Kurzgeschichten Sammlung #1
von Shawnpsych
Kurzbeschreibung
Verschiedene Kurzgeschichten und oneshots mit den Polizisten von auf Streife. Undercover Einsätze, außergewöhnliche Fälle und private Geschichten über die Kommissare erwarten euch hier. Anfragen sind offen
SammlungKrimi, Freundschaft / P12 / Gen
Klaus Wiebel
Marc Westerhoven
Moritz Breuer
Nico Berger
Paul Richter
Stephan Sindera
10.07.2021
25.09.2021
32
62.235
14
Alle Kapitel
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Dieses Kapitel
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11.07.2021
2.159
Oneshot für @Melindestein
Paul hatte das komische Gefühl, als würde alles zerstört werden sobald er den Parkplatz hinter sich gelassen hatte. Er stand wie jeden Morgen vor seinem neuen Arbeitsplatz, bei dem er vor kurzem eine Stelle bekommen hatte. Paul war Polizist und er war erst vor zwei Wochen nach Köln gezogen, da er sich von seiner Freundin getrennt hatte, aus der Wohnung geschmissen worden war und nun mit seiner kleinen Tochter bei seinen Großeltern lebte, bis er eine Wohnung gefunden hatte. Wenigstens hatte er wieder einen Job.
„Guten Morgen, Paul. Na alles klar bei dir?“, wurde er von seinem Kollegen und zugeteilten Partner Stephan Sindera begrüßt. Stephan war sehr nett und Paul musste sich eingestehen, dass er für Stephan anders empfand als für seine anderen Kollegen. Stephan war wie ein bester Freund, nur etwas mehr als nur das.
„Ob bei mir alles klar ist? Nein, wohl eher nicht!“, dachte Paul, setzte ein lächeln auf und sagte.
„Soweit schon und bei dir?“, Stephan mochte vielleicht der Mensch sein, der in Pauls Leben eine große Rolle spielte, immer für ihn da war und sich um ihn sorgte, aber sie kannten sich erst seit zwei Wochen. Eine bisher kurze Zeit, fand Paul.
„Dich hat wohl der Einsatz gestern ordentlich mitgenommen, oder?“, fragte Stephan, als die beiden die Wache betraten und die Treppen nach oben stiegen.
„Mitgenommen ist gut. Ich kriege es nicht mehr aus meinem Kopf. Es erinnert mich zu sehr an das was mal war!“, auch hier hatte Paul es nicht ausgesprochen. Er wollte nicht mehr daran erinnert werden, was damals geschehen ist. Er wollte es vergessen, nie mehr daran denken und einfach in Ruhe leben. Er wollte hier neu anfangen, alles hinter sich lassen und einfach ein neues Leben beginnen, wo er mit seiner Tochter in Ruhe leben konnte. Doch nichts davon war so leicht wie man es gesagt hatte.
„Für einen Moment war es schon heftig, aber es geht mir wieder besser.“, Das war eine Lüge, aber Paul wollte Stephan nicht mit seinen Problemen belästigen. Dieser hatte genug Probleme alleine, da musste er sich nicht noch mit Pauls Problemen beschäftigen.
„So ist eben der Job hier. Auch wenn wir immer denken wir wohnen in Deutschland und nicht in den USA wo ständig etwas passiert. Auch hier können schlimme Sachen passieren bei Einsätzen, auf die wir nicht immer vorbereitet sind.“, meinte Stephan und schloss die Türe auf. Wie immer waren sie die ersten die Morgens in die Wache kamen, die anderen würden etwa 15 Minuten nach ihnen kommen.
„Du hast ja keine Ahnung was ich schon alles erleben musste.“, Paul schwieg wieder und die beiden setzten sich an ihren Schreibtisch.
„Aber wir als Polizisten müssen eben immer für alles bereit sein.“, Stephan schmiss die Kaffeemaschiene an und machte Kaffee, dann reichte er Paul ebenfalls eine Tasse und setzte sich an seinen Schreibtisch der sich gegenüber von Pauls Schreibtisch befand. Seit Pauls ersten Tag hier auf der Wache, waren die beiden zu einem Team gewählt worden und arbeiteten immer zusammen. Sie fuhren auch immer zusammen zu neuen Einsätzen, und meistens verbrachten sie den Abend nach Feierabend ebenfalls noch zusammen.
„Aber nun mal zu einem anderen Thema.“, Stephan stellte seine Tasse auf dem Tisch ab, faltete seine Hände zusammen und sah Paul mit einem festen Blick direkt an.
„Wir haben uns noch gar nicht darüber unterhalten, wie es in der anderen Wache so lief wo du zuvor gearbeitet hast.“, Paul schluckte. Er hatte schon damit gerechnet, dass er genau diese Frage irgendwann beantworten musste. Er wusste, irgendwann musste er über sein altes Leben sprechen, doch er war irgendwie noch nicht bereit dazu.
„Ich meine, du kennst schon mein ganzes Leben fast in und auswendig, aber ich weiß noch gar nichts über dich.“, fügte Stephan hinzu und Paul nickte.
„Ich weiß, es ist nur etwas......kompliziert, verstehst du?“, Stephan nickte.
„Ich kann dich verstehen, aber manchmal ist es besser doch darüber zu sprechen. Hier nimmt dich jeder so wie du bist.“, Stephan wollte endlich mehr über seinen neue Kollegen wissen, denn bis auf ein paar Dinge wusste er fast gar nichts über Paul.
Flashback:
Als Stephan an diesem Morgen von einem Einsatz, zusammen mit Muri Demir zurück zur Wache kam, war etwas anders als sonst. Klaus Wiebel, der Chef der Wache, sowie ein paar Kollegen hatten sich im Konferenz Raum versammelt und als Stephan und Muri eintraten, wurden sie gebeten sich zu setzen.
„Also, liebe Kollegen, ich habe hier ein paar Informationen die ich mit euch teilen muss.“, Stephan konnte Klaus bereits ansehen, dass es ihm nicht leicht fiel darüber zu sprechen und er irgendwie mit sich selber kämpfte.
„Wir bekommen einen neuen Kollegen auf die Wache, der vor kurzem seinen Job verloren hat und nun her nach Köln gezogen ist.“, fing Klaus an.
„Einen neuen Kollegen?“, Mark Westerhoven, ein Kollege von Stephan den er schon seit vielen Jahren kannte, stellte die Frage offen in den Raum.
„Hieß es nicht erst vor kurzem, dass wir voll sind und niemanden mehr aufnehmen können?“, Stephan erinnerte sich an den Bogen Papier, auf dem genau stand, dass keine neuen Polizisten mehr hier aufgenommen werden können.
„Stimmt. Da gab es doch extra ein Schreiben.“, meinte Muri Demir.
„Ja ich weiß, aber es hat eine kleine Ausnahme gegeben. Unser neuer Kollege, der ab Morgen hier dabei sein wird heißt Paul Richter.“, erklärte Klaus.
„Oh nein, dass kann nicht dein ernst sein!“, Mark verdrehte die Augen.
„Du weißt wohl nicht wie dieser Paul Richter drauf ist. Das ist der, der seinen Kollegen erschossen hat.“, verbreitete Mark das Gerücht und Stephan wusste nicht, ob er ihm glauben sollte oder nicht.
„Also erstens, ist es nicht bewiesen, dass er es war und zweitens möchte ich nicht, dass jemand über solche Dinge hier spricht. Wir werden Paul hier aufnehmen und so behandeln wie jeden anderen, verstanden?!“, Klaus sah vor allem Mark Westerhoven prüfend an.
„Ja ja schon gut.“, grummelte Mark und verschränkte seine Arme. In dem Konferenz Raum war es still geworden, nachdem Mark das erwähnt hatte.
„Stephan?“, Klaus sah nun Stephan Sindera an.
„Ich möchte, dass Paul dein neuer Partner wird und du dich etwas um ihn kümmerst.“, Das traf Stephan wie ein Schlag, auf den er nicht vorbereitet war. Wieso sollte ausgerechnet er diesen Paul Richter als neuen Partner bekommen?
„Aber ich..“; er wurde unterbrochen.
„Stephan, mach es bitte einfach. Ich wüsste nicht wem ich ihn sonst übergeben sollte. Er hat es nicht leicht und du bist der einzigste hier, der so etwas annehmen kann und damit klar kommt.“, Klaus bat Stephan schon fast darum, dass er Paul als Partner nahm.
„Okay gut.“, Auch wenn Stephan nicht ganz damit einverstanden war, vor allem dann nicht als Mark diese Geschichte erzählt hatte, so wollte er keine Diskussion starten.
„Ich mach´s“, sagte er und wurde prompt von allen angestarrt.
„Gut, dann wäre das also schon mal geklärt. Nun zu einem anderen Thema. Ab sofort werden Stephan und Paul das Büro von Mark und Heidi übernehmen, und die beiden bekommen ein Büro in Block B.“, Mark stöhnte auf.
„War ja mal wieder klar, dass ich in ein noch kleineres Büro ziehen muss.“, meckerte Mark, doch die Anweisung von Klaus konnte er nicht umgehen. Kurz darauf war die Sitzung beendet und alle hatten den Raum verlassen. Stephan machte sich an die Arbeit seine Sachen zu packen und diese in sein neues Büro zu bringen.
„Pass mir nur auf mit diesem Paul. Mit dem scheint nicht alles in Ordnung zu sein.“, hörte er Muri Demir sagen, aber Stephan hörte ihm gar nicht richtig zu. Er würde schon selber erfahren was wirklich Sache war, ohne seine Kollegen, die den Gerüchten sofort Glauben schenkten.
Flashback Ende
„Du willst bestimmt wissen was es mit den Gerüchten auf sich hat, dass ich meine Kollegen erschossen haben soll.“, Stephan nickte langsam, schüttelte aber gleichzeitig seinen Kopf.
„Ja und nein. Ich möchte auch mehr über dich erfahren, und dir helfen wo immer ich kann.“, Paul nickte dankend, schwieg dann aber wieder für einen Moment.
„Gut zu wissen.“, murmelte Paul, dann holte er einmal tief Luft.
„Also ich war damals mit einem Kollegen, sein Name war Felix Hofman, unterwegs bei einem Einsatz. Es war aber kein normaler Einsatz.“, fing Paul an zu erzählen, auch wenn sich alles in ihm dagegen sträubte.
„Wir waren nicht wirklich darauf vorbereitet, und hatten nur ein paar Informationen bekommen um was es sich bei dem Einsatz handelte.“, Stephan hörte ihm aufmerksam zu und merkte, dass es Paul nicht leicht fiel darüber zu sprechen.
„Es ging um einen simplen Einbruch in einem Kaufhaus in der Innenstadt von Stuttgart. Dort hatte eine Gruppe maskierter Männer einen Laden überfallen. Als wir dort ankamen waren wir ganz alleine, obwohl es hieß, dass einige Kollegen einer anderen Wache bereits vor Ort seien.“, erzählte Paul und stoppte.
„Ihr wart dort ganz alleine?“, fragte Stephan irritiert nach.
„ja, obwohl wir das gar nicht sollten.“, meinte Paul
„Jedenfalls war es ein Einsatz, bei dem man nur als Gruppe eingreifen durfte, aber wir waren alleine. Ich habe zu Felix gesagt, dass wir warten müssen bis Verstärkung kommt, aber er ist einfach ohne auf mich zu hören in das Kaufhaus gegangen. Ich bin ihm hinterher.“, wieder stoppte Paul.
„Und dann habe ich ihn aus den Augen verloren. Kurz darauf hörte ich Schüsse und dann stürzte er von dem Obergeschoss über das Geländern und landete neben mir auf dem Boden.“, Paul spürte wie die Tränen in seinen Augen immer mehr wurden.
„Das ist ja grausam.“, Stephan wusste nicht was er sagen sollte. Er hatte einfach nicht mit so einer Geschichte gerechnet.
„Am Ende wurde ich dafür beschuldigt, denn laut den Überwachungskameras war zu der Zeit niemand dort oben, außer Felix.“ Stephan wusste, dies war nicht nur schrecklich für Paul gewesen sondern schien ihn immer noch in seinen Träumen zu verfolgen. Er wollte ihm helfen, wusste aber nicht wie er das machen sollte.
„Tja, und dann hieß es ich sei ein Mörder und ich habe meinen Job verloren. Kurz darauf hat meine Freundin schluss gemacht und mich aus der Wohnung geworfen. Ich bin dann mit meiner Tochter zu meinen Großeltern gezogen die hier in Köln leben, und suche gerade nach einer neuen Wohnung.“, damit hatte Paul alles erzählt, was er Stephan erzählen konnte.
„Das tut mir wirklich Leid. Eigentlich sollte so etwas niemals passieren.“, Stephan wusste, dass Paul eine Menge durchmachte und auch die anderen Kollegen der Wache schienen den Gerüchten mehr Aufmerksamkeit zu schenken, als der Wahrheit, die man nur nicht kannte. Stephan wünschte niemanden so etwas. Niemand sollte so etwas durchmachen wie Paul es musste.
„Hat man es dir denn jemals nachweisen können?“, fragte Stephan und Paul schüttelte seinen Kopf.
„Alle Beweise die es gab sind komischerweise aus der Wache gestohlen worden, kurz nachdem man sie gefunden hatte, und auch dafür werde ich beschuldigt, weil alle denken ich hätte sie gestohlen, damit ich nicht auffalle.“, Stephan konnte das gut verstehen.
„Nun, nur damit du es weißt. Ich bin immer da wenn du Hilfe brauchst, und ich werde dir auch dabei helfen den Täter zu finden wenn du das willst.“, bot Stephan an aber Paul lehnte ab.
„Ich möchte eigentlich nicht mehr daran erinnert werden. Ich möchte hier neu anfangen und alles andere vergessen.“, Paul trank etwas von seinem Kaffee.
„Dann werde ich dir dabei helfen.“, Stephan lächelte Paul an und dieser war froh jemanden wie Stephan kennengelernt zu haben, auch wenn seine Vergangenheit immer noch versuchte ihn heim zu suchen. Vielleicht würde es ja etwas bringen.
Wenn ich es nicht versuche, werde ich es niemals erfahren
„Danke dir. Danke, dass du da zu mir hält´s“, bedankte sich Paul bei Stephan.
„Ich will nur, dass es dir gut geht und man einen Weg findet wie du dein Ziel verfolgen kannst.“, antwortete Stephan.
„Selbstverständlich werde ich dich da nicht alleine lassen.“, Paul lächelte und das erste mal seit diesen Vorfällen war er glücklich, und fühlte sich verstanden.
Als Stephan am Abend in seiner Wohnung ankam, wusste er, er hatte Heute etwas gutes getan. Er alleine hatte es geschafft mehr über Paul zu erfahren und konnte ihm endlich helfen. Es ist ja nicht so, als hätte er es schon geahnt, dass Paul von etwas schwerem immer abgelenkt wurde. Er konnte es Paul immer ansehen, und er wollte nicht, dass er damit zu kämpfen hatte. Denn wie es Paul bereits gesagt hatte, wollte er ein neues Leben anfangen und endlich vergessen, was damals vorgefallen ist. Und wo konnte so etwas besser gelingen als hier, in Köln, die Stadt die nie schläft. Oder war das Vegas? Stephan wusste es nicht und ging mit einem Lächeln ins Bett. Morgen würde er schon ganz anders über Paul denken, und vielleicht konnte er auch seine Kollegen überzeugen, dass Paul nicht derjenige war der jemanden umbringen würde. Schon gar nicht seinen Partner.
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Ich hoffe dir hat der Oneshot gefallen @Melindestein
Für alle anderen gilt: Sendet mir eine Nachricht wenn ihr eine Kurzgeschichte oder einen Oneshot haben wollt und ich fange sofort an eure Wünsche zu bearbeiten.
eure Lele
*wurde am 25.07.2021 überarbeitet*
Paul hatte das komische Gefühl, als würde alles zerstört werden sobald er den Parkplatz hinter sich gelassen hatte. Er stand wie jeden Morgen vor seinem neuen Arbeitsplatz, bei dem er vor kurzem eine Stelle bekommen hatte. Paul war Polizist und er war erst vor zwei Wochen nach Köln gezogen, da er sich von seiner Freundin getrennt hatte, aus der Wohnung geschmissen worden war und nun mit seiner kleinen Tochter bei seinen Großeltern lebte, bis er eine Wohnung gefunden hatte. Wenigstens hatte er wieder einen Job.
„Guten Morgen, Paul. Na alles klar bei dir?“, wurde er von seinem Kollegen und zugeteilten Partner Stephan Sindera begrüßt. Stephan war sehr nett und Paul musste sich eingestehen, dass er für Stephan anders empfand als für seine anderen Kollegen. Stephan war wie ein bester Freund, nur etwas mehr als nur das.
„Ob bei mir alles klar ist? Nein, wohl eher nicht!“, dachte Paul, setzte ein lächeln auf und sagte.
„Soweit schon und bei dir?“, Stephan mochte vielleicht der Mensch sein, der in Pauls Leben eine große Rolle spielte, immer für ihn da war und sich um ihn sorgte, aber sie kannten sich erst seit zwei Wochen. Eine bisher kurze Zeit, fand Paul.
„Dich hat wohl der Einsatz gestern ordentlich mitgenommen, oder?“, fragte Stephan, als die beiden die Wache betraten und die Treppen nach oben stiegen.
„Mitgenommen ist gut. Ich kriege es nicht mehr aus meinem Kopf. Es erinnert mich zu sehr an das was mal war!“, auch hier hatte Paul es nicht ausgesprochen. Er wollte nicht mehr daran erinnert werden, was damals geschehen ist. Er wollte es vergessen, nie mehr daran denken und einfach in Ruhe leben. Er wollte hier neu anfangen, alles hinter sich lassen und einfach ein neues Leben beginnen, wo er mit seiner Tochter in Ruhe leben konnte. Doch nichts davon war so leicht wie man es gesagt hatte.
„Für einen Moment war es schon heftig, aber es geht mir wieder besser.“, Das war eine Lüge, aber Paul wollte Stephan nicht mit seinen Problemen belästigen. Dieser hatte genug Probleme alleine, da musste er sich nicht noch mit Pauls Problemen beschäftigen.
„So ist eben der Job hier. Auch wenn wir immer denken wir wohnen in Deutschland und nicht in den USA wo ständig etwas passiert. Auch hier können schlimme Sachen passieren bei Einsätzen, auf die wir nicht immer vorbereitet sind.“, meinte Stephan und schloss die Türe auf. Wie immer waren sie die ersten die Morgens in die Wache kamen, die anderen würden etwa 15 Minuten nach ihnen kommen.
„Du hast ja keine Ahnung was ich schon alles erleben musste.“, Paul schwieg wieder und die beiden setzten sich an ihren Schreibtisch.
„Aber wir als Polizisten müssen eben immer für alles bereit sein.“, Stephan schmiss die Kaffeemaschiene an und machte Kaffee, dann reichte er Paul ebenfalls eine Tasse und setzte sich an seinen Schreibtisch der sich gegenüber von Pauls Schreibtisch befand. Seit Pauls ersten Tag hier auf der Wache, waren die beiden zu einem Team gewählt worden und arbeiteten immer zusammen. Sie fuhren auch immer zusammen zu neuen Einsätzen, und meistens verbrachten sie den Abend nach Feierabend ebenfalls noch zusammen.
„Aber nun mal zu einem anderen Thema.“, Stephan stellte seine Tasse auf dem Tisch ab, faltete seine Hände zusammen und sah Paul mit einem festen Blick direkt an.
„Wir haben uns noch gar nicht darüber unterhalten, wie es in der anderen Wache so lief wo du zuvor gearbeitet hast.“, Paul schluckte. Er hatte schon damit gerechnet, dass er genau diese Frage irgendwann beantworten musste. Er wusste, irgendwann musste er über sein altes Leben sprechen, doch er war irgendwie noch nicht bereit dazu.
„Ich meine, du kennst schon mein ganzes Leben fast in und auswendig, aber ich weiß noch gar nichts über dich.“, fügte Stephan hinzu und Paul nickte.
„Ich weiß, es ist nur etwas......kompliziert, verstehst du?“, Stephan nickte.
„Ich kann dich verstehen, aber manchmal ist es besser doch darüber zu sprechen. Hier nimmt dich jeder so wie du bist.“, Stephan wollte endlich mehr über seinen neue Kollegen wissen, denn bis auf ein paar Dinge wusste er fast gar nichts über Paul.
Flashback:
Als Stephan an diesem Morgen von einem Einsatz, zusammen mit Muri Demir zurück zur Wache kam, war etwas anders als sonst. Klaus Wiebel, der Chef der Wache, sowie ein paar Kollegen hatten sich im Konferenz Raum versammelt und als Stephan und Muri eintraten, wurden sie gebeten sich zu setzen.
„Also, liebe Kollegen, ich habe hier ein paar Informationen die ich mit euch teilen muss.“, Stephan konnte Klaus bereits ansehen, dass es ihm nicht leicht fiel darüber zu sprechen und er irgendwie mit sich selber kämpfte.
„Wir bekommen einen neuen Kollegen auf die Wache, der vor kurzem seinen Job verloren hat und nun her nach Köln gezogen ist.“, fing Klaus an.
„Einen neuen Kollegen?“, Mark Westerhoven, ein Kollege von Stephan den er schon seit vielen Jahren kannte, stellte die Frage offen in den Raum.
„Hieß es nicht erst vor kurzem, dass wir voll sind und niemanden mehr aufnehmen können?“, Stephan erinnerte sich an den Bogen Papier, auf dem genau stand, dass keine neuen Polizisten mehr hier aufgenommen werden können.
„Stimmt. Da gab es doch extra ein Schreiben.“, meinte Muri Demir.
„Ja ich weiß, aber es hat eine kleine Ausnahme gegeben. Unser neuer Kollege, der ab Morgen hier dabei sein wird heißt Paul Richter.“, erklärte Klaus.
„Oh nein, dass kann nicht dein ernst sein!“, Mark verdrehte die Augen.
„Du weißt wohl nicht wie dieser Paul Richter drauf ist. Das ist der, der seinen Kollegen erschossen hat.“, verbreitete Mark das Gerücht und Stephan wusste nicht, ob er ihm glauben sollte oder nicht.
„Also erstens, ist es nicht bewiesen, dass er es war und zweitens möchte ich nicht, dass jemand über solche Dinge hier spricht. Wir werden Paul hier aufnehmen und so behandeln wie jeden anderen, verstanden?!“, Klaus sah vor allem Mark Westerhoven prüfend an.
„Ja ja schon gut.“, grummelte Mark und verschränkte seine Arme. In dem Konferenz Raum war es still geworden, nachdem Mark das erwähnt hatte.
„Stephan?“, Klaus sah nun Stephan Sindera an.
„Ich möchte, dass Paul dein neuer Partner wird und du dich etwas um ihn kümmerst.“, Das traf Stephan wie ein Schlag, auf den er nicht vorbereitet war. Wieso sollte ausgerechnet er diesen Paul Richter als neuen Partner bekommen?
„Aber ich..“; er wurde unterbrochen.
„Stephan, mach es bitte einfach. Ich wüsste nicht wem ich ihn sonst übergeben sollte. Er hat es nicht leicht und du bist der einzigste hier, der so etwas annehmen kann und damit klar kommt.“, Klaus bat Stephan schon fast darum, dass er Paul als Partner nahm.
„Okay gut.“, Auch wenn Stephan nicht ganz damit einverstanden war, vor allem dann nicht als Mark diese Geschichte erzählt hatte, so wollte er keine Diskussion starten.
„Ich mach´s“, sagte er und wurde prompt von allen angestarrt.
„Gut, dann wäre das also schon mal geklärt. Nun zu einem anderen Thema. Ab sofort werden Stephan und Paul das Büro von Mark und Heidi übernehmen, und die beiden bekommen ein Büro in Block B.“, Mark stöhnte auf.
„War ja mal wieder klar, dass ich in ein noch kleineres Büro ziehen muss.“, meckerte Mark, doch die Anweisung von Klaus konnte er nicht umgehen. Kurz darauf war die Sitzung beendet und alle hatten den Raum verlassen. Stephan machte sich an die Arbeit seine Sachen zu packen und diese in sein neues Büro zu bringen.
„Pass mir nur auf mit diesem Paul. Mit dem scheint nicht alles in Ordnung zu sein.“, hörte er Muri Demir sagen, aber Stephan hörte ihm gar nicht richtig zu. Er würde schon selber erfahren was wirklich Sache war, ohne seine Kollegen, die den Gerüchten sofort Glauben schenkten.
Flashback Ende
„Du willst bestimmt wissen was es mit den Gerüchten auf sich hat, dass ich meine Kollegen erschossen haben soll.“, Stephan nickte langsam, schüttelte aber gleichzeitig seinen Kopf.
„Ja und nein. Ich möchte auch mehr über dich erfahren, und dir helfen wo immer ich kann.“, Paul nickte dankend, schwieg dann aber wieder für einen Moment.
„Gut zu wissen.“, murmelte Paul, dann holte er einmal tief Luft.
„Also ich war damals mit einem Kollegen, sein Name war Felix Hofman, unterwegs bei einem Einsatz. Es war aber kein normaler Einsatz.“, fing Paul an zu erzählen, auch wenn sich alles in ihm dagegen sträubte.
„Wir waren nicht wirklich darauf vorbereitet, und hatten nur ein paar Informationen bekommen um was es sich bei dem Einsatz handelte.“, Stephan hörte ihm aufmerksam zu und merkte, dass es Paul nicht leicht fiel darüber zu sprechen.
„Es ging um einen simplen Einbruch in einem Kaufhaus in der Innenstadt von Stuttgart. Dort hatte eine Gruppe maskierter Männer einen Laden überfallen. Als wir dort ankamen waren wir ganz alleine, obwohl es hieß, dass einige Kollegen einer anderen Wache bereits vor Ort seien.“, erzählte Paul und stoppte.
„Ihr wart dort ganz alleine?“, fragte Stephan irritiert nach.
„ja, obwohl wir das gar nicht sollten.“, meinte Paul
„Jedenfalls war es ein Einsatz, bei dem man nur als Gruppe eingreifen durfte, aber wir waren alleine. Ich habe zu Felix gesagt, dass wir warten müssen bis Verstärkung kommt, aber er ist einfach ohne auf mich zu hören in das Kaufhaus gegangen. Ich bin ihm hinterher.“, wieder stoppte Paul.
„Und dann habe ich ihn aus den Augen verloren. Kurz darauf hörte ich Schüsse und dann stürzte er von dem Obergeschoss über das Geländern und landete neben mir auf dem Boden.“, Paul spürte wie die Tränen in seinen Augen immer mehr wurden.
„Das ist ja grausam.“, Stephan wusste nicht was er sagen sollte. Er hatte einfach nicht mit so einer Geschichte gerechnet.
„Am Ende wurde ich dafür beschuldigt, denn laut den Überwachungskameras war zu der Zeit niemand dort oben, außer Felix.“ Stephan wusste, dies war nicht nur schrecklich für Paul gewesen sondern schien ihn immer noch in seinen Träumen zu verfolgen. Er wollte ihm helfen, wusste aber nicht wie er das machen sollte.
„Tja, und dann hieß es ich sei ein Mörder und ich habe meinen Job verloren. Kurz darauf hat meine Freundin schluss gemacht und mich aus der Wohnung geworfen. Ich bin dann mit meiner Tochter zu meinen Großeltern gezogen die hier in Köln leben, und suche gerade nach einer neuen Wohnung.“, damit hatte Paul alles erzählt, was er Stephan erzählen konnte.
„Das tut mir wirklich Leid. Eigentlich sollte so etwas niemals passieren.“, Stephan wusste, dass Paul eine Menge durchmachte und auch die anderen Kollegen der Wache schienen den Gerüchten mehr Aufmerksamkeit zu schenken, als der Wahrheit, die man nur nicht kannte. Stephan wünschte niemanden so etwas. Niemand sollte so etwas durchmachen wie Paul es musste.
„Hat man es dir denn jemals nachweisen können?“, fragte Stephan und Paul schüttelte seinen Kopf.
„Alle Beweise die es gab sind komischerweise aus der Wache gestohlen worden, kurz nachdem man sie gefunden hatte, und auch dafür werde ich beschuldigt, weil alle denken ich hätte sie gestohlen, damit ich nicht auffalle.“, Stephan konnte das gut verstehen.
„Nun, nur damit du es weißt. Ich bin immer da wenn du Hilfe brauchst, und ich werde dir auch dabei helfen den Täter zu finden wenn du das willst.“, bot Stephan an aber Paul lehnte ab.
„Ich möchte eigentlich nicht mehr daran erinnert werden. Ich möchte hier neu anfangen und alles andere vergessen.“, Paul trank etwas von seinem Kaffee.
„Dann werde ich dir dabei helfen.“, Stephan lächelte Paul an und dieser war froh jemanden wie Stephan kennengelernt zu haben, auch wenn seine Vergangenheit immer noch versuchte ihn heim zu suchen. Vielleicht würde es ja etwas bringen.
Wenn ich es nicht versuche, werde ich es niemals erfahren
„Danke dir. Danke, dass du da zu mir hält´s“, bedankte sich Paul bei Stephan.
„Ich will nur, dass es dir gut geht und man einen Weg findet wie du dein Ziel verfolgen kannst.“, antwortete Stephan.
„Selbstverständlich werde ich dich da nicht alleine lassen.“, Paul lächelte und das erste mal seit diesen Vorfällen war er glücklich, und fühlte sich verstanden.
Als Stephan am Abend in seiner Wohnung ankam, wusste er, er hatte Heute etwas gutes getan. Er alleine hatte es geschafft mehr über Paul zu erfahren und konnte ihm endlich helfen. Es ist ja nicht so, als hätte er es schon geahnt, dass Paul von etwas schwerem immer abgelenkt wurde. Er konnte es Paul immer ansehen, und er wollte nicht, dass er damit zu kämpfen hatte. Denn wie es Paul bereits gesagt hatte, wollte er ein neues Leben anfangen und endlich vergessen, was damals vorgefallen ist. Und wo konnte so etwas besser gelingen als hier, in Köln, die Stadt die nie schläft. Oder war das Vegas? Stephan wusste es nicht und ging mit einem Lächeln ins Bett. Morgen würde er schon ganz anders über Paul denken, und vielleicht konnte er auch seine Kollegen überzeugen, dass Paul nicht derjenige war der jemanden umbringen würde. Schon gar nicht seinen Partner.
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Ich hoffe dir hat der Oneshot gefallen @Melindestein
Für alle anderen gilt: Sendet mir eine Nachricht wenn ihr eine Kurzgeschichte oder einen Oneshot haben wollt und ich fange sofort an eure Wünsche zu bearbeiten.
eure Lele
*wurde am 25.07.2021 überarbeitet*