte. Mit einer fließenden Bewegung drehte es den funkelnden Stein, aus dem sich die Fontäne ergoss.
Kreischen und Knirschen hallte durch den Saal, die Fenster klirrten in ihren Rahmen, Staub rieselte von den Säulen und ein Beben fuhr durch den glänzenden Boden. Die Brüder taumelten auf der Stelle herum, hielten sich aneinander fest und glaubten im ersten Moment sich zu irren, als sie sahen wie die Wände sich regten und begannen zu wandern, immer im Kreis. Doch bald war ganz deutlich, dass es tatsächlich so war. Die roten, beschlagenen Türen tanzten zunächst langsam, dann immer schneller und stetig rundherum. Mitsamt Fenstern und Wänden umkreisten sie den runden Saal, wechselten die Position und bald hatten alle drei Retter den Überblick verloren wo welche von ihnen war und was sich dahinter verbergen könnte. Auch die mit dem Wappen darüber war nur noch eine von Vielen und so unmöglich zu erreichen.
Das Echo lachte und dieses gruselige, hohle Geräusch wurde von vielen Kehlen aufgenommen und verstärkt. „Auch wir wissen zu beschützen.“ Dieses Wispern war das Letzte, was die Brüder und der Lakitu vom Hauptecho hörten, ehe es mit den Schatten und Kameraden verschmolz. Die Echos wirbelten durcheinander und umeinander herum, immer schneller und immer dichter, bis sie sich ganz seltsam den Blicken entzogen und endlich zu dem geworden waren was sie einzig und allein waren. Worte, Laute, Gekreisch aus vielen Kehlen, Hallen und Tropfen, eine Kakophonie der Unterwelt.
Mario, Luigi und Laki klopfte das Herz gleichermaßen, doch sie konnte nicht mehr tun, als diesem irren Treiben zuzusehen und versuchen es nicht aus den Augen zu lassen. Schutzsuchend und gleichzeitig beschützend, drängten sie sich näher zusammen und versuchten das Getöse nicht zu sehr in Gehör und Seele dringen zu lassen. Die Hände auf die Ohren gepresst und mit eisernen Mienen.
Dann verschwand der Wirbel aus Lauten und Echos im dichtesten Schatten einer Säule, verschmolz dort mit der Dunkelheit und schien einfach verschwunden wie verschluckt. Doch nur für den Moment, denn dann erzitterte die Schwärze und wogte auseinander wie unruhige Gischt auf einem aufgewühlten Meer. Weiß funkelte dazwischen auf und brüchige, schwere Schritte kamen auf. Langsam aber stetig näherten sie sich den Brüdern und dem Lakitu, die versuchten nicht davor zurück zu weichen. Endlich rissen die Schatten ganz auf und eine Skulptur, wie die aus dem Labyrinth, trat daraus hervor. Ganz und gar aus scharfen Salz erschaffen und mit ungewohnten, fremden Gesichtszügen. Allerdings war diese hier vielfach Größer als die zwischen den Hecken da draußen und die sonst so kalten, weißen Augen funkelten lebendig. Drohend richteten sie sich auf die versammelten Retter, die nun selbst die Gefangenen waren. Die Salzskulptur lachte mit der Stimme des Oberechos, die sich gleichzeitig mit vielen anderen vermischte. Langsam, als hätte sie alle Zeit der Welt, hob die Skulptur ihre Waffe, eine lange Hellebarde mit funkelnder Spitze und schwerer Klinge, und ließ sie kurz im bunten Licht der Fenster funkeln. „Ihr wolltet der friedlichen Vernunft nicht nachgeben, so lernt unsere Grausamkeit kennen. Wir können unseren Herrn mit Beidem schützen“, rief der Koloss vielstimmig und senkte nur ein wenig die Knie.
Mit aufgerissenen Augen versetzte Mario dem kleinen Bruder einen rüden Stoß, der ihn nach Links taumeln ließ, während der Held selbst mit einem großen Satz nach Rechts sprang. Nur einen Herzschlag später, landete die Salzskulptur zwischen den Beiden und die Klinge der Hellebarde schlug mit einem klingelnden Laut eine tiefe Scharte in den wunderschönen Mosaikboden. Steine spritzten sogar bis zu Laki hinauf, der ihnen elegant auswich und im fast gleichen Moment auf den Koloss herabstieß, um den Brüdern noch ein wenig Zeit zu verschaffen. Doch die Salzskulptur war längst auf die andere Seite des Saales geglitten und erhob erneut die Waffe, um die Brüder und den Lakitu zu erlegen oder vor sich herzutreiben, bis die Erschöpfung ihren Tribut forderte.
Sofort hatte auch Mario den Hammer gezückt und war wie ein Schlittschuhläufer über den spiegelnden Boden zu Luigi geglitten. Was der Wächter der Eisenburg, den sie hier gerade aufgescheucht hatten, konnte, gelang ihm schon lange. Immer wieder musste er dabei Piouretten drehen oder sich herumwerfen, wenn die Hellebarde viel zu schnell und genau um ihn herum einschlug.
Der kleine Bruder stand im Schatten einer Säule, die blauen Augen aufgerissen und den Schrecken auf dem Gesicht. Nicht einmal seinen Hammer hatte er schon hervorgeholt. Doch nur, bis das Glas erneut spritzte und Risse und Schnitte auf Marios Gesicht und Arme hinterließen. Der Schreck verschwand von Luigis Zügen und wurde durch Entschlossenheit und Mut ersetzt. Mario brauchte ihn. Diesmal lag der Hammer wieder besser in der Hand und das leichte Gefühl, dass ihm das Schlittern über den glatten Boden gab, verlieh ihm fast eine angenehme Schwerelosigkeit. Im Nu waren die Brüder wieder vereint, fest entschlossen sich nicht mehr so schnell trennen zu lassen. Denn nur dann waren sie schwach und angreifbar. Rücken an Rücken standen sie im Saal, drehten sich langsam umeinander, um der Salzskulptur keine Möglichkeit zu geben sie zu überraschen. Doch die war leider flink und die Helden nach dieser Reise doch recht erschöpft. Immer wieder gelang dem Koloss einen Ausfall auf einen der Brüder und Salz traf gegen Eisen, was ebenso Scharten in die Hammerköpfe als auch die Hellebardeklinge schlug.
Waren Mario oder Luigi dem glücklich entgangen, mussten sie sich im gleichen Moment unter dem Schaft wegducken, der ihnen gegen den Kopf schlagen oder die Beine wegfegen sollte. Viel zu oft stolperten sie gegen- und übereinander und es kostete wertvolle Minuten sich wieder aufzurappeln oder dem Bruder auf die Beine zu helfen.
Zum Glück war da in diesen Moment immer Laki, der scheinbar nur darauf zu warten schien einzugreifen. Todesmutig stürzte er sich ins Gesicht oder den Nacken der Salzskulptur und hämmerte mit bloßen Händen darauf ein. Manchmal nahm er sogar die Zähne. Leider wurde er von dem Wächter der Eisenburg dabei jedesmal abgeworfen wie ein lästiger Reiter und nur Dschollis eisernem Willen war es zu verdanken, dass sie nicht einmal auf den Boden oder an die Wände schlugen. Doch ein Handstreich des Kolosses war schmerzhaft genug, wie Luigi besorgt dachte.
Die Wände drehten sich immer noch im wilden Tanz um die Kämpfer herum und machten die Helden neben ihrer Erschöpfung auch noch schwindelig und ein wenig seekrank. Doch zum Glück blieb auch der Salzkoloss nicht ganz unbehelligt. Die Hämmer richteten mehr Schaden an, als er sich anmerken ließ und was zunächst auch niemandem auffiel. In ihren verzweifelten Bemühungen entging den Helden und dem Wolkenreiter all das Salz, das immer mehr als feiner Puder auf den zerschlagenen Boden regnete. Der Koloss selbst knirschte immer mehr und weiteres Salz rieselte aus seinen Gelenken, bis man das wenige Silber darunter sah.
Unter einem hässlichen Laut, wurde dem kleinen Bruder der Hellebardenschaft genau in den Magen getrieben, was ihn ein gutes Stück zurück warf. Luigi würgte und ließ halb besinnungslos den Hammer fallen, der gleich über das Mosaik schlitterte. Hustend stolperte Luigi zurück, um irgendwo Halt zu finden. Leider aber geriet er dabei nur an eine der tanzenden Wände, die ihm mit den scharfkantigen Fließen sofort die Hosenträger und Pullover im Rücken zerriss und die Haut schlitzte. Keuchend brach der kleine Bruder in die Knie und versuchte durch den trüben Schleier seiner Tränen nicht das Bewusstsein zu verlieren. Nur dumpf hörte er wie jemand seinen Namen rief.
Der große Bruder sah voller Grauen dabei zu, wie Luigi erst gegen die Wand geworfen, von ihr verletzt und als hilfloses Bündel auf den Boden zurück geschleudert wurde. „Luigi“, schrie er außer sich vor Sorge, vor allem, als er zusehen musste, wie der Salzkoloss sich Luigi näherte.
Mit zwei langen Schritten und voll grimmiger Entschlossenheit war der Held an der Seite des kleinen Bruders, zog den mit einem Arm so eng an sich wie es möglich war und hob mit dem anderen den Hammer. Der zitterte im Griff und konnte gegen die glänzende Hellebarde wohl kaum noch etwas ausrichten, doch er musste ja auch nur Einen beschützen.
Die Schritte kamen näher und neben dem drohenden Schatten senkte sich auch das blendende Weiß des Salzes über die kauernden Brüder. Wie Schnee regnete es auf die Beiden herab und ließ Marios Augen brennen. Der große Fuß stampfte vor ihm auf den Boden und der Held hörte, wie die Hellebarde gehoben wurde. Und er sah etwas. Risse, viele davon, die sich tief und weit bis unter das Gelenk des Beines zogen. Auch aus ihnen fiel das Salz und beraubte den Koloss damit sicherlich viel seiner Kraft. Ein Einfall, den Mario kaum festhalten konnte, fuhr ihm durch den Geist und eher durch Instinkt als Wille schlug der große Bruder zu. Mit letzter Kraft auf Bein und Risse der Salzskulptur.
Knirschen und Malmen hallte als neuer Laut durch den Saal und vermischte sich mit dem Plätschern des Wasser und dem Hallen der Schritte. Der Koloss ächzte und endlich, endlich, schossen die Risse weiter das Bein hinauf, brachen das Gelenk und sorgten dann dafür, dass die Skulptur einbrach, eines seiner Beine beraubt, das als feines Pulver in den Saal rieselte. Die Echos schrieen und heulten überrascht und die Hellebarde fiel klirrend zu Boden. Der drohende Schatten senkte sich schnell und schwer mehr über die Brüder.
Mario packte zu, Luigi um die Hüften und schrie ihm verzweifelt eine Anweisung ins Ohr, die er nicht überhören konnte. Hören musste. „Spring!“
Im allerletzten Moment warfen sich Mario und Luigi zur Seite, rollten schmerzhaft über den Boden und kauerten sich dort zusammen, wo sie gelandet waren. Eine der letzten, verbliebenen Vasen ging dabei zu Bruch und auch diese Splitter ergossen sich über die Brüder. Mario hielt Luigi fest an sich gedrückt, dessen Kopf schützend an seiner Brust. Hinter ihnen krachte der Koloss zu Boden, was den ganzen Saal erschütterte und die tanzenden Wände und Türen einen Moment aus ihrem Takt brachte. Die blauen Flammen in ihren Leuchtern tanzten und die Fenster klirrten in ihren Rahmen.
Dann herrschte die Stille im Saal dessen Luft nun nach Salz schmeckte und alles zart bepuderte. Boden, Salzkoloss, Brunnen und Brüder, die noch immer keuchend und am Ende ihrer Kräfte unter einer Säule lagen.
Dann stöhnte die Salzskulptur erneut, die Echos in den gebrochenen Gelenken und zersprungenen Körperteilen wirbelten und johlten. Der Koloss erhob sich halb und kroch gebrochen und bröselnd durch den Saal auf seine Waffe zu, die nur ein Stück von ihm entfernt lag. Er erreichte sie mit Mühe und unter dem Verlust weiterer Salzbrocken, die sich um ihn herum verteilten. Er nahm die Waffe an sich, wog sie in der Hand und setzte sich dann bebend auf die zerbrochenen Beine zurück. Die funkelnden Augen richteten sich gnadenlos auf die Brüder und schien ihnen allen Hass und Abscheu entgegen zu schleudern, zu dem die Echos fähig waren. Und nicht nur das. Der Salzkoloss hob die Hellebarde aufreizend langsam auf Schulterhöhe und wog sie in der Hand. Dann schien er den richtigen Punkt gefunden zu haben und sein Ziel. Wieder lachte das Hauptecho hohl und kalt.
Mario tastete nach Luigi, versuchte ihn dazu zu bewegen aufzustehen, wollte ihn an den Schultern hinauf ziehen, während der große Bruder selbst hektisch und sinnlos versuchte mit den schwachen Füßen Halt auf dem glatten Boden zu finden. Salz rieselte und das gespenstische Echoheulen wurde immer lauter, der schlanke Schatten der erhobenen Hellebarde zeichnete sich fast scharf gegen den tanzenden Lichtschein der Lava ab, die allem noch einen bedrohlicheren Anstrich verlieh. Der Salzkoloss knurrte zufrieden und schloss die Finger knirschend noch enger um den Schaft. Er hatte nur noch drei.
Der Held des Pilzkönigreiches konnte den Blick nicht abwenden, vor der zerbröselnden, bedrohlichen Skulptur, die wohl das Letzte sein würde, was er erblickte. Noch einmal drückte er Luigis Gesicht an seine Brust. Dann holte die Skulptur aus.
Krachen und Splittern, ein Regen aus Salz erfüllte den Saal, doch die Hellebarde hatte die Hand des Salzkolosses nicht verlassen.
„Für das Werfen bin ich hier zuständig“, schrie Laki wild und schlug noch einmal mit Luigis Hammer zu. Einfach aufs Geratewohl, ohne zu zielen.
Seufzend und heulend, taumelte die Skulptur, der nun auch die Nase und große Brocken aus dem Gesicht fehlten, zurück, und prallte dort gegen die Wand, die ihr sofort ein weiteres Stück aus dem salzigen Körper riss. Aufheulend vor Wut und als letztes Aufbäumen, wischte der Koloss mit mächtigen Händen in der Luft herum und bekam den Taugenichts unglücklicherweise zu packen. Die übrigen Finger schlossen sich unnachgiebig und fest um Lakis Hals und würden ihn sicher nicht mehr freigeben, wie der Taugenichts genau wusste.
Der Wolkenreiter keuchte und versuchte weder auf den Schmerz zu achten, der ihn von Kopf bis Fuß durchschoss, noch darauf wie scheußlich es sich anfühlte nicht nach Atem schnappen zu können. Er würgte und gurgelte und versuchte das Bewusstsein zu behalten und vor allem, den verflixten Hammer nicht fallen zu lassen.
Endlich war es Mario gelungen zurück auf die Beine zu kommen, zumindest halbwegs. Mit jagendem Herzen hockte er auf den Knien und zerrte Luigi zurück, der beinahe wieder zu Boden stürzte, als er losrennen wollte, die Hände nach dem Taugenichts ausgestreckt.
„Laki!“, schrie der kleine Bruder von einer kalten Angst gepackt, die mit seltsamen Zorn vermischt war. „Du hast doch versprochen das Kämpfen uns zu überlassen.“ Tränen glänzten dem kleinen Bruder auf dem Gesicht, als er glauben musste, der Wolkenreiter hätte ihn nur angeschwindelt.
Doch dem gelang es sogar keck zu Lächeln, auch wenn es sehr gequält aussah, dann hob er schwer die Arme. „Ich will auch gar nicht kämpfen, nur treffen“, krächzte er. Der Hammer wirbelte mit sicherer Hand geworfen durch den Saal, blitzte im Licht der Buntglasfenster und krachte dann, den Eisenkopf voran, mitten in das Wasserspiel. Der funkelnde Herzstein zersprang und zerstreute sich als glänzende Splitter im klaren Wasser.
Ein ohrenbetäubendes Kreischen hallte durch den Empfangssaal und die gesamte Eisenburg und ein Beben erschütterte scheinbar den ganzen Palast, als die Wände und Türen so brutal dazu gezwungen wurden innezuhalten. Brüder und Salzkoloss gleichermaßen wurde davon der Boden unter den Füßen fortgerissen und sie selbst nach hinten geworfen wie Stoffpuppen. Während die Helden übereinander fielen, krachte der geschundene Körper ihres Widersachers in das Wasserbecken, vor dem er gestanden hatte. Dort zermalmte er auch noch den Rest des Wasserspieles.
Diesmal fiel auch Laki und er brauchte einige Moment, um zu bemerken, dass er zwischen den zerschlagenen Mosaiken lag und gierig nach Atem rang. Sein Kopf hämmerte und sein Hals schmerzte und es war ihm unmöglich sich zu regen. Zu seinem Glück und auch dem der erschöpften Brüder, konnte keine Gefahr mehr diesen Moment der Schwäche nutzen.
Der Salzkoloss, die Skulptur, der Kämpfer der Echos lag reglos im Becken und sein Salz schmolz unter dem Wasser immer weiter. Das ohnehin zerstörte Gesicht war schon ganz zerlaufen. Die Türen und die Wände schwiegen unterdessen, hatten ihren wilden Tanz eingestellt und waren mitten im nächsten Schritt erstarrt, teilweise noch zur Hälfte von den Säulen verschluckt.
Mit zitternden Händen und bebenden Armen gelang es Laki sich auf alle Viere aufzurappeln und den Gefallenen anzublicken, neben dem er die ganze Zeit gekauert hatte. Die Echos darin schwiegen längst und sahen nun mehr wie Rauchfahnen aus, denn wie Schatten.
„Jetzt können wir euren Herrn finden. Haben wir eure Forderung damit genug erfüllt?“, krächzte er und versuchte herausfordernd mit den unterschiedlichen Augen zu funkeln, auch wenn er sich viel lieber zusammengerollt und geweint hätte.
Mario und Luigi hockten zusammengedrängt an ihrer Säule und starrten zu Wolkenreiter und Koloss hinüber. Letzterer regte sich noch immer nicht, schmolz nur schweigend vor sich hin. Das Lachen, das irgendwann zu hören war, klang nur noch einstimmig und war nicht mehr grausam und kalt. Nur noch schwach und zitternd, wie ein Hauch. „Durchaus habt ihr das“, war die Antwort und endlich lösten die Echos sich wieder nach und nach aus ihrem Salzkörper, um in der Dunkelheit zu verschwinden. Einzig das Hauptecho blieb zurück, nebelhaft und undeutlich. „So halte ich auch mein Wort. Stellt meinem Herrn eure Bedingungen, ich kann nichts mehr tun. Nur wieder zu Ton und Hall werden, wie ich es immer war.“ Er verneigte sich ein letzte Mal und zerfaserte dann zu einem leisen Seufzen, das hohl widerhallte.
Die Stille und der Frieden kehre in den Saal zurück und verstopfte ihn beinahe dumpf. Nach all den Schreien und dem Getöse wirkte es fast unnatürlich, dass es so ruhig war und blieb. Keine weiteren Echos, die sich erneut auf die Brüder und den Wolkenreiter stürzten und auch kein Hausherr, der angelockt von den Kämpfen, nach dem Rechten sehen oder für Ordnung sorgen wollte. Nur das Schnaufen der erschöpften Retter und das lautlosen Flirren einer aufgebrachten Wolke, die völlig durcheinander um den Kronleuchter an der Decke flirrte.
Mit zitternden Händen wusch sich Laki das Gesicht in dem zerschlagenen Becken des Wasserspiels, in dem jetzt noch noch formlose Salzbrocken lagen. Schnitte brannten auf seinem Gesicht und mit seinem schwachen Griff hätte er nicht einmal mehr eine Stachelkugel halten können. Sein Hals fühlte sich an als wäre er auf doppelte Größe geschwollen. Immerhin passten noch die frischen Atemzüge hindurch.
Zwei wankende Schatten gesellten sich zu dem zerschlagenen Lakitu und auch Mario und Luigi ließen sich schwer neben den Wolkenreiter fallen. Sie sahen übel zugerichtet aus, mit zerrissenen Kleider, fehlenden Knöpfen und zerkratzten Gesichtern. Der Großheld würde bald ein hübsches Veilchen haben, wenn sie nichts dagegen unternahmen.
Da hinderte den Helden, alle beide, allerdings nicht daran Laki mit besorgten, blauen Augen von Kopf bis Fuß zu betrachten und ihm eine Hand prüfend auf den Panzer zu legen. Der Taugenichts erinnerte sich dumpf daran, dass der bei der Landung ziemlich hässlich geknirscht hatte. Aber es war eben doch ein Panzer und genau dafür da.
„Laki“, meinte Mario und betrachtete mit Wut und Schuld die roten Striemen an dessen Hals und die angeknackste Brille, an deren unteren Rand sogar das Glas gesprungen war. „Du bist ein wahrhaft verrückter Kerl und ein schlimmer Dickkopf noch dazu.“ Mario wünschte nur, er würde ein wenig besser auf sich selbst aufpassen. Sonst bekämen sie mächtig Ärger mit Cookie und einem ganzen Wald dazu.
Da dem kleinen Bruder schon wieder die Tränen in den Augen standen und er tatsächlich an den Scharten und Kratzern an Lakis Panzer herum wischte, lächelte der Wolkenreiter nur bemüht. „Das fällt dir jetzt erst auf?“, fragte er keck und setzte sich dann müde auf die Arme nach hinten zurück. „Sappalott, ich beklage mich nie wieder über die Langeweile im Winzwald.“ Er sah Dscholli dabei zu, wie der durch den Saal schwirrte und offenbar versuchte Ruhe und Fassung wieder zu erlangen. Doch der Taugenichts fühlte sich nicht hilflos, wie er es sonst ohne seinen Kameraden tat. Er war schließlich nicht allein.
Luigi ballte die Fäuste und versuchte so zu verbergen, wie ihm noch immer die Hände zitterten. Er hätte so viel zu sagen gehabt, doch er sparte die Worte, denn sein Hals fühlte sich so kratzig und rau an, da hätten sie gar nicht alle hindurch gekonnt. Seine Zunge und sein Mund waren trocken und er konnte nichts anderes mehr schmecken als Salz. Scharf und brennend. Sein Kopf klopfte dort dumpf, wo er damit gegen die Wand geprallt war und irgendwie drehte sich für ihn der Saal immer noch. „Hast du noch was zu trinken da? Oder Tränke?“, murmelte er etwas abwesend und stützte seinen schwindeligen Kopf haltsuchend an Marios Schulter.
Der große Bruder hob natürlich sofort besorgt die Augenbrauen und schob Luigi einen Arm unter den Achseln durch, um den sicher halten zu können, falls es nötig wäre. Der kleine Bruder war viel zu blass und Mario konnte einfach nicht aufhören daran zu denken, was Luigi alles hatte einstecken müssen. Auch den großen Bruder quälte der Durst und er wünschte sich einen Schluck Wasser. Und wenn es das ölige Zeug aus der Fabrik gewesen wäre.
Laki versuchte sich aufzurappeln und Dscholli mit einem Pfiff zu sich zu locken. Doch der war fast unhörbar, denn seine Lippen waren zu trocken dafür. Im Grunde machte es keinen Unterschied, der Wolkenreiter wusste wie es um ihre Vorräte bestellt war. „Kaum noch genug für uns alle. Ich könnte etwas zusammenschütten, aber davor hat Cookie mich immer streng gewarnt. Das kann gefährlich werden“, meinte er entschuldigend und verlegen. So gern hätte er Brüderchen Lulatsch alles besorgt, was er gerade brauchte. Ausgerechnet jetzt dachte Laki an die drei Dosen Limonade, die seine Schwester immer mit sich herum trug. Die hätten ihnen jetzt mehr als gut getan, auch wenn er Waldmeister nicht ausstehen konnte. Zum Schluss.
Immerhin kam die kleine Wolke von allein zu ihm zurück und schmiegte sich müde an seine Beine. Der Lakitu stieg auf und schwebte zu der zerstörten Fontäne hinüber, aus der das Wasser nun unkontrolliert sprudelte. Der Salzkoloss hatte den Brunnen verdorben, aber vielleicht... Laki fing etwas von dem spritzenden Wasser auf und kostete. Es war klar und köstlich und wenn etwas Salz darin schwamm, dann bemerkte man es kaum. „Trinkbar“, seufzte er erleichtert und winkte die Brüder heran, ehe er sich selbst statt trank. Das half.
Erfrischt und mit den letzten Tränken aus den Nebeln der Wolken immerhin ein wenig aufgepäppelt, erhoben sich die drei Retter einige Zeit später und ließen den Blick im Saal schweifen, der viel an Pracht verloren hatte. Von den Vasen war keine mehr übrig und die schönen Pflanzen lagen zerbrochen zwischen den Resten von Metallboden und Porzellan. Der Boden war fast überall zerschlagen, die Säulen hatte Risse und Löcher und die Türen waren übel zerkratzt und manchmal verzogen, von dem abrupten Ende ihres Tanzes. Still, schweigend und gleich erhoben sie sich vor Mario, Luigi und Laki. Allesamt in edlem Rot mit ihren goldenen Beschlägen und jeweils zwei schweren Flügeln. Doch zu Erleichterung der Drei war das Wappen noch da. Ihm fehlte ein Stück und es hing schief an der Pforte, doch es machte die Wahl ganz einfach.
Sie konnten nur einen der Türflügel öffnen, da der Andere noch unter einer der angeknacksten Säule steckte und Mario musste sein ganzes Gewicht gegen das zerbeulte Metall legen. Doch endlich schwang sie auf und gab den schweigenden Raum dahinter frei, der zu Luigis Erleichterung nicht dunkel und gespenstisch war, wie er es woanders viel zu oft erlebt hatte.
Schweigend führte das Echo die drei Retter tatsächlich durch das Tor in die Eisenburg hinein. Gemeinsam betraten sie den gleichen, runden Eingangssaal, den auch schon Peach, Daisy, Königin Mamella und König Bowser samt Begleitung bestaunt hatten. Auch die Brüder und der Lakitu waren sofort von der üppigen Schönheit beeindruckt und erstaunt über die angenehme Kühle, die hier herrschte. Fast vergaßen sie, dass sie hier im Herzen der Katakomben angekommen waren, umgeben von brodelnder Lava und Feinden, die sie noch nicht einschätzen konnten. Der Brunnen plätscherte sanft und silbern in sein Becken und der Stein funkelte im Schein der Lava vor den Buntglasfenstern. Die vielen Türen in den Wänden waren ebenfalls geschlossen und sahen ganz gleich aus. Wenn man von dem verspielten Wappen einmal absah, das an einer davon prangte und offenbar den Sitz des Herrn der Unterwelt anzeigte. Etwa eine Art Trohnsaal?
Dennoch runzelte Mario die Stirn und versuchte alles um sich herum im Blick zu behalten, was natürlich völlig unmöglich war. Seine Nerven waren angespannt und seine Sinne überscharf, denn hier lag etwas in der friedlichen Luft. Eine drückende, drohende Schwere machte sich breit, wie ein Gewitter, das man schon von weitem spüren und riechen konnte. Drohend braute sich etwas zusammen und mischte sich unter Leichtigkeit und Kühle, die sonst den Raum beherrschte.
Der Oberdiener schwebte bis zum Becken, blickte einen Moment auf das Wasser und drehte sich dann zu den Retter um. Höflich und dienstbeflissen wie immer, aber schärfer gezeichnet wie bisher und von einer kalten Aura umgeben, die mehr als deutlich machte, dass Mario, Luigi und Laki hier alles andere als willkommen waren. „Nun, meine Herren, ich bedauere, dies mitteilen zu müssen, doch die Eisenburg stellt das Ende eurer Reise dar. So fern ich mich erinnere hat mein Herr euch nicht dazu eingeladen sein Reich zu betreten und eine Ermahnung diesbetreffend wurde übergangen. Daher sehen wir uns nun gezwungen dem selbst ein Ende zu setzen“, meinte es und winkte in den Saal. Daraufhin schienen die Schatten der Wände und Säulen lebendig zu werden. Etwas knisterte hallend und hohl, wie Schritte in einem endlosen, leeren Gang.
Mario straffte die Schultern und Luigi holte den Hammer hervor, auch wenn seine Hände schon wieder verräterisch schwitzten und sein Herz hämmerte. Selbst Laki wühlte in Dschollis Nebeln herum auf der Suche nach irgendetwas, bis er sich an ein Versprechen erinnerte, das er gegeben hatte. Mit funkelnden Augen und geballten Fäusten wich er unwillig ein bisschen unter die Decke zurück. Aber er wusste schon jetzt, dass er Brüderchen Lulatsch und Bruder Großheld kaum einfach alleine lassen würde.
„Ich brauche keine Einladung, um die Prinzessinnen und anderen Herrscher zu retten, die von eurem Herrn einfach verschleppt wurden“, brummte Mario voll unterdrücktem Zorn und blickte den Oberdiener durchdringend an. „Ohne sie gehen wir nirgendwo hin. Wohin also habt ihr sie gebracht?“ Er gab seiner Stimme eine drohende Festigkeit und Stärke, die er schon länger nicht mehr hatte. Eigentlich war er erschöpft und ein Kampf zu diesem Zeitpunkt denkbar ungünstig.
Das Hauptecho lachte nur freudlos und schüttelte milde mahnend den Kopf. „Die edlen Gäste erfreuen sich bester Gesundheit und haben nichts zu befürchten. Sie werden auf das Beste versorgt werden, so lange sie sich hier aufhalten. Und wie lange dieser Aufenthalt andauern wird, liegt allein in ihrer Hand. Sie können jederzeit Schloss und Unterwelt verlassen. Sobald sie ihre Zustimmung gegeben haben.“ Auch das hatten die Echos von Anfang an klar gestellt und daher war dieser erbitterte Widerstand von vielen Seiten unverständlich.
Nun waren die drei Retter doch überrascht. Eine Entführung bei der die Opfer selbst darüber entscheiden konnten wann sie wieder nach Hause zurück kehrten? Was hielt sie dann noch hier unten?
Nervös leckte sich Luigi über die Lippen und wagte es sogar einen Schritt auf das Echo zuzugehen, auch wenn er sich dabei weiter in Marios Nähe hielt. „Womit sollen sie denn einverstanden sein?“, fragte er vorsichtig. Vielleicht kamen sie jetzt endlich all den verwirrenden Fragen auf den Grund.
Der Oberdiener verschränkte die Arme im Rücken und wiegte belehrend den Kopf. Erfreut räusperte er sich, da er offenbar gerne Vorträge hielt. Schließlich bestand er aus Worten und die hörte er wohl einfach gerne. „In der Regel verhält es sich doch so, dass man das Recht über ein Reich zu herrschen und den entsprechenden Titel zu tragen durch Geburt in die Wiege gelegt bekommt oder ihn sich durch Kampf und Gewalt aneignet“, hub es an und wanderte durch den Saal. „Doch gibt es auch einen anderen Weg. Man kann zum König ernannt werden. Allerdings bedarf es dazu der Zustimmung sämtlicher übriger Herrscher, aller Königreiche eines Landes. Zeigen die sich einverstanden, darf der Ernannte sich als König betiteln und ein Land wählen, über das er herrscht, so fern es nicht die Grenzen der anderen Reiche überschreitet.“ Der Diener wiegte den Kopf, breitete die Arme aus und fasste sowohl Eisenschloss als auch die gesamte Unterwelt ein. „Solch ein Reich findet sich hier unten, prächtig, wachsend und so vielfältig, dass es sich leicht mit denen an der Oberfläche messen kann. Alles was ihm fehlt ist ein rechtmäßiger König und allein mein Herr ist würdig ein solcher zu werden.“ Das Echo sprach immer lauter und eifriger, seine Kanten wehten wie in großer Aufregung und es wurde fast bedrohlich dunkel. „Alles was es dazu noch braucht, ist die Zustimmung der Hoheiten und Majestäten, die wir zu diesem Zweck hierher eingeladen haben. Auf dem ganzen Weg bis zum Schloss haben wir ihnen die schönen Ländereien meines Herren präsentiert und bewiesen wie würdig er und sein Land für diesen Titel sind. Daher wäre es unangebracht ihm die Zustimmung zu verweigern. Noch sträuben die Hoheiten und Majestäten sich, doch gewiss können wir auch das klären. Dann können sie in Frieden und wohlauf in ihre Reiche zurück kehren.“ Das Echo verneigte sich vor den drei abgerissenen Rettern, als wäre es ein Versprechen oder eine Entschuldigung dafür, dass es vorhatte Mario, Luigi und Laki für diese Zeit einzusperren oder auszuschalten.
Marios Kopf schwirrte, angefüllt mit den schmeichelnden Worten des Echos und ganz dumpf von Müdigkeit und der angenehmen Kühle in der Halle. Es klang tatsächlich ganz harmlos, was sein Widersacher da sagte, friedlich und freundlich. Niemandem würde etwas passieren und was sollte schon sein, wenn es ein weiteres Königreich gäbe, tief unter ihren Füßen? Es würde sie dort oben wohl kaum berühren. Der Held merkte, wie er mechanisch nickte und vielleicht könnten sie diesmal auf Kämpfe und Verletzungen verzichten.
„Einfach so? Das wäre schön“, hörte er Luigi neben sich nuscheln und konnte dem nur zustimmen. Die wattige Schwere in Marios Kopf nahm zu.
„Blödsinn!“, fauchte da eine durch und durch zornige Stimme und zerriss die Stille, den Frieden und die Schwere, die sich scheinbar in der ganzen Halle ausgebreitet hatte. Laki war dicht vor das Echo herangeschwebt, seine unterschiedlichen Augen funkelten und über Dschollis nun dunkle Nebel zogen ein paar bedrohliche Funken. „Und das soll ich euch einfach so glauben, nachdem was ihr mit meiner Schwester angestellt habt?“ Der Taugenichts deutete mit anklagend ausgestrecktem Finger auf das Echo und hätte es zu gerne beworfen mit allem was er hatte. Doch er konnte ihm nur seinen geballten Zorn entgegenschleudern.
Luigi fuhr zusammen, als hätte einer von Dschollis Blitzen ihn gepackt und er fühlte schlagartig all die Schwere wieder, die er seit der Treppe mit sich herumtrug. Und Schuld, er hatte es vergessen, einfach so, diesen Anblick, diese Grausamkeit, die Sorge. Er hatte Cookie vergessen und dafür schämte er sich gründlich. Er wollte sie zurück, jetzt.
Auch Mario rückte sich beschämt die Mütze zurecht, straffte sich wieder und war entschieden die Unterwelt nicht zu verlassen, ehe er sein Versprechen eingehalten hatte.
Die Wut und der Hass fuhr ihm durch die Knochen als das Echo erstaunt dreinsah und dann die Unverschämtheit besaß affektiert zu lachen. „Schwester? Meinst du damit etwa diese ungehobelte Wesen mit der unangebrachten Neugierde und dem unmöglichen Benehmen?“ Der Oberdiener seufzte theadralisch und wiegte den Kopf, als würde er bedauern, was er getan hätte. „Wie erstaunlich und unerwartet. Bedauerlicherweise erdreistete sie sich zuviel und musste zum Schutz der Ehre des Pilzkönigreiches und seiner Prinzessin zum schweigen gebracht werden. Daran könnte nun nur noch mein Herr etwas ändern, wenn er es für angemessen hielte. “ Nun lächelte das Echo kalt und scharf zu dem Lakitu und den Brüdern hinüber. „Doch keine Sorge, ein besserer Ersatz sollte mit Leichtigkeit gefunden werden.“
Laki wurde bleich vor Wut und schnappte ein paar mal nach Luft, bekam zu Erleichterung Marios aber kein Wort hervor. Die hätten sicherlich sogar das Echo erzürnt und der große Bruder war sicher, dass der Taugenichts einige Ausdrücke kannte, die er bisher glücklich von Luigi hatte fernhalten können. Und das sollte so bleiben.
Der Held packte zu und hielt den tobenden Wolkenreiter am Arm zurück, während ihm das Blut aber selbst heiß und zornig durch die Adern kochte. Dieses Echo sprach von Cookie als wäre sie etwas, das sich einfach austauschen ließ, wie ein Paar alter Socken oder eine unzuverlässige Gerätschaft. Er schnaubte, um die Beherrschung zu wahren, was ihm schwer genug fiel. Dieser miese, überkanditelte, herablassende...
Luigi dagegen brannte das große Herz und es fühlte sich an, als hätte das Echo es mit eiserner Faust zerquetscht. Echos waren Worte und die konnten wehtun, dem kleinen Bruder traten davon sogar die Tränen in die Augen. So etwas Gemeines und Scheußliches hatte er ja noch nie gehört und außerdem stimmte es überhaupt nicht. Nie, nie, nie, dieser Kerl wusste gar nichts. Um ihn hatte sich bestimmt nie jemand so lieb gekümmert, wie Cookie es immer tat. Luigi wischte sich schniefend über die Nase und umklammerte den Hammer mehr. Das würde er auch klarstellen, wenn er musste.
Der Held des Pilzkönigreiches holte Luft, trat noch einen Schritt vor und versuchte so ruhig wie möglich zu bleiben. „Wir gehen jetzt zu deinem Herrn und werden die Herausgabe der ‚Gäste‘ einfordern. Und die von Cookie im Besonderen.“ Ganz nahe trat der große Bruder an das Hauptecho heran.
Das verneigte sich zwar, trug aber noch immer das kalte, überlegene Lächeln auf den nebelhaften Zügen. „Gewiss. So fern es euch gelingt, ihn zu erreichen.“ Die Schatten knisterten lauter und aufgeregter, als das Echo über das Wasserbecken zu dem Quellstein in dessen Herzen schwebte. Mit einer fließenden Bewegung drehte es den funkelnden Stein, aus dem sich die Fontäne ergoss.
Kreischen und Knirschen hallte durch den Saal, die Fenster klirrten in ihren Rahmen, Staub rieselte von den Säulen und ein Beben fuhr durch den glänzenden Boden. Die Brüder taumelten auf der Stelle herum, hielten sich aneinander fest und glaubten im ersten Moment sich zu irren, als sie sahen wie die Wände sich regten und begannen zu wandern, immer im Kreis. Doch bald war ganz deutlich, dass es tatsächlich so war. Die roten, beschlagenen Türen tanzten zunächst langsam, dann immer schneller und stetig rundherum. Mitsamt Fenstern und Wänden umkreisten sie den runden Saal, wechselten die Position und bald hatten alle drei Retter den Überblick verloren wo welche von ihnen war und was sich dahinter verbergen könnte. Auch die mit dem Wappen darüber war nur noch eine von Vielen und so unmöglich zu erreichen.
Das Echo lachte und dieses gruselige, hohle Geräusch wurde von vielen Kehlen aufgenommen und verstärkt. „Auch wir wissen zu beschützen.“ Dieses Wispern war das Letzte, was die Brüder und der Lakitu vom Hauptecho hörten, ehe es mit den Schatten und Kameraden verschmolz. Die Echos wirbelten durcheinander und umeinander herum, immer schneller und immer dichter, bis sie sich ganz seltsam den Blicken entzogen und endlich zu dem geworden waren was sie einzig und allein waren. Worte, Laute, Gekreisch aus vielen Kehlen, Hallen und Tropfen, eine Kakophonie der Unterwelt.
Mario, Luigi und Laki klopfte das Herz gleichermaßen, doch sie konnte nicht mehr tun, als diesem irren Treiben zuzusehen und versuchen es nicht aus den Augen zu lassen. Schutzsuchend und gleichzeitig beschützend, drängten sie sich näher zusammen und versuchten das Getöse nicht zu sehr in Gehör und Seele dringen zu lassen. Die Hände auf die Ohren gepresst und mit eisernen Mienen.
Dann verschwand der Wirbel aus Lauten und Echos im dichtesten Schatten einer Säule, verschmolz dort mit der Dunkelheit und schien einfach verschwunden wie verschluckt. Doch nur für den Moment, denn dann erzitterte die Schwärze und wogte auseinander wie unruhige Gischt auf einem aufgewühlten Meer. Weiß funkelte dazwischen auf und brüchige, schwere Schritte kamen auf. Langsam aber stetig näherten sie sich den Brüdern und dem Lakitu, die versuchten nicht davor zurück zu weichen. Endlich rissen die Schatten ganz auf und eine Skulptur, wie die aus dem Labyrinth, trat daraus hervor. Ganz und gar aus scharfen Salz erschaffen und mit ungewohnten, fremden Gesichtszügen. Allerdings war diese hier vielfach Größer als die zwischen den Hecken da draußen und die sonst so kalten, weißen Augen funkelten lebendig. Drohend richteten sie sich auf die versammelten Retter, die nun selbst die Gefangenen waren. Die Salzskulptur lachte mit der Stimme des Oberechos, die sich gleichzeitig mit vielen anderen vermischte. Langsam, als hätte sie alle Zeit der Welt, hob die Skulptur ihre Waffe, eine lange Hellebarde mit funkelnder Spitze und schwerer Klinge, und ließ sie kurz im bunten Licht der Fenster funkeln. „Ihr wolltet der friedlichen Vernunft nicht nachgeben, so lernt unsere Grausamkeit kennen. Wir können unseren Herrn mit Beidem schützen“, rief der Koloss vielstimmig und senkte nur ein wenig die Knie.
Mit aufgerissenen Augen versetzte Mario dem kleinen Bruder einen rüden Stoß, der ihn nach Links taumeln ließ, während der Held selbst mit einem großen Satz nach Rechts sprang. Nur einen Herzschlag später, landete die Salzskulptur zwischen den Beiden und die Klinge der Hellebarde schlug mit einem klingelnden Laut eine tiefe Scharte in den wunderschönen Mosaikboden. Steine spritzten sogar bis zu Laki hinauf, der ihnen elegant auswich und im fast gleichen Moment auf den Koloss herabstieß, um den Brüdern noch ein wenig Zeit zu verschaffen. Doch die Salzskulptur war längst auf die andere Seite des Saales geglitten und erhob erneut die Waffe, um die Brüder und den Lakitu zu erlegen oder vor sich herzutreiben, bis die Erschöpfung ihren Tribut forderte.
Sofort hatte auch Mario den Hammer gezückt und war wie ein Schlittschuhläufer über den spiegelnden Boden zu Luigi geglitten. Was der Wächter der Eisenburg, den sie hier gerade aufgescheucht hatten, konnte, gelang ihm schon lange. Immer wieder musste er dabei Piouretten drehen oder sich herumwerfen, wenn die Hellebarde viel zu schnell und genau um ihn herum einschlug.
Der kleine Bruder stand im Schatten einer Säule, die blauen Augen aufgerissen und den Schrecken auf dem Gesicht. Nicht einmal seinen Hammer hatte er schon hervorgeholt. Doch nur, bis das Glas erneut spritzte und Risse und Schnitte auf Marios Gesicht und Arme hinterließen. Der Schreck verschwand von Luigis Zügen und wurde durch Entschlossenheit und Mut ersetzt. Mario brauchte ihn. Diesmal lag der Hammer wieder besser in der Hand und das leichte Gefühl, dass ihm das Schlittern über den glatten Boden gab, verlieh ihm fast eine angenehme Schwerelosigkeit. Im Nu waren die Brüder wieder vereint, fest entschlossen sich nicht mehr so schnell trennen zu lassen. Denn nur dann waren sie schwach und angreifbar. Rücken an Rücken standen sie im Saal, drehten sich langsam umeinander, um der Salzskulptur keine Möglichkeit zu geben sie zu überraschen. Doch die war leider flink und die Helden nach dieser Reise doch recht erschöpft. Immer wieder gelang dem Koloss einen Ausfall auf einen der Brüder und Salz traf gegen Eisen, was ebenso Scharten in die Hammerköpfe als auch die Hellebardeklinge schlug.
Waren Mario oder Luigi dem glücklich entgangen, mussten sie sich im gleichen Moment unter dem Schaft wegducken, der ihnen gegen den Kopf schlagen oder die Beine wegfegen sollte. Viel zu oft stolperten sie gegen- und übereinander und es kostete wertvolle Minuten sich wieder aufzurappeln oder dem Bruder auf die Beine zu helfen.
Zum Glück war da in diesen Moment immer Laki, der scheinbar nur darauf zu warten schien einzugreifen. Todesmutig stürzte er sich ins Gesicht oder den Nacken der Salzskulptur und hämmerte mit bloßen Händen darauf ein. Manchmal nahm er sogar die Zähne. Leider wurde er von dem Wächter der Eisenburg dabei jedesmal abgeworfen wie ein lästiger Reiter und nur Dschollis eisernem Willen war es zu verdanken, dass sie nicht einmal auf den Boden oder an die Wände schlugen. Doch ein Handstreich des Kolosses war schmerzhaft genug, wie Luigi besorgt dachte.
Die Wände drehten sich immer noch im wilden Tanz um die Kämpfer herum und machten die Helden neben ihrer Erschöpfung auch noch schwindelig und ein wenig seekrank. Doch zum Glück blieb auch der Salzkoloss nicht ganz unbehelligt. Die Hämmer richteten mehr Schaden an, als er sich anmerken ließ und was zunächst auch niemandem auffiel. In ihren verzweifelten Bemühungen entging den Helden und dem Wolkenreiter all das Salz, das immer mehr als feiner Puder auf den zerschlagenen Boden regnete. Der Koloss selbst knirschte immer mehr und weiteres Salz rieselte aus seinen Gelenken, bis man das wenige Silber darunter sah.
Unter einem hässlichen Laut, wurde dem kleinen Bruder der Hellebardenschaft genau in den Magen getrieben, was ihn ein gutes Stück zurück warf. Luigi würgte und ließ halb besinnungslos den Hammer fallen, der gleich über das Mosaik schlitterte. Hustend stolperte Luigi zurück, um irgendwo Halt zu finden. Leider aber geriet er dabei nur an eine der tanzenden Wände, die ihm mit den scharfkantigen Fließen sofort die Hosenträger und Pullover im Rücken zerriss und die Haut schlitzte. Keuchend brach der kleine Bruder in die Knie und versuchte durch den trüben Schleier seiner Tränen nicht das Bewusstsein zu verlieren. Nur dumpf hörte er wie jemand seinen Namen rief.
Der große Bruder sah voller Grauen dabei zu, wie Luigi erst gegen die Wand geworfen, von ihr verletzt und als hilfloses Bündel auf den Boden zurück geschleudert wurde. „Luigi“, schrie er außer sich vor Sorge, vor allem, als er zusehen musste, wie der Salzkoloss sich Luigi näherte.
Mit zwei langen Schritten und voll grimmiger Entschlossenheit war der Held an der Seite des kleinen Bruders, zog den mit einem Arm so eng an sich wie es möglich war und hob mit dem anderen den Hammer. Der zitterte im Griff und konnte gegen die glänzende Hellebarde wohl kaum noch etwas ausrichten, doch er musste ja auch nur Einen beschützen.
Die Schritte kamen näher und neben dem drohenden Schatten senkte sich auch das blendende Weiß des Salzes über die kauernden Brüder. Wie Schnee regnete es auf die Beiden herab und ließ Marios Augen brennen. Der große Fuß stampfte vor ihm auf den Boden und der Held hörte, wie die Hellebarde gehoben wurde. Und er sah etwas. Risse, viele davon, die sich tief und weit bis unter das Gelenk des Beines zogen. Auch aus ihnen fiel das Salz und beraubte den Koloss damit sicherlich viel seiner Kraft. Ein Einfall, den Mario kaum festhalten konnte, fuhr ihm durch den Geist und eher durch Instinkt als Wille schlug der große Bruder zu. Mit letzter Kraft auf Bein und Risse der Salzskulptur.
Knirschen und Malmen hallte als neuer Laut durch den Saal und vermischte sich mit dem Plätschern des Wasser und dem Hallen der Schritte. Der Koloss ächzte und endlich, endlich, schossen die Risse weiter das Bein hinauf, brachen das Gelenk und sorgten dann dafür, dass die Skulptur einbrach, eines seiner Beine beraubt, das als feines Pulver in den Saal rieselte. Die Echos schrieen und heulten überrascht und die Hellebarde fiel klirrend zu Boden. Der drohende Schatten senkte sich schnell und schwer mehr über die Brüder.
Mario packte zu, Luigi um die Hüften und schrie ihm verzweifelt eine Anweisung ins Ohr, die er nicht überhören konnte. Hören musste. „Spring!“
Im allerletzten Moment warfen sich Mario und Luigi zur Seite, rollten schmerzhaft über den Boden und kauerten sich dort zusammen, wo sie gelandet waren. Eine der letzten, verbliebenen Vasen ging dabei zu Bruch und auch diese Splitter ergossen sich über die Brüder. Mario hielt Luigi fest an sich gedrückt, dessen Kopf schützend an seiner Brust. Hinter ihnen krachte der Koloss zu Boden, was den ganzen Saal erschütterte und die tanzenden Wände und Türen einen Moment aus ihrem Takt brachte. Die blauen Flammen in ihren Leuchtern tanzten und die Fenster klirrten in ihren Rahmen.
Dann herrschte die Stille im Saal dessen Luft nun nach Salz schmeckte und alles zart bepuderte. Boden, Salzkoloss, Brunnen und Brüder, die noch immer keuchend und am Ende ihrer Kräfte unter einer Säule lagen.
Dann stöhnte die Salzskulptur erneut, die Echos in den gebrochenen Gelenken und zersprungenen Körperteilen wirbelten und johlten. Der Koloss erhob sich halb und kroch gebrochen und bröselnd durch den Saal auf seine Waffe zu, die nur ein Stück von ihm entfernt lag. Er erreichte sie mit Mühe und unter dem Verlust weiterer Salzbrocken, die sich um ihn herum verteilten. Er nahm die Waffe an sich, wog sie in der Hand und setzte sich dann bebend auf die zerbrochenen Beine zurück. Die funkelnden Augen richteten sich gnadenlos auf die Brüder und schien ihnen allen Hass und Abscheu entgegen zu schleudern, zu dem die Echos fähig waren. Und nicht nur das. Der Salzkoloss hob die Hellebarde aufreizend langsam auf Schulterhöhe und wog sie in der Hand. Dann schien er den richtigen Punkt gefunden zu haben und sein Ziel. Wieder lachte das Hauptecho hohl und kalt.
Mario tastete nach Luigi, versuchte ihn dazu zu bewegen aufzustehen, wollte ihn an den Schultern hinauf ziehen, während der große Bruder selbst hektisch und sinnlos versuchte mit den schwachen Füßen Halt auf dem glatten Boden zu finden. Salz rieselte und das gespenstische Echoheulen wurde immer lauter, der schlanke Schatten der erhobenen Hellebarde zeichnete sich fast scharf gegen den tanzenden Lichtschein der Lava ab, die allem noch einen bedrohlicheren Anstrich verlieh. Der Salzkoloss knurrte zufrieden und schloss die Finger knirschend noch enger um den Schaft. Er hatte nur noch drei.
Der Held des Pilzkönigreiches konnte den Blick nicht abwenden, vor der zerbröselnden, bedrohlichen Skulptur, die wohl das Letzte sein würde, was er erblickte. Noch einmal drückte er Luigis Gesicht an seine Brust. Dann holte die Skulptur aus.
Krachen und Splittern, ein Regen aus Salz erfüllte den Saal, doch die Hellebarde hatte die Hand des Salzkolosses nicht verlassen.
„Für das Werfen bin ich hier zuständig“, schrie Laki wild und schlug noch einmal mit Luigis Hammer zu. Einfach aufs Geratewohl, ohne zu zielen.
Seufzend und heulend, taumelte die Skulptur, der nun auch die Nase und große Brocken aus dem Gesicht fehlten, zurück, und prallte dort gegen die Wand, die ihr sofort ein weiteres Stück aus dem salzigen Körper riss. Aufheulend vor Wut und als letztes Aufbäumen, wischte der Koloss mit mächtigen Händen in der Luft herum und bekam den Taugenichts unglücklicherweise zu packen. Die übrigen Finger schlossen sich unnachgiebig und fest um Lakis Hals und würden ihn sicher nicht mehr freigeben, wie der Taugenichts genau wusste.
Der Wolkenreiter keuchte und versuchte weder auf den Schmerz zu achten, der ihn von Kopf bis Fuß durchschoss, noch darauf wie scheußlich es sich anfühlte nicht nach Atem schnappen zu können. Er würgte und gurgelte und versuchte das Bewusstsein zu behalten und vor allem, den verflixten Hammer nicht fallen zu lassen.
Endlich war es Mario gelungen zurück auf die Beine zu kommen, zumindest halbwegs. Mit jagendem Herzen hockte er auf den Knien und zerrte Luigi zurück, der beinahe wieder zu Boden stürzte, als er losrennen wollte, die Hände nach dem Taugenichts ausgestreckt.
„Laki!“, schrie der kleine Bruder von einer kalten Angst gepackt, die mit seltsamen Zorn vermischt war. „Du hast doch versprochen das Kämpfen uns zu überlassen.“ Tränen glänzten dem kleinen Bruder auf dem Gesicht, als er glauben musste, der Wolkenreiter hätte ihn nur angeschwindelt.
Doch dem gelang es sogar keck zu Lächeln, auch wenn es sehr gequält aussah, dann hob er schwer die Arme. „Ich will auch gar nicht kämpfen, nur treffen“, krächzte er. Der Hammer wirbelte mit sicherer Hand geworfen durch den Saal, blitzte im Licht der Buntglasfenster und krachte dann, den Eisenkopf voran, mitten in das Wasserspiel. Der funkelnde Herzstein zersprang und zerstreute sich als glänzende Splitter im klaren Wasser.
Ein ohrenbetäubendes Kreischen hallte durch den Empfangssaal und die gesamte Eisenburg und ein Beben erschütterte scheinbar den ganzen Palast, als die Wände und Türen so brutal dazu gezwungen wurden innezuhalten. Brüder und Salzkoloss gleichermaßen wurde davon der Boden unter den Füßen fortgerissen und sie selbst nach hinten geworfen wie Stoffpuppen. Während die Helden übereinander fielen, krachte der geschundene Körper ihres Widersachers in das Wasserbecken, vor dem er gestanden hatte. Dort zermalmte er auch noch den Rest des Wasserspieles.
Diesmal fiel auch Laki und er brauchte einige Moment, um zu bemerken, dass er zwischen den zerschlagenen Mosaiken lag und gierig nach Atem rang. Sein Kopf hämmerte und sein Hals schmerzte und es war ihm unmöglich sich zu regen. Zu seinem Glück und auch dem der erschöpften Brüder, konnte keine Gefahr mehr diesen Moment der Schwäche nutzen.
Der Salzkoloss, die Skulptur, der Kämpfer der Echos lag reglos im Becken und sein Salz schmolz unter dem Wasser immer weiter. Das ohnehin zerstörte Gesicht war schon ganz zerlaufen. Die Türen und die Wände schwiegen unterdessen, hatten ihren wilden Tanz eingestellt und waren mitten im nächsten Schritt erstarrt, teilweise noch zur Hälfte von den Säulen verschluckt.
Mit zitternden Händen und bebenden Armen gelang es Laki sich auf alle Viere aufzurappeln und den Gefallenen anzublicken, neben dem er die ganze Zeit gekauert hatte. Die Echos darin schwiegen längst und sahen nun mehr wie Rauchfahnen aus, denn wie Schatten.
„Jetzt können wir euren Herrn finden. Haben wir eure Forderung damit genug erfüllt?“, krächzte er und versuchte herausfordernd mit den unterschiedlichen Augen zu funkeln, auch wenn er sich viel lieber zusammengerollt und geweint hätte.
Mario und Luigi hockten zusammengedrängt an ihrer Säule und starrten zu Wolkenreiter und Koloss hinüber. Letzterer regte sich noch immer nicht, schmolz nur schweigend vor sich hin. Das Lachen, das irgendwann zu hören war, klang nur noch einstimmig und war nicht mehr grausam und kalt. Nur noch schwach und zitternd, wie ein Hauch. „Durchaus habt ihr das“, war die Antwort und endlich lösten die Echos sich wieder nach und nach aus ihrem Salzkörper, um in der Dunkelheit zu verschwinden. Einzig das Hauptecho blieb zurück, nebelhaft und undeutlich. „So halte ich auch mein Wort. Stellt meinem Herrn eure Bedingungen, ich kann nichts mehr tun. Nur wieder zu Ton und Hall werden, wie ich es immer war.“ Er verneigte sich ein letzte Mal und zerfaserte dann zu einem leisen Seufzen, das hohl widerhallte.
Die Stille und der Frieden kehre in den Saal zurück und verstopfte ihn beinahe dumpf. Nach all den Schreien und dem Getöse wirkte es fast unnatürlich, dass es so ruhig war und blieb. Keine weiteren Echos, die sich erneut auf die Brüder und den Wolkenreiter stürzten und auch kein Hausherr, der angelockt von den Kämpfen, nach dem Rechten sehen oder für Ordnung sorgen wollte. Nur das Schnaufen der erschöpften Retter und das lautlosen Flirren einer aufgebrachten Wolke, die völlig durcheinander um den Kronleuchter an der Decke flirrte.
Mit zitternden Händen wusch sich Laki das Gesicht in dem zerschlagenen Becken des Wasserspiels, in dem jetzt noch noch formlose Salzbrocken lagen. Schnitte brannten auf seinem Gesicht und mit seinem schwachen Griff hätte er nicht einmal mehr eine Stachelkugel halten können. Sein Hals fühlte sich an als wäre er auf doppelte Größe geschwollen. Immerhin passten noch die frischen Atemzüge hindurch.
Zwei wankende Schatten gesellten sich zu dem zerschlagenen Lakitu und auch Mario und Luigi ließen sich schwer neben den Wolkenreiter fallen. Sie sahen übel zugerichtet aus, mit zerrissenen Kleider, fehlenden Knöpfen und zerkratzten Gesichtern. Der Großheld würde bald ein hübsches Veilchen haben, wenn sie nichts dagegen unternahmen.
Da hinderte den Helden, alle beide, allerdings nicht daran Laki mit besorgten, blauen Augen von Kopf bis Fuß zu betrachten und ihm eine Hand prüfend auf den Panzer zu legen. Der Taugenichts erinnerte sich dumpf daran, dass der bei der Landung ziemlich hässlich geknirscht hatte. Aber es war eben doch ein Panzer und genau dafür da.
„Laki“, meinte Mario und betrachtete mit Wut und Schuld die roten Striemen an dessen Hals und die angeknackste Brille, an deren unteren Rand sogar das Glas gesprungen war. „Du bist ein wahrhaft verrückter Kerl und ein schlimmer Dickkopf noch dazu.“ Mario wünschte nur, er würde ein wenig besser auf sich selbst aufpassen. Sonst bekämen sie mächtig Ärger mit Cookie und einem ganzen Wald dazu.
Da dem kleinen Bruder schon wieder die Tränen in den Augen standen und er tatsächlich an den Scharten und Kratzern an Lakis Panzer herum wischte, lächelte der Wolkenreiter nur bemüht. „Das fällt dir jetzt erst auf?“, fragte er keck und setzte sich dann müde auf die Arme nach hinten zurück. „Sappalott, ich beklage mich nie wieder über die Langeweile im Winzwald.“ Er sah Dscholli dabei zu, wie der durch den Saal schwirrte und offenbar versuchte Ruhe und Fassung wieder zu erlangen. Doch der Taugenichts fühlte sich nicht hilflos, wie er es sonst ohne seinen Kameraden tat. Er war schließlich nicht allein.
Luigi ballte die Fäuste und versuchte so zu verbergen, wie ihm noch immer die Hände zitterten. Er hätte so viel zu sagen gehabt, doch er sparte die Worte, denn sein Hals fühlte sich so kratzig und rau an, da hätten sie gar nicht alle hindurch gekonnt. Seine Zunge und sein Mund waren trocken und er konnte nichts anderes mehr schmecken als Salz. Scharf und brennend. Sein Kopf klopfte dort dumpf, wo er damit gegen die Wand geprallt war und irgendwie drehte sich für ihn der Saal immer noch. „Hast du noch was zu trinken da? Oder Tränke?“, murmelte er etwas abwesend und stützte seinen schwindeligen Kopf haltsuchend an Marios Schulter.
Der große Bruder hob natürlich sofort besorgt die Augenbrauen und schob Luigi einen Arm unter den Achseln durch, um den sicher halten zu können, falls es nötig wäre. Der kleine Bruder war viel zu blass und Mario konnte einfach nicht aufhören daran zu denken, was Luigi alles hatte einstecken müssen. Auch den großen Bruder quälte der Durst und er wünschte sich einen Schluck Wasser. Und wenn es das ölige Zeug aus der Fabrik gewesen wäre.
Laki versuchte sich aufzurappeln und Dscholli mit einem Pfiff zu sich zu locken. Doch der war fast unhörbar, denn seine Lippen waren zu trocken dafür. Im Grunde machte es keinen Unterschied, der Wolkenreiter wusste wie es um ihre Vorräte bestellt war. „Kaum noch genug für uns alle. Ich könnte etwas zusammenschütten, aber davor hat Cookie mich immer streng gewarnt. Das kann gefährlich werden“, meinte er entschuldigend und verlegen. So gern hätte er Brüderchen Lulatsch alles besorgt, was er gerade brauchte. Ausgerechnet jetzt dachte Laki an die drei Dosen Limonade, die seine Schwester immer mit sich herum trug. Die hätten ihnen jetzt mehr als gut getan, auch wenn er Waldmeister nicht ausstehen konnte. Zum Schluss.
Immerhin kam die kleine Wolke von allein zu ihm zurück und schmiegte sich müde an seine Beine. Der Lakitu stieg auf und schwebte zu der zerstörten Fontäne hinüber, aus der das Wasser nun unkontrolliert sprudelte. Der Salzkoloss hatte den Brunnen verdorben, aber vielleicht... Laki fing etwas von dem spritzenden Wasser auf und kostete. Es war klar und köstlich und wenn etwas Salz darin schwamm, dann bemerkte man es kaum. „Trinkbar“, seufzte er erleichtert und winkte die Brüder heran, ehe er sich selbst statt trank. Das half.
Erfrischt und mit den letzten Tränken aus den Nebeln der Wolken immerhin ein wenig aufgepäppelt, erhoben sich die drei Retter einige Zeit später und ließen den Blick im Saal schweifen, der viel an Pracht verloren hatte. Von den Vasen war keine mehr übrig und die schönen Pflanzen lagen zerbrochen zwischen den Resten von Metallboden und Porzellan. Der Boden war fast überall zerschlagen, die Säulen hatte Risse und Löcher und die Türen waren übel zerkratzt und manchmal verzogen, von dem abrupten Ende ihres Tanzes. Still, schweigend und gleich erhoben sie sich vor Mario, Luigi und Laki. Allesamt in edlem Rot mit ihren goldenen Beschlägen und jeweils zwei schweren Flügeln. Doch zu Erleichterung der Drei war das Wappen noch da. Ihm fehlte ein Stück und es hing schief an der Pforte, doch es machte die Wahl ganz einfach.
Sie konnten nur einen der Türflügel öffnen, da der Andere noch unter einer der angeknacksten Säule steckte und Mario musste sein ganzes Gewicht gegen das zerbeulte Metall legen. Doch endlich schwang sie auf und gab den schweigenden Raum dahinter frei, der zu Luigis Erleichterung nicht dunkel und gespenstisch war, wie er es woanders viel zu oft erlebt hatte.