Schriftgröße  Schriftart  Ausrichtung  Zeilenabstand  Zeilenbreite  Kontrast 

Im Netz der Höhlenwelten

von No Cookie
Kurzbeschreibung
GeschichteAbenteuer, Familie / P12 / Gen
Bowser Daisy Kamek Luigi Mario Peach
24.08.2021
22.01.2022
39
136.958
4
Alle Kapitel
13 Reviews
Dieses Kapitel
1 Review
 
26.11.2021 3.191
 
Der Palastgarten

Stufe um Stufe und Stufe folgten die Hoheiten und Majestäten nun schon seit dem Morgen ihrem Weg, der so anders war als alle bisher. Ein enger Tunnel aus grauem, glattem Stein, dessen Wellenmuster man ansah, dass er nicht natürlichen Ursprungs war. Er fühlte sich glatt unter der Hand als, Peach darüber strich und sie fühlte sich zurück versetzt, zu dem Tag, an dem sie in die Unterwelt verschleppt worden war. Dieser Tunnel war genau so gewesen, auch wenn das schon so unendlich lange zurück zu liegen schien. Der schönen Prinzessin stand der Schweiß auf der Stirn und ihre Beine schmerzten, von dem vielen Steigen, auch wenn die Stufen fast bequem flach waren. Es waren dennoch Viele und sie schienen noch kein Ende zu nehmen.
Der Weg aus den Silberkavernen hinaus war nicht weit gewesen und kurz nachdem sie diese funkelnde, gefährliche Welt hinter sich gelassen hatte, gähnte erneut ein Höhlendurchgang vor den unfreiwilligen Gästen. Allerdings hatte der neben Dunkelheit kein neues Gebiet zu bestaunen gehabt. Nur eine blendende Wendeltreppe, aus glattem, weißem Stein, die sich in eleganten Windungen immer höher hinauf wand, zwischen Düsternis und Milchsteine.
„Werte Hoheiten und Majestäten. Es erfüllt mich mit großer Freude verkünden zu dürfen, dass wir den Palast unseres Herrn in Bälde erreicht haben. Dort werden die hohen Gäste schon sehnlichst erwartet und vorzüglich untergebracht werden, bis alle Formalitäten geregelt sind“, verkündete das Hauptecho und wirkte dabei ganz so, als wäre das wahrhaftig eine gute Nachricht.
Doch Daisy kam es eher so vor als hätten man ihr gesagt, sie wäre nun an ihrem Gefängnis angekommen, das sie nicht verlassen sollte, so lange sie nicht tat wozu man sie zwang. Und nichts hasste sie mehr. Wenn da nur nicht die Gefahr für ihr Volk gewesen wäre, dann... Doch die Prinzessin war schlau genug, um den Echos mittlerweile alle Grausamkeiten zuzutrauen, die nötig waren. Daher presste sie nur die Lippen zusammen, stemmte eine Arm in die Hüften und deutete fassungslos die Treppe hinauf. „Und um uns das zu verdienen sollen wir da rauf steigen? Ich dachte, ihr wolltet auf Folter und Strafe verzichten“, scharrte sie und schnalzte mit der Zunge.
Auch der Koopa-König kratzte mit den Krallen über den glatten Stein und musste feststellen, dass seine Füße kaum auf die Treppenstufen passten. Die waren ja auch so zart und zerbrechlich. „Ich hasse Treppen. Zuhause habe ich deshalb überall nur Rampen oder Aufzüge. Sagt bloß ihr habt noch nicht spitzgekriegt wie man sowas bastelt?“, knurrte er und funkelte eines der kleinen Echos an, das sich etwas unangenehm berührt wand und den Kopf schüttelte. Bowser grollte und schnippte mit dem Finger. „Kamek, mach was“, verlangte er. Er erhielt keine Reaktion, einen Moment und noch einen, bis es ihm zu dumm wurde. „Kamek!“, brüllte er und endlich fuhr der Magiekoopa zusammen.
„Ich... Ich kann hier leider nicht eingreifen, euer Bequemlichkeit. Wie soll ich Stufen in Aufzüge umwandeln?“, stammelte er hilflos und hob völlig überrumpelt die Hände. Der Besenreiter war sich nicht einmal sicher ob es dafür überhaupt einen Zauberspruch gab.
„Bah“, brummte der König unwillig und ließ ein paar Flammenzungen über die Lippen lecken. „Wozu hast du deinen Z...“
Rüde wurde er von Königin Mamella angerempelt und unterbrochen, der es offenbar zu dumm wurde. Sie stolzierte in Begleitung des Prinzen mit erhobenem Haupt an Herrn und Knecht vorbei und betrat die Treppe mit entschiedenem Schritt. „Selbstverständlich kann er nicht. Eine Enttäuschung, wie zu erwarten“, meinte sie schnippisch und blickte Kamek herablassend an, dem bei Bowsers unbedachten Worten der Schreck in die Glieder gefahren war.
Der Magiekoopa knirschte wie zornig mit dem Schnabel, ließ die Königin aber an sich vorbei stolzieren. In Wahrheit war er überaus erleichtert über ihr schnelles Eingreifen. Das war knapp gewesen. Da nahm Kamek sogar die zornigen Worte Bowsers in Kauf, die einmal mehr über ihm zusammenschlugen. Er konnte zaubern, aber im Wunderwirken hatte er es nie zur Meisterschaft gebracht.
Nach und nach folgten auch die übrigen Gästen den Echos und den Zankenden die lange Treppe hinauf, die viel Kraft und Atem kosten würde.
Cookie blieb diesmal sogar treu an der Seite der Prinzessinnen und fragte sich womit die Treppe an ihrem Ende wohl aufwartete und ob sie nicht vielleicht selbst schon die Falle war. Prüfend strich der Lockenkopf über den Stein der Treppe, der sich aber genauso glatt und kalt unter der Haut anfühlte, wie er es sollte. Nur zart geädert von braunroten Linien, die den Stein allerdings nie aufbrachen.
„Ist das Marmor?“, fragte Prinzessin Peach leise und als Cookie nickte, erkannte die Schöne zum ersten mal wie unglaublich reich der Herr der Unterwelt sein musste. Auch ganz ohne einseitigen Handel zu betreiben. Er herrschte schon jetzt über Stein und Edelmetalle.
Es dauerte sehr lang, bis die Hälfte der Treppe endlich hinter Echos und Gästen lag. Doch sie war eben einfach lang und gnadenlos und immer wieder mussten Ruhepausen eingelegt werden, in denen die Wanderer nach Luft rangen und versuchten die zitternden Beine wieder unter Kontrolle zu bringen. Prinzessin Peach schnaufte und stützte sich am Geländer ab, Daisy nur ein paar Stufen höher, wischte sich über die schweißbedeckte Stirn und drückte den Rücken durch. Sie versuchte nicht allzu laut zu keuchen, musste aber zugeben, doch langsam an das Ende ihrer Kräfte zu gelangen.
Kamek hockte auf den Stufen zu Füßen seines gefallenen und beschämten Königs. Bowser hing schon seit geraumer Zeit wie ein nasser Sack über den Schultern Mamellas, die es irgendwie fertig brachte sich selbst und den König dazu die Stufen hinauf zu schleppen. Sie ging dabei immer noch voran und scheinbar schien die Schufterei sie nicht im Mindesten zu beeindrucken. Allerdings war sie mittlerweile ganz dunkelgrün im Gesicht und daran wie lautstark sie mit ihren Zähnen knirschte, konnte man gut erkennen wie erschöpft sie sein musste. Prinz Mamek, der sich tapfer an ihrer Seite hielt und versuchte sich zumindest seine Würde nicht nehmen zu lassen, fuhr sich nicht einmal mehr elegant durch das güldene Haar. Dazu fehlte die Kraft.
Cookies Brille war beschlagen und die verklebten Strähnen rutschten ihr immer wieder in die Stirn. Auch ihre Beine fühlten sich wie Pudding an und einen verrückten Moment war sie überzeugt davon, dass diese vielen Stufen Mario und Luigi umbringen würden. Viel effektiver als all die ausgeklügelten, hinterhältigen Fallen, die im Salzwald, in der Spiegelklamm und vor allem der Silberkaverne gelauert hatten. Und sie konnte nicht einmal etwas dagegen tun. Sie holte ein letztes Mal tief Luft und nahm dann die nächsten Stufen in Angriff, vorbei an den Prinzessinnen, der starken Majestät mit ihrer Last und weiter, bis sie die Echos erreicht hatte, die weit oben warteten. „Wollt ihr helfen oder starren?“, fragte sie herausfordernd das Hauptecho, auch wenn sie dabei klang wie ein luftleerer Ballon.
„Schweig, dummes Ding“, fuhr der Angesprochene auf, dem es gar nicht gefiel von nutzloser Dienerschaft derart angegangen zu werden. „Auch dies ist eine Sicherheitsmaßnahme für unseren Herrn. Nur eiserner Wille trägt einen bis zum Ende weiter.“ Das Hauptecho erzitterte zornig wie unter einem Lufthauch und seine Schatten wurden eine Spur schärfer. Diese Bedienstete war weder fähig noch würdig einer Hoheit zu dienen. Wenn diese das nur auch endlich erkennen würde, wäre es dem Hauptecho eine Freude die Nutzlose zu... entlassen.
„Sie haben es auch gleich geschafft, nur noch eine Windung“, meinte eines der kleineren Echos eifrig und deutete die letzten Stufen hinauf, wie um den Erschöpften Mut zuzusprechen, fing dafür aber eine scharfe Rüge seines Vorgesetzten ein. Eilig zog der Sprecher den Kopf ein und verschmolz mit den Schatten der Wand.
Zum Glück ahnte Cookie wie man die Hoheiten und Majestäten ein wenig antreiben konnte. Oder zumindest eine von ihnen, da würde der Rest schon folgen. Der Lockenkopf drehte sich herum, stemmte feixend die Arme in die Hüften und warf Daisy einen langen, herausfordernden Blick zu. „Sag nur du bist schlapper als ein Laboräffchen? Naja, immerhin wirst du damit einer zarten Prinzessin gerecht“, rief sie ohne selbst zu wissen woher sie den Mut dazu nahm. Das würde sie den Kopf kosten, so oder so. Allerdings konnte sie die Prinzessin des Sarasalandes damit ganz bestimmt am schnellsten auf die Beine treiben. Sie ging niemals einer Herausforderung aus dem Weg und schon gar nicht einer, die von Cookie kam. Fast hätte der Lockenkopf gelacht. Wie merkwürdig sie sich inzwischen aufeinander verließen.
Die Echos zischten entsetzt und die Angesprochene riss zornig die braunen Augen kugelrund auf. Ihre Wangen liefen rot an und sie stieß mit dem Finger Richtung Cookie. „Ha, wenn ich nicht so viel Rücksicht auf Peach und den übrigen Haufen nehmen würde, wäre ich schon längst oben. MIT dem Schlaffikönig auf dem Rücken“, bellte sie und deutete mit dem Daumen auf Bowser. „Und pass auf was du sagst, Laboräffchen machen sich gut in dunklen, feuchten Verliesen.“ Damit nahm Daisy ein paar Stufen gleichzeitig, zog dabei Peach mit sich und patschte jedem fordernd auf den Rücken an dem sie vorbei kam. Im Nu war sie an Cookie vorbei und die nächste Windung hinauf getobt. Sie hatte sogar noch Zeit erhaben den Kopf in den Nacken zu werfen und gleichzeitig heimlich amüsiert über ihre eigene, neu erweckte Stärke zu feixen. Das Äffchen war ja wirklich raffiniert.
Der Lockenkopf lächelte darüber, begab sich dann zu Mamella und Mamek, die sich nicht ganz so schnell bewegen konnten. Zu aller Überraschung und auch Cookies eigener, bückte sie sich nach Kamek, der noch immer auf den Stufen hockte und legte sich dessen Arm um ihre Schultern. Der alte Magiekoopa sah mit trüben Blick zu dieser jungen Frau auf, aus der er so gar nicht mehr schlau wurde. Im Gegensatz zu früher, dabei schien sie sich so gar nicht verändert zu haben. Nicht wie er selbst. Doch er wehrte sich nicht gegen ihr freundliche, fast gnädige Hilfe, denn er hätte seine alten Knochen nie und nimmer dort hinauf schaffen können. Selbst wenn er es noch so wollte. Langsam, mühevoll und schnaufend, nahmen diese Vier auch endlich die letzten Stufen und langten auf der Ebene an, auf der die Prinzessinnen und die Echos längst warteten. Ächzend wälzte Königin Mamella den Koopa-König von ihren Schultern und ließ ihn ein wenig rücksichtslos einfach auf den Boden purzeln.
Bowser knurrte nur darüber, kratzte vor Wut und Scham tiefe Rillen in den Stein unter seinen Klauen und rollte sich auf den Bauch, um sich so schnell wie möglich wieder aufzurappeln. Er würde sicher nicht zu den Füßen dieser Echos und der Übrigen liegen bleiben.
Kaum war Cookie oben angelangt, wand sich der Besenreiter aus ihrem Griff, krähte sie vieldeutig an und humpelte dann hastig zu seinem König, um dem immerhin symbolisch eine Hand zu reichen. Beide boten keinen sehr beeindruckenden Anblick.
Der Lockenkopf streckte sich kurz und trat dann zu den übrigen Gästen, dorthin wo sich ein weiterer Durchgang öffnete und den Blick auf ein rötliches Schimmern freigab, das allen hier bekannt war.
Es war ein schlichter Felsüberhang in den das Ende der Treppe mündete. Er beugte sich über eine endlose Höhle, die Mächtigste bisher und gewährte einen atemberaubenden Rundumblick. Ein sanfter Abhang führte hinab zum Grund der Höhle. Der war nichts als ein gewaltiges Becken in dem rotglühende Lava brodelte, deren Hitze und Geruch schon hier deutlich zu bemerken war. Allerdings blubberte und kochte hier nichts. Die feurige Glut lag ganz still, wie die Oberfläche eines ruhigen Sees. Dunkle Brocken aus weichem Stein trieben auf der stillen Oberfläche wie Wellen und malten an die roten Ränder so etwas wie Gischt. Am Rand dieses Sees wuchsen die üblichen Gewächse, aus Salz, Kristall und Stein, denen die Wanderer hier unten schon so oft begegnet waren. Das war alles beeindruckend, doch nichts gegen das, was sich genau im Herzen des Lavasees erhob. Dort, auf einer runden Insel aus Metall und Diamant erhob er sich endlich, der Palast des Herren der Unterwelt. Es war ein großes Bauwerk, mit einem weitläufigen, würfelförmigen Haupthaus und vier sechseckigen Türmen, die sich je an den Ecken des Würfels weit in die Höhe erhoben. Sie waren verbunden mit Brücken und Galerien, überall gab es Tore, Wehrgänge und kleinere Gebäude, in den Schutz der dicken Außenmauern geduckt. Errichtet aus mächtigen Quadern, die silbern schimmerten und vom rötlichen Schein der Lava angehaucht wurden. Hier und da funkelte es, wenn die Glut eines der viele, zierenden Zeichen aufblitzen ließ, mit dem Türme und Festungsmauern überreich verziert waren.
Umgeben war dieses unglaubliche Gebäude von einem verschlungenen Geflecht aus etwas, das wohl Hecken und Rosenbüsche sein sollten. Weiß und schimmernd, und den Wanderern nicht ganz unbekannt. In verwirrendem Tanz verzweigten sich die Wege und Hecken miteinander, bildeten Pfade oder verschluckten sie. Dazwischen spiegelnde Flächen und hohe, schlanke Gebilde, die von hier oben nicht besser zu erkennen waren. Der Palast, war elegant, mächtig und massiv zugleich und vor allem eines ließ Majestäten und Hoheiten gleichermaßen staunen.
„Ist er aus Eisen errichtet?“, fragte Prinzessin Peach, die das Schimmern kannte und auch den Geruch, der hier über allem hing. Heißes Metall.
Das Hauptecho verneigte sich galant, schwebte zur Kante des Überhangs und fasste die ganze Höhle mit einer einladenden Bewegung ein. „Willkommen in der Eisenburg, Sitz des Herren der Unterwelt und Herz der Katakomben unter den Königreichen“, erklärte er dann stolz. Ganz offenbar weidetet es sich an dem beeindruckten Staunen der Gäste. Da würde der Palast an sich sein Übriges tun.
Zunächst brachten die Echos Getränke und Mahlzeiten heran, die heißhungrig und vor allem durstig hinunter gestürzt wurden. Bowser trank alleine eine ganze Kanne dünnen Traubensaft aus und hielt es aber offenbar noch nicht einmal nötig sich bei Königin Mamella zu bedanken, die sich auf einem Stein niedergelassen hatte, um sich ebenfalls zu stärken. Doch die bedachte diese Unverschämtheit mit keinem Wimpernschlag und würde diese ganze Angelegenheit vermutlich niemals wieder erwähnen. Sie wusste was sich gehörte und verdiente sich mit solch einem Verhalten ihren Titel mehr als redlich.
Das zumindest fand Cookie, die ein wenig Abseits stand und von einer Kante aus die Höhle und den Palast unter sich betrachtete. Sie versuchte alles was dort so vor sich ging im Blick zu behalten und zu entschlüsseln. Leider war das schwerer als gedacht, aber nicht, weil es so viele Rätsel gab, im Gegenteil. Es tat sich einfach gar nichts, weder im Lavasee, noch im Schlossgarten oder im Palast an sich. Wenn man von den rauchigen Schatten einmal absah, die hier und da aufflammten und wieder verschwanden. Echos, offensichtlich und vermutlich die Dienerschaft des Herrn. So wie diejenigen, in dessen Gesellschaft die Majestäten und Hoheiten sich befanden. Als hätte der Lockenkopf das Unheil selbst damit beschworen, fühlte sie den kalten Schlag, den jeden traf, der an einen der Diener rührte.
Wieder war es der Oberdiener, der sich vor ihr aufgebaut hatte, den üblichen Blick voll Zorn und Herablassung aufgesetzt. „Du hast es zu weit getrieben, in all der Zeit, auf dem ganzen Weg. Doch das hier hat dem ganzen die Krone aufgesetzt. Noch ein Fehltritt und ich werde mich über den Willen deiner Herrin hinwegsetzen und deine Dienste beenden“, zischte es und war dann so plötzlich wieder verschwunden wie es aufgetaucht war.
Cookie lief es eiskalt den Rücken runter und ihr Herz machte in paar ängstliche Sprünge, denn sie wusste genau wie wenig das Echo scherzte und wozu es in der Lage war. Dennoch änderte das nur wenig, sie musste den Brüdern auch diesen letzten Weg so einfach wie möglich machen. Und der war sicher auch der Gefährlichste.
Nach einer Weile waren der Koopa-König und die Herrin des Bohnenkönigreiches so weit wieder hergestellt, dass sie aufbrechen und diesen letzten Weg zum Palast antreten konnte. Die Übrigen folgten, wenn auch müde und schweigend. Es war ein merkwürdiges Gefühl sein Ziel so nahe vor Augen zu haben, an dem man eigentlich nie hatte ankommen  wollen, das jetzt aber endlich ein wenig Ruhe versprach. Der Abhang senkte sich sanft in die mächtige Höhle hinab und war mit demselben kurzen, weißen Gras bewachsen, wie es im Salzwald zwischen den Bäumen gestanden hatte. Dazwischen immer wieder Blumen und schmale Bächlein aus Lava, die alles rot bemalten. Die Hitze stieg unter die endlose Decke und zerstreute sich in der Weite, so dass es hier keine Gluthölle war wie damals in der Fabrik. Dennoch war die Luft schwer und stickig und die Asche setzte sich auf Haut und in Haare. Hier waren die Wege durch Salz und Hitze gerade und sauber. Kostbare Pflastersteine fühlten sich unter den Schuhen und Füßen glatt und weich an und leiteten die Wanderer sicheren Fußes weiter und immer weiter.
Irgendwann dann hatten sie den Palast erreicht oder viel mehr, den Garten von dem er eingefasst wurde. Prinzessinnen, König und Königin samt Begleiter fanden sich vor einem hohen Eisentor wieder, das aus verschlungenen, schlanken Eisenadern bestand, die seltsame Schriftzeichen und komplizierte Muster bildete. Es grenzte an einen Zaun aus dem gleichen Material, der sich nach links und recht immer weiter und weiter zog, bis er den Blicken entschwand. Die großzügigen Maschen von Zaun und Tor waren mit den weißen Pflanzen bewachsen, die man von dem Überhang aus hatte so schlecht erkennen können. Es waren tatsächlich Gebilde aus Salz und Silber, die entfernt an Heckenrosen erinnerten. Mit dichten Ranken und drohenden Dornen machten sie ein Durchkommen unmöglich und würden jedem gnadenlos Haut oder Schuppen zerschneiden, der versuchte sich zwischen ihnen hindurch zu zwängen.
Nur das geöffnete Tor ließ einen Blick auf das zu, was dahinter lag und offenbarte die nächste Herausforderung, die sich Gäste und Retter zu stellen hatten. Hecken aus Salz und Silber, die sich schmale Wege aus runden Kristallkieseln entlangzogen. Unvermittelt teilten sie sich nach links und rechts oder geradeaus auf. Entweder nur eines davon oder alles zugleich, manchmal würden sie ganz gewiss auch einfach vor einer weiteren Hecken enden und den Suchenden dazu zwingen umzukehren. Nun erkannte man auch endlich mehr von den schlanken Gebilden dazwischen. Elegante Statuen und Büsten aus weißem Salz, die völlig unbekannte Gesichter und Wesen zeigten.
Königin Mamella verschränkte die Arme vor der Brust und wiegte unzufrieden mit dem Kopf. Altmodisch aber effektiv.
„Ein Labyrinth, nehme ich an?“, sprach Prinz Mamek aus, was alle dachten und klopfte mit der Degenscheide prüfend gegen Zaun, Tor und Heckenrosen, wie um zu erfahren ob sie so hart waren, wie sie erschienen. Leider war dem so. „Hättet ihr vielleicht auch die Güte uns zu erklären wie man den rechten Weg hindurch findet, falls man sich verirren sollte?“ Mit einem gekonnten Lächeln wandte er sich dem Oberdiener der Echos zu und versuchte damit dem auch dieses Geheimnis zu entlocken.
Das Echo rührte sich allerdings erst, als die Königin ebenfalls fragend die Augenbrauen hob und auffordernd mit der Hand auf das Heckenlabyrinth deutete. Endlich verneigte der Diener sich und wirkte dabei so selbstgefällig, dass es sogar Bowser zu viel war. Ekliger Kerl.
„Ich bedauere, Majestät, doch das ist mir unbekannt“, erklärte das Echo dann zur Bestürzung aller und es wandte sich der gefährlichen Gartenanlage zu. „Dieses Labyrinth erfindet sich alle drei Tage neu und entscheidet selbst wie der richtige Weg führt. Diesen verrät es ausschließlich unserem Herrn und dessen treuen Dienern.“ Es schwebte durch das Tor und auf eine der merkwürdigen Statuen zu, die so reglos wachten und warteten. „Ich selbst sehe mich gezwungen mich darüber in Kenntnis zu setzen.“ Damit verschwand es als Hauch mitten in dem Kunstwerk, um sich die Worte zu holen, die es brauchte.
Review schreiben
 Schriftgröße  Schriftart  Ausrichtung  Zeilenabstand  Zeilenbreite  Kontrast