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Die Krappkaus – Die mit Kühlwaldi

Kurzbeschreibung
GeschichteHumor, Parodie / P12 / Gen
09.06.2021
09.06.2021
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Es war früher morgen im Hause Waschkau, das seit geraumer Zeit schon mehr einer Kommune glich als einem Rückzugsort, an dem sie in aller Ruhe Klemmbausteine auf die Bundeslade stapeln konnten. Die vollkommen übermotivierten Krappweis hüpften seit ihrem Umzug in der geräumigen Hoaxvilla herum und ständig hörte man Tommy zu recht unbekannte Bluessongs singen.
Zu allem Überfluss hatte Lydia begonnen ihre Bibliothek des Schreckens auszuweiten und Alexa wurde nun ständig mit erotischen Splattercomics aus ihrer Jugend konfrontiert.
Da die Katzen schon morgens um fünf wach wurden, hatten Alexa und Alexander wenigstens noch zwei Stunden Zeit, um für die neue Hoaxillafolge zu recherchieren beziehungsweise ihren wirklichen Jobs nach zu gehen, bevor das ganze Haus wach wurde.

Tommy und Sophia deckten in der Zwischenzeit schon mal den Frühstückstisch. Es gab Ginger Ale in Tonkrügen, frische Semmeln (beziehungsweise Brötchen) und einen großen Blumenstrauß. „Damit sich die Hoaxillanten so richtig wohl fühlen!“ Dass sie dafür eventuell auch mal ihre Ruhe bräuchten, kam weder den beiden noch den neuen Nachbarn in den Sinn, die pausenlos klingelten.
Als die Waschkaus endlich am Tisch Platz nahmen, konnte Tommy einfach nicht widerstehen und spielte ihnen sein neues Guten-Morgen-Lied vor, dass leider ein totaler Ohrwurm war. Alexander lächelte höflich, aber ließ auch Sophia abblitzen, die es erst einmal mit einem Gespräch versucht hatte.
„Als Physiker und Unternehmensberater würde ich euch empfehlen mal über eure unterschiedlichen Vorstellungen für die nahe Zukunft zu sprechen. Das haben wir bei der Marine auch immer so gemacht.“ Holm stand plötzlich in einer Ecke des Esszimmers und schlug auf eins seiner Trainingsgeräte ein, das, wie er selbst, vollkommen unbemerkt in die Hoaxvilla gelangt war.
„Also ich stelle mir vor bald ein Marmeladenbrot zu essen.“, sagte Tommy grinsend in die Runde.
Alexander konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, aber Sophia unterbrach ihren Mann. „Ich glaube das wäre wirklich gut. Ich fange an. Ich wünsche mir, dass wir sehr enge Nachbarn und Freunde werden und uns regelmäßig sehen. Alexa?“
Alexa räusperte sich leicht. „Das wünsche ich mir auch, aber auch, dass wir hier gut ankommen und uns nicht nur physisch einrichten können.“
„Außerdem haben wir ja auch noch richtige Jobs!“, sagte Alexander schnell, bevor die Türklingel ihr unangenehmes Gespräch unterbrach.
„Das ist sicher das neue Regal!“ Alexander sprang auf und lief zur Tür.
„Hallo!“

Bernd Harder stand vor der Tür und lächelte merkwürdig. Wenn Alexander ehrlich war, lächelte er noch merkwürdiger als sonst. „Was machst du denn hier?“, fragte er verwirrt, aber nicht unfreundlich.
„Ich wollte nur mal Hallo sagen.“ Der Hoaxmaster nickte und als Bernd in Richtung Esszimmer verschwand fiel sein Blick auf Martin Moder, der mit den leuchtenden Augen eines Wissenschaftlers vor ihm stand.
„Komm rein.“ Alexanders Stimme war müde und sein Geist resigniert. Er hatte es seit über zwanzig Jahren geschafft ein schönes Leben mit der wunderbaren Hoaxmistress Alexa zu führen und jetzt hatte Tommys Aufklärungsdrang und seine überbordende Klemmbausteinsucht sie in diese missliche Lage gebracht.
„Wollts ihr was Krasses hörn?“, fragte Martin in seinem Österreichisch, dass immer stärker wurde, wenn er von etwas begeistert war und er war von irgendetwas begeistert. Die Gesichter der Runde gingen von Erschrecken bis Panik und Tommy griff in weiser Voraussicht nach seinem Beißholz.
Nur Bernd sah aus als habe er ein schlechtes Gewissen.
„Da muss man vielleicht etwas weiter vorne anfangen.“, sagte er und Martin sah ihn mit großen Augen an. „Ich habe doch vor zwei Wochen mein letztes Buch veröffentlicht und jetzt so etwas wie eine Schreibblockade.“ Tommy lachte und dehnte das Wort noch stärker, als Bernd es tat, der diese Stichelei überging. „Auf jeden Fall habe ich dann Martin angerufen und wir haben aus Langeweile den Kühlschrank geöffnet und...“ Tommy sprang entsetzt auf. „Wir wollten das doch live streamen! Das kannst du doch unseren Fans nicht antun. Schreibt alle Mal #Berndtadeln in den Chat.“ Sophia legte ihm sanft eine Hand auf das Bein. „Tommy, wir werden nicht aufgezeichnet.“
Langsam beruhigte er sich wieder und setzte sich. Martin setzte sich schwungvoll an den Tisch und seine Augen bekamen wieder dieses fast schon fanatische Leuchten. „Ihr kennts doch alle die Ursuppen.“ Alle außer Tommy nickten. „Das ham ma wohl reproduziert und da war also wirklich Leben drin.“

„Kühlwaldi lebt!“, rief Alexa und schwang ihre Beine auf Alexanders, der seinen Kaffee über den Tisch prustete.
Martins Augen wurden noch größer und er begann zu grinsen. „Und dann ham ma uns gefragt – wie könn ma das noch oager machen?“
„Und dann habt ihr Hardersteins Monster hergestellt?“, fragte Tommy lachend.
„So schlimm ist es jetzt auch wieder nicht. Es ist halt einfach intelligentes Leben.“, warf Bernd ein, der überhaupt nicht verstand, warum plötzlich alle in Panik gerieten und Tommy sein Beißholz durch biss.
„Außerdem müsste man da „intelligent“ auch erst mal definieren.“
Alexa beruhigte sich angesichts dieser wichtigen Aufgabe und begann den Begriff „intelligent“ von „ein Bewusstsein haben“ ab zu grenzen und in einen historischen Kontext zu setzen und leitete nach einem zehn minütigen Exkurs in die linguistische Historie zu den beiden Psychologen weiter, die auf neueste Studien hinwiesen.
„Na, also Kühlwaldi hat auf jeden Fall an Bewusstsan und ist entsprechend wütend, weil er gschnallt hat, dass der Bernd ihn, anders als seine Playboysammlung, zwanzig Jahr lang ignoriert hat.“
Der ganze Raum war voller komischer Geräusche, die nur entstehen, wenn man kollektiv nicht weiß, ob man lachen oder weinen soll.
„Ihr könnts euch schon aoch en bissl freun. Das ist wissenschaftlich echt n super Experiment.“
„Nein, nein das ist nicht super!“, schrie Tommy hysterisch auf und griff sich sein Ersatzbeißholz, um die Runen LMAA hinein zu beißen.
„Also wissenschaftlich habt ihr meine Respekt, aber wäre vielleicht gut, wenn ihr das Experiment unter anderen Bedingungen durch geführt hättet. Aber für so eine verrückte Geschichte bei uns fehlen wenigstens mal die Nazis.“ Holm füllte seinen Tee nach und sah in Martins und Bernds Gesichter, die plötzlich nicht mehr so glücklich aussahen.
„Es hat doch nichts mit Nazis zu tun, oder?“
Bernd druckste ein wenig herum. „Naja... Kühlwaldi hat sich der identitären Bewegung angeschlossen und verbreitet jetzt Satanismus-Verschwörungsmythen.“

BAMM! Ein großer Knall ließ alle aufschrecken und Alexa schrie kurz auf, was dazu führte, dass sich Alexander panisch nach einer Spinne umsah, die es glücklicherweise nicht gab.
Lydia spazierte seelenruhig ins Haus und winkte ihnen fröhlich zu. „Hallo. Ich dachte ich komme mal vorbei.“ Sie stellte sich lässig in den Flur und fuchtelte mit ihren Händen in der Luft herum, was mehrere Bretter durch die Luft fliegen ließ, die sich ordentlich gestapelt an die Wand lehnten. Alle starrten Lydia mit offenem Mund an. „Was? Ich trage eben manchmal Farben“, sagte sie und zeigte auf die roten Knöpfe an ihrer schwarzen Jacke.
Für eine Psychologin war sie manchmal in sozialen Situationen ziemlich merkwürdig. Alexander war der erste, der seine Fassung zurück erlangte. „Du kannst so was und hast uns nicht beim Umzug geholfen?“ „Ich hatte keine Zeit!“, verteidigte sie sich und setzte sich auf die Kücheninsel, obwohl es noch mehr als genug Stühle gab.
„Ich habe seit gestern einen neuen Troll, der Falschinformationen über Satanisten verbreitet und mir ab und zu Drohungen schickt und der sieht aus, wie einer von den Muppets.“ Lydia lächelte breit und biss in einen blutroten Apfel.
„Kühlwaldi!“, stöhnte Bernd auf und erzählte die Geschichte noch einmal von vorn, während er von Notizen ablas, die offenbar sein 312. Buch ergeben würden.
Tommy versuchte sich an ein paar Witzen, die ihm alle nicht so richtig gelingen wollten.

Die Waschkaus standen nach einer Weile auf und verwandelten das Wohnzimmer in ein Matratzenlager, da es nicht absehbar war, dass irgendjemand in nächster Zeit nach Hause gehen würde und sahen sich lange an.
„Sollen wir wissenschaftlich korrekt handeln, unseren Fehler eingestehen und weiterhin Aufklärungsarbeit machen?“
Alexander nickte vorsichtig. „Ich mache mir nur Sorgen, dass wir dann nicht mehr würdig sind Thors Hammer an zu heben und der steht auf dem neuen Klemmbausteinset.“
Bernd Harder war plötzlich wieder aufgetaucht und mischte sich in das Gespräch ein. „Es ist ja genau genommen kein wissenschaftlicher, sondern nur ein ethischer Fehler.“
„Du meinst wir sagen nichts und machen so weiter wie zu vor?“
Bernd nickte und sie alle besiegelten diesen Pakt mit einem gut desinfizierten und zu vor getesteten Handschlag.
Die beiden Katzen trohnten auf den Trainingsgeräten und sahen zufrieden auf ihre Menschen herunter und für einen kurzen Augenblick konnte man in ihren Augen Echsenaugen aufblitzen sehen.

- Ich hoffe ihr hattet Spaß an dieser vollkommen überspitzten Geschichte. Und jetzt mach endlich den Stream aus, ernster wird’s nicht mehr! -
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