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A Dragon's Dream

von Aristea
Kurzbeschreibung
GeschichteFreundschaft, Übernatürlich / P16 / MaleSlash
16.07.2021
07.08.2023
23
87.721
9
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12.04.2022 4.266
 
When your dreams all fail
And the ones we hail
Are the worst of all
And the blood's run stale


Imagine Dragons - Demons





Kapitel 18 - The ones we hail are the worst of all


Er hielt seine Augen von George fern. Die eine Sekunde in der er ihn angesehen hatte, war genug gewesen.
Sein Freund war gesund. Dream konnte keine Verletzung sehen oder riechen, kein Fieber, keine Schwäche. Wie auch immer hatte er das Feuer in der Stadt überstanden. Nur das zählte. Eine Last fiel von ihm ab. George war gesund.
Doch er hatte auch alles andere sehen können. In seinen Augen. Da war soviel gewesen. Die Erleichterung ihn zu sehen, Sorge über Vierkrallenspur die sein Gesicht entstellte und dann... der Vorwurf über das was passiert war.

Aber Dream konnte nicht leugnen, wie angenehm es war seine Stimme zu hören. Ein Klang der für ihn Heimat bedeutete, Frieden und Sicherheit. Es waren nur ein paar Tage vergangen, doch es kam ihm soviel länger vor. Wenn man ansonsten beinahe jede freie Minute miteinander verbrachte, dann war es schwer voneinander getrennt zu sein. Georges Stimme beruhigte ihn. Ließ ihn beinahe die Schmerzen vergessen.

Ein Anflug von Übelkeit überkam ihn und er wande sich grollend von den drei anderen Männern ab. Techno sah ihm hinterher, George auch, Philza seufzte nur und schüttelte den Kopf.
Seine Klauen versanken im Schnee, als er über die Ebene neben dem Wolfsgehege her stapfte. In seinem Magen brodelte es. Seit er hier war, hatte er kaum etwas zu sich genommen. Technoblade hatte ihm Fleisch angeboten, der Mann hatte genug vorrätig für sein beachtlich großes Wolfsrudel. Doch nur der Gedanke ans Essen, brachte Dream dazu das Maul zu verziehen. Seit er in dieser Form war, hatte er stets unerträglichen Hunger gehabt. Nun war es anders und er wollte sich so weit wie möglich von allem Essbarem fernhalten.

Es war diese verdammte Wunde in seinem Gesicht. Sehen konnte er sie nur als schwarzen Fleck im unteren Sichtbereich seines rechten Auges. Ein grauenvolles Brennen, was sich durch seine Wange zog. Die infizierte Klauenspur sabberte dickflüssiges schwarzes Zeug hervor, was er sich regelmäßig im Schnee abwischte. Innerlich wollte er BadBoyHalo verfluchen für diese Verletzung, aber er erinnerte sich an das traurige Gesicht des Dämons, unmittelbar nach seiner Attacke.
Bad hatte ihm nicht wehtun wollen.
Dream hatte Skeppy nicht wehtun wollen, es war ein unglücklicher Zufall gewesen. Wieso waren sie in der Stadt, gerade als er seine Gerechtigkeit ausübte?
Unfälle passierten...

Neben ihm, hinter dem Zaun aus dunklem Holz, begleiteten ihn zwei Wölfe. Aus irgendeinem Grund mochten sie seine Anwesenheit. Dabei sollte es ihn nicht überraschen. Tiere waren ihm schon immer wohlgesonnen. Ein Geben und Nehmen, wie er fand. Er mochte Tiere, sie spürten das und mochten ihn ebenfalls.
Er konnte sie reden hören. Untereinander flüstern, lachen manchmal. Sein neuartiger animalistischer Verstand übersetzte ihm das ansonsten sinnlos klingende Bellen und Grummeln in klare Worte.
°Vielleicht sollten wir es ablecken.°
°Das wäre sicherlich das Beste.°
°Aber wir kommen nicht dran.°
°Dream, zeig uns die Wunde!°
°Siehst du das schwarze Blut? Sieht ungesund aus. Was wenn wir uns selbst vergiften?°
°Aber er hat Schmerzen. Er ist ein Teil des Rudels.°
°Ein Teil des Rudels.°
°Ein Teil des Rudels.°


Sie sagten es wie ein Gebet, Dream sah zu den Tieren herab. Zwei große weiße Wölfe, die ihn aus gelben Augen ansahen.
°Ein Teil des Rudels?°, fragte einer von ihnen, als sich ihre Blicke trafen.

°Ich bin kein Teil eures Rudels.°, antwortete er und wusste, dass seine Sprache in menschlichen Ohren nur Grollen und Knurren wäre. Doch die Wölfe verstanden es.
°Ich bin ein Mensch.°, hängte er an und wusste nicht weshalb er den Drang verspürte das zu sagen. Kurz sah er über die Schulter zurück zu George.

Die Wölfe schauten sich gegenseitig an.
°Vielleicht ist er noch ein Welpe und weiß es nicht.°
°Er sieht nicht wie einer aus.°
°Vielleicht wächst er noch?°


Gespräch hin oder her, Wölfe waren und blieben Tiere. Und ihr Verstand überstieg nicht den eines normalen Hundes. Mit ihnen zu sprechen lohnte sich nicht. Dann eher mit Philzas Krähen. Diese Vögel waren erstaunlich intelligent. Er hatte zugehört, wie sie Philza durch kluge Kommentare und Verbesserungsvorschläge beim Bau seines Hauses halfen. Eine hatte George gefunden und es ausgerichtet, wo nicht mal er in der Lage gewesen war ihn zu sehen oder zu riechen. Allerdings verfälschte die triefende Krallenspur auf seiner Wange auch seinen Geruchsinn.

Dream blieb stehen und ignorierte das leise Murmeln der Wölfe neben sich. Stattdessen hielt er seinen Kopf zurückgebogen, sah aus der Ferne zu George, der noch immer am gleichen Fleck wie eben stand. Von Technoblade war nichts mehr zu sehen, Philza stand noch dort. Die beiden unterhielten sich. Er konnte nicht hören worüber sie sprachen.


---


Er betrachtete Dream, wie er über den Schnee davonlief. Seine Pfoten hinterließen tiefe Abdrücke, er zog eine Schleifspur seines Schweifes hinter sich her.
Das war nicht unbedingt, wie er sich ihr Widersehen erhofft hatte. Doch andererseits wusste er nicht, was er erwarten sollte. Dream konnte ihn nicht wie sonst umarmen und ihm lachend die Haare zerwühlen, so wie er es sonst oft tat, wenn sie sich begegneten. Er konnte ihn nicht mit einem Witz oder einer schmutzigen Bemerkung begrüßen. Er konnte ihm nicht einmal in die Augen sehen.

George war nicht den ganzen Weg bis hierher gekommen um sich abweisen zu lassen. Doch bevor er dazu kam Dream hinterherzulaufen, fragte Philza ihn:
"Hast du eine Lösung gefunden?"
Der andere machte eine kurze Pause und hängte dann an:
"In dem Buch."
Sein Blick richtete sich wieder auf den geflügelten Mann, der zwei Schritte entfernt neben ihm stand.
"Hast du das Buch nicht selbst gelesen?", stellte er eine Gegenfrage.
"Solltest du nicht wissen, ob da eine Antwort drinsteht?"

"Nun, meine Interessen wichen von deinen ab als ich dieses Buch studiert habe. Möglicherweise habe ich zwischen den Zeilen auf andere Dinge geachtet, als du."
Philzas Augen zuckten kurz zu Technoblade, der merkte, dass er überflüssig war und mit dem Enderkristall den er noch immer auf den Armen trug wieder die Treppe seines Hauses hochstieg. Dabei pfiff er eine Melodie und wippte mit dem Kopf. George sah dem pinkhaarigen Mann nach, bis dieser die Tür hinter sich zuzog. Dann richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf Philza.
"Was sollte das alles?", fragte er direkt und sprach damit das Thema an, was er sich in Technoblades Gegenwart nicht getraut hätte zu erwähnen.
"Wieso habt ihr die Stadt zerlegt? Das mit den Withern, das warst du. Du hast das Achievement gekriegt."

"Soll das ein Vorwurf sein?"
Phil hob eine Braue, die schwarzen Flügel auf seinem Rücken zuckten.
"Ich wurde unschuldig eingesperrt, mein Haus wurde durchsucht, meine Sachen kaputtgemacht, mein Leitstein Kompass gestohlen. Dein Haus wurde verbrannt, ohne jeden Grund. Was ist dein Problem?"
Unbekümmert streichelte Phil eine der Krähen auf seiner Schulter, bevor er in die Richtung nickte in die Dream gelaufen war.
"Dir ist klar, dass er es für dich getan hat, oder? Zugegeben, ich wäre anders vorgegangen. Ich töte keine Leute, nur weil sie mir im Weg sind. Aber es war eine Lektion, die erteilt werden musste."

"Du findest das in Ordnung?"
George blinzelte verständnislos.
"Eine Stadt, in den Boden gestampft bis zum Bedrock! Hast du den Krater gesehen Phil? Hast du gesehen was davon übrig ist?"
"Ich finde es nicht in Ordnung!", zischte Philza, etwas schärfer als von ihm gewohnt. Auf seiner Schulter beugte sich die Krähe vor und rieb ihren Kopf sanft an seiner Wange. Phils Stimme wurde wieder ruhiger als er fortfuhr:
"Es gibt Dinge die notwendig sind, George. Wie gesagt, ich wäre es anders angegangen, aber die Botschaft wäre die Gleiche gewesen."

Damit drehte er ihm den Rücken zu, sodass George auf seine großen schwarzen Flügel schauen konnte. Die gebrochene Schwinge hing kraftlos herab, Federn schleiften durch den Schnee.
"Sieh es ein George, diese Welt ist grausam. Du hast einen Drachen, der dich liebt. Mach etwas daraus. Versuch nicht ihn von etwas zu heilen, was keine Krankheit ist. Er lebt. Sei dankbar für das was du hast, nicht für das was vergangen ist."

"Wäre Techno in dieser Situation, dann würde ich mich freuen, dass er noch immer bei mir ist, egal wie er aussieht."

Vielleicht waren andere Personen toleranter als er. George erinnerte sich an Bad, der Dream unmittelbar nach seiner Verwandlung gestreichelt und akzeptiert hatte so wie er war. Wieso fiel es ihm so schwer?
Er konnte mit einem Drachen nicht die Freundschaft haben, die er zurückwollte. Er konnte einen Drachen nicht lieben, wie er Dream geliebt hatte.
Reglos blieb er im Schnee stehen und sah Philza hinterher, der gemächlich zurück zu seiner Baustelle ging. Sein Krähenschwarm auf dem Gerüst begrüßte ihn freudig, Phil zückte einen Hammer, hob eine Planke vom Boden auf und begann sie mit dem bereits vorhandenen Teil der Hauswand zu vernageln.


Ein heißer Atemstoß durchwühlte ihm die Haare, begleitet von einem Schnauben. Langsam sah er hoch, erblickte die grünen Augen im Gesicht eines Drachens. Seines Drachens. Ihn so zu bezeichnen fühlte sich an als würde er ihn besitzen, wie einen Hund oder ein Pferd. Aber er kam nicht drumherum zu bemerken, dass andere ihn so nannten.
"Hey Dream.", sagte er, da er nicht wusste, was er sonst sagen sollte. Die Augen blinzelten, George musterte den Rest seines Körpers.
Achtzehn Meter waren verflucht groß. Wie hatte Dream sich so lautlos nähern können? Womöglich hatte der Schnee seine Schritte gedämpft. Andererseits waren Raubtiere dafür bekannt sich leise zu bewegen.

Abgesehen von der Klauenspur sah er unverletzt aus. Seine Schuppen strahlten in einem reinen Grün, Gelb für ihn. Bei dem Gedanken verzog er das Gesicht zu einem leichten Lächeln. Für andere sah Dream vermutlich deutlich bedrohlicher aus, aber er könnte nie vor einem quietschgelben Drachen Angst haben. Doch er musste einräumen, dass die Farbe hübsch war. Es war kein grelles Gelb, sondern sanft, wie aus der Natur entnommen. Angenehm zum Anschauen.

Ein weiteres Schnauben machte ihn wieder auf Dreams Gesicht aufmerksam. Er hielt seinen Kopf an dem langen Hals nach unten gebeugt, sodass sie auf einer Höhe waren. Seine verletzte Wange lag genau in Georges Sichtfeld. Unbewusst streckte er eine Hand danach aus, zog sie aber wieder zurück, bevor er ihn berührte. Die Wunde sah grauenvoll aus. Vier Schnitte nebeneinander. Das Innere davon dunkelrot und offen, die Ränder ausgefranst blutig. Schwarze schmierige Flüssigkeit sickerte heraus, an Dreams Kinn herab und tropfte dort in den Schnee. Es sah nicht unbedingt nach Blut aus, die Farbe war zu dunkel.

Wortlos bückte sich George und klaubte eine Handvoll Schnee am Boden zusammen. Die Kälte stach ihm durch die Finger. Er ignorierte es, richtete sich wieder auf und brachte den Schnee an die unteren Wundränder, wo er begann das schwarze Zeug abzureiben.
"Du siehst beschissen aus.", bemerkte er und bekam dafür ein erheiterndes Glucksen von Seiten des Drachens.
Er warf den schmutzigen Schnee weg, sammelte neuen vom Boden und fuhr fort.
"Ich habe ein paar Heilkräuter auf dem Weg hierher gesehen. Wenn wir zurückgehen mache ich dir einen Verband."
Falls sie zurückgingen. Die Hälfte des Servers plante Dream zu fangen und ihn in ein Gefängnis zu sperren.

Das schwarze Blut war weg. Es würde wieder nachkommen, aber für den Moment war Dreams Gesicht soweit sauber. George ließ den Schnee aus seiner Hand fallen und rieb sich die Finger, um sie aufzuwärmen. Vor ihm beugte Dream den Kopf weiter herab, grummelte etwas und trat einige Male mit den Vorderbeinen auf. Die Bewegung war täuschend ähnlich zu der die ein Pferd machte, wenn es sich Aufmerksamkeit erhoffte.
"So anhänglich heute?"
Dreams blonde Mähne lud förmlich dazu ein die Finger darin zu vergraben. Doch es war George unangenehm ihn auf diese Weise zu berühren. Wäre er ein Mensch dann...
Er schüttelte den Gedanken ab. Das war sein Problem mit der ganzen Situation. Er sollte aufhören seinen Freund wie ein Mensch zu behandeln. Dream war kein Mensch mehr. Vielleicht würde er nie wieder einer sein. George wollte nicht darüber nachdenken.

Zögerlich streckte er eine Hand aus und ließ sie in die Mähne vor seinem Gesicht gleiten. Die Haare waren so warm. Angenehm und wieder war er erstaunt, wie weich sie sich anfühlten. Nicht nach einem großen Tier.
Dream brummte etwas und George unterdrückte den Impuls die Hand wegzunehmen.
"Ist das okay für dich?"
Als Antwort sah er zu, wie der Drache die Augen nach oben zu ihm verdrehte, ihn einen Moment anschaute und dann die Lider zufallen ließ. Er gab ein kaum hörbares Grummeln vor sich, was sich im Klang änderte, aussetzte und wieder erklang. Erst nach ein paar Sekunden begriff George, dass er ein Lied summte.

Das wiederrum war völlig unnatürlich für ein Tier und erinnerte ihn an die Wahrheit. George nahm seine Hand weg, woraufhin Dream die Augen öffnete und fragend hochsah.
"Ich habe nichts vergessen Dream."
Ein verständnisloser Blick war die Reaktion darauf.
"Was du in der Stadt getan hast."

Sofort änderte sich Dreams Ausdruck von sanft fragend, zu etwas anderem, was George nicht mochte. Seine Pupillen wurden merklich schmaler und weniger freundlich, die Muskeln rund um das Auge spannten sich an. Dream trat einen Schritt zurück und richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Nicht mehr auf einer Höhe, musste George weit hochschauen um ihn sehen zu können.

Der Drache konnte nichts sagen, aber er starrte von oben herab in mit einem Blick der keinen Widerspruch seiner Taten duldete. Was George klar machte, dass Dream nicht einen Hauch von Reue empfand für das was er getan hatte.
"Du hast Skeppy getötet. Und mir eine verdammte Rauchvergiftung beschert. Du hättest auch Sapnap getötet."

Schweigen. George hasste die einseitigen Gespräche und seine Versuche in den Augen seines Freundes dessen Antwort zu verstehen. Aber anhand des Blickes und Dreams aufrechte Haltung, die keinerlei Schuldgefühle zu sehen gab wusste er, dass der andere nicht bedauerte was passiert war. Er hatte einen kurzen Anflug von Sorge erkennen können, aber keine Einsicht. Dream bedauerte ihm Schmerzen zugefügt zu haben. Er bedauerte womöglich auch Skeppys Tod. Aber nicht wie er allgemein mit dem Server verfahren war. Eine Stadt ausgelöscht, Leben beendet, nur weil ein Halbwüchsiger sich wie ein Idiot verhalten hatte. Das war kein Grund.

"Ich habe es für dich getan."

Der Traum, der George nach dem Feuer heimgesucht hatte. Es war die Wahrheit und zum ersten Mal fragte er sich, ob Dream etwas damit zu tun hatte. Ob sein Freund ihn im Schlaf besucht hatte, um sich zu erklären.

Ein leichter Windhauch streifte ihn, als Dream sich von ihm abwande. Die Spitze eines seiner Flügel streifte George federleicht am Arm, dann sah er zu, wie der Drache Richtung Wald lief. Weg von ihm, weg von dem Wolfsgehege und den zwei Häusern im Schnee.
Dieses Verhalten ging George auf die Nerven. Ständig verließ Dream ihn. Ohne Worte, ohne sich zu erklären. Nie verabschiedete er sich, ließ ihn einfach zurück. Allein. Er konnte nicht sprechen, aber es schmerzte dennoch so behandelt zu werden. Er hatte genug davon. Er wollte eine verdammte Reaktion haben.

"Ich habe DreamXD geküsst.", sagte George ohne sich weitere Gedanken darüber zu machen. Es drückte ihm schwer auf die Schultern. Er fühlte sich schuldig und noch schlechter es vor Dream geheim zu halten. Aber es war das richtige Thema um ihn zu provozieren. Und er war dem anderen nichts schuldig. Sie waren nicht zusammen, es nie gewesen. Es ging Dream nichts an wen er küsste. Und dennoch, es ihm zu verheimlichen fühlte sich an als würde er ihn betrügen.

Vor ihm blieb Dream im Schnee stehen, als hätte ihn ein Schlag getroffen. Zuerst rührte er sich gar nicht, als müsste er die Information erst verarbeiten. Dann bog er langsam den Kopf zurück und bleckte knurrend die Zähne. Eindeutig eine Missbilligung der vorherigen Aussage. Er wande sich um, Flügel und Schweif schleiften über den Schnee, als er die paar Schritte die er bereits gelaufen war zurück ging. George starrte auf seine breite weißgeschuppte Brust und mied den Blick der stechend grünen Augen, die auf ihn gerichtet waren. Stattdessen schaute zum Waldrand auf die zugeschneiten Fichten und Kiefern.
"Es war ein Moment... und ich hab ihn gebraucht."
Wieso fühlte sich das an, als würde er sich rechtfertigen?
Dream blinzelte, er sah es nur aus den Augenwinkeln. Dass er sich überhaupt nicht rührte, war schlimmer als wenn er brüllen oder in Gelächter ausbrechen würde.

"Es tut mir Leid."
George wusste nicht warum er das sagte. Warum er den Drang verspürte sich zu entschuldigen. Es war nicht so, dass er es bereute. DreamXD war jemand, der sich um ihn sorgte. Er war ein Gott, er verstand viele Dinge nicht. Aber er versuchte es. Er wollte besser sein. Und er war besser als zuvor. Er lernte, er gab sich Mühe. Nach dem Feuer in L'Manberg, hatte George in Dreams Armen aufwachen wollen. Er hätte derjenige sein sollen, der ihn gesund pflegte. Der ihn über alles andere stellte, so wie sie es immer gegenseitig taten.

Aber es war XD gewesen. Und George hatte den Gott geliebt in diesem Moment. Vielleicht tat er es noch immer. Dieser eine Teil von Dream, der so war, wie zu Beginn des Servers. Fürsorglich, für ihn da, wenn er ihn brauchte.

Ein Anflug von Trotz durchströmte ihn, als Dream die Schnauze vorschob und das Maul in einer Drohgeste öffnete. Er spürte, dass der Drache zubeißen wollte, wie um ihn zu bestrafen. Für etwas was ihn nichts angehen sollte.
George zog die Stirn in Falten und starrte zuerst die zwei Reihen Zähne vor ihm an, dann die Augen in dem dazugehörigen Gesicht.
"Nein, weißt du was?", begann er und verschränkte die Arme in einer Abwehrhaltung.
"Es tut mir nicht Leid."

Der Drache vor ihm knurrte lauter, der grüne Blick brannte förmlich. Dream war wütend, das sah er ihm an. Krallen gruben sich in den Schnee, er schnaubte heiße Luft aus der Nase. George trat einen Schritt zurück, um Abstand zu bekommen.
"Hör auf mich anzuknurren!"
Er tippte ihm auf die Schnauze.
"Du warst unmöglich in letzter Zeit. Ich habe es hingenommen, weil du dich verändert hast. Ich dachte es liegt daran. Mangelnde Kontrolle, neue Instinkte und Eindrücke, aber weißt du was?"
Er nahm die Hand zurück, seine Stimme wurde lauter.
"Ich kauf dir das nicht länger ab! BadBoyHalo ist ein Dämon! Hast du ihn schonmal anderen Leuten die Gliedmaßen abreißen und danach ihr Blut trinken sehen? Weil es das ist, was Dämonen eigentlich tun? Hast du Ranboo schonmal gesehen, wie er Menschen die ihn anschauen totprügelt, weil Enderman es tun? Hast du Awesamdude schonmal erlebt, wie er explodiert nur weil er sauer ist?"

Während er sich hineinsteigerte, erstarb das Grollen ihm gegenüber aus Dreams Kehle. Das Raubtiermaul schloss sich. George ignorierte es.
"Nein, auch wenn man so ist, kann man sich beherrschen. Die anderen können es und ich soll dir glauben, dass du es nicht kannst? Es ist neu für dich, aber es gibt Grenzen die man nicht überschreiten darf. Du wolltest Bad umbringen! Sapnap! Mich!  Du hast eine Stadt in einen Krater bis zum Bedrock verwandelt! Ist dir das völlig egal?!"

Ihm ging die Puste aus und er nahm sich ein paar Sekunden zum Atmen. Ein und aus. Die kalte Luft brannte in seinem Hals. Er fror, zitterte.
"Weißt du, warum ich XD geküsst habe?", murmelte er leise. Dream gab keine Antwort. Er stand nur vor ihm, ohne ein Geräusch von sich zu geben. Den Kopf erhoben und seinen Blick auf ihn gerichtet.
"Weil er du ist. Zumindest du wie du früher einmal warst..."
Das war es. Und das war nichts, was er bereute.

Er wusste, dass Dream für sein momentanes Aussehen nichts konnte. Aber er war verantwortlich für sein Handeln.
"Du hast nicht einmal versucht damit klarzukommen. Es ist nicht so, dass du dich nicht beherrschen konntest, du WOLLTEST es nicht."
Vielleicht hätte er es ahnen müssen. Dass Dream dieser plötzliche Anstieg an Macht gefallen würde. Dass er Freude daran hatte.
Ein schmerzlicher Gedanke stach ihm ins Herz, als ihm etwas klar wurde. Die letzten Tage, die Stunden verbracht in staubigen Büchern, in denen er versucht hatte eine Möglichkeit zu finden Dream zurückzuverwandeln.
"Du willst überhaupt keine Lösung finden, nicht wahr?"
Er schwieg, ließ die Worte sickern, bei sich selbst und Dream, der ihn nur weiterhin ansah.

"Dir gefällt es ein Drache zu sein. Oder dir gefallen zumindest die Stärke und die Möglichkeiten, die dir dieser Körper bietet. Du willst nicht wieder ein kleiner schwacher Mensch sein, wenn du weißt wie sich das Gegenteil anfühlt."
Kleiner schwacher Mensch war die falsche Bezeichnung für Dream, aber zutreffend, wenn man es mit seiner jetzigen Form verglich. Als Mensch war Dream eine lebende Legende. Intelligent, schnell und tödlich. Jetzt war er all dies, zusammen mit unermesslicher Kraft und Ausdauer. Unverwundbar, bis auf wenige Ausnahmen. In der Lage ein Land in den Boden zu brennen, innerhalb von ein paar Minuten.

So wie George ihn kannte, würde Dream diesen Zustand nicht wieder aufgeben. Nicht freiwillig, nicht weil es das Richtige war. Nicht mal für ihn...

Über ihm grollte es unüberhörbar, aber er sah Dream nicht an, sondern schwang sich herum und ließ ihn stehen. Der andere sollte fühlen wie es war, wenn man zurückgelassen wurde. Hinter sich hörte er Klauen im Schnee scharren.
George würde nicht hierbleiben. Er würde sich ein wenig ausruhen und sich dann auf den Heimweg machen. Wo er zusammen mit Sapnap und den anderen überlegen könnte, wie sie Dream fangen sollten. Der Gedanke brachte ihn zum Schlucken und er sah zurück zu dem Drachen, der am gleichen Fleck stand wie zuvor und ihm nachschaute. Goldene Augen, die ihm in die Seele blicken konnten. George sanken die Schultern herab, bei dem Ausdruck mit dem Dream ihn betrachtete.
Unfähig sich zu erklären.
Unfähig etwas zu sagen.
Diese wunderschöne Bestie im Schnee. Allein sein Anblick brachte ihm die Zweifel. Wie sollte er dabei helfen diese prachtvolle Kreatur einzufangen und wegzuschließen? In einen dunklen Raum, einsam und allein. Würde Dream ihn so ansehen, wenn er merkte, dass er hintergangen worden war? Genauso wie er es jetzt tat.

Er blieb stehen, als der Drache sich in Bewegung setzte und auf ihn zuging. In Erwartung, dass Dream irgendetwas tun würde, sah er an ihm hoch, doch der andere stapfte durch den Schnee vorbei, ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen. Flocken setzten sich in seiner Mähne ab. Eine leichte Windböe verwirbelte die blonden Haare. Fröstelnd blies George sich in die Hände, als der kalte Wind auch ihn streifte. Sein Atem bildete helle Wölkchen. Weiße Flocken wehten durch die eisige Luft. Es schneite.

Dream lief zielstrebig auf die beiden Häuser von Technoblade und Philza zu. Letzterer sah ihn von seiner Baustelle aus kommen und blickte kurz herüber, bevor er damit fortfuhr Bretter zu vernageln. Die Krähen auf Philzas Baugerüst krächzten.
Neben dem Pferdestall von Technoblades Haus, führte ein schmaler Gang in eine Art Vorkeller, zumindest sah es für George danach aus, als er ein paar Schritte hinter Dream her ging und anschließend wieder stehen blieb und abwartete.
Vor ihm schob der Drache den Kopf in den Durchgang und den Raum dahinter, er passte kaum hinein, seine abstehende Mähne drückte sich zusammen. Ein leises metallisches Klirren erklang, dann zog Dream den Kopf zurück und schwenkte herum. Mit einer Vorsicht, die von so einer großen Kreatur nicht zu erwarten wäre, stellte er etwas vor George im Schnee ab.

Es war ein Eimer, gefüllt mit sauberem Wasser und etwas Kies am Grund. Darin schwamm ein einzelner kleiner Fisch und drehte zufrieden Kreise.
George brauchte ein paar Sekunden, um zu erkennen um was es sich handelte.

Der kleine braune Kabeljau, der aus seinem Teich Zuhause verschwunden und unauffindbar gewesen war.
"Mein Fisch.", erkannte er.
Das Tier erfreute sich bester Gesundheit, nicht eine Schuppe fehlte. All die Dinge die passiert waren, das Feuer in seinem Haus, die Zerstörung der Stadt. Wie um alles in der Welt hatte Dream es geschafft diesen Fisch unversehrt hierher zu bringen?

Eine Tür knarzte und George sah zum Haus. Schwere Schritte kamen die Treppe herab, Technoblade wedelte mit einer Hand vor seinem maskierten Gesicht, um die Schneeflocken loszuwerden und schaute kurz in den wolkenverhangenen Himmel als wäre er verärgert über das Wetter. Dann sah er zu ihnen, brauchte einen Moment und sagte:
"Ich hätte mir denken können, dass es etwas mit dir zu tun hat."
Er zeigte auf den Eimer.
"Quackity hat uns verfolgt, eine ganze Weile. Nun, du verstehst sicher, dass wir nicht sehr begeistert darüber waren und Dream hat das deutlich gemacht."
Ein Bild flackerte vor Georges innerem Auge. Quackity, zwei Tage nach der Zerstörung, am Rande des Kraters von L'Manberg. Der Arm des Schwarzhaarigen, voller Klauenwunden, obwohl Dream ihn seines Wissens nach nicht persönlich angegriffen hatte.

Der Drache hatte ihn erwischt nach dem Brand. Daher stammten die Verletzungen.

"Er hatte dieses Tier bei sich.", fuhr Technoblade fort. Erneut wischte er Flocken aus der Luft, bevor es ihm zuviel wurde und er in seinem Inventar zu wühlen begann. Er zog einen violett schimmernden Helm hervor und setzte ihn auf. Damit war er offenbar glücklicher, denn er wande sich pfeifend ab, Richtung Baustelle gegenüber seines Hauses.
"Phil, ich hab die Fenster für dich besorgt!"
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