Beginne zu lieben und lebe
von Roxy68
Kurzbeschreibung
Der Wunsch nach einem gemeinsamen Leben ist für Magnus und Alec größer denn je. Trotz ihrer Unterschiedlichkeit sind sie im Herzen eins. Beide haben dennoch Zweifel und Ängste vor dem Weg zum entscheidenden Schritt.
GeschichteSchmerz/Trost, Liebesgeschichte / P16 / MaleSlash
Alexander "Alec" Lightwood
Magnus Bane
08.06.2021
25.06.2021
5
9.596
19
Alle Kapitel
41 Reviews
41 Reviews
Dieses Kapitel
8 Reviews
8 Reviews
12.06.2021
1.795
Hallo zusammen,
zuallererst sage ich ganz herzlichen Dank an alle, die in diese Geschichte hineingelesen haben, die Review-Schreiber, die Sternchen-Verteiler und die Favoriten-Setzer. Ich habe mich sehr darüber gefreut.
Ich wünsche Euch nun gute Unterhaltung mit dem nächsten Teil meiner kleinen Story.
Liebe Grüße,
Roxy
Maryse schaute Alec an, wie nur eine Mutter ihren Sohn ansehen konnte. Mit Stolz einerseits auf den Mann, der aus ihm geworden war. Ehrgeizig. Strebsam. Entschlossen, wenn es sein musste; sensibel, wenn es die Situation zuließ. Ebenso aber auch mit der mütterlichen Hoffnung, dass er seinen Lebensweg mit dem richtigen Partner an seiner Seite gehen würde.
„Gibt es nicht immer irgendwo ein Aber?“ konterte Alec und versuchte sich an einem leisen Lächeln. Maryse erwiderte das Lächeln und legte ihre Hand auf Alecs Arm. „Schon gut, mein Sohn. Du musst nicht darüber reden. Ich dränge dich zu nichts, das du nichts erzählen kannst, oder möchtest. Du sollst aber wissen, dass ich jederzeit für dich da bin.“
„Das weiß ich, Mum. Vielen Dank. Dieses Aber ist kompliziert und ich … sollte vielleicht nicht so Vieles in Frage stellen“, gab Alec zurück. Nun sah er sie auf eine Weise an, als wollte er ihr sein ganzes Herz ausschütten.
Maryse verstand ihn. „Vielleicht solltest du das nicht.“
Alec zögerte. Dann zog er einen Stuhl heran und setzte sich. Maryse tat es ihm nach. „Die größte Schwierigkeit ist Magnus‘ Unsterblichkeit und ich habe Angst, dass er mich nicht mehr liebt, wenn ich gealtert bin und dass er mich irgendwann vergisst, wenn ich …“, brach es schließlich aus Alec heraus.
Die unzähligen Partnerinnen und Partner, auf die der Hexenmeister im Laufe seines langen Leben zurückblicken konnte, ließ Alec außen vor. Er wollte keine laufende Nummer in der Liste der Liebhaber des Magnus Bane sein, auch wenn dieser ihm immer wieder versicherte, dass es dazu niemals kommen würde.
Maryse wartete einige Sekunden, ob Alec noch etwas hinzufügen wollte. Dann sagte sie. „Alec, mein lieber Junge. Mit solchen Gedanken sollte sich niemand tragen, der gerade frisch verliebt ist. Allerdings … ich verstehe deine Sorgen.“ Wieder legte sie ihre Hand auf Alecs Arm. „Magnus‘ Unsterblichkeit mag dir Angst machen, Zweifel und Ängste heraufbeschwören, Alec, und ja, am Ende eines gemeinsamen Lebens stehen immer Höhen und Tiefen einer Liebe gleichermaßen. Der eine geht, der andere bleibt zurück.
Alecs Mutter legte eine kleine Pause ein. Sie spürte, wie ihre Worte in ihrem Sohn arbeiteten.
„Liebe, … sie sollte immer gleich sein, aber sie kann niemals ein und dasselbe sein. Wenn zwei Lebewesen einander lieben, hinterlässt jeder beim anderen unterschiedliche Spuren, gewinnt einen Platz im Herzen des anderen. Liebe ist keine Frage von Zeit und Raum. Sie ist ein ständiger Begleiter, wenn man sich darauf einlässt“, redete Maryse weiter.
„Auch darüber hinaus …?“ fragte Alec leise.
„Du meinst, über den Tod hinaus? Ja, mein Junge, auch über den Tod hinaus“, antwortete Maryse ernst. „Was euch verbindet, eure gemeinsamen Erfahrungen und die Zeit, die ihr zusammen verbringt, ist einmalig. Das bestimmt euer Leben, bis eure gemeinsame Reise zu Ende geht. Dann bleiben die Erinnerungen, für denjenigen, der sie in Ehren halten kann.“
Alec holte tief Luft. „Was ist mit dem älter werden?“ hakte er nach. „Magnus wird sich nicht verändern, während ich …“
„Ich bin überzeugt, Magnus ist sich dieser Tatsache bewusst. Hast du dir umgekehrt einmal die Frage gestellt, dass es ihm auch Angst macht, dich eines Tages zu verlieren? Dennoch geht er diesen Weg und …, wenn ich das so sagen darf … du solltest diesen Weg mit ihm gehen“, entgegnete Maryse.
Alec schluckte. „Das habe ich so noch nie gesehen. Irgendwie egoistisch von mir, findest du nicht?“ Maryse schüttelte den Kopf. „In Liebesdingen sollte man mehr mit dem Herzen denken, nicht mit dem Kopf.“
„Das werde ich mir merken“, lächelte Alec.
„Als Magnus deine Heirat mit Lydia, sagen wir, verhindert hat, hätte ich ihn am liebsten zum Teufel geschickt. Inzwischen habe ich begriffen, dass er genau das Richtige getan hat. Magnus hat ein Zeichen gesetzt, indem er allen gezeigt hat, dass er dich liebt und du zu ihm gehörst. Dafür hat er sich über alle Konventionen unserer Welt und der seinen hinweg gesetzt. Wenn dir das nicht als Liebesbeweis ausreicht“, machte Maryse deutlich.
Alec fühlte sich durch die Worte seiner Mutter deutlich erleichtert, wenngleich die Zweifel und Ängste sicher nie ganz verschwinden würden. Sie würden jedoch kleiner, wenn er daran arbeitete, davon hatte ihn das Gespräch überzeugt. Mehr noch bestärkte es ihn in seinem Vorhaben, zu dem ihm bisher noch der letzte Funken Mut gefehlt hatte.
„Weil du gerade von einem gemeinsamen Weg gesprochen hast: Ich möchte Magnus einen Antrag machen“, sagte er leise und zog dabei wieder einmal Farbe auf.
Sie hatten die Bar erreicht und Volcon füllte mit einer raschen Handbewegung zwei Cocktail-Gläser. Magnus‘ Fingerschnippen fügte noch etwas hinzu, das dem Getränk einen exotisch anmutenden Farbwirbel aus verschiedenen Rottönen und einem kräftigen Gelb verlieh. „Auf die Freundschaft“, rief Volcon. Als er mit Magnus anstieß, erhoben sich leichte Rauschschwaden über dem Getränk. „Auf die Freundschaft“, erwiderte Magnus mit einem Zwinkern. Er begutachtete den Cocktail noch einmal und nahm dann den ersten Schluck. Volcon beobachtete ihn und nippte an seinem Glas. „Bei allen Feuern der Hölle-der ist gut“, bemerkte er im Anschluss. Magnus versuchte den aufkommenden Hustenreiz zu unterdrücken und wedelte mit der freien Hand. „Noch einen davon und ich diene in der Hölle als magische Fackel.“
Beide Hexenmeister lachten und stellten ihre Gläser zur Seite. „Über zwei Jahrhunderte habe ich mich aus diesem Zirkus herausgehalten. Jetzt dachte ich, wäre es mal an der Zeit, selbst eine solche Versammlung abzuhalten“, erklärte der Gastgeber und schaute einer vorbeilaufenden Hexe hinterher. „Wie gefällt dir das Fest bisher?“
„Ich bin überwältigt, mein Lieber“, gestand Magnus ehrlich.
„Die Einladung galt auch für eine Begleitung. Wieso hast du deinen Shadowhunter nicht mitgebracht?“ Volcon hatte seine Frage beiläufig gestellt. Magnus traf sie vollkommen unvorbereitet.
„Meinen …?“
Volcon grinste und seine Aura wirbelte in einer ganzen Palette aus Lila-Tönen um seine Gestalt.
„Alexander Lightwood, der Leiter des New Yorker Institut. Er ist doch dein Freund, nicht wahr? Habe ich jedenfalls angenommen, nachdem du seine Hochzeit mit dieser Lydia Wie-auch-immer-sie-heißt hast platzen lassen. Mein Lieber, ich wäre gerne dabei gewesen …“, kam es von Volcon.
Magnus klappte den Mund auf und wieder zu. Er räusperte sich „Branwell …“, stammelte er.
„Was?“ fragte Volcon irritiert.
„Branwell. Lydia Branwell. Aber woher weißt du davon?“
„Magnus, ich lebe in den Karpaten, nicht hinter dem Mond“, feixte der ältere Hexer. „Außerdem habe ich Augen und Ohren in New York.“
Magnus hob die Augenbrauen. „Jemand, den ich kenne?“
Volcon legte den Finger an die Lippen und grinste viel- und gleichermaßen nichtssagend.
„Ist Lightwood nun dein Freund, oder nicht?“ fragte er stattdessen.
„Ja, ist er …“, antwortete Magnus und sein Herzschlag beschleunigte beim Gedanken an Alec, den Mann, der er mit jeder Faser seines Körpers liebte und begehrte. Der Mann, der ihn immer wieder überraschte und der ihn … vollständig machte. „Aber was hätte er auf einem Fest für Hexenmeister gewollt, außer natürlich meine atemberaubende Begleitung zu sein?“
Volcon spitzte die Lippen und schmunzelte. „Na vielleicht hätte er neue Kontakte knüpfen können … beispielsweise mit einem rumänischen Shadowhunter, der ganz zufällig auch hier zu Gast ist. Du hast ihn doch schon gesehen, nicht wahr, Magnus? Du hast dich gefragt, was ein Shadowhunter auf dieser Veranstaltung macht.“
„Ich wusste nicht, dass Gedankenlesen zu deinen magischen Fähigkeiten gehört“, konterte Magnus und griff nach seinem Cocktail. Er widmete sich wieder seinem Volcano-Magma. Wäre er kein Hexenmeister gewesen, hätte er die Wirkung sicher längst sehr viel deutlicher gespürt.
„Das musste ich nicht. Ich bin vorher deinem Blick gefolgt und habe es deinem Gesicht angesehen“, erfolgte die Retoure des Älteren.
„Bin ich so durchschaubar?“ fragte er ob dieser Bemerkung und ließ dem einen geschockten und theatralisch in Szene gesetzten Blick folgen.
„Ich würde sagen, du bist überschaubar, mein Lieber“, lachte Volcon und klopfte Magnus auf die Schulter. „Na komm, ich stelle dich ihm vor …“
Magnus folgte Volcon durch die Menge zu einer kleinen Gruppe Hexen, die den Shadowhunter umringt hatten und miteinander in eine lebhafte, offenbar lustige Unterhaltung vertieft waren. „Meine Lieben, darf ich kurz unterbrechen?“, rief Volcon. Allein seine Präsenz hätte die höfliche Frage überflüssig gemacht. Der Shadowhunter drehte sich herum. „Du doch immer, Dragule (*)“, lächelte er und küsste Volcon leidenschaftlich. Die Hexen zogen sich tuschelnd zurück.
„Magnus, darf ich dir Zervin Anghelescu vorstellen: Leiter des südosteuropäischen Shadowhunter-Institut und seit fünfzehn Jahren mein Ehemann“, verkündete Volcon. Er hatte den Arm um die Schultern Zervins gelegt und schenkte ihm einen tiefen und sehr liebevollen Blick.
Zum zweiten Male innerhalb sehr kurzer Zeit verschlug es Magnus die Sprache.
Ehemann?
Der Hexenmeister und der Shadowhunter waren verheiratet?
Er starrte Zervin an. Anghelescu, das bedeutete Sohn des Engels soweit Magnus der rumänischen Sprache mächtig war. In der Tat war dieser Mann ein Sohn des Engels, nicht nur seines blonden Haares und der azurblauen Augen wegen. In seiner ganzen Erscheinung verkörperte Zervin ein himmlisches Wesen, wie kein zweiter.
„Iubitule (*), dies ist Magnus Bane, Oberster Hexenmeister von Brooklyn, New York. Einer meiner ältesten Freunde“, machte Volcon nun bekannt.
„Magnus, es freut mich sehr, dich kennenzulernen.“ Freundlich lächelnd reichte Zervin Magnus die Hand, die dieser ergriff. „Die Freude ist auch auf meiner Seite, Zervin.“
„Volcon hat schon oft von dir gesprochen. Es ist mir eine Ehre, dass wir uns nun gegenüberstehen“, setzte Zervin hinzu.
Magnus gab sich schüchtern. „Nun, ich hoffe, mein guter Volcon hat nicht zu sehr aus dem Nähkästchen geplaudert …“
„Alec!“ rief Maryse begeistert. „Das ist ja wundervoll!“
„Du denkst nicht, dass es zu früh ist?“ hakte Alec vorsichtig nach. Nun, da die Katze einmal aus dem sprichwörtlichen Sack war, stand er aber fest hinter seiner Entscheidung.
„Es ist genau die richtige Zeit, mein Junge.“ Maryses Augen schimmerten verdächtig. Das Familienglück konnte nicht perfekter sein. Alec war dabei mit Magnus einen großen und entscheidenden Schritt in seinem Leben zu gehen; Isabelle hatte ihr Glück mit Vampir Simon gefunden und ihr Adoptiv-Sohn Jace war auf dem Weg sich mit Clary, der Tochter ihrer einst besten Freundin Jocelyn zu verloben. Maryse selbst hatte die Trennung von Robert Lightwood dazu verholfen, ein neues Glück in und mit Luke Garroway zu finden.
„Dann werde ich Magnus fragen, wenn er zurück aus Rumänien kommt“, erklärte Alec entschlossen und ziemlich aufgeregt.
„Mit dem Familienring der Lightwoods, nehme ich an“, lächelte Maryse liebevoll. Ihr gefiel die besondere Vorfreude ihres Sohnes auf einen der vielleicht schönsten Moment in seinem Leben.
Alec schüttelte den Kopf. Er griff nach den Händen seiner Mutter und hielt sie sachte fest. „Mutter, diese Verbindung mit Magnus ist etwas besonderes. Bitte verstehe mich nicht falsch, aber der Ring der Lightwoods käme dem nicht gerecht. Ich habe da an etwas anderes gedacht …“
(*) kleines Wörterbuch rumänisch:
Dragule – Liebster
Iubitule – Schatz
zuallererst sage ich ganz herzlichen Dank an alle, die in diese Geschichte hineingelesen haben, die Review-Schreiber, die Sternchen-Verteiler und die Favoriten-Setzer. Ich habe mich sehr darüber gefreut.
Ich wünsche Euch nun gute Unterhaltung mit dem nächsten Teil meiner kleinen Story.
Liebe Grüße,
Roxy
~~~~~
Maryse schaute Alec an, wie nur eine Mutter ihren Sohn ansehen konnte. Mit Stolz einerseits auf den Mann, der aus ihm geworden war. Ehrgeizig. Strebsam. Entschlossen, wenn es sein musste; sensibel, wenn es die Situation zuließ. Ebenso aber auch mit der mütterlichen Hoffnung, dass er seinen Lebensweg mit dem richtigen Partner an seiner Seite gehen würde.
„Gibt es nicht immer irgendwo ein Aber?“ konterte Alec und versuchte sich an einem leisen Lächeln. Maryse erwiderte das Lächeln und legte ihre Hand auf Alecs Arm. „Schon gut, mein Sohn. Du musst nicht darüber reden. Ich dränge dich zu nichts, das du nichts erzählen kannst, oder möchtest. Du sollst aber wissen, dass ich jederzeit für dich da bin.“
„Das weiß ich, Mum. Vielen Dank. Dieses Aber ist kompliziert und ich … sollte vielleicht nicht so Vieles in Frage stellen“, gab Alec zurück. Nun sah er sie auf eine Weise an, als wollte er ihr sein ganzes Herz ausschütten.
Maryse verstand ihn. „Vielleicht solltest du das nicht.“
Alec zögerte. Dann zog er einen Stuhl heran und setzte sich. Maryse tat es ihm nach. „Die größte Schwierigkeit ist Magnus‘ Unsterblichkeit und ich habe Angst, dass er mich nicht mehr liebt, wenn ich gealtert bin und dass er mich irgendwann vergisst, wenn ich …“, brach es schließlich aus Alec heraus.
Die unzähligen Partnerinnen und Partner, auf die der Hexenmeister im Laufe seines langen Leben zurückblicken konnte, ließ Alec außen vor. Er wollte keine laufende Nummer in der Liste der Liebhaber des Magnus Bane sein, auch wenn dieser ihm immer wieder versicherte, dass es dazu niemals kommen würde.
Maryse wartete einige Sekunden, ob Alec noch etwas hinzufügen wollte. Dann sagte sie. „Alec, mein lieber Junge. Mit solchen Gedanken sollte sich niemand tragen, der gerade frisch verliebt ist. Allerdings … ich verstehe deine Sorgen.“ Wieder legte sie ihre Hand auf Alecs Arm. „Magnus‘ Unsterblichkeit mag dir Angst machen, Zweifel und Ängste heraufbeschwören, Alec, und ja, am Ende eines gemeinsamen Lebens stehen immer Höhen und Tiefen einer Liebe gleichermaßen. Der eine geht, der andere bleibt zurück.
Alecs Mutter legte eine kleine Pause ein. Sie spürte, wie ihre Worte in ihrem Sohn arbeiteten.
„Liebe, … sie sollte immer gleich sein, aber sie kann niemals ein und dasselbe sein. Wenn zwei Lebewesen einander lieben, hinterlässt jeder beim anderen unterschiedliche Spuren, gewinnt einen Platz im Herzen des anderen. Liebe ist keine Frage von Zeit und Raum. Sie ist ein ständiger Begleiter, wenn man sich darauf einlässt“, redete Maryse weiter.
„Auch darüber hinaus …?“ fragte Alec leise.
„Du meinst, über den Tod hinaus? Ja, mein Junge, auch über den Tod hinaus“, antwortete Maryse ernst. „Was euch verbindet, eure gemeinsamen Erfahrungen und die Zeit, die ihr zusammen verbringt, ist einmalig. Das bestimmt euer Leben, bis eure gemeinsame Reise zu Ende geht. Dann bleiben die Erinnerungen, für denjenigen, der sie in Ehren halten kann.“
Alec holte tief Luft. „Was ist mit dem älter werden?“ hakte er nach. „Magnus wird sich nicht verändern, während ich …“
„Ich bin überzeugt, Magnus ist sich dieser Tatsache bewusst. Hast du dir umgekehrt einmal die Frage gestellt, dass es ihm auch Angst macht, dich eines Tages zu verlieren? Dennoch geht er diesen Weg und …, wenn ich das so sagen darf … du solltest diesen Weg mit ihm gehen“, entgegnete Maryse.
Alec schluckte. „Das habe ich so noch nie gesehen. Irgendwie egoistisch von mir, findest du nicht?“ Maryse schüttelte den Kopf. „In Liebesdingen sollte man mehr mit dem Herzen denken, nicht mit dem Kopf.“
„Das werde ich mir merken“, lächelte Alec.
„Als Magnus deine Heirat mit Lydia, sagen wir, verhindert hat, hätte ich ihn am liebsten zum Teufel geschickt. Inzwischen habe ich begriffen, dass er genau das Richtige getan hat. Magnus hat ein Zeichen gesetzt, indem er allen gezeigt hat, dass er dich liebt und du zu ihm gehörst. Dafür hat er sich über alle Konventionen unserer Welt und der seinen hinweg gesetzt. Wenn dir das nicht als Liebesbeweis ausreicht“, machte Maryse deutlich.
Alec fühlte sich durch die Worte seiner Mutter deutlich erleichtert, wenngleich die Zweifel und Ängste sicher nie ganz verschwinden würden. Sie würden jedoch kleiner, wenn er daran arbeitete, davon hatte ihn das Gespräch überzeugt. Mehr noch bestärkte es ihn in seinem Vorhaben, zu dem ihm bisher noch der letzte Funken Mut gefehlt hatte.
„Weil du gerade von einem gemeinsamen Weg gesprochen hast: Ich möchte Magnus einen Antrag machen“, sagte er leise und zog dabei wieder einmal Farbe auf.
~~~~~
Sie hatten die Bar erreicht und Volcon füllte mit einer raschen Handbewegung zwei Cocktail-Gläser. Magnus‘ Fingerschnippen fügte noch etwas hinzu, das dem Getränk einen exotisch anmutenden Farbwirbel aus verschiedenen Rottönen und einem kräftigen Gelb verlieh. „Auf die Freundschaft“, rief Volcon. Als er mit Magnus anstieß, erhoben sich leichte Rauschschwaden über dem Getränk. „Auf die Freundschaft“, erwiderte Magnus mit einem Zwinkern. Er begutachtete den Cocktail noch einmal und nahm dann den ersten Schluck. Volcon beobachtete ihn und nippte an seinem Glas. „Bei allen Feuern der Hölle-der ist gut“, bemerkte er im Anschluss. Magnus versuchte den aufkommenden Hustenreiz zu unterdrücken und wedelte mit der freien Hand. „Noch einen davon und ich diene in der Hölle als magische Fackel.“
Beide Hexenmeister lachten und stellten ihre Gläser zur Seite. „Über zwei Jahrhunderte habe ich mich aus diesem Zirkus herausgehalten. Jetzt dachte ich, wäre es mal an der Zeit, selbst eine solche Versammlung abzuhalten“, erklärte der Gastgeber und schaute einer vorbeilaufenden Hexe hinterher. „Wie gefällt dir das Fest bisher?“
„Ich bin überwältigt, mein Lieber“, gestand Magnus ehrlich.
„Die Einladung galt auch für eine Begleitung. Wieso hast du deinen Shadowhunter nicht mitgebracht?“ Volcon hatte seine Frage beiläufig gestellt. Magnus traf sie vollkommen unvorbereitet.
„Meinen …?“
Volcon grinste und seine Aura wirbelte in einer ganzen Palette aus Lila-Tönen um seine Gestalt.
„Alexander Lightwood, der Leiter des New Yorker Institut. Er ist doch dein Freund, nicht wahr? Habe ich jedenfalls angenommen, nachdem du seine Hochzeit mit dieser Lydia Wie-auch-immer-sie-heißt hast platzen lassen. Mein Lieber, ich wäre gerne dabei gewesen …“, kam es von Volcon.
Magnus klappte den Mund auf und wieder zu. Er räusperte sich „Branwell …“, stammelte er.
„Was?“ fragte Volcon irritiert.
„Branwell. Lydia Branwell. Aber woher weißt du davon?“
„Magnus, ich lebe in den Karpaten, nicht hinter dem Mond“, feixte der ältere Hexer. „Außerdem habe ich Augen und Ohren in New York.“
Magnus hob die Augenbrauen. „Jemand, den ich kenne?“
Volcon legte den Finger an die Lippen und grinste viel- und gleichermaßen nichtssagend.
„Ist Lightwood nun dein Freund, oder nicht?“ fragte er stattdessen.
„Ja, ist er …“, antwortete Magnus und sein Herzschlag beschleunigte beim Gedanken an Alec, den Mann, der er mit jeder Faser seines Körpers liebte und begehrte. Der Mann, der ihn immer wieder überraschte und der ihn … vollständig machte. „Aber was hätte er auf einem Fest für Hexenmeister gewollt, außer natürlich meine atemberaubende Begleitung zu sein?“
Volcon spitzte die Lippen und schmunzelte. „Na vielleicht hätte er neue Kontakte knüpfen können … beispielsweise mit einem rumänischen Shadowhunter, der ganz zufällig auch hier zu Gast ist. Du hast ihn doch schon gesehen, nicht wahr, Magnus? Du hast dich gefragt, was ein Shadowhunter auf dieser Veranstaltung macht.“
„Ich wusste nicht, dass Gedankenlesen zu deinen magischen Fähigkeiten gehört“, konterte Magnus und griff nach seinem Cocktail. Er widmete sich wieder seinem Volcano-Magma. Wäre er kein Hexenmeister gewesen, hätte er die Wirkung sicher längst sehr viel deutlicher gespürt.
„Das musste ich nicht. Ich bin vorher deinem Blick gefolgt und habe es deinem Gesicht angesehen“, erfolgte die Retoure des Älteren.
„Bin ich so durchschaubar?“ fragte er ob dieser Bemerkung und ließ dem einen geschockten und theatralisch in Szene gesetzten Blick folgen.
„Ich würde sagen, du bist überschaubar, mein Lieber“, lachte Volcon und klopfte Magnus auf die Schulter. „Na komm, ich stelle dich ihm vor …“
Magnus folgte Volcon durch die Menge zu einer kleinen Gruppe Hexen, die den Shadowhunter umringt hatten und miteinander in eine lebhafte, offenbar lustige Unterhaltung vertieft waren. „Meine Lieben, darf ich kurz unterbrechen?“, rief Volcon. Allein seine Präsenz hätte die höfliche Frage überflüssig gemacht. Der Shadowhunter drehte sich herum. „Du doch immer, Dragule (*)“, lächelte er und küsste Volcon leidenschaftlich. Die Hexen zogen sich tuschelnd zurück.
„Magnus, darf ich dir Zervin Anghelescu vorstellen: Leiter des südosteuropäischen Shadowhunter-Institut und seit fünfzehn Jahren mein Ehemann“, verkündete Volcon. Er hatte den Arm um die Schultern Zervins gelegt und schenkte ihm einen tiefen und sehr liebevollen Blick.
Zum zweiten Male innerhalb sehr kurzer Zeit verschlug es Magnus die Sprache.
Ehemann?
Der Hexenmeister und der Shadowhunter waren verheiratet?
Er starrte Zervin an. Anghelescu, das bedeutete Sohn des Engels soweit Magnus der rumänischen Sprache mächtig war. In der Tat war dieser Mann ein Sohn des Engels, nicht nur seines blonden Haares und der azurblauen Augen wegen. In seiner ganzen Erscheinung verkörperte Zervin ein himmlisches Wesen, wie kein zweiter.
„Iubitule (*), dies ist Magnus Bane, Oberster Hexenmeister von Brooklyn, New York. Einer meiner ältesten Freunde“, machte Volcon nun bekannt.
„Magnus, es freut mich sehr, dich kennenzulernen.“ Freundlich lächelnd reichte Zervin Magnus die Hand, die dieser ergriff. „Die Freude ist auch auf meiner Seite, Zervin.“
„Volcon hat schon oft von dir gesprochen. Es ist mir eine Ehre, dass wir uns nun gegenüberstehen“, setzte Zervin hinzu.
Magnus gab sich schüchtern. „Nun, ich hoffe, mein guter Volcon hat nicht zu sehr aus dem Nähkästchen geplaudert …“
~~~~~
„Alec!“ rief Maryse begeistert. „Das ist ja wundervoll!“
„Du denkst nicht, dass es zu früh ist?“ hakte Alec vorsichtig nach. Nun, da die Katze einmal aus dem sprichwörtlichen Sack war, stand er aber fest hinter seiner Entscheidung.
„Es ist genau die richtige Zeit, mein Junge.“ Maryses Augen schimmerten verdächtig. Das Familienglück konnte nicht perfekter sein. Alec war dabei mit Magnus einen großen und entscheidenden Schritt in seinem Leben zu gehen; Isabelle hatte ihr Glück mit Vampir Simon gefunden und ihr Adoptiv-Sohn Jace war auf dem Weg sich mit Clary, der Tochter ihrer einst besten Freundin Jocelyn zu verloben. Maryse selbst hatte die Trennung von Robert Lightwood dazu verholfen, ein neues Glück in und mit Luke Garroway zu finden.
„Dann werde ich Magnus fragen, wenn er zurück aus Rumänien kommt“, erklärte Alec entschlossen und ziemlich aufgeregt.
„Mit dem Familienring der Lightwoods, nehme ich an“, lächelte Maryse liebevoll. Ihr gefiel die besondere Vorfreude ihres Sohnes auf einen der vielleicht schönsten Moment in seinem Leben.
Alec schüttelte den Kopf. Er griff nach den Händen seiner Mutter und hielt sie sachte fest. „Mutter, diese Verbindung mit Magnus ist etwas besonderes. Bitte verstehe mich nicht falsch, aber der Ring der Lightwoods käme dem nicht gerecht. Ich habe da an etwas anderes gedacht …“
*to be continued*
(*) kleines Wörterbuch rumänisch:
Dragule – Liebster
Iubitule – Schatz