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Zeit

von Kyuna
Kurzbeschreibung
GeschichteAllgemein / P16 / Het
29.06.2021
11.07.2021
2
1.634
 
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29.06.2021 837
 
Keuchend und mehr schlecht als recht kämpfte er sich durchs Geäst im Dickicht, ignorierte die Äste, die ihm ins Gesicht schlugen – er hatte so viele Wunden am Körper, diese kleinen Kratzer würden auf seinem Körper jetzt auch keinen Unterschied mehr machen, was nicht hieß, dass diese nicht an seinen Kräften zehrten; mehr, als er vielleicht zugeben wollte.
Elende Menschen. Nur wegen ihnen war er in dieser Situation; Vincent Weynard hatte zum Heiligen Kreuzzug ausgerufen, zur Schlachtung der Vampire und er war mitten drin. Ein Trupp von Rittern hatte ihn überrascht und ihm unglaublich zugesetzt und jetzt war er auf der Flucht, seine Verfolger ihm dicht auf den Fersen. Er, ein Vampir der ersten Generation, rannte vor diesem niederen Gewürm weg! Er brauchte nur etwas Blut...
Er entschied sich für einen kurzen Moment zu rasten, nur ein paar Sekunden, um zu horchen, wo die Ritter des Kreuzzugs denn waren, und um zu schauen, ob er eine einfache Blutquelle fand. Endlich hörte er auch auf zu keuchen; ein Reflex, der ihn noch immer aus seiner Zeit als Mensch verfolgte.
Der Vampir konzentrierte sich. Seine Verfolger hatten kehrt gemacht und waren in eine andere Richtung abgezogen. Gut für ihn, aber warum? Sie würden nicht einfach so aufhören, ihn zu verfolgen, wenn es nicht etwas Interessanteres gab, das sie entdeckt hatten
Keine Sekunde später vernahm er einen schrillen Schrei aus der Gegend, in welche die Soldaten abgezogen waren. Sein Blick wanderte kurz in diese Richtung. Wenn diese Würmer jetzt mit etwas anderem beschäftigt waren konnte er sie mit Sicherheit überfallen und zumindest von einem kosten; und Blut brauchte er, dringend. Seine Wunden schlossen sich nicht mehr, bluten taten sie auch kaum noch. Ein Knurren entfloh ihm, ehe er sich in die Richtung des Schreis begab und inständig hoffte, dass er hier keinen Fehler machte.

In den Schatten der Bäume beobachtete er den Rittertrupp, wie er eine junge Frau umzingelte und die Waffen auf sie richtete. Ab und an hörte er so etwas wie ‘neue Art Vampir’ und erblickte kurze Zeit später auch, was die Männer meinten: ein paar schwarzer Hörner wuchsen ihr aus dem Kopf. Ein prunkvoll verzierter Stab fand Platz in ihren zittrigen Händen, den sie auf die Ritter richtete. Offenbar war das ihr erstes Treffen mit Leuten, die sie umbringen wollten.
“Ich bin kein Vampir!” versuchte sie den Rittern zu erklären, stieß jedoch auf taube Ohren, da diese sie immer weiter zurückdrängten. Sie dagegen sah sich wie wild in der Gegend um und kurz darauf stockte er.
Ihre goldenen Seelenspiegel bohrten sich direkt in seine Roten, so voller Angst und Verzweiflung, nach Hilfe flehend. Sie war auf jeden Fall um einiges Aufmerksamer als diese widerlichen Menschen, die seine Präsenz noch immer nicht bemerkt hatten. Ein leises Schnauben entkam ihm, auch ein Reflex aus seinen Tagen als Mensch, und er trat aus dem Schatten heraus, nur um sich auf einen der Ritter zu stürzen und ihm seine Zähne in den Hals zu rammen.
Binnen Sekunden, in denen seine Kameraden nicht bemerkt hatten, was passiert war, erschlaffte der Körper des Ritters in seinen Armen und wurde danach einfach fallen gelassen. Mit dem Handrücken wischte er sich das Blut von den Mundwinkeln, grinsend, ehe er sich auf den nächsten Ritter stürzte.

Ein paar tote Ritter später und er fühlte sich wieder lebendig, relativ zumindest. Es war noch immer nicht genug Blut. Seine Wunden hatten sich wieder geschlossen, doch auch das verbrauchte sein Blut so ungemein schnell. Er wusste, dass seine vampirischen Fähigkeiten noch nicht so weit entwickelt waren, dass sein Körper alles mit absoluter Effektivität ausführte. So also fiel sein Blick auf das letzte lebende Wesen in seiner Nähe - die gehörnte Frau, die auf den Boden gesackt war.
“D-danke...” murmelte sie, während sie die Leichen auf dem Boden begutachtete und die Stirn runzelte. “Sie hatten mich umzingelt... sagten, ich wäre ein neuartiger Vampir... sowas wie du.”
“Du weißt also von uns und du hast gemerkt, dass ich einer bin.” sagte der Vampir. Er ging auf sie zu und zog sie zurück auf die Beine. Durch den Schock ließ sie ihren Speer fallen. Mit geweiteten Augen sah sie zu ihm.
“Willst du mich jetzt auch aussaugen?” fragte sie, ihre Stimme so leise, dass sie lediglich für ein vampirisches Ohr hörbar war.
“Sei still, Weib.” zischte der Blauhaarige und musterte sie. So komplett in weiß, wie sie gekleidet war, könnte man meinen, sie würde einen blenden. Und als sich ihre Blicke wieder trafen, rührte sich etwas in ihm.
In nicht allzu weiter Ferne hörte er, wie sich ein weiterer Rittertrupp näherte und kurzerhand stieß er sich von sie. “Geh, bevor ich es mir anders überlege.”
Sie schenkte ihm ein Lächeln, hob ihren Speer vom Boden auf und verbeugte sich kurz vor ihm.
“Das werde ich dir nie vergessen.”
Er haderte kurz mit sich, sah über seine Schulter zu ihr. “Jaja, und jetzt verschwinde!”
Sie nickte wieder und verschwand im Dickicht, während er darauf wartete, dass der Rittertrupp ihn sah, inmitten all ihrer toten Kameraden, und dann in eine komplett andere Richtung rannte.
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