A Dragon's Dream
von Aristea
Kurzbeschreibung
Beim Kampf gegen einen Enderdrachen wird Dream verflucht und verwandelt sich selbst in einen Drachen. George sucht nach einer Lösung. DreamNotFound? I guess?
GeschichteFreundschaft, Übernatürlich / P16 / MaleSlash
16.07.2021
07.08.2023
23
87.721
9
Alle Kapitel
25 Reviews
25 Reviews
Dieses Kapitel
2 Reviews
2 Reviews
27.03.2022
3.479
You did what you did to me
Now it's history, I see
Here's my comeback on the road again
Alphaville - Big in Japan
Kapitel 17 - Here's my comeback on the road again
Es tat gut wieder auf dem Weg zu sein. Die Manhunts, George hatte sowas vermisst. Einfach nur zu rennen und nicht zu wissen wo er ankommen würde. Bei Dream, soviel stand fest, aber die Umstände waren jedes Mal anders.
Das einzige was ihn störte, war das rudern. Als er die Grenze der Badlands erreicht hatte, erstreckte sich ein endloser Ozean vor ihm. Der Kompass zeigte stur geradeaus, rechts und links verlief das Ufer. Kein Weg führte daran vorbei.
Er schaute zurück. Auf das Land, was er hinter sich ließ, bevor er sein Holzboot aufs Wasser setzte und hineinkletterte. Die Wellen schaukelten das kleine Schiffchen, er schob die Ruder ins Wasser und paddelte los.
Das Ufer wich von ihm. Geräusche wie Vogelzwitschern und das leise Rauschen von Wind über Graslandschaft, gerieten in den Hintergrund. Das Meer reflektierte die Strahlen der Sonne, die fast waagerecht über dem Horizont hing. George betrachtete das schwindende Licht. Für ihn war es eine Mischung aus Blau- Braun- und Gelbtönen. Er wusste, dass es rot und orange aussehen sollte. Dream hatte es ihm beschrieben, als sie einmal zusammen angeln gefangen waren. In genau so einem Boot, gemeinsam auf dem Meer, in der Hoffnung verborgene Schätze an den Harken zu bekommen. Damals hatte Dream sich einen Spaß daraus gemacht seinen eigenen Angelharken immer genau auf den von George zu werfen, sodass dann niemand unterscheiden konnte an welchem nun ein Fisch anbiss.
"Hör auf dein Ding auf meins zu tun!"
Kichern als Antwort und:
"Ich mag es."
Die anstößigen Kommentare zwischen ihnen, waren Alltag geworden. Sie hatten irgendwann damit begonnen und es nie wieder aufgegeben. George erinnerte sich, dass Tommy Dream als seinen "Boyfriend" bezeichnet hatte. Eine Bezeichnung auf die er nicht einmal eingegangen war. Genauso wenig wie auf Sapnaps Bemerkung einer Dreiecksbeziehung. Das waren keine fremden Begriffe für ihn.
Der einzige Unterschied war, dass sie es gewöhnlich als Show taten, wenn andere in der Nähe waren. Mehr oder weniger für die allgemeine Belustigung. Um ihren Freunden ein Thema zum tratschen zu geben.
Doch Dream hatte damit begonnen es privat zu tun.
"Komm schon George, sag, dass du mich liebst."
"Vergiss es."
"Du musst es nicht mal so meinen, sag es einfach."
Er hatte es damals nicht gesagt und auch danach nicht. Für ihn waren es Worte, die er nicht leichtfertig benutzte. Es war nicht so, dass er Dream nicht liebte, das tat er. Nur nicht so wie alle dachten. Oder es war das was er glaubte. Das was er sich einredete, wenn er ihn beobachtete und sich wünschte sein Freund würde die Maske für ihn abnehmen.
Was Dream anging, er kannte den anderen besser als sich selbst. Dream war jemand, der andere zum Lachen bringen wollte. Die Hälfte aller Dinge die er tat geschahen aus Spaß.
So war es früher gewesen. Deshalb hatten sie diese Welt erschaffen. Aus Spaß. Um zu leben. Einmal richtig zu leben. Nicht in den Manhunts, nicht in den Katastrophen, die sie sonst versuchten zu bezwingen. Einfach nur um zu leben.
Wie hatte das alles so schief laufen können?
Die Dunkelheit schloss ihn auf dem Meer ein, als die Sonne hinter dem Wasser versank. Ein Schatten senkte sich über die Welt. Sterne erschienen nach und nach am Himmel.
Andere hätten Angst bekommen. Allein auf dem Wasser in der Nacht. Nicht er. Im Gegenteil, er genoss die Luft, die salzig nach dem Ozean roch und ruderte gemächlich weiter. Nächte waren nicht ungefährlich, aber hier umgeben von Wasser, konnte ihn kaum etwas anfallen. Creeper, Zombies, das waren Kreaturen des Festlandes. Im Ozean gab es nicht viel, abgesehen von den Ertrunkenen die manchmal erstaunlich treffsicher mit ihren Dreizacken waren. Doch er sah keine von denen im dunklen Wasser. Nur ein paar Delfine, die sein Boot verfolgten und Seegrasbüschel vor sich her schubsten. Die Tiere sprangen aus dem Wasser, keckerten und tauchten wieder ab. George sah ihre undeutlichen Umrisse unter der Oberfläche. Ihre Augen, die zu ihm hochsahen, wenn sie die Köpfe heranschoben. Sie begleiteten ihn eine Weile, dann verschwanden sie in der Dunkelheit.
Er lächelte. Wäre Dream bei ihm, dann würden die Tiere nicht von seiner Seite weichen. Warum auch immer, Delfine liebten Dream. Tiere allgemein, selbst die Monster manchmal. George würde nie vergessen, wie ein Ghast bei einem der Manhunts Dream auf sich reiten ließ, damit er entkommen konnte.
Unter sich hörte er das Gurgeln eines Ertrunkenen. Er beeilte sich weiterzupaddeln und behielt den Kompass im Auge, der ihn über das offene Meer führte.
Während er sich monoton über das Wasser bewegte und in eine gleichmäßige Rudertrance verfiel, überlegte er, was er Dream sagen sollte, wenn er ihn fand. Erstmals wurde ihm klar, wie sinnlos es war ihn aufzusuchen. Als ob der Drache ihm gehorchen würde. Wenn Dream ihn sehen wollte, wäre er nach dem Feuer in L'Manberg zu ihm gekommen. Aber nein, er war verschwunden. Und an seiner statt, war XD bei ihm gewesen. Der Gedanke an den Gott brachte ihn zum schlucken und er sah in das dunkle Wasser, als erwartete er XD daraus aufsteigen zu sehen. Was durchaus passieren könnte. Er wusste nicht, was das zwischen ihm und dem Gott war. Sapnap hatte es eine "Dreiecksbeziehung" genannt. Ihm kam es eher so vor, als würde er Dream durch sein übernatürliches Spiegelbild ersetzten. Was er nicht wollte. Sie waren sich ähnlich, aber sie könnten niemals gleich sein. Müde sah er ins Wasser.
Das langweilige Paddeln und die salzhaltige Luft wiegten ihn beinahe in den Schlaf. Der Mond warf bleiches Licht über das Meer, was sich auf der Oberfläche spiegelte.
Es kam nicht oft vor, dass er allein unterwegs war. Wenn Dream nicht bei ihm war, dann Sapnap. Aber der andere war nicht mitgekommen. Aus gutem Grund, George hatte ihn auch nicht dazu eingeladen. Wenn Sapnap auf Dream treffen würde, gäbe es eine Katastrophe. Sapnap fühlte sich betrogen, zu Recht. Und Dream... was er fühlte konnte George nicht sagen. Seit er ein Drache war, ergab nichts von dem was der andere tat mehr einen Sinn. Nicht, dass es vorher so gewesen wäre... Beim Nachdenken darüber kam er zu dem Schluss, dass Dream, auch als Mensch die Sache mit dem Brand seines Hobbithauses, nicht auf die leichte Schulter genommen hätte. Sapnaps Worte echoten durch seinen Geist:
"Er war skrupellos in letzter Zeit."
Die Zerstörung von L'Manberg... Dream hätte es getan, Drache hin oder her. Auch als Mensch hätte er nicht anders gehandelt. Nicht so, wie er momentan war. Dieser Ort machte ihn wahnsinnig. Der Server, die Leute hier, diese ständigen Konflikte. Es fraß ihn auf wie eine Krankheit.
War es wirklich so schlecht sich die frühere Zeit zurückzuwünschen? Das Einzige was George wollte war seinen Freund wiederzuhaben.
---
Ihm taten die Arme weh, als er im Morgengrauen die ersten Ausläufe eines Ufers am Horizont erblickte. Das Meer war größer gewesen als erwartet. Er hatte es zuvor nie überquert. Das Land was sich vor ihm auftat bestand aus einem langen Sandstrand und einer verschneiten Ebene dahinter. Schon zuvor war ihm aufgefallen, dass die Temperatur rapide abgenommen hatte, je weiter er Richtung Osten fuhr. Große Tundrabäume ragten weiter im Landesinneren auf.
George erreichte die Küste und sprang aus dem Boot. Einen Moment wurden ihm die Knie weich vom langen Sitzen. Er ging ein paar Schritte im Kreis um wieder Gefühl in die Beine zu bekommen. Anschließend zog er sein Boot ans Ufer und betrachtete es einen Moment. Es mitzunehmen hätte kaum einen Sinn. DreamXD sagte etwas von Tundra. Ozeane lagen nie direkt hintereinander. Dass er noch einmal eine längere Strecke über Wasser zurücklegen musste, war mehr als unwahrscheinlich. Bei der Temperatur solle sämtliches Wasser gefroren sein. Flüsse und Seen konnte er zu Fuß überqueren.
Die Nadel seines Kompass zeigte über die Ebene. George warf einen letzten Blick zurück über den Ozean, dort wo er hergekommen war, dann begann er zu rennen. Den Weg hinein ins Land und auf den entfernten Wald zu. Er war froh wieder Boden unter den Füßen zu haben und seine Arme ausruhen zu können. Im Laufen war er besser. Er war der erste Jäger gewesen, der Erste der Dream durch die anderen Welten verfolgt hatte. Und zu seiner Freude hatten seine Beine nichts von ihrer Stärke verloren. Er verspürte keinerlei Anstrengung, als er über die schmalen Abgründe und Hügel sprang. Selbst mit der Rüstung die ihn zusätzlich belastete. In seiner Ausdauer machte niemand ihm etwas vor, auch wenn er vielleicht nicht der beste Kämpfer war.
Die Ebene war größer als sie vom Meer aus ausgesehen hatte. Er hatte keine Schwierigkeiten sie zu überqueren. Ein paar Schafe suchten unter dem Schnee nach Gras und sahen ihn an, als er an ihnen vorbei rannte. Mehrere kleine zugefrorene Bäche kreuzten seinen Weg zum Wald hin. Das Eis überquerte er vorsichtig, er war nicht darauf aus abzurutschen oder schlimmer noch einzubrechen.
Es war kalt, aber dadurch dass er in Bewegung blieb fror er nicht. Unter seinen Füßen wirbelte Schnee auf. Einmal erschrak er, als ein Schneehase vor ihm wegsprang, weil er offenbar dessen Bau zu nahe gekommen war.
Monster sah er nicht, es war noch Tag. Die Sonne stand über ihm, als er die Ausläufe des Tundrawaldes erreichte. Die Vegetation wurde deutlich dichter. Auf der Ebene hatte es kaum Pflanzen gegeben, doch am Waldrand wuchsen stachlige Beerenbüsche und kleine Farne zwischen den größeren Bäumen.
Der Kompass führte ihn hinein ins Unterholz. Sich hier fortzubewegen war schwieriger. Das viele kleine Gestrüpp machte es schwierig vernünftig zu rennen. Noch dazu blieb er mit der Hose ständig an den stachligen Büschen hängen. Einige weiße Füchse beobachteten ihn, wie er sich vorwärts kämpfte. Er schenkte den Tieren keine Beachtung.
Unter den Bäumen wurde es schneller dunkel. Nachdem er die letzte Nacht mit Paddeln auf dem Meer verbracht hatte, brauchte er ein paar Stunden Schlaf. George sah sich nach etwas um, was ihm als Unterschlupf dienen könnte, fand jedoch nichts. Nun gut, er würde auch ohne klar kommen.
Er trat an einen dicken Baum heran und kehrte mit den Schuhen ein wenig Schnee vom Boden. Anschließend begann er in seinem Inventar zu wühlen, fand ein Stück Netherrack und platzierte es auf der nassen Erde. Mit einem Schlag seines Feuerzeuges entzündete sich das rötliche Material aus der Unterwelt und warf warmes Licht über den Waldboden. Der Schnee rings um das Feuer begann langsam zu schmelzen und versickerte als Wasser im Boden.
George lehnte sich an den Baum, setzte einen Fuß an den Stamm und kaute lustlos an einem Stückchen Brot. Jetzt wo er nicht mehr rannte, wurde ihm die Kälte bewusst. Seine Rüstung bewahrte ihn etwas vor Umwelteinflüssen, aber Netherite schützte besser vor Hitze als vor Kälte.
In der Ferne hörte er das Klackern von Knochen. Am Boden konnte er nicht schlafen. Auch wenn das Feuer die Mobs vielleicht abschrecken würde. Das Risiko von einem Pfeil durch seinen Hals aufzuwachen war ihm zu groß.
Er holte seine Axt aus dem Inventar und schlug sie in den Baum neben sich. Nicht um ihn zu fällen, sondern um daran hochzuklettern. In voller Rüstung war das Ganze ein schwieriges Unterfangen, aber er hatte keine Lust sie erst umständlich auszuziehen, nur um sie wieder anzulegen sobald er oben war. Es ging auch so.
Bei einem größeren Querast angekommen, verstaute er seine Axt wieder, setzte sich hin, den Rücken an den Baumstamm gelehnt, ein Bein auf dem Ast ausgestreckt, das andere baumelte herab. Unter ihm knisterte das brennende Netherrack. Bei der Kälte und Nässe würde es keinen Waldbrand verursachen. Die Hitze des Feuers stieg angenehm zu ihm herauf, begleitet von einem etwas weniger angenehmen beißenden Rauch. Dagegen konnte er nichts tun.
Müde lehnte er sich gegen den Stamm und versuchte zu schlafen. Es war ungemütlich und er war allein.
Er wünschte Dream wäre bei ihm.
---
George nahm sich vor nie wieder auf einem Baum zu schlafen. Sein Rücken schmerzte unerträglich, genauso wie sein Hintern. Das war mit Abstand der ungemütlichste Schlafplatz an dem er jemals übernachtet hatte.
Das Netherrack unter ihm brannte noch. Gekonnt sprang er herab, landete neben dem Feuer und wärmte sich einen Moment die Hände daran, bevor er es ausboxte. Ihm war kalt. Draußen zu schlafen war vielleicht nicht die beste Idee gewesen. Er hätte sich wenigstens einen Unterstand bauen können.
Aber um seinen schmerzenden Rücken und seine unterkühlten Hände zu jammern würde ihm nichts bringen. Er blinzelte nach oben zwischen den Ästen hindurch ins Sonnenlicht. So wie es aussah hatte er bis mehrere Stunden in den Tag hinein geschlafen. Warum überraschte es ihn, er verschlief meistens.
Mit seiner Spitzhacke zerschlug er den Brocken Netherrack und verpackte ihn wieder in seinem Inventar.
Den Rest des Morgens und bis zum Mittag, verbrachte er damit den Wald zu durchqueren. Beim Rennen ließ auch das unangenehme Ziehen in seinem Rücken nach. Er kam gut voran, trotz des dichten Bodenbewuchses. Seine Rüstung bewahrte ihn vor allen größeren Kratzern durch Beerenbüsche oder Äste.
Erst am Nachmittag begann der Wald sich zu lichten. Die Bäume standen spärlicher, Sonnenlicht fiel durch die Baumkronen. Es lag mehr Schnee auf dem Boden als zuvor und als George anhielt um kurz zu verschnaufen erkannte er etwas, was so nicht in die Natur gehörte.
Einen abgehackten Baumstumpf.
Er nahm sich einen Moment um den Stumpf zu begutachten. Die Schnittkante war voller Harz und sah frisch geschlagen aus. Etwas Schnee hatte sich darauf abgesetzt. Dieser Baum war erst kürzlich gefällt worden.
Die Nadel seines Kompass zeigte nach vorne. In der Richtung klarte es auf. Die Bäume wichen einer Landschaft aus kurzen Stümpfen die aus dem Schnee ragten.
Jemand hatte hier heftig Forstwirtschaft betrieben.
George hielt sich im Schutz des Waldes. Ob das hier das Ziel seiner Reise war konnte er noch nicht sagen, doch es war offensichtlich, dass in der Nähe jemand wohnte.
Langsam bewegte er sich vorwärts und blieb hinter einem der letzten Bäume stehen, bevor sich die Lichtung auftat. Der dichte Tannenwald hörte nicht nur aufgrund der Abholzung auf, es schien auch die natürliche Grenze zu sein. Hinter der Lichtung lag eine kleinere Ebene mit einigen Hügeln und einem etwas größeren Berg dahinter.
In der Ferne stieg Rauch auf. George erspähte einen Zaun aus dunklem Holz, der einen Teil der Ebene absperrte. Eine Scheune war dort aufgebaut, in dem Gehege tummelten sich zahllose Wölfe. Die Tiere trugen Halsbänder, sprangen übereinander oder lagen ausgestreckt im Schnee. Das war ein gezähmtes Rudel.
Ein Geräusch schreckte ihn auf. Das Klopfen eines Hammers. Er folgte dem Ton an Rand des Waldes entlang. Ihm lag nichts daran sich vorzeitig zu zeigen. Technoblade war unberechenbar und er konnte nicht garantieren, dass der pinkhaarige Mann ihn nicht auf der Stelle töten würde, sobald er ihn erblickte.
Hinter dem Gehege kam eine winterliche Hütte in Sicht. Solide gebaut, aus dem gleichen dunkelbraunen Holz wie auch das Wolfsgehege. Vermutlich war dies das, was aus den gefällten Bäumen geworden war. Rauch stieg aus einem Schornstein heraus, das Dach war weiß eingeschneit wie der Rest der Landschaft. An einer der Hauswände war ein kleiner Pferdestall angelegt in dem mehrere aufgesattelte Tiere zufrieden Heu mampften.
Gegenüber führte eine Brücke zu der Baustelle eines zweiten Hauses, von dem bisher nur ein grobes Gerüst stand. Auf den Balken hockten unzählige Krähen. Philza stand, wie ein Vater des Schwarms, auf dem Fundament und vernagelte dunkle Holzplanken zu einer Außenwand. Das Klopfen seines Hammers hallte rhythmisch über die Ebene.
Das sah nach dem richtigen Ort aus. Zwei Häuser, eines für Techno, eines für Philza. Es passte zu ihnen sich hier abzusetzen.
Aber er konnte Dream nirgendwo sehen. Ein riesiger grüner Drache sollte auffallen. George suchte die Gegend mit seinen Blicken ab. Abgesehen von den zwei Hütten und dem großen Wolfsgehege gab es hier nicht viel. Er erspähte einen Eisbären, der treu vor dem fertiggestellten Haus saß und sich an einer Pranke knabberte. Blinzelnd versuchte George den Sinn dahinter zu verstehen. Wer hielt sich einen Eisbären als Haustier?
Eine Tür knarzte und er drückte sich unmerklich mehr hinter den Stamm des Baumes der ihm als Sichtschutz diente.
"Phil!"
Technoblade trat ins Freie und stieg die Treppe herab. In den Armen trug er einen eckigen ineinander verschachtelten Glaskasten, der eigenartig pulsierte und aus einem violetten Licht schimmerte. Ein Enderkristall.
"Hast du noch Obsidian?"
Philza legte seinen Hammer beiseite und sprang von seiner Baustelle zu Techno herab. Schnee wirbelte auf. Der geflügelte Mann sah auf den Kristall.
"Glaubst du das funktioniert?"
"Keine Ahnung, das versuche ich herauszufinden."
Technoblade bedeutete Philza mit einem Kopfnicken ihm zu folgen.
Von seinem Versteck aus sah George, wie die beiden an den Rand des Wolfgeheges traten. Ein gewaltiger Hügel Schnee war dort aufgetürmt, womöglich eine übergroße Schneewehe. Zumindest vermutete George das, bis er sah, wie der Hügel in sich zusammenfiel. Schnee rieselte herab, grüne Schuppen kamen darunter zum Vorschein. Eine Schwinge spannte sich auf, Dreams eingerollter Hals bog sich unter dem Flügel hervor. Schnaubend schüttelte er den Kopf, der Schnee glitt wie eine Bettdecke von ihm herab.
Sein Anblick durchzuckte George wie ein Blitz. Dream war hier. Er war noch immer bei Techno.
Zuerst erlaubte er sich einen Moment Erleichterung, in dem Glauben, dass es seinem verwandelten Freund gut ging. Doch als Dream den Kopf herumschwang erkannte er, dass dies nicht zutraf. Selbst aus der Entfernung sah er die grauenvolle Klauenspur die sich über seine rechte Wange zog.
Das war noch immer nicht verheilt, nicht mal geschlossen. Und da war noch etwas, was ihm ein ungutes Gefühl bescherte. Technoblade und Philza benutzten einen End-Kristall. Er sah, wie sie ein Stück Obsidian platzierten und Techno den violett schimmernden Kristall sehr behutsam darauf herabsenkte. Die Vorsicht war berechtigt, ein Enderkristall war hochexplosiv und würde ihnen um die Ohren fliegen, wenn sie ihn zu grob anfassten.
Das Motiv dahinter war klar. Sie versuchten Dream zu heilen. Für sie gab es keinen Grund das zu tun, wenn die Wunde normal abheilen würde.
Der Kristall wirkte nicht. Kein leuchtender Lichtstrahl, der sich mit Dream verband und die Klauenspur in seinem Gesicht zusammenlaufen ließ. George hatte es nicht anders erwartet. Dream war eine andere Art als ein Enderdrache, selbst wenn seine Verwandlung auf einem beruhte. Was er brauchte war die Behandlung eines Menschen. Oder einen Heiltrank. Warum benutzten sie keine Heiltränke?
Eine Krähe landete rechts neben seinem Fuß im Schnee und George sah herab. Der große schwarze Vogel betrachtete ihn eine Weile, ordnete sich beiläufig die Federn und sah dann wieder zu ihm herauf. Er war überrascht, wie intelligent das Tier ihn musterte.
"Kusch!", zischte er gedämpft, in der Hoffnung den Vogel zu verjagen, bevor Philza bemerken würde, dass einer seiner Lieblinge fehlte.
Tatsächlich machte sich die Krähe flügelschlagend davon. Krächzend flatterte sie in die Höhe und in Richtung der anderen beiden Männer, wo sie auf Philzas Schulter landete. Aus der Entfernung erkannte George nicht viel, aber er hörte das Tier leise krächzen und sah, wie Philza zuhörte als würde er das heißere "Kraah! Karaah!" verstehen.
Was er offenbar tat, denn ein paar Sekunden später, spürte er den Blick des anderen herüberzucken. Rasch drehte er sich hinter den Baum.
"Wir wissen, dass du da bist. Komm raus, dann sind wir gnädig."
Soviel zum unbemerkt bleiben...
Langsam, um niemanden zum Angriff zu provozieren, trat er hinter dem Baum hervor. Das erste was er sah war, dass Technoblade eine Armbrust gezückt hatte und auf ihn zielte. Auch Dream knurrte in einer Abwehrhaltung, die er sofort aufgab, als er George erkannte. Grüne Augen bohrten sich wie ein Speer durch seine Seele, dann keine Sekunde später wande der Drache den Blick ab.
"George?"
Philza hob fragend eine Braue und streckte eine Hand aus um Technoblades Armbrust runterzudrücken. Der andere blinzelte ihn fragend an, gehorchte aber.
"Du hast uns gefunden.", sagte der pinkhaarige Mann in seiner tiefen rauen Stimme. Das war keine Feststellung, sondern eine Frage. Ohne den Blick von ihm zu nehmen zog George den Kompass aus seinem Inventar und nickte Richtung Dream.
"Hatte einen Wegweiser."
"Natürlich... Großartig."
Grummelnd packte Technoblade die Armbrust weg und nahm anschließend den Enderkristall vorsichtig von dem Stück Obsidian über dem er schwebte.
"Soviel zur geheimen Location."
"Es liegt noch immer einiges an Distanz zwischen uns und dem größeren SMP. Und niemand weiß wo das Netherportal ist.", bemerkte Philza, der seinen Blick nicht von George nahm.
"Wie hast du es so schnell geschafft?"
Darauf hätte er beinahe gelacht.
"Ich bin ein Hunter."
Egal wie viele Witze über ihn gemacht wurden. Dass er ständig nur schlief und unproduktiv in seinem Haus hockte. Er und Dream hatten die Manhunts begonnen. Die Hetzjagten, die ein überdurchschnittliches Maß an Ausdauer und Geschwindigkeit erforderten. Niemand konnte ihm lange entkommen.
Now it's history, I see
Here's my comeback on the road again
Alphaville - Big in Japan
Kapitel 17 - Here's my comeback on the road again
Es tat gut wieder auf dem Weg zu sein. Die Manhunts, George hatte sowas vermisst. Einfach nur zu rennen und nicht zu wissen wo er ankommen würde. Bei Dream, soviel stand fest, aber die Umstände waren jedes Mal anders.
Das einzige was ihn störte, war das rudern. Als er die Grenze der Badlands erreicht hatte, erstreckte sich ein endloser Ozean vor ihm. Der Kompass zeigte stur geradeaus, rechts und links verlief das Ufer. Kein Weg führte daran vorbei.
Er schaute zurück. Auf das Land, was er hinter sich ließ, bevor er sein Holzboot aufs Wasser setzte und hineinkletterte. Die Wellen schaukelten das kleine Schiffchen, er schob die Ruder ins Wasser und paddelte los.
Das Ufer wich von ihm. Geräusche wie Vogelzwitschern und das leise Rauschen von Wind über Graslandschaft, gerieten in den Hintergrund. Das Meer reflektierte die Strahlen der Sonne, die fast waagerecht über dem Horizont hing. George betrachtete das schwindende Licht. Für ihn war es eine Mischung aus Blau- Braun- und Gelbtönen. Er wusste, dass es rot und orange aussehen sollte. Dream hatte es ihm beschrieben, als sie einmal zusammen angeln gefangen waren. In genau so einem Boot, gemeinsam auf dem Meer, in der Hoffnung verborgene Schätze an den Harken zu bekommen. Damals hatte Dream sich einen Spaß daraus gemacht seinen eigenen Angelharken immer genau auf den von George zu werfen, sodass dann niemand unterscheiden konnte an welchem nun ein Fisch anbiss.
"Hör auf dein Ding auf meins zu tun!"
Kichern als Antwort und:
"Ich mag es."
Die anstößigen Kommentare zwischen ihnen, waren Alltag geworden. Sie hatten irgendwann damit begonnen und es nie wieder aufgegeben. George erinnerte sich, dass Tommy Dream als seinen "Boyfriend" bezeichnet hatte. Eine Bezeichnung auf die er nicht einmal eingegangen war. Genauso wenig wie auf Sapnaps Bemerkung einer Dreiecksbeziehung. Das waren keine fremden Begriffe für ihn.
Der einzige Unterschied war, dass sie es gewöhnlich als Show taten, wenn andere in der Nähe waren. Mehr oder weniger für die allgemeine Belustigung. Um ihren Freunden ein Thema zum tratschen zu geben.
Doch Dream hatte damit begonnen es privat zu tun.
"Komm schon George, sag, dass du mich liebst."
"Vergiss es."
"Du musst es nicht mal so meinen, sag es einfach."
Er hatte es damals nicht gesagt und auch danach nicht. Für ihn waren es Worte, die er nicht leichtfertig benutzte. Es war nicht so, dass er Dream nicht liebte, das tat er. Nur nicht so wie alle dachten. Oder es war das was er glaubte. Das was er sich einredete, wenn er ihn beobachtete und sich wünschte sein Freund würde die Maske für ihn abnehmen.
Was Dream anging, er kannte den anderen besser als sich selbst. Dream war jemand, der andere zum Lachen bringen wollte. Die Hälfte aller Dinge die er tat geschahen aus Spaß.
So war es früher gewesen. Deshalb hatten sie diese Welt erschaffen. Aus Spaß. Um zu leben. Einmal richtig zu leben. Nicht in den Manhunts, nicht in den Katastrophen, die sie sonst versuchten zu bezwingen. Einfach nur um zu leben.
Wie hatte das alles so schief laufen können?
Die Dunkelheit schloss ihn auf dem Meer ein, als die Sonne hinter dem Wasser versank. Ein Schatten senkte sich über die Welt. Sterne erschienen nach und nach am Himmel.
Andere hätten Angst bekommen. Allein auf dem Wasser in der Nacht. Nicht er. Im Gegenteil, er genoss die Luft, die salzig nach dem Ozean roch und ruderte gemächlich weiter. Nächte waren nicht ungefährlich, aber hier umgeben von Wasser, konnte ihn kaum etwas anfallen. Creeper, Zombies, das waren Kreaturen des Festlandes. Im Ozean gab es nicht viel, abgesehen von den Ertrunkenen die manchmal erstaunlich treffsicher mit ihren Dreizacken waren. Doch er sah keine von denen im dunklen Wasser. Nur ein paar Delfine, die sein Boot verfolgten und Seegrasbüschel vor sich her schubsten. Die Tiere sprangen aus dem Wasser, keckerten und tauchten wieder ab. George sah ihre undeutlichen Umrisse unter der Oberfläche. Ihre Augen, die zu ihm hochsahen, wenn sie die Köpfe heranschoben. Sie begleiteten ihn eine Weile, dann verschwanden sie in der Dunkelheit.
Er lächelte. Wäre Dream bei ihm, dann würden die Tiere nicht von seiner Seite weichen. Warum auch immer, Delfine liebten Dream. Tiere allgemein, selbst die Monster manchmal. George würde nie vergessen, wie ein Ghast bei einem der Manhunts Dream auf sich reiten ließ, damit er entkommen konnte.
Unter sich hörte er das Gurgeln eines Ertrunkenen. Er beeilte sich weiterzupaddeln und behielt den Kompass im Auge, der ihn über das offene Meer führte.
Während er sich monoton über das Wasser bewegte und in eine gleichmäßige Rudertrance verfiel, überlegte er, was er Dream sagen sollte, wenn er ihn fand. Erstmals wurde ihm klar, wie sinnlos es war ihn aufzusuchen. Als ob der Drache ihm gehorchen würde. Wenn Dream ihn sehen wollte, wäre er nach dem Feuer in L'Manberg zu ihm gekommen. Aber nein, er war verschwunden. Und an seiner statt, war XD bei ihm gewesen. Der Gedanke an den Gott brachte ihn zum schlucken und er sah in das dunkle Wasser, als erwartete er XD daraus aufsteigen zu sehen. Was durchaus passieren könnte. Er wusste nicht, was das zwischen ihm und dem Gott war. Sapnap hatte es eine "Dreiecksbeziehung" genannt. Ihm kam es eher so vor, als würde er Dream durch sein übernatürliches Spiegelbild ersetzten. Was er nicht wollte. Sie waren sich ähnlich, aber sie könnten niemals gleich sein. Müde sah er ins Wasser.
Das langweilige Paddeln und die salzhaltige Luft wiegten ihn beinahe in den Schlaf. Der Mond warf bleiches Licht über das Meer, was sich auf der Oberfläche spiegelte.
Es kam nicht oft vor, dass er allein unterwegs war. Wenn Dream nicht bei ihm war, dann Sapnap. Aber der andere war nicht mitgekommen. Aus gutem Grund, George hatte ihn auch nicht dazu eingeladen. Wenn Sapnap auf Dream treffen würde, gäbe es eine Katastrophe. Sapnap fühlte sich betrogen, zu Recht. Und Dream... was er fühlte konnte George nicht sagen. Seit er ein Drache war, ergab nichts von dem was der andere tat mehr einen Sinn. Nicht, dass es vorher so gewesen wäre... Beim Nachdenken darüber kam er zu dem Schluss, dass Dream, auch als Mensch die Sache mit dem Brand seines Hobbithauses, nicht auf die leichte Schulter genommen hätte. Sapnaps Worte echoten durch seinen Geist:
"Er war skrupellos in letzter Zeit."
Die Zerstörung von L'Manberg... Dream hätte es getan, Drache hin oder her. Auch als Mensch hätte er nicht anders gehandelt. Nicht so, wie er momentan war. Dieser Ort machte ihn wahnsinnig. Der Server, die Leute hier, diese ständigen Konflikte. Es fraß ihn auf wie eine Krankheit.
War es wirklich so schlecht sich die frühere Zeit zurückzuwünschen? Das Einzige was George wollte war seinen Freund wiederzuhaben.
---
Ihm taten die Arme weh, als er im Morgengrauen die ersten Ausläufe eines Ufers am Horizont erblickte. Das Meer war größer gewesen als erwartet. Er hatte es zuvor nie überquert. Das Land was sich vor ihm auftat bestand aus einem langen Sandstrand und einer verschneiten Ebene dahinter. Schon zuvor war ihm aufgefallen, dass die Temperatur rapide abgenommen hatte, je weiter er Richtung Osten fuhr. Große Tundrabäume ragten weiter im Landesinneren auf.
George erreichte die Küste und sprang aus dem Boot. Einen Moment wurden ihm die Knie weich vom langen Sitzen. Er ging ein paar Schritte im Kreis um wieder Gefühl in die Beine zu bekommen. Anschließend zog er sein Boot ans Ufer und betrachtete es einen Moment. Es mitzunehmen hätte kaum einen Sinn. DreamXD sagte etwas von Tundra. Ozeane lagen nie direkt hintereinander. Dass er noch einmal eine längere Strecke über Wasser zurücklegen musste, war mehr als unwahrscheinlich. Bei der Temperatur solle sämtliches Wasser gefroren sein. Flüsse und Seen konnte er zu Fuß überqueren.
Die Nadel seines Kompass zeigte über die Ebene. George warf einen letzten Blick zurück über den Ozean, dort wo er hergekommen war, dann begann er zu rennen. Den Weg hinein ins Land und auf den entfernten Wald zu. Er war froh wieder Boden unter den Füßen zu haben und seine Arme ausruhen zu können. Im Laufen war er besser. Er war der erste Jäger gewesen, der Erste der Dream durch die anderen Welten verfolgt hatte. Und zu seiner Freude hatten seine Beine nichts von ihrer Stärke verloren. Er verspürte keinerlei Anstrengung, als er über die schmalen Abgründe und Hügel sprang. Selbst mit der Rüstung die ihn zusätzlich belastete. In seiner Ausdauer machte niemand ihm etwas vor, auch wenn er vielleicht nicht der beste Kämpfer war.
Die Ebene war größer als sie vom Meer aus ausgesehen hatte. Er hatte keine Schwierigkeiten sie zu überqueren. Ein paar Schafe suchten unter dem Schnee nach Gras und sahen ihn an, als er an ihnen vorbei rannte. Mehrere kleine zugefrorene Bäche kreuzten seinen Weg zum Wald hin. Das Eis überquerte er vorsichtig, er war nicht darauf aus abzurutschen oder schlimmer noch einzubrechen.
Es war kalt, aber dadurch dass er in Bewegung blieb fror er nicht. Unter seinen Füßen wirbelte Schnee auf. Einmal erschrak er, als ein Schneehase vor ihm wegsprang, weil er offenbar dessen Bau zu nahe gekommen war.
Monster sah er nicht, es war noch Tag. Die Sonne stand über ihm, als er die Ausläufe des Tundrawaldes erreichte. Die Vegetation wurde deutlich dichter. Auf der Ebene hatte es kaum Pflanzen gegeben, doch am Waldrand wuchsen stachlige Beerenbüsche und kleine Farne zwischen den größeren Bäumen.
Der Kompass führte ihn hinein ins Unterholz. Sich hier fortzubewegen war schwieriger. Das viele kleine Gestrüpp machte es schwierig vernünftig zu rennen. Noch dazu blieb er mit der Hose ständig an den stachligen Büschen hängen. Einige weiße Füchse beobachteten ihn, wie er sich vorwärts kämpfte. Er schenkte den Tieren keine Beachtung.
Unter den Bäumen wurde es schneller dunkel. Nachdem er die letzte Nacht mit Paddeln auf dem Meer verbracht hatte, brauchte er ein paar Stunden Schlaf. George sah sich nach etwas um, was ihm als Unterschlupf dienen könnte, fand jedoch nichts. Nun gut, er würde auch ohne klar kommen.
Er trat an einen dicken Baum heran und kehrte mit den Schuhen ein wenig Schnee vom Boden. Anschließend begann er in seinem Inventar zu wühlen, fand ein Stück Netherrack und platzierte es auf der nassen Erde. Mit einem Schlag seines Feuerzeuges entzündete sich das rötliche Material aus der Unterwelt und warf warmes Licht über den Waldboden. Der Schnee rings um das Feuer begann langsam zu schmelzen und versickerte als Wasser im Boden.
George lehnte sich an den Baum, setzte einen Fuß an den Stamm und kaute lustlos an einem Stückchen Brot. Jetzt wo er nicht mehr rannte, wurde ihm die Kälte bewusst. Seine Rüstung bewahrte ihn etwas vor Umwelteinflüssen, aber Netherite schützte besser vor Hitze als vor Kälte.
In der Ferne hörte er das Klackern von Knochen. Am Boden konnte er nicht schlafen. Auch wenn das Feuer die Mobs vielleicht abschrecken würde. Das Risiko von einem Pfeil durch seinen Hals aufzuwachen war ihm zu groß.
Er holte seine Axt aus dem Inventar und schlug sie in den Baum neben sich. Nicht um ihn zu fällen, sondern um daran hochzuklettern. In voller Rüstung war das Ganze ein schwieriges Unterfangen, aber er hatte keine Lust sie erst umständlich auszuziehen, nur um sie wieder anzulegen sobald er oben war. Es ging auch so.
Bei einem größeren Querast angekommen, verstaute er seine Axt wieder, setzte sich hin, den Rücken an den Baumstamm gelehnt, ein Bein auf dem Ast ausgestreckt, das andere baumelte herab. Unter ihm knisterte das brennende Netherrack. Bei der Kälte und Nässe würde es keinen Waldbrand verursachen. Die Hitze des Feuers stieg angenehm zu ihm herauf, begleitet von einem etwas weniger angenehmen beißenden Rauch. Dagegen konnte er nichts tun.
Müde lehnte er sich gegen den Stamm und versuchte zu schlafen. Es war ungemütlich und er war allein.
Er wünschte Dream wäre bei ihm.
---
George nahm sich vor nie wieder auf einem Baum zu schlafen. Sein Rücken schmerzte unerträglich, genauso wie sein Hintern. Das war mit Abstand der ungemütlichste Schlafplatz an dem er jemals übernachtet hatte.
Das Netherrack unter ihm brannte noch. Gekonnt sprang er herab, landete neben dem Feuer und wärmte sich einen Moment die Hände daran, bevor er es ausboxte. Ihm war kalt. Draußen zu schlafen war vielleicht nicht die beste Idee gewesen. Er hätte sich wenigstens einen Unterstand bauen können.
Aber um seinen schmerzenden Rücken und seine unterkühlten Hände zu jammern würde ihm nichts bringen. Er blinzelte nach oben zwischen den Ästen hindurch ins Sonnenlicht. So wie es aussah hatte er bis mehrere Stunden in den Tag hinein geschlafen. Warum überraschte es ihn, er verschlief meistens.
Mit seiner Spitzhacke zerschlug er den Brocken Netherrack und verpackte ihn wieder in seinem Inventar.
Den Rest des Morgens und bis zum Mittag, verbrachte er damit den Wald zu durchqueren. Beim Rennen ließ auch das unangenehme Ziehen in seinem Rücken nach. Er kam gut voran, trotz des dichten Bodenbewuchses. Seine Rüstung bewahrte ihn vor allen größeren Kratzern durch Beerenbüsche oder Äste.
Erst am Nachmittag begann der Wald sich zu lichten. Die Bäume standen spärlicher, Sonnenlicht fiel durch die Baumkronen. Es lag mehr Schnee auf dem Boden als zuvor und als George anhielt um kurz zu verschnaufen erkannte er etwas, was so nicht in die Natur gehörte.
Einen abgehackten Baumstumpf.
Er nahm sich einen Moment um den Stumpf zu begutachten. Die Schnittkante war voller Harz und sah frisch geschlagen aus. Etwas Schnee hatte sich darauf abgesetzt. Dieser Baum war erst kürzlich gefällt worden.
Die Nadel seines Kompass zeigte nach vorne. In der Richtung klarte es auf. Die Bäume wichen einer Landschaft aus kurzen Stümpfen die aus dem Schnee ragten.
Jemand hatte hier heftig Forstwirtschaft betrieben.
George hielt sich im Schutz des Waldes. Ob das hier das Ziel seiner Reise war konnte er noch nicht sagen, doch es war offensichtlich, dass in der Nähe jemand wohnte.
Langsam bewegte er sich vorwärts und blieb hinter einem der letzten Bäume stehen, bevor sich die Lichtung auftat. Der dichte Tannenwald hörte nicht nur aufgrund der Abholzung auf, es schien auch die natürliche Grenze zu sein. Hinter der Lichtung lag eine kleinere Ebene mit einigen Hügeln und einem etwas größeren Berg dahinter.
In der Ferne stieg Rauch auf. George erspähte einen Zaun aus dunklem Holz, der einen Teil der Ebene absperrte. Eine Scheune war dort aufgebaut, in dem Gehege tummelten sich zahllose Wölfe. Die Tiere trugen Halsbänder, sprangen übereinander oder lagen ausgestreckt im Schnee. Das war ein gezähmtes Rudel.
Ein Geräusch schreckte ihn auf. Das Klopfen eines Hammers. Er folgte dem Ton an Rand des Waldes entlang. Ihm lag nichts daran sich vorzeitig zu zeigen. Technoblade war unberechenbar und er konnte nicht garantieren, dass der pinkhaarige Mann ihn nicht auf der Stelle töten würde, sobald er ihn erblickte.
Hinter dem Gehege kam eine winterliche Hütte in Sicht. Solide gebaut, aus dem gleichen dunkelbraunen Holz wie auch das Wolfsgehege. Vermutlich war dies das, was aus den gefällten Bäumen geworden war. Rauch stieg aus einem Schornstein heraus, das Dach war weiß eingeschneit wie der Rest der Landschaft. An einer der Hauswände war ein kleiner Pferdestall angelegt in dem mehrere aufgesattelte Tiere zufrieden Heu mampften.
Gegenüber führte eine Brücke zu der Baustelle eines zweiten Hauses, von dem bisher nur ein grobes Gerüst stand. Auf den Balken hockten unzählige Krähen. Philza stand, wie ein Vater des Schwarms, auf dem Fundament und vernagelte dunkle Holzplanken zu einer Außenwand. Das Klopfen seines Hammers hallte rhythmisch über die Ebene.
Das sah nach dem richtigen Ort aus. Zwei Häuser, eines für Techno, eines für Philza. Es passte zu ihnen sich hier abzusetzen.
Aber er konnte Dream nirgendwo sehen. Ein riesiger grüner Drache sollte auffallen. George suchte die Gegend mit seinen Blicken ab. Abgesehen von den zwei Hütten und dem großen Wolfsgehege gab es hier nicht viel. Er erspähte einen Eisbären, der treu vor dem fertiggestellten Haus saß und sich an einer Pranke knabberte. Blinzelnd versuchte George den Sinn dahinter zu verstehen. Wer hielt sich einen Eisbären als Haustier?
Eine Tür knarzte und er drückte sich unmerklich mehr hinter den Stamm des Baumes der ihm als Sichtschutz diente.
"Phil!"
Technoblade trat ins Freie und stieg die Treppe herab. In den Armen trug er einen eckigen ineinander verschachtelten Glaskasten, der eigenartig pulsierte und aus einem violetten Licht schimmerte. Ein Enderkristall.
"Hast du noch Obsidian?"
Philza legte seinen Hammer beiseite und sprang von seiner Baustelle zu Techno herab. Schnee wirbelte auf. Der geflügelte Mann sah auf den Kristall.
"Glaubst du das funktioniert?"
"Keine Ahnung, das versuche ich herauszufinden."
Technoblade bedeutete Philza mit einem Kopfnicken ihm zu folgen.
Von seinem Versteck aus sah George, wie die beiden an den Rand des Wolfgeheges traten. Ein gewaltiger Hügel Schnee war dort aufgetürmt, womöglich eine übergroße Schneewehe. Zumindest vermutete George das, bis er sah, wie der Hügel in sich zusammenfiel. Schnee rieselte herab, grüne Schuppen kamen darunter zum Vorschein. Eine Schwinge spannte sich auf, Dreams eingerollter Hals bog sich unter dem Flügel hervor. Schnaubend schüttelte er den Kopf, der Schnee glitt wie eine Bettdecke von ihm herab.
Sein Anblick durchzuckte George wie ein Blitz. Dream war hier. Er war noch immer bei Techno.
Zuerst erlaubte er sich einen Moment Erleichterung, in dem Glauben, dass es seinem verwandelten Freund gut ging. Doch als Dream den Kopf herumschwang erkannte er, dass dies nicht zutraf. Selbst aus der Entfernung sah er die grauenvolle Klauenspur die sich über seine rechte Wange zog.
Das war noch immer nicht verheilt, nicht mal geschlossen. Und da war noch etwas, was ihm ein ungutes Gefühl bescherte. Technoblade und Philza benutzten einen End-Kristall. Er sah, wie sie ein Stück Obsidian platzierten und Techno den violett schimmernden Kristall sehr behutsam darauf herabsenkte. Die Vorsicht war berechtigt, ein Enderkristall war hochexplosiv und würde ihnen um die Ohren fliegen, wenn sie ihn zu grob anfassten.
Das Motiv dahinter war klar. Sie versuchten Dream zu heilen. Für sie gab es keinen Grund das zu tun, wenn die Wunde normal abheilen würde.
Der Kristall wirkte nicht. Kein leuchtender Lichtstrahl, der sich mit Dream verband und die Klauenspur in seinem Gesicht zusammenlaufen ließ. George hatte es nicht anders erwartet. Dream war eine andere Art als ein Enderdrache, selbst wenn seine Verwandlung auf einem beruhte. Was er brauchte war die Behandlung eines Menschen. Oder einen Heiltrank. Warum benutzten sie keine Heiltränke?
Eine Krähe landete rechts neben seinem Fuß im Schnee und George sah herab. Der große schwarze Vogel betrachtete ihn eine Weile, ordnete sich beiläufig die Federn und sah dann wieder zu ihm herauf. Er war überrascht, wie intelligent das Tier ihn musterte.
"Kusch!", zischte er gedämpft, in der Hoffnung den Vogel zu verjagen, bevor Philza bemerken würde, dass einer seiner Lieblinge fehlte.
Tatsächlich machte sich die Krähe flügelschlagend davon. Krächzend flatterte sie in die Höhe und in Richtung der anderen beiden Männer, wo sie auf Philzas Schulter landete. Aus der Entfernung erkannte George nicht viel, aber er hörte das Tier leise krächzen und sah, wie Philza zuhörte als würde er das heißere "Kraah! Karaah!" verstehen.
Was er offenbar tat, denn ein paar Sekunden später, spürte er den Blick des anderen herüberzucken. Rasch drehte er sich hinter den Baum.
"Wir wissen, dass du da bist. Komm raus, dann sind wir gnädig."
Soviel zum unbemerkt bleiben...
Langsam, um niemanden zum Angriff zu provozieren, trat er hinter dem Baum hervor. Das erste was er sah war, dass Technoblade eine Armbrust gezückt hatte und auf ihn zielte. Auch Dream knurrte in einer Abwehrhaltung, die er sofort aufgab, als er George erkannte. Grüne Augen bohrten sich wie ein Speer durch seine Seele, dann keine Sekunde später wande der Drache den Blick ab.
"George?"
Philza hob fragend eine Braue und streckte eine Hand aus um Technoblades Armbrust runterzudrücken. Der andere blinzelte ihn fragend an, gehorchte aber.
"Du hast uns gefunden.", sagte der pinkhaarige Mann in seiner tiefen rauen Stimme. Das war keine Feststellung, sondern eine Frage. Ohne den Blick von ihm zu nehmen zog George den Kompass aus seinem Inventar und nickte Richtung Dream.
"Hatte einen Wegweiser."
"Natürlich... Großartig."
Grummelnd packte Technoblade die Armbrust weg und nahm anschließend den Enderkristall vorsichtig von dem Stück Obsidian über dem er schwebte.
"Soviel zur geheimen Location."
"Es liegt noch immer einiges an Distanz zwischen uns und dem größeren SMP. Und niemand weiß wo das Netherportal ist.", bemerkte Philza, der seinen Blick nicht von George nahm.
"Wie hast du es so schnell geschafft?"
Darauf hätte er beinahe gelacht.
"Ich bin ein Hunter."
Egal wie viele Witze über ihn gemacht wurden. Dass er ständig nur schlief und unproduktiv in seinem Haus hockte. Er und Dream hatten die Manhunts begonnen. Die Hetzjagten, die ein überdurchschnittliches Maß an Ausdauer und Geschwindigkeit erforderten. Niemand konnte ihm lange entkommen.