Tausendmal Berührt [Teil I]
von ninarina
Kurzbeschreibung
"Er brauchte Joko. Beruflich, das hatte er schon zu MTV Home Zeiten verstanden. Körperlich, das war sich ein wenig schwerer einzugestehen. Aber seelisch, emotional, das war für Klaas, für sein rational getriebenes Hirn, absolut inakzeptabel." — Was wäre, wenn es wirklich so wäre? Joko & Klaas. Damals und Heute. [Teil I von II]
GeschichteDrama, Liebesgeschichte / P18 / MaleSlash
Joachim "Joko" Winterscheidt
Klaas Heufer-Umlauf
14.06.2021
29.01.2022
20
134.433
128
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Dieses Kapitel
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24.07.2021
4.920
Ach ja, die Parts in Teil 4 haben sich so schön gespiegelt und in Teil 5 jetzt so gar nicht, aber so ist das eben manchmal. Ich habe ja bereits zu Beginn gesagt, dass ich null Kontrolle über die beiden hab, die machen, was sie wollen… Und dieses Mal wollten sie miteinander reden.
Ich hätte beim letzten 2012er Part genauso gut die Showlympiade oder das „Durch die Nacht mit…“ nehmen können, das Jahr (und vor allem die Herbstmonate) war voll von Momenten und ich musste schweren Herzens etwas aussortieren. Der erste 2013 Part war dafür eine umso schwerere Geburt, aber im Endeffekt hat sich der Kampf gelohnt und er ist zu einem meiner persönlichen Lieblinge geworden.
Tausend Dank an alle, die weiterhin Reviews schreiben, favorisieren oder nur still mitlesen. Viel Spaß!
Part 5: Don’t Wanna Come Back Down
I light the match to taste the heat,
I've always liked to play with fire
(Play With Fire by Sam Tinnesz)
Willkommen Österreich, September 2012
Ein weiteres Mal passierte es direkt nach ihrem Auftritt bei Willkommen Österreich. Derzeit befanden sich Joko und Klaas in einem regen Miteinander, dass hauptsächlich über den Reiz des Gegeneinanders funktionierte. Privat war das kein Thema zwischen ihnen, da konnten sie weiterhin ruhig und vertraut miteinander umgehen, aber vor der Kamera verloren sie sich immer mehr in der Rivalität. Das Duell um die Welt hatte dem Ganzen noch eine neue, viel größere Bühne gegeben, konnte ausschließlich über dieses Gegeneinander vermarktet werden und schob sie immer stärker in die Rollen, in denen sie sich vor der Kamera die Pest an den Leib wünschten.
Joko kam dabei über das kompetitive, den Ehrgeiz, zu gewinnen, den er schon immer gehabt hatte. Klaas wusste genau, dass Joko ein absoluter Hitzkopf sein konnte, wenn es um Wettkampf und vor allem Sport ging. Er selbst fand seinen persönlichen Antrieb darin, Joko an seine Grenzen zu treiben, zu sehen, wie ihm seine Freundlichkeit und die Sanftheit, die er so an ihm schätze, mehr und mehr entglitt. Er wusste selbst nicht, was ihn daran so faszinierte, warum es ihm Genugtuung verschaffte, diesen Zorn aus Joko herauszukitzeln, wie es niemand anderes konnte.
Wenn sie sich so stark vor der Kamera provozierten wie momentan, waren die Gelegenheiten, in denen sie körperlich aufeinandertrafen, umso intensiver. Es wurde zu einer Art Spiel zwischen ihnen, das ständige Triezen in Interviews, die unnötigen Beleidigungen, das Beharren darauf, keine Freunde zu sein. Sie mussten nicht streiten, um einander unter die Haut zu gehen, dazu reichte oft ein spöttischer Blick und ein abfälliger Kommentar, an dem sich der andere aufhing. Es war völlig emotionsloser Sex, der Klaas manchmal fast triebhaft vorkam, aber beschweren würde er sich darüber ganz sicher nicht.
In Wien wurde der Auftritt vor der Kamera komplett zur Nebensache. Er war nur Mittel zum Zweck, war nur da, um sie aufzuheizen. Sie hatten viel getrunken. Klaas verschwamm bereits die Sicht, bevor sie das Studio überhaupt betreten hatten. Er war mit Joko zum Vorglühen verabredet gewesen und sie hatten einander so dermaßen abgefüllt, dass Klaas um jeden Satz froh war, den er vollständig herausbekam. Dazu kam, dass Joko ihn ablenkte. Nicht unbedingt durch seine besoffenen Entgleisungen, viel mehr mit seinen Bewegungen, seiner Nähe, seinen Blicken. Der Alkohol weichte die Barrieren in Klaas‘ Kopf bedenklich auf, ließ seine Zurückhaltung in den Hintergrund rücken und weckte den Wunsch auf mehr.
Joko und er sprachen vom Duell, vom Kampf, vom den anderen verlieren sehen, und Klaas konnte nicht aufhören darüber nachzudenken, wer von ihnen nach der Aufzeichnung wohl schneller kommen würde. Oder viel mehr, wer den anderen schneller zum Kommen bringen würde.
Nach Ende der Sendung zog er Joko dementsprechend ungeduldig hinter sich her, der willentlich mitkam, und ihm noch im Gang seinen schweren Atem in den Nacken hauchte, sodass sich die feinen Härchen aufstellten. Sie schafften es gerade noch in ihre Garderobe. Joko drückte ihn sofort gegen die Tür, leckte über seinen Hals und biss leicht zu. Klaas‘ Lider flatterten, seine Hände pressten Jokos Kopf enger an sich, während ein erstes Keuchen seine Lippen verließ. Er spürte Joko gegen seine Haut grinsen, als dieser mit seinem Becken an das von Klaas stieß und seinen Schritt an ihm auf und ab rieb.
Es ging sehr schnell.
Klaas war in einem Delirium aus Betrunkenheit und Erregung gefangen, dass ihn gänzlich einnahm und ihn vergessen ließ, wo sie waren. Er griff nach Jokos Hose, griff nach seinem Schwanz, murmelte Joko Dinge ins Ohr, die fremd klangen, weil er sie nie sagte, weil er sich meistens verbot, sie nur zu denken. „Kann dir einen blasen“, raunte er irgendwann, als er Jokos Erektion schon fest in der Hand hatte und Joko noch fahrig über Klaas‘ Jeans strich. „Soll ich?“
„Klaas“, keuchte Joko, zog an seinem Reißverschluss und stockte, weil Klaas seine Hand verengte und das Tempo anzog. „Shit, das is‘ ganz schnell vorbei, wenn du so weiter machst.“
Klaas grinste triumphierend, die Endorphine schossen nur so durch seinen Körper. Er fühlte sich, als würde seine Haut glühen. Er fühlte sich, als wäre er komplett wahnsinnig. Da war kein Filter mehr, nur noch die Lust, Joko bis ans Ende und noch viel weiter zu treiben, egal wie. „Will, dass du kommst“, sagte er leise, sah Joko dabei an und zog die Unterlippe zwischen seine Zähne.
„Du machst mich verrückt“, stöhnte Joko, hatte endlich Klaas‘ Schwanz in der Hand und fuhr augenblicklich mit dem Daumen über die Spitze. Klaas stellte sich unwillkürlich die Frage, ob er in einem so betrunkenen Zustand jemals zuvor einen hoch bekommen hatte. „Ich werd‘ echt wahnsinnig wegen dir.“
Das konnte Klaas nur zurückgeben. Der Alkohol setzte seine gewohnte Zurückhaltung völlig außer Kraft, ließ Bilder und Wünsche in seinem Kopf erscheinen, die er noch nie zugelassen hatte. Sie lagen ihm auf der Zunge, als Joko stürmisch nach seinem Arsch griff, zudrückte und ihn mit weit aufgerissenen Augen betrachtete, als würde ihn sein eigenes Handeln überraschen.
Unkontrolliert fiel Klaas ein Stück nach vorne, fühlte sich rasend dank der Lust, die durch ihn peitschte und seinen Atem ins Stocken brachte, nur um im nächsten Moment wieder krachend gegen die Tür zu fallen. Ihm war so unerträglich heiß, dass er sich am liebsten an Ort und Stelle ausziehen wollte, und wenn es nur war, um Jokos Fingerspitzen auf seiner nackten Haut zu spüren. „Joko“, nuschelte er überwältigt. „Ich will—“
Er wusste, was er wollte, aber er konnte es nicht in Worte fassen. Es war zu komplex, zu weit von seiner betrunkenen Realität entfernt.
„Ich hab‘ dich“, sagte Joko, fuhr mit Zunge und Lippen seinen Hals hoch bis zu seinem Kiefer, stöhnte gemeinsam mit Klaas, als der seine Hände um Jokos Schultern schlang und ihn enger an sich zog.
„Du kommst zuerst“, entschied Klaas, wusste selbst nicht mehr, ob er all das wirklich laut aussprach oder die Worte nur in seinem Kopf rumspukten, aber Joko lachte. Lachte und setzte einen Kuss auf Klaas‘ Kehlkopf und wichste ihn schneller. Es war ein Wettkampf, der gleichermaßen nötig und unnötig war. Sie verfingen sich ineinander, wollten sich aber beweisen, dass der andere noch schneller aufgeben musste. Klaas versuchte sich auf Joko zu konzentrieren, auf sein Zittern, seinen unregelmäßigen Atem und die Art, wie er Klaas Namen flüsterte.
Joko war so kurz davor, er würde keine Minute mehr durchhalten bis er…
Plötzlich waren Jokos Finger wieder an Klaas‘ Hintern, fuhren zielsicher in die Spalte dazwischen und begannen, ohne Vorwarnung tiefer zu gleiten.
„Oh, fuck“, keuchte Klaas, umklammerte überfordert Jokos Oberarm, vergrub das Gesicht an seiner Schulter und hatte das Gefühl, nicht mehr atmen zu können. Jokos Finger zu spüren, die jetzt Klaas‘ Eingang mühelos umkreisten, als hätten sie es schon tausendmal so gemacht, trat mit Gewalt eine Tür ein, von der Klaas selbst nicht gewusst hatte, dass sie fest versiegelt in der tiefsten Ecke seiner Seele schlummerte. Die Tür flog förmlich aus den Angeln, als sich ein Schwall gänzlich neuer, tiefer Gier in ihm ausbreitete und sich mit jeder Bewegung von Jokos Fingern endgültiger in ihm einnistete.
Er kam Joko entgegen, wieder schwappten ihm diese unbekannten, hohen Laute über die Lippen, die er von sich nicht kannte. Er hatte keine Kontrolle über sich selbst, die Kontrolle lag in Jokos Händen, in der Art, wie seine Finger vorsichtigen Druck ausübten, bis die Kuppe seines Mittelfingers ganz leicht in ihn eindrang. Es war der Moment, in dem Klaas dachte, sein Inneres würde sich nach außen kehren und jede Zelle würde sich neu sortieren. Das, was ihm vor wenigen Minuten noch zu komplex erschienen war, um es in Worte zu fassen, hatte sich jetzt glasklar und unwiderruflich in sein Hirn gebrannt.
Joko wollte ihn—
Nein, das war erstmal zweitranging. Klar war, was Klaas wollte. Er wollte von Joko gefickt werden.
Durch seinen Rausch schlug sich der Gedanke mit einer Vehemenz durch, die Klaas zitternd und stöhnend gegen Jokos Finger trieb. Er versuchte, ihn tiefer aufzunehmen, spürte den Schmerz durch sich zucken und fand sogar das geil, weil es ihn daran erinnerte, wo Jokos Finger sich gerade befand. Er wollte Joko in diesem Moment so sehr, dass das Verlangen danach sich wie ein Wahn in seinem Körper ausbreitete, einerseits nach Erlösung schrie und andererseits den Wunsch sofort in die Tat umsetzten wollte. Jokos Daumen fuhr sorgsam über seinen Damm und Klaas‘ Augen rollten in die Höhlen, er flüsterte Jokos Namen, rau und verzweifelt, leckte sich die Lippen und wollte ewig in diesem Gefühl gefangen sein. Wollte sich Joko hingeben und sich von ihm berühren lassen. Wollte Joko in sich spüren.
„Du kannst jetzt kommen, Klaas“, raunte Joko ihm ins Ohr, strich noch einmal zärtlich durch die Spalte und zog seinen Mittelfinger in ihm ein kleines Stück zurück, sodass ein wenig Reibung entstand. Klaas stieß einen hilflosen, erstickten Laut aus, hing in Jokos Armen und presste die Augen so fest zu, dass er Sterne sah, als sein Orgasmus durch ihn stob wie ein grellendheller Blitz. Sein Schwanz zuckte in Jokos Hand, und das Pochen übertrug sich auf seinen ganzen Körper, der vor Lust pulsierte und erzitterte, als er sich in heftigen Schüben über Jokos Finger ergoss.
Immer noch rang Klaas mit dem Atem, nahm halbwegs war, dass Joko sich selbst hemmungslos rieb und dabei in sein Ohr keuchte, ihm zuflüsterte, dass er Klaas noch nie so gesehen hatte. Dass er Klaas immer so wollte. Während die Erregung langsam abklang und Jokos Worte immer undeutlicher wurden, kam in Klaas auch das Bewusstsein zurück, wie betrunken er war. Er stützte sich automatisch wieder ein wenig mehr an die Tür, lehnte sich dagegen und stieß einen weiteren Schwall Luft aus, als Joko kam.
Die Sekunden vertickten, während sie sich anschwiegen. Klaas‘ Brust hob und senkte sich immer noch schwer, aber so langsam fand er in seinen Rhythmus zurück. Und leider war der Alkohol nicht stark genug, um zu verhindern, dass er auch in sich selbst zurückfand. In sein eigenes Wesen, seinen eigenen Kopf. Joko grinste auf ihn herab, hatte gewonnen. Klaas hatte kampflos aufgegeben, sich der Niederlage angeboten. Er hatte Jokos Gewinn mehr genossen als seinen eigenen und das konnte er nicht mit sich vereinbaren.
Jokos Grinsen erstarb auf seinen Lippen, sein Blick wurde vorsichtiger und wachsamer, sofern das in seinem Zustand überhaupt ging. Er strich mit der Hand über Klaas‘ Wange und der zuckte sofort zurück, wollte Abstand und fand ihn nicht, weil er immer noch zwischen Joko und der Tür eingesperrt war.
Joko ließ seine Hand fallen, rückte einen kleinen Müh von ihm ab und zog Klaas dann in einer fast schüchternen Geste die Hose wieder an. Klaas schloss die Augen, biss sich auf die Zähne und spürte die Frustration in sich aufflackern. Da war sie wieder, Jokos Sanftheit. Die Wärme, die sie in ihm auslöste.
„Alles klar?“
Es war diese beschissen vorsichtige Art, die Klaas so auf den Sack ging. Erst überschritt Joko eiskalt zehn unsichtbare, doch stumm gesetzte Grenzen, und dann machte er auf behutsam und entschuldigend. Und vielleicht war es unfair, Joko kalkulierende Intentionen hinter seinen Berührungen zuzuschreiben, aber es war Klaas‘ einziger Ausweg. Es war die einzige Möglichkeit, sich nicht damit auseinanderzusetzten, wie kopflos Joko ihn machte, wie sehr er ihn in der Hand hatte und mit ihm machen konnte, was er wollte.
„Klaas. Ist alles gut?“
Nein, das war es ganz sicher nicht.
„Ja“, knurrte Klaas dennoch, wusste, dass ein Gespräch dieser Schwere in ihrem Zustand wenig Sinn machte. Er ließ den Moment verstreichen, wohl wissend, dass er damit endgültig totgeschwiegen wurde. Vielleicht war es feige, vielleicht war es ungesund, aber es ging nicht anders.
Joko hatte schon zu viel Macht über ihn. Jetzt musste Klaas unbedingt dafür sorgen, dass Joko nie erfuhr, wie viel dieser Macht er tatsächlich schon an ihn abgegeben hatte, ohne es zu wollen.
x
Magnetic everything about you,
You really got me now,
You do to me so well,
Hypnotic takin' over me
(Hypnotic by Zella Day)
Circus Halligalli, Februar 2013
Es passierte in der Nacht vor der ersten Circus Halligalli Aufzeichnung.
Joko konnte sich nicht daran erinnern, jemals in seinem Leben so nervös gewesen zu sein. Der Bammel vor dem anstehenden Tag war so groß, dass er seit Tagen nicht richtig schlafen konnte, kaum aß und ein stetiger Schmerz dauerhaft gegen seine Schläfe pochte. Nur Klaas hielt ihn über Wasser, warf ein Auge auf ihn, zwang ihn zu Pausen und trieb ihn an, wenn ihm die Luft ausging.
Und deswegen saß er hier, mitten in der Nacht, hatte seine Wohnung fluchtartig verlassen und stattdessen Klaas Nummer gewählt, der beim fünften Klingeln wenig überrascht und eher belustigt abnahm.
„Lass mich raten, du kannst nicht schlafen.“
„Du anscheinend auch nicht, wenn du noch wach bist“, blaffte Joko ein wenig überrumpelt zurück.
„Quatsch, ich steh nur auf der Terrasse, um zu rauchen.“
„Und ich sitze nur hier rum, weil mir langweilig ist.“
„Will ich wissen, wo du dich rumtreibst?“
Joko ließ den Blick durch den vertrauten Raum streifen und gluckste. „Wahrscheinlich eher nicht.“
„Ich fürchte, heute werde ich dir keine gute Einschlafhilfe sein“, seufzte Klaas. „Ich hab‘ das Gefühl, ich geh entweder durch eine Nikotinvergiftung drauf, wenn ich weiter so viel rauche, oder ich kipp live während der Aufzeichnung einfach um.“
„Was haben wir uns bloß dabei gedacht?“, murmelte Joko.
„Das große Fernsehen“, erwiderte Klaas sarkastisch. „Da wollten wir doch immer hin. Jetzt sind wir da, und wie fühlt es sich an?“
„Beschissen.“
„Na, immerhin etwas, das mich aufheitert.“
Joko atmete zum ersten Mal seit Stunden wieder etwas befreiter. Sie hatten in den letzten Wochen zu wenig Zeit für das hier gehabt; für das sinnlose Herumblödeln, die Leichtigkeit im Umgang miteinander. Irgendwie hatte der ganze Stress und Druck um sie herum es geschafft, ihnen das abzuluchsen, was sie auszeichnete.
„Ich bin an dem Punkt, an dem ich es einfach nur hinter mir wissen will. Nicht nur die erste Aufzeichnung, die ersten zehn oder zwanzig.“
Klaas brummte zustimmend. „Ich trenne dich definitiv von jeder einzelnen Informationsquelle, bis die ersten Kritiken in Vergessenheit geraten, sonst entspannst du dich nie.“
„Wenn wir wenigstens in den letzten zwei Tagen noch gevögelt hätten“, scherzte Joko schwach.
Klaas schnaubte. „Denkst du wirklich, dann könntest du jetzt besser schlafen?“
„Ja“, gab Joko sofort zurück. „Sex entspannt mich.“
„Nur, weil du langsam aber sicher alt wirst und dein Körper nach der Verausgabung Ruhe braucht, Winterscheidt“, feixte Klaas.
„Ich beweis‘ dir gerne das Gegenteil, wenn du ins Büro kommst.“
Ein ungläubiges Lachen am anderen Ende der Leitung. „Du bist im Büro? Jetzt?“
„Ich sag‘ doch, ich konnte nicht schlafen. Das Angebot steht.“
Kurz schien es, als würde Klaas es ernsthaft in Erwägung ziehen, aber dann murmelte er, „Ich bin nicht allein hier.“
„Sorry“, beeilte Joko sich zu sagen. „Vergiss einfach, dass ich angerufen habe und geh ins Bett.“
„Ich wäre nicht drangegangen, wenn ich nicht gewollt hätte.“
„Okay.“
„Ich…“, Klaas brach ab und holte tief Luft, brachte den nächsten Satz nur hastig und mit Mühe über die Lippen. „Es gibt Sachen, die verstehst nur du.“
Joko nickte, obwohl Klaas es nicht sehen konnte. Er machte für ihn weiter, vervollständigte den Gedanken. „Ich weiß. Das mit morgen zum Beispiel. Die Anspannung. Das Gefühl, dass einem der Arsch auf Grundeis geht. Dass die Leute endlich kapieren, wie wenig wir können und wir vor dem Ende stehen, bevor wir richtig angefangen haben.“
Eine Stille breitete sich zwischen ihnen aus. Joko zupfte an einem losen Faden des alten Sofas. Er liebte dieses Sofa. Er liebte den ganzen Raum, der so prall mit Klaas‘ bodenständiger, ruhiger Energie gefüllt war.
„Ja“, sagte Klaas irgendwann einfach nur und es reichte.
„He, rate mal, wo ich grade sitze“, nahm Joko das Gespräch wieder auf, jetzt mit deutlich mehr Erheiterung in der Stimme.
„Besser nicht bei mir“, kam die prompte Antwort und er musste kichern. „Ich mein das Ernst Joko, lass deine Wichsgriffel von meinen Sachen.“
„Um Wichsgriffel zu haben, müsste ich erstmal wichsen.“
„Bei dir weiß man nie.“
„Mach mir weiter so Komplimente und ich fang gleich an.“
Klaas lachte, ein ehrliches, helles Lachen. Joko vernahm das Schnappen eines Feuerzeuges und dann ein geräuschvolles Ausatmen. „Warte wenigstens, bis ich aufgeraucht habe, dann mach ich mit.“
„Als ob man mit dir Telefonsex haben könnte“, spottete er. „Du kriegst an ‘nem guten Tag keine drei graden Sätze raus, die auch nur im Entferntesten an Dirty Talk erinnern.“
Klaas schniefte pikiert. „Von einem Trottel wie dir lass ich mir nicht sagen, was ich kann und nicht kann.“
Joko wusste nicht, wie genau sie sich mal wieder so schnell hochgeschaukelt hatten, aber er lehnte sich unbewusst ein wenig zurück und schloss seine Augen. „Na dann mal los.“
Da war ein Räuspern an dem anderen Ende der Leitung. Ein paar undefinierbare Geräusche. Schwere, wiederhallende Schritte. Eine Tür, die auf- und zugeschlagen wurde. „Hast gewonnen, ich kann’s nicht“, sagte Klaas dann.
Joko grinste. „Musstest du einmal um den Block laufen, um zu dieser Erkenntnis zu gelangen?“
„Nein. Ich bin jetzt im Auto und komm zu dir.“
Süße, zähe Wärme breitete sich bei den Worten in Jokos Brust aus. „Ach, Klaas.“
„Bild‘ dir bloß nix darauf ein.“
„Würde mir nicht einfallen.“
„Du bist also in unserem Büro, ja?“
Joko brummte bestätigend, strich vorsichtig über den Stoff der Couch. „Wir können auch zu Schmitti gehen, wenn es dir lieber ist.“
„Alter“, stieß Klaas aus, aber Joko konnte sein Grinsen förmlich hören. „Der würde uns umbringen, wenn wir dem sein Büro vollsauen, Aufzeichnung morgen hin oder her.“
„Wer spricht denn hier von vollsauen?“, hakte Joko betont unschuldig nach.
„Verarsch mich nicht, Joko.“ Klaas klang jetzt ganz ruhig, wieder in der Kontrolle. Joko hielt seine Augen geschlossen und lauschte den Geräuschen am anderen Ende der Leitung, dem leisen Schnurren vom Motor des Autos, Klaas‘ Fingern, die leicht auf das Lenkrad trommelten und dann dem Schotter, der unter den Reifen knirschte und ankündigte, dass Klaas auf den Parkplatz eingebogen war.
Die Vorfreude kribbelte unter Jokos Haut, ließ die kreisende Berührung des Polsters unter ihm mit seinen Fingerspitzen intensiver erscheinen. Klaas war fast da. Klaas saß wenige Meter von ihm entfernt in seinem Auto, war mitten in der Nacht zu ihm gefahren, um mit ihm die Unruhe zu bekämpfen, die sich so hartnäckig durch ihn fraß. Der unbändige Drang in Joko, rennen zu wollen, verpuffte, denn Klaas war da, um ihn einzufangen.
„Bist du noch da?“
„Unverändert.“
„Bei mir auf dem Sofa?“
„Ja.“
„Augen auf oder zu?“
„Zu.“
„Gut“, raunte Klaas. „Bleib so. Ich bin gleich da.“
„Zeit is‘ Geld, Hase.“
Statt einer Antwort erreichte ihn nur das Tuten des beendeten Gesprächs. Ohne die Augen zu öffnen, ließ Joko sein Handy neben sich auf das Sofa gleiten. Für ein paar Sekunden genoss er die Leere in seinem Kopf. Nach Tagen, Wochen, in denen er sich das Hirn zermartert hatte, jede Kleinigkeit überdacht und jede Furcht zugelassen hatte, fühlte es sich großartig an, für eine kurze Weile nichts außer positive Anspannung zu empfinden. Auf Klaas zu warten, nicht zu wissen, was genau ihn heute Nacht erwartete und sich trotzdem in einer Form der sicheren Aufregung wohlzufühlen, befreite Joko ungemein.
Er brauchte Klaas an Tagen wie diesen, das spürte er von Mal zu Mal mehr. Seine Ruhe, die Beständigkeit. Das stumme Verständnis. Er seufzte. Nur der Gedanke an Klaas reichte schon, um sich zu entspannen.
Eine Hand, die sich bestimmend auf seinen Bauch legte, ließ ihn zusammenzucken und vertrieb die Gedanken. Klaas zupfte an seinem Shirt, zog es hoch und Joko hob stumm die Arme, damit er es ihm ausziehen konnte. Kurz spielte er mit der Idee, seine Augen doch zu öffnen, aber als Klaas‘ Finger begannen, seinen Oberkörper zu erkunden, verwarf er sie wieder. Er legt den Kopf auf die Rückenlehne des Sofas zurück und ließ Klaas machen.
Er nahm das Kribbeln, das die Hände auf seiner nackten Haut hinterließen, ganz bewusst war. Die Art, wie sie sich ihren Weg von Jokos Schlüsselbein über seine Brust ertasteten, kurz über seine Nippel streiften und dann sofort weiterwanderten, als klar wurde, dass Joko dort nicht sonderlich sensibel war. Umso schwerer wurde sein Atem, als Klaas mit den Daumen mehrmals über seine Seiten fuhr, bevor er an der Hüfte pausierte. Joko vernahm das Geräusch von Stoff, der auf den Boden fiel, das Klimpern eines Gürtels und dann den eindeutigen Ruck eines Reißverschlusses. Sofort wurde es in seiner Hose ein wenig enger, denn soweit er richtig kombinierte, zog Klaas gerade komplett blank.
Im nächsten Moment waren die Finger zurück und öffneten mit derselben Bestimmtheit wie zuvor Jokos Hose, um sie ihm von den Beinen zu ziehen.
Kurz herrschte Totenstille.
„Klaas“, flüsterte Joko dann, weil er es nicht mehr aushielt.
„Bin da“, hauchte eine ihm sehr bekannte Stimme zurück. Eine Hand streckte sich aus und berührte Joko an der Schulter, der es sofort nutze und den Körper vor ihm enger an sich zog. Und dann ließ sich Klaas leichthin auf Jokos Schoß nieder und der riss überrascht die Augen auf.
Das Bild, welches sich ihm bot, war eins für die Götter. Im dunklen, nur durch den Mond und die Laternen von außen beschienenem Raum stachen die Konturen von Klaas Körper umso stärker hervor. Seine Haut setzte sich hell von den dunklen Möbeln hinter ihm ab, die Augen funkelten leicht im spärlichen Licht und seine Brust hob und senkte sich rhythmisch. Joko starrte ihn an, gierig und ohne Scham nahmen seine Augen jeden Winkel von Klaas‘ nacktem Körper auf, der ihn nicht minder hitzig betrachtete. Sie waren sich noch nie so nah gewesen, so intim. Es musste immer schnell gehen, fand so oft zwischen Tür und Angel statt, halb ausgezogen oder nur mit schnell geöffneter Hose war es immer von Risiko und Ungeduld getrieben.
In dieser Nacht waren sie geschützt. Geschützt durch die Zeit. Geschützt durch den Ort, an dem sie sich befanden. Und deswegen nahm Joko sich die Minuten, um über Klaas‘ Haut zu streicheln, jedes Detail von seinen muskulösen Oberschenkeln bis hin zu den weichen Haaren an seinem Nacken in sich aufzunehmen, es abzuspeichern und in sich zu verschließen. Klaas ließ ihn eine ganze Weile gewähren, bis er schließlich seine Beine um Jokos Hintern schlang und Jokos scharfes Einatmen ihm ein Schmunzeln entlockte. „Genug geträumt, Winterscheid“, murmelte er, griff zwischen sie und brachte ihre wachsenden Erektionen aneinander. In seiner Position konnte Joko sich kaum bewegen, aber er hatte davon unabhängig kein Problem damit, Klaas die Zügel zu übergeben.
Klaas brach den Augenkontakt zunächst nicht, als er begann, sich langsam gegen Joko zu bewegen. Trocken und intensiv fuhr sein Schwanz an Jokos auf und ab, er half immer mal wieder mit den Händen nach und schien sich nicht daran zu stören, dass Jokos Hände nutzlos neben ihm auf dem Sofa lagen. Joko war gefangen in Klaas‘ Anblick, fasziniert von seinen gekonnten Bewegungen und ein wenig perplex, weil ein Teil von ihm immer noch überrascht war, ihn überhaupt hier zu sehen.
„Ich bin so froh, dass du da bist“, wisperte er Klaas entgegen und schien ihn damit zu überrumpeln, denn er stockte, biss sich auf die Lippe und lachte fast schüchtern. Und Himmel, wenn Joko Klaas jetzt auch noch süß fand, dann würde er sich wirklich irgendwann einweisen müssen. Plötzlich sehr beschäftigt drehte Klaas den Kopf ein wenig zur Seite und griff nach etwas außerhalb von Jokos Blickfeld.
„Dein Dirty Talk lässt auch zu Wünschen übrig“, erwiderte er schlussendlich leise und die unverhohlene Sanftheit in seiner Stimme sorgte für ein verräterisches Fallgefühl in Jokos Magen. Glücklicherweise lenkte Klaas ihn direkt ab, indem er den Gegenstand in seiner Hand mit einem Klicken öffnete und keine zehn Sekunden später mit glitschigen, feuchten Fingern über ihre Schwänze fuhr. Die Reibung wurde unmittelbar besser, die Erregung zog wie ein Fegefeuer durch Jokos Unterleib und hinterließ nichts außer noch mehr Gier. Noch mehr Verlangen nach Klaas. Er beugte sich vor, spürte dadurch Klaas‘ Schwanz mit mehr Druck gegen seinen gleiten und sie beide erschauderten. Joko platzierte einen schwachen Kuss auf Klaas linker Brust, aber die Distanz zwischen ihren Oberkörpern war zu groß.
„Klaas.“ Seine Stimme klang heiser, fast schon fremd. „Komm näher.“
Sein Gegenüber atmete geräuschvoll aus, rollte sein Becken erneut in Jokos Richtung und der nutzte den Moment, um seine Hände in Klaas‘ Nacken zu verschränken.
Klaas kippte ein wenig nach vorne, umschlang Jokos Hals mit seinen Armen und rieb sich immer heftiger an ihm. Sie kamen sich dadurch noch näher, Klaas trieb seinen Körper immer weiter gegen den von Joko, stöhnte immer unbeholfener in sein Ohr. Joko rann der Schweiß die Schläfe herunter, denn obwohl er sich weitaus weniger bewegen musste als Klaas, stob die Hitze in kräftigen Schüben durch seinen Körper. Und als sein Schwanz durch eine besonders heftige Bewegung von Klaas ein wenig abrutschte und von hinten gegen Klaas‘ Hoden stieß, blieb ihm für einen Moment die Spucke weg. Klaas keuchte, hielt inne. Seine Fingernägel gruben sich in Jokos Hals und der konnte nicht länger an sich halten, bewegte sich gegen Klaas‘ Körper und rieb sich mit ungeduldigen Stößen immer wieder an der Stelle hinter Klaas‘ Eiern.
Jegliche Sorge, dass Klaas sich zurückziehen oder ihn von sich stoßen würde, wurde fortgeschwemmt, als der sich ein wenig aufrichtete, mit seinem Schwanz jetzt über Jokos Bauch rieb und ihm etwas ins Ohr raunte. Erst beim dritten Mal verstand Joko das Wort, so sehr rauschte das Blut in seinen Ohren.
„Mach.“
Es war Erlaubnis und Absolution zugleich und das Verlangen nach Klaas rollte unaufhaltsam durch Jokos Körper. Sein Schwanz zuckte, er keuchte und stieß wieder zu, spürte seine Eichel gegen die samtene Haut von Klaas‘ Sack reiben und musste stark an sich halten, um nicht direkt zu kommen. Und Klaas stöhnte wieder, war so laut und hemmungslos und trieb sich ihm entgegen. Joko vernahm seinen Namen auf Klaas‘ Lippen und packte ihn an den Hüften, presste seinen Körper noch stärker auf seinen Schoß und ließ seine Hände bestimmend über den Hintern wandern. Als Antwort biss ihm Klaas leicht in eine empfindliche Stelle unter seinem Ohr und Joko spürte den rauen Laut, der Klaas‘ Lippen verließ, direkt gegen seine Haut vibrieren. Klaas bewegte sein Becken jetzt gezielt nach hinten und holte sich die nächsten Stöße selbst.
„Klaas“, stöhnte Joko verzweifelt und schloss die Augen, damit er sich einbilden konnte, direkt auf Klaas zu liegen und mit all seiner Kraft in ihn zu stoßen. Seine rechte Hand griff nach Klaas‘ Schwanz, der sich fluchend an Joko klammerte und versuchte, der Reibung auf beiden Seiten entgegenzukommen.
„Gott, ich würde dich so gerne ficken.“
Es war ihm rausgerutscht. Verstohlen und ein wenig von sich selbst erschrocken linste er hoch in das vertraute Gesicht. Er hatte es nicht sagen wollen, aber er wusste auch, dass es die Wahrheit war und er es nicht auf ewig vor Klaas verstecken konnte. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, das Zittern, das ihn durchfuhr, war halb der Erregung und halb der Panik geschuldet. Aber Klaas reagierte schnell. Er wurde laut, die Atmung flach und abgehakt bäumte er sich ein letztes Mal auf und kam ohne Vorwarnung in Jokos Hand, dem bei dem Anblick abermals eine Welle der Lust durch den Körper schwappte. Er presste ihre Oberkörper aneinander, ließ nicht von Klaas‘ Schwanz ab und kam mit einem Ächzen, da Klaas immer noch im höchsten Tempo auf seinem Schwanz hin und her glitt, gegen seinen Hoden.
Der Orgasmus pulsierte gefühlte Ewigkeiten durch ihn. Er atmete laut durch den Mund aus, küsste benebelt Klaas‘ Schulter und spürte durch seine schwammige Wahrnehmung irgendwann, dass Klaas mit seinen Fingern durch Jokos Haare strich und rasselnd über seinen Kopf hinweg Luft holte.
Sie blieben beängstigend lange so. Klaas saß auf ihm, war an ihn gepresst, hatte die Beine hinter Jokos Rücken verschränkt und machte keine Anstalten sich zu bewegen. Sie fröstelten, eine Gänsehaut kroch langsam über ihre Haut, Jokos Schoß und Beine klebten unangenehm und trotzdem rührten sie sich nicht. Klaas‘ Herz schlug rhythmisch und beständig gegen Jokos Brust und irgendwann waren sie so im Einklang miteinander, dass sich ihr Atem aneinander anpasste, und es fühlte sich richtig an. Vielleicht ein bisschen zu richtig, dachte Joko.
„Morgen wird gut, Joko“, durchbrach Klaas‘ leise Stimme irgendwann die Stille.
Und Joko, der hatte diesen Satz in letzter Zeit so häufig gehört und ihn kein einziges Mal geglaubt. Aber jetzt, umhüllt von Klaas‘ Geruch und umgeben von seinem Körper, konnte er nur nicken. Er nickte, fuhr mit den Lippen sacht über Klaas‘ weiche Haut und glaubte, dass alles gut werden würde.
Sie küssten sich nicht.
x
Kurze Randbemerkung am Ende: Es war tatsächlich eine Telefonsex Szene geplant, aber es war schlichtweg unmöglich, weil Klaas sich so quer gestellt hat. Der Mann konnte und wollte es nicht und hat mir das Leben zur Hölle gemacht, bis ich es einfach sein gelassen habe und gottseidank einen anderen, im Endeffekt viel besseren Weg gefunden habe.