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Meine "Harry Potter"-Sammlung

Kurzbeschreibung
SammlungAllgemein / P6 / Gen
31.07.2021
06.05.2022
6
13.141
 
Alle Kapitel
12 Reviews
Dieses Kapitel
2 Reviews
 
 
31.07.2021 3.842
 
Hallo liebe Leser,
nachdem ich nach der passenden Inspiration gesucht habe, präsentiere ich euch hiermit meinen Beitrag zum Projekt Substantiv, Genre, OneShot von LegolasLovegood.
Bei diesem Projekt habe ich mir die Zahlenkombination 22/22 ausgewählt. Hinter Substantiv Nr. 22 verbarg sich Schande.
Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen :)



***



Rätsel gegen die Zeit(?)


Tag 0
„Hör dir das an, Draco“, sagt Syd zu seinem Partner und liest die Titelseite von der Cambridge News vor: „Grapscher von The Banks immer noch nicht gefasst. Ist das die Schande für die Polizei von Cambridge?“ Er lässt die Zeitung sinken und schaut den jungen Mann gegenüber nachdenklich an. Draco schaut plötzlich innerlich verkrampft auf die Tischplatte vor ihm. Das Wort „Schande“ hat eine Erinnerung in ihm wachgerufen:

Schüchtern trat Draco ins Wohnzimmer, wo seine Eltern gegeneinander Schach spielten. „Springer auf A3“, befahl Lucius seinem Springer. Der Springer sprang auf die gewünschte Stelle. Draco holte tief Luft, sammelte all seinen Mut zusammen und ging schnell zu seinen Eltern. Seine Mutter machte soeben ihren Zug. „Mum, Dad, ich will euch was erzählen“, sagte Draco schnell, bevor sein Vater seinen Zug machte und es dann zu spät war, die Aufmerksamkeit seiner Eltern auf sich zu lenken.

Mr und Mrs Malfoy blickten auf. „Was liegt dir auf dem Herzen, mein Sohn?“, fragte Lucius. Sein Sohn holte tief Luft. „Ich habe letztes Jahr im Hogwarts-Express auf dem Weg nach Hogwarts ein Mädchen kennen gelernt“, sagte Draco. Seine Wangen röteten sich. „Du hast dich in sie verliebt, nicht wahr, mein Lieber? Wer ist sie?“, fragte Narzizza lächelnd. Dracos Wangen wurden noch röter, sodass sie an zwei Kirschen erinnerten. Er schaute verträumt lächelnd auf den Teppich neben ihm, in Gedanken an das besagte Mädchen. „Sie heißt Rosalind Anne Isherwood und ist Halbblüterin in Gryffindor…“, erzählte er.

„Was?“, rief Mr Malfoy Senior scharf und sprang auf, dass er das Tischchen mit dem Schachspiel drauf fast umgeworfen hätte. Ehefrau und Sohn warfen ihm einen erschrockenen Blick zu, weil sein Wutausbruch plötzlich kam. Draco wich ängstlich einige Schritte zurück, sein Vater kam ihm schnell näher. Es gab kein Entkommen. „Mein Sohn Draco Lucius Malfoy, mein einziges Kind, verliebt sich in eine Halbblüterin, obendrein noch eine Gryffindor? Du bist eine Schande für die Familie Malfoy!“, polterte er laut – und verpasste seinem eigenen Sohn eine heftige Ohrfeige.

„Lucius!“, rief Narzissa entsetzt und eilte zu ihm. Lucius streckte den Arm aus, um ihr zu signalisieren, dass sie sich raushalten sollte. Draco weinte nun und hielt sich die brennende Wange, die Augen geschlossen, das Gesicht zur Seite gewandt. Er war so entsetzt über das Verhalten seines Vaters, dass er keinen Gedanken fassen konnte, geschweige ein Wort sprechen konnte. Lucius packte seinen Sohn am Kragen. „Da dein drittes Schuljahr in zwei Monaten beginnt, rate ich dir jetzt schon, diese Halbblüterin zu vergessen. Du schickst ihr ab jetzt keine Eulenpost mehr. Ab dem ersten Schultag wirst du dich bis zu deinem UTZ von ihr fernhalten. Du wirst bis zu deinem UTZ jede Ferien zu Hause verbringen. In den Osterferien darfst du zum Lernen für die Prüfungen in der Schule bleiben. Hast du mich verstanden?“, zischte er ihm zu. „Ja, Vater“, antwortete Draco artig mit fester Stimme, obwohl er am ganzen Körper vor Angst zitterte.

Narzissa presste mit Tränen in den Augen eine Hand auf den Mund. Sie war entsetzt über das Verhalten ihres Mannes. Lucius ließ Draco los. Dieser rannte, so schnell er konnte, auf sein Zimmer, knallte die Tür zu und warf sich auf sein Bett. Dort heulte er so richtig los. „Was habe ich getan???“, brüllte er mit erstickter Stimme in sein Kissen.



„Warum habe ich das gemacht?“, fragt der erwachsene Draco sich. Bei dieser Erinnerung kamen ihm die Tränen, die nun auf seinen Schoß tropfen, und hatte er die Hände auf seinen Knien zu Fäusten geballt. Die Augen hat er fest zusammengekniffen. Syd geht um den Tisch herum. Besorgt legt er seinem Partner eine Hand auf die Schulter. „Draco…“, spricht er sanft zu ihm. Mit einem verwirrten „Was?“ schreckt der junge Zauberer aus dieser schmerzhaften Erinnerung auf. Er blinzelt mehrmals, als er nach oben in das Gesicht seines Partners schaut und dessen Gesicht mehr an Schärfe gewinnt. „Oh, tut mir leid, das Wort Schande hat mich an einen heftigen Streit mit meinem Vater erinnert…“, sagt Draco, wischt sich mit dem Ärmel die Tränen aus den Augen und vom Gesicht und erzählt seinem Partner von dieser Erinnerung.

Aufgebracht stemmt Syd mit verengten Augen und verkniffenen Lippen die Hände in die Hüften. „Das hat dein Vater doch nicht ernsthaft gemacht?“, empört er sich. Draco wird ernst. „Das hat mein Vater wirklich gemacht, Sydney“, erwidert er und erklärt: „Damals vor zehn Jahren haben Voldemorts Anhänger felsenfest geglaubt, dass er eines Tages zurückkehrt und seine alte Macht zurückerlangt. Viele reinblütige Hexen und Zauberer (unter anderem mein Vater) hielten muggelstämmige Hexen und Zauberer für zweitklassig. Gryffindor und Slytherin sind seit der Gründung von Hogwarts miteinander verfeindet.“ Er schaut seufzend auf seinen Schoß. „Rosalind ist Halbblut und war in Gryffindor. Deswegen kam sie für meinen Vater als Schwiegertochter überhaupt nicht infrage…“, fügt er murmelnd hinzu.

Sydney legt seine Arme um seinen besten Freund. „Was ist mit deiner Mutter?“, fragt er vorsichtig. Draco lehnt sich zurück, erwidert die freundschaftliche Umarmung und genießt sie. „Meine Mutter ist eine geborene Black. Die Familie Black war eine alte reinblütige Zaubererfamilie, die viel Wert auf ihresgleichen legte. Jedes Familienmitglied, das nicht reinblütig war, wurde aus der Familie verstoßen. Auch meine Mutter legte Wert auf das Reinblütige. Was Rosalind betrifft, war sie ein bisschen mehr toleranter als mein Vater. Sie schaffte es, ihn zu überreden, dass Rosalind und ich während unserer Ausbildung in Hogwarts Kontakt zueinander hatten. Ich vermute heute noch, dass meine Mutter davon ausging, dass Rosalind und ich nach unserem UTZ getrennte Wege gehen, weil wir andere Vorstellungen hatten, welchen Beruf wir später erlernen wollten“, erzählt er.

Er seufzt tief. Trotz der Umarmung hebt er leicht die Schultern an. „Nachdem Rosalind und ich unseren UTZ gemacht haben, sind wir eh getrennte Wege gegangen. Bis heute habe ich nichts von Rosalind gehört und sie nicht getroffen, obwohl ich ihretwegen nach Cambridge gezogen bin. Ich habe mich zum Privatermittler ausbilden lassen und mit einem Muggel eine Privatdetektei gegründet und hoffe immer noch auf ein Happy End mit Rosalind“, fährt er fort. Der junge Malfoy kichert. „Das haben meine Eltern mit Sicherheit nicht erwartet. Sie haben eher erwartet, dass ich irgendein Mädchen aus einer reinblütigen Familie heirate!“, fügt er hinzu. Sydney drückt ihn leicht.

„Komm, gehen wir was zu Mittag essen“, schlägt er vor und geht zur Tür. Mit gerunzelter Stirn schaut Draco ihm nach. „Wenn jemand kommt, der uns arrangieren will, während wir beim Mittagessen sind?“, gibt er zu bedenken. Sydney wedelt mit der Hand herum, als wolle er Dracos Frage damit wegwischen. „Nach diesem Flop, den wir vor Kurzem hatten, glaube ich nicht, dass jemand uns arrangieren will. Wenn jemand doch unsere Detektei aufsucht, während wir beim Mittagessen sind, wird er bzw. sie später ein weiteres Mal bei uns probieren“, sagt er. Überzeugt steht Draco auf und geht zu ihm. „Du hast Recht, Syd. Essen wir jetzt zu Mittag!“, sagt er. Die Detektive verlassen ihre Detektei.

Als sie einige Zeit später zurückkommen, finden sie jemanden vor, der vor ihrer Detektei auf sie wartet. Besonders Draco hat mit dieser Person nicht gerechnet. „Rosalind! Was machst du denn hier?“, ruft er überrascht aus, als er seine ehemalige Mitschülerin erkennt. „Hallo, Draco. Wir haben uns lange nicht mehr gesehen…“, sagt Rosalind schüchtern. Mit leicht geröteten Wangen zwirbelt sie eine Strähne von ihrem Haar, das immer noch so rot ist wie ein Herbstblatt. „Ja, wir haben uns lange nicht gesehen. Wie ich sehe, hast du nun kurze Haare…“, stottert Draco, der ebenfalls leichte gerötete Wangen hat. Die beiden schauen sich an. Sydney lässt seinen Blick zwischen ihnen wandern  als verfolge er ein Tennisspiel. Da Draco ihm von seiner ersten Liebe Rosalind erzählt hat, ist der junge Mann jetzt aufgeregt, was zwischen den beiden passiert. Draco erinnert sich sehr gut daran, wie er und Rosalind sich zum ersten Mal begegnet sind:



Wankend ging Draco zur Toilette. „Die Waggons wackeln aber…“, murmelte er dabei und wäre fast in einen Hufflepuff gelandet, der an ihm vorbeiging. „Da stimme ich dir zu, Malfoy. Man hat den Eindruck, als hätte man zu viel getrunken, nicht wahr?“, sagte der Hufflepuff und ging wankend weiter. Der Hogwarts-Express brachte die Schülerinnen und Schüler in ihr neues Schuljahr. Draco stand wie die anderen (die letztes Jahr mit ihm in Hogwarts eingeschult wurden) vor dem zweiten Schuljahr.

„Pass auf!“, rief Draco plötzlich, als ein Mädchen (das gerade aus der Toilette kam) durch einen starken Ruck des Waggons ins Stolpern geriet. Er fing sie noch rechtzeitig auf, bevor sie auf den Boden knallte. Das Mädchen blickte auf. Offenbar überraschte es sie sehr, dass ausgerechnet Draco Malfoy sie aufgefangen hatte. Draco hingegen starrte das Mädchen wie verzaubert an. Rote lockige Haare, bernsteinfarbene Augen, helle Haut. „Du bist doch Rosalind Anne Isherwood…“, murmelte er und konnte seinen Blick kaum von ihr abwenden, als habe er noch nie ein so schönes Mädchen gesehen. „Die bin ich seit meiner Geburt. Bitte lass mich los, Malfoy“, erwiderte sie und versuchte, sich aus der Umarmung zu befreien. Aber Draco dachte überhaupt nicht daran, sie loszulassen, ganz im Gegenteil, er starrte sie weiterhin total verzaubert an.

„Hör sofort auf, mich so anzustarren, als hättest du noch nie ein schönes Mädchen gesehen! Da ich ein Halbblut aus Gryffindor bin, komme ich für dich Reinblüter aus Slytherin von vornherein nicht infrage!“, fauchte Rosalind ihn genervt an, machte sich von ihm los und sah zu, dass sie schnell von ihm wegkam. Draco schaute ihr nach. Nach einigen Metern drehte sie sich um. Die beiden schauten sich für einen Moment an. Dann streckte sie ihm die Zunge heraus und eilte davon. Draco schaute ihr hinterher. Er war so verzaubert von Rosalind, dass er total vergaß, dass er auf die Toilette wollte.



So steht Draco elf Jahre später vor seiner Detektei in dieser Erinnerung versunken und schaut seine erste Liebe an, die vor ihm steht. Rosalind geht auf ihn zu. Er holt tief Luft. „Was hältst du davon, dass wir diesen Samstag um sieben Uhr abends miteinander essen gehen, um unser Wiedersehen zu feiern?“, säuselt sie. „Sehr gerne“, stimmt Draco erfreut zu und macht innerlich einen großen Luftsprung. „Ich teile dir noch das Restaurant mit, das ich uns aussuchen werde“, fügt Rosalind hinzu, gibt ihm einen Kuss auf die Wange (was seine Wangen noch röter werden lässt) und geht davon.

Wie zu einer Salzsäule erstarrt, steht Draco vor seiner Detektei, starrt deren Tür an und kann nicht glauben, dass er soeben seine erste Liebe wiedergesehen hat und die beiden ihr erstes Date nach Hogwarts haben werden. Er rührt sich erst, als Sydney „Guten Tag, Mr und Mrs Isherwood“ sagt, und wendet sich ihm zu. „Guten Tag, Mr und Mrs Isherwood“, begrüßt auch Draco Rosalinds Eltern. „Guten Tag, Draco, Sidney“, grüßt das Ehepaar die beiden jungen Männer und nickt ihnen zu. Mr Isherwood wendet sich an Draco. „Hast du Rosalind in der letzten Zeit gesehen, Draco?“, fragt er ihn.

„Gerade eben war Rosalind hier. Sie und ich haben für kommenden Samstagabend um sieben Uhr ein Date miteinander ausgemacht“, erklärt Draco sofort. „Das stimmt, ich kann es bezeugen“, bestätigt Sidney und unterstreicht es mit einem Nicken. „Das kann nicht sein…“, murmelt Rosalinds Vater und bekommt eine faltige Stirn. Er erklärt den beiden Detektiven: „Rosalind fuhr letzte Woche nach Bath, wo eine ehemalige Klassenkameradin aus der Grundschule von ihr lebt. Diese Klassenkameradin ist vor einiger Zeit zum ersten Mal Mutter geworden. Die Taufe ihres Kindes fand letzte Woche am Samstag statt.“

„Wie bitte?“, fragt Draco verwirrt. Er schaut zu Sydney, der seinen Blick erwidert und ebenfalls verwirrt dreinschaut. „Rosalind ist wirklich wegen der Taufe nach Bath gefahren“, bestätigt Mrs Isherwood. Sie fährt fort: „Vorhin rief Rosalinds ehemalige Klassenkameradin bei uns an, weil sie ein ungutes Gefühl hat, was Rosalind betrifft. Sie hat erzählt, dass sie die unangenehme Vorstellung habe, dass Rosalind in der nächsten Zeit etwas passiere. Rosalind hat während ihres Besuches in Bath davon geredet, auf dich zuzugehen, Draco. Das hat ihre ehemalige Klassenkameradin meinem Mann und mir vorhin erzählt. Deswegen dachten wir, ob Rosalind schon früher heimgekommen und schnurstracks zu dir gegangen ist.“ Draco ist immer noch verwirrt. Er schaut Rosalinds Eltern an und versucht, das Gehörte in seinem Kopf zu sortieren. Wenn Rosalind wirklich nach Bath gefahren ist – mit wem hat er vorhin ein Date ausgemacht? Wer hat sich aus welchem Grund in Rosalind verwandelt? „Wer macht denn sowas?“, murmelt er, dabei schaut er mit Tränen in den Augen zu Boden.

„Schau, Draco, da fliegt ein Briefumschlag auf uns zu“, sagt Sydney plötzlich. „Bestimmt eine Eule“, wischt Draco sich die Tränen aus den Augen und schaut auf. Ihm klappt der Mund auf. „Was bei Merlins…“, nur das kann er vor Überraschung herausbringen. Da schwebt ein Briefumschlag auf ihn zu – alleine, ohne Eule! Draco streckt beide Hände aus. Der Briefumschlag landet sanft auf seinen Handflächen. Er öffnet ihn. „Was?“, stößt er keuchend aus, nachdem er ihn gelesen hat. „Du klingst, als hättest du eine schlechte Nachricht erhalten“, meint Sydney. Draco sagt: „Lasst uns reingehen, mir ist es lieber, euch den Brief in der Detektei vorzulesen statt hier auf der Straße“, verstaut den Brief samt Umschlag in der Tasche, holt seinen Schlüssel hervor und sperrt die Detektei auf. Drinnen liest Draco den Brief vor: „Rosalind befindet sich in meiner Gewalt. Wenn du sie befreien willst, hast du vier Tage Zeit, das Rätsel von vier Brüdern zu lösen, die einst in Schande fielen.“

Mr Isherwood schlägt sich eine Hand vor den Mund. „Nein! Bitte nicht meine Tochter!“, stößt er gedämpft hervor. Er ist entsetzt. „Du hast nur vier Tage Zeit, dieses Rätsel zu lösen? Glasklar will der Entführer (wer auch immer es ist), dass du gleich am Anfang aufgibst, Draco!“, poltert Sydney empört. Draco schaut zu Mrs Isherwood, die nachdenklich zum Fenster schaut. „Sie wissen bereits, wer die vier Brüder sind, Mrs Isherwood?“, fragt er. „Ja“, murmelt Rosalinds Mutter als Antwort, ihren Blick immer noch aufs Fenster gerichtet. „Es sind die vier Brüder Godfrey, Nicholas, Ian und Jeremy Attenborough. Sie waren meine Vorfahren und wurden aus ihrer Familie ausgestoßen, weil sie muggelstämmige Hexen heirateten. Die vier Frauen waren in Gryffindor. Das war eine Schande für die restliche Familie“, erzählt sie. Sie schaut auf und lässt ihren Blick über die drei Männer wandern.

„Diese vier Brüder lebten während des 19. Jahrhunderts. Damals war es eine andere Zeit. Es ist in meiner Familie kein Geheimnis, dass die vier Brüder Attenborough keine reinblütigen Ehen eingingen, denn meine Tante väterlicherseits hat meine Tochter und mich mal als Schande für unsere Familie bezeichnet…“, fährt sie fort.



Es war der letzte Abend vor dem neuen Schuljahr. Rosalind freute sich schon sehr auf das neue Schuljahr. Beim Abendessen fragte ihr Vater sie: „Na, mein Schatz, du kannst es kaum erwarten, morgen im Hogwarts-Express deine Freunde wiederzusehen?“ Rosalind kaute den Bissen zu Ende, den sie gerade im Mund hatte, und schluckte ihn hinunter.

„Besonders einen gewissen Jungen“, erwiderte sie mit leicht geröteten Wangen. In Gedanken an diesen Jungen schaute sie lächelnd auf ihren Teller. „Oh, du hast uns aber nicht erzählt, dass du dich zum ersten Mal verliebt hast, mein Kind“, stellte Mrs Isherwood überrascht fest. „Letztes Schuljahr hat das zweite Öffnen von der Kammer des Schreckens für viel Aufregung gesorgt, da ist es mir einfach entfallen, euch zu berichten, zu welchem Jungen ich mich stark hingezogen fühle“, sagte Rosalind.

„Bestimmt ist es ein Muggelstämmiger“, murmelte Rosalinds Großtante mütterlicherseits, die gerade zu Besuch war. „Tante!“, sagte Mrs Isherwood streng, den Blick auf ihre Tante gerichtet. „Es ist Draco Malfoy. Er ist reinblütig. Ist er deiner Meinung nach eine gute Partie für mich?“, ließ Rosalind die Katze aus dem Sack und funkelte ihre Großtante an. Sie wirkte nicht mehr gelassen und voller Freude, sondern eher wütend. „Ausgerechnet Draco Malfoy!“, lachte ihre Großtante laut. Die ältere Dame schaute ihre Großnichte über den Tisch hinweg kalt an. „Schlag ihn dir aus dem Kopf, Mädchen. Du bist ein Halbblut und obendrein in Gryffindor. Deswegen bist du nicht gut genug für Draco. Du wirst seiner Familie nur Schande bringen. Heirate doch einen Muggel wie deine Mutter, damit du in ihre Fußstapfen trittst und wie sie Schande über unsere Familie bringst. Oder heirate einen Muggelstämmigen, wie Godfrey, Nicholas, Ian und Jeremy muggelstämmige Hexen geheiratet haben. Diese vier haben unsere Familie in Schande gestürzt und den guten Ruf unserer Familie ruiniert, indem sie schandhafte Ehen eingingen…“, sagte sie.

Kochend vor Zorn sprang Rosalind auf und funkelte ihre Großtante an. Auch Mrs Isherwood sprang auf. „Wie kannst du es wagen, so mit meiner Tochter zu reden, Tante? Es reicht schon, dass du wütend auf Godfrey, Nicholas, Ian, Jeremy und mich bist, weil wir fünf keine akzeptable Ehen eingegangen sind. Aber lass Rosalind bitte raus. Sie und Draco sind erst dreizehn. Bis sie ihren UTZ machen und Hogwarts verlassen, kann zwischen ihnen einiges passieren. Vielleicht lieben sie sich nicht mehr oder wird die Liebe zwischen den beiden akzeptiert, sobald sie ihre Ausbildung in Hogwarts abgeschlossen haben“, fuhr sie ihre Tante wütend an. Aufgrund seiner Herkunft hielt Mr Isherwood sich lieber raus, da er als Muggel nicht verstand, warum viele reinblütige Hexen und Zauberer jeden, der nicht reinblütig war, als zweitklassig ansahen. „Rosalind!“, rief er, als seine Tochter weinend aus dem Speisesaal rannte.



Draco sitzt auf seinem Stuhl und schaut Mrs Isherwood an. Er versucht, diese Erinnerung, die Mrs Isherwood soeben erzählt hat, zu verarbeiten. „Ist das der Grund, warum Rosalind ab unserem dritten Schuljahr versucht hat, mich zu meiden, und mich nicht mal jetzt sehen will? Hat sie wirklich geglaubt, dass sie nicht gut genug für mich sei?“, fragt er. Mrs Isherwood erwidert: „Diese Worte von ihrer Großtante zu hören, verletzte Rosalind sehr. Auch sie wurde damit geboren, dass Godfrey, Nicholas, Ian und Jeremy eine Schande für unsere Familie waren.“ Sie seufzt. Mr Isherwood meldet sich jetzt zu Wort: „Nachdem Rosalind ihren UTZ gemacht hat, bekam sie eine Nachricht. Wenn sie mit dir eine feste Liebesbeziehung eingehe, werde dir was passieren, Draco. Ich vermute, dass meine Tochter sich wegen dieser Nachricht von dir fernhält, um dich nicht in Gefahr zu bringen.“ Für einen Moment herrscht Schweigen. Dann sagt Mrs Isherwood: „Es wäre besser, wenn mein Mann und ich zurück ins Hotel gehen. Es kann sein, dass Rosalind sich dort meldet.“ Ihr Mann nickt zustimmend. Die beiden verabschieden sich von den jungen Männern und verlassen die Detektei.

Draco und Sydney schauen sich an. „Was machen wir jetzt?“, fragt Sydney. Draco zuckt ratlos mit den Schultern. „Wir können schauen, was die Muggel über die vier Brüder Attenborough schreiben…“, schlägt er vor. Er lehnt sich mit überschlagenen Beinen in seinem Stuhl zurück und reibt sich nachdenklich das Kinn. „Von wem hat Rosalind nach ihrem UTZ diese Drohung erhalten?“, fragt er laut, den Blick an die Decke gerichtet. Sidney meint mit zuckenden Schultern: „Vielleicht von einem heimlichen Verehrer, der sich dachte: Damit Rosalind mit diesem Draco Malfoy keine feste Liebesbeziehung eingeht und ich sie ganz für mich allein habe, schüchtere ich sie ein, indem ich ihr drohe, dass Draco was passiert…“ Plötzlich knallt das Fenster so laut auf, dass die Freunde sich erschrecken. Sie schauen zum Fenster. „Da kommt ein neuer Brief für mich“, meint Draco, als ein Briefumschlag hereinschwebt und vor ihm auf dem Tisch landet. Er öffnet ihn. „Er ist von Rosalind!“, ruft er, nachdem er ihn gelesen hat. „Wie bitte?“, stößt Sydney aus. Draco reicht ihm den Brief über den Tisch.

Nachdem er den Brief gelesen hat, lässt Sydney ihn mit verwirrter Miene sinken und schaut Draco an. „Jetzt verstehe ich nur Bahnhof, ehrlich gesagt. Zuerst taucht Rosalind bei unserer Detektei auf und verabredet sich mit dir. Dann tauchen ihre Eltern bei uns auf und fragen dich, ob du Rosalind in der letzten Zeit gesehen hast. Drittens erhältst du einen Brief, dass Rosalind entführt wurde. Und jetzt hast du einen Brief von Rosalind erhalten, in dem sie schreibt, dass sie sich mit dir treffen und dir alles erklären will!“, sagt er. „Auch mich verwirrt es sehr“, gesteht Draco. Er steht auf, geht zum Fenster und schaut mit verschränkten Armen raus. Sydney beobachtet ihn, wagt es aber nicht, ihn in seinen Gedanken zu unterbrechen. Schließlich dreht Draco sich um. Seinem besten Freund verkündet er: „Ich gehe morgen zum vereinbarten Treffpunkt zur vereinbarten Uhrzeit, weil ich unbedingt wissen will, was hier läuft. Wenn wirklich Rosalind auftaucht, werde ich ihr ein paar Fragen stellen, die nur die echte Rosalind beantworten kann, um ganz sicher zu sein, dass sie es ist. Wenn es ihr Entführer ist, der mich mit einem fiesen Trick dazu bewegen will, jetzt schon aufzugeben, werde ich ihn zwingen, mir zu verraten, wo er Rosalind gefangen hält. Als Zauberer kenne ich einige Zaubersprüche, mit denen ich eine Zunge lockern kann.“ Er wirkt fest entschlossen und zückt (während er von Rosalinds Entführer spricht) seinen Zauberstab.



Tag 1
So steht Draco am nächsten Tag um zehn Uhr vormittags in Coe Fen, wie ein weiterer Park in Cambridge heißt. Während er wartet, schaut er abwechselnd in beide Richtungen. Er weiß ja nicht, aus welcher Richtung Rosalind kommen wird. Falls sie es ist, die ihm gestern geschrieben hat. Als Draco auf seine Armbanduhr schaut (welche er von seinen Eltern zu seinem 17. Geburtstag bekommen hat), stellt er überrascht fest, dass bereits eine Viertelstunde vergangen ist. „Rosalind war während unserer Schulzeit peinlich darauf bedacht, zu jeder Unterrichtsstunde pünktlich vor dem Klassenzimmer zu stehen. Hat sie sich seit der Schlacht von Hogwarts und Voldemorts Tod so geändert, dass sie unpünktlich ist?“, wundert er sich, vergräbt die Hand zurück in die Jackentasche und späht wieder den Weg entlang, auf der Suche nach Rosalind.

Hinter ihm huscht jemand von Baum zu Baum. Wer auch immer es ist, achtet genau darauf, nicht gesehen zu werden. Draco ist auf den Weg fixiert. Warum sollte er darauf achten, was hinter seinem Rücken passiert? Wer auch immer sich hier mit ihm treffen will, wird doch den Weg entlangkommen. Die unbekannte Person steht nun hinter Draco. Sie holt einen Gegenstand hervor und zielt damit auf den jungen Malfoy. Dieser Gegenstand sieht aus wie…

Ein Schuss ertönt plötzlich. Die Besucher in Dracos Nähe kreischen erschrocken und versuchen, sich so schnell wie möglich in Sicherheit zu begeben. Draco spürt einen stechenden Schmerz im Rücken. Er fällt vornüber. Sein Blick verschwimmt. Er scheint wie in Watte gepackt zu sein. Jemand fängt ihn auf. Leute rufen laut durcheinander. Ihre Stimmen scheinen von weit her zu kommen. „Ein Krankenwagen, schnell!“, brüllt ein Mann. „DRACO!“, ertönt eine andere männliche Stimme, die entsetzt und verzweifelt klingt. Ist das Sydney? Um Draco wird alles schwarz. Die Geräusche um ihn herum verstummen, als habe jemand ein Radio ausgemacht.


[Ist das das Ende?]


***


Sobald ich Lust habe, diesen Oneshot zu vertiefen, werde ich ihn in eine längere Geschichte umwandeln, wo ich auf mehrere Sachen eingehen werde, z.B. den Grund, warum Draco und Rosalind sich nach ihrem UTZ nicht gesehen haben, obwohl beide im Cambridge leben und sicher mehrere Gelegenheiten haben, sich über den Weg zu laufen.
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