Im Netz der Höhlenwelten
von No Cookie
Kurzbeschreibung
Eine Entführung fand im Pilzkönigreich statt! Das ist an sich erst einmal nichts Besonderes, zumindest auf den ersten Blick. Doch bald schon stellt sich heraus, dass die Prinzessin diesmal nicht das einzige Opfer, Toadtown nicht die einzige betroffene Stadt ist. Verwirrend genug, ebenso wie die Bedrohung, die von ganz unerwarteter Seite kommt. (Daisy erscheint hier mit voller Absicht etwas grob und misstrauisch Cookie gegenüber. Allerdings nicht, weil ich sie für eine blöde Kuh halte, die ich gemein darstellen will. Daisy traut Cookie und deren Vergangenheit einfach nicht über den Weg. Die Prinzessin fürchtet um ihre guten Freude, um ihre Familie zu der Peach und auch die Brüder zählen. Sie will sie schützen und stellt sich deshalb zwischen sie und Cookie, bis Daisy ein wenig mehr über die erfahren hat, am besten die Wahrheit kennt. )
GeschichteAbenteuer, Familie / P12 / Gen
Bowser
Daisy
Kamek
Luigi
Mario
Peach
24.08.2021
22.01.2022
39
136.958
4
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Dieses Kapitel
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18.11.2021
3.949
Heimlich und Unheimlich
Laki seufzte und rieb sich über die Augen. Er konnte den Lulatsch gut verstehen, die harte Wanderung, die starke Anspannung, die ständige Sorge, all das zehrte ungeheuer an den Kräften und gaukelte dem Kopf schon Dinge vor, die gar nicht sein konnten. Der Wolkenreiter selbst hatte, seit sie aufgebrochen waren, das Gefühl belauert zu werden. Von Augen, die ihn gierig aus dieser Silberwelt heraus anstarrten. Augen, die zu etwas gehörten, das ihm durch die Silberkaverne hinterher kroch und immer wieder seine Finger nach ihm ausstreckte. Laki schüttelte ungeduldig über sich selbst den Kopf. Hier gab es nichts, so viel er auch von Oben spähte und suchte. Unten bei den Brüdern waren nur die Flüsse, die Pflanzen und das giftige Silber, das auch schon ganz allein genügte. Wütend schob der Taugenichts die Gewissheit beiseite, dass die Augen auch nicht von Unten sondern von Oben auf ihn lauerten. Unsinn, wie sollte das wohl möglich sein? Außerdem hatte er von allen Anwesenden am allerwenigsten Grund hier herum zu jammern. Er schwebe schließlich in vollkommener Sicherheit über allen Gefahren und selbst, wenn die Pflanzen sich noch so reckten, konnten sie ihn nicht erreichen. Einen Moment hatte der Wolkenreiter sogar ein schlechtes Gewissen. Eigentlich hätte er gar keinen Zauber bekommen dürfen. Nichts davon war ja für ihn bestimmt gewesen. Dann hätte der Großheld jetzt sicher weniger Probleme und der Lulatsch weniger Kummer. Doch statt sich selbst leid zu tun, konnte er ja mit anpacken, das half allen mehr. „Nicht aufgeben, Brüderchen Lulatsch“, meinte Laki daher und huschte an Luigi vorbei, um ihm den Rücken zu tätscheln. „Ich bin mir sicher wir haben es bald geschafft. Wenn man sich jetzt schon solche Mühe gibt uns auszuschalten, sind wir dem Ziel sicher schon gefährlich nahe.“ Das klang sogar in Lakis eigenen Ohren sinnvoll, also erhob er sich mit Dscholli wieder weiter unter die Decke, um die letzten Kräfte für einen Spähflug aufzuwenden. „Ich seh mal nach.“ Schon war er wieder auf und davon, ohne noch einmal an die Abmachung zu denken, die er mit den Brüdern getroffen hatte. Laki konnte einfach schlecht aus seiner Haut und er war es gewohnt derjenige zu sein, der ein Auge auf Alle und Alles hatte. Das war ihm schon immer wichtig gewesen. Er huschte flink durch das milchige Licht. Die Silberwelt sauste unter ihm hindurch und zu seiner Freude musste er tatsächlich bald wieder inne halten. Die Silbergewächse an den Flussufern wurden immer spärlicher und die Wasserläufe selbst immer schlanker, bis sie sich irgendwann zu einem einzigen Fluss vereinigt hatten. Fast friedlich und ruhig plätscherte das Wasser durch einen hohen Höhleneingang und stürzte dort von einer scharf abgebrochenen Klippe in ein Becken viel tiefer unten, als der Pfad, der hinaus führte. Der Taugenichts atmete erfreut durch, wirbelte einmal um die eigene Achse und huschte dann zurück. „Nicht mehr weit, vielleicht noch eine Stunde“, rief er den Brüdern schon von Weitem zu, die ihren Weg auch endlich fortgesetzt hatten. Der Lulatsch hielt sich dabei dicht beim Großhelden, als könne er den irgendwie vor dem gierigen Quecksilber schützen.
Fast schmerzhaft erinnerte dieser Anblick Laki an seine stille, schüchterne Lakritz, die so viel Talent und so wenig Zutrauen zu sich selbst hatte. Vielleicht wollte er deshalb so dringend gut auf den Lulatsch aufpassen. Still, aber treu, gesellte er sich wieder zu Mario und Luigi, die seine Nachricht mit Erleichterung aufgenommen hatten. Diesmal blieb der Taugenichts als Nachhut zurück, um alles im Blick zu haben. Noch immer war es ruhig, doch noch immer hatte der Wolkenreiter das Gefühl nicht alleine zu sein. Die Augen wollten einfach nicht weichen und als hätte das nicht ausgereicht, vermeinte er jetzt auch noch seltsame Laute zu hören. Ein Schmatzen und Blubbern, als würde etwas auf schleimigem Grund voran kriechen, damit verschmelzen und reglos verharren, bis es unbemerkt weiter kriechen konnte. Die Augen hatten wohl mehr zu bieten als Blicke.
Wieder schüttelte der Wolkenreiter den Kopf und war entschlossen sich zukünftig weniger von Markoops Räuberpistolen anzuhören. Die handelten auch immer von den unheimlichsten Begegnung aus seiner Jungend als Späher. Völlig überzogen für den Effekt und um übermütige Taugenichtse ein wenig zu foppen.
Mario hatte Luigi einen Arm um den Rücken gelegt und war froh, dass Laki zurück gekommen war und sich nun in seiner Nähe hielt. So konnte er auf alle Beide gleichzeitig aufpassen. Schweigend und eilig, stapften die Drei weiter, um endlich das Ende der Kavernen zu erreichen und nicht mehr darum bangen zu müssen irgendwann zerfressen zu werden oder einfach an geruchslosen Dämpfen zu ersticken.
Als die Insel mit der Silbervilla mitten im schäumenden Fluss am Wegesrand auftauchte und unschuldig vor sich hin schimmerte, ahnten die drei Retter, dass sie wohl wirklich bald das Ende der Silberkaverne erreicht haben mussten. Ganz so wie Laki es gesagt hatte. Auch hier wiegten sich die Ranken mit ihren Blüten fast unschuldig und es war deshalb nicht ganz ungefährlich das Gebäude zu betreten. Doch es war auch die beste Möglichkeit die fast aufgebrauchten Vorräte aufzustocken und Brauchbares für die weitere Reise und vor allem deren Ende zusammen zu raffen.
Entgegen aller Proteste ließ Mario den kleinen Bruder und diesmal auch den Lakitu vor der Tür zurück und betrat die Villa alleine. Dann konnten die Beiden immerhin eingreifen, wenn er Probleme bekam. Das zumindest behauptete er, um sie in der trügerischen Sicherheit der Silberkaverne zu lassen. Zu Marios Erleichterung konnten die Kletterpflanzen an den Hauswänden auch nicht mehr ausrichten als die an den Flussufern bisher und so kam er recht ungeschoren davon. Offenbar hielt die Wirkung des Zaubers noch an und war ganz ausgezeichnet berechnet worden. Mit guter Beute gegen den Hunger und Durst und zur Unterstützung ihrer Verteidigung, kehrte der Held bald wieder zu den Wartenden zurück, um die Silberkaverne endlich hinter sich zu lassen.
Eine düstere Finsternis hatte sich über die ganze Höhle gelegt, als Brüder und Wolkenreiter endlich ankamen und mit Freude dabei zusahen, wie sich der Höhleneingang aus der Dämmrigkeit um sie herum schälte, die auch silberschwer zu sein schien. Nur noch ein paar Schritte, dann konnten sie endlich in Sicherheit lagern und etwas gegen Hunger und Erschöpfung unternehmen.
Nur einen Moment später hallte im Rücken der Brüder ein scheußlich, schmatzendes Geräusch durch die gesamte Silberkaverne, gefolgt von einem Schrei, der ihnen das Entsetzten durch Mark und Bein jagte. Laki. Voller Schreck wirbelten Mario und Luigi herum und konnten nur noch mit Entsetzen dabei zusehen,wie ein großer Tropfen aus silbernem Quecksilber auf Dscholli stürzte und sofort damit begann den Wolkenreiter einzuhüllen. Kriechend und schmatzend, verschlang er ihn immer mehr, kroch an ihm hinauf und schien sich nur wenig an der abschreckenden Wirkung des halben Zaubers zu stören. Langsam aber stetig, kroch das Silber immer höher, heftete sich an Lakis Beine, eroberte immer mehr von seinem Brustpanzer und dampfte und kochte jetzt schon ätzend. Noch schien der Zauber das Schlimmste zu verhindern. Der Wolkenreiter selbst fuchtelte mit entsetzt aufgerissenen Augen mit den Armen herum, versuchte das Quecksilber damit abzuschütteln, es sich von Panzer und Beinen zu reiben oder sie dem Griff des Giftes zu entziehen. Mit zusammengepressten Lippen kämpfte er mit aller verbliebener Kraft dagegen an und es gelang ihm tatsächlich ein paar Brocken aus dem gierigen Silber zu rupfen. Doch zu seinem Unglück hatte es nach wie vor die Oberhand und gewann sie immer mehr.
Dscholli dagegen, der von nichts geschützt wurde, spürte das Brennen und Knistern ganz gnadenlos und auch die Angst und die Gefahr für seinen Reiter. Mit grimmiger Miene schlug er Haken wie ein Kaninchen, wirbelte wild um die eigene Achse und tat alles dafür, um den Angreifer loszuwerden, abzuwerfen oder zu zerstreuen, je nachdem was ihm gerade möglich war. Leider machte er es dem Taugenichts damit fast unmöglich sich zu halten und Laki wurde herumgeworfen wie eine Stoffpuppe.
Die Heldenbrüder eilten der tobenden Wolke durch die Silberkaverne hinterher, um zu tun, was sie konnten, um den Lakitu aus der brenzligen Lage zu befreien, auch bereit ihn aufzufangen, sollte er tatsächlich fallen.
„Laki hierher, komm zu uns, wir helfen dir“, rief Mario hinauf, während er dabei zusah, wie der Wolkenreiter die Arme ausstreckte, an denen mittlerweile Silberfäden glänzen, die sich immer länger zogen, wie scheußlicher Kaugummi. Noch rissen sie klingend wie Harfensaiten.
Der Lakitu schnaufte erschöpft und man konnte die Angst in seinem Gesicht deutlich sehen, so gut er sie auch zu verbergen versuchte. Dennoch nickte er und hielt in seinem Ringen einen Moment inne, um Dscholli die Nebel zu tätscheln und dessen Raserei zu unterbrechen. Eiernd und in wildem Zickzackkurs hielt die kleine Wolke endlich auf die Brüder zu, durchzogen von Silberfäden, die durch seine Nebel drangen. Fast schwer landete Dscholli zu den Füßen der Brüder und schaffte es kaum noch sich wieder zu erheben. Das einfältige, freundliche Gesicht war panisch verzerrt.
Sofort waren die Helden an der Seite von Reiter und Wolke, die immer mehr in Bedrängnis gerieten. Denn mittlerweile hatte sich das Quecksilber schon weit über Lakis Panzer bis zu seinem Hals gezogen und würde sich bald gnadenlos über seinem Kopf zusammenschließen. Das wusste auch der Taugenichts und er spürte die nackte Angst, die ihn dazu trieb, sich an die Hände des Großhelden zu klammern. „Ich will nicht, bitte“, hörte er sich selbst krächzen.
Der Lulatsch schluchzte zwar auf, griff aber mit mit entschlossenem Blick und mit aller Kraft zu, versenkte seine Hände in dem gierigen Quecksilber und zerrte mit aller Gewalt daran, um es von Laki abzureißen. Seine Handschuhe rauchten und es stank, doch Luigi kümmerte sich nicht darum. Er hatte am Meisten vom Zauber bekommen, ihm würde am wenigsten passieren und selbst wenn nicht war ihm das gleich. Er zog und zerrte aus Leibeskräften und spürte dennoch wie ihm Verzweiflung und Angst die Tränen immer weiter den Hals hinauf trieben. So etwas Schreckliches durfte nicht passieren, dass könnte er sich nie verzeihen, das könnte Cookie ihm nie verzeihen und würde sich dann bestimmt von ihm abwenden. Schniefend riss und zog er weiter und versuchte das Silber zurück zu treiben, das dem Lakitu immer weiter den Hals hinauf kroch.
Mario schwindelte mittlerweile schon von den geruchlosen Dämpfen des Quecksilbers, denen er sich hier gerade so direkt aussetzte und er konnte spüren, wie die Wirkung des halben Zaubers immer mehr nachließ. Doch das trieb ihn nur zu noch mehr rücksichtsloser Mühe an, schließlich hatte auch der Wolkenreiter nur die Hälfte bekommen. Dessen klammernden Hände wurden auch immer schwächer, so wie seine Gegenwehr und die unterschiedlichen Augen durchzog immer mehr ein verdächtig trüber Schein. Doch der Held konnte kaum etwas dagegen tun, das Silber war stärker, es war der Herrscher dieser Kavernen und entschied darüber wer sie verlassen durfte und wer bleiben musste.
Ein letztes schmatzendes Geräusch. Laki löste seinen Griff nun ganz und fing den Blick des großen Bruders ein letztes Mal auf. Zu Marios Erstaunen und Entsetzten lächelte der Wolkenreiter fast weich und dankbar. „Danke, Großheld. Passt gut auf meine Schwesterchen auf“, bat er sich aus, dann kroch das Silber ganz über ihn hinweg, schwappte über seinem Kopf zusammen und rang auch die kleine Wolke endgültig zu Boden, wo sie ebenfalls sofort ganz und gar erobert wurde. Verschlungen von einem gnadenlosen Kokon aus purem Silber. Wertvoll und gefährlich.
„Nein, nein, nein“, schrie Luigi und hämmerte sinnlos mit den geballten Fäusten dagegen, die Tränen längst in den lieben, blauen Augen. „Gib ihn wieder her.“ Das Quecksilber verschmolz nur mit seinen Handschuhen, als hätte es sich sein nächstes Opfer längst ausgesucht.
Mario hämmerte das Herz gegen die Rippen, seine Gedanken jagten und er fühlte sich, als wäre er eingefroren. Doch er konnte dieser Lähmung nicht nachgeben, er musste die Ruhe bewahren und sich etwas einfallen lassen. Er musste den Tag retten oder zumindest Laki, da konnte ihm der Rest gestohlen bleiben.
„Luigi, hör auf!“, verlangte Mario erst einmal scharf und packte die Handgelenke des kleinen Bruders, um ihn davon abzuhalten weiter seine Kräfte zu verschwenden, die brauchten sie noch. „Wir müssen nachdenken, irgendwie muss man auch Quecksilber brechen können.“ Der große Bruder schnaufte und versuchte sich daran zu erinnern was er über diesen Stoff wusste. Es war nicht viel, aber das musste genügen.
„Es ist doch flüssig, wie sollen wir es da zerbrechen?“, schniefte Luigi und presste die Hände noch einmal verzweifelt gegen den Kokon. Das Silber quoll ihm zwischen den Fingern hindurch.
Der große Bruder nickte und fuhr sich durch den Schnauzer. Das war es, aber warum? Es war doch Metall.
„Wenn es wenigstens Wasser wäre, dann könnten wir es einfrieren“, meinte Luigi atemlos und wünschte, es wäre so einfach. Dann sah er seinen große Bruder voller Hoffnung an, dem auch ein freudiger Ausdruck über das Gesicht huschte. Vielleicht war es wirklich so leicht.
Mario wühlte hektisch in seinen Taschen herum und förderte etwas zu Tage, das der Wolkenreiter schon länger eingesammelt hatte und das sich endlich als nützlich erweisen würde. Eine Eisblume, schon etwas angetrocknet, aber die einzige Hoffnung auf Rettung für den Wolkenreiter. Der Held warf sie dem kleinen Bruder zu und griff selbst nach seinem Hammer. Schließlich konnte Luigi sich dem Quecksilber noch immer mehr nähern und es gefahrloser berühren als er selbst. „Feuere so lange, bis es eingefroren ist, ich schlage dann zu.“
Der kleine Bruder nickte und nahm die Eisblume an sich, deren Kräfte ihn fast sofort durchströmten. Es fühlte sich vertraut an und war etwas, das er kannte, das er beherrschte und mit dem er umgehen konnte. Luigi ballte die Fäuste, spürte die eisige Kraft darin und holte tief Atem. Dann schoss er die knisternden Eisbälle ab, die blau und kalt über das Silbermoos sprang, ehe sie gegen den silbernen Kokon prallten. Die ersten Eiskugeln verpufften einfach auf der spiegelnden Oberfläche, als würden sie davon geschluckt und zeigten keine Wirkung. Nur eine Trübung huschte über das Quecksilber. Doch das hinderte den Helden nicht daran weiter zu feuern und immer weiter, so schnell und viel er konnte. Und endlich, endlich nach einer gefühlten Ewigkeit tat sich etwas. Das Fließen und Quellen des Quecksilbers schien träger zu werden, kleine Inseln aus eingefrorenen Schuppen trieben immer mehr auf der Oberfläche wie Eisschollen. Sie stießen aneinander und wurden mit jeder Eiskugel größer und zahlreicher. Irgendwann war die Oberfläche des Silbers ganz bedeckt davon und endlich gefror der ganze Kokon unter einem knirschenden Geräusch zu einem harten, glänzendem Panzer.
Nur einen Herzschlag später trat Mario zwei Schritte zurück, nahm Anlauf und schwang den Hammer mit aller Entschlossenheit und Kraft weit über den Kopf. Es erklang ein misstönender Laut, als der Hammerkopf gegen den Panzer traf. Unter Knirschen und Brechen zersplitterte das Quecksilber, spritzte in alle Richtungen davon und gab einen Taugenichts frei, der sich so eng wie möglich zusammengekauert hatte, den Kopf tief in den Panzer zurück gezogen. Er rührte sich nicht und auch Dscholli hielt noch ganz still.
Die Brüder ließen sich auf den Knien vor den Beiden nieder, legten dem Taugenichts und der Wolke die Hände auf den Rücken und versuchten vor Furcht das Atmen nicht zu vergessen.
„Laki, Laki, ist alles in Ordnung?“, traute Mario sich endlich zu fragen und spürte, wie Luigi sich voller Angst an ihn lehnte, um seinen Blick vor dem womöglich Grässlichen verstecken zu können.
Ganze Herzschläge lang erhielten sie keine Antwort, dann hob sich Lakis Kopf endlich aus dem Panzer, bleich und grau mit aufgerissenen Augen, aber zum Glück noch lebendig. Als der Wolkenreiter die Brüder entdeckte, trat erst Fassungslosigkeit auf sein Gesicht, dann erblühte eine fast zornige Miene auf seinen Zügen, die Mario und Luigi völlig überraschte. „Ihr seid keine Helden, sondern verrückte Spinner, die wohl nie an sich selber denken!“, schalt Laki und erhob sich schlingernd und mühevoll mit seiner Wolke, um mahnend auf Beide herabstarren zu können.
Die Helden wussten nicht so recht, wie sie darauf reagieren sollte und blickten deshalb nur schweigend zu dem Wütenden auf, dicht aneinander gedrängt. Stille herrschte.
Laki lachte laut und fuhr sich mit zitternden Händen durch die verklebten Haare. „Und ich kann euch gar nicht sagen wie froh ich darüber bin“. Endlich zeigte sich wieder seine Zahnlücke und erlaubte Mario und Luigi damit in das erleichterte Gelächter einzustimmen.
Zumindest so lange bis der Lakitu schlagartig erbleichte und eigenartig die Augen verdrehte. Mario konnte gerade noch einen Schritt vorspringen und zupacken ehe der Taugenichts einfach rücklings von Dscholli kippte. Vorsichtig ließ sich der Held auf die Knie nieder, um Laki in seinem Schoß zu betten, der ganz offenbar damit kämpfte die Besinnung nicht ganz und gar zu verlieren.
Auch Luigi war sofort an der Seite des Wolkenreiters und griff besorgt nach dessen Hand, die Angst schon wieder im Herzen.
Mario schüttelte den Kopf und dachte an das was er zum kleinen Bruder gesagt hatte. „Laki, du musst hier raus, so schnell wie möglich“, meinte er endlich sanft und sah den Lakitu durchdringend an.
Der schnaufte und versuchte zu lächeln. „Das... Das haben wir doch gleich geschafft, das Tor ist schon nah“, scherzte er matt und kniff immer wieder mit den Augen, um nicht einfach wegzutreten. Leider sah er dadurch auch den langen Blick des Großhelden und das Zögern des Lulatsch.
„Ich spreche nicht von der Kaverne, sondern von dieser ganzen, verflixten, feuchten Unterwelt, die dir so schlecht bekommt“, warf Mario mit strenger Stimme ein und fasste die ganze Umgebung in einer wütenden Geste ein.
Das war Laki klar und ihm war auch klar, dass die Brüder recht hatten. Lange würden weder er noch Dscholli es noch hier Unten aushalten. Sie waren einfach nicht dafür gebaut und es war nie gut derart gegen seine Natur zu handeln. Dennoch... „Noch nicht, erst Cookie...“, bat er verbissen.
Mario erhob sich wieder, was dem Taugenichts fast entging, der Großheld rollte die Augen und lächelte schräg. „Glaubst du etwa immer noch uns ginge es nur um die Prinzessinnen?“.
Der Wolkenreiter hörte trotz allem einen leisen Vorwurf in diesen Worten und ihm entging auch der verletzte Blick des Lulatsch nicht, der an Cookie doch mindestens so sehr hing wie Laki selbst. Das hatte er längst gesehen. Daher seufzte der Taugenichts ergeben und drückte Luigi entschuldigend die Hand. „Nur... nur bis wir sie gefunden habe und ich sehe, dass sie wohlauf ist. Den Rest überlasse ich euch, versprochen“, gab er endlich nach, was ihn Überwindung genug kostete. Aber andererseits könnte Cookie in gar keinen besseren Händen sein.
Immerhin zeigten die Brüder sich damit einverstanden, denn sie nickten beide müde und besorgt. „Nun schön, aber jetzt verschwinden wir erst einmal und es wäre mir lieber, wenn du zunächst bei mir bleibst. Dann kann sich nichts mehr aus dem Hinterhalt anschleichen.“ Mit diesen Worten machte Mario sich wieder auf den Weg, nachdem Luigi ihm dabei geholfen hatte den völlig erschöpften Lakitu Huckepack auf den Rücken zu nehmen. So konnte er ihn am besten halten und tragen.
Der ließ sich das nur widerstrebend gefallen und fühlte sich nicht ganz wohl bei der Sache. Lakitus stiegen sehr selten von ihren Wolken und bisher hatte er nur Cookie erlaubt ihn so zu tragen, nur ihr so viel Vertrauen geschenkt. Aber andererseits...
Laki erlaubte es sich, ein wenig näher an Marios warmen, roten Pullover zu lehnen. Der Großheld hatte sein Vertrauen mittlerweile doch wirklich mehr als verdient, nur der doofe Stolz war mal wieder im Weg. Der Wolkenreiter schob ihn beiseite und ließ es sich einfach mal gefallen.
Immer schwerer und schwerer fühlte Mario Lakis Gewicht auf seinem Rücken, das geringer war, als er erwartet hatte und irgendwann rutschten dessen Arme, die sich bisher an Marios Schulter geklammert hatten, über seine Brust und baumelten dort ganz kraftlos. Zum Glück hörte der Held auch gleich darauf das Schnarchen, das ihm direkt ins Ohr drang. Lakis Kopf war auf die rote Schulter gesunken und der Wolkenreiter selbst innerhalb von Herzschlägen eingeschlafen.
Luigi stapfte sogar noch näher heran, hielt sich dicht bei Bruder und Lakitu, um eingreifen zu können, falls der abrutschen sollte. Er war in Begleitung einer ebenso erschöpften, kleinen Wolke und Mario musste fast schmunzeln, als er die gleiche Besorgnis auf beiden Gesichtern entdeckte. „Wir finden auch einen Trank für ihn“, versuchte Mario Beide zu beruhigen und hoffte, dass sie Laki damit wirklich ein wenig aufpäppeln konnten. Lange würde er sich das alles allerdings nicht mehr mit ansehen.
Mit dem nächsten Schritt konnten die Brüder endlich die tödliche Silberkaverne und ihr scheußliches Quecksilber hinter sich lassen. Eigentlich waren sie müde und sicher genug, um an Ort und Stelle ein Lager einzurichten, zu essen und endlich Ruhe zu finden. Doch keiner der Brüder blieb stehen. Sie gingen ein Stück weiter und noch eines, bis das Tor in ihren Rücken ganz und gar in der Düsternis verschwunden war. Dann zogen sie sich auf einen Felsvorsprung zurück, der mit einem Vorhang aus uralten Tropfsteinen gegen die gähnende Tiefe über einem Wasserlauf abgeschirmt war.
Der Taugenichts schreckte auf, als Mario versuchte ihn vorsichtig abzusetzen und krabbelte verlegen über seine Schwäche und die Last, die er gewesen war, eilig auf Dscholli zurück. Schweigend packte er mit an, um ein Feuer zu entzünden und freute sich gemeinsam mit den Brüdern über die leckere Beute, die der Großheld in der Silbervilla unter den Vorräten gemacht hatte. Mit vollem Magen fühlten sie sich doch alle besser.
„Zeig mal was du da alles an Tränken drin hast“, verlangte Mario nach der Mahlzeit und winkte auffordernd. Allerdings war damit nicht der Wolkenreiter selbst, sondern tatsächlich die kleine Wolke gemeint, die das alles ja treu bewachte.
Nur mit grimmiger Miene kramte Laki nach einigem Hin- und Her den kleinen Beutel hervor, der leider auch schon ziemlich leer war. Es waren eben nur Notrationen gewesen, die in Cookies Zimmer gelagert hatten. Das Meiste trug sie immer mit sich herum.
Zu Schrecken des Taugenichts kramte der Lulatsch auch noch eines der stärksten Mittel aus dem kleinen Vorrat und hielt es ihm unter die Nase. „Das da. Es hilft dir bestimmt, hat es mir schon oft“, verlangte und bat der kleine Bruder gleichzeitig und seine lieben blauen Augen funkelten besorgt.
Der Wolkenreiter lachte und rückte sich die Brille zurecht, seltsam verlegen und berührt. „Brüderchen Lulatsch, ist das nicht ein wenig doll? Ist ja immerhin das Beste von ihren Mitteln und nur für absolute Notfälle“, versuchte er sich ein wenig herauszuwinden. Wozu so etwas Kostbares verplempern, wenn eine Mütze Schlaf auch ausreichte?
Das überzeugte Luigi allerdings nicht, er nagte auf seinen Lippen und drängte Laki das Mittelchen noch bittender auf. „Aber du bist doch ein Notfall“, flüsterte er und wollte doch nur, dass es dem Wolkenreiter schnell wieder besser ging. Er sah immer noch so krank und elend aus.
Als der Großheld dem Lulatsch dann auch noch eine Hand auf die Schulter legte und nachdrücklich nickte, hatte der Taugenichts gar keine Möglichkeit zur Gegenwehr mehr. „Sappalott, ihr könnt vielleicht Nervensägen sein“, brummte er und nahm das Fläschchen endlich an. Grässliches Zeug.
Begleitet vom Knisternd der Flammen, umgeben von deren Wärme und sicherer Nähe fiel es den drei Rettern sehr leicht schnell Schlaf zu finden. Die Erschöpfung siegte, kaum hatten sie sich unter ihren Decken ausgestreckt.
Nur mitten in der Nacht fuhr Mario auf, als ein völlig schlaftrunkener Luigi seinen Arm packte und ihn mit großen Augen anstarrte. „Mario...“, keuchte der kleine Bruder, „Bist du in Sicherheit?“ Sein verschleierter Blick verriet, dass er gar nicht richtig bei sich war.
Der große Bruder nickte und zog Luigi sanft näher, damit der sich wärmen und den Kopf auf seine Brust legen konnte. Der kleine Bruder ließ es sich ohne Widerstand gefallen, schlang die Arme um Marios Rumpf und kuschelte sich an, als Mario ihm durch die Haare strich. „Natürlich, natürlich bin ich sicher“, brummelte der große Bruder beruhigend, „Das sind wir alle.“ Als Versprechen drückte er einen Kuss in die braunen Haare und war stolz, so stolz auf den kleinen Bruder, der heute wieder so viel Stärke und Tapferkeit gezeigt hatte, an die Luigi leider selbst so wenig glaubte. Dabei hatte er viel mehr davon, als sein großer Bruder.
Laki seufzte und rieb sich über die Augen. Er konnte den Lulatsch gut verstehen, die harte Wanderung, die starke Anspannung, die ständige Sorge, all das zehrte ungeheuer an den Kräften und gaukelte dem Kopf schon Dinge vor, die gar nicht sein konnten. Der Wolkenreiter selbst hatte, seit sie aufgebrochen waren, das Gefühl belauert zu werden. Von Augen, die ihn gierig aus dieser Silberwelt heraus anstarrten. Augen, die zu etwas gehörten, das ihm durch die Silberkaverne hinterher kroch und immer wieder seine Finger nach ihm ausstreckte. Laki schüttelte ungeduldig über sich selbst den Kopf. Hier gab es nichts, so viel er auch von Oben spähte und suchte. Unten bei den Brüdern waren nur die Flüsse, die Pflanzen und das giftige Silber, das auch schon ganz allein genügte. Wütend schob der Taugenichts die Gewissheit beiseite, dass die Augen auch nicht von Unten sondern von Oben auf ihn lauerten. Unsinn, wie sollte das wohl möglich sein? Außerdem hatte er von allen Anwesenden am allerwenigsten Grund hier herum zu jammern. Er schwebe schließlich in vollkommener Sicherheit über allen Gefahren und selbst, wenn die Pflanzen sich noch so reckten, konnten sie ihn nicht erreichen. Einen Moment hatte der Wolkenreiter sogar ein schlechtes Gewissen. Eigentlich hätte er gar keinen Zauber bekommen dürfen. Nichts davon war ja für ihn bestimmt gewesen. Dann hätte der Großheld jetzt sicher weniger Probleme und der Lulatsch weniger Kummer. Doch statt sich selbst leid zu tun, konnte er ja mit anpacken, das half allen mehr. „Nicht aufgeben, Brüderchen Lulatsch“, meinte Laki daher und huschte an Luigi vorbei, um ihm den Rücken zu tätscheln. „Ich bin mir sicher wir haben es bald geschafft. Wenn man sich jetzt schon solche Mühe gibt uns auszuschalten, sind wir dem Ziel sicher schon gefährlich nahe.“ Das klang sogar in Lakis eigenen Ohren sinnvoll, also erhob er sich mit Dscholli wieder weiter unter die Decke, um die letzten Kräfte für einen Spähflug aufzuwenden. „Ich seh mal nach.“ Schon war er wieder auf und davon, ohne noch einmal an die Abmachung zu denken, die er mit den Brüdern getroffen hatte. Laki konnte einfach schlecht aus seiner Haut und er war es gewohnt derjenige zu sein, der ein Auge auf Alle und Alles hatte. Das war ihm schon immer wichtig gewesen. Er huschte flink durch das milchige Licht. Die Silberwelt sauste unter ihm hindurch und zu seiner Freude musste er tatsächlich bald wieder inne halten. Die Silbergewächse an den Flussufern wurden immer spärlicher und die Wasserläufe selbst immer schlanker, bis sie sich irgendwann zu einem einzigen Fluss vereinigt hatten. Fast friedlich und ruhig plätscherte das Wasser durch einen hohen Höhleneingang und stürzte dort von einer scharf abgebrochenen Klippe in ein Becken viel tiefer unten, als der Pfad, der hinaus führte. Der Taugenichts atmete erfreut durch, wirbelte einmal um die eigene Achse und huschte dann zurück. „Nicht mehr weit, vielleicht noch eine Stunde“, rief er den Brüdern schon von Weitem zu, die ihren Weg auch endlich fortgesetzt hatten. Der Lulatsch hielt sich dabei dicht beim Großhelden, als könne er den irgendwie vor dem gierigen Quecksilber schützen.
Fast schmerzhaft erinnerte dieser Anblick Laki an seine stille, schüchterne Lakritz, die so viel Talent und so wenig Zutrauen zu sich selbst hatte. Vielleicht wollte er deshalb so dringend gut auf den Lulatsch aufpassen. Still, aber treu, gesellte er sich wieder zu Mario und Luigi, die seine Nachricht mit Erleichterung aufgenommen hatten. Diesmal blieb der Taugenichts als Nachhut zurück, um alles im Blick zu haben. Noch immer war es ruhig, doch noch immer hatte der Wolkenreiter das Gefühl nicht alleine zu sein. Die Augen wollten einfach nicht weichen und als hätte das nicht ausgereicht, vermeinte er jetzt auch noch seltsame Laute zu hören. Ein Schmatzen und Blubbern, als würde etwas auf schleimigem Grund voran kriechen, damit verschmelzen und reglos verharren, bis es unbemerkt weiter kriechen konnte. Die Augen hatten wohl mehr zu bieten als Blicke.
Wieder schüttelte der Wolkenreiter den Kopf und war entschlossen sich zukünftig weniger von Markoops Räuberpistolen anzuhören. Die handelten auch immer von den unheimlichsten Begegnung aus seiner Jungend als Späher. Völlig überzogen für den Effekt und um übermütige Taugenichtse ein wenig zu foppen.
Mario hatte Luigi einen Arm um den Rücken gelegt und war froh, dass Laki zurück gekommen war und sich nun in seiner Nähe hielt. So konnte er auf alle Beide gleichzeitig aufpassen. Schweigend und eilig, stapften die Drei weiter, um endlich das Ende der Kavernen zu erreichen und nicht mehr darum bangen zu müssen irgendwann zerfressen zu werden oder einfach an geruchslosen Dämpfen zu ersticken.
Als die Insel mit der Silbervilla mitten im schäumenden Fluss am Wegesrand auftauchte und unschuldig vor sich hin schimmerte, ahnten die drei Retter, dass sie wohl wirklich bald das Ende der Silberkaverne erreicht haben mussten. Ganz so wie Laki es gesagt hatte. Auch hier wiegten sich die Ranken mit ihren Blüten fast unschuldig und es war deshalb nicht ganz ungefährlich das Gebäude zu betreten. Doch es war auch die beste Möglichkeit die fast aufgebrauchten Vorräte aufzustocken und Brauchbares für die weitere Reise und vor allem deren Ende zusammen zu raffen.
Entgegen aller Proteste ließ Mario den kleinen Bruder und diesmal auch den Lakitu vor der Tür zurück und betrat die Villa alleine. Dann konnten die Beiden immerhin eingreifen, wenn er Probleme bekam. Das zumindest behauptete er, um sie in der trügerischen Sicherheit der Silberkaverne zu lassen. Zu Marios Erleichterung konnten die Kletterpflanzen an den Hauswänden auch nicht mehr ausrichten als die an den Flussufern bisher und so kam er recht ungeschoren davon. Offenbar hielt die Wirkung des Zaubers noch an und war ganz ausgezeichnet berechnet worden. Mit guter Beute gegen den Hunger und Durst und zur Unterstützung ihrer Verteidigung, kehrte der Held bald wieder zu den Wartenden zurück, um die Silberkaverne endlich hinter sich zu lassen.
Eine düstere Finsternis hatte sich über die ganze Höhle gelegt, als Brüder und Wolkenreiter endlich ankamen und mit Freude dabei zusahen, wie sich der Höhleneingang aus der Dämmrigkeit um sie herum schälte, die auch silberschwer zu sein schien. Nur noch ein paar Schritte, dann konnten sie endlich in Sicherheit lagern und etwas gegen Hunger und Erschöpfung unternehmen.
Nur einen Moment später hallte im Rücken der Brüder ein scheußlich, schmatzendes Geräusch durch die gesamte Silberkaverne, gefolgt von einem Schrei, der ihnen das Entsetzten durch Mark und Bein jagte. Laki. Voller Schreck wirbelten Mario und Luigi herum und konnten nur noch mit Entsetzen dabei zusehen,wie ein großer Tropfen aus silbernem Quecksilber auf Dscholli stürzte und sofort damit begann den Wolkenreiter einzuhüllen. Kriechend und schmatzend, verschlang er ihn immer mehr, kroch an ihm hinauf und schien sich nur wenig an der abschreckenden Wirkung des halben Zaubers zu stören. Langsam aber stetig, kroch das Silber immer höher, heftete sich an Lakis Beine, eroberte immer mehr von seinem Brustpanzer und dampfte und kochte jetzt schon ätzend. Noch schien der Zauber das Schlimmste zu verhindern. Der Wolkenreiter selbst fuchtelte mit entsetzt aufgerissenen Augen mit den Armen herum, versuchte das Quecksilber damit abzuschütteln, es sich von Panzer und Beinen zu reiben oder sie dem Griff des Giftes zu entziehen. Mit zusammengepressten Lippen kämpfte er mit aller verbliebener Kraft dagegen an und es gelang ihm tatsächlich ein paar Brocken aus dem gierigen Silber zu rupfen. Doch zu seinem Unglück hatte es nach wie vor die Oberhand und gewann sie immer mehr.
Dscholli dagegen, der von nichts geschützt wurde, spürte das Brennen und Knistern ganz gnadenlos und auch die Angst und die Gefahr für seinen Reiter. Mit grimmiger Miene schlug er Haken wie ein Kaninchen, wirbelte wild um die eigene Achse und tat alles dafür, um den Angreifer loszuwerden, abzuwerfen oder zu zerstreuen, je nachdem was ihm gerade möglich war. Leider machte er es dem Taugenichts damit fast unmöglich sich zu halten und Laki wurde herumgeworfen wie eine Stoffpuppe.
Die Heldenbrüder eilten der tobenden Wolke durch die Silberkaverne hinterher, um zu tun, was sie konnten, um den Lakitu aus der brenzligen Lage zu befreien, auch bereit ihn aufzufangen, sollte er tatsächlich fallen.
„Laki hierher, komm zu uns, wir helfen dir“, rief Mario hinauf, während er dabei zusah, wie der Wolkenreiter die Arme ausstreckte, an denen mittlerweile Silberfäden glänzen, die sich immer länger zogen, wie scheußlicher Kaugummi. Noch rissen sie klingend wie Harfensaiten.
Der Lakitu schnaufte erschöpft und man konnte die Angst in seinem Gesicht deutlich sehen, so gut er sie auch zu verbergen versuchte. Dennoch nickte er und hielt in seinem Ringen einen Moment inne, um Dscholli die Nebel zu tätscheln und dessen Raserei zu unterbrechen. Eiernd und in wildem Zickzackkurs hielt die kleine Wolke endlich auf die Brüder zu, durchzogen von Silberfäden, die durch seine Nebel drangen. Fast schwer landete Dscholli zu den Füßen der Brüder und schaffte es kaum noch sich wieder zu erheben. Das einfältige, freundliche Gesicht war panisch verzerrt.
Sofort waren die Helden an der Seite von Reiter und Wolke, die immer mehr in Bedrängnis gerieten. Denn mittlerweile hatte sich das Quecksilber schon weit über Lakis Panzer bis zu seinem Hals gezogen und würde sich bald gnadenlos über seinem Kopf zusammenschließen. Das wusste auch der Taugenichts und er spürte die nackte Angst, die ihn dazu trieb, sich an die Hände des Großhelden zu klammern. „Ich will nicht, bitte“, hörte er sich selbst krächzen.
Der Lulatsch schluchzte zwar auf, griff aber mit mit entschlossenem Blick und mit aller Kraft zu, versenkte seine Hände in dem gierigen Quecksilber und zerrte mit aller Gewalt daran, um es von Laki abzureißen. Seine Handschuhe rauchten und es stank, doch Luigi kümmerte sich nicht darum. Er hatte am Meisten vom Zauber bekommen, ihm würde am wenigsten passieren und selbst wenn nicht war ihm das gleich. Er zog und zerrte aus Leibeskräften und spürte dennoch wie ihm Verzweiflung und Angst die Tränen immer weiter den Hals hinauf trieben. So etwas Schreckliches durfte nicht passieren, dass könnte er sich nie verzeihen, das könnte Cookie ihm nie verzeihen und würde sich dann bestimmt von ihm abwenden. Schniefend riss und zog er weiter und versuchte das Silber zurück zu treiben, das dem Lakitu immer weiter den Hals hinauf kroch.
Mario schwindelte mittlerweile schon von den geruchlosen Dämpfen des Quecksilbers, denen er sich hier gerade so direkt aussetzte und er konnte spüren, wie die Wirkung des halben Zaubers immer mehr nachließ. Doch das trieb ihn nur zu noch mehr rücksichtsloser Mühe an, schließlich hatte auch der Wolkenreiter nur die Hälfte bekommen. Dessen klammernden Hände wurden auch immer schwächer, so wie seine Gegenwehr und die unterschiedlichen Augen durchzog immer mehr ein verdächtig trüber Schein. Doch der Held konnte kaum etwas dagegen tun, das Silber war stärker, es war der Herrscher dieser Kavernen und entschied darüber wer sie verlassen durfte und wer bleiben musste.
Ein letztes schmatzendes Geräusch. Laki löste seinen Griff nun ganz und fing den Blick des großen Bruders ein letztes Mal auf. Zu Marios Erstaunen und Entsetzten lächelte der Wolkenreiter fast weich und dankbar. „Danke, Großheld. Passt gut auf meine Schwesterchen auf“, bat er sich aus, dann kroch das Silber ganz über ihn hinweg, schwappte über seinem Kopf zusammen und rang auch die kleine Wolke endgültig zu Boden, wo sie ebenfalls sofort ganz und gar erobert wurde. Verschlungen von einem gnadenlosen Kokon aus purem Silber. Wertvoll und gefährlich.
„Nein, nein, nein“, schrie Luigi und hämmerte sinnlos mit den geballten Fäusten dagegen, die Tränen längst in den lieben, blauen Augen. „Gib ihn wieder her.“ Das Quecksilber verschmolz nur mit seinen Handschuhen, als hätte es sich sein nächstes Opfer längst ausgesucht.
Mario hämmerte das Herz gegen die Rippen, seine Gedanken jagten und er fühlte sich, als wäre er eingefroren. Doch er konnte dieser Lähmung nicht nachgeben, er musste die Ruhe bewahren und sich etwas einfallen lassen. Er musste den Tag retten oder zumindest Laki, da konnte ihm der Rest gestohlen bleiben.
„Luigi, hör auf!“, verlangte Mario erst einmal scharf und packte die Handgelenke des kleinen Bruders, um ihn davon abzuhalten weiter seine Kräfte zu verschwenden, die brauchten sie noch. „Wir müssen nachdenken, irgendwie muss man auch Quecksilber brechen können.“ Der große Bruder schnaufte und versuchte sich daran zu erinnern was er über diesen Stoff wusste. Es war nicht viel, aber das musste genügen.
„Es ist doch flüssig, wie sollen wir es da zerbrechen?“, schniefte Luigi und presste die Hände noch einmal verzweifelt gegen den Kokon. Das Silber quoll ihm zwischen den Fingern hindurch.
Der große Bruder nickte und fuhr sich durch den Schnauzer. Das war es, aber warum? Es war doch Metall.
„Wenn es wenigstens Wasser wäre, dann könnten wir es einfrieren“, meinte Luigi atemlos und wünschte, es wäre so einfach. Dann sah er seinen große Bruder voller Hoffnung an, dem auch ein freudiger Ausdruck über das Gesicht huschte. Vielleicht war es wirklich so leicht.
Mario wühlte hektisch in seinen Taschen herum und förderte etwas zu Tage, das der Wolkenreiter schon länger eingesammelt hatte und das sich endlich als nützlich erweisen würde. Eine Eisblume, schon etwas angetrocknet, aber die einzige Hoffnung auf Rettung für den Wolkenreiter. Der Held warf sie dem kleinen Bruder zu und griff selbst nach seinem Hammer. Schließlich konnte Luigi sich dem Quecksilber noch immer mehr nähern und es gefahrloser berühren als er selbst. „Feuere so lange, bis es eingefroren ist, ich schlage dann zu.“
Der kleine Bruder nickte und nahm die Eisblume an sich, deren Kräfte ihn fast sofort durchströmten. Es fühlte sich vertraut an und war etwas, das er kannte, das er beherrschte und mit dem er umgehen konnte. Luigi ballte die Fäuste, spürte die eisige Kraft darin und holte tief Atem. Dann schoss er die knisternden Eisbälle ab, die blau und kalt über das Silbermoos sprang, ehe sie gegen den silbernen Kokon prallten. Die ersten Eiskugeln verpufften einfach auf der spiegelnden Oberfläche, als würden sie davon geschluckt und zeigten keine Wirkung. Nur eine Trübung huschte über das Quecksilber. Doch das hinderte den Helden nicht daran weiter zu feuern und immer weiter, so schnell und viel er konnte. Und endlich, endlich nach einer gefühlten Ewigkeit tat sich etwas. Das Fließen und Quellen des Quecksilbers schien träger zu werden, kleine Inseln aus eingefrorenen Schuppen trieben immer mehr auf der Oberfläche wie Eisschollen. Sie stießen aneinander und wurden mit jeder Eiskugel größer und zahlreicher. Irgendwann war die Oberfläche des Silbers ganz bedeckt davon und endlich gefror der ganze Kokon unter einem knirschenden Geräusch zu einem harten, glänzendem Panzer.
Nur einen Herzschlag später trat Mario zwei Schritte zurück, nahm Anlauf und schwang den Hammer mit aller Entschlossenheit und Kraft weit über den Kopf. Es erklang ein misstönender Laut, als der Hammerkopf gegen den Panzer traf. Unter Knirschen und Brechen zersplitterte das Quecksilber, spritzte in alle Richtungen davon und gab einen Taugenichts frei, der sich so eng wie möglich zusammengekauert hatte, den Kopf tief in den Panzer zurück gezogen. Er rührte sich nicht und auch Dscholli hielt noch ganz still.
Die Brüder ließen sich auf den Knien vor den Beiden nieder, legten dem Taugenichts und der Wolke die Hände auf den Rücken und versuchten vor Furcht das Atmen nicht zu vergessen.
„Laki, Laki, ist alles in Ordnung?“, traute Mario sich endlich zu fragen und spürte, wie Luigi sich voller Angst an ihn lehnte, um seinen Blick vor dem womöglich Grässlichen verstecken zu können.
Ganze Herzschläge lang erhielten sie keine Antwort, dann hob sich Lakis Kopf endlich aus dem Panzer, bleich und grau mit aufgerissenen Augen, aber zum Glück noch lebendig. Als der Wolkenreiter die Brüder entdeckte, trat erst Fassungslosigkeit auf sein Gesicht, dann erblühte eine fast zornige Miene auf seinen Zügen, die Mario und Luigi völlig überraschte. „Ihr seid keine Helden, sondern verrückte Spinner, die wohl nie an sich selber denken!“, schalt Laki und erhob sich schlingernd und mühevoll mit seiner Wolke, um mahnend auf Beide herabstarren zu können.
Die Helden wussten nicht so recht, wie sie darauf reagieren sollte und blickten deshalb nur schweigend zu dem Wütenden auf, dicht aneinander gedrängt. Stille herrschte.
Laki lachte laut und fuhr sich mit zitternden Händen durch die verklebten Haare. „Und ich kann euch gar nicht sagen wie froh ich darüber bin“. Endlich zeigte sich wieder seine Zahnlücke und erlaubte Mario und Luigi damit in das erleichterte Gelächter einzustimmen.
Zumindest so lange bis der Lakitu schlagartig erbleichte und eigenartig die Augen verdrehte. Mario konnte gerade noch einen Schritt vorspringen und zupacken ehe der Taugenichts einfach rücklings von Dscholli kippte. Vorsichtig ließ sich der Held auf die Knie nieder, um Laki in seinem Schoß zu betten, der ganz offenbar damit kämpfte die Besinnung nicht ganz und gar zu verlieren.
Auch Luigi war sofort an der Seite des Wolkenreiters und griff besorgt nach dessen Hand, die Angst schon wieder im Herzen.
Mario schüttelte den Kopf und dachte an das was er zum kleinen Bruder gesagt hatte. „Laki, du musst hier raus, so schnell wie möglich“, meinte er endlich sanft und sah den Lakitu durchdringend an.
Der schnaufte und versuchte zu lächeln. „Das... Das haben wir doch gleich geschafft, das Tor ist schon nah“, scherzte er matt und kniff immer wieder mit den Augen, um nicht einfach wegzutreten. Leider sah er dadurch auch den langen Blick des Großhelden und das Zögern des Lulatsch.
„Ich spreche nicht von der Kaverne, sondern von dieser ganzen, verflixten, feuchten Unterwelt, die dir so schlecht bekommt“, warf Mario mit strenger Stimme ein und fasste die ganze Umgebung in einer wütenden Geste ein.
Das war Laki klar und ihm war auch klar, dass die Brüder recht hatten. Lange würden weder er noch Dscholli es noch hier Unten aushalten. Sie waren einfach nicht dafür gebaut und es war nie gut derart gegen seine Natur zu handeln. Dennoch... „Noch nicht, erst Cookie...“, bat er verbissen.
Mario erhob sich wieder, was dem Taugenichts fast entging, der Großheld rollte die Augen und lächelte schräg. „Glaubst du etwa immer noch uns ginge es nur um die Prinzessinnen?“.
Der Wolkenreiter hörte trotz allem einen leisen Vorwurf in diesen Worten und ihm entging auch der verletzte Blick des Lulatsch nicht, der an Cookie doch mindestens so sehr hing wie Laki selbst. Das hatte er längst gesehen. Daher seufzte der Taugenichts ergeben und drückte Luigi entschuldigend die Hand. „Nur... nur bis wir sie gefunden habe und ich sehe, dass sie wohlauf ist. Den Rest überlasse ich euch, versprochen“, gab er endlich nach, was ihn Überwindung genug kostete. Aber andererseits könnte Cookie in gar keinen besseren Händen sein.
Immerhin zeigten die Brüder sich damit einverstanden, denn sie nickten beide müde und besorgt. „Nun schön, aber jetzt verschwinden wir erst einmal und es wäre mir lieber, wenn du zunächst bei mir bleibst. Dann kann sich nichts mehr aus dem Hinterhalt anschleichen.“ Mit diesen Worten machte Mario sich wieder auf den Weg, nachdem Luigi ihm dabei geholfen hatte den völlig erschöpften Lakitu Huckepack auf den Rücken zu nehmen. So konnte er ihn am besten halten und tragen.
Der ließ sich das nur widerstrebend gefallen und fühlte sich nicht ganz wohl bei der Sache. Lakitus stiegen sehr selten von ihren Wolken und bisher hatte er nur Cookie erlaubt ihn so zu tragen, nur ihr so viel Vertrauen geschenkt. Aber andererseits...
Laki erlaubte es sich, ein wenig näher an Marios warmen, roten Pullover zu lehnen. Der Großheld hatte sein Vertrauen mittlerweile doch wirklich mehr als verdient, nur der doofe Stolz war mal wieder im Weg. Der Wolkenreiter schob ihn beiseite und ließ es sich einfach mal gefallen.
Immer schwerer und schwerer fühlte Mario Lakis Gewicht auf seinem Rücken, das geringer war, als er erwartet hatte und irgendwann rutschten dessen Arme, die sich bisher an Marios Schulter geklammert hatten, über seine Brust und baumelten dort ganz kraftlos. Zum Glück hörte der Held auch gleich darauf das Schnarchen, das ihm direkt ins Ohr drang. Lakis Kopf war auf die rote Schulter gesunken und der Wolkenreiter selbst innerhalb von Herzschlägen eingeschlafen.
Luigi stapfte sogar noch näher heran, hielt sich dicht bei Bruder und Lakitu, um eingreifen zu können, falls der abrutschen sollte. Er war in Begleitung einer ebenso erschöpften, kleinen Wolke und Mario musste fast schmunzeln, als er die gleiche Besorgnis auf beiden Gesichtern entdeckte. „Wir finden auch einen Trank für ihn“, versuchte Mario Beide zu beruhigen und hoffte, dass sie Laki damit wirklich ein wenig aufpäppeln konnten. Lange würde er sich das alles allerdings nicht mehr mit ansehen.
Mit dem nächsten Schritt konnten die Brüder endlich die tödliche Silberkaverne und ihr scheußliches Quecksilber hinter sich lassen. Eigentlich waren sie müde und sicher genug, um an Ort und Stelle ein Lager einzurichten, zu essen und endlich Ruhe zu finden. Doch keiner der Brüder blieb stehen. Sie gingen ein Stück weiter und noch eines, bis das Tor in ihren Rücken ganz und gar in der Düsternis verschwunden war. Dann zogen sie sich auf einen Felsvorsprung zurück, der mit einem Vorhang aus uralten Tropfsteinen gegen die gähnende Tiefe über einem Wasserlauf abgeschirmt war.
Der Taugenichts schreckte auf, als Mario versuchte ihn vorsichtig abzusetzen und krabbelte verlegen über seine Schwäche und die Last, die er gewesen war, eilig auf Dscholli zurück. Schweigend packte er mit an, um ein Feuer zu entzünden und freute sich gemeinsam mit den Brüdern über die leckere Beute, die der Großheld in der Silbervilla unter den Vorräten gemacht hatte. Mit vollem Magen fühlten sie sich doch alle besser.
„Zeig mal was du da alles an Tränken drin hast“, verlangte Mario nach der Mahlzeit und winkte auffordernd. Allerdings war damit nicht der Wolkenreiter selbst, sondern tatsächlich die kleine Wolke gemeint, die das alles ja treu bewachte.
Nur mit grimmiger Miene kramte Laki nach einigem Hin- und Her den kleinen Beutel hervor, der leider auch schon ziemlich leer war. Es waren eben nur Notrationen gewesen, die in Cookies Zimmer gelagert hatten. Das Meiste trug sie immer mit sich herum.
Zu Schrecken des Taugenichts kramte der Lulatsch auch noch eines der stärksten Mittel aus dem kleinen Vorrat und hielt es ihm unter die Nase. „Das da. Es hilft dir bestimmt, hat es mir schon oft“, verlangte und bat der kleine Bruder gleichzeitig und seine lieben blauen Augen funkelten besorgt.
Der Wolkenreiter lachte und rückte sich die Brille zurecht, seltsam verlegen und berührt. „Brüderchen Lulatsch, ist das nicht ein wenig doll? Ist ja immerhin das Beste von ihren Mitteln und nur für absolute Notfälle“, versuchte er sich ein wenig herauszuwinden. Wozu so etwas Kostbares verplempern, wenn eine Mütze Schlaf auch ausreichte?
Das überzeugte Luigi allerdings nicht, er nagte auf seinen Lippen und drängte Laki das Mittelchen noch bittender auf. „Aber du bist doch ein Notfall“, flüsterte er und wollte doch nur, dass es dem Wolkenreiter schnell wieder besser ging. Er sah immer noch so krank und elend aus.
Als der Großheld dem Lulatsch dann auch noch eine Hand auf die Schulter legte und nachdrücklich nickte, hatte der Taugenichts gar keine Möglichkeit zur Gegenwehr mehr. „Sappalott, ihr könnt vielleicht Nervensägen sein“, brummte er und nahm das Fläschchen endlich an. Grässliches Zeug.
Begleitet vom Knisternd der Flammen, umgeben von deren Wärme und sicherer Nähe fiel es den drei Rettern sehr leicht schnell Schlaf zu finden. Die Erschöpfung siegte, kaum hatten sie sich unter ihren Decken ausgestreckt.
Nur mitten in der Nacht fuhr Mario auf, als ein völlig schlaftrunkener Luigi seinen Arm packte und ihn mit großen Augen anstarrte. „Mario...“, keuchte der kleine Bruder, „Bist du in Sicherheit?“ Sein verschleierter Blick verriet, dass er gar nicht richtig bei sich war.
Der große Bruder nickte und zog Luigi sanft näher, damit der sich wärmen und den Kopf auf seine Brust legen konnte. Der kleine Bruder ließ es sich ohne Widerstand gefallen, schlang die Arme um Marios Rumpf und kuschelte sich an, als Mario ihm durch die Haare strich. „Natürlich, natürlich bin ich sicher“, brummelte der große Bruder beruhigend, „Das sind wir alle.“ Als Versprechen drückte er einen Kuss in die braunen Haare und war stolz, so stolz auf den kleinen Bruder, der heute wieder so viel Stärke und Tapferkeit gezeigt hatte, an die Luigi leider selbst so wenig glaubte. Dabei hatte er viel mehr davon, als sein großer Bruder.