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A Dragon's Dream

von Aristea
Kurzbeschreibung
GeschichteFreundschaft, Übernatürlich / P16 / MaleSlash
16.07.2021
30.05.2023
22
84.127
9
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14.02.2022 4.632
 
Kapitel 16


George hatte kaum ein paar Schritte aus seinem Haus nach draußen gemacht und nicht einmal Zeit gehabt sich über die frische Luft und den Gesang der Vögel zu erfreuen, bevor er ein paar ungleichmäßige, aber schnelle Schritte näherkommen hörte. Als er auf sah, bemerkte er grade noch Sapnap und im nächsten Moment schlossen sich muskulöse Arme um ihn und quetschten ihn beinahe schmerzlich gegen eine Brust.
"Snp..np...!", nuschelte er unverständlich.
Der andere hielt ihn ein paar Sekunden, dann erbarmte er sich loszulassen, packte ihn jedoch an den Schultern und musterte ihn von unten bis oben.
"Ich hab mir Sorgen gemacht!"
Der Satz wärmte George von innen heraus und brachte ein Lächeln auf seine Züge. Sapnap mochte manchmal grob und hitzköpfig sein, aber er war ein treusorgender Freund. Die Hände um seine Schultern verschwanden, als sein Gegenüber ihn los ließ und ein paar Schritte zurück hinkte um ihm Freiraum zu geben.
"Der Gott hat niemanden rein gelassen. Bad wollte vorhin nach dir sehen, aber Zupp! Blitze. Einfach so vor deiner Tür eingeschlagen, wann immer wir nähergekommen sind. Mit diesem XD Typ ist nicht zu spaßen."

Und dabei hatte George gedacht er wäre zu DreamXD durchgedrungen und hätte ihm Menschlichkeit angewöhnt. Bis der Gott vernünftig verstand würde es noch ein weiter Weg sein. Aber XD gab sich Mühe und für ihn zählte nur das.

Die Mittagssonne schien herab und George blinzelte in das Licht hinein. Er sah Richtung L'Manberg, was er aus der Entfernung nicht erblicken konnte, aber die schwarze Rauchwolke dort wo die Stadt lag, war nicht zu übersehen. Dabei musste bereits einige Zeit vergangen sein. Die Luft war nicht mehr voller Asche, es schneite keine schwarzen Flocken oder Funken mehr. Im Gras unter seinen Füßen und auch soweit er schauen konnte, hatte sich staubiger dunkler Ruß abgesetzt. So viel war nicht von dem Brand in seinem Haus gekommen, das stammte von dem Inferno aus der Stadt. Er strich mit seinem Schuh durch das Gras. Dunkler Staub wirbelte auf.

Ein anderer Gedanke kam ihm.
"Wie geht es Bad?", fragte er und richtete seine Aufmerksamkeit zurück auf Sapnap. Flüchtig musterte er den anderen. Eins seiner Beine war mit einem dicken Holzstock und einer Bandage geschient, ansonsten schien er unverletzt zu sein. George ertappte sich bei einem verwirrten Stirnrunzeln. Keine Verbrennungen. Sie waren durch Feuer gelaufen. Während er eine Rüstung trug, die ihn vor den Flammen bewahrt hatte und Bad ein Dämon war, hatte Sapnap keinerlei Schutz gehabt. Doch abgesehen von dem verwundeten Bein, war der andere ohne Verletzungen davongekommen.

Sapnap schwieg einen Moment, mied seinen Blick und tippte mit dem gesunden Fuß ins Gras.
"Nicht gut.", antwortete er leise. Er betrachtete den Teich im Vorgarten und die Brücke darüber. Das Wasser spiegelte den klaren Himmel wieder. George nickte. Dass es Bad mies ging, war zu erwarten gewesen.
"Skeppy.", sagte er.
"Jepp..." Der andere richtete sich das Stirnband.
"Ein Kanon Tod, wie für alle anderen die gestorben sind. Und dadurch, dass Bad und Skeppy einen Bund haben, war es für Bad nicht nur schrecklich ihn sterben zu sehen. Er hat es gefühlt. Deshalb ist er ausgerastet. Dämonen gelangen in einen Rage Zustand wenn ihr eigenes Leben bedroht ist."

Eine weitere Erklärung brauchte George nicht. Den Rest konnte er sich denken. Bad hatte Skeppys Tod als seinen eigenen wahrgenommen und seine dämonische Seite ist durchgedreht. Und hatte das angegriffen was in diesem Moment die größte Gefahr dargestellt hat. Dream.
So wie er Bad kannte, würde er sich sein Leben lang dafür hassen. Ganz gleich was Dream getan hatte, selbst Skeppys Tod... Bad war niemand, der Rache ausübte. Er war jemand, der verzieh.

Ihm graute es bei der Vorstellung den Tod von jemandem zu spüren, den man liebte. Es war schlimm genug selbst zu sterben. Egal auf welche Weise, es tat immer weh. Es war Tortur, Folter. Oft genug litt man mehrere Sekunden grauenvolle Schmerzen, bevor man endlich mit der einschläfernden Dunkelheit erlöst wurde.
Doch das zu fühlen und zu wissen, dass es nicht einen selbst betraf, sondern den besten Freund. Allein der Gedanke war so furchtbar, dass George ihn nicht weiter verfolgte.
"Ist Skeppy wieder da?", fragte er, um sich zu vergewissern, dass Bad ihn wiederhatte und die Gelegenheit bekam seine angeschlagene Seele zu heilen.

"Ja, da ist alles gutgegangen. Nachdem Gott dich vom Schlachtfeld weggebracht hat..."
Sapnap verzog den Tonfall leicht spöttisch, wurde aber sofort wieder ernst.
"...hab ich Bad gesucht. Ihm gings verdammt mies, er hat mich zuerst nicht erkannt und die Hälfte seiner Rippen waren zermatscht. Aber es ist schnell verheilt. Skeppy kam uns entgegen als ich Bad aus der Stadt gezerrt habe. Er hat ihn gesehen und die haben sich ineinander verkrallt nicht mehr losgelassen. Skeppy war nicht mal sauer, er hat die ganze Zeit blöd gegrinst als wäre es ein Spiel."

Das klang nach Skeppy. Sorgenlos und einfach gestrickt, selbst in Situationen die dafür absolut unangebracht waren. Wenigstens sah er darüber hinweg  gestorben zu sein. Wenn er darüber verstört wäre, würde es Bad nur noch mehr zusetzen.

George schüttelte den Kopf um ihn zu klären. Sie alle brauchten Zeit um sich zu erholen. So wie immer nach einem ihrer Kriege.
Er blickte zurück zum Haus und sah DreamXD im Rahmen des Eingangs stehen wo er an der offenen Tür lehnte, die Arme verschränkt und Beine lässig überschlagen. Er wirkte weniger wie ein Gott als wie ein Schuljunge der grade nach Hause gekommen war. Sein linker gefiederter Flügel war ausgebreitet, wie um das Sonnenlicht einzufangen.
Zu seiner Überraschung war jemand bei ihm. Ein junger Mann der eine wehende weiße Robe trug, in die goldene Verzierungen eingearbeitet waren. Hellgraue Haare schauten unter einer mit Stoffzacken dekorierten Kapuze hervor. Hinter den Strähnen leuchteten smaragdgrüne Augen auf. Die gleichen Augen die ein Totem der Unsterblichkeit besaß. Es war Foolish.
George hatte ihn seid Ewigkeiten nicht gesehen. Der andere stand XD gegenüber, in respektvollem Abstand. Sie unterhielten sich. Sehr leise, George hörte unverständliches Gemurmel herüberwehen.

"Seit wann sind die beiden Freunde?", fragte er an Sapnap gerichtet und merkte im selben Moment wie dumm diese Frage war. Sapnap hatte mit DreamXD nichts zu schaffen, genausowenig wie mit Foolish. Dementsprechend reagierte er auch.
"Ist das wichtig? Gott Therapie vielleicht? Gott Komplex? Von einem Gott zum anderen? Lass die doch einfach. Wir müssen unsere nächsten Schritte überdenken."

Darauf hob George eine Braue. Nächste Schritte. Die Stadt wieder aufbauen, so würde er vorgehen. Er war sogar gewillt zu helfen, wo XD ihm bei seinem eigenen Haus sämtliche Arbeit abgenommen hatte. Freizeit hatte er genug.
"Wie meinst du das?", fragte er und sah zu der Rauchwolke in der Ferne, wo in L'Manberg offenbar noch immer kleine Restfeuer nachglommen.
Wie viel Zeit war seit der Nacht des Feuers vergangen? Es war still. Niemand rannte mehr panisch hin und her, sein Kommunikator war ruhig. Von Dream keine Spur zu sehen. Nach der Lage zu urteilen würde er die vergangene Zeit auf ein bis zwei Tage schätzen. Während DreamXD ihm die verdammten Lungen ausgetauscht hatte. Die Vorstellung brachte ihn dazu sich über die Brust zu reiben. Er konzentrierte sich auf seinen Atem. Einen Unterschied bemerkte er nicht, aber er wollte auch nicht daran denken.

"Wir gehen hin und räumen auf, wie jedes Mal, wenn wir diesen Server kaputt machen.", sagte er, um wieder auf das Thema zurückzukommen. Dabei warf er einen schnellen Blick durch sein Inventar. Seine Werkzeuge und alles andere waren noch da. Dreams Maske lächelte ihn an, er blinzelte, griff das Stück Keramik und drehte es um, sodass er den Smiley nicht mehr sehen musste.

Sapnaps Reaktion auf seinen Vorschlag war nicht wie erwartet. Der andere humpelte einen Schritt näher zu ihm, sodass George aufsah und seinen Blick traf. Dunkle Augen brannten ihm entgegen. Er hatte das Gefühl in eine Feuergrube zu schauen, auch wenn die Farbe nicht die Gleiche war.
"George, soll das ein Witz sein? Das ist nicht das Gleiche wie ein paar Mauern zu sprengen oder jemanden mit Stolperfallen zu trollen. Dream ist zu weit gegangen. Die Stadt ist WEG. Da ist nichts mehr aufzubauen."
"So schlimm wird es schon nicht sein.", fand er. Immerhin hatte Wilbur den Ort auch schonmal in Schutt und Asche zerlegt. Und sie hatten es wieder aufgebaut.
Das folgende Schweigen traf ihn härter als ein Widerspruch es getan hätte. Sapnap seufzte nur, griff seinen Arm und meinte:
"Komm mit."

Der andere zog ihn Richtung Hauptpfad, der sie über die Baustelle des Community Hauses nach L'Manberg führen würde. George sah kurz zurück zu XD, der immer noch am gleichen Fleck stand und mit Foolish sprach. Der Gott spürte seinen Blick, erwiderte ihn und nickte als Gruß, bevor er sein Gespräch mit Foolish fortsetzte.

Er wande sich ab und folgte Sapnap über den hölzernen Weg. Beim Gehen wirbelten seine Füße dunkle Flocken auf. Der Pfad war überzogen von einer dünnen Schicht Asche. Alles hatte einen fahlen Farbklang. Farben waren für ihn ohnehin nicht das Gleiche wie für alle anderen, aber die Welt wirkte eine Spur lebloser als sonst.
Je näher sie der Stadt kamen umso schlechter wurde die Luft. Der Geruch war weniger beißend als es während des Feuers gewesen war, aber Rauch hing noch immer dick und schwer über dem Land.

Beim Community Haus, gesellte sich Karl zu ihnen. George hielt sich im Hintergrund, um Sapnap einen privaten Moment mit seinem Verlobten zu gönnen, bevor sie zu dritt schweigend weiter gingen.
Kurze Zeit später kamen sie an eine Stelle, wo der Boden vollkommen zerstört war. Ein gewaltiges scheibenförmiges Objekt ragte halb aus der Erde heraus, es war an einer Seite zersplittert und erst nach ein paar Sekunden erkannte Geroge, dass dies das Wrack von Purpleds UFO war. Er sah Purpled davor im staubigen Gras sitzen, den Rücken zu ihnen gedreht. Der Mann bemerkte sie nicht, sein Kopf war in Trauer gesenkt.

Hinter dem Museum, wo normalerweise die Häuser und Türme der Stadt auftauchten, lag eine bis zur Unerkenntlichkeit aufgerissene Landschaft. Bäume, Häuser, Gärten, alles war in seine Atome zerlegt worden und bestenfalls noch als Überreste erkennbar. Dort wo einst Straßen und Brücken aufgebaut waren, klafften Schluchten und Krater, so weit runter, dass man das Grundgestein sehen konnte. Kleine Lavaströme und Wasser sickerten in die Löcher, vermischten sich weiter unten, sodass Dampf aufstieg. Aus den Wänden der Krater ragten Trümmer von Steinziegeln heraus, vereinzelt auch Stücke von Dachgiebeln oder Balken die das Feuer überstanden hatten, aber in die neuartigen Klippen eingeschmolzen wurden.

"Mein Gott...", murmelte George und ließ den Blick schweifen. Die Ausmaße der Zerstörung waren gewaltig. Ihm wurde schwindelig, als er in die Tiefe schaute. Das war keine kleine Fläche, es war eine ganze STADT die in den Boden gebrannt worden war. Kaum zu glauben, dass irgendjemand das überlebt hatte, jetzt wo er es vor sich sah. Und Sapnap hatte definitiv Recht. Hier war nichts mehr wieder aufzubauen.

Ein Stück entfernt hörte er Stimmen. Sein Blick folgte dem Geräusch und er sah die Umrisse von Personen am Rande des Abgrundes. Drei an der Zahl, Tommys wirre blonde Haare erkannte er direkt. Neben ihm saß Tubbo im Gras und ließ seine Beine in die Schlucht baumeln. Quackity stand daneben.
Die drei sprachen nicht. Sie sahen in die Kraterlandschaft und sangen. Sehr langsam und sehr leise, aber verständlich.
"Mein L'Manberg...
Mein L'Manberg...
Die Freiheit und die Unabhängigkeit,
eine Nation darauf gebaut, vereint"
Ihre Stimmen verstummten als sie die Schritte hörten und sich umdrehten.

Sie waren verletzt. Alle. Tommy und Quackity waren mit ein paar kleineren Kratzern und Verbrennungen davongekommen, aber Tubbo trug seinen linken Arm in einer Schlinge, die Hälfte seines Gesichts war verbunden, die hellen Haare angebrannt. Sein übliches Outfit war durchzogen von Bandagen und über seinen Hals und Nacken zogen sich Brandwunden. Vermutlich gab es mehr Verletzungen die unter seinen Klamotten nicht sichtbar waren.

Tommy brach das Schweigen zuerst. Er schwang sich ruckartig herum und stapfte ein paar Schritte in ihre Richtung.
"Du!", sagte er zu George und legte einen extra giftigen Blick auf.
"War es so schwer deinen psychopatischen Boyfriend an der kurzen Leine zu halten?"

George ignorierte Sapnaps fragenden Ausdruck von der Seite und verschränkte die Arme. Der Halbwüchsige vor ihm hatte kein Recht sich zu beschweren.
"Immer die Schuld bei anderen suchen. Vielleicht hätte es geholfen, wenn du mein Haus nicht angezündet hättest!"
Der andere gab nur einen kurzen Trotzlaut von sich bevor er sagte:
"Du hast keine Beweise dafür. Und selbst wenn, das ist keine Rechtfertigung. Sieh hin!"
Tommy zeigte auf die grauenvolle Kraterformation, die einmal eine geschäftige Stadt gewesen war.

Keine Beweise? Ein Blick auf Karl, der neben Sapnap mit den Schultern zuckte, wiederlegte diese Aussage. Aber George würde sich nicht zu einer Argumentation herablassen. Es hatte keinen Sinn mit einem verzogenem Kind zu verhandeln, Tommy würde es ohnehin nie zugeben.
Er tat wie geheißen und ließ seinen Blick über die Zerstörung schweifen. So sehr es ihm widerstrebte es sich einzugestehen, Tommy hatte Recht. Nichts auf der Welt würde das was er hier vor sich sah rechtfertigen. Er hatte das Land nie gemocht. In früheren Zeiten hatte er es zusammen mit Dream und Sapnap bekämpft. Doch genauso hatte er später akzeptiert, dass es Leute gab, denen es wichtig war. Für die L'Manberg ein Zuhause war. Nun für immer verloren.

"George."
Eine Hand legte sich auf seine Schulter. Sapnap sah ihn an.
"Weißt du wo Dream jetzt ist?"

Die Frage machte ihm Angst.
"Im Osten, weit weg. Es ist kalt dort, Tundra."
Hier waren zuviele Leute.
"Keine Ahnung...", murmelte er und mied Sapnaps Augen. Vor ihm gab Tommy ein abfälliges Schnauben von sich, lief dann zu Tubbo um ihn zu stützen als der andere versuchte aufzustehen.
"Lüg nicht", fand Quackity, der an einem Trümmerteil lehnte und mit einem seiner Füße ins Gras tippte. Asche wirbelte auf.
"Ich weiß es nicht, okay?", sagte George, dieses Mal etwas überzeugender. Ihm war nie wohl zu lügen, aber ihm graute bei der Vorstellung, was die anderen tun würden, sollten sie Dream finden. Wenn er etwas gelernt hatte dann, dass die Menschen auf diesem Server sehr skrupellos sein konnten.
"Irgendein Hinweis? Hast du noch einen Manhunt-Kompass?", fragte Sapnap dieses Mal, was George überraschte. Normalerweise zerstörten sie diese Wegweiser unmittelbar nach den Hetzjagden, die sie gelegentlich in den anderen Welten veranstalteten.
Für eine Sekunde sah er in sein Inventar und entdeckte den Kompass neben Dreams Maske. Er sah wieder hoch und schüttelte den Kopf. Ein Stirnrunzeln begegnete seiner Verneinung. Sapnap hatte den Kompass gesehen, sagte aber nichts dazu.

"Fest steht, dass wir ihn nicht frei rumlaufen lassen können.", bemerkte Quackity, der sich von dem Trümmerteil an dem er lehnte löste und näher kam. Aus der Nähe sah George, dass der schwarzhaarige Mann neben einigen kleineren Verbrennungen auch mehrere Stichverletzungen in einem seiner Arme hatte. Der Ärmel war durchlöchert und er sah Wunden, halb verkrustet und verheilt durch Tränke.
Stiche... wie von Klauen.

"Was schwebt dir vor?", fragte George, der das Gespräch für überflüssig hielt. Sollten sie sich nicht darum kümmern aufzuräumen? Auch wenn man die Stadt nicht wieder aufbauen könnte, man könnte immerhin damit anfangen die restlichen kleinen Feuer zu löschen die noch überall vor sich hinglimmten. Und ein paar Brücken über diese grauenvolle Landschaft bauen. Eine Bergungsaktion von Werkzeugen und Rohstoffen starten.

"Wenn wir ihn nicht töten können, sollten wir ihn fangen.", fand Tommy, der sich Tubbos unverletzten Arm um die Schulter zog und den anderen mehr trug als ihn stützte. Tubbo blinzelte erschöpft und gab kein Wort von sich. Normalerweise war er gesprächiger. Aber in dem Zustand in dem er sich befand sparte er sich offenbar jeden überflüssigen Kraftaufwand. Wie zum Beispiel Sprechen.

Tommys Aussage hingegen brachte George zum Hüsteln. Dream zu fangen war ein Ding der Unmöglichkeit. Niemand hatte ihn bisher als Mensch überwältigen können. Wie stellte Tommy sich das vor, jetzt wo Dream ein Drache war?
"Ihn fangen?", er konnte sich einen höhnischen Tonfall nicht verkneifen. Die Idee war nahezu lächerlich.
"Und was dann? Ihn in einen Käfig sperren?"
Niemand dachte daran wie albern das war.


"Keinen Käfig."
Eine neue Stimme gesellte sich in das Gespräch und die Blicke fuhren herum. Über einen Teil der nicht verbrannten Wiese kam Awesamedude heran. Gepanzert in dem Outfit der Badlands, ein Dreizack in den Händen.
"In ein Gefängnis."
Der Creeper Hybrid gesellte sich zu ihnen und musterte die Runde. Sam hatte das Glück gehabt bei dem Feuer nicht dabei gewesen zu sein. Keine Verletzungen, er erfreute sich bester Gesundheit.

"Ein Gefängnis?", harkte George nach. Die roten Augen des Hybrids zuckten zu ihm und er zischte kurz bevor er ein Nicken von sich gab.
"Die Baustelle in den Badlands. Es ist ein Hochsicherheitsgefängnis, was Dream entworfen hat. Wir haben daran gebaut, bevor er... nun ja, sich verändert hat."
Der Neuankömmling ließ den Dreizack den er trug einmal rotieren bevor er das stumpfe Ende auf den Boden setzte.

"Kein Gefängnis kann Dream halten.", bemerkte Sapnap beiläufig.
"Dieses schon.", versicherte Sam
"Er hat es selbst designt. Niemand kann von dort entkommen. Nicht mal ein Drache. Nicht mal Dream."

George wusste nicht ob er fassungslos oder wütend sein sollte. Dieses Gespräch konnte er nicht ernst nehmen. Sie dachten nicht wirklich darüber nach Dream einzusperren.
"Das ist nicht euer Ernst.", fand er und zog damit die Aufmerksamkeit auf sich. Augenpaare waren fragend auf ihn gerichtet, es war ihm unbehaglich.
"Ich meine... Wir sperren niemanden ein. Es muss eine bessere Lösung geben."

"Mir gefällt das auch nicht, aber George...", begann Awesamdude.
"Dream hat dieses Gefängnis entworfen und geholfen es zu bauen in der vollen Absicht es zu benutzen. Für einen von uns. Er ist derjenige, der die Grenzen überschreitet, nicht wir. Und solange wir keine Möglichkeit haben ihn zu kontrollieren, darf er nicht frei herumlaufen."

"Meine Rede.", hängte Tommy an.
"Wir können ihn nicht einsperren!", fuhr George auf. Das war nicht wirklich etwas, worüber sie sich hier unterhielten.
"Er kann nichts dafür, er ist unser Freund!"
"Den Titel hat er verspielt...", murmelte Sapnap neben ihm und George warf einen verärgerten Blick in seine Richtung. Ausgerechnet jetzt entschied sich der Schwarzhaarige nachtragend zu sein. Aber darüber nachgedacht, konnte er es verstehen. Dream hatte Bad angegriffen und mit Skeppys Tod den Dämon durch eine schreckliche Qual geschickt.

Er spürte Sams mitfühlenden Blick, sofern das Gesicht eines Creepers danach aussehen konnte. Seine Stimme war sanft und tief, aber auch bestimmend.
"Wir alle haben ein Monster in uns.", sagte der Hybrid, pausierte kurz bevor er fort fuhr:
"Und wir alle sind für sein Handeln verantwortlich, wenn wir es raus lassen."


---


George verließ die Runde, sobald es ihm möglich war. Dort würde er nichts erreichen, die Meinung war einstimmig. Das einzige war ihn beruhigte war die Tatsache, dass sie nicht wussten, wo Dream sich aufhielt.

Er fühlte sich verraten von Sapnap. Sie hatten immer zusammengehalten. Waren sie nicht ein Team? Das Dream Team? Welches Team würde seinen Anführer betrügen? George war treu, er würde Dream nicht hintergehen.
Was Sapnap in der Stadt erlebt hatte, musste ihn traumatisiert haben.

Egal was sie ohne ihn besprachen, sie würden Dream nicht ohne weiteres fangen können. Der Mann war kein Kanarienvogel, er war ein Drache. Und sie konnten ihn nicht verletzen.
Doch ihm wurde flau im Magen, als er an all die Möglichkeiten dachte. Sie könnten ihm Fallen stellen. Mit einer Kette am Grund des Ozeans fesseln, bis er bewusstlos werden würde. Sie könnten ihn durch ein Portal locken und die andere Seite mit Sprengfallen ausstatten. Oder ihn in eine Redstone Mechanik locken und Lava auf ihn kippen.

Wie weit Dreams Resistenz gegenüber Umwelteinflüssen oder Attacken ausreichte konnte er nicht genau sagen. Bei der Exekution von Technoblade hatte er im Kampf nicht einen Kratzer abbekommen. Aber Bad hatte ihn verletzen können. Und Dream war vor ein paar Tagen mit einer abgebrochenen Klaue zurückgekehrt.
Ihn zu verwunden war nicht unmöglich. Und wenn er bluten konnte, dann konnte er auch sterben. Er besaß noch alle drei Kanon Leben, doch wie lange noch, wenn sich der ganze Server gegen ihn verbündete? George hatte befürchtet, dass es so kommen würde. Die Gedanken und Gefühle der Menschen hier waren toxisch. Wenn Tommy sich benommen hätte, dann wäre das ganze Drama nicht passiert. Und wenn Dream nicht so reizbar wäre, dann stünde L'Manberg noch.
So oder so, er würde die Angelegenheit nicht verschlafen, wie er es normalerweise bei größeren Ereignissen tat.


Niemand begegnete ihm auf dem Weg nach Hause. Nur Purpled saß noch immer vor dem Wrack seiner abgestürzten Behausung, bemerkte ihn aber wie zuvor nicht. Keiner der anderen folgte ihm. George war es Recht so, seine Argumentationen trafen nur auf taube Ohren.
Jemanden in ein Gefängnis stecken... Wie weit waren sie gesunken, dass es dazu kommen konnte?

Er kam ohne Zwischenfälle Zuhause an. Einen Moment erwartete er DreamXD noch an seinem Türrahmen lehnen zu sehen, aber der Gott war verschwunden. Genauso wie Foolish. Ihn interessierte nicht was die beiden für göttliche Angelegenheiten zu verrichten hatten.
Holz knarzte unter seinen Füßen, als er über die Brücke des Teiches nach drinnen ging. Seine Vorratskisten standen minimal anders als zuvor. Als er sie öffnete, waren andere Dinge drin. Das meiste von seinem Essen und Materialien war verbrannt, als Tommy hier gewütet hatte. Aber XD hatte einige der Sachen ersetzt, andere mit dazugetan, die er vorher definitiv nicht besessen hatte. So fand George zum Beispiel mehrere goldene Äpfel, darunter zwei die in Verzauberungen schimmerten.

Während er sich das Inventar vollpackte überlegte er, was er alles mitnehmen sollte. Ein Boot vielleicht, möglicherweise musste er einen Ozean überqueren. Er klappte den Deckel der Vorratskiste zu und öffnete den der Kiste daneben. Baumaterial stapelte sich übereinander, Holz hauptsächlich, ein paar Ziegel. George warf einige Planken auf seine Werkbank und machte sich ans Werk. Mit der Handsäge zerkleinerte er die Bretter in passende Stücke, scherte sich nicht um die Spähne, die er damit auf dem Boden verteilte. Er griff ein paar Nägel, den Hammer der seitlich an seiner Werkbank hing und vernagelte die Planken in ein solides kleines Holzboot. Zufrieden mit dem Ergebnis, quetschte er das Schiffchen in sein Inventar. Gegenstände waren oft kleiner, wenn man sie in der Hand hielt oder in einer Kiste lagerte und nahmen ihre richtige Größe erst an, sobald man sie platzierte. Eine Mechanik dieser Welt, damit man auf größere Transportmöglichkeiten verzichten konnte. Ein Grund weshalb niemand Wägen oder Schubkarren benutzte.

George nahm seine violett schimmernde Rüstung vom Ständer und streifte die einzelnen Stücke über. Das vertraute Gewicht schenkte ihm Sicherheit. So oft hatte diese Rüstung ihn vor Verletzungen oder dem sicheren Tod bewahrt.
Er warf einen Blick nach draußen um die Tageszeit abzuschätzen. Die Sonne stand hoch, sank aber bereits wieder. In ein paar Stunden wäre es dunkel, die Zeit in der Mobs durch die Gegend streiften. Aber ausgerüstet fürchtete er sich nicht vor ihnen. Und er konnte rennen, so wie er es in den Manhunts tat. Creeper, Zombies, sie alle waren langsam. Er war schnell. Ein Hunter.

Mit ein paar Handgriffen löschte er die Laternen in seinem Haus. Als er die über der Kommode neben seinem Bett ausknipste, erblickte er eine blaue Kornblume die auf der Matratze lag. Einen Moment zog er die Brauen zusammen, dann kam die Erkenntnis, dass XD die Blume für ihn dagelassen haben musste. Kopfschüttelnd drehte er sich um, wollte gehen, hielt an der Tür inne und ging zurück um die kleine Pflanze aufzuheben und neben Dreams Maske in sein Inventar zu legen.

"Du verlässt uns?"

Alarmiert fuhr er herum, packte unbewusst den Griff seines Schwertes, bevor er Sapnap erkannte und die Waffe wieder losließ. Der andere stand vor einem seiner Fenster, bückte sich und sah hinein. Sofern George erkennen konnte, war er alleine.
"Tu nicht so, als würde es dich überraschen.", meinte er, trat nach draußen und zog hinter sich die Tür zu.
"Ich bin nicht überrascht."
Sapnap wande sich von dem Fenster ab und lehnte sich stattdessen auf einen der Brückenpfeiler am Ufer des Teiches. Seine Finger tippten auf das Holz.
"Du hast gelogen.", bemerkte er.
"Als du sagtest, du wüsstest nicht wo er ist."
"Das war nicht gelogen.", fand George. Er zog den Kompass hervor und betrachtete die rote Nadel darauf. Der Zeiger drehte sich einige Male im Kreis und deutete dann wieder nach Osten.
"Ich habe keine Ahnung wo genau er ist. Aber XD hat mir diesen Kompass gegeben, damit ich Dream finden kann."
"Ist das so eine Art Dreiecksbeziehung zwischen euch?"

Augenrollend boxte George gegen Sapnaps Schulter und entlockte dem anderen damit ein Schmunzeln. Dann wurde er wieder ernst und senkte seine Stimme.
"Ich will nicht, dass ihr ihn fangt."
Er wollte nicht wissen was passierte, wenn man einen Drachen einsperrte. Tiere die in Gefangenschaft lebten, wurden wahnsinnig. Oder gefährlicher als vorher. Oder sie starben einen frühzeitigen Tod. Das war nichts, was er sich für Dream wünschte, egal was er getan hatte.
Vor ihm sah Sapnap auf den Teich und schwieg einen Moment bevor er sagte:
"Das soll keine Dauerlösung sein. Sobald er wieder ein Mensch ist steht es ihm frei dorthin zu gehen wo er will. Aber bis dahin muss verhindert werden, dass sowas nochmal passiert."

Aus irgendeinem Grund musste George an den Traum denken, den er hatte, bevor er heute erwacht war. An Dreams unschuldigen Ausdruck, als er am Ufer eines Ozeanes saß. Der Sand um ihn herum blutdurchtränkt.
"Ich glaube nicht...", begann er und überlegte einen Moment, bevor er fort fuhr.
"... dass er es böse gemeint hat, so dumm das klingen mag."
"Es klingt nicht dumm.", sagte Sapnap, den Blick noch immer auf die spiegelnde Wasseroberfläche gerichtet.
"Wie oft habe ich schon getötet aus den gleichen Gründen? Um jemanden zu beschützen, aus Rache, ich kenne mich damit aus."
Der Schwarzhaarige rieb sich die Stirn und schaute anschließend zu George.
"Aber ich weiß auch in welchem Ausmaß Schluss ist. Und der Unterschied zu Dream ist, dass wir nicht wissen, wann er es wieder tun wird. Sieh mich an, George. Sieh mir in die Augen und versprich mir, dass das ein Einzelfall war."

Er begegnete dem Blick des anderen, schaffte es genau vier Sekunden hinzusehen, dann musste er sich abwenden. In den Worten des anderen lag zuviel Wahrheit, die er nicht entkräften konnte. Dream würde tun was ihm beliebte. Für ihn gab es keine Grenzen, keine Zurückhaltung. Der Server und dessen Bewohner waren seinen Launen ausgeliefert.
Er konnte Sapnap nicht versprechen, dass es nicht wieder passieren würde. Er konnte es niemandem versprechen, nicht einmal sich selbst. In seinen Gedanken sah er das gesplitterte Horn von DreamXD. Ein Zeichen wie sehr diese Welt gelitten hat. Das durfte nicht wieder geschehen.

"Wenn der Zeitpunkt gekommen ist...", begann er. Die Worte fielen ihm schwerer als alles andere.
"Dann helfe ich euch ihn zu fangen."





Autor Note:
Info: Ursprünglich ist Tubbo in meinem Kapitel 14 gestorben, bis mir aufgefallen ist, dass er auch im Kanon zur Zeit des Doomsdays nur noch ein Leben hatte. Er ist bereits zweimal getötet worden und da ich ihn für die Geschichte noch behalten wollte, hab ich es abgeändert und er hat den Doomsday überlebt.

Am 26.02.2022 kommt der letzte Manhunt raus. Seufz, diese Serie wird mir fehlen...

Skizze: https://sta.sh/03n313g372a
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