Mario und Luigi, Im Netz der Höhlenwelten
von No Cookie
Kurzbeschreibung
Eine Entführung fand im Pilzkönigreich statt! Das ist an sich erst einmal nichts Besonderes, zumindest auf den ersten Blick. Doch bald schon stellt sich heraus, dass die Prinzessin diesmal nicht das einzige Opfer, Toadtown nicht die einzige betroffene Stadt ist. Verwirrend genug, ebenso wie die Bedrohung, die von ganz unerwarteter Seite kommt. (Daisy erscheint hier mit voller Absicht etwas grob und misstrauisch Cookie gegenüber. Allerdings nicht, weil ich sie für eine blöde Kuh halte, die ich gemein darstellen will. Daisy traut Cookie und deren Vergangenheit einfach nicht über den Weg. Die Prinzessin fürchtet um ihre guten Freude, um ihre Familie zu der Peach und auch die Brüder zählen. Sie will sie schützen und stellt sich deshalb zwischen sie und Cookie, bis Daisy ein wenig mehr über die erfahren hat, am besten die Wahrheit kennt. )
GeschichteAbenteuer, Familie / P12 / Gen
Bowser
Daisy
Kamek
Luigi
Mario
Peach
24.08.2021
22.01.2022
39
136.958
4
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Dieses Kapitel
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24.08.2021
3.989
Prolog
Mario rückte sich die Mütze zurecht und sah der Sonne dabei zu, wie sie über den Horizont kroch. Endlich fand diese düstere Nacht ein Ende, dem Helden war sie ewig erschienen. Doch selbst die freundlichen Sonnenstrahlen des neuen Tages schafften es nicht, die Düsternis und Schwere zu vertreiben, die sich über Toadtown gelegt hatte. Neben Angst, Kummer und Staubdunst, der jetzt sogar die Frechheit hatte rötlich mystisch zu schimmern. Mario war erschöpft, auf seiner Stirn klebten Schweiß und Schmutz, seine Arme und Hände waren zerkratzt und endlos schwer. Er wünschte sich nichts sehnlicher als ein paar Augenblicke Ruhe von all dem chaotischen Trubel der Nacht. Aber vor allem, Schlaf, sein ganzer Körper schien regelrecht danach zu gieren. Der große Bruder seufzte und rieb sich erschöpft über die Augen. Allerdings waren das nicht seine größten Nöte. Heimlich warf er einen Blick über die rechte Schulter und ertappte Luigi einmal mehr dabei, wie der sich erschöpft und zitternd an eine Mauer stütze und weiterhin versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Mit fahlem Gesicht, unter dessen Augen sich schwarze Ringe gebildet hatten, rieb sich der kleine Bruder die schmerzenden Arme. Die Müdigkeit hing schwer und dunkel in einer dichten Wolke über ihm. Denn leider hatte er, wie jeder im ganzen Pilzkönigreich, heute Nacht kaum einen Augenblick Schlaf gefunden.
Kaum hatte sich der Mond vollständig über den Horizont erhoben, war das Chaos und die Furcht über die Stadt und ihre Bewohner hereingebrochen. Berstend und malmend war die Erde einfach an unzähligen Stellen aufgebrochen, schwarzer Stein vom Schoß der Erde bis unter den dunklen Himmel gequollen. Tiefe Schächte voller Schatten und Finsternis hatten sich geöffnet, wie gierige Schlünde und alles verschlungen, was sie erreichen konnten. Häuser und Plätze, Straßenkreuzungen, Busch und Baum, sogar einen ganzen Park mitsamt dessen freundlich sprudelnden Springbrunnen. Nicht einmal vor den Pilzköpfen selbst hatte die gierige Erde in ihrer Raserei Halt gemacht, als die Bewohner von Toadtown voller Panik und kreischend ins Freie geflohen waren. Ihre Häuser unterdessen bebten unter den Zuckungen des lebendig gewordenen Grundes oder versanken sogar ganz darin, bis nur noch Dächer oder Schornsteine hervorlugten. Doch all das ereignete sich nur für Momente, ein paar entsetzte Herzschläge lang. Dann waren Häuser, Bewohner und sogar die Rasenflächen von der Erde wieder ausgespien worden, als hätten die Schlünde daran etwas zu schmecken bekommen, das ihnen nicht gefiel. Zumindest hatten sie sich wieder vollständig geschlossen, allerdings nur, um nur ein paar Meter weiter erneut aufzureißen und zu schlingen, wie um zu sehen, was sie hier zu fassen bekämen.
Auch Mario und Luigi in ihrem Zuhause war die Decke beinahe sprichwörtlich auf den Kopf gefallen, obwohl sie doch ein gutes Stück abseits von Toadtown lebten. Rücksichtslos waren sie von Krachen und Getöse aus dem Schlaf, von der bebenden Erde sogar aus den Betten gerissen worden. Mit nichts am Leib als ihren Schlafanzügen und warmen Socken hatten sie voller Hast und Angst das Haus verlassen. Von ihrem Garten aus, über dem sich der dunkelblaue Nachthimmel gespannt hatte, nun verdeckt von Staub, hatten sie dabei zugesehen, wie die Stadt wackelte und einzelne Häuser einfach verschwanden. Noch während die Schlünde schnappten, hatten die Heldenbrüder sich auf den Weg gemacht, die Hämmer geschultert, um rettend zu Hilfe zu eilen so gut sie konnten. Ohne auch nur zu ahnen was sie in den Straßen der Stadt erwarten würde. Die ganze Nacht lang hatten die Helden damit zugebracht kleinere Feuer zu löschen, Verschüttete zu befreien oder Trümmer beiseite zu räumen, um den Rettungsteams Platz zu machen, die aus Palast und Krankenhaus ebenfalls in großer Zahl herbeieilten. Gut eingespielte Katastrophenteams, die sehr gut wussten was sie zu tun hatten und über die nötige Ausrüstung verfügten. Auch dafür hatte Prinzessin Peach schon vor langer Zeit sorgen lassen. Immer in der Hoffnung, dass nichts davon je gebraucht wurde.
Meist gab es bei den Rettungen und Hilfeleistungen keine großen Probleme zu bewältigen, doch manchmal war es ein Wettlauf mit der Zeit. Immer dann, wenn weitere Beben die Stadt erschütterten oder unerwartete Klüfte, die sich auftaten, weitere Häuser verschlangen. Mario und Luigi wurden immer wieder zur Eile antrieben, wenn es drohte die Eingeklemmten doch noch an die endlosen Schlünde zu verlieren. Das alles hatte die vielen Mühen und Einsätze nicht einfacher gemacht. Oft genug waren Mario und Luigi kurz davor gewesen vom Retter selbst zum Opfer zu werden und der große Bruder wusste ganz genau, dass Luigi viel mehr wortlos eingesteckt hatte, als er je zugeben würde. Allein der Abhang, den er hinuntergerollt war, als eine Kante unter seinen Schuhen brach, oder die Erdwelle, die ihn fast überspült, aber vor allem schmerzhaft im Rücken getroffen hatte. Auch das besorgte den Helden und er wollte gerade nichts mehr als den kleinen Bruder mit einer Decke, etwas zu Essen und Fürsorge in der Sicherheit eines festen Gebäudes zu wissen. Am besten hell erleuchtet.
Doch jetzt, mit dem neuen Tag, schien es so als wäre zumindest das Gröbste überstanden. Die Erde war schon seit Stunden ruhig und reglos geblieben, hatten nichts mehr verschlungen und ebenso auch nichts für sich behalten. Alles und Alle, die in den Klüften verschwunden waren, tauchten höchstens ein oder zwei Stunden später an anderer Stelle wieder auf. Relativ sicher und zum größten Erstaunen von Helden und Helfern, so gut wie unbeschadet. Diese leicht Verletzten und Traumatisierten hatte man ins Krankenhaus gebracht, um sie dort zu untersuchen, damit man nichts übersah. Trotzdem sprachen die Opfer nur mit zitternden Stimmen und erzählten von endloser Schwärze in denen immer wieder Gefunkel aufgeblitzt war, wie flüchtige Blicke. Dann waren sie erstaunlich sanft an die Erdoberfläche zurück gebracht worden. Ganz so, als wären sie dort unten gar nicht erwünscht und nur durch ein Fehler verschleppt worden.
Kinder, die von ihren Familien getrennt worden waren, hatte man an einen sicheren Ort gebracht, wo sie etwas zu essen und ein wenig Trost bekamen, bis es gelungen war die Eltern ausfindig zu machen. Die meisten Vermissten hatten wieder zurück gefunden und in den Resten von Eingestürztem und zwischen der vielen, schwarzen Erde rief auch niemand mehr um Rettung. Doch es war noch immer zuviel Wahnsinn mitten in den Straßen. Auch wenn man Vieles davon wohl wieder recht mühelos aufbauen könnte. Aber bestimmt nicht mehr heute.
Mario gesellte sich zu Luigi und legte ihm schützend, unterstützend und gleichzeitig als stummes Versprechen einen Arm um die Schulter. „Wir gehen auch gleich nach Hause und ruhen uns dort gründlich aus, kleiner Bruder. Ich möchte nur schnell im Palast nach dem Rechten sehen, das dauert nicht lange“, versprach Mario und bat gleichzeitig um diesen letzten Gefallen nachdem er schon so viel von Luigi gefordert hatte.
Natürlich nickte der kleine Bruder, er würde Mario doch jetzt nicht alleine lassen, und sah zu den weißen Mauern auf, die auf dem kleinen Hügel aufragten. Bis auf ein paar abgerutschte, rote Schindeln schien der Palast völlig unberührt und er lag still und friedlich im Morgengrauen. Die Fenster waren zwar hell erleuchtet, aber die Schatten dahinter bewegten sich ruhig und gefasst. Aber Luigi ahnte, dass es genau das war was Mario so in Unruhe versetzte. Es war zu friedlich und allen lieber gewesen, wenn auch die Toads dort panisch durcheinander gelaufen wären und alle im Palast geweckt hätten.
Zu dieser frühen Stunden war es auf der Zugbrücke so still und friedlich, wie es eigentlich normal gewesen wäre, an gewöhnlichen Tagen. Sogar der Burggraben plätscherte friedlich vor sich hin. Auch von ihm hatte einer der Schlünde einen Happen genommen, so dass der Graben jetzt nur noch halb so viel Wasser führte, wie sonst. Es gab keine Wachen vor dem üppigen Tor und deshalb tappten die Schuhe der Heldenbrüder auch noch schneller über das Holz, als sie das entdecken mussten. Auf den Höfen und in den Arkadengängen war es viel zu still, auch wenn hier und da kleine Schatten huschten, die nur Toads gehören konnten. Doch alles schien geordnet und merkwürdig unpassend ruhig.
Im Thronsaal dagegen war einiges los. Pilzköpfe liefen zwischen den Säulen hin und her, trugen Papier mit sich, hatten wichtige Nachrichten zu überbringen oder wurden mit weiteren Aufträgen ausgesandt. Die schweren, roten Vorhänge waren noch vor die schönen Glasfenster gezogen. Dafür brannten Fackeln in jedem Ring, der dafür an der Wand befestigt war. Sie waren schon deutlich heruntergebrannt, was zeigte wie lange sie hier schon den Raum erhellten. Gefühlt wohl ebenfalls eine Ewigkeit.
Eine Stimmte erteilte Anweisungen, rief nach Botschaftern und schickte sogar in die Schatzkammern nach Münzen und Items, für die Verletzten im Krankenhaus und diejenigen, die Haus und Hof beschädigt zurückbekommen hatten. Eine kleine Gestalt wandelte im Fackellicht hin und her und schwang den abgenutzten Gehstock.
Luigis Herz hüpfte, als er erkannte, dass es Toadsworth war, der hier den Palast in Schwung hielt und nicht die Prinzessin. Da hätte es das unwillige Stirnrunzeln Marios gar nicht gebraucht, um ganz deutlich klar zu machen, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmte. Peach fehlte und das weckte böse, seltsam vertraute Vorahnungen.
Im gleichen Moment wurden die Brüder von dem alten Minister entdeckt, der gerade mit dem Stock auf die Fließen stampfte. Das strenge Gesicht des Pilzkopfes wurde gleich eine Spur milder und Erleichterung mischte sich unter die fast biestige Entschlossenheit. „Master Mario, Master Luigi, wie froh ich bin euch endlich zu sehen!“, rief Toadsworth und hastete die wenigen Stufen zum Thron zu den Beiden hinunter. „Ich habe schon in aller Frühe immer wieder nach euch schicken lassen, aber leider wart ihr einfach nicht aufzufinden in all dem Übel.“ Der Minister schüttelte den Kopf und sah müder und älter aus denn je. Schlaf hatte er sicher auch nicht gefunden. „Es ist leider eine noch viel größere Katastrophe als befürchtet.“ Mit diesen beunruhigenden Worten winkte er Mario und Luigi zwischen zwei Säulen. Dort war in aller Eile ein Tisch mit Stuhl, eine schlampige Landkarte und ein paar Schreibutensilien herangeschafft worden. Ein recht provisorischer Arbeitsplatz. Trotzdem lag die Tischplatte schon voll eilig geschriebener Briefe in den unterschiedlichen Handschriften. Sie waren allesamt und alarmierend kurz verfasst. Dort mit dem Wappen des Bohnenlandes, hier prangte das Siegel Sarasalandes und auf einem Schreiben klebte sogar der typische, schwarze Aschestaub aus Darkland, dem Königreich Bowsers.
Der Minister seufzte und legte eine Hand auf den Stapel, als könne er so das Elend, das überall darin stand einfach auslöschen. „Die Prinzessin ist verschwunden, mitten in der Nacht aus ihrem Gemach“, gab er dann endlich leise zu, was schon lange drohend im Raum gestanden hatte. „Und nichts ist geblieben, als einer dieser Schlünde. Dieser allerdings hat sich weder geschlossen noch die Prinzessin wieder frei gegeben, wie sonst. Auch nicht nach Stunden. Er steht sogar noch immer weit offen und immer wieder blitzt etwas darin auf, als würde die Erde selbst dazu auffordern in sie hinabzusteigen und zurück zu fordern, was sie genommen hat“ Der arme, alte Minister schüttelte den Kopf und kannte diese Sorge so gut, die ihn doch jedesmal wieder umtrieb, wenn er sie ausstehen musste. Seine arme, gütige Hoheit.
„Dann sollten wir genau das tun und keinen unnötigen Augenblick dabei verlieren“, entschied Mario sofort und ballte die Fäuste. Als hätte er es nicht geahnt, die Prinzessin blieb selten verschont, wenn merkwürdige Dinge in Toadtown vor sich gingen. Er würde es schon in die Hand nehmen und wieder richten, so wie man es von ihm erwartete, so wie es ihm bisher immer gelungen war. Der große Bruder rückte sich die Mütze zurecht, verdrängte seine Müdigkeit und sah hoffnungsvoll zu Luigi hinüber. Mit ihm an seiner Seite wäre das viel einfacher, die Suche, die Kämpfe und die Reise an sich. Luigi stärkte ihm Rücken oder Seite mit allem was er hatte und verlieh dem Helden mit seinem unerschütterlichen Vertrauen mehr Mut und Kraft, als alles sonst. Mario brauchte Luigi, auch wenn er ihm gleichzeitig keine solche Bürde aufladen wollte.
Der kleine Bruder, entging dieser bittende Blick nicht, mit dem so viel gesagt wurde, was der große Bruder nie über die Lippen bekommen würde. Luigi dachte einen Moment an Marios früheres Versprechen, wischte diesen Gedanken aber schnell beiseite und nickte. Natürlich würde er Mario helfen, natürlich konnte der auf ihn zählen, natürlich würde Luigi auch diesmal wieder oft Angst haben und nicht darauf achten.
„Wir nehmen einfach den gleichen Weg durch den Schlund wie die Prinzessin.“ Der große Bruder brauchte ihn und es gab gerade Wichtigeres als Schlaf, da wollte Luigi auf keinen Fall irgendwie im Weg sein.
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, wollten die Heldenbrüder zum Gemach der Prinzessin losstürmen, um nachzusehen ob sie von dort aus nicht doch etwas ausrichten konnten. Schon nach zwei Schritten wurden sie von Toadsworth aufgehalten, dessen Miene kein bisschen ihrer schweren Sorge verloren hatte, trotz der zugesicherten Hilfe der Helden. Im Gegenteil.
„Master Mario und Master Luigi, bitte hört mich weiter an. Es gibt noch mehr zu berichten und nichts davon ist erfreulich, so fürchte ich.“ Der Minister humpelte hinter den Brüdern her und wartete, bis er wieder ihre Aufmerksamkeit hatte. Dann griff er die Briefe auf dem Tisch und blätterte sie durch. „Offenbar sind wir nicht die Einzigen, die ihres Herrschers verlustig gingen. Königin Mamella mit Prinz Mamek aus dem Bohnenkönigreich“, er blätterte weiter. „Prinzessin Daisy und ihr Minister aus Sarasaland“, fast grob ließ der Pilzkopf die Papiere fallen. „Sogar Bowser und Kamek, wie es meine Späher vermelden. Sie alle werden vermisst und gesucht. Sämtliche Herrscher der befreundeten Königreiche am gleichen Tag verschwunden und wir können uns keinerlei Reim darauf machen“ Toadsworth wedelte mit den Armen und wurde ganz rot vor Ereiferung. Schon seit Stunden trafen diese und andere Nachrichten voller Eile bei ihm ein. Viele baten um Hilfe in einer Sache, die dem Pilzkönigreich und ihrem Minister selbst über den Kopf wuchs. Der ältliche Pilzkopf stützte sich auf den Tisch und versuchte ruhiger zu werden und zu Atem zu kommen. Immerhin waren die Helden jetzt hier.
Mario runzelte die Stirn und sah sich die Briefe an, die aus allen Ecken der Welt das Gleiche erzählten, voller Entsetzten und Kummer. Er hatte schon zuviel erlebt, um manche Dinge einfach so hinzunehmen, schon gar nicht als unglücklicher Zufall. „Das kann doch gar kein Zufall sein. Sie wurden gezielt ausgesucht. Nur wie, von wem und wofür?“, fragte er laut und strich sich nachdenklich durch den Bart.
Auch Luigi konnte nur hilflos mit den Schultern zucken und musste an die vielen Pilzköpfe denken, die so glücklich dem Erdreich entkommen waren. Ob das auch kein Zufall war? Womöglich hatte die Erde sie gar nicht gewollt, sondern jemand anderen.
„Dann bringe ich euch also weder neue Nachrichten, noch sonderlich erschreckende, alter Junge. Ganz wie ich befürchtet habe“, meldete sich eine trockenen Stimme im Rücken der Versammelten zu Wort.
Brüder und Minister wirbelten herum, auch wenn es gar nicht nötig gewesen wäre. Denn im gesamten Pilzkönigreich wagte es nur einer den ehrenhaften Minister so vertraut und beinahe frech anzusprechen.
Markoop hatte die Hände in gewohnter Manier auf dem Rückenpanzer verschränkt und seine klaren Augen musterten die kleine Truppe vor ihm. Ihnen entging nichts. Er wirkte müde, was nicht nur an der schlaflosen Nacht lag die auch der gesamte Winzwald erlebt hatte. Offenbar war nicht einmal der kleinste Wald des Pilzkönigreiches verschont geblieben, sonst hätte es den alten Para-Koopa nicht hierher getrieben, um seinen guten Freund um Hilfe zu bitten und bei der Prinzessin vorzusprechen. Dank der Röhre, die Peach zum Winzwald hatte legen lassen, um dessen Bewohner die Reise in die Stadt, zum Zwecke des Handels oder einfach eines Besuches zu ermöglichen, war das immerhin problemlos möglich. Diesmal war der alte Para-Koopa allerdings nicht allein gekommen, wie beim ersten Zusammentreffen zwischen ihm und dem Ministers in unschöner Angelegenheit, was am Ende eine ungewöhnliche, tiefe Freundschaft nach sich gezogen hatte. Über dem Kopf Markoops schwebte eine kleine, gräuliche Wolke, die beständig lächelte. Obenauf trohnte wie ein König ein Lakitu, den Mario und Luigi auch schon kannten. Von einem in besonderen Sinne denkwürdigen Besuch vor langer Zeit.
Lakilug, Cookies Bruder, den man auch dann nicht vergaß, wenn man ihm nur einmal begegnet war und auch danach sofort wieder erkannte. Obwohl sich die breite Zahnlücke, die sich hinter den Lippen versteckte, diesmal nicht in einem kecken Grinsen zeigte. Doch offenbar war auch ihm das Lachen in dieser Nacht vergangen. Die verschiedenfarbigen Augen blickten ungewohnt ernst drein und es war vor allem ungewöhnlich, dass der Wolkenreiter zuhörte, statt selbst zu reden. Das Seil, das er als Panzerschmuck trug und das mit allerlei Tand behängt war, klimperte, als Lakilug den Heldenbrüdern immerhin grüßend zuwinkte.
Markoop war es, der erneut das Wort ergriff. „Ich befürchtete schon, dass dieses Unglück nicht uns allein heimsucht, als sich letzte Nacht die Erde im Winzwald auftat. Bei uns war es zwar nur ein Schlund, doch in Anbetracht der Größe unseres Waldes, war das mehr als ausreichen, um uns alle in Angst zu versetzen.“ Der Para-Koopa sprach und fuhr mit dem Finger einen harschen Strich über die Landkarte auf dem Tisch. Dort wo der Winzwald lag. „Der Riss hat sich immer wieder geöffnet und geschlossen und sich um eine bestimmte alte Hütte und deren Garten herum getastet, als würde... als würde...“, er unterbrach sich, als wage er nicht fortzufahren.
„Als würde er etwas suchen“, ergänzte Lakilug und jagte Luigi damit einen eiskalten Schauer über den Rücken. Das war ja gruselig.
Vor allem, da der kleine Bruder der gleichen Meinung war, es bisher aber erfolgreich verdmieden hatte daran zu denken.
Auch Mario nickte und Toadsworth seufzte nur noch einmal schwer und fuhr durch die Briefe auf dem Boden. „Offenbar haben sie es gefunden und jetzt wo du da bist, alter Junge, fällt es mir noch viel schwerer auch noch die folgende Nachricht zu überbringen.“ Die Stimme des Ministers hatte etwas Schweres bekommen und nur zögernd griff er in seine Westentasche, um von dort etwas hervor zu holen. Es war ein kleines, unscheinbares Ding und doch fühlte es sich für den Minister so schwer an wie ein Felsen. „Das haben wir an der Bruchkante gefunden.“ Mit mattem Herzen überreichte er es an Mario und konnte dabei weder dem Blick der Helden noch dem seiner Besucher standhalten. Vor allem nicht den Markoops.
„Mama mia“, rief Mario aus und drehte das abgetragenen Haargummi in den Händen an dem Koopapanzerschuppen in allen Farben hingen. Schon ganz matt vom ständigen Gebrauch.
Im Nu war der Lakitu auf seiner Wolke bei ihm und riss dem Helden den Haarschmuck aus der Hand. „Das gehört Cookie!“, rief er dabei voll ehrlichem Entsetzten und sprach damit eine Gewissheit aus, die nicht sein durfte.
Luigi rutschte das Herz in die Hose und er konnte nicht anders, als nach dem Haarschmuck zu haschen, um sich von dieser Unmöglichkeit selbst zu überzeugen. Leider aber kannte er gut, was da zwischen den Finger des Lakitus klemmte, er hatte selbst einmal darauf aufgepasst. „Oh nein“, hauchte er und seine Sorge wuchs noch weiter. Cookie konnte nicht kämpfen, wer würde jetzt auf sie aufpassen?
Markoop erbleichte und presste die Lippen zusammen, um Haltung zu bewahren und seinem guten Freund keine haltlosen Vorwürfe zu machen.
Lakilug schien damit wohl keine Probleme zu haben, denn er knautschte den Haargummi zusammen und stieß Mario einen Finger vor der Brust. Die Entrüstung in den unterschiedlichen Augen schlug geradezu Funken. „Sappalott!, Was sagt man dazu, Großheld?“, fragte er giftig, „Hast du und der Lulatsch nicht mal versprochen auf Cookie aufzupassen? Das ist euch ja sauber gelungen. Wirklich sehr heldenhaft“ Er lachte hämisch auf.
„Lakilug Kitu!“, rief ihn Markoop streng zur Ordnung und straffte seine Haltung, so wie er es immer gemacht hatte, um dem Taugenichts eine Standpauke zu halten.
Der wurde davon aber nur noch rebellischer und schien nun auch noch den Respekt vor dem Alter zu verlieren, wenn er ihn je besessen hatte. „Was?“, schnauzte der Wolkenreiter zumindest harsch „Sie verlieren Cookie wie einen Regenschirm und merken es nicht einmal, bis der Minister sie mit der dicken Nase darauf stößt. Dabei hat sie sich immer so auf sie verlassen.“
Mario schob die Hände in die Hosentasche und scharrte verlegen und unruhig mit dem Fuß über den Boden. Er fühlte sich gerade sehr unwohl in seiner Haut und hatte nicht einmal das Recht zu protestieren. Immerhin hatte er das tatsächlich einmal versprochen, vor allem sich selbst. Es war schon schlimm genug, dass es erneut gelungen war die arme Prinzessin Peach vor seiner Nase zu verschleppen, jetzt war noch ein weiteres wertvolles Leben in Gefahr. Hoffentlich konnten die Beiden ein wenig aufeinander aufpassen, seine zarte Schönheit hielt doch sonst nicht lange durch.
Luigi verschränkte die Arme vor der Brust und zog sich in sich selbst zurück. Er fühlte sich grauenvoll und die Scham brannte bitter. Er hatte Cookie niemals enttäuschen wollen. Sie hatte doch immer an ihn geglaubt, felsenfest. Ob sie das nach all dem immer noch täte? Und, um all das noch schlimmer zu machen, waren noch viel mehr gute Freunde in Gefahr. Daisy, mit ihrem Schwung, ihrem Lachen und ihrer scheinbar endlosen Energie, sogar sie war in die Falle gegangen. Der kleine Bruder wollte gar nicht wissen was für Wesen es sein mussten, denen es gelang die Wüstenprinzessin in den Griff zu bekommen. Manchmal wäre er gerne ein wenig mehr wie sie.
Die Spannung lies die Luft knistern und nur Toadsworth Ruhe und Umsicht verhinderte, dass ein handfester Streit ausbrach, in dem man sich gegenseitig nur sinnlos Vorwürfe machte. „Ein großes Unglück ist über uns alle hereingebrochen und nun liegt es an uns gemeinsam etwas dagegen zu unternehmen. Ich für meinen Fall, bin mir sicher, dass ich mich auch diesmal auf die Hilfe von Master Mario und Master Luigi verlassen kann“, erklärte er ruhig und sah zu den Helden auf.
Mario straffte sich und legte Luigi eine Hand auf die Schulter, um den damit um seine Rückendeckung zu bitten, auf die er selten verzichten wollte. „Natürlich. Wir folgen den Spuren der Prinzessin und bringen alle sicher in ihre Heimat zurück, die von der Erde entführt wurden. Was auch immer es kostet“, versprach er, auch wenn es ein merkwürdiger Gedanke war, dass es Bowser und Kamek ebenso einschloss.
„Nun denn“, mit diesen Worten nickte auch Markoop zustimmend. „Diesmal ist es auch an uns einen Teil beizutragen.“ Mit dieser Entscheidung rief er doch großes Erstaunen und noch mehr Unglauben hervor.
„Du willst sie begleiten?“, fragte der Minister fassungslos und erntete zu seiner Beschämung nur lautes Lachen des Koopas.
„Ich alter, müder Sack Knochen?“, rief Markoop amüsiert, „Wohl kaum.“
„Ich allerdings schon“, machte Lakilug klar und schwebte mit seiner Wolke auf Augenhöhe von Mario und Luigi hinunter. „Damit sich immerhin einer anständig um meine Schwester kümmert, während ihr die Blaublüter umschwärmt“ Seine Blicke waren kleine, gut gezielte Eiskristalle, die er auf die Heldenbrüder abfeuerte.
Einer der Toads, die für die Pflege des Palastes zuständig waren, zog endlich die schweren Vorhänge beiseite und silberner, junger Morgen strahlte durch die sauberen Fenster in den Saal. Das Licht ließ die Bodenfliesen funkeln und alle Versammelten noch mehr spüren wie lang diese schlaflose Nacht gewesen war.
„Dann steht es fest, ihr drei brecht auf“, schloss der Minister des Pilzkönigreiches die gefällte Entscheidung und lächelte dann milde. „Aber nicht sofort. Erst brauchen wir alle Schlaf und Ruhe, um die nötige Kraft für das Kommende zu sammeln.“
Lakilug runzelte über diese Entscheidung die Stirn und wollte offenbar auch protestieren, doch auch darin kam ihm der alte Para-Koopa zuvor. „Du solltest auf ihn hören, Lakilug. Es hilft niemandem, wenn ihr drei übermüdet zusammenbrecht. Und Cookie ist diesmal nicht da, um euch wieder auf die Beine zu bringen.“
Der Taugenichts nickt zwar, wich dem Blick Markoops aber aus und konnte seine Ungeduld nur schwer zügeln. Warten, wie er das hasste.
„Dann müssen wir diesmal wohl wieder selbst daran denken uns mit den nötigen Items zu versorgen. Ob ich die noch alle kenne?“, murmelte Luigi halblaut und ertappte sich dabei, dass er das als seltsame Vorstellung empfand.
Auch Mario wusste auf einmal gar nicht mehr genau, ob ihr Vorrat dafür überhaupt noch ausreichend war. Er hatte sich schon lange keine Gedanken mehr darum machen müssen, dabei war das vor einiger Zeit doch ganz normal gewesen. Wie schnell man sich an gewisse Dinge gewöhnen konnte.
Mario rückte sich die Mütze zurecht und sah der Sonne dabei zu, wie sie über den Horizont kroch. Endlich fand diese düstere Nacht ein Ende, dem Helden war sie ewig erschienen. Doch selbst die freundlichen Sonnenstrahlen des neuen Tages schafften es nicht, die Düsternis und Schwere zu vertreiben, die sich über Toadtown gelegt hatte. Neben Angst, Kummer und Staubdunst, der jetzt sogar die Frechheit hatte rötlich mystisch zu schimmern. Mario war erschöpft, auf seiner Stirn klebten Schweiß und Schmutz, seine Arme und Hände waren zerkratzt und endlos schwer. Er wünschte sich nichts sehnlicher als ein paar Augenblicke Ruhe von all dem chaotischen Trubel der Nacht. Aber vor allem, Schlaf, sein ganzer Körper schien regelrecht danach zu gieren. Der große Bruder seufzte und rieb sich erschöpft über die Augen. Allerdings waren das nicht seine größten Nöte. Heimlich warf er einen Blick über die rechte Schulter und ertappte Luigi einmal mehr dabei, wie der sich erschöpft und zitternd an eine Mauer stütze und weiterhin versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Mit fahlem Gesicht, unter dessen Augen sich schwarze Ringe gebildet hatten, rieb sich der kleine Bruder die schmerzenden Arme. Die Müdigkeit hing schwer und dunkel in einer dichten Wolke über ihm. Denn leider hatte er, wie jeder im ganzen Pilzkönigreich, heute Nacht kaum einen Augenblick Schlaf gefunden.
Kaum hatte sich der Mond vollständig über den Horizont erhoben, war das Chaos und die Furcht über die Stadt und ihre Bewohner hereingebrochen. Berstend und malmend war die Erde einfach an unzähligen Stellen aufgebrochen, schwarzer Stein vom Schoß der Erde bis unter den dunklen Himmel gequollen. Tiefe Schächte voller Schatten und Finsternis hatten sich geöffnet, wie gierige Schlünde und alles verschlungen, was sie erreichen konnten. Häuser und Plätze, Straßenkreuzungen, Busch und Baum, sogar einen ganzen Park mitsamt dessen freundlich sprudelnden Springbrunnen. Nicht einmal vor den Pilzköpfen selbst hatte die gierige Erde in ihrer Raserei Halt gemacht, als die Bewohner von Toadtown voller Panik und kreischend ins Freie geflohen waren. Ihre Häuser unterdessen bebten unter den Zuckungen des lebendig gewordenen Grundes oder versanken sogar ganz darin, bis nur noch Dächer oder Schornsteine hervorlugten. Doch all das ereignete sich nur für Momente, ein paar entsetzte Herzschläge lang. Dann waren Häuser, Bewohner und sogar die Rasenflächen von der Erde wieder ausgespien worden, als hätten die Schlünde daran etwas zu schmecken bekommen, das ihnen nicht gefiel. Zumindest hatten sie sich wieder vollständig geschlossen, allerdings nur, um nur ein paar Meter weiter erneut aufzureißen und zu schlingen, wie um zu sehen, was sie hier zu fassen bekämen.
Auch Mario und Luigi in ihrem Zuhause war die Decke beinahe sprichwörtlich auf den Kopf gefallen, obwohl sie doch ein gutes Stück abseits von Toadtown lebten. Rücksichtslos waren sie von Krachen und Getöse aus dem Schlaf, von der bebenden Erde sogar aus den Betten gerissen worden. Mit nichts am Leib als ihren Schlafanzügen und warmen Socken hatten sie voller Hast und Angst das Haus verlassen. Von ihrem Garten aus, über dem sich der dunkelblaue Nachthimmel gespannt hatte, nun verdeckt von Staub, hatten sie dabei zugesehen, wie die Stadt wackelte und einzelne Häuser einfach verschwanden. Noch während die Schlünde schnappten, hatten die Heldenbrüder sich auf den Weg gemacht, die Hämmer geschultert, um rettend zu Hilfe zu eilen so gut sie konnten. Ohne auch nur zu ahnen was sie in den Straßen der Stadt erwarten würde. Die ganze Nacht lang hatten die Helden damit zugebracht kleinere Feuer zu löschen, Verschüttete zu befreien oder Trümmer beiseite zu räumen, um den Rettungsteams Platz zu machen, die aus Palast und Krankenhaus ebenfalls in großer Zahl herbeieilten. Gut eingespielte Katastrophenteams, die sehr gut wussten was sie zu tun hatten und über die nötige Ausrüstung verfügten. Auch dafür hatte Prinzessin Peach schon vor langer Zeit sorgen lassen. Immer in der Hoffnung, dass nichts davon je gebraucht wurde.
Meist gab es bei den Rettungen und Hilfeleistungen keine großen Probleme zu bewältigen, doch manchmal war es ein Wettlauf mit der Zeit. Immer dann, wenn weitere Beben die Stadt erschütterten oder unerwartete Klüfte, die sich auftaten, weitere Häuser verschlangen. Mario und Luigi wurden immer wieder zur Eile antrieben, wenn es drohte die Eingeklemmten doch noch an die endlosen Schlünde zu verlieren. Das alles hatte die vielen Mühen und Einsätze nicht einfacher gemacht. Oft genug waren Mario und Luigi kurz davor gewesen vom Retter selbst zum Opfer zu werden und der große Bruder wusste ganz genau, dass Luigi viel mehr wortlos eingesteckt hatte, als er je zugeben würde. Allein der Abhang, den er hinuntergerollt war, als eine Kante unter seinen Schuhen brach, oder die Erdwelle, die ihn fast überspült, aber vor allem schmerzhaft im Rücken getroffen hatte. Auch das besorgte den Helden und er wollte gerade nichts mehr als den kleinen Bruder mit einer Decke, etwas zu Essen und Fürsorge in der Sicherheit eines festen Gebäudes zu wissen. Am besten hell erleuchtet.
Doch jetzt, mit dem neuen Tag, schien es so als wäre zumindest das Gröbste überstanden. Die Erde war schon seit Stunden ruhig und reglos geblieben, hatten nichts mehr verschlungen und ebenso auch nichts für sich behalten. Alles und Alle, die in den Klüften verschwunden waren, tauchten höchstens ein oder zwei Stunden später an anderer Stelle wieder auf. Relativ sicher und zum größten Erstaunen von Helden und Helfern, so gut wie unbeschadet. Diese leicht Verletzten und Traumatisierten hatte man ins Krankenhaus gebracht, um sie dort zu untersuchen, damit man nichts übersah. Trotzdem sprachen die Opfer nur mit zitternden Stimmen und erzählten von endloser Schwärze in denen immer wieder Gefunkel aufgeblitzt war, wie flüchtige Blicke. Dann waren sie erstaunlich sanft an die Erdoberfläche zurück gebracht worden. Ganz so, als wären sie dort unten gar nicht erwünscht und nur durch ein Fehler verschleppt worden.
Kinder, die von ihren Familien getrennt worden waren, hatte man an einen sicheren Ort gebracht, wo sie etwas zu essen und ein wenig Trost bekamen, bis es gelungen war die Eltern ausfindig zu machen. Die meisten Vermissten hatten wieder zurück gefunden und in den Resten von Eingestürztem und zwischen der vielen, schwarzen Erde rief auch niemand mehr um Rettung. Doch es war noch immer zuviel Wahnsinn mitten in den Straßen. Auch wenn man Vieles davon wohl wieder recht mühelos aufbauen könnte. Aber bestimmt nicht mehr heute.
Mario gesellte sich zu Luigi und legte ihm schützend, unterstützend und gleichzeitig als stummes Versprechen einen Arm um die Schulter. „Wir gehen auch gleich nach Hause und ruhen uns dort gründlich aus, kleiner Bruder. Ich möchte nur schnell im Palast nach dem Rechten sehen, das dauert nicht lange“, versprach Mario und bat gleichzeitig um diesen letzten Gefallen nachdem er schon so viel von Luigi gefordert hatte.
Natürlich nickte der kleine Bruder, er würde Mario doch jetzt nicht alleine lassen, und sah zu den weißen Mauern auf, die auf dem kleinen Hügel aufragten. Bis auf ein paar abgerutschte, rote Schindeln schien der Palast völlig unberührt und er lag still und friedlich im Morgengrauen. Die Fenster waren zwar hell erleuchtet, aber die Schatten dahinter bewegten sich ruhig und gefasst. Aber Luigi ahnte, dass es genau das war was Mario so in Unruhe versetzte. Es war zu friedlich und allen lieber gewesen, wenn auch die Toads dort panisch durcheinander gelaufen wären und alle im Palast geweckt hätten.
Zu dieser frühen Stunden war es auf der Zugbrücke so still und friedlich, wie es eigentlich normal gewesen wäre, an gewöhnlichen Tagen. Sogar der Burggraben plätscherte friedlich vor sich hin. Auch von ihm hatte einer der Schlünde einen Happen genommen, so dass der Graben jetzt nur noch halb so viel Wasser führte, wie sonst. Es gab keine Wachen vor dem üppigen Tor und deshalb tappten die Schuhe der Heldenbrüder auch noch schneller über das Holz, als sie das entdecken mussten. Auf den Höfen und in den Arkadengängen war es viel zu still, auch wenn hier und da kleine Schatten huschten, die nur Toads gehören konnten. Doch alles schien geordnet und merkwürdig unpassend ruhig.
Im Thronsaal dagegen war einiges los. Pilzköpfe liefen zwischen den Säulen hin und her, trugen Papier mit sich, hatten wichtige Nachrichten zu überbringen oder wurden mit weiteren Aufträgen ausgesandt. Die schweren, roten Vorhänge waren noch vor die schönen Glasfenster gezogen. Dafür brannten Fackeln in jedem Ring, der dafür an der Wand befestigt war. Sie waren schon deutlich heruntergebrannt, was zeigte wie lange sie hier schon den Raum erhellten. Gefühlt wohl ebenfalls eine Ewigkeit.
Eine Stimmte erteilte Anweisungen, rief nach Botschaftern und schickte sogar in die Schatzkammern nach Münzen und Items, für die Verletzten im Krankenhaus und diejenigen, die Haus und Hof beschädigt zurückbekommen hatten. Eine kleine Gestalt wandelte im Fackellicht hin und her und schwang den abgenutzten Gehstock.
Luigis Herz hüpfte, als er erkannte, dass es Toadsworth war, der hier den Palast in Schwung hielt und nicht die Prinzessin. Da hätte es das unwillige Stirnrunzeln Marios gar nicht gebraucht, um ganz deutlich klar zu machen, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmte. Peach fehlte und das weckte böse, seltsam vertraute Vorahnungen.
Im gleichen Moment wurden die Brüder von dem alten Minister entdeckt, der gerade mit dem Stock auf die Fließen stampfte. Das strenge Gesicht des Pilzkopfes wurde gleich eine Spur milder und Erleichterung mischte sich unter die fast biestige Entschlossenheit. „Master Mario, Master Luigi, wie froh ich bin euch endlich zu sehen!“, rief Toadsworth und hastete die wenigen Stufen zum Thron zu den Beiden hinunter. „Ich habe schon in aller Frühe immer wieder nach euch schicken lassen, aber leider wart ihr einfach nicht aufzufinden in all dem Übel.“ Der Minister schüttelte den Kopf und sah müder und älter aus denn je. Schlaf hatte er sicher auch nicht gefunden. „Es ist leider eine noch viel größere Katastrophe als befürchtet.“ Mit diesen beunruhigenden Worten winkte er Mario und Luigi zwischen zwei Säulen. Dort war in aller Eile ein Tisch mit Stuhl, eine schlampige Landkarte und ein paar Schreibutensilien herangeschafft worden. Ein recht provisorischer Arbeitsplatz. Trotzdem lag die Tischplatte schon voll eilig geschriebener Briefe in den unterschiedlichen Handschriften. Sie waren allesamt und alarmierend kurz verfasst. Dort mit dem Wappen des Bohnenlandes, hier prangte das Siegel Sarasalandes und auf einem Schreiben klebte sogar der typische, schwarze Aschestaub aus Darkland, dem Königreich Bowsers.
Der Minister seufzte und legte eine Hand auf den Stapel, als könne er so das Elend, das überall darin stand einfach auslöschen. „Die Prinzessin ist verschwunden, mitten in der Nacht aus ihrem Gemach“, gab er dann endlich leise zu, was schon lange drohend im Raum gestanden hatte. „Und nichts ist geblieben, als einer dieser Schlünde. Dieser allerdings hat sich weder geschlossen noch die Prinzessin wieder frei gegeben, wie sonst. Auch nicht nach Stunden. Er steht sogar noch immer weit offen und immer wieder blitzt etwas darin auf, als würde die Erde selbst dazu auffordern in sie hinabzusteigen und zurück zu fordern, was sie genommen hat“ Der arme, alte Minister schüttelte den Kopf und kannte diese Sorge so gut, die ihn doch jedesmal wieder umtrieb, wenn er sie ausstehen musste. Seine arme, gütige Hoheit.
„Dann sollten wir genau das tun und keinen unnötigen Augenblick dabei verlieren“, entschied Mario sofort und ballte die Fäuste. Als hätte er es nicht geahnt, die Prinzessin blieb selten verschont, wenn merkwürdige Dinge in Toadtown vor sich gingen. Er würde es schon in die Hand nehmen und wieder richten, so wie man es von ihm erwartete, so wie es ihm bisher immer gelungen war. Der große Bruder rückte sich die Mütze zurecht, verdrängte seine Müdigkeit und sah hoffnungsvoll zu Luigi hinüber. Mit ihm an seiner Seite wäre das viel einfacher, die Suche, die Kämpfe und die Reise an sich. Luigi stärkte ihm Rücken oder Seite mit allem was er hatte und verlieh dem Helden mit seinem unerschütterlichen Vertrauen mehr Mut und Kraft, als alles sonst. Mario brauchte Luigi, auch wenn er ihm gleichzeitig keine solche Bürde aufladen wollte.
Der kleine Bruder, entging dieser bittende Blick nicht, mit dem so viel gesagt wurde, was der große Bruder nie über die Lippen bekommen würde. Luigi dachte einen Moment an Marios früheres Versprechen, wischte diesen Gedanken aber schnell beiseite und nickte. Natürlich würde er Mario helfen, natürlich konnte der auf ihn zählen, natürlich würde Luigi auch diesmal wieder oft Angst haben und nicht darauf achten.
„Wir nehmen einfach den gleichen Weg durch den Schlund wie die Prinzessin.“ Der große Bruder brauchte ihn und es gab gerade Wichtigeres als Schlaf, da wollte Luigi auf keinen Fall irgendwie im Weg sein.
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, wollten die Heldenbrüder zum Gemach der Prinzessin losstürmen, um nachzusehen ob sie von dort aus nicht doch etwas ausrichten konnten. Schon nach zwei Schritten wurden sie von Toadsworth aufgehalten, dessen Miene kein bisschen ihrer schweren Sorge verloren hatte, trotz der zugesicherten Hilfe der Helden. Im Gegenteil.
„Master Mario und Master Luigi, bitte hört mich weiter an. Es gibt noch mehr zu berichten und nichts davon ist erfreulich, so fürchte ich.“ Der Minister humpelte hinter den Brüdern her und wartete, bis er wieder ihre Aufmerksamkeit hatte. Dann griff er die Briefe auf dem Tisch und blätterte sie durch. „Offenbar sind wir nicht die Einzigen, die ihres Herrschers verlustig gingen. Königin Mamella mit Prinz Mamek aus dem Bohnenkönigreich“, er blätterte weiter. „Prinzessin Daisy und ihr Minister aus Sarasaland“, fast grob ließ der Pilzkopf die Papiere fallen. „Sogar Bowser und Kamek, wie es meine Späher vermelden. Sie alle werden vermisst und gesucht. Sämtliche Herrscher der befreundeten Königreiche am gleichen Tag verschwunden und wir können uns keinerlei Reim darauf machen“ Toadsworth wedelte mit den Armen und wurde ganz rot vor Ereiferung. Schon seit Stunden trafen diese und andere Nachrichten voller Eile bei ihm ein. Viele baten um Hilfe in einer Sache, die dem Pilzkönigreich und ihrem Minister selbst über den Kopf wuchs. Der ältliche Pilzkopf stützte sich auf den Tisch und versuchte ruhiger zu werden und zu Atem zu kommen. Immerhin waren die Helden jetzt hier.
Mario runzelte die Stirn und sah sich die Briefe an, die aus allen Ecken der Welt das Gleiche erzählten, voller Entsetzten und Kummer. Er hatte schon zuviel erlebt, um manche Dinge einfach so hinzunehmen, schon gar nicht als unglücklicher Zufall. „Das kann doch gar kein Zufall sein. Sie wurden gezielt ausgesucht. Nur wie, von wem und wofür?“, fragte er laut und strich sich nachdenklich durch den Bart.
Auch Luigi konnte nur hilflos mit den Schultern zucken und musste an die vielen Pilzköpfe denken, die so glücklich dem Erdreich entkommen waren. Ob das auch kein Zufall war? Womöglich hatte die Erde sie gar nicht gewollt, sondern jemand anderen.
„Dann bringe ich euch also weder neue Nachrichten, noch sonderlich erschreckende, alter Junge. Ganz wie ich befürchtet habe“, meldete sich eine trockenen Stimme im Rücken der Versammelten zu Wort.
Brüder und Minister wirbelten herum, auch wenn es gar nicht nötig gewesen wäre. Denn im gesamten Pilzkönigreich wagte es nur einer den ehrenhaften Minister so vertraut und beinahe frech anzusprechen.
Markoop hatte die Hände in gewohnter Manier auf dem Rückenpanzer verschränkt und seine klaren Augen musterten die kleine Truppe vor ihm. Ihnen entging nichts. Er wirkte müde, was nicht nur an der schlaflosen Nacht lag die auch der gesamte Winzwald erlebt hatte. Offenbar war nicht einmal der kleinste Wald des Pilzkönigreiches verschont geblieben, sonst hätte es den alten Para-Koopa nicht hierher getrieben, um seinen guten Freund um Hilfe zu bitten und bei der Prinzessin vorzusprechen. Dank der Röhre, die Peach zum Winzwald hatte legen lassen, um dessen Bewohner die Reise in die Stadt, zum Zwecke des Handels oder einfach eines Besuches zu ermöglichen, war das immerhin problemlos möglich. Diesmal war der alte Para-Koopa allerdings nicht allein gekommen, wie beim ersten Zusammentreffen zwischen ihm und dem Ministers in unschöner Angelegenheit, was am Ende eine ungewöhnliche, tiefe Freundschaft nach sich gezogen hatte. Über dem Kopf Markoops schwebte eine kleine, gräuliche Wolke, die beständig lächelte. Obenauf trohnte wie ein König ein Lakitu, den Mario und Luigi auch schon kannten. Von einem in besonderen Sinne denkwürdigen Besuch vor langer Zeit.
Lakilug, Cookies Bruder, den man auch dann nicht vergaß, wenn man ihm nur einmal begegnet war und auch danach sofort wieder erkannte. Obwohl sich die breite Zahnlücke, die sich hinter den Lippen versteckte, diesmal nicht in einem kecken Grinsen zeigte. Doch offenbar war auch ihm das Lachen in dieser Nacht vergangen. Die verschiedenfarbigen Augen blickten ungewohnt ernst drein und es war vor allem ungewöhnlich, dass der Wolkenreiter zuhörte, statt selbst zu reden. Das Seil, das er als Panzerschmuck trug und das mit allerlei Tand behängt war, klimperte, als Lakilug den Heldenbrüdern immerhin grüßend zuwinkte.
Markoop war es, der erneut das Wort ergriff. „Ich befürchtete schon, dass dieses Unglück nicht uns allein heimsucht, als sich letzte Nacht die Erde im Winzwald auftat. Bei uns war es zwar nur ein Schlund, doch in Anbetracht der Größe unseres Waldes, war das mehr als ausreichen, um uns alle in Angst zu versetzen.“ Der Para-Koopa sprach und fuhr mit dem Finger einen harschen Strich über die Landkarte auf dem Tisch. Dort wo der Winzwald lag. „Der Riss hat sich immer wieder geöffnet und geschlossen und sich um eine bestimmte alte Hütte und deren Garten herum getastet, als würde... als würde...“, er unterbrach sich, als wage er nicht fortzufahren.
„Als würde er etwas suchen“, ergänzte Lakilug und jagte Luigi damit einen eiskalten Schauer über den Rücken. Das war ja gruselig.
Vor allem, da der kleine Bruder der gleichen Meinung war, es bisher aber erfolgreich verdmieden hatte daran zu denken.
Auch Mario nickte und Toadsworth seufzte nur noch einmal schwer und fuhr durch die Briefe auf dem Boden. „Offenbar haben sie es gefunden und jetzt wo du da bist, alter Junge, fällt es mir noch viel schwerer auch noch die folgende Nachricht zu überbringen.“ Die Stimme des Ministers hatte etwas Schweres bekommen und nur zögernd griff er in seine Westentasche, um von dort etwas hervor zu holen. Es war ein kleines, unscheinbares Ding und doch fühlte es sich für den Minister so schwer an wie ein Felsen. „Das haben wir an der Bruchkante gefunden.“ Mit mattem Herzen überreichte er es an Mario und konnte dabei weder dem Blick der Helden noch dem seiner Besucher standhalten. Vor allem nicht den Markoops.
„Mama mia“, rief Mario aus und drehte das abgetragenen Haargummi in den Händen an dem Koopapanzerschuppen in allen Farben hingen. Schon ganz matt vom ständigen Gebrauch.
Im Nu war der Lakitu auf seiner Wolke bei ihm und riss dem Helden den Haarschmuck aus der Hand. „Das gehört Cookie!“, rief er dabei voll ehrlichem Entsetzten und sprach damit eine Gewissheit aus, die nicht sein durfte.
Luigi rutschte das Herz in die Hose und er konnte nicht anders, als nach dem Haarschmuck zu haschen, um sich von dieser Unmöglichkeit selbst zu überzeugen. Leider aber kannte er gut, was da zwischen den Finger des Lakitus klemmte, er hatte selbst einmal darauf aufgepasst. „Oh nein“, hauchte er und seine Sorge wuchs noch weiter. Cookie konnte nicht kämpfen, wer würde jetzt auf sie aufpassen?
Markoop erbleichte und presste die Lippen zusammen, um Haltung zu bewahren und seinem guten Freund keine haltlosen Vorwürfe zu machen.
Lakilug schien damit wohl keine Probleme zu haben, denn er knautschte den Haargummi zusammen und stieß Mario einen Finger vor der Brust. Die Entrüstung in den unterschiedlichen Augen schlug geradezu Funken. „Sappalott!, Was sagt man dazu, Großheld?“, fragte er giftig, „Hast du und der Lulatsch nicht mal versprochen auf Cookie aufzupassen? Das ist euch ja sauber gelungen. Wirklich sehr heldenhaft“ Er lachte hämisch auf.
„Lakilug Kitu!“, rief ihn Markoop streng zur Ordnung und straffte seine Haltung, so wie er es immer gemacht hatte, um dem Taugenichts eine Standpauke zu halten.
Der wurde davon aber nur noch rebellischer und schien nun auch noch den Respekt vor dem Alter zu verlieren, wenn er ihn je besessen hatte. „Was?“, schnauzte der Wolkenreiter zumindest harsch „Sie verlieren Cookie wie einen Regenschirm und merken es nicht einmal, bis der Minister sie mit der dicken Nase darauf stößt. Dabei hat sie sich immer so auf sie verlassen.“
Mario schob die Hände in die Hosentasche und scharrte verlegen und unruhig mit dem Fuß über den Boden. Er fühlte sich gerade sehr unwohl in seiner Haut und hatte nicht einmal das Recht zu protestieren. Immerhin hatte er das tatsächlich einmal versprochen, vor allem sich selbst. Es war schon schlimm genug, dass es erneut gelungen war die arme Prinzessin Peach vor seiner Nase zu verschleppen, jetzt war noch ein weiteres wertvolles Leben in Gefahr. Hoffentlich konnten die Beiden ein wenig aufeinander aufpassen, seine zarte Schönheit hielt doch sonst nicht lange durch.
Luigi verschränkte die Arme vor der Brust und zog sich in sich selbst zurück. Er fühlte sich grauenvoll und die Scham brannte bitter. Er hatte Cookie niemals enttäuschen wollen. Sie hatte doch immer an ihn geglaubt, felsenfest. Ob sie das nach all dem immer noch täte? Und, um all das noch schlimmer zu machen, waren noch viel mehr gute Freunde in Gefahr. Daisy, mit ihrem Schwung, ihrem Lachen und ihrer scheinbar endlosen Energie, sogar sie war in die Falle gegangen. Der kleine Bruder wollte gar nicht wissen was für Wesen es sein mussten, denen es gelang die Wüstenprinzessin in den Griff zu bekommen. Manchmal wäre er gerne ein wenig mehr wie sie.
Die Spannung lies die Luft knistern und nur Toadsworth Ruhe und Umsicht verhinderte, dass ein handfester Streit ausbrach, in dem man sich gegenseitig nur sinnlos Vorwürfe machte. „Ein großes Unglück ist über uns alle hereingebrochen und nun liegt es an uns gemeinsam etwas dagegen zu unternehmen. Ich für meinen Fall, bin mir sicher, dass ich mich auch diesmal auf die Hilfe von Master Mario und Master Luigi verlassen kann“, erklärte er ruhig und sah zu den Helden auf.
Mario straffte sich und legte Luigi eine Hand auf die Schulter, um den damit um seine Rückendeckung zu bitten, auf die er selten verzichten wollte. „Natürlich. Wir folgen den Spuren der Prinzessin und bringen alle sicher in ihre Heimat zurück, die von der Erde entführt wurden. Was auch immer es kostet“, versprach er, auch wenn es ein merkwürdiger Gedanke war, dass es Bowser und Kamek ebenso einschloss.
„Nun denn“, mit diesen Worten nickte auch Markoop zustimmend. „Diesmal ist es auch an uns einen Teil beizutragen.“ Mit dieser Entscheidung rief er doch großes Erstaunen und noch mehr Unglauben hervor.
„Du willst sie begleiten?“, fragte der Minister fassungslos und erntete zu seiner Beschämung nur lautes Lachen des Koopas.
„Ich alter, müder Sack Knochen?“, rief Markoop amüsiert, „Wohl kaum.“
„Ich allerdings schon“, machte Lakilug klar und schwebte mit seiner Wolke auf Augenhöhe von Mario und Luigi hinunter. „Damit sich immerhin einer anständig um meine Schwester kümmert, während ihr die Blaublüter umschwärmt“ Seine Blicke waren kleine, gut gezielte Eiskristalle, die er auf die Heldenbrüder abfeuerte.
Einer der Toads, die für die Pflege des Palastes zuständig waren, zog endlich die schweren Vorhänge beiseite und silberner, junger Morgen strahlte durch die sauberen Fenster in den Saal. Das Licht ließ die Bodenfliesen funkeln und alle Versammelten noch mehr spüren wie lang diese schlaflose Nacht gewesen war.
„Dann steht es fest, ihr drei brecht auf“, schloss der Minister des Pilzkönigreiches die gefällte Entscheidung und lächelte dann milde. „Aber nicht sofort. Erst brauchen wir alle Schlaf und Ruhe, um die nötige Kraft für das Kommende zu sammeln.“
Lakilug runzelte über diese Entscheidung die Stirn und wollte offenbar auch protestieren, doch auch darin kam ihm der alte Para-Koopa zuvor. „Du solltest auf ihn hören, Lakilug. Es hilft niemandem, wenn ihr drei übermüdet zusammenbrecht. Und Cookie ist diesmal nicht da, um euch wieder auf die Beine zu bringen.“
Der Taugenichts nickt zwar, wich dem Blick Markoops aber aus und konnte seine Ungeduld nur schwer zügeln. Warten, wie er das hasste.
„Dann müssen wir diesmal wohl wieder selbst daran denken uns mit den nötigen Items zu versorgen. Ob ich die noch alle kenne?“, murmelte Luigi halblaut und ertappte sich dabei, dass er das als seltsame Vorstellung empfand.
Auch Mario wusste auf einmal gar nicht mehr genau, ob ihr Vorrat dafür überhaupt noch ausreichend war. Er hatte sich schon lange keine Gedanken mehr darum machen müssen, dabei war das vor einiger Zeit doch ganz normal gewesen. Wie schnell man sich an gewisse Dinge gewöhnen konnte.