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Im Netz der Höhlenwelten

von No Cookie
Kurzbeschreibung
GeschichteAbenteuer, Familie / P12 / Gen
Bowser Daisy Kamek Luigi Mario Peach
24.08.2021
22.01.2022
39
136.958
4
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13 Reviews
Dieses Kapitel
1 Review
 
27.10.2021 1.250
 
Volles Haus

Toadsworth drückte die durcheinander geworfenen Pläne an sich, die er bisher doch so penibel ordentlich gehalten hatte. Er konnte dazu noch verfolgen, wie auch seine Lieblingstasse ihr Ende auf den Fliesen des Palastbodens fand und hörte Markoop grummeln und meckern, der aber immerhin wohl erfolgreich gewesen war. Mit Grauen musste der Minister aber schon im gleichen Moment dabei zusehen, wie der alte Koopa den Prinzen des Darklandes einfach am Schlaffittchen hinter sich her, zurück in den Saal, schleifte.
Junior hatte trotzig die Arme vor der Brust verschränkt, rührte keinen Muskel und knirschte beleidigt mit den Zähnen, genau wie sein Herr Vater es immer tat. Der kleine Thronfolger war manchmal wirklich eine Landplage und verwöhnt noch obendrein.
Die Koopalinge, unter Ludwigs strenger Hand, benahmen sich immerhin ein wenig, auch wenn sie das viel Beherrschung kosten mussten. Sie bemühten sich ernsthaft nicht zu viel kaputt zu machen und niemanden unnötig in Angst und Schrecken zu versetzen. Das gelang ihnen den Pilzköpfen gegenüber eher schlecht als recht, aber dazu trug die ängstliche Natur der Toads nun mal auch etwas bei. Meist reichte es schon, wenn einer der Koopalinge unerwartet in der Tür stand oder ein wenig zu laut nach etwas verlangte, um Angstschreie und wilden Fluchten zu verursachen. Dabei flocht die Koopa-Bande dann und wann sogar höfliche Worte in ihre Forderungen ein, die in den ersten Tagen noch reine Befehle gewesen waren.
Der alte Minister seufzte und warf seine Pläne eher lässig auf den Schreibtisch zurück, er könnte sie später wieder ordnen, wenn überhaupt und erneut dachte er darüber nach, ob es wirklich so eine gute Idee gewesen war, Ludwig van Koopa diesen Handel anzubieten.
Denn nun lebten die Koopalinge mitsamt ihrem Prinzen tatsächlich hier im Pilzpalast. Natürlich nur vorübergehend, bis Minister und König des Darklandes zurück gekehrt waren. Was allerdings noch eine ganze Weile dauern konnte, da noch immer niemand hatte herausfinden können von wem und wohin die Vermissten verschleppt worden waren. Es hatte keine Bekennerschreiben oder irgendwelche Forderungen gegeben. Die Prinzessin und die anderen Herrscher waren einfach verschwunden. Wortwörtlich vom Boden verschluckt.
Doch es hatte schlicht keine Rolle spielen dürfen, wem sie hier Obdach boten. Schließlich konnte man diesen Halbwüchsigen und einem Kind schlecht die Hilfe verweigern, die sie brauchten, nicht ohne selbst ein Schurke zu sein. Den Schergen des Koopa-Königs war natürlich eine andere Geschichte aufgetischt worden, damit die weder auf die Barrikaden gingen, noch jemand ein Ehrbruch erlitt. Diese, offiziell vom Pilzpalast verlesene Nachricht besagte, dass Koopalinge und Prinz Bowser sich freiwillig als Sicherheit und Geisel in die Hände des Ministers begeben hätten. Damit versprachen sie den Pilzköpfen den Frieden zwischen den verfeindeten Königreichen in dieser schweren Zeit zu wahren und der Pilzpalast erklärten sich im Gegenzug bereit die Truppen des Darklandes mit Lebensmitteln und allem lebensnotwendigen zu versorgen, bis eine strenge Hand auch das wieder selbst regeln konnte. Es war ein langes Gespräch mit Ludwig gewesen und trotz allem musste Toadsworth den klugen Kopf des Koopalings anerkennen und ebenso die Hingabe, mit der er sich um seine Geschwister kümmerte. Auch wenn er versuchte sie gut zu verstecken. Es war eine kluge Wahl gewesen Ludwig zum Anführer zu ernennen. Zudem hielt er sich an die Vereinbarungen und achtete darauf, dass auch die übrige Bande nicht allzu oft dagegen verstieß.
„Schluss jetzt, Iggy, du hast in diesem Zimmer nichts zu suchen, auch wenn es da noch so viele interessante Tinkturen gibt. Du würdest uns doch nur alle in die Luft jagen“, schimpfte der Anführer gerade und trieb seinen unzufriedenen Bruder vor sich her.
Iggy zog eine Schnute und lachte enttäuscht. Es hatte doch so Spaß gemacht die bunten Mittelchen miteinander zu vermischen und dann abzuwarten was geschah. Fast wie in Kameks Laboren, nur dass der Alte nicht zeternd um ihn herum rannte.
Wendy war nirgendwo zu sehen, doch der Minister ahnte wo sie sich aufhielt. Das war auch nicht schwer zu erraten, seitdem der einzige weibliche Koopaling die privaten Bäder der Prinzessin entdeckt hatte. Immerhin ließ sie die ordentlich und sauber zurück, was für einen Koopaling ein wirklich vorbildliches Benehmen war.
Dennoch, Toadsworth seufzte, es war ein sehr seltsames Gefühl den größten Widersachern und regelmäßigen Quälgeister seiner Herrin Obdach zu gewähren und dabei nicht die Geduld zu verlieren. Etwas das nicht jedem gelang. Markoop hatte selten für jemanden Geduld und für diese wilde Bande offenbar schon zweimal nicht.
Gnadenlos schleifte der alte Koopa Bowser jr. durch den Saal, zurück an den Tisch, an dem er schon den kleinsten Koopaling beschäftigte. Dabei beständig schimpfend und belehrend. „Gegessen wird zur richtigen Zeit, nicht dann, wenn es dir passt.“
„Aber ich will...“, wehrte sich der Prinz endlich und schwenkte die Fäuste erbost. „Ich bin ein Prinz und du musst tun, was ich dir sage.“ Mit erhabener Miene reckte der Prinz den Hals, wie er es immer vor den Schergen tat. Doch statt Gehorsam, wie er es gewohnt war, erntete Junior diesmal nur ein lautes Lachen.
„Das dachten dein Großvater und dein Vater auch schon und denen habe ich genau das Gleiche  gesagt was ich dir auch...“ scharrte der Para-Koopa, wurde aber unterbrochen.
„Markoop!“, rief Toadworth laut und eilig. Der Prinz war immer noch ein Kind.
Der alte Junge schnaubte nur abfällig und brummte unwillig, fügte sich aber endlich.  “... sage, sobald du alt genug bist, es zu hören“, knurrte er friedlich und parkte den schmollenden Prinzen zurück an den Tisch, auf dem allerhand Bastelmaterial, nebst Buntstiften und Knetmasse lagen.
Markoop ließ sich mit verschränkten Armen und unterschlagenen Beinen gegenüber nieder, um Junior und Lemmy fest im Auge zu behalten, der immerhin mit seinem Kleister beschäftigt war.
Der junge Prinz warf dem Para-Koopa feurige Blicke zu und wollte sich offenbar noch immer nicht geschlagen geben. „Dafür wirst du dicken Ärger mit meinem Papa bekommen. Du wirst dich wundern, was er sich für dich ausdenkt und Angst haben“, drohte Bowser jr. und zerdrückte eine seiner Knetmassefiguren. Zu seinem Ärger lachte der alte Kerl darüber nur noch einmal und zog die buschigen Augenbrauen zusammen.
„Es gibt Dinge, die ich fürchte, junger Prinz, aber ganz sicher nicht das Ungewisse. Immerhin wurde ich früher als Späher immer zuerst in unbekannte Gebiete geschickt, um herauszufinden ob sie sicher genug für die Herren Wissenschaftler sind“, erzählte er dann von einer Vergangenheit, die so weit zurück lag, dass es für Andere ein ganzes Leben war.
Gegen seinen Willen machte Juniors Herz einen Sprung und er sah ehrlich aufgeregt zu dem alten Para-Koopa auf, der auf einmal gar nicht mehr so klapprig erschien, wie er es doch sein musste. „Da musstest du doch bestimmt viel kämpfen“, fragte der Prinz gespannt und hoffte auf wilde Abenteuergeschichten voller Kampf und Siege.
Markoops Stolz schien damit geweckt, denn er drosch mit der flachen Hand auf die Tischplatte, dass Malstifte und Knetmasse hüpfte. „Nur, wenn ich ein Dummkopf gewesen wäre!“, rief er leidenschaftlich und beugte sich dann zu den beiden Koopas vor, die ihm mittlerweile beide voll gefesselt lauschten. „Die wahre Kunst war es alles zu sehen, aber niemals gesehen zu werden.“ Das war nur gewispert, als würde Markoop damit ein großes Geheimnis preisgeben und als er fortfuhr war ihm die ungeteilte Aufmerksamkeit von Bowser jr. und Lemmy mehr als gewiss.
Der Minister schmunzelte darüber und war einmal mehr erstaunt wie es Markoop immer wieder gelang trotz seiner ruppigen, brummigen Art doch ganz leicht Herzen zu gewinnen und zu faszinieren. Er mussten den hohen Sternen wirklich für den alten Brummbären danken, der sich so ungefragt in seinem Leben breit gemacht und es auf merkwürdigste Art bereichert hatte.
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