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Kurzgeschichten Sammlung #1

Kurzbeschreibung
SammlungKrimi, Freundschaft / P12 / Gen
Klaus Wiebel Marc Westerhoven Moritz Breuer Nico Berger Paul Richter Stephan Sindera
10.07.2021
25.09.2021
32
62.235
14
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Dieses Kapitel
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15.07.2021 1.976
 
Zwei weitere Tage zu warten, ohne etwas zu tun, war für die drei Polizisten keine Option! Sie mussten sich einen Plan einfallen lassen, um an den Schlüssel von Herrn Rimmele zu kommen, damit sie selbst auf das Dach gelangen konnten.
Die obersten Etagen waren reine Techniketagen, ohne Gästezimmer oder Mietwohnungen. Sie konnten zwar mit ihrer speziellen Liftkarte dorthin gelangen, aber das half nichts, solange ihnen die Dachluke selbst verschlossen blieb.
Fieberhaft diskutierten sie, wie sie vorgehen sollten. Wie wäre es, Max Rimmele als Türöffner zu benutzen? Sie könnten die Polizei vorab informieren, Max Rimmele in aller Ruhe von ihrem Verdacht über den Verbleib der 100.000 Dollar erzählen und ihn fragen, ob er mit ihnen aufs Dach gehen könnte. Schließlich wusste er nicht, dass sie über ihn Bescheid wussten und seine Identität als Dieb und Kidnapper aufgedeckt hatten. Dann, wenn sie auf dem Dach waren, konnte Inspektor Erlhoff eingreifen und den Verbrecher verhaften.
"Zuerst aber", stellte Stephan nüchtern fest, "müssen wir ihn überhaupt erst einmal finden." Sie beschlossen, das Risiko einzugehen und Ronja Miller noch einmal anrufen zu lassen. Doch er nahm nicht ab.
Also beschlossen die drei, sich erst einmal in den oberen Etagen umzusehen, um sich ein Bild von der Lage dort zu machen. Vielleicht würde Paul ja doch das Dachfenster öffnen können. Irgendwie konnten sie sich nicht vorstellen, dass es sich tatsächlich um ein Hochsicherheitsschloss handelte. Immerhin waren die obersten Etagen für die normalen Hausgäste ohnehin unzugänglich.
Sie gingen zu den Aufzügen und fuhren mit Hilfe ihrer Spezialkarten auf das Dach.
"Kollege", sagte Paul tonlos. "Seht euch das an!" Er zeigte auf die Leuchtanzeige, die den aktuellen Standort der Aufzugskabinen anzeigte.
Eine befand sich offenbar in der obersten Etage. Dort konnte nur eine Person hinfahren.
Max Rimmele.
"Er ist oben", rief Stephan. "Das kann kein Zufall sein! Er weiß von der Zinne! Kommt!" Immer wieder drückte er den Rufknopf. Es schien Stunden zu dauern, bis die Kabine endlich kam. Sekunden später fuhren sie mit dem großen Aufzug nach oben.
Paul sah sich unruhig um.

"Was ist los mit dir?", fragte Moritz.
"Ich denke nur über den Vorfall mit dem Kühlschrank nach. Das hier ist der Sarglift." Der zweite Detektiv verzog unbehaglich das Gesicht.
Stephan rollte mit den Augen. "Mensch, Paul ..."
Endlich erreichten sie ihr Ziel. Gegenüber den Aufzügen befand sich ein kleines Fenster, das einen atemberaubenden Blick über Köln bot. Aber die drei hatten keine Lust darauf. Sie hörten ein Geräusch. Und einen Fluch.
Es war Max Rimmele!
Es stimmte also. Auch ihr Gegner vermutete, dass die 100.000 Dollar in einer der goldenen Zinnen versteckt waren - wie auch immer er auf die Idee gekommen sein mochte. Aber sie hatten keine Zeit, darüber nachzudenken. Sie mussten Max Rimmele aufhalten!
Ihr Gegner stürmte los. Er hatte einen Vorteil, denn im Gegensatz zu seinen Verfolgern kannte er sich aus. Aber die drei ließen sich dadurch weder ablenken noch aufhalten. Jetzt mussten sie mithalten. Er konnte ihnen nicht entkommen.
Max Rimmele rannte zu einer Treppe, die nach oben führte - direkt unter das Dach, in eine Etage, die der Aufzug nicht mehr bediente. Auch sie rannten die Treppe hinauf. Paul war schneller als seine Freunde. Oben angekommen, sah er eine Tür zurückschwingen. Der kleine rundliche aber dennoch sportliche Polizist rannte weiter und kam zu einer seltsamen Maschine, wie er sie noch nie gesehen hatte: Drei Metallräder ragten aus dem Boden, an denen dicke Metallkabel entlangliefen. Eines von ihnen drehte sich. Ihm war sofort klar, dass dies die Technik und die Seile sein mussten, die die Aufzugskabinen bewegten. Max Rimmele sprang über eines der Räder und lief an einem kleinen, containerartigen Gebäude entlang. Er riss eine Tür auf und zog sie hinter sich zu. Paul war Sekunden später da ... und zögerte! Max Rimmele kannte sich bestens aus. Was, wenn er seine Verfolger in eine Falle locken wollte?

Paul schob alle Bedenken beiseite und riss die Tür auf. Max Rimmele hantierte gerade an einer riesigen roten Maschine herum. Als er Paul bemerkte, sprang er sofort auf ihn zu.
Der Polizist machte sich auf einen Kampf gefasst. Er wich einem Schlag aus und versuchte, Max Rimmele zu packen, aber der duckte sich und rammte seine Schulter in Pauls Brust. Paul schlug mit dem Rücken gegen die Maschine.
Schon waren Moritz und Stephan herangekommen und stellten sich Max Rimmele in den Weg. "Gib auf! Wir ..." Weiter kam der Poliziste nicht mehr. Max Rimmele stürzte sich auf ihn, packte ihn an beiden Armen und stieß ihn zur Seite. Der Technikermeister bewegte sich erstaunlich schnell. In der gleichen Bewegung trat er Moritz die Beine weg, so dass er  fiel und halb in der Türöffnung liegen blieb. Sein Oberkörper ragte in den Hausflur. Geschickt sprang Max Rimmele über Moritz hinweg, und bevor die Polizisten wieder aufstehen konnten, hatte ihr Gegner bereits einen großen Vorsprung. Diesmal war Stephan als Erster auf den Beinen, quetschte sich an Moritz vorbei und rannte Max Rimmele hinterher.
Er eilte zurück zu den Aufzugsmaschinen und dann durch eine Glastür, die er hinter sich schloss. Stephan sah, wie Max Rimmele eine Kiste packte und sie vor die Tür schob. Noch bevor der Polizist sich genähert hatte, folgte eine zweite Kiste - und eine dritte, die Max Rimmele direkt unter der Klinke verkeilte. Er warf Stephan einen bitterbösen Blick zu und rannte weiter.
Der Anführer der drei rüttelte an der Klinke. Vergeblich, der Kistenstapel klemmte ihn ein. Da die Tür ganz aus Glas war, konnte Stephan sie deutlich sehen.
Er versuchte es mit aller Kraft, warf sich sogar gegen die Tür, aber die Kisten rutschten keinen Millimeter zur Seite.
Seine Freunde waren im Anmarsch. "Findet einen anderen Weg hier raus!", rief er ihnen zu.
"Paul, du gehst!", bestimmte Moritz und machte sich gleichzeitig auf den Weg zur Tür - ebenso erfolglos wie Stephan.
Der kleine Polizist kam schon nach einer Minute zurück. "Keine Chance, es geht nur in diese Richtung raus."
"Die Dachluke muss auf der anderen Seite dieser Etage sein", sagte Stephan verzweifelt. In diesem Moment musste Max Rimmele nach oben geklettert sein. Vielleicht stand er schon vor den goldenen Zinnen und damit möglicherweise vor den 100.000 Dollar.
Und sie saßen hier fest! Das konnte doch nicht wahr sein.
"Es gibt noch einen anderen Weg", sagte Paul, sah sich um - und griff nach einem schweren Werkzeugkasten, der neben den Aufzugsmaschinen stand. "Ich werde uns hier rausholen. Geh zur Seite!"
Moritz' Augen weiteten sich, als er es begriff. Zusammen mit Stephan eilte er von der Tür weg. Im nächsten Moment schleuderte Paul den Koffer gegen die Glastür und die Scheibe zersprang mit einem Klirren. Der Werkzeugkasten fiel nicht ganz durch, sondern krachte zurück auf den Boden. Aber das Loch im Glas war groß genug, dass sie den Koffer wegschieben konnten, der den Griff blockierte. Dann stießen sie die Tür mit Gewalt auf.
Nach nur wenigen Schritten standen sie vor dem offenen Dachfenster, zu dem eine schmale Leiter führte.
Die drei blieben stehen.
Stephan hob den ausgestreckten Zeigefinger vor die Lippen. "Seid still", flüsterte er und deutete auf das offene Dachfenster und die Leiter, die nach oben führte. "Wir müssen herausfinden, ob Max Rimmele immer noch da oben ist und sich an der goldenen Zinne zu schaffen macht."
"Ich kümmere mich darum", sagte Paul ohne zu zögern. "Wir müssen uns einen Plan einfallen lassen, um ihn zu besiegen. Wir dürfen ihn nicht entkommen lassen."
Stephan grinste breit. "Das sollte das geringste unserer Probleme sein, Paul. Wenn Max Rimmele noch da oben ist, machen wir die Luke zu und sperren ihn aus."
Moritz lachte leise. "Tolle Idee, Stephan! Er sitzt da oben fest. Von dort kann er es auch nicht auf die Dachterrasse schaffen, ohne sich das Genick zu brechen."
Paul schlich zur Leiter und spähte durch die Luke nach oben. Alles, was er sehen konnte, war der klare, wolkenlose kalifornische Himmel.
Das war gut.
Trotzdem musste er ständig damit rechnen, dass Max Rimmele auftauchte und ihn angriff. Er setzte seinen Fuß auf die erste Sprosse der Leiter. Sie knarrte nur leise. Wenn Max Rimmele oben war, würde er es sicher nicht hören.
Paul kletterte schnell hoch und spähte über die Kante auf das Dach. Er sah eine Menge luftiger Aufbauten und schornsteinähnliche Gebilde, aus denen die Spitzen von Metallrohren ragten. Wahrscheinlich Teile des Belüftungssystems. Entlang der Kante des Flachdachs verlief eine Brüstung, die kaum kniehoch war - nicht besonders sicher, aber normalerweise betrat niemand das Dach. Ein Dutzend goldene Zinnen ragten entlang der Brüstung auf.
Nur Max Rimmele war nirgends zu sehen.
Paul drehte sich um, spähte vorsichtig in die andere Richtung ... und atmete erleichtert aus.
Er schaute auf Rimmeles Rücken. Der Techniker machte sich an einer der Zinnen zu schaffen, einen Schraubenzieher in der Hand. Im nächsten Moment hob er die goldfarbene Verkleidung ab, die sich als dünne Metallschale über dem gemauerten Zinnenkranz entpuppte.
Paul hörte Max Rimmele laut auflachen. An der Zinne war mit dickem Draht eine große Plastiktüte befestigt.
Der zweite Detektiv hatte genug gesehen. Er kletterte so leise wie möglich die Leiter ein Stück hinunter und schloss dann vorsichtig die Luke hinter sich.
"Pssst!" Stephan deutete aufgeregt auf die rechte Seite des Dachfensters. Und tatsächlich: Herr Max Rimmele hatte den Schlüssel stecken lassen! Paul schloss eilig die Luke und stieg zu den anderen beiden hinunter.
"Jetzt sitzt Max Rimmele in der Falle", sagte Paul zufrieden
"Lasst uns die Leiter sicherheitshalber wegstellen", schlug Moritz vor. Gerade in dem Moment, als die drei die Leiter an die gegenüberliegende Wand gelehnt hatten, hörten sie über sich einen wütenden Schrei. Max Rimmele hämmerte vom Dach aus gegen die Luke. "Aufmachen! Lasst mich runter!"
Daran dachten die drei nicht einmal. Max Rimmele würde da oben festsitzen, bis die Polizei eintraf und ihn festnahm.
"Jetzt hat er seine 100.000 Dollar", sagte Moritz und klang hörbar zufrieden. "Soll er doch damit glücklich werden, solange es ihm gehört. Was glaubst du? Zwanzig Minuten? Dreißig?"
Tatsächlich dauerte es genau vierundzwanzig Minuten, bis Kommissar Erlhoff mit seinem wortkargen Partner eintraf und kopfschüttelnd unter der Luke stand.
Kurze Zeit später übergab Moritz die Plastiktüte mit den 100 000 Dollar - 104 287 Dollar, wie sich später herausstellte - an  Frau Ronja. "Ich denke, Sie können die Akte jetzt endlich schließen. Ich weiß, wie es ist, wenn man ein Archiv zu betreuen hat."
Kommissar Erlhoff führte Max Rimmele ab, der alles zugab. Er hatte vor der Bürotür gelauscht, als ihm die Idee mit der goldenen Zinne gekommen war: Max Rimmele hatte Miller gesehen und war ihr unauffällig in Ronjas Büro nachgeschlichen. Ein glücklicher Zufall für ihn, der ihm aber kein Glück gebracht hatte.
Bevor Erlhoff das Büro verließ, sprach er noch einmal mit den Polizisten. "Der Kollege aus Mülheim kann froh sein, dass Sie ihn unterstützen. Wie hieß er noch gleich? Zwirbel?"
"Wiebel", verbesserte Stephan lachend. Zwirbel. Das musste er sich merken. "Und ja, auch wenn er oft etwas mürrisch ist, schätzt er die Unterstützung von seinen besten Leuten. Auch wenn er das niemals laut zugeben würde“,

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Sooo, ich melde mich auch mal wieder, nachdem ich Gestern keine Zeit hatte an meinen PC zu sitzen. Hier ist das Ende der kleinen Kurzgeschichte mit dem Undercover Einsatz im Hotel Sonnenhof. Stephan, Paul und Moritz mussten einiges durchmachen, aber am Ende haben sie den Täter doch geschnappt. Was am Anfang nur so aussah wie Diebstähle, hatte in Wirklichkeit einen ganz anderen Hintergrund. Wie auch immer, sie haben es geschafft. Eine neue Kurzgeschichte werde ich morgen hier hochladen, da ich den ersten Teil bereits geschrieben habe. Und auch die Oneshots werden noch fertig gemacht. Ihr könnt also gespannt sein.

eure Lele
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