Im Netz der Höhlenwelten
von No Cookie
Kurzbeschreibung
Eine Entführung fand im Pilzkönigreich statt! Das ist an sich erst einmal nichts Besonderes, zumindest auf den ersten Blick. Doch bald schon stellt sich heraus, dass die Prinzessin diesmal nicht das einzige Opfer, Toadtown nicht die einzige betroffene Stadt ist. Verwirrend genug, ebenso wie die Bedrohung, die von ganz unerwarteter Seite kommt. (Daisy erscheint hier mit voller Absicht etwas grob und misstrauisch Cookie gegenüber. Allerdings nicht, weil ich sie für eine blöde Kuh halte, die ich gemein darstellen will. Daisy traut Cookie und deren Vergangenheit einfach nicht über den Weg. Die Prinzessin fürchtet um ihre guten Freude, um ihre Familie zu der Peach und auch die Brüder zählen. Sie will sie schützen und stellt sich deshalb zwischen sie und Cookie, bis Daisy ein wenig mehr über die erfahren hat, am besten die Wahrheit kennt. )
GeschichteAbenteuer, Familie / P12 / Gen
Bowser
Daisy
Kamek
Luigi
Mario
Peach
24.08.2021
22.01.2022
39
136.958
4
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Dieses Kapitel
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05.11.2021
3.179
Finster
Der Magiekoopa murrte nur vieldeutig und zog die Schultern abwehrend höher. „Das wäre ein Leichtes für jeden Zauberer, der etwas aus sich hält und für mich ganz besonders“, ereiferte er sich erst einmal gedämpft, kicherte dann aber gemein. „Nur leider haben diese Echos noch immer meinen Zauberstab, ohne gibt es keine Zaubersprüche und somit haben die Bartnasen keine Chance.“
Genau so etwas hatte Cookie befürchtete, selbst Kamek war ohne Zauberstab und Labor nichts anderes als ein hilfloser, alter Knacker. Sie ballte die Fäuste und fuhr sich durch den Zopf. „Welches von ihnen genau?“, fragte sie und entschied, dass es Zeit war auf das Talent zurück zu greifen, für das sie von Prinzessin Daisy so hämisch bewundert worden war.
Selbstverständlich war es das Hauptecho, das Degen und Zauberstab verwahrt hatte, glücklicherweise aber offenbar mit sich herumtrug, da er wohl doch Respekt vor persönlichem Besitz hatte. Nun musste er diesen allerdings unfreiwillig wieder hergeben.
Eine ganze Weile hielt sich Cookie an Peachs Seite auf, lauschte ihren Worten und führte sich ganz dienstbeflissen und brav auf, so wie es von ihr erwartet wurde. Natürlich entging auch der Wüstenprinzessin nicht, was vor sich ging und tüftelte wispernd ebenfalls an Details des nicht ganz gefahrlosen Plans. Es ging hier immerhin um Mario und Luigi, das schien eine der wenigen Gemeinsamkeiten, die sie mit dem Laboräffchen hatte.
Der Lockenkopf ließ das Hauptecho dabei nicht einen Moment aus den Augen. Sie prägte sich seine Bewegungen ein, seine Blicke und seine Geschwindigkeit. Immer wieder hielt Cookie Ausschau nach dem Zauberstab, den der Diener doch irgendwo tragen musste. Es dauerte eine Weile und Daisys Ellenbogen, doch endlich konnte Cookie ihn ausmachen. Er hing dem Echo um die Hüften und war selbst nur noch Nebel und Schleier. Offenbar auf das reduziert, was das Hauptecho berühren und befehligen konnte. Worte. Zum Glück bestand die Kraft des Stabes, seine Zaubersprüche, aus nichts anderem. Mehr brauchte der Lockenkopf nicht.
Bei einer kurzen Rast, die eingelegt wurde, um den Durst der Wanderer zu stillen, ergriff sie ihre Möglichkeit.
„Kümmerst du dich jetzt darum?“, erreichte sie die Stimme der Prinzessin des Sarasalandes, die ebenso nervös schien, auch wenn sie sich nichts anmerken ließ. Als Cookie nickte, straffte die Hoheit sogar die Schultern. „Lass mich dir ein wenig aushelfen“, grinste sie und holte dann tief Luft. „Hey Laboräffchen, ich habe Durst und du offenbar nichts zu tun, hol mir was von den Echos her. Saft, schön kalt“, befahl sie dann überdeutlich harsch und laut, damit auch jeder in der Kaverne es hören konnte. Die eine Hand in die Hüfte gestemmt, die andere fordernd ausgestreckt. Über Peachs entsetzten Blick konnte sie nur grinsen, der Lockenkopf diesmal allerdings auch.
Trotzdem klopfte Cookies Herz mehr als früher und ihre Hände zitternden. Scheinbar gehorsam begab sie sich zu den wimmelnden Schatten, die gerade die Erfrischungen heranbrachten. Sie wandte sich an den kleinsten Diener und lächelte den freundlich an. „Du hast den Wunsch der Prinzessin gehört. Gib mir doch den Saft, ich werde ihn ihr sofort herbringen“ Sie versuchte es sogar mit einem Augenaufschlag, auch wenn sie nicht wusste ob Echos so dumm waren und darauf hereinfielen.
Ob es nun daran lag oder das kleine Echo einfach nur von Cookies Freundlichkeit erfreut war, es überreichte seine Last an den Lockenkopf, der das Tablett aus Gewohnheit auf eine Hand nahm. Damit machte Cookie sich sicheren Schrittes auf den Weg, wie sie es oft schon bei den hohen Empfängen gemacht hatte, die Prinzessin Peach dann und wann ausrichtete. Allerdings musste sie sich diesmal möglichst ungeschickt anstellen. Sie versuchte ihren Atem zu beruhigen, als sie am Hauptecho vorbei kam und sich auf etwas zu besinnen, das schon so lange her war und das sie hasste. Doch es musste sein. Unter einem erschreckten Ausruf stolperte der Lockenkopf über einen verborgenen Stein unter all dem silbernen Gewächs und taumelte vorwärts. Das Tablett schützend mit beiden Händen festgeklammert, wankte sie auf das Echo und Bowser zu, der gerade von diesem bedient wurde.
Der Koopa-König brummte und konnte nur noch schnell zu Seite treten, dann stürzte der Muffin mitsamt seiner Last vor seine Füße, mitten hinein in das Echo und zerstreute es in lustige Wirbel und Muster. Kelche, Kanne und Tablett klapperten zu Boden, hüpften durch das Moos und färbten einen Flecken des Bodens mit hübschem neuen Rot ein. Traubensaft.
Bowser holte erst überrascht Luft, dann lachte er so grollend, dass die fernen Tropfsteine klapperten und drosch sich voller Vergnügen, auf die Schenkel, während er genüsslich selbst einen Schluck seines Getränkes nahm. „Sauber, Hexlein, du hast wirklich zwei linke Füße, vom Strohkopf einmal ganz abgesehen“, lachte er und amüsierte sich prächtig. Vielleicht sollte er sich überlegen einen Hofnarren einzustellen. Der könnte ihm nach einem langen Tag die schlechte Laune vertreiben.
Königin Mamella dagegen fand das überhaupt nicht amüsant. Sie ging sogar so weit sich nach der Gestürzten zu bücken, um ihr auf die Beine zurück zu helfen und zu sehen ob sie sich nicht verletzt hätte. Das war das Mindeste, nachdem sie sich als so nützlich für die Zukunft des Bohnenkönigreiches erwiesen hatte. „Bist du verletzt?“, fragte die Herrin, bekam als Antwort zu ihrem Erstaunen aber nur ein knappes Zwinkern. Etwas wanderte unauffällig in den Ärmel der Bediensteten.
Das Echo brauchte ebenfalls nur Augenblicke, um sich zusammenzufügen und kaum war das geschehen, schwebte es flackernd und erbost auf Cookie zu, die ihre Arme im Rücken verschränkte und beschämt den Kopf senkte. Den Blick auf den silbernen Boden gerichtet.
„Du bist wahrhaftig ein nutzloses, ungeschicktes Ding. Ich bin es leid zu versuchen dir deine Flausen auszutreiben und daher werde ich dir nun nur noch Aufgaben zuteilen, die deinem Verstand gerecht werden, so fern das überhaupt möglich ist“, zischte das Echo, offenbar bemüht vor den hohen Herrschaften nicht die Fassung zu verlieren. Es las die verstreuten Kelche und das Tablett wieder auf und winkte Mamek heran, der nun an Cookies Stelle den Prinzessinnen servieren sollte.
Da der Prinz sich seinen Teil dachte, raffte er nur stolz den Umhang und nahm auch diese Erniedrigung hin. Das bot doch immerhin Gelegenheit Peach und Daisy auf den neuesten Stand zu bringen.
Der Lockenkopf verneigte sich noch immer zutiefst beschämt und nahm hin, was man gesagt und entschieden hatte. „Erneut kein Abendmahl als Strafe für mein Ungeschick?“, fragte sie ganz reuig, hätte aber am liebsten breit gegrinst.
Offenbar hatte sie dem Diener damit ein wenig Wind aus den Segeln genommen, denn er straffte sich, blickte von oben auf den Lockenkopf herab und vollführte eine energische Bewegung. „Du wirst das Geschirr spülen, alleine und versuche nichts zu zerbrechen“, entschied er dann und setzte sich wieder an die Spitze seiner Gäste, um die endlich hinaus zu führen und weiter, dorthin wo ihr Herr schon wartete.
Cookie wartete bis er an ihr vorbei geschwebt und ein gutes Stück voraus war. Dann drehte sie sich herum und erlaubte sich endlich ein zufriedenes Lächeln. Der Zauberstab in ihrem Ärmel fühlte sich zufriedenstellend schwer an. Na also, manches verlernte man offenbar wirklich nicht. „Lass ihn nach deinem Hokuspokus aber irgendwo im Gebüsch liegen. Sie sollten ihn nicht bei dir finden. Das wäre besser für dich, für uns alle“, raunte sie Kamek zu, als sie ihm den Stab heimlich zusteckte.
„Ich bin ja kein Narr“, knurrte der Magiekoopa nur zur Antwort und rückte sich die Brille zurecht. Als hätte der Lockenkopf geahnt, dass er mit diesem Gedanken gespielt hatte. Sie kannte ihn wohl immer noch zu gut.
Cookie gesellte sich wieder zu Peach und Daisy, denen Prinz Mamek gerade frischen Saft mit Quellwasser eingoss. Sie trank gierig aus dem Kelch, den die Schöne ihr hinhielt und nickte. Zu ihrem endlosen Erstaunen klopfte ihr die Wüstenprinzessin schweigend und kurz den Rücken, wobei sie allerdings angestrengt woanders hinblickte. Erst dann gesellte der Prinz sich zu seiner Herrin zurück, um auch die zu versorgen. Kein Wort fiel und doch war alles gesagt.
Kamek humpelte eine ganze Weile mehr denn je und schien in tiefe Gedanken versunken, in denen ihn zum Glück niemand mehr störte. Nur wenn man wusste worauf man zu achten hatte, entdeckte man die finsteren Schleier und Nebel, die ihn immer dichter umgaben. Die ganze Truppe passte sich langsam aber sicher seiner Schrittgeschwindigkeit an, was die Echos hinnahmen, selbst wenn es ihnen auffiel. Wenn die hohen Herrschaften erschöpft waren, musste darauf unbedingt Rücksicht genommen werden. Doch irgendwann schien der Besenreiter wieder zu sich zu kommen und schloss zu Cookie auf, die es ebenfalls bequem angehen ließ. Er schob ihr zwei Fläschchen in die Hand, die fast vertraut darin lagen und sie erkannte, dass er offenbar noch immer die Gleichen verwendete wie damals. Gefüllt mit Dunst und Nebel in dem seine typischen Dreiecke, Kreise und Quadrate tanzten. Zähneknirschend verbot sie sich den kleinen Schmerz, der bei dieser Erkenntnis durch ihr Herz schoss. Stattdessen drückte sie dem Magiekoopa eines ihrer Fläschchen im Austausch in die Hand, Pilzsaft. Der Alte sah grauer und müder aus denn je. Schwarze Magie forderte immer einen Preis für ihre Dienste, auch das wusste Cookie noch zu gut.
Zum Glück war der Weg nach dem Echodorf nicht mehr weit gewesen und niemand beachtete Cookie, als sie eine gute Wegstrecke zurück eilte, um den Brüdern so wenig wie möglich davon zuzumuten. In einer kleinen Felsnische, knapp hinter der Grenze zur Siedlung fand sie genug Platz, um die Fläschchen zu verstecken. Dann wollte sie den Korken als Hinweis hinein drücken und war nicht einmal erstaunt, als eine schlanke Hand sich um ihr Handgelenk legte. Sie hätte sich mehr gewundert, wenn sie allein und unbemerkt geblieben wäre.
Prinzessin Daisy hockte sich neben das Laboräffchen auf den Boden und zog Hand und Flaschenstöpsel auf Augenhöhe. „Welche Nachricht diesmal dazu?“, fragte sie knapp, breit alles aufzuschreiben, was der Lockenkopf herausgefunden hatte. Im nächsten Moment allerdings erkannte sie, was auf das Glas gezeichnet worden war. Sie hob die Augenbrauen und legte den Kopf schief. „Das sollte wohl reichen. Gute Wahl, Laboräffchen, das muss ich dir lassen“, meinte sie nur und ließ Cookie wieder los.
Gemeinsam kehrten sie zu den übrigen hohen Herren und den Echos zurück, damit Daisy zur Not so tun könnte, als hätte sie Cookie wieder eingesammelt, die sich dank ihres Strohkopfes in den Silberkavernen verirrt hätte. Die schienen wohl sogar so etwas wie die Nacht zu kennen, denn trübe Dunkelheit legte sich über die Landschaft, strich das Silber mit einem rauchigen Schwarz an und ließ die Milchsteine strahlen, was Moose und Blumen zum Schimmern brachten. Und auch hier bestaunten die Gäste trotz allem die unbestreitbare Schönheit dieser Welt. Alles wirkte längst wie Altsilber, als die hohen Gäste endlich das Lager erreichten, das ihnen heute als Ruhestätte dienen sollte. Und diesmal hatten es wirklich alle nötig, denn die letzte Wegstrecke war mühsam gewesen und die Echos hatten sie ungewohnt zur Eile angetrieben. Vermutlich, um die Versäumnisse durch den Wirbel am Fluss und Kameks alte Knochen ein wenig auszugleichen.
Auch Peach schmerzten die Füße von dem vielen Wandern in der letzten Tagen, an das sie nicht gewohnt war und durch das Gehen auf dem seltsam nachgiebigen Untergrund der Silberkaverne. Nicht zum ersten Mal verfluchte sie ihre hochhackigen Schuhe und beneidete Cookie um deren Schnürschuhe und flachen Stiefel, die sie am liebsten trug. Vielleicht sollte sich sich auch ein paar mehr davon anschaffen, unter dem weiten Glockenkleid würde das doch ohnehin niemandem auffallen. Nicht einmal Toadsworth, der ihr das niemals von sich aus erlauben würde. Und die Spaziergänge mit Mario konnte sie damit vielleicht auch einmal zu anständigen Wanderungen ausdehnen. Peach kicherte heimlich in sich hinein.
Auch für das Ende dieses Tages war eine besondere Unterkunft gewählt worden. Es war eines der Häuser, in denen auch die Echos in der Siedlung hausten, wenn auch vielfach größer. Es hatte eine überdachte Eingangspforte auf dessen Dach die Lichtspiele der Flüsse schimmerten. Das Haus stand für sich allein, wie auch im Dorf halb in die Felswand versunken, auf einer Halbinsel inmitten der Flüsse, von denen sie plätschernd umspült wurden. Diesmal waren die schimmernden Wände aus Rutilquarz und das Gold des Steines vermischte sich mit dem Silber der Kaverne. Die dichten Moosflechten hatten das flache Dach überwuchert, und schmückte es mit winzigen Blüten wie Tautropfen. Blumen rankten sich an den schartigen Wänden des Häuschens empor, und reckten ihre Kelche in die Gischt der sprudelnden Wasser.
Als Peach, Daisy, Königin Mamella und König Bowser samt Begleitung hinein geführt wurden, war der einzige Raum einmal mehr ein großer Saal. Arkadengänge auf hohen Säulen umsäumten ihn, gefasst mit einem zierlichen Geländer. Von dort konnte man in den Saal und auf die hohen Gäste hinunter blicken.
Die Milchsteine glühten wie ein eigenes Sternenzelt über einem großen, kreisrunden Tisch, dessen Stein ganz klar und durchsichtig war und sich weich und glatt unter der Hand anfühlte. Bergkristall ohne jeden Makel. Hinter funkelnden Raumtrennern aus silbernem Kristall verbargen sich diesmal die weichen Lager der Hoheiten und Majestäten. Oder weitere Zimmer, in denen wohl die Unterkunft der Begleiter und die Küche lag. Wie immer wurden die werten Gäste auch hier von dienstfertigen Echos und köstlichen Gerüchen begrüßt, von denen die Wanderer schnell an die Tafel gelockt wurden. Der Hunger hatte sich ungebeten breit gemacht und auch die weichen Lager versprachen Ruhe und Frieden für diesen Tag. Keine Wanderungen und erschreckenden Ereignisse mehr.
Prinz Mamek, Kamek und Cookie kannten ihre Rolle mittlerweile auch gut und erfüllten sie nun ohne jede weitere Aufforderung durch das Hauptecho.
Prinzessin Peach, betrachtete Cookie ganz genau, als die zu ihr an den Tisch trat, um sie und Daisy zu bedienen. Peach traute dem Hauptecho nicht und fürchtete schon Cookie hätte erneut eine Strafe ereilt, da sie für Ärger gesorgt hatte oder da womöglich bemerkt worden war, dass sie für einige Zeit nicht an der Seite der Hoheit verweilt war. Doch zu ihrer Erleichterung lächelte der Lockenkopf ganz ehrlich und schien zufrieden, wenn man von ihrer blassen Müdigkeit einmal absah. Offenbar freute sie sich einfach darüber, den Brüdern auch durch die Silberkavernen helfen zu können, die so viel gefährlicher waren, als es den Anschein hatte.
Allerdings war Cookie nicht die Einzige, auch Peach selbst und sogar Daisy waren sehr erleichtert darüber, dass es ihnen gemeinsam einmal mehr gelungen war die Echos zu übertölpeln. Auch wenn es wieder Mut und ein gewisses Wagnis gekostet hatte. Peach seufzte. Vielleicht würde ihre Cousine jetzt einmal damit aufhören so an Cookie herumzumäkeln und ihr so viel Misstrauen entgegen zu bringen.
Es wurde gegessen, getrunken und geplaudert, so wie jeden Abend und so steif wie in hoheitlichen Kreisen üblich. Manchmal glaubte Mamella sich schon gar nicht mehr normal unterhalten zu können. Diesmal allerdings lag Erschöpfung und Schwere in all dem was nicht nur an der Müdigkeit der Wanderer durch die lange Wegstrecke lag. Langsam aber sicher wurden sie auch der Gesellschaft der Echos und all der Unannehmlichkeiten überdrüssig, die sie auf dieser Wanderung hinter sich gebracht hatten. Darüber konnten auch die bequemen Nachtlager, das gute Essen und die zuvorkommende Bedienung nicht mehr länger hinwegtäuschen. Sie brauchten ihre Freiheit oder ihr Ziel, sonst könnt es ein Ende nehmen, das von niemandem gewünscht wurde.
Sogar Bowser schob seine Hühnerbeine auf dem Teller herum und hatte gar keinen rechten Hunger mehr darauf, obwohl er sie sonst dutzendweise hatte verdrücken können. Gerne hätte er jemanden ausgeschickt, um in der Festung nach dem Rechten zu sehen und am besten auch, um gleich ein paar Befehle zu übermitteln. Einige dringende Dinge brauchten seine ordnende Hand und ohne die musste doch längst alles drunter und drüber gehen. Außerdem... Der arme Junior würde sich doch sicher schon fragen wo er steckte. So lange war sein Vater noch nie weg gewesen. Zumindest nicht, ohne jemandem zu sagen wo er steckte. Doch so einen Besuch würden diese schönseligen Echodiener sicher nicht einmal dem König selbst erlauben. Einmal davon abgesehen, dass Bowser nur Kamek hätte schicken können und der alte Knacker würde Jahre brauchen, bis er nach Hause gehumpelt war. Außerdem wäre der Koopa-König dann ohne Befehlsempfänger und Bediensteten, der ihm seine Wünsche erfüllte. Darauf hatte der Koopa-König gar keine Lust. Unwillig brummte Bowser. Da half es wohl nur weiter gute Miene zum bösen Spiel zu machen, den Unterweltherrn so schnell wie möglich zu erledigen und sie alle dann sicher hier heraus zu holen. Das sollte ihm doch wohl die Dankbarkeit der anderen Lachnummern einbringen und ihm somit Vorteile sichern. Für Handel und vor allem privat. Der König lachte grollend und leerte den Kelch.
Für Cookie ging der Abend erst richtig los, als sich die Hoheiten und Majestäten gestärkt und erschöpft zur Ruhe gebettet hatten. Denn gleich danach erschien das Hauptecho vor ihr und forderte sie durch ein Nicken auf ihm zu folgen. Dabei hatte sie noch nicht einmal das Tablett mit den Bratenresten abgestellt. Dennoch beugte sie sich ohne ein Wort, es war ja keine Überraschung.
Das Echo führte den Lockenkopf in die kleine Küche, in der sich Töpfe, Pfannen und Geschirr, nebst Besteck in geradezu erschreckenden Mengen auf den Tischen türmte. „Spülen“, verlangte der Oberdiener, wie es als Cookies Strafe gedacht war und warf ihr immerhin noch einen Schwamm in das dampfende Seifenwasser.
Der Lockenkopf krauste die Nase und atmete durch „Bei allen Sternen“, seufzte sie ergeben und tauchte den Schwamm in das seifige Wasser, um mit Gläsern und Tassen zu beginnen, ganz so wie Grumba es ihr beigebracht hatte. Auch wenn das Arsenal an Geschirr, dem sie sich hier gegenübersah für drei Winzwaldfamilien gereicht hätte, nebst Gästen. Doch selbst das konnte Cookie ihre Leichtigkeit und gute Laune nicht verderben. Sie hatte eine Möglichkeit gefunden die Brüder zu beschützen, das machte alles viel leichter. Daher summte sie das Lied vor sich hin, das sie immer für ihre Geschwister sang, wenn sie krank waren und das gleichzeitig ihre älteste Erinnerung war. Woher sie auch immer kam. Als sie die ersten Tassen und Gläser tropfend abstellte, griff eine Hand in weißen Handschuhen danach und eine andere, in ein Geschirrtuch gehüllt, trocknete ab.
Nun sah Cookie doch erstaunt auf und sah sich dem Prinzen des Bohnenkönigreiches gegenüber, der so erhaben und stolz dreinsah wie immer und tatsächlich ganz so wirkte, als ginge nichts Besonderes vor sich. Lächelnd betrachtete er sein Spiegelbild in der sauberen Tasse und fuhr sich in gewohnter Geste durch das güldene Haar.
„Prinz, was machst du? Das ist...“, fragte der Lockenkopf dennoch erstaunt und erntete diesmal ein durch und durch ehrliches Lächeln.
„Ich danke dir, ganz wie es sich gehört und so wie es nötig ist“, meinte Mamek nur und sah die Erstaunte auffordernd an. Sie sollten fortfahren, wenn sie die Strafaufgabe noch vor der Nacht erfüllen wollten.
Es war recht spät, als Lockenkopf und Prinz sich endlich ebenfalls zur Ruhe begeben konnten. Kamek schnarchte schon eine Weile zwischen den Kissen und sah erstaunlich friedlich und sanft aus. Cookie legte den Kopf schief und musste anerkennen, dass er diesmal immerhin seinen Teil beigetragen hatte. Da war die Ruhe auch verdient.
Der Prinz des Bohnenkönigreiches verneigte sich als Gute-Nacht-Gruß vor dem Lockenkopf, der in seinen Augen deutlich an Ansehen gewonnen hatte. Laboräffchen und Dienerin? Diese Bezeichnungen wurden ihr keinesfalls gerecht, urteilte er. Und zudem verstand er mittlerweile ganz ausgezeichnet warum die Helden des Pilzkönigreiches eine so enge Freundschaft mit ihr pflegen. Das Pilzkönigreich war wirklich immer für eine Überraschung gut.
Der Magiekoopa murrte nur vieldeutig und zog die Schultern abwehrend höher. „Das wäre ein Leichtes für jeden Zauberer, der etwas aus sich hält und für mich ganz besonders“, ereiferte er sich erst einmal gedämpft, kicherte dann aber gemein. „Nur leider haben diese Echos noch immer meinen Zauberstab, ohne gibt es keine Zaubersprüche und somit haben die Bartnasen keine Chance.“
Genau so etwas hatte Cookie befürchtete, selbst Kamek war ohne Zauberstab und Labor nichts anderes als ein hilfloser, alter Knacker. Sie ballte die Fäuste und fuhr sich durch den Zopf. „Welches von ihnen genau?“, fragte sie und entschied, dass es Zeit war auf das Talent zurück zu greifen, für das sie von Prinzessin Daisy so hämisch bewundert worden war.
Selbstverständlich war es das Hauptecho, das Degen und Zauberstab verwahrt hatte, glücklicherweise aber offenbar mit sich herumtrug, da er wohl doch Respekt vor persönlichem Besitz hatte. Nun musste er diesen allerdings unfreiwillig wieder hergeben.
Eine ganze Weile hielt sich Cookie an Peachs Seite auf, lauschte ihren Worten und führte sich ganz dienstbeflissen und brav auf, so wie es von ihr erwartet wurde. Natürlich entging auch der Wüstenprinzessin nicht, was vor sich ging und tüftelte wispernd ebenfalls an Details des nicht ganz gefahrlosen Plans. Es ging hier immerhin um Mario und Luigi, das schien eine der wenigen Gemeinsamkeiten, die sie mit dem Laboräffchen hatte.
Der Lockenkopf ließ das Hauptecho dabei nicht einen Moment aus den Augen. Sie prägte sich seine Bewegungen ein, seine Blicke und seine Geschwindigkeit. Immer wieder hielt Cookie Ausschau nach dem Zauberstab, den der Diener doch irgendwo tragen musste. Es dauerte eine Weile und Daisys Ellenbogen, doch endlich konnte Cookie ihn ausmachen. Er hing dem Echo um die Hüften und war selbst nur noch Nebel und Schleier. Offenbar auf das reduziert, was das Hauptecho berühren und befehligen konnte. Worte. Zum Glück bestand die Kraft des Stabes, seine Zaubersprüche, aus nichts anderem. Mehr brauchte der Lockenkopf nicht.
Bei einer kurzen Rast, die eingelegt wurde, um den Durst der Wanderer zu stillen, ergriff sie ihre Möglichkeit.
„Kümmerst du dich jetzt darum?“, erreichte sie die Stimme der Prinzessin des Sarasalandes, die ebenso nervös schien, auch wenn sie sich nichts anmerken ließ. Als Cookie nickte, straffte die Hoheit sogar die Schultern. „Lass mich dir ein wenig aushelfen“, grinste sie und holte dann tief Luft. „Hey Laboräffchen, ich habe Durst und du offenbar nichts zu tun, hol mir was von den Echos her. Saft, schön kalt“, befahl sie dann überdeutlich harsch und laut, damit auch jeder in der Kaverne es hören konnte. Die eine Hand in die Hüfte gestemmt, die andere fordernd ausgestreckt. Über Peachs entsetzten Blick konnte sie nur grinsen, der Lockenkopf diesmal allerdings auch.
Trotzdem klopfte Cookies Herz mehr als früher und ihre Hände zitternden. Scheinbar gehorsam begab sie sich zu den wimmelnden Schatten, die gerade die Erfrischungen heranbrachten. Sie wandte sich an den kleinsten Diener und lächelte den freundlich an. „Du hast den Wunsch der Prinzessin gehört. Gib mir doch den Saft, ich werde ihn ihr sofort herbringen“ Sie versuchte es sogar mit einem Augenaufschlag, auch wenn sie nicht wusste ob Echos so dumm waren und darauf hereinfielen.
Ob es nun daran lag oder das kleine Echo einfach nur von Cookies Freundlichkeit erfreut war, es überreichte seine Last an den Lockenkopf, der das Tablett aus Gewohnheit auf eine Hand nahm. Damit machte Cookie sich sicheren Schrittes auf den Weg, wie sie es oft schon bei den hohen Empfängen gemacht hatte, die Prinzessin Peach dann und wann ausrichtete. Allerdings musste sie sich diesmal möglichst ungeschickt anstellen. Sie versuchte ihren Atem zu beruhigen, als sie am Hauptecho vorbei kam und sich auf etwas zu besinnen, das schon so lange her war und das sie hasste. Doch es musste sein. Unter einem erschreckten Ausruf stolperte der Lockenkopf über einen verborgenen Stein unter all dem silbernen Gewächs und taumelte vorwärts. Das Tablett schützend mit beiden Händen festgeklammert, wankte sie auf das Echo und Bowser zu, der gerade von diesem bedient wurde.
Der Koopa-König brummte und konnte nur noch schnell zu Seite treten, dann stürzte der Muffin mitsamt seiner Last vor seine Füße, mitten hinein in das Echo und zerstreute es in lustige Wirbel und Muster. Kelche, Kanne und Tablett klapperten zu Boden, hüpften durch das Moos und färbten einen Flecken des Bodens mit hübschem neuen Rot ein. Traubensaft.
Bowser holte erst überrascht Luft, dann lachte er so grollend, dass die fernen Tropfsteine klapperten und drosch sich voller Vergnügen, auf die Schenkel, während er genüsslich selbst einen Schluck seines Getränkes nahm. „Sauber, Hexlein, du hast wirklich zwei linke Füße, vom Strohkopf einmal ganz abgesehen“, lachte er und amüsierte sich prächtig. Vielleicht sollte er sich überlegen einen Hofnarren einzustellen. Der könnte ihm nach einem langen Tag die schlechte Laune vertreiben.
Königin Mamella dagegen fand das überhaupt nicht amüsant. Sie ging sogar so weit sich nach der Gestürzten zu bücken, um ihr auf die Beine zurück zu helfen und zu sehen ob sie sich nicht verletzt hätte. Das war das Mindeste, nachdem sie sich als so nützlich für die Zukunft des Bohnenkönigreiches erwiesen hatte. „Bist du verletzt?“, fragte die Herrin, bekam als Antwort zu ihrem Erstaunen aber nur ein knappes Zwinkern. Etwas wanderte unauffällig in den Ärmel der Bediensteten.
Das Echo brauchte ebenfalls nur Augenblicke, um sich zusammenzufügen und kaum war das geschehen, schwebte es flackernd und erbost auf Cookie zu, die ihre Arme im Rücken verschränkte und beschämt den Kopf senkte. Den Blick auf den silbernen Boden gerichtet.
„Du bist wahrhaftig ein nutzloses, ungeschicktes Ding. Ich bin es leid zu versuchen dir deine Flausen auszutreiben und daher werde ich dir nun nur noch Aufgaben zuteilen, die deinem Verstand gerecht werden, so fern das überhaupt möglich ist“, zischte das Echo, offenbar bemüht vor den hohen Herrschaften nicht die Fassung zu verlieren. Es las die verstreuten Kelche und das Tablett wieder auf und winkte Mamek heran, der nun an Cookies Stelle den Prinzessinnen servieren sollte.
Da der Prinz sich seinen Teil dachte, raffte er nur stolz den Umhang und nahm auch diese Erniedrigung hin. Das bot doch immerhin Gelegenheit Peach und Daisy auf den neuesten Stand zu bringen.
Der Lockenkopf verneigte sich noch immer zutiefst beschämt und nahm hin, was man gesagt und entschieden hatte. „Erneut kein Abendmahl als Strafe für mein Ungeschick?“, fragte sie ganz reuig, hätte aber am liebsten breit gegrinst.
Offenbar hatte sie dem Diener damit ein wenig Wind aus den Segeln genommen, denn er straffte sich, blickte von oben auf den Lockenkopf herab und vollführte eine energische Bewegung. „Du wirst das Geschirr spülen, alleine und versuche nichts zu zerbrechen“, entschied er dann und setzte sich wieder an die Spitze seiner Gäste, um die endlich hinaus zu führen und weiter, dorthin wo ihr Herr schon wartete.
Cookie wartete bis er an ihr vorbei geschwebt und ein gutes Stück voraus war. Dann drehte sie sich herum und erlaubte sich endlich ein zufriedenes Lächeln. Der Zauberstab in ihrem Ärmel fühlte sich zufriedenstellend schwer an. Na also, manches verlernte man offenbar wirklich nicht. „Lass ihn nach deinem Hokuspokus aber irgendwo im Gebüsch liegen. Sie sollten ihn nicht bei dir finden. Das wäre besser für dich, für uns alle“, raunte sie Kamek zu, als sie ihm den Stab heimlich zusteckte.
„Ich bin ja kein Narr“, knurrte der Magiekoopa nur zur Antwort und rückte sich die Brille zurecht. Als hätte der Lockenkopf geahnt, dass er mit diesem Gedanken gespielt hatte. Sie kannte ihn wohl immer noch zu gut.
Cookie gesellte sich wieder zu Peach und Daisy, denen Prinz Mamek gerade frischen Saft mit Quellwasser eingoss. Sie trank gierig aus dem Kelch, den die Schöne ihr hinhielt und nickte. Zu ihrem endlosen Erstaunen klopfte ihr die Wüstenprinzessin schweigend und kurz den Rücken, wobei sie allerdings angestrengt woanders hinblickte. Erst dann gesellte der Prinz sich zu seiner Herrin zurück, um auch die zu versorgen. Kein Wort fiel und doch war alles gesagt.
Kamek humpelte eine ganze Weile mehr denn je und schien in tiefe Gedanken versunken, in denen ihn zum Glück niemand mehr störte. Nur wenn man wusste worauf man zu achten hatte, entdeckte man die finsteren Schleier und Nebel, die ihn immer dichter umgaben. Die ganze Truppe passte sich langsam aber sicher seiner Schrittgeschwindigkeit an, was die Echos hinnahmen, selbst wenn es ihnen auffiel. Wenn die hohen Herrschaften erschöpft waren, musste darauf unbedingt Rücksicht genommen werden. Doch irgendwann schien der Besenreiter wieder zu sich zu kommen und schloss zu Cookie auf, die es ebenfalls bequem angehen ließ. Er schob ihr zwei Fläschchen in die Hand, die fast vertraut darin lagen und sie erkannte, dass er offenbar noch immer die Gleichen verwendete wie damals. Gefüllt mit Dunst und Nebel in dem seine typischen Dreiecke, Kreise und Quadrate tanzten. Zähneknirschend verbot sie sich den kleinen Schmerz, der bei dieser Erkenntnis durch ihr Herz schoss. Stattdessen drückte sie dem Magiekoopa eines ihrer Fläschchen im Austausch in die Hand, Pilzsaft. Der Alte sah grauer und müder aus denn je. Schwarze Magie forderte immer einen Preis für ihre Dienste, auch das wusste Cookie noch zu gut.
Zum Glück war der Weg nach dem Echodorf nicht mehr weit gewesen und niemand beachtete Cookie, als sie eine gute Wegstrecke zurück eilte, um den Brüdern so wenig wie möglich davon zuzumuten. In einer kleinen Felsnische, knapp hinter der Grenze zur Siedlung fand sie genug Platz, um die Fläschchen zu verstecken. Dann wollte sie den Korken als Hinweis hinein drücken und war nicht einmal erstaunt, als eine schlanke Hand sich um ihr Handgelenk legte. Sie hätte sich mehr gewundert, wenn sie allein und unbemerkt geblieben wäre.
Prinzessin Daisy hockte sich neben das Laboräffchen auf den Boden und zog Hand und Flaschenstöpsel auf Augenhöhe. „Welche Nachricht diesmal dazu?“, fragte sie knapp, breit alles aufzuschreiben, was der Lockenkopf herausgefunden hatte. Im nächsten Moment allerdings erkannte sie, was auf das Glas gezeichnet worden war. Sie hob die Augenbrauen und legte den Kopf schief. „Das sollte wohl reichen. Gute Wahl, Laboräffchen, das muss ich dir lassen“, meinte sie nur und ließ Cookie wieder los.
Gemeinsam kehrten sie zu den übrigen hohen Herren und den Echos zurück, damit Daisy zur Not so tun könnte, als hätte sie Cookie wieder eingesammelt, die sich dank ihres Strohkopfes in den Silberkavernen verirrt hätte. Die schienen wohl sogar so etwas wie die Nacht zu kennen, denn trübe Dunkelheit legte sich über die Landschaft, strich das Silber mit einem rauchigen Schwarz an und ließ die Milchsteine strahlen, was Moose und Blumen zum Schimmern brachten. Und auch hier bestaunten die Gäste trotz allem die unbestreitbare Schönheit dieser Welt. Alles wirkte längst wie Altsilber, als die hohen Gäste endlich das Lager erreichten, das ihnen heute als Ruhestätte dienen sollte. Und diesmal hatten es wirklich alle nötig, denn die letzte Wegstrecke war mühsam gewesen und die Echos hatten sie ungewohnt zur Eile angetrieben. Vermutlich, um die Versäumnisse durch den Wirbel am Fluss und Kameks alte Knochen ein wenig auszugleichen.
Auch Peach schmerzten die Füße von dem vielen Wandern in der letzten Tagen, an das sie nicht gewohnt war und durch das Gehen auf dem seltsam nachgiebigen Untergrund der Silberkaverne. Nicht zum ersten Mal verfluchte sie ihre hochhackigen Schuhe und beneidete Cookie um deren Schnürschuhe und flachen Stiefel, die sie am liebsten trug. Vielleicht sollte sich sich auch ein paar mehr davon anschaffen, unter dem weiten Glockenkleid würde das doch ohnehin niemandem auffallen. Nicht einmal Toadsworth, der ihr das niemals von sich aus erlauben würde. Und die Spaziergänge mit Mario konnte sie damit vielleicht auch einmal zu anständigen Wanderungen ausdehnen. Peach kicherte heimlich in sich hinein.
Auch für das Ende dieses Tages war eine besondere Unterkunft gewählt worden. Es war eines der Häuser, in denen auch die Echos in der Siedlung hausten, wenn auch vielfach größer. Es hatte eine überdachte Eingangspforte auf dessen Dach die Lichtspiele der Flüsse schimmerten. Das Haus stand für sich allein, wie auch im Dorf halb in die Felswand versunken, auf einer Halbinsel inmitten der Flüsse, von denen sie plätschernd umspült wurden. Diesmal waren die schimmernden Wände aus Rutilquarz und das Gold des Steines vermischte sich mit dem Silber der Kaverne. Die dichten Moosflechten hatten das flache Dach überwuchert, und schmückte es mit winzigen Blüten wie Tautropfen. Blumen rankten sich an den schartigen Wänden des Häuschens empor, und reckten ihre Kelche in die Gischt der sprudelnden Wasser.
Als Peach, Daisy, Königin Mamella und König Bowser samt Begleitung hinein geführt wurden, war der einzige Raum einmal mehr ein großer Saal. Arkadengänge auf hohen Säulen umsäumten ihn, gefasst mit einem zierlichen Geländer. Von dort konnte man in den Saal und auf die hohen Gäste hinunter blicken.
Die Milchsteine glühten wie ein eigenes Sternenzelt über einem großen, kreisrunden Tisch, dessen Stein ganz klar und durchsichtig war und sich weich und glatt unter der Hand anfühlte. Bergkristall ohne jeden Makel. Hinter funkelnden Raumtrennern aus silbernem Kristall verbargen sich diesmal die weichen Lager der Hoheiten und Majestäten. Oder weitere Zimmer, in denen wohl die Unterkunft der Begleiter und die Küche lag. Wie immer wurden die werten Gäste auch hier von dienstfertigen Echos und köstlichen Gerüchen begrüßt, von denen die Wanderer schnell an die Tafel gelockt wurden. Der Hunger hatte sich ungebeten breit gemacht und auch die weichen Lager versprachen Ruhe und Frieden für diesen Tag. Keine Wanderungen und erschreckenden Ereignisse mehr.
Prinz Mamek, Kamek und Cookie kannten ihre Rolle mittlerweile auch gut und erfüllten sie nun ohne jede weitere Aufforderung durch das Hauptecho.
Prinzessin Peach, betrachtete Cookie ganz genau, als die zu ihr an den Tisch trat, um sie und Daisy zu bedienen. Peach traute dem Hauptecho nicht und fürchtete schon Cookie hätte erneut eine Strafe ereilt, da sie für Ärger gesorgt hatte oder da womöglich bemerkt worden war, dass sie für einige Zeit nicht an der Seite der Hoheit verweilt war. Doch zu ihrer Erleichterung lächelte der Lockenkopf ganz ehrlich und schien zufrieden, wenn man von ihrer blassen Müdigkeit einmal absah. Offenbar freute sie sich einfach darüber, den Brüdern auch durch die Silberkavernen helfen zu können, die so viel gefährlicher waren, als es den Anschein hatte.
Allerdings war Cookie nicht die Einzige, auch Peach selbst und sogar Daisy waren sehr erleichtert darüber, dass es ihnen gemeinsam einmal mehr gelungen war die Echos zu übertölpeln. Auch wenn es wieder Mut und ein gewisses Wagnis gekostet hatte. Peach seufzte. Vielleicht würde ihre Cousine jetzt einmal damit aufhören so an Cookie herumzumäkeln und ihr so viel Misstrauen entgegen zu bringen.
Es wurde gegessen, getrunken und geplaudert, so wie jeden Abend und so steif wie in hoheitlichen Kreisen üblich. Manchmal glaubte Mamella sich schon gar nicht mehr normal unterhalten zu können. Diesmal allerdings lag Erschöpfung und Schwere in all dem was nicht nur an der Müdigkeit der Wanderer durch die lange Wegstrecke lag. Langsam aber sicher wurden sie auch der Gesellschaft der Echos und all der Unannehmlichkeiten überdrüssig, die sie auf dieser Wanderung hinter sich gebracht hatten. Darüber konnten auch die bequemen Nachtlager, das gute Essen und die zuvorkommende Bedienung nicht mehr länger hinwegtäuschen. Sie brauchten ihre Freiheit oder ihr Ziel, sonst könnt es ein Ende nehmen, das von niemandem gewünscht wurde.
Sogar Bowser schob seine Hühnerbeine auf dem Teller herum und hatte gar keinen rechten Hunger mehr darauf, obwohl er sie sonst dutzendweise hatte verdrücken können. Gerne hätte er jemanden ausgeschickt, um in der Festung nach dem Rechten zu sehen und am besten auch, um gleich ein paar Befehle zu übermitteln. Einige dringende Dinge brauchten seine ordnende Hand und ohne die musste doch längst alles drunter und drüber gehen. Außerdem... Der arme Junior würde sich doch sicher schon fragen wo er steckte. So lange war sein Vater noch nie weg gewesen. Zumindest nicht, ohne jemandem zu sagen wo er steckte. Doch so einen Besuch würden diese schönseligen Echodiener sicher nicht einmal dem König selbst erlauben. Einmal davon abgesehen, dass Bowser nur Kamek hätte schicken können und der alte Knacker würde Jahre brauchen, bis er nach Hause gehumpelt war. Außerdem wäre der Koopa-König dann ohne Befehlsempfänger und Bediensteten, der ihm seine Wünsche erfüllte. Darauf hatte der Koopa-König gar keine Lust. Unwillig brummte Bowser. Da half es wohl nur weiter gute Miene zum bösen Spiel zu machen, den Unterweltherrn so schnell wie möglich zu erledigen und sie alle dann sicher hier heraus zu holen. Das sollte ihm doch wohl die Dankbarkeit der anderen Lachnummern einbringen und ihm somit Vorteile sichern. Für Handel und vor allem privat. Der König lachte grollend und leerte den Kelch.
Für Cookie ging der Abend erst richtig los, als sich die Hoheiten und Majestäten gestärkt und erschöpft zur Ruhe gebettet hatten. Denn gleich danach erschien das Hauptecho vor ihr und forderte sie durch ein Nicken auf ihm zu folgen. Dabei hatte sie noch nicht einmal das Tablett mit den Bratenresten abgestellt. Dennoch beugte sie sich ohne ein Wort, es war ja keine Überraschung.
Das Echo führte den Lockenkopf in die kleine Küche, in der sich Töpfe, Pfannen und Geschirr, nebst Besteck in geradezu erschreckenden Mengen auf den Tischen türmte. „Spülen“, verlangte der Oberdiener, wie es als Cookies Strafe gedacht war und warf ihr immerhin noch einen Schwamm in das dampfende Seifenwasser.
Der Lockenkopf krauste die Nase und atmete durch „Bei allen Sternen“, seufzte sie ergeben und tauchte den Schwamm in das seifige Wasser, um mit Gläsern und Tassen zu beginnen, ganz so wie Grumba es ihr beigebracht hatte. Auch wenn das Arsenal an Geschirr, dem sie sich hier gegenübersah für drei Winzwaldfamilien gereicht hätte, nebst Gästen. Doch selbst das konnte Cookie ihre Leichtigkeit und gute Laune nicht verderben. Sie hatte eine Möglichkeit gefunden die Brüder zu beschützen, das machte alles viel leichter. Daher summte sie das Lied vor sich hin, das sie immer für ihre Geschwister sang, wenn sie krank waren und das gleichzeitig ihre älteste Erinnerung war. Woher sie auch immer kam. Als sie die ersten Tassen und Gläser tropfend abstellte, griff eine Hand in weißen Handschuhen danach und eine andere, in ein Geschirrtuch gehüllt, trocknete ab.
Nun sah Cookie doch erstaunt auf und sah sich dem Prinzen des Bohnenkönigreiches gegenüber, der so erhaben und stolz dreinsah wie immer und tatsächlich ganz so wirkte, als ginge nichts Besonderes vor sich. Lächelnd betrachtete er sein Spiegelbild in der sauberen Tasse und fuhr sich in gewohnter Geste durch das güldene Haar.
„Prinz, was machst du? Das ist...“, fragte der Lockenkopf dennoch erstaunt und erntete diesmal ein durch und durch ehrliches Lächeln.
„Ich danke dir, ganz wie es sich gehört und so wie es nötig ist“, meinte Mamek nur und sah die Erstaunte auffordernd an. Sie sollten fortfahren, wenn sie die Strafaufgabe noch vor der Nacht erfüllen wollten.
Es war recht spät, als Lockenkopf und Prinz sich endlich ebenfalls zur Ruhe begeben konnten. Kamek schnarchte schon eine Weile zwischen den Kissen und sah erstaunlich friedlich und sanft aus. Cookie legte den Kopf schief und musste anerkennen, dass er diesmal immerhin seinen Teil beigetragen hatte. Da war die Ruhe auch verdient.
Der Prinz des Bohnenkönigreiches verneigte sich als Gute-Nacht-Gruß vor dem Lockenkopf, der in seinen Augen deutlich an Ansehen gewonnen hatte. Laboräffchen und Dienerin? Diese Bezeichnungen wurden ihr keinesfalls gerecht, urteilte er. Und zudem verstand er mittlerweile ganz ausgezeichnet warum die Helden des Pilzkönigreiches eine so enge Freundschaft mit ihr pflegen. Das Pilzkönigreich war wirklich immer für eine Überraschung gut.