Kim
von Nimue1979
Kurzbeschreibung
TKKG lernen Kim kennen, als Dr Freund es ablehnt Kim einen Schulplatz anzubieten. Dieser Ungerechtigkeit müssen TKKG nachgehen.⚧️
GeschichteFreundschaft / P12 / Div
Gabriele "Gaby" Glockner
Karl "der Computer" Vierstein
Peter "Tim" Carsten
Willi "Klößchen" Sauerlich
23.06.2021
16.09.2021
15
19.549
10
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Dieses Kapitel
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02.09.2021
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Alles verlief aktuell nach Plan. Kim und ems Vater waren nach Kims eigenen Unterricht als Gäste für die Präsentationen gekommen und hatten in der Aula Platz genommen. Dr Freund hatte die beiden noch nicht bemerkt, befand sich aber ebenfalls in der Aula, die heute fast aus allen Nähten platzte, weil sämtliche Lehrer, Schüler und auch einige Gäste anwesend waren.
Als Kim kam, standen noch zwei Präsentation auf dem Plan, bevor das Theaterstück beginnen sollte und nach dem Theaterstück sollten TKKG den Abschluss machen. Nach einem Beitrag über die hiesige Suppenküche und einer nahegelegenen Behindertenwerkstatt, die beide interessant waren, konnte dann das Theaterstück starten.
Das Theaterstück war einfach umwerfend fanden TKKG und waren überrascht, was ihre Klassenkameraden in der Kürze der Zeit da auf die Beine gestellt hatten. Sie hatten sich für wenige prägnante Accessoires entschieden für jede Rolle, die Szenenweise getauscht wurden, so daß die Rollen aufgeteilt wurden, vermutlich damit die Hauptcharaktere nicht in der kurzen Zeit so extrem viel Text lernen mussten. Jan und Lukas spielten im Wechsel den Hauptcharakter.
Jan, der Kleinste von den Internen kam in der ersten Szene auf die Bühne, mit einer Puppe im Arm, hob ein Spielzeugauto auf, warf es achtlos in den Müll und stellte sich vor einem Spiegel, gab der Puppe einen Kuss und setzte sie vor dem Spiegel. Dann zog er Pumps und Frauenkleider an, die riesig waren. Ein Kind beim Verkleiden. Es brauchte keine Worte, um die Situation zu verstehen. Dann nahm er einen roten Lippenstift und malte sich die Lippen rot, auch hier so verschmiert wie ein kleines Kind es eben machte. Danach hob er die Puppe auf und sagte zu ihr: „Jetzt bin ich schön.“
Und dann wurde das Licht gedämpft und im Hintergrund traten zwei weitere Personen auf die Bühne und Jan versteckte sich mit der Puppe im Arm hinter dem Spiegel.
Es waren offenbar die Eltern die miteinander stritten. „Nein, mein Sohn wird ganz bestimmt nicht zum Ballett gehen! Er wird auch keine Puppe bekommen. Das mache ich nicht mit. Ich hatte gehofft, der Fußballverein würde weiterhelfen, aber wenn das nicht hilft, dann suche ich eben nach einem Boxklub“, sagte der Vater der ein blaues Hemd trug, einen aufgemalten Schnauzer und einen Hut trug.
Die Mutter trug ein Kleid und eine große auffällige Handtasche. Sie wirkte etwas verzweifelt, während sie mit ihrem Mann redete: „Beruhige dich Mathias, er ist halt eben etwas anders als du, irgendwie zarter, sensibler, eher künstlerisch veranlagt. Das ist doch nicht schlimm. Vielleicht ist Leon ja schwul. Ich habe mal gehört manchen merkt man das schon ganz früh an.“
„Mag sein, auch wenn ich das nicht gerade toll fände, aber das sind auch nicht alles Weicheier. Es ist deine Schuld, wenn du ihn so verhätschelst. Du greifst nicht hart genug durch bei dem Jungen. Das ist das Problem. Ich werde das jetzt übernehmen!“, entgegnete der Vater schroff.
„Aber Mathias..!“, wollte die Mutter etwas sagen.
In dem Moment schaute der Vater in den Mülleimer und fand das Auto. Wütend rief er: „LEON, KOMM HER!“
In seinem Versteck gab das Kind der Puppe einen Kuss, versteckte es gut und kam hinter dem Spiegel hervor und trat dem Vater entgegen.
„Wie siehst du denn aus, Leon?“, fragte der Vater schockiert.
„Ich heiße nicht Leon, sondern Leonie. Ich bin kein Junge!“, rief das Kind trotzig und rannte von der Bühne. Der Vater lief dem Kinder hinterher und sagte anklagend zur Mutter: „Das ist alles deine Schuld!“
Die Mutter schlug die Hände vors Gesicht und schluchzte laut, das Licht ging aus. Und es wurde ein Szenenwechsel vorgenommen. Der Spiegel wiech einem Tisch und 3 weitere Protagonisten auf einem Stuhl. Der Vater, von einem anderen Schüler nun gespielt, trug das gleiche Hemd und auch den Schnauzer und den Hut. Die Mutter, die ebenfalls das gleiche Kleid und die Tasche trug, saß neben ihrem Mann und ihnen auf der anderen Seite des Tisches gegenüber ein Arzt, mit Kittel und Stethoskop.
„Meiner Einschätzung nach ist ihr Kind transsexuell“, verkündete der Arzt.
„Sind sie sicher?“, fragten beide Eltern bestürzt.
„Nein, eine Sicherheit gibt es in dem Alter nicht, daher wird zunächst eine vorläufige Diagnose ausgesprochen und die Entwicklung beobachtet und alles weitere richtet sich danach aus“, erklärte der Arzt.
„Was heißt das nun für uns?“, wollte die Mutter wissen.
„Nun sie sollten ihrem Kind die Möglichkeit geben, sich so entwickeln zu können, wie es möchte. In ihrem Fall kein Fußball und kein Boxen, sondern Ballett. Puppen statt Autos und es Leonie und nicht Leon nennen. Und setzen sie ihre ganze Anstrengung darauf, ihrem Kind ein sicheres Umfeld zu bieten“, antwortete der Arzt.
Die Mutter nickte langsam, der Vater aber meinte aufgebracht: „Wie soll denn das gehen? Leon wird demnächst eingeschult, wenn die anderen Kinder das mitbekommen wird er verspottet werden.“
„Nicht er, sie. Sie sollten sich daran gewöhnen. Sie haben vermutlich eine Tochter, die die körperliche Merkmale eines Jungen hat und auch wenn das gerade für sie schwer ist, glauben sie mir für Leonie ist das viel schwerer noch. Sie braucht jetzt ihre Hilfe. Sie braucht sie zur Rückendeckung. Wollen sie das versuchen?“, versuchte der Arzt die Eltern zu motivieren.
„Natürlich will ich das Beste für mein Kind, aber das... Das ist Unfassbar. Das ist-!“, schnappte der Vater.
„-schwer. Ich verstehe das. Wir bleiben regelmäßig in Kontakt und es gibt außerdem zahlreiche Beratungsangebote, die sie wahrnehmen können“, half der Arzt aus.
„Aber was ist wenn sie sich irren? Sie sagten selber man kann nicht sicher sein in dem Alter“, versuchte der Vater einen Ausweg zu finden.
„Richtig. Tatsächlich hält nur bei einem Viertel der Kinder, bei denen der Verdacht auf Transsexualität besteht, bei Eintritt der Pubertät die Diagnose an. Und dennoch ist das der Weg. Es gibt mehrere Möglichkeiten, entweder er ist ein Junge, der sehr feminin ist und das alles ist eine Phase, weil sie seine feminine Art ablehnen und er deswegen zur Zeit ablehnt ein Junge zu sein, oder er ist homosexuell und das ist sein Weg mit dem Unterschied umzugehen, den er wahrnimmt, aber noch nicht einordnen kann oder sie ist ein Transmädchen“, legte der Arzt offen.
„Nur bei einem Viertel? Aber warum sollte man dann jetzt so tun als sei er ein Mädchen?“, hakte der Vater aufgebracht nach.
„Weil ihr Kind das sagt. Ihr Kind sagt Ich bin ein Mädchen und heiße Leonie. Lassen sie ihr Kind selbst herausfinden ob das stimmt. Vielleicht sagt es in einem Jahr: Ich bin ein Junge, heiße Leon, liebe Ballett und spiele gern mit Puppen. Nur wenn sie es zulassen kann ihr Kind sich selbst finden. Und die Selbstfindung ist maßgeblich für alles weitere was kommt“, erklärte der Arzt sehr ruhig.
„Und was würde geschehen, wenn ich das nicht machen, wenn ich aus ihm einen starken Mann mache?“, fragte der Vater trotzig.
„Nun, das würde nicht funktionieren. Dann würden sie es schaffen, daß ihr Kind entweder sie hasst oder sich selbst. Das kann zu Depressionen, Selbstverstümmelungen und Suizidversuchen führen. Umso schlechter das Umfeld damit umgeht, desto höher das Risiko, daß es dazu kommt. Nehmen sie ihr Kind so an, wie es sich das von ihnen wünscht“, beschwor der Arzt und der Vater nickte ergeben.
Danach folgten ein paar kurze Szenen in der Schule. Offensichtlich hatte Leonie eine gute Freundin, die immer eine rosa Basecap und einen Pferdeschwanz trug. Leonie spielte immer mit den Mädchen und bis dahin schien alles gut.
Dann hatten sie eine Kulisse gebastelt. Es war sehr improvisiert und dennoch sehr klar in der Aussage zwischen 4 Stellwände waren 2 Lücken die mit Vorhängen als Türen behangen waren. Ein Tuch war rosa, eins himmelblau und auf den Stellwänden dazwischen war ein großes Plakat gepinnt mit der Aufschrift Gymnasium. Eine Gruppe von Schülern lief darauf zu, darunter Leonie mit ihrer Freundin. Die Jungs liefen ohne groß zu überlegen auf den blauen Vorhang zu und verschwanden dahinter und die Mädchen inklusive Leonie hinter den rosanen. Doch dann kam Leonie rückwärts gehend wieder raus und dahinter eine Lehrerin, die mit einer Lesebrille auf der Nase und einem Dutt an Fräulein Rottenmeier erinnerte. Auch als sie mit Leonie sprach, erinnerte es an Fräulein Rottenmeier: „Du darfst hier nicht rein. Du bist kein Mädchen. Du musst zu den Jungen in die Umkleidekabine gehen und auch deren Toiletten benutzen!“
Leonie widersprach, blieb aber von der Lehrerin ungehört. Sie schob Leonie unsanft durch den blauen Vorhang.
Die nächste Szene knüpfte direkt daran an. Fräulein Rottenmeier brachte Leonie in die Umkleidekabine der Jungen, die alle nur in Badehosen bekleidet waren und protestierten lautstark, daß ein Mädchen in ihrer Umkleidekabine war. Doch die Rottenmeier verkündete: „Das ist kein Mädchen, wer einen Penis hat, hat in der Mädchenumkleide nichts verloren!“
Danach ging sie raus und ließ die Jugendlichen alleine zurück. Zunächst schauten alle betreten und sagten nichts. Leonie fing an schnell die Shorts anzuziehen und danach erst den Rock aus. Dann zog sie noch schneller ihr Oberteil aus und offenbarte damit zwangsläufig, daß sie ein Bustier darunter trug. Augenblicklich fingen die Jungs an zu johlen. Schnell zog sie das Sportshirt an und floh dann regelrecht durch die Tür auf der anderen Seite.
Die Jungs lachten zogen sich jeder ein T-Shirt an und verschwanden durch die Tür hinter Leonie. Und Sekunden später kam Leonie zurück, rannte zu ihren Sachen, doch so schnell konnte sie sich nicht wieder umziehen, da kamen die Jungs ebenfalls rein. Der Eine mit dem schwarzen Cappi verkehrtrum forderte johlend: „Ausziehen! Wir wollen doch mal sehen, ob das stimmt, was die Rottenmeier behauptet.“
Leonie schüttelte den Kopf und wurde noch schneller beim Umziehen. Doch bevor sie die Umkleidekabine verlassen konnte, hielt der mit der Kappe sie fest und in einer raschen Bewegung zog er Leonies Rock hoch und zog den Slip nach vorne und warf hemmungslos einen Blick rein. „Es stimmt“, kommentierte er. Lauthals lachend ließ er Leonie los, die sofort die Chance ergriff und aus der Umkleidekabine floh. Die Anderen schlossen sich dem Lachen an und kommentierten: „Geile Aktion David.“
Danach folgten kleinere Szenen in denen David Leonie auflauerte, schubste, beleidigte und vor den anderen Schülern bloßstellte. Auch immer mehr der Mädchen applaudierten, wenn David es wieder auf Leonie abgesehen hatte.
In der nächsten Szene war Leonie mit ihren Eltern zusammen. Der Vater fragte erbost: „Warum schwänzt du seit über einem halben Jahr den Sportunterricht? Außerdem meint deine Lehrerin, du kämst regelmäßig zu spät zum Unterricht und beteiligst dich nicht am Unterricht. Du wirst nicht versetzt werden und sollst nach dem Schuljahr auf eine andere Schule gehen.“
„Ich komme mit meiner Lehrerin und meinen Mitschülern nicht gut aus, die sind fies zu mir und ich will überhaupt nicht weiter auf diese Schule gehen“, erklärte Leonie unglücklich.
„Nun, das hast du wohl bereits geschafft“, sagte der Vater verärgert.
Leonie überhöhte den Ton und verlangte: „Gut. Und ich möchte vor der neuen Schule endlich mit der Hormonbehandlung anfangen. Ich möchte Estradiol nehmen und endlich auch von den Anderen als Mädchen wahrgenommen werden.“
„Nein, das erlaube ich nicht. Bei den GnRH Analoga habe ich noch mitgemacht, um deine Pubertät zu unterbrechen, damit du etwas mehr Zeit bekommst, aber Estradiol stimme ich nicht zu!“, lehnte der Vater kategorisch ab.
„Mathias sieh ein, die Kindheit ist vorbei und wir haben alles gemacht, damit sich unser Kind frei entwickeln kann. Wenn jetzt immernoch die Überzeugung vorhanden ist, dann gehört unser Kind zu dem Viertel bei dem sich der Verdacht auf Transsexualität verhärtet. Der Schritt zu einer Behandlung mit Estradiol ist der nächste logische Schritt“, ergriff die Mutter nun Partei.
„Nein! Da bin ich raus. Hast du nicht gehört? 33% brechen die Hormonbehandlung dann wieder ab, 33% weil es falsch war“, erläuterte der Vater seine Bedenken.
„Ja, ich habe zugehört und für über 66% ist es die richtige Entscheidung gewesen. Und die 33% hatten keine Schäden davon, als dann die biologische Pubertät eingesetzt hat. Dagegen umgekehrt gibt es große Probleme, wenn Leonie eine männliche Pubertät durchmachen müsste trotz Transsexualität“, hielt die Mutter dagegen.
„Nein, ich möchte das nicht. Nicht vor dem 18. Geburtstag. Wenn du dem zustimmst, bin ich weg!“, blockte der Vater entschieden ab.
„Bitte, Papa. Ich möchte endlich ich sein dürfen“, flehte Leonie verzweifelt.
„Ich werde dem zustimmen“, stellte die Mutter klar.
Der Vater stand auf und ging kommentarlos von der Bühne.
In der nächsten Szene stand Jan als Leonie alleine einer ganzen Klasse gegenüber. Jans Kostüm war gerade so perfekt, daß er tatsächlich wie ein Mädchen aussah. Die Theatergruppe musste tief in die Trickkiste gegriffen haben. Auf einem großen Transparent stand Realschule. Leonie sagte schüchtern: „Hi.“
Ein paar freundliche Gesichtern wandten sich ihr zu und ein Mädchen reichte ihr die Hand. Doch dann drehte sich ein Junge um und rief lautstark: „Ich weiß wer du bist! David hat es mir gesteckt. Du bist der Perverse, der sich als Mädchen verkleidet, um in die Mädchen Umkleidekabinen und Mädchentoiletten zu kommen.“
Direkt wurde die gereichte Hand weggezogen. Die Blicke wurden wesentlich unfreundlicher und mit jedem bösen Kommentar, den der fremde Junge machte, gingen die Anderen zurück, einige machten mit, Andere lachten oder schauten betreten zu Boden und taten so, als bekämen die nichts mit. Leonie wurde immer kleiner und kleiner, sackte in sich zusammen und dann stand sie auf und lief weg. Wieder wurde es kurz dunkel.
Aber nur zwei Sekunden und Lukas, der nun ohne Kostüm auf die Bühne kam, hielt eine Rede, die er nun aber ablas: „Leonie ist nicht mehr zuhause angekommen, sondern vor einen Zug gesprungen. Suizid ist die zweithäufigste Todesursache der 10- 20 jährigen. Ungefähr 600 Fälle jedes Jahr allein in Deutschland. Eine häufige Ursache für den Suizid ist wie in unserem Beispiel das Mobbing. Und wenn man sich die echten Suizidfälle ansieht, dann konnte prozentual bei den homosexuellen und transgender Jugendlichen in fast Fünfmal sovielen Fällen Mobbing als Ursache bestätigt werden. Mobbing ist kein Spaß, sondern führt zu ernsten psychischen Problemen bis hin zu Suiziden. Wir von der Theater AG haben darüber nachgedacht und haben überlegt wer ist Schuld daran? Leonie, hat sie was falsch gemacht? Ist es so schlimm, daß sie anders ist? Oder ihre Eltern? Die Rottenmeier? Oder ist es allein die Schuld von David und seinem Freund? Wir haben viel geredet und diskutiert und wir sind zu der Überzeugung gekommen, es haben alle Schuld, die sich nicht schützend vor Leonie gestellt haben, also alle außer dem Arzt und ihre Freundin. Jeder der Mobbing geschehen lässt, macht sich mitschuldig, nicht nur die Mitläufer auch die Zuschauer. Jeder Einzelne hier, der zurückgewiechen ist, ist Mitschuld an Leonies Selbstmord, ebenso die Rottenmeier. Doch denkt Mal drüber nach, wie wäre es denn verlaufen, wenn die Jungs in der Umkleide anders reagiert hätten? Wenn sie gesagt hätten, so geht das nicht. Lass uns das beim Schulleiter klären oder wenigstens gesagt hätten. Leonie warte kurz, dann kannst du dich umziehen, wenn wir draußen sind. Wenn sie aber wenigstens als David Leonie belästigt hat, statt zu lachen eingegriffen hätten, um Leonie zu helfen. Dann wäre es doch erst gar nicht so weit gekommen. Daher fordern wir euch alle auf, wann immer ihr Zeuge von Mobbing werdet, egal in welcher Form oder gegen wen, steht auf gegen Mobbing! Erhebt euch und eure Stimmen, helft den Schwachen. Lasst sowas nicht geschehen. Danke..
Nach zwei Sekunden gab es richtig großen Applaus für die Theatergruppe. Auch von den TKKG die total begeistert sich auf ihre Präsentation vorbereiteten.
Als Kim kam, standen noch zwei Präsentation auf dem Plan, bevor das Theaterstück beginnen sollte und nach dem Theaterstück sollten TKKG den Abschluss machen. Nach einem Beitrag über die hiesige Suppenküche und einer nahegelegenen Behindertenwerkstatt, die beide interessant waren, konnte dann das Theaterstück starten.
Das Theaterstück war einfach umwerfend fanden TKKG und waren überrascht, was ihre Klassenkameraden in der Kürze der Zeit da auf die Beine gestellt hatten. Sie hatten sich für wenige prägnante Accessoires entschieden für jede Rolle, die Szenenweise getauscht wurden, so daß die Rollen aufgeteilt wurden, vermutlich damit die Hauptcharaktere nicht in der kurzen Zeit so extrem viel Text lernen mussten. Jan und Lukas spielten im Wechsel den Hauptcharakter.
Jan, der Kleinste von den Internen kam in der ersten Szene auf die Bühne, mit einer Puppe im Arm, hob ein Spielzeugauto auf, warf es achtlos in den Müll und stellte sich vor einem Spiegel, gab der Puppe einen Kuss und setzte sie vor dem Spiegel. Dann zog er Pumps und Frauenkleider an, die riesig waren. Ein Kind beim Verkleiden. Es brauchte keine Worte, um die Situation zu verstehen. Dann nahm er einen roten Lippenstift und malte sich die Lippen rot, auch hier so verschmiert wie ein kleines Kind es eben machte. Danach hob er die Puppe auf und sagte zu ihr: „Jetzt bin ich schön.“
Und dann wurde das Licht gedämpft und im Hintergrund traten zwei weitere Personen auf die Bühne und Jan versteckte sich mit der Puppe im Arm hinter dem Spiegel.
Es waren offenbar die Eltern die miteinander stritten. „Nein, mein Sohn wird ganz bestimmt nicht zum Ballett gehen! Er wird auch keine Puppe bekommen. Das mache ich nicht mit. Ich hatte gehofft, der Fußballverein würde weiterhelfen, aber wenn das nicht hilft, dann suche ich eben nach einem Boxklub“, sagte der Vater der ein blaues Hemd trug, einen aufgemalten Schnauzer und einen Hut trug.
Die Mutter trug ein Kleid und eine große auffällige Handtasche. Sie wirkte etwas verzweifelt, während sie mit ihrem Mann redete: „Beruhige dich Mathias, er ist halt eben etwas anders als du, irgendwie zarter, sensibler, eher künstlerisch veranlagt. Das ist doch nicht schlimm. Vielleicht ist Leon ja schwul. Ich habe mal gehört manchen merkt man das schon ganz früh an.“
„Mag sein, auch wenn ich das nicht gerade toll fände, aber das sind auch nicht alles Weicheier. Es ist deine Schuld, wenn du ihn so verhätschelst. Du greifst nicht hart genug durch bei dem Jungen. Das ist das Problem. Ich werde das jetzt übernehmen!“, entgegnete der Vater schroff.
„Aber Mathias..!“, wollte die Mutter etwas sagen.
In dem Moment schaute der Vater in den Mülleimer und fand das Auto. Wütend rief er: „LEON, KOMM HER!“
In seinem Versteck gab das Kind der Puppe einen Kuss, versteckte es gut und kam hinter dem Spiegel hervor und trat dem Vater entgegen.
„Wie siehst du denn aus, Leon?“, fragte der Vater schockiert.
„Ich heiße nicht Leon, sondern Leonie. Ich bin kein Junge!“, rief das Kind trotzig und rannte von der Bühne. Der Vater lief dem Kinder hinterher und sagte anklagend zur Mutter: „Das ist alles deine Schuld!“
Die Mutter schlug die Hände vors Gesicht und schluchzte laut, das Licht ging aus. Und es wurde ein Szenenwechsel vorgenommen. Der Spiegel wiech einem Tisch und 3 weitere Protagonisten auf einem Stuhl. Der Vater, von einem anderen Schüler nun gespielt, trug das gleiche Hemd und auch den Schnauzer und den Hut. Die Mutter, die ebenfalls das gleiche Kleid und die Tasche trug, saß neben ihrem Mann und ihnen auf der anderen Seite des Tisches gegenüber ein Arzt, mit Kittel und Stethoskop.
„Meiner Einschätzung nach ist ihr Kind transsexuell“, verkündete der Arzt.
„Sind sie sicher?“, fragten beide Eltern bestürzt.
„Nein, eine Sicherheit gibt es in dem Alter nicht, daher wird zunächst eine vorläufige Diagnose ausgesprochen und die Entwicklung beobachtet und alles weitere richtet sich danach aus“, erklärte der Arzt.
„Was heißt das nun für uns?“, wollte die Mutter wissen.
„Nun sie sollten ihrem Kind die Möglichkeit geben, sich so entwickeln zu können, wie es möchte. In ihrem Fall kein Fußball und kein Boxen, sondern Ballett. Puppen statt Autos und es Leonie und nicht Leon nennen. Und setzen sie ihre ganze Anstrengung darauf, ihrem Kind ein sicheres Umfeld zu bieten“, antwortete der Arzt.
Die Mutter nickte langsam, der Vater aber meinte aufgebracht: „Wie soll denn das gehen? Leon wird demnächst eingeschult, wenn die anderen Kinder das mitbekommen wird er verspottet werden.“
„Nicht er, sie. Sie sollten sich daran gewöhnen. Sie haben vermutlich eine Tochter, die die körperliche Merkmale eines Jungen hat und auch wenn das gerade für sie schwer ist, glauben sie mir für Leonie ist das viel schwerer noch. Sie braucht jetzt ihre Hilfe. Sie braucht sie zur Rückendeckung. Wollen sie das versuchen?“, versuchte der Arzt die Eltern zu motivieren.
„Natürlich will ich das Beste für mein Kind, aber das... Das ist Unfassbar. Das ist-!“, schnappte der Vater.
„-schwer. Ich verstehe das. Wir bleiben regelmäßig in Kontakt und es gibt außerdem zahlreiche Beratungsangebote, die sie wahrnehmen können“, half der Arzt aus.
„Aber was ist wenn sie sich irren? Sie sagten selber man kann nicht sicher sein in dem Alter“, versuchte der Vater einen Ausweg zu finden.
„Richtig. Tatsächlich hält nur bei einem Viertel der Kinder, bei denen der Verdacht auf Transsexualität besteht, bei Eintritt der Pubertät die Diagnose an. Und dennoch ist das der Weg. Es gibt mehrere Möglichkeiten, entweder er ist ein Junge, der sehr feminin ist und das alles ist eine Phase, weil sie seine feminine Art ablehnen und er deswegen zur Zeit ablehnt ein Junge zu sein, oder er ist homosexuell und das ist sein Weg mit dem Unterschied umzugehen, den er wahrnimmt, aber noch nicht einordnen kann oder sie ist ein Transmädchen“, legte der Arzt offen.
„Nur bei einem Viertel? Aber warum sollte man dann jetzt so tun als sei er ein Mädchen?“, hakte der Vater aufgebracht nach.
„Weil ihr Kind das sagt. Ihr Kind sagt Ich bin ein Mädchen und heiße Leonie. Lassen sie ihr Kind selbst herausfinden ob das stimmt. Vielleicht sagt es in einem Jahr: Ich bin ein Junge, heiße Leon, liebe Ballett und spiele gern mit Puppen. Nur wenn sie es zulassen kann ihr Kind sich selbst finden. Und die Selbstfindung ist maßgeblich für alles weitere was kommt“, erklärte der Arzt sehr ruhig.
„Und was würde geschehen, wenn ich das nicht machen, wenn ich aus ihm einen starken Mann mache?“, fragte der Vater trotzig.
„Nun, das würde nicht funktionieren. Dann würden sie es schaffen, daß ihr Kind entweder sie hasst oder sich selbst. Das kann zu Depressionen, Selbstverstümmelungen und Suizidversuchen führen. Umso schlechter das Umfeld damit umgeht, desto höher das Risiko, daß es dazu kommt. Nehmen sie ihr Kind so an, wie es sich das von ihnen wünscht“, beschwor der Arzt und der Vater nickte ergeben.
Danach folgten ein paar kurze Szenen in der Schule. Offensichtlich hatte Leonie eine gute Freundin, die immer eine rosa Basecap und einen Pferdeschwanz trug. Leonie spielte immer mit den Mädchen und bis dahin schien alles gut.
Dann hatten sie eine Kulisse gebastelt. Es war sehr improvisiert und dennoch sehr klar in der Aussage zwischen 4 Stellwände waren 2 Lücken die mit Vorhängen als Türen behangen waren. Ein Tuch war rosa, eins himmelblau und auf den Stellwänden dazwischen war ein großes Plakat gepinnt mit der Aufschrift Gymnasium. Eine Gruppe von Schülern lief darauf zu, darunter Leonie mit ihrer Freundin. Die Jungs liefen ohne groß zu überlegen auf den blauen Vorhang zu und verschwanden dahinter und die Mädchen inklusive Leonie hinter den rosanen. Doch dann kam Leonie rückwärts gehend wieder raus und dahinter eine Lehrerin, die mit einer Lesebrille auf der Nase und einem Dutt an Fräulein Rottenmeier erinnerte. Auch als sie mit Leonie sprach, erinnerte es an Fräulein Rottenmeier: „Du darfst hier nicht rein. Du bist kein Mädchen. Du musst zu den Jungen in die Umkleidekabine gehen und auch deren Toiletten benutzen!“
Leonie widersprach, blieb aber von der Lehrerin ungehört. Sie schob Leonie unsanft durch den blauen Vorhang.
Die nächste Szene knüpfte direkt daran an. Fräulein Rottenmeier brachte Leonie in die Umkleidekabine der Jungen, die alle nur in Badehosen bekleidet waren und protestierten lautstark, daß ein Mädchen in ihrer Umkleidekabine war. Doch die Rottenmeier verkündete: „Das ist kein Mädchen, wer einen Penis hat, hat in der Mädchenumkleide nichts verloren!“
Danach ging sie raus und ließ die Jugendlichen alleine zurück. Zunächst schauten alle betreten und sagten nichts. Leonie fing an schnell die Shorts anzuziehen und danach erst den Rock aus. Dann zog sie noch schneller ihr Oberteil aus und offenbarte damit zwangsläufig, daß sie ein Bustier darunter trug. Augenblicklich fingen die Jungs an zu johlen. Schnell zog sie das Sportshirt an und floh dann regelrecht durch die Tür auf der anderen Seite.
Die Jungs lachten zogen sich jeder ein T-Shirt an und verschwanden durch die Tür hinter Leonie. Und Sekunden später kam Leonie zurück, rannte zu ihren Sachen, doch so schnell konnte sie sich nicht wieder umziehen, da kamen die Jungs ebenfalls rein. Der Eine mit dem schwarzen Cappi verkehrtrum forderte johlend: „Ausziehen! Wir wollen doch mal sehen, ob das stimmt, was die Rottenmeier behauptet.“
Leonie schüttelte den Kopf und wurde noch schneller beim Umziehen. Doch bevor sie die Umkleidekabine verlassen konnte, hielt der mit der Kappe sie fest und in einer raschen Bewegung zog er Leonies Rock hoch und zog den Slip nach vorne und warf hemmungslos einen Blick rein. „Es stimmt“, kommentierte er. Lauthals lachend ließ er Leonie los, die sofort die Chance ergriff und aus der Umkleidekabine floh. Die Anderen schlossen sich dem Lachen an und kommentierten: „Geile Aktion David.“
Danach folgten kleinere Szenen in denen David Leonie auflauerte, schubste, beleidigte und vor den anderen Schülern bloßstellte. Auch immer mehr der Mädchen applaudierten, wenn David es wieder auf Leonie abgesehen hatte.
In der nächsten Szene war Leonie mit ihren Eltern zusammen. Der Vater fragte erbost: „Warum schwänzt du seit über einem halben Jahr den Sportunterricht? Außerdem meint deine Lehrerin, du kämst regelmäßig zu spät zum Unterricht und beteiligst dich nicht am Unterricht. Du wirst nicht versetzt werden und sollst nach dem Schuljahr auf eine andere Schule gehen.“
„Ich komme mit meiner Lehrerin und meinen Mitschülern nicht gut aus, die sind fies zu mir und ich will überhaupt nicht weiter auf diese Schule gehen“, erklärte Leonie unglücklich.
„Nun, das hast du wohl bereits geschafft“, sagte der Vater verärgert.
Leonie überhöhte den Ton und verlangte: „Gut. Und ich möchte vor der neuen Schule endlich mit der Hormonbehandlung anfangen. Ich möchte Estradiol nehmen und endlich auch von den Anderen als Mädchen wahrgenommen werden.“
„Nein, das erlaube ich nicht. Bei den GnRH Analoga habe ich noch mitgemacht, um deine Pubertät zu unterbrechen, damit du etwas mehr Zeit bekommst, aber Estradiol stimme ich nicht zu!“, lehnte der Vater kategorisch ab.
„Mathias sieh ein, die Kindheit ist vorbei und wir haben alles gemacht, damit sich unser Kind frei entwickeln kann. Wenn jetzt immernoch die Überzeugung vorhanden ist, dann gehört unser Kind zu dem Viertel bei dem sich der Verdacht auf Transsexualität verhärtet. Der Schritt zu einer Behandlung mit Estradiol ist der nächste logische Schritt“, ergriff die Mutter nun Partei.
„Nein! Da bin ich raus. Hast du nicht gehört? 33% brechen die Hormonbehandlung dann wieder ab, 33% weil es falsch war“, erläuterte der Vater seine Bedenken.
„Ja, ich habe zugehört und für über 66% ist es die richtige Entscheidung gewesen. Und die 33% hatten keine Schäden davon, als dann die biologische Pubertät eingesetzt hat. Dagegen umgekehrt gibt es große Probleme, wenn Leonie eine männliche Pubertät durchmachen müsste trotz Transsexualität“, hielt die Mutter dagegen.
„Nein, ich möchte das nicht. Nicht vor dem 18. Geburtstag. Wenn du dem zustimmst, bin ich weg!“, blockte der Vater entschieden ab.
„Bitte, Papa. Ich möchte endlich ich sein dürfen“, flehte Leonie verzweifelt.
„Ich werde dem zustimmen“, stellte die Mutter klar.
Der Vater stand auf und ging kommentarlos von der Bühne.
In der nächsten Szene stand Jan als Leonie alleine einer ganzen Klasse gegenüber. Jans Kostüm war gerade so perfekt, daß er tatsächlich wie ein Mädchen aussah. Die Theatergruppe musste tief in die Trickkiste gegriffen haben. Auf einem großen Transparent stand Realschule. Leonie sagte schüchtern: „Hi.“
Ein paar freundliche Gesichtern wandten sich ihr zu und ein Mädchen reichte ihr die Hand. Doch dann drehte sich ein Junge um und rief lautstark: „Ich weiß wer du bist! David hat es mir gesteckt. Du bist der Perverse, der sich als Mädchen verkleidet, um in die Mädchen Umkleidekabinen und Mädchentoiletten zu kommen.“
Direkt wurde die gereichte Hand weggezogen. Die Blicke wurden wesentlich unfreundlicher und mit jedem bösen Kommentar, den der fremde Junge machte, gingen die Anderen zurück, einige machten mit, Andere lachten oder schauten betreten zu Boden und taten so, als bekämen die nichts mit. Leonie wurde immer kleiner und kleiner, sackte in sich zusammen und dann stand sie auf und lief weg. Wieder wurde es kurz dunkel.
Aber nur zwei Sekunden und Lukas, der nun ohne Kostüm auf die Bühne kam, hielt eine Rede, die er nun aber ablas: „Leonie ist nicht mehr zuhause angekommen, sondern vor einen Zug gesprungen. Suizid ist die zweithäufigste Todesursache der 10- 20 jährigen. Ungefähr 600 Fälle jedes Jahr allein in Deutschland. Eine häufige Ursache für den Suizid ist wie in unserem Beispiel das Mobbing. Und wenn man sich die echten Suizidfälle ansieht, dann konnte prozentual bei den homosexuellen und transgender Jugendlichen in fast Fünfmal sovielen Fällen Mobbing als Ursache bestätigt werden. Mobbing ist kein Spaß, sondern führt zu ernsten psychischen Problemen bis hin zu Suiziden. Wir von der Theater AG haben darüber nachgedacht und haben überlegt wer ist Schuld daran? Leonie, hat sie was falsch gemacht? Ist es so schlimm, daß sie anders ist? Oder ihre Eltern? Die Rottenmeier? Oder ist es allein die Schuld von David und seinem Freund? Wir haben viel geredet und diskutiert und wir sind zu der Überzeugung gekommen, es haben alle Schuld, die sich nicht schützend vor Leonie gestellt haben, also alle außer dem Arzt und ihre Freundin. Jeder der Mobbing geschehen lässt, macht sich mitschuldig, nicht nur die Mitläufer auch die Zuschauer. Jeder Einzelne hier, der zurückgewiechen ist, ist Mitschuld an Leonies Selbstmord, ebenso die Rottenmeier. Doch denkt Mal drüber nach, wie wäre es denn verlaufen, wenn die Jungs in der Umkleide anders reagiert hätten? Wenn sie gesagt hätten, so geht das nicht. Lass uns das beim Schulleiter klären oder wenigstens gesagt hätten. Leonie warte kurz, dann kannst du dich umziehen, wenn wir draußen sind. Wenn sie aber wenigstens als David Leonie belästigt hat, statt zu lachen eingegriffen hätten, um Leonie zu helfen. Dann wäre es doch erst gar nicht so weit gekommen. Daher fordern wir euch alle auf, wann immer ihr Zeuge von Mobbing werdet, egal in welcher Form oder gegen wen, steht auf gegen Mobbing! Erhebt euch und eure Stimmen, helft den Schwachen. Lasst sowas nicht geschehen. Danke..
Nach zwei Sekunden gab es richtig großen Applaus für die Theatergruppe. Auch von den TKKG die total begeistert sich auf ihre Präsentation vorbereiteten.