Beginne zu lieben und lebe
von Roxy68
Kurzbeschreibung
Der Wunsch nach einem gemeinsamen Leben ist für Magnus und Alec größer denn je. Trotz ihrer Unterschiedlichkeit sind sie im Herzen eins. Beide haben dennoch Zweifel und Ängste vor dem Weg zum entscheidenden Schritt.
GeschichteSchmerz/Trost, Liebesgeschichte / P16 / MaleSlash
Alexander "Alec" Lightwood
Magnus Bane
08.06.2021
25.06.2021
5
9.596
19
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Dieses Kapitel
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17.06.2021
1.719
Hallo Ihr Lieben,
ich freue mich wahnsinnig über die neuen Sterne und Eure tollen Kommentare zu meiner Geschichte. Danke schön!!!
Viele Fragen sind offen. Einige davon werden aber noch nicht in diesem Kapitel beantwortet.
Ich wünsche Euch gute Unterhaltung.
Kommt gut durch die Hitze.
Liebe Grüße,
Roxy
Nach einer kurzen Unterhaltung mit Magnus mischte sich Zervin wieder unter die anderen Anwesenden und übernahm in Volcons Namen die Rolle des Gastgebers. Eine erneute Wendung, die Magnus einerseits in Erstaunen versetzte, andererseits aber auch sehr glücklich machte, dass Hexenwesen und Shadowhunter sich allmählich immer mehr näherten. Was er selbst schon auf dem nordamerikanischen Kontinent erlebte, schien sich wie ein roter Faden um die ganze Welt zu legen.
„Er ist beliebt, aber wer könnte ihn nicht lieben?“ schwärmte Volcon von seinem Ehemann und sah ihm nach. Magnus nahm einen Unterton wahr, der seinem eigenen nicht ganz unähnlich war, wenn er von Alexander sprach. Im selben Moment spürte er wieder diese Sehnsucht nach Alec in sich. „Wer könnte ihn nicht lieben …“, wiederholte Magnus die Worte seines Freundes.
„Du wirkst etwas bewölkt, mein Lieber“, wandte sich Volcon ihm zu. Der Hexenmeister aus Brooklyn nahm diese Bemerkung zum Anlass und rollte mit den Augen. Theatralisch wedelte er mit einer Hand vor seinem Gesicht herum. „Bewölkt? Nun, vielleicht sind das die ersten Ausfall-Anzeichen nach dem Genuss deines Höllengetränks“, grinste er.
„Unseres …“, korrigierte Volcon. „Nein Magnus, ich spüre, dass dich etwas bedrückt und ich werde den Eindruck nicht los, dass es sich noch verstärkt hat, nachdem du Zervin kennengelernt hast.“
Volcon konnte niemand etwas vormachen. Magnus seufzte. „Erwischt“, sagte er dann. Volcon legte ihm den Arm um die Schultern. „Komm, wir gehen in die Bibliothek im zweiten Stock. Da können wir in Ruhe reden …“
Eine hochgewachsene Hexe in einem gift-grünen Kimono trat auf die beiden Hexenmeister zu. „Volcon, Magnus. Konnichiwa (*)“, rief sie. „Yōkoso (*), Hiko, Konnichiwa“, sprach Volcon sie in perfektem japanisch an. Auch Magnus ließ es sich nicht nehmen, seine gute Bekannte Hiko Ging in ihrer Landessprache zu begrüßen. „Wo ist Wika? Ich dachte, sie wird auch hier sein.“ flötete die Hexe. Volcon lächelte. „Sie wird etwas später eintreffen, aber sie kommt.“
Hiko nickte und verbeugte sich dann. „Ein zauberhaftes Fest, Volcon.“
Volcon erwiderte. „Vielen Dank, meine Liebe. Viel Vergnügen weiterhin. Du entschuldigst uns …“
„Eine sehr schöne Idee, mein Junge“, kommentierte Maryse begeistert, nachdem Alec sie von seinem Vorhaben in Kenntnis gesetzt hatte. „Ich denke, es wird Magnus gefallen und mit eurem Bund werdet ihr hoffentlich sehr viele Nachahmer finden.“
Alec schmunzelte. „Weißt du, Mum. Eigentlich brauche ich keine sichtbaren Zeichen, um meine Liebe zu Magnus vor aller Welt zu bestätigen. Es ist vielmehr, dass ich das Glück zeigen möchte, das ich empfinde, weil ich mit diesem Mann zusammen bin.“
Maryse nickte. „Wollen wir es den anderen sagen?“ fragte sie lächelnd.
„Ja, ich brauche ohnehin Clarys Zeichenkünste zur Hilfe“, gab Alec zurück. Er war nach dem Gespräch mit seiner Mutter derart aufgeregt, dass er Magnus‘ Rückkehr kaum erwarten konnte. In Zukunft wollte er jeden Moment mit seinem Hexenmeister genießen. Alle Zeit, die ihnen als Paar, später als Eheleute geschenkt würde nutzen und keinen Augenblick mit trüben Gedanken an Sterblichkeit oder Unsterblichkeit vergeuden. Das Leben hielt so viel bereit, wenn man intensiv liebte.
Während Volcon für sich und seinen Gast einen sehr viel weniger starken Cocktail als den Volcon-Magma hexte, schaute sich Magnus die Bücherwände an. Einen Großteil der Werke hatte er selbst in seinem unerschöpflichen Fundus zusammengetragen; einige sehr alte Bücher weckten sein Interesse. „Uralte Wege der Magie“, las er laut vor.
„Gefährliches Buch“, kommentierte Volcon und reichte Magnus ein Glas, das dieser prüfend gegen das Licht hielt. „Ich wusste ja, dass du der Beste bist, aber wie, bei allen Dämonen, hast du den Regenbogen in diesen Drink bekommen?“
„Uralte Wege der Magie“, feixte Volcon und setzte sich in einen der beiden Ledersessel, die nebeneinander an der gegenüberliegenden, freien Wand standen. Magnus nahm den anderen. Skeptisch schnupperte er an seinem farbenfrohen Getränk. Auf Volcons Trinkspruch hin nippte er vorsichtig und ein kleines Feuerwerk schoss aus dem Regenbogen heraus, um sich dann in goldenen Einzelteilen langsam im Glas zu verteilen. „Lecker!“ stellte Magnus im Anschluss fest.
„Dachte mir, dass es dir schmeckt …“. Volcon trank ebenfalls und das Schauspiel wiederholte sich. „Allerdings verrate ich dir keine einzige Zutat“, setzte er schelmisch grinsend hinzu. Magnus machte ein Gesicht, aber der Regenbogen-Cocktail zog sehr schnell die Aufmerksamkeit des Hexenmeisters wieder auf sich. „Ich bin gut im Raten“, feixte Magnus, aber Volcon schüttelte amüsiert den Kopf. „Diese Zutaten wirst du niemals erraten …“
„Damals hattest du diese Burg noch nicht“, bemerkte Magnus und hielt das Glas in seinen Händen, drehte es leicht hin und her.
„Ich habe sie nach der Trennung von Wika erworben. Ich brauchte Veränderung. Dann kam Yorgis …“, erklärte Volcon.
Magnus legte die Stirn in Falten. „Yorgis?“
„Der erste Shadowhunter mit dem ich vor Zervin verheiratet war“, plauderte Volcon. Fast wäre Magnus das Glas aus den Händen geglitten. „Oh …“, machte er.
Volcon schmunzelte. „Magnus, wir haben uns einhundertzweiunddreißig Jahre nicht gesehen. In dieser Zeit ist sehr viel passiert. Du wärst nicht so erstaunt, wenn du bei meinen Hochzeiten gewesen wärst.“
„Ich habe keine Einladung erhalten“, konterte Magnus.
Volcon wurde ernst. „Natürlich nicht. Alle Feuernachrichten kamen unzustellbar zurück und mein Lokalisierungs-Zauber konnte dich Jahrzehnte lang nicht aufspüren.“ Das waren keine Vorwürfe von Seiten Volcons, sondern eher Besorgnis darüber, wie es dem Freund in all den Jahren wohl ergangen war. Magnus hielt dem Blick Volcons Stand. „Du … hast Recht. Das war die Düster-Magnus-Phase . Ich hatte mich zurückgezogen und im Untergrund ausgetobt“, gab er zurück.
„Ich wähnte dich zusammen mit Camille …“
„Ja, ich mich auch“, knurrte Magnus. „Solange, bis sie mich mit diesem russischen Mundie betrogen hat und nicht nur das …“ Er hielt inne und schüttelte den Kopf. „Ich will nicht mehr über sie sprechen – nie wieder …“, sagte er dann schnell.
„Wie du möchtest“, kam es von Volcon.
„Du warst vor Zervin schon einmal mit einem Shadowhunter verheiratet?“ lenkte Magnus das Thema geschickt um.
„Ja, mit Yorgis. Er war Grieche. Ein wunderschöner Nephilim bis ins hohe Alter. Yorgis ist zweiundneunzig Jahre alt geworden. Ich war bei ihm bis zuletzt und ich habe ihn so sehr geliebt …“ Volcon schluckte bei dieser Erinnerung, behielt aber sein Lächeln bei. Seine Aura hingegen spiegelte die sichtbaren und unsichtbaren Gefühle des Hexenmeisters in allen zur Verfügung stehenden Varianten von Lila wider.
Magnus kämpfte gegen die Enge in seiner Kehle. Bestimmt würde Alec in einem solchen Alter auch immer noch wunderschön sein, davon war er überzeugt. Es änderte jedoch nichts an der Tatsache, dass …
Innerlich schüttelte er den Kopf. Diesen Gedanken konnte und wollte er nicht zu Ende führen-niemals.
Die entstandene Stille zwischen den beiden Hexern wurde von Volcon durchbrochen. „Nun? Was ist es, das dich voller Sorge umtreibt, mein lieber Magnus?
„Ich wusste es“, lachte Jace, nachdem Alec die Neuigkeiten an die Familie herangetragen hatte. „Das wurde aber auch Zeit. Die Parabatai-Rune hat mir deine Gefühle schon das eine oder andere Mal verraten.“
Alec wurde rot. „Na hoffentlich ist sie nicht so deutlich geworden, wie meine bei dir und Clary.“
Jace sah seine Verlobte an, die ebenfalls Farbe aufzog. „Das hat aber auch etwas Gutes“, verkündete die rothaarige Shadowhunterin eilig und grinste nun ihre Parabatai Isabelle an. Izzy schnalzte mit der Zunge und stieg darauf ein. „Oh ja, darauf kannst du aber so was von wetten …“
„Will ich das wissen?“ bemerkte Alec und hob fragend die Augenbrauen. Jace winkte ab. „Besser nicht, Alec.“
„Hab ich gerade irgendwas verpasst? Redet ihr eine Geheimsprache, oder so was?“ kam es von Simon, der zwischen den anderen hin- und herschaute. Luke legte ihm die Hand auf die Schulter und grinste. „Mach dir keine Gedanken, Simon. Ich hab auch keine Ahnung.“
Alec nahm unterdessen Clary beiseite. „Würdest du mir einen Gefallen tun?“ fragte er.
„Klar, jeden …“, antwortete Clary und lächelte. Bis vor nicht allzu langer Zeit hatte sie gedacht, dass Simon Lewis ihr bester und einziger Freund war. Nach all den Schwierigkeiten und den schicksalhaften Ereignissen der jüngsten Vergangenheit wusste Clary inzwischen, dass sie mit Alec und Magnus zwei weitere beste Freunde hatte. Wenn sie irgendetwas zum Glück der beiden beitragen konnte, war sie dazu jederzeit bereit.
Magnus zögerte. Dann stellte er sein Glas auf den kleinen Beistelltisch und suchte wieder Volcons Blick. Der ältere Hexenmeister wartete geduldig, bis sein Freund bereit war zu reden.
„Ich liebe Alexander, wie ich noch nie jemanden zuvor geliebt habe“, begann Magnus leise. „Was ich für diesen Mann empfinde, stellt alles bisherige in den Schatten.“
Volcon nickte wissend, hielt sich aber zurück, etwas dazu zu sagen. Magnus holte tief Luft. „Es ist eine so wunderbare und gleichzeitig erschreckende Erfahrung … weil … es irgendwann enden wird … Nephilim und Hexer sind nicht dazu bestimmt bis in alle Ewigkeiten zusammen glücklich zu sein. Ich habe Angst, Alec eines Tages zu verlieren …“
Der letzte Satz hallte in den Wänden der Bibliothek wider, ehe Magnus weitersprach. „Bei dem Gedanken daran, dass er irgendwann nicht mehr ist, bricht mir das Herz.“ Er hielt inne und versuchte sich wieder zu sammeln. „Ich hatte unzählige Partnerinnen und Partner in den vergangenen Jahrzehnten-viel zu viele, wie ich inzwischen weiß. Keiner von ihnen hat meinem Leben einen solchen Sinn gegeben oder mich so sehr berührt wie Alexander. Er ist mein Mittelpunkt, mein Herz, meine Seele …“
Als Magnus das tiefe Lächeln von Volcon bemerkte, unterbrach er sich erneut. „Es tut mir leid … Ich sollte mich nicht so gehenlassen.“
„Du musst dich für nichts entschuldigen, Magnus. Ich habe das Gleiche durchlebt, wie du. Vor Yorgis war ich immer nur mit Hexenwesen zusammen. Trotz meines Alters waren es in all der Zeit nur knapp dreihundert. Mit Wika habe ich es immerhin auf stolze zweihundertelf Jahre gebracht und ich dachte, diese Liebe wäre unendlich. Dann habe ich Yorgis kennengelernt und alles war anders. Bis dahin habe ich gelebt und geliebt. Mit Yorgis habe ich begonnen zu lieben und zu leben.“
Beeindruckt ließ Magnus die Worte seines Freundes auf sich wirken.
‚Bis dahin habe ich gelebt und geliebt. Mit Yorgis habe ich begonnen zu lieben und zu leben.‘
„Dann war Yorgis deine große Liebe, so wie Alexander die meine ist“, konstatierte der Hexenmeister aus Brooklyn.
„Zervin ist auch meine große Liebe, Magnus“, gab Volcon zwinkernd zurück.
(*) kleines Wörterbuch japanisch:
Yōkoso – Herzlich willkommen
Konnichiwa – Guten Tag
ich freue mich wahnsinnig über die neuen Sterne und Eure tollen Kommentare zu meiner Geschichte. Danke schön!!!
Viele Fragen sind offen. Einige davon werden aber noch nicht in diesem Kapitel beantwortet.
Ich wünsche Euch gute Unterhaltung.
Kommt gut durch die Hitze.
Liebe Grüße,
Roxy
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Nach einer kurzen Unterhaltung mit Magnus mischte sich Zervin wieder unter die anderen Anwesenden und übernahm in Volcons Namen die Rolle des Gastgebers. Eine erneute Wendung, die Magnus einerseits in Erstaunen versetzte, andererseits aber auch sehr glücklich machte, dass Hexenwesen und Shadowhunter sich allmählich immer mehr näherten. Was er selbst schon auf dem nordamerikanischen Kontinent erlebte, schien sich wie ein roter Faden um die ganze Welt zu legen.
„Er ist beliebt, aber wer könnte ihn nicht lieben?“ schwärmte Volcon von seinem Ehemann und sah ihm nach. Magnus nahm einen Unterton wahr, der seinem eigenen nicht ganz unähnlich war, wenn er von Alexander sprach. Im selben Moment spürte er wieder diese Sehnsucht nach Alec in sich. „Wer könnte ihn nicht lieben …“, wiederholte Magnus die Worte seines Freundes.
„Du wirkst etwas bewölkt, mein Lieber“, wandte sich Volcon ihm zu. Der Hexenmeister aus Brooklyn nahm diese Bemerkung zum Anlass und rollte mit den Augen. Theatralisch wedelte er mit einer Hand vor seinem Gesicht herum. „Bewölkt? Nun, vielleicht sind das die ersten Ausfall-Anzeichen nach dem Genuss deines Höllengetränks“, grinste er.
„Unseres …“, korrigierte Volcon. „Nein Magnus, ich spüre, dass dich etwas bedrückt und ich werde den Eindruck nicht los, dass es sich noch verstärkt hat, nachdem du Zervin kennengelernt hast.“
Volcon konnte niemand etwas vormachen. Magnus seufzte. „Erwischt“, sagte er dann. Volcon legte ihm den Arm um die Schultern. „Komm, wir gehen in die Bibliothek im zweiten Stock. Da können wir in Ruhe reden …“
Eine hochgewachsene Hexe in einem gift-grünen Kimono trat auf die beiden Hexenmeister zu. „Volcon, Magnus. Konnichiwa (*)“, rief sie. „Yōkoso (*), Hiko, Konnichiwa“, sprach Volcon sie in perfektem japanisch an. Auch Magnus ließ es sich nicht nehmen, seine gute Bekannte Hiko Ging in ihrer Landessprache zu begrüßen. „Wo ist Wika? Ich dachte, sie wird auch hier sein.“ flötete die Hexe. Volcon lächelte. „Sie wird etwas später eintreffen, aber sie kommt.“
Hiko nickte und verbeugte sich dann. „Ein zauberhaftes Fest, Volcon.“
Volcon erwiderte. „Vielen Dank, meine Liebe. Viel Vergnügen weiterhin. Du entschuldigst uns …“
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„Eine sehr schöne Idee, mein Junge“, kommentierte Maryse begeistert, nachdem Alec sie von seinem Vorhaben in Kenntnis gesetzt hatte. „Ich denke, es wird Magnus gefallen und mit eurem Bund werdet ihr hoffentlich sehr viele Nachahmer finden.“
Alec schmunzelte. „Weißt du, Mum. Eigentlich brauche ich keine sichtbaren Zeichen, um meine Liebe zu Magnus vor aller Welt zu bestätigen. Es ist vielmehr, dass ich das Glück zeigen möchte, das ich empfinde, weil ich mit diesem Mann zusammen bin.“
Maryse nickte. „Wollen wir es den anderen sagen?“ fragte sie lächelnd.
„Ja, ich brauche ohnehin Clarys Zeichenkünste zur Hilfe“, gab Alec zurück. Er war nach dem Gespräch mit seiner Mutter derart aufgeregt, dass er Magnus‘ Rückkehr kaum erwarten konnte. In Zukunft wollte er jeden Moment mit seinem Hexenmeister genießen. Alle Zeit, die ihnen als Paar, später als Eheleute geschenkt würde nutzen und keinen Augenblick mit trüben Gedanken an Sterblichkeit oder Unsterblichkeit vergeuden. Das Leben hielt so viel bereit, wenn man intensiv liebte.
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Während Volcon für sich und seinen Gast einen sehr viel weniger starken Cocktail als den Volcon-Magma hexte, schaute sich Magnus die Bücherwände an. Einen Großteil der Werke hatte er selbst in seinem unerschöpflichen Fundus zusammengetragen; einige sehr alte Bücher weckten sein Interesse. „Uralte Wege der Magie“, las er laut vor.
„Gefährliches Buch“, kommentierte Volcon und reichte Magnus ein Glas, das dieser prüfend gegen das Licht hielt. „Ich wusste ja, dass du der Beste bist, aber wie, bei allen Dämonen, hast du den Regenbogen in diesen Drink bekommen?“
„Uralte Wege der Magie“, feixte Volcon und setzte sich in einen der beiden Ledersessel, die nebeneinander an der gegenüberliegenden, freien Wand standen. Magnus nahm den anderen. Skeptisch schnupperte er an seinem farbenfrohen Getränk. Auf Volcons Trinkspruch hin nippte er vorsichtig und ein kleines Feuerwerk schoss aus dem Regenbogen heraus, um sich dann in goldenen Einzelteilen langsam im Glas zu verteilen. „Lecker!“ stellte Magnus im Anschluss fest.
„Dachte mir, dass es dir schmeckt …“. Volcon trank ebenfalls und das Schauspiel wiederholte sich. „Allerdings verrate ich dir keine einzige Zutat“, setzte er schelmisch grinsend hinzu. Magnus machte ein Gesicht, aber der Regenbogen-Cocktail zog sehr schnell die Aufmerksamkeit des Hexenmeisters wieder auf sich. „Ich bin gut im Raten“, feixte Magnus, aber Volcon schüttelte amüsiert den Kopf. „Diese Zutaten wirst du niemals erraten …“
„Damals hattest du diese Burg noch nicht“, bemerkte Magnus und hielt das Glas in seinen Händen, drehte es leicht hin und her.
„Ich habe sie nach der Trennung von Wika erworben. Ich brauchte Veränderung. Dann kam Yorgis …“, erklärte Volcon.
Magnus legte die Stirn in Falten. „Yorgis?“
„Der erste Shadowhunter mit dem ich vor Zervin verheiratet war“, plauderte Volcon. Fast wäre Magnus das Glas aus den Händen geglitten. „Oh …“, machte er.
Volcon schmunzelte. „Magnus, wir haben uns einhundertzweiunddreißig Jahre nicht gesehen. In dieser Zeit ist sehr viel passiert. Du wärst nicht so erstaunt, wenn du bei meinen Hochzeiten gewesen wärst.“
„Ich habe keine Einladung erhalten“, konterte Magnus.
Volcon wurde ernst. „Natürlich nicht. Alle Feuernachrichten kamen unzustellbar zurück und mein Lokalisierungs-Zauber konnte dich Jahrzehnte lang nicht aufspüren.“ Das waren keine Vorwürfe von Seiten Volcons, sondern eher Besorgnis darüber, wie es dem Freund in all den Jahren wohl ergangen war. Magnus hielt dem Blick Volcons Stand. „Du … hast Recht. Das war die Düster-Magnus-Phase . Ich hatte mich zurückgezogen und im Untergrund ausgetobt“, gab er zurück.
„Ich wähnte dich zusammen mit Camille …“
„Ja, ich mich auch“, knurrte Magnus. „Solange, bis sie mich mit diesem russischen Mundie betrogen hat und nicht nur das …“ Er hielt inne und schüttelte den Kopf. „Ich will nicht mehr über sie sprechen – nie wieder …“, sagte er dann schnell.
„Wie du möchtest“, kam es von Volcon.
„Du warst vor Zervin schon einmal mit einem Shadowhunter verheiratet?“ lenkte Magnus das Thema geschickt um.
„Ja, mit Yorgis. Er war Grieche. Ein wunderschöner Nephilim bis ins hohe Alter. Yorgis ist zweiundneunzig Jahre alt geworden. Ich war bei ihm bis zuletzt und ich habe ihn so sehr geliebt …“ Volcon schluckte bei dieser Erinnerung, behielt aber sein Lächeln bei. Seine Aura hingegen spiegelte die sichtbaren und unsichtbaren Gefühle des Hexenmeisters in allen zur Verfügung stehenden Varianten von Lila wider.
Magnus kämpfte gegen die Enge in seiner Kehle. Bestimmt würde Alec in einem solchen Alter auch immer noch wunderschön sein, davon war er überzeugt. Es änderte jedoch nichts an der Tatsache, dass …
Innerlich schüttelte er den Kopf. Diesen Gedanken konnte und wollte er nicht zu Ende führen-niemals.
Die entstandene Stille zwischen den beiden Hexern wurde von Volcon durchbrochen. „Nun? Was ist es, das dich voller Sorge umtreibt, mein lieber Magnus?
~~~~~
„Ich wusste es“, lachte Jace, nachdem Alec die Neuigkeiten an die Familie herangetragen hatte. „Das wurde aber auch Zeit. Die Parabatai-Rune hat mir deine Gefühle schon das eine oder andere Mal verraten.“
Alec wurde rot. „Na hoffentlich ist sie nicht so deutlich geworden, wie meine bei dir und Clary.“
Jace sah seine Verlobte an, die ebenfalls Farbe aufzog. „Das hat aber auch etwas Gutes“, verkündete die rothaarige Shadowhunterin eilig und grinste nun ihre Parabatai Isabelle an. Izzy schnalzte mit der Zunge und stieg darauf ein. „Oh ja, darauf kannst du aber so was von wetten …“
„Will ich das wissen?“ bemerkte Alec und hob fragend die Augenbrauen. Jace winkte ab. „Besser nicht, Alec.“
„Hab ich gerade irgendwas verpasst? Redet ihr eine Geheimsprache, oder so was?“ kam es von Simon, der zwischen den anderen hin- und herschaute. Luke legte ihm die Hand auf die Schulter und grinste. „Mach dir keine Gedanken, Simon. Ich hab auch keine Ahnung.“
Alec nahm unterdessen Clary beiseite. „Würdest du mir einen Gefallen tun?“ fragte er.
„Klar, jeden …“, antwortete Clary und lächelte. Bis vor nicht allzu langer Zeit hatte sie gedacht, dass Simon Lewis ihr bester und einziger Freund war. Nach all den Schwierigkeiten und den schicksalhaften Ereignissen der jüngsten Vergangenheit wusste Clary inzwischen, dass sie mit Alec und Magnus zwei weitere beste Freunde hatte. Wenn sie irgendetwas zum Glück der beiden beitragen konnte, war sie dazu jederzeit bereit.
~~~~~
Magnus zögerte. Dann stellte er sein Glas auf den kleinen Beistelltisch und suchte wieder Volcons Blick. Der ältere Hexenmeister wartete geduldig, bis sein Freund bereit war zu reden.
„Ich liebe Alexander, wie ich noch nie jemanden zuvor geliebt habe“, begann Magnus leise. „Was ich für diesen Mann empfinde, stellt alles bisherige in den Schatten.“
Volcon nickte wissend, hielt sich aber zurück, etwas dazu zu sagen. Magnus holte tief Luft. „Es ist eine so wunderbare und gleichzeitig erschreckende Erfahrung … weil … es irgendwann enden wird … Nephilim und Hexer sind nicht dazu bestimmt bis in alle Ewigkeiten zusammen glücklich zu sein. Ich habe Angst, Alec eines Tages zu verlieren …“
Der letzte Satz hallte in den Wänden der Bibliothek wider, ehe Magnus weitersprach. „Bei dem Gedanken daran, dass er irgendwann nicht mehr ist, bricht mir das Herz.“ Er hielt inne und versuchte sich wieder zu sammeln. „Ich hatte unzählige Partnerinnen und Partner in den vergangenen Jahrzehnten-viel zu viele, wie ich inzwischen weiß. Keiner von ihnen hat meinem Leben einen solchen Sinn gegeben oder mich so sehr berührt wie Alexander. Er ist mein Mittelpunkt, mein Herz, meine Seele …“
Als Magnus das tiefe Lächeln von Volcon bemerkte, unterbrach er sich erneut. „Es tut mir leid … Ich sollte mich nicht so gehenlassen.“
„Du musst dich für nichts entschuldigen, Magnus. Ich habe das Gleiche durchlebt, wie du. Vor Yorgis war ich immer nur mit Hexenwesen zusammen. Trotz meines Alters waren es in all der Zeit nur knapp dreihundert. Mit Wika habe ich es immerhin auf stolze zweihundertelf Jahre gebracht und ich dachte, diese Liebe wäre unendlich. Dann habe ich Yorgis kennengelernt und alles war anders. Bis dahin habe ich gelebt und geliebt. Mit Yorgis habe ich begonnen zu lieben und zu leben.“
Beeindruckt ließ Magnus die Worte seines Freundes auf sich wirken.
‚Bis dahin habe ich gelebt und geliebt. Mit Yorgis habe ich begonnen zu lieben und zu leben.‘
„Dann war Yorgis deine große Liebe, so wie Alexander die meine ist“, konstatierte der Hexenmeister aus Brooklyn.
„Zervin ist auch meine große Liebe, Magnus“, gab Volcon zwinkernd zurück.
*to be continued*
(*) kleines Wörterbuch japanisch:
Yōkoso – Herzlich willkommen
Konnichiwa – Guten Tag