Geschichte: Fanfiction / Bücher / TKKG / Kim

 Schriftgröße  Schriftart  Ausrichtung  Zeilenabstand  Zeilenbreite  Kontrast 

Kim

von Nimue1979
Kurzbeschreibung
GeschichteFreundschaft / P12 / Div
Gabriele "Gaby" Glockner Karl "der Computer" Vierstein Peter "Tim" Carsten Willi "Klößchen" Sauerlich
23.06.2021
16.09.2021
15
19.549
10
Alle Kapitel
38 Reviews
Dieses Kapitel
1 Review
 
08.09.2021 1.313
 
Noch unter dem Eindruck des Theaterstück stehend kamen TKKG auf die  Bühne, um ihr Projekt vorzustellen. Schnell wurden 2 Tische, vier Stühle und ein Mikrofon bereitgestellt. Die vier setzten sich und Gaby machte den Anfang: „Vielen Dank der Theatergruppe. Ihr wart unglaublich gut. Ich danke euch sehr für das Aufgreifen des Themas, das mit unserem Überschneidungen hat. Unser Thema ist: Einsetzen für weniger Diskriminierung gegen transgender Jugendliche.“ Und dann fuhr sie routiniert mit ihrer Projektpräsentation fort: „Zunächst einmal haben wir einen Fragebogen erstellt und jeden Schüler und Angestellten an dieser Schule gebeten ihn auszufüllen und tatsächlich hat das auch gut funktioniert und alle waren interessiert und haben innerhalb weniger Tage uns den Bogen ausgefüllt. Wir danken euch allen für diese Unterstützung. Wir haben inzwischen die Bögen ausgewertet und haben deutlich gesehen, daß es viele gibt, die keine oder nur ganze  wenig Ahnung von der Thematik haben. Auf der einen Seite war das sehr beruhigend, denn bis wir vor einer Woche mit der Thematik erstmals konfrontiert wurden,  hatten wir alle vier ebenfalls keine Ahnung über diese Thematik und standen da keineswegs alleine da. Auf der anderen Seite ist es aber auch sehr traurig, wie wenig wir alle wissen. Karl wird nun versuchen die Wissenslücken zu schließen.“

Karl übernahm, den nächsten Part: „Der erste Teil unseres Tests waren Wissensfragen rund um das Thema. Ich werde jetzt nicht alle Fragen einzeln vorlesen, sondern habe einen kleinen Vortrag gemacht, der alle wesentlichen Fragen beantwortet. Wir fangen an mit dem Begriff transgender. Wenn ein Mensch transgender ist, bedeutet das, daß der Mensch der Meinung ist, daß das was der Arzt bei der Geburt entschieden hat nicht das ist, was zu ihm selbst passt. Dabei ist es total egal, weswegen diese Menschen meinen es passt nicht....“

Karl hatte direkt die Aufmerksamkeit von allen in der Aula. Viele waren durch ihren Fragebogen sehr neugierig geworden und bei den wenigsten waren inzwischen alle Fragen beantwortet, wie es schien. Einige meldeten sich sogar und wollten etwas noch genauer wissen. Zum Glück konnte Karl solche Fragen nicht verunsichern, wenn der Computer etwas konnte, dann war es sein Wissen unter Beweis stellen. Aber auch Gaby und Tim übernahmen die Beantwortung einige dieser Fragen.

Als Nächstes übernahm Klößchen danach den Teil mit der Meinung. Er klärte auf, wie es sich aktuell verhält und wie denn das Stimmungsbild der Schule zu den einzelnen Punkten ist. Und er schloß seinen Abschnitt: „Ich möchte also festhalten, daß in unserer kompletten Schule niemand in dem anonymen Fragebogen  angegeben hat, daß er ein Problem damit hätte, sollte ein Transgender in diese Schule oder auch in dieses Internat aufgenommen werden. Ich wünschte, ich könnte jetzt behaupten, daß unsere Generation besonders tolerant ist, fürchte aber das unsere Schule nicht gerade repräsentativ ist und so ist es viel mehr die herausragende Arbeit des Pädagogischen Personals ist, die diesbezüglich Zeichen setzt und uns zu offenen, toleranten Mitmenschen hat werden lassen. Danke.“

Es gab einen kurzen Applaus und Klößchen schnaufte, daß er seinen Vortrag geschafft hatte. Solche Vorträge waren so gar nicht sein Ding. Tim warf einen Blick zu Dr Freund, der sich unsicher war, ob er mit stolzgeschwellter Brust, das Kompliment annehmen sollte, oder ob er in Deckung gehen sollte, vor dem was möglicherweise jetzt kommen könnte. Glücklicherweise saß er mitten in der Menge und eine unauffällige Entfernung von seinem Platz wäre kaum möglich gewesen.

Tim fing zufrieden an: „Nun möchte ich zu dem Thema noch etwas beitragen. Ich möchte erklären, wie wir zu unserem Thema gekommen sind. Wir kamen komplett unvorbereitet in eine Situation, in der wir mitbekommen haben, daß ein Jugendlicher diskriminiert wurde, aufgrund dessen, daß dieser Jugendliche bigender ist. Kim komm doch bitte mal zu uns vor!“

Erst als Kim irritiert bei ihnen war, setzte Tim fort: „Wir wollten mehr wissen zu dem Thema und nach ersten Erkenntnissen, sollten wir zufällig am gleichen Tag unser Projektthema auswählen. Wir haben dieses gewählt. Wir sind zu Kim gefahren, haben mit em geredet und viel gelernt. Wir haben erfahren, daß em das richtige Personalpronomen für Kim ist. Kim ist nett, hat gute Noten, ist höflich, zurückhaltend, geht in die siebte Klasse, wohnt hier in der Stadt und braucht durch eine familiäre Notlage dringend, ganz schnell einen Platz im Internat. Das Internat hat gegenwärtig zwei Plätze frei und obwohl der Vater das Schulgeld finanzieren kann, weigert Dr Freund sich Kim aufzunehmen, sofern Kim nicht behauptet em wäre ein Junge. Das ist Diskriminierung.“

Dr Freund wurde tatsächlich immer kleiner auf seinem Stuhl und sah sich bereits einigen ihm unangenehmen Blicken ausgeliefert. Und dann stand Lukas auf und ergriff das Wort: „Ich steh auf gegen Diskriminierung und Mobbing, weil das Hand in Hand geht. Ich fordere, daß Kim das Recht bekommt, auf unser Internat zu gehen, so wie em ist.“

Da es unter den Internen abgesprochen war, standen TKKG ohne zu zögern von ihren Stühlen auf, ebenso die restliche Theatergruppe und die restlichen Internen folgten nur eine Sekunde später. Gaby hielt ihren Blick auf Kim gerichtet, em sah überrascht und etwas überfordert aus, deswegen ging sie zu em und legte em die Hand auf die Schulter.

Tim dagegen beobachtete Dr Freund, der irritiert die Augenbrauen nach oben gezogen hatte.  Bei den Lehrern machten Herr Weimer und Frau Schwarz den Anfang und einige Lehrer und auch viele externe Schüler folgten, die langsam begriffen, um was es hier ging. Die gute Mine stand nicht nur auf, sondern kam direkt vor auf die Bühne und reichte Kim freundlich die Hand. Es war ein wenig wie beim Domino nur umgekehrt. Einer stand auf und brachte den Stein ins Rollen und nun standen immer mehr auf und nach ungefähr 15 Sekunden standen alle in der Aula bis auf Dr Freund, der nun merkte, daß er im Zugzwang war.

Dr Freund verschaffte sich ein wenig Zeit und kam aus seiner Sitzreihe auf die Bühne und reichte zunächst Kim grüßend die Hand, warf einen tadelnden Blick zu TKKG, dann nahm er sich ein Mikrofon.

„Nun ich bin sehr überrascht. Tatsächlich habe ich euch eine solche Einigkeit nicht zugetraut. Ich habe noch nie erlebt, daß die komplette Schule sich für die Aufnahme eines Schülers einsetzt. Ich für meinen Teil dachte, daß die Aufnahme von Kim ziemlich viel Unruhe ins Internat bringen würde und nicht die Ablehnung. Ich dachte, daß ich Mobbing heraufbeschwören würde, wenn ich einem Schüler so frei zugestehen würde das übliche Bild der Geschlechterrolle zu verlassen. Daß es Mißgunst hervorrufen würde, wenn ein Schüler ein Einzelzimmer bekommt, oder nicht die Gemeinschaftsduschen nutzt. Aber wie ich dem Projekt und eure Reaktion entnehme, seid ihr euch darüber im Klaren und euch dennoch einig. Damit gibt es für mich keine Argumente mehr, die dagegensprechen und revidiere hiermit meine Entscheidung. Ich werde der Aufnahme von Kim Maiwald zustimmen.“

Die ganze Schule klatschte daraufhin und Kim umarmte Gaby dankbar. Dr Freund drehte sich zu Herr Maiwald zu und fragte: „Ab wann wäre es ihnen denn am Liebsten, den Vertrag zu unterzeichnen?“

Herr Maiwald sprach sehr laut, um gehört zu werden und erklärte: „Am Liebsten, ab sofort, ich muss morgen um acht Uhr morgens mit dem Flugzeug abheben.“

„Dann gehen wir wohl sofort in mein Büro“, bestätigte Dr Freund.

Kim umarmte sie alle und auch Jan und Lukas traten vor und stellten sich vor, bevor em mit ems Vater und Dr Freund ins Büro ging.  TKKG warteten davor, aber natürlich stand Dr Freund nun zu seinem Wort und nach einer halben Stunde kam Kim heraus und nickte: „Ich geh jetzt mit meinem Vater nach Hause und packe meine Sachen. Er wird mich morgen auf dem Weg zur Arbeit herfahren.“

„Das ist super. Schaffst du es dennoch zur Kampfschule heute zu kommen?“, fragte Tim nach.

„Ja klar, das schaffen wir noch und wenn Kim heute nicht alles eingepackt bekommt, dann eben beim nächsten Mal, ich bin nur drei Tage weg“, bestätigte Herr Maiwald. Und dann verabschiedeten sie sich bis später und bis morgen.
Review schreiben
 Schriftgröße  Schriftart  Ausrichtung  Zeilenabstand  Zeilenbreite  Kontrast