Wahrsagen kann nützlich sein
von GenesisCrisis
Kurzbeschreibung
Harry hat in Wahrsagen eine beängstigende Zukunftsvision und will daraufhin alles daran setzen, dass sie nicht wahr wird. - Snarry (HP/SS)-
GeschichteRomance, Schmerz/Trost / P18 / MaleSlash
Harry Potter
Severus Snape
16.06.2021
24.06.2021
6
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16.06.2021
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Ich habe gerade beim Durchschauen meiner Ideensammlung gesehen, dass ich von dieser Geschichte schon das erste Kapitel fertig geschrieben hatte, also dachte ich mir, ich zeig es euch ruhig mal und schaue, ob Interesse an dieser Geschichte besteht. Kann allerdings nichts versprechen ob und wann ich sie fertig schreibe^^
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1. Vision
Die Schlange schlug erbarmungslos zu. Er kniete und sah hinunter in das Gesicht, das immer fahler wurde, was den Kontrast zu dem tiefroten Blut, das aus seiner Kehle sickert, nur verstärkte. Schnell presste er panisch die Hände auf die Kehle, in einem aussichtslosen Versuch die Blutung zu stoppen. Er hörte die kraftlose Bitte „Sieh mich an.“ und im nächsten Moment sah er auf in die schwarzen Augen aus denen langsam aber sicher die Kraft des Lebens wich. Harry spürte die Verzweiflung über die Ungerechtigkeit und den Verlust bis in seine letzte Pore und schrie laut auf:
„NEEIN!“
„Ohooo, Mr. Potter was haben Sie gesehen?“ Mrs. Trelawny starrte ihn mit ihren riesengroßen Augen begierig an und Harry hatte Mühe zu verstehen, wo er sich befand. „Sie haben den Tod gesehen, nicht wahr?“
Harry konnte ihr einfach nicht antworten. Ihm war schwindelig von den Dämpfen und als er runter auf den quietschroten Teppich sah, musste er wieder an all das Blut denken. Er schaffte es gerade noch so sich zur Seite zu drehen, bevor er sich übergeben musste.
„Uäärgh!“ machte Ron und schwang den Zauberstab um Harrys Erbrochenes schnell verschwinden zu lassen.
„Ich glaube, ich hab mir nur den Magen verdorben.“ murmelte Harry.
Mrs. Trelawny schaute ihn enttäuscht an. „Schade Mr. Potter, ich hatte mir solche Hoffnungen gemacht. Aber dann gehen Sie mal lieber zum Krankenflügel und lassen Sie sich untersuchen.“
Harry ließ sich das nicht zweimal sagen. Dankbar für die Gelegenheit aus diesem stickigen Raum zu entkommen, packte er schnell seine Sachen zusammen und gab Ron noch einen zuversichtlichen Blick, der ihm zeigen sollte, dass alles in Ordnung ist, aber wahrscheinlich eher gequält aussah, wenn er Rons Blick richtig deutete.
Draußen auf der Wendeltreppe konnte er zum ersten Mal wieder richtig durchatmen. Er ging ein paar Schritte und dachte über das Gesehene nach. Er wusste, dass es nicht nur ein Traum war, dafür war das Gefühl viel zu echt, aber es konnte auch keine aktuelle Vision von Voldemort gewesen sein. War es eine Vorahnung, eine Zukunftsvision? Er schnaubte bei dem Gedanken daran, wie begeistert Trelawny wohl davon gewesen wäre, wenn er ihr davon erzählt hätte. Allein die Vorstellung die Vision in allen Einzelheiten wiederzugeben, war immer noch übelkeitserregend.
Außerdem hatte er irgendwie das Gefühl, dass diese Vision etwas privates war. Etwas, das er niemandem erzählen sollte. Er hatte mit seinen Visionen schon mal jemanden in den Tod geführt und er wollte wirklich nicht, dass sich das nochmal wiederholt. Sein Herz verkrampfte sich wie immer beim Gedanken an Sirius und er war leicht entsetzt, als er merkte, dass dieses schmerzhafte Gefühl eines nicht wieder gut zu machenden Verlustes, das gleiche war, dass er auch in seiner Vision gefühlt hat, als er Snape sterben gesehen hatte.
Nein, er brauchte jetzt keinen Krankenflügel, was er brauchte, war die Gewissheit, dass es nicht real war, dass Snape im Moment wie immer Schülern das Leben schwer machte, unausstehlich aber quicklebendig.
Als er endlich wieder auf seine Umgebung achtete, musste er feststellen, dass seine Füße ihn ganz von selbst nicht zum Krankenflügel getragen hatten, sondern er schon fast bei Snapes Klassenzimmer angekommen war.
Er überlegte an der Tür zu lauschen, aber als er näher kam, stellte er fest, dass die Tür offen war und die Tische leer waren. Er schluckte seine aufkommende Panik runter und versuchte sich zu beruhigen, indem er sich selbst sagte, dass es nicht real gewesen sein konnte, da er ja die ganze Zeit da war und er sich selbst aber eindeutig in der Vision gesehen hatte. Er ging näher an das Klassenzimmer und spähte vorsichtig um die Ecke, in der Hoffnung darauf irgendeinen Hinweis zu finden, warum Snape nicht wie üblich unterrichtete.
„Gibt es einen Grund, warum du mein Klassenzimmer ausspionierst, Potter?“ fragte eine ölige Stimme hinter ihm.
Harry erschrak sich und wirbelte herum, so dass er sich direkt mit den schwarzen Augen aus seiner Vision konfrontiert sah. Quicklebendig , stellte seine innere Stimme begeistert fest und Harry hatte Mühe seine offensichtliche Erleichterung zu verbergen. Snape zog misstrauisch eine Augenbraue hoch, während er immer noch auf Harrys Antwort wartete.
„Ähhm, ich dachte ich hätte etwas vergessen, Sir.“ antworterte dieser schließlich bemüht höflich.
Snapes Augen verengten sich zu Schlitzen und er sagte spöttisch „Du hattest das letzte Mal vor 3 Tagen hier Unterricht. Die Wahrscheinlichkeit, dass das, was auch immer du angeblich hier vergessen haben willst, noch da wäre, ist doch äußerst begrenzt.“
„Jaa, vermutlich.“ antwortet Harry lahm und beschloss von seiner schwachen Ausrede abzulenken „Warum haben Sie gerade keinen Unterricht?“
Snape sah ihn an, als ob er an seinem Verstand zweifelt, was er vermutlich sowieso immer tat, und sagte betont langsam „Ich habe eine Freistunde, auch Lehrer müssen nicht den ganzen Tag durchgängig euch Blagen bei Laune halten. Aber wenn ich gewusst hätte, dass wir gleichzeitig eine Freistunde haben, dann hätte ich den Schulleiter gebeten, den Stundenplan nochmal zu überarbeiten.“
Harry schaute schnell weg.
„Du hast doch gerade eine Freistunde, oder?“ fragte Snape drohend.
Harry seufzte und Snapes Augen blitzten auf. „Wusste ich es doch. Extra aus dem Unterricht weggestohlen um mein Klassenzimmer zu manipulieren. Dein nichtsnutziger Vater wäre ja soo stolz auf dich.“ Dann fügte Snape verächtlich hinzu „20 Punkte Abzug für Gryffindor und heute Abend 19 Uhr Nachsitzen. Und jetzt ab zurück in deinen Unterricht.“
Das hat man davon, wenn man sich Sorgen macht , dachte Harry bitter, aber behielt seine Gedanken lieber für sich, weil er aus Erfahrung wusste, dass man Snape in solchen Momenten lieber nichts antwortete, wenn man nicht noch mehr Punkte verlieren wollte. Er drehte sich um und ging zurück Richtung Große Halle. Wahrsagen würde eh in wenigen Minuten vorbei sein und er konnte auf die neugierigen Blicke und Fragen seiner Mitschüler verzichten.
In der großen Halle nutzte er die Wartezeit um ein wenig im Buch des Halbblutprinzen zu schmökern, dabei schlug er wie von selbst die Seite über Gegengifte auf. Eine Idee begann sich in seinem Kopf zu formen. Sollte die Szene, die er gesehen hatte, tatsächlich eine mögliche Zukunft zeigen, dann könnte er sich darauf vorbereiten. Er bräuchte nur das passende Gegengift gegen Nagini bei sich zu tragen, was sicher auch für andere nützlich sein könnte, wie der Angriff auf Arthur gezeigt hatte.
Seine Gedanken wurden von Ron unterbrochen, der sich neben ihn fallen ließ und zum Glück nur sagte „Geht es dir wieder besser? Ich hätte auch fast gekotzt, von diesem ekligen Kraut, was Trelawny abgefackelt hat. Keine Ahnung, warum wir nicht weiter bei Firenze Unterricht haben können. Das war viel chilliger.“
„Das stimmt“ sagte Harry, räumte sein Buch weg und erleichtert widmeten sie sich einem erfreulicheren Thema, nämlich den Aussichten darauf, wie sie Slytherin im nächsten Quidditchmatch platt machen würden, so dass Hermine, als sie sich schließlich mit ihrem Arithmantikbuch zu ihnen setzte, nur die Augen rollte und weiter las. So kam Harry zum Glück gar nicht in die Verlegenheit, ihnen genaueres über seine Vision erzählen zu müssen, die er im Moment lieber noch geheim halten wollte.
Später am Abend klopfte Harry genau eine Minute vor 19 Uhr an Snapes Tür. Dieser ließ ihn tatsächlich eine geschlagene Minute warten, bis er ihn „Herein“ bat. Harry biss sich auf die Zunge um sich davon abzuhalten einen Kommentar über Snapes übertriebene Vorstellung von Pünktlichkeit zu machen.
Snape stand an seinem Brautisch über einen großen Kessel gebeugt und zeigte ohne aufzusehen auf eine Ecke neben ihm, in der sich ein paar Kessel stapelten. „Du dürftest inzwischen ja ausreichend Erfahrung gesammelt haben, um zu wissen, was du zu tun hast.“
„Kesselschrubben? Ernsthaft?“ Harry ging zu den Kesseln und setzte halblaut missmutig hinzu „Ich dachte das hätte ein Ende, jetzt wo ich jemand anderen in Zaubertränke habe.“
„Du dachtest ernsthaft, ich höre auf zu brauen, nur weil Horace euch jetzt unterrichtet?“ fragte Snape ungläubig und klang tatsächlich fast beleidigt. „Wenn ich nur für den Unterricht brauen würde, hätte ich keinen Meister in Tränke machen müssen. Immerhin darf an dieser Schule im Zweifel offensichtlich jeder unterrichten, der ein Buch richtig herum halten kann.“
Harry musste sich ein Lachen verkneifen, weil Snape angesichts der bisherigen Verteidigungslehrer gar nicht so Unrecht damit hatte. Er beobachtete Snape und die Zutaten, die er neben dem Kessel bearbeitete und ein kleines Glücksgefühl breitete sich in ihm aus, als er anhand der Zutaten und der Farbe des Gebräus erkennen konnte, was Snape da offensichtlich braute.
„Neue Heiltränke für die Krankenstation?“ fragte Harry neugierig.
Snape sah ihn leicht geschockt an. „Gut geraten, Potter.“
Harry verzog das Gesicht. „Es ist nicht raten, wenn man etwas weiß.“ Dann zählte er Snape selbstsicher die Zutaten auf, die er auf der Arbeitsfläche sah, „Weinrautenessenz, Murtlap-Essenz und Diptamblüten sind doch eindeutig. Das dürfte ein Heiltrank der Stufe 3 sein und wenn Sie mit Rühren fertig sind, wird sich die Farbe zu einem matten violett ändern.“ Ja, es hatte doch etwas gutes, dass er so oft über dieser Seite vom Buch des Halbblutprinzen gegrübelt hatte und dadurch diese Rezeptur im Schlaf herbeten könnte.
Snape hatte offensichtliche Schwierigkeiten Harrys Wissensstand mit dem Schüler in Einklang zum bringen, der ihn die letzten Jahre im Zaubertrankunterricht immer zuverlässig mit seiner Unfähigkeit in Rage versetzt hatte.
Harry nutzte das verwirrte Schweigen und fragte schließlich die Frage, die ihm schon die ganze Zeit auf der Seele brannte. „Sir? Gibt es ein Antidot, das genau gegen Naginis Gift wirkt?“
Der Blick, den Snape ihm nun zuwarf war sehr kalkulierend. „Warum fragst du das, Potter?“
„Reine Vorsichtsmaßnahme, aber ich würde mich wohler fühlen, wenn ich eins hätte.“
„Es gibt diverse Gegengifte gegen Schlangengifte, die sogar du eventuell brauen könntest, aber gegen Naginis Gift? Das ist ziemlich speziell, geschweige denn, dass du nicht an eine Probe davon kommen wirst. Du wirst doch hoffentlich nicht ernsthaft denken, ich würde dir das Gift beschaffen können?“ Snape sah ihn vorwurfsvoll an, nachdem er diesen Gedanken geäußert hatte.
„Nein, das würde ich nie machen. Ich denke nur, dass ein guter Tränkemeister sicher ein Gegengift entwickeln könnte. Immerhin konnte Arthur Weasley auch gerettet werden, also scheint es ja Gegengifte zu geben, die wirken. Allerdings dachte ich wirklich daran, Sie zu fragen, es zu brauen. Ich würde natürlich auch dafür bezahlen, Sir.“
„Warum fragst du nicht Professor Slughorn?“ fragte Snape lauernd.
„Mit Verlaub, Sir. Ich denke Sie wissen, dass sogar ich weiß, dass Sie der wahre Experte sind. Der Grund, weshalb Sie die Vorräte für den Krankenflügel brauen, wird bestimmt nicht der sein, dass Sie mehr Zeit haben. Und dieses Gegengift… es ist zu wichtig um nicht den Besten zu fragen.“
Harry traute sich nicht zu Snape zu sehen, nachdem er das gesagt hatte und wandte sich demonstrativ den Kesseln zu, die er noch schrubben musste, damit Snape nicht sehen konnte, wie aufgrund seiner Nervosität eine leichte Röte anfing sein Gesicht zu überziehen.
„Ich denke darüber nach, Potter.“ war das letzte was Snape für die nächste Stunde sagte, bis Harry fertig war mit den Kesseln und sein Professor ihn danach ohne Antwort entließ.
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1. Vision
Die Schlange schlug erbarmungslos zu. Er kniete und sah hinunter in das Gesicht, das immer fahler wurde, was den Kontrast zu dem tiefroten Blut, das aus seiner Kehle sickert, nur verstärkte. Schnell presste er panisch die Hände auf die Kehle, in einem aussichtslosen Versuch die Blutung zu stoppen. Er hörte die kraftlose Bitte „Sieh mich an.“ und im nächsten Moment sah er auf in die schwarzen Augen aus denen langsam aber sicher die Kraft des Lebens wich. Harry spürte die Verzweiflung über die Ungerechtigkeit und den Verlust bis in seine letzte Pore und schrie laut auf:
„NEEIN!“
„Ohooo, Mr. Potter was haben Sie gesehen?“ Mrs. Trelawny starrte ihn mit ihren riesengroßen Augen begierig an und Harry hatte Mühe zu verstehen, wo er sich befand. „Sie haben den Tod gesehen, nicht wahr?“
Harry konnte ihr einfach nicht antworten. Ihm war schwindelig von den Dämpfen und als er runter auf den quietschroten Teppich sah, musste er wieder an all das Blut denken. Er schaffte es gerade noch so sich zur Seite zu drehen, bevor er sich übergeben musste.
„Uäärgh!“ machte Ron und schwang den Zauberstab um Harrys Erbrochenes schnell verschwinden zu lassen.
„Ich glaube, ich hab mir nur den Magen verdorben.“ murmelte Harry.
Mrs. Trelawny schaute ihn enttäuscht an. „Schade Mr. Potter, ich hatte mir solche Hoffnungen gemacht. Aber dann gehen Sie mal lieber zum Krankenflügel und lassen Sie sich untersuchen.“
Harry ließ sich das nicht zweimal sagen. Dankbar für die Gelegenheit aus diesem stickigen Raum zu entkommen, packte er schnell seine Sachen zusammen und gab Ron noch einen zuversichtlichen Blick, der ihm zeigen sollte, dass alles in Ordnung ist, aber wahrscheinlich eher gequält aussah, wenn er Rons Blick richtig deutete.
Draußen auf der Wendeltreppe konnte er zum ersten Mal wieder richtig durchatmen. Er ging ein paar Schritte und dachte über das Gesehene nach. Er wusste, dass es nicht nur ein Traum war, dafür war das Gefühl viel zu echt, aber es konnte auch keine aktuelle Vision von Voldemort gewesen sein. War es eine Vorahnung, eine Zukunftsvision? Er schnaubte bei dem Gedanken daran, wie begeistert Trelawny wohl davon gewesen wäre, wenn er ihr davon erzählt hätte. Allein die Vorstellung die Vision in allen Einzelheiten wiederzugeben, war immer noch übelkeitserregend.
Außerdem hatte er irgendwie das Gefühl, dass diese Vision etwas privates war. Etwas, das er niemandem erzählen sollte. Er hatte mit seinen Visionen schon mal jemanden in den Tod geführt und er wollte wirklich nicht, dass sich das nochmal wiederholt. Sein Herz verkrampfte sich wie immer beim Gedanken an Sirius und er war leicht entsetzt, als er merkte, dass dieses schmerzhafte Gefühl eines nicht wieder gut zu machenden Verlustes, das gleiche war, dass er auch in seiner Vision gefühlt hat, als er Snape sterben gesehen hatte.
Nein, er brauchte jetzt keinen Krankenflügel, was er brauchte, war die Gewissheit, dass es nicht real war, dass Snape im Moment wie immer Schülern das Leben schwer machte, unausstehlich aber quicklebendig.
Als er endlich wieder auf seine Umgebung achtete, musste er feststellen, dass seine Füße ihn ganz von selbst nicht zum Krankenflügel getragen hatten, sondern er schon fast bei Snapes Klassenzimmer angekommen war.
Er überlegte an der Tür zu lauschen, aber als er näher kam, stellte er fest, dass die Tür offen war und die Tische leer waren. Er schluckte seine aufkommende Panik runter und versuchte sich zu beruhigen, indem er sich selbst sagte, dass es nicht real gewesen sein konnte, da er ja die ganze Zeit da war und er sich selbst aber eindeutig in der Vision gesehen hatte. Er ging näher an das Klassenzimmer und spähte vorsichtig um die Ecke, in der Hoffnung darauf irgendeinen Hinweis zu finden, warum Snape nicht wie üblich unterrichtete.
„Gibt es einen Grund, warum du mein Klassenzimmer ausspionierst, Potter?“ fragte eine ölige Stimme hinter ihm.
Harry erschrak sich und wirbelte herum, so dass er sich direkt mit den schwarzen Augen aus seiner Vision konfrontiert sah. Quicklebendig , stellte seine innere Stimme begeistert fest und Harry hatte Mühe seine offensichtliche Erleichterung zu verbergen. Snape zog misstrauisch eine Augenbraue hoch, während er immer noch auf Harrys Antwort wartete.
„Ähhm, ich dachte ich hätte etwas vergessen, Sir.“ antworterte dieser schließlich bemüht höflich.
Snapes Augen verengten sich zu Schlitzen und er sagte spöttisch „Du hattest das letzte Mal vor 3 Tagen hier Unterricht. Die Wahrscheinlichkeit, dass das, was auch immer du angeblich hier vergessen haben willst, noch da wäre, ist doch äußerst begrenzt.“
„Jaa, vermutlich.“ antwortet Harry lahm und beschloss von seiner schwachen Ausrede abzulenken „Warum haben Sie gerade keinen Unterricht?“
Snape sah ihn an, als ob er an seinem Verstand zweifelt, was er vermutlich sowieso immer tat, und sagte betont langsam „Ich habe eine Freistunde, auch Lehrer müssen nicht den ganzen Tag durchgängig euch Blagen bei Laune halten. Aber wenn ich gewusst hätte, dass wir gleichzeitig eine Freistunde haben, dann hätte ich den Schulleiter gebeten, den Stundenplan nochmal zu überarbeiten.“
Harry schaute schnell weg.
„Du hast doch gerade eine Freistunde, oder?“ fragte Snape drohend.
Harry seufzte und Snapes Augen blitzten auf. „Wusste ich es doch. Extra aus dem Unterricht weggestohlen um mein Klassenzimmer zu manipulieren. Dein nichtsnutziger Vater wäre ja soo stolz auf dich.“ Dann fügte Snape verächtlich hinzu „20 Punkte Abzug für Gryffindor und heute Abend 19 Uhr Nachsitzen. Und jetzt ab zurück in deinen Unterricht.“
Das hat man davon, wenn man sich Sorgen macht , dachte Harry bitter, aber behielt seine Gedanken lieber für sich, weil er aus Erfahrung wusste, dass man Snape in solchen Momenten lieber nichts antwortete, wenn man nicht noch mehr Punkte verlieren wollte. Er drehte sich um und ging zurück Richtung Große Halle. Wahrsagen würde eh in wenigen Minuten vorbei sein und er konnte auf die neugierigen Blicke und Fragen seiner Mitschüler verzichten.
In der großen Halle nutzte er die Wartezeit um ein wenig im Buch des Halbblutprinzen zu schmökern, dabei schlug er wie von selbst die Seite über Gegengifte auf. Eine Idee begann sich in seinem Kopf zu formen. Sollte die Szene, die er gesehen hatte, tatsächlich eine mögliche Zukunft zeigen, dann könnte er sich darauf vorbereiten. Er bräuchte nur das passende Gegengift gegen Nagini bei sich zu tragen, was sicher auch für andere nützlich sein könnte, wie der Angriff auf Arthur gezeigt hatte.
Seine Gedanken wurden von Ron unterbrochen, der sich neben ihn fallen ließ und zum Glück nur sagte „Geht es dir wieder besser? Ich hätte auch fast gekotzt, von diesem ekligen Kraut, was Trelawny abgefackelt hat. Keine Ahnung, warum wir nicht weiter bei Firenze Unterricht haben können. Das war viel chilliger.“
„Das stimmt“ sagte Harry, räumte sein Buch weg und erleichtert widmeten sie sich einem erfreulicheren Thema, nämlich den Aussichten darauf, wie sie Slytherin im nächsten Quidditchmatch platt machen würden, so dass Hermine, als sie sich schließlich mit ihrem Arithmantikbuch zu ihnen setzte, nur die Augen rollte und weiter las. So kam Harry zum Glück gar nicht in die Verlegenheit, ihnen genaueres über seine Vision erzählen zu müssen, die er im Moment lieber noch geheim halten wollte.
Später am Abend klopfte Harry genau eine Minute vor 19 Uhr an Snapes Tür. Dieser ließ ihn tatsächlich eine geschlagene Minute warten, bis er ihn „Herein“ bat. Harry biss sich auf die Zunge um sich davon abzuhalten einen Kommentar über Snapes übertriebene Vorstellung von Pünktlichkeit zu machen.
Snape stand an seinem Brautisch über einen großen Kessel gebeugt und zeigte ohne aufzusehen auf eine Ecke neben ihm, in der sich ein paar Kessel stapelten. „Du dürftest inzwischen ja ausreichend Erfahrung gesammelt haben, um zu wissen, was du zu tun hast.“
„Kesselschrubben? Ernsthaft?“ Harry ging zu den Kesseln und setzte halblaut missmutig hinzu „Ich dachte das hätte ein Ende, jetzt wo ich jemand anderen in Zaubertränke habe.“
„Du dachtest ernsthaft, ich höre auf zu brauen, nur weil Horace euch jetzt unterrichtet?“ fragte Snape ungläubig und klang tatsächlich fast beleidigt. „Wenn ich nur für den Unterricht brauen würde, hätte ich keinen Meister in Tränke machen müssen. Immerhin darf an dieser Schule im Zweifel offensichtlich jeder unterrichten, der ein Buch richtig herum halten kann.“
Harry musste sich ein Lachen verkneifen, weil Snape angesichts der bisherigen Verteidigungslehrer gar nicht so Unrecht damit hatte. Er beobachtete Snape und die Zutaten, die er neben dem Kessel bearbeitete und ein kleines Glücksgefühl breitete sich in ihm aus, als er anhand der Zutaten und der Farbe des Gebräus erkennen konnte, was Snape da offensichtlich braute.
„Neue Heiltränke für die Krankenstation?“ fragte Harry neugierig.
Snape sah ihn leicht geschockt an. „Gut geraten, Potter.“
Harry verzog das Gesicht. „Es ist nicht raten, wenn man etwas weiß.“ Dann zählte er Snape selbstsicher die Zutaten auf, die er auf der Arbeitsfläche sah, „Weinrautenessenz, Murtlap-Essenz und Diptamblüten sind doch eindeutig. Das dürfte ein Heiltrank der Stufe 3 sein und wenn Sie mit Rühren fertig sind, wird sich die Farbe zu einem matten violett ändern.“ Ja, es hatte doch etwas gutes, dass er so oft über dieser Seite vom Buch des Halbblutprinzen gegrübelt hatte und dadurch diese Rezeptur im Schlaf herbeten könnte.
Snape hatte offensichtliche Schwierigkeiten Harrys Wissensstand mit dem Schüler in Einklang zum bringen, der ihn die letzten Jahre im Zaubertrankunterricht immer zuverlässig mit seiner Unfähigkeit in Rage versetzt hatte.
Harry nutzte das verwirrte Schweigen und fragte schließlich die Frage, die ihm schon die ganze Zeit auf der Seele brannte. „Sir? Gibt es ein Antidot, das genau gegen Naginis Gift wirkt?“
Der Blick, den Snape ihm nun zuwarf war sehr kalkulierend. „Warum fragst du das, Potter?“
„Reine Vorsichtsmaßnahme, aber ich würde mich wohler fühlen, wenn ich eins hätte.“
„Es gibt diverse Gegengifte gegen Schlangengifte, die sogar du eventuell brauen könntest, aber gegen Naginis Gift? Das ist ziemlich speziell, geschweige denn, dass du nicht an eine Probe davon kommen wirst. Du wirst doch hoffentlich nicht ernsthaft denken, ich würde dir das Gift beschaffen können?“ Snape sah ihn vorwurfsvoll an, nachdem er diesen Gedanken geäußert hatte.
„Nein, das würde ich nie machen. Ich denke nur, dass ein guter Tränkemeister sicher ein Gegengift entwickeln könnte. Immerhin konnte Arthur Weasley auch gerettet werden, also scheint es ja Gegengifte zu geben, die wirken. Allerdings dachte ich wirklich daran, Sie zu fragen, es zu brauen. Ich würde natürlich auch dafür bezahlen, Sir.“
„Warum fragst du nicht Professor Slughorn?“ fragte Snape lauernd.
„Mit Verlaub, Sir. Ich denke Sie wissen, dass sogar ich weiß, dass Sie der wahre Experte sind. Der Grund, weshalb Sie die Vorräte für den Krankenflügel brauen, wird bestimmt nicht der sein, dass Sie mehr Zeit haben. Und dieses Gegengift… es ist zu wichtig um nicht den Besten zu fragen.“
Harry traute sich nicht zu Snape zu sehen, nachdem er das gesagt hatte und wandte sich demonstrativ den Kesseln zu, die er noch schrubben musste, damit Snape nicht sehen konnte, wie aufgrund seiner Nervosität eine leichte Röte anfing sein Gesicht zu überziehen.
„Ich denke darüber nach, Potter.“ war das letzte was Snape für die nächste Stunde sagte, bis Harry fertig war mit den Kesseln und sein Professor ihn danach ohne Antwort entließ.