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Herz aus Eis

von Julirot
Kurzbeschreibung
OneshotRomance, Fantasy / P12 / MaleSlash
Alexander "Alec" Lightwood Magnus Bane
01.06.2021
01.06.2021
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2.385
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Hallo ihr Lieben,

ich habe keine Ahnung warum mir diese Geschichte eingefallen ist, aber sie ist wieder mal einfach so passiert.
Ich hoffe, sie gefällt euch. Denn irgendwie war ich nicht zufrieden damit, dass Magnus das Liebesschloss zerstört und nie aufgeklärt wird, was dann passiert ist.
Habt einen schönen Nachmittag.
LG
Eure Juli

***********
Herz aus Eis


Die Hände tief den Taschen seiner Lederjacke vergraben, lief er durch die Straßen von New York. Es war spät geworden. Die Nacht war hereingebrochen und es war dunkel. Genauso dunkel wie in seinem Herzen. Und es war kalt. Doch er spürte es nicht. Er lief und lief und seine Beine trugen ihn wie automatisch zu dieser einen Stelle, die sie einst verbunden hatte. Es trieb ihn zu dem Ort, an dem sie vor nicht allzu langer Zeit gemeinsam ihre Liebe mit einem Schloss an einem vor einer Häuserwand aufgestellten Gestell, das die Worte Love zeigte, besiegelt hatten. Es war ein Zeichen mit einer tiefen Bedeutung. Und es sagte alles über sei beide aus.
Die Erinnerung war noch genauso präsent wie an jenem Tag und er konnte nicht einmal genau sagen, warum er ausgerechnet jetzt dorthin zurückkehren musste.
Seine Schritte hallten auf dem Asphalt und es waren nur noch wenige Meter. Von Weitem konnte er sie schon sehen, die vielen Schlösser der Liebespaare, die alle dasselbe sagten – für immer mein und dein. So wie ihres es einst gewesen war – bis jetzt. Bis …
Sein Schritt wurde langsamer und dann blieb er stehen, blickte auf das Gestell und auf die vielen Schlösser und merkte, wie sein Herz zu Eis erstarrte.
Es war weg.
Ihr Schloss war verschwunden und mit ihm die Hoffnung auf eine Zukunft.


                                                                                                         ***

Das Leben war nicht mehr dasselbe seitdem Alec ihn verlassen hatte. Es fühlte sich nicht mehr leicht und unbeschwert an, sondern war nur noch voller Wut und Traurigkeit. Er hatte seine Magie zurück und er hatte seine Wohnung wieder, und dennoch konnte er sich nicht eine Sekunde darüber freuen. Er fühlte sich wie in einem Kokon, abgeschirmt von der Außenwelt, und er spürte die Wunde, die in ihm brannte und die mit jeder Minute größer zu werden schien.
Er tigerte nun schon seit Stunden durch sein Apartment und konnte die Unruhe in sich selbst einfach nicht abschütteln. Er hatte es versucht. Doch er konnte nicht schlafen und er konnte nicht essen und noch viel weniger konnte er nach draußen gehen. Die Welt war dunkel ohne ihn und nichts konnte ihn fröhlich stimmen. Kein Zauber, kein gutes Wort, kein Gedanke. Er war innerlich tot.
Doch was blieb, war die Wut. Diese unsagbare Wut: auf Alec, auf alles um ihn herum, auf die ganze Welt, die blieb. Und zum wiederholten Male sah er sich, wie er ihr Liebesschloss von der Wand riss und es zerstörte. Und genau das tat ihm immer wieder weh, machte ihn noch trauriger und unruhiger.
Er hätte das nicht tun dürfen, aber er bezweifelte, dass Alec es überhaupt merken würde. Alec war weg. Er hatte sich zurückgezogen und er würde ganz sicher nicht zu ihm kommen, um mit ihm über irgendetwas zu reden. Sein Shadowhunter hatte ihn verlassen. Und Magnus wusste nicht einmal genau warum.
Verdammt.
Schmerz.
Einsamkeit.
So viele Gefühle.
Magnus goss sich einen Drink ein und schüttete ihn in einem Zug hinunter. Dann füllte er sein Glas erneut und trank einen kleinen Schluck, als es plötzlich an der Tür klopfte. Sein Kopf hob sich und er starrte in Richtung Flur.
Das Klopfen wurde wiederholt.
Nein, es klopfte eigentlich nicht, jemand hämmerte gegen die Tür.
Magnus stand nicht der Sinn nach Besuch und so war er geneigt das Klopfen oder Hämmern einfach zu ignorieren, aber es wurde immer lauter und immer rhythmischer und so blieb ihm keine Wahl, als in den Flur zu laufen und die Tür zu öffnen indem er eine vertraute Handbewegung machte.
Ja, er hatte sie wieder, seine Magie. Aber er empfand keine Freude darüber.
Wie angewurzelt blieb er nun stehen und schaute den Mann im Treppenhaus an.
Vor ihm stand Alec mit erhobener Hand, als hätte er soeben erneut klopfen wollen, doch als der Shadowhunter jetzt sah, dass die Tür offen war, richtete er sich auf und stürmte auf Magnus zu.
„Du verdammter …“, brüllte er und Magnus wich zurück.
Er hatte keine Ahnung, warum Alec so aufgebracht war. Und eigentlich wollte er es auch gar nicht wissen. Sie waren getrennt. Es ging ihn nichts mehr an.
Oder doch?
„Halt!“, rief er deshalb ziemlich barsch und Alec blieb stehen. Magnus konnte sehen, dass dessen Brust sich in schnellen Zügen hob und senkte und dass Alec völlig aufgelöst war.
Aber wieso?
„Wie konntest du das tun?“, setzte der Shadowhunter hinterher und schaute Magnus mit einem Blick an, der von Schmerz und Trauer durchzogen war.
„Konnte ich was tun?“, fragte Magnus schließlich und versuchte seiner Stimme einen festen Klang zu geben. Es gelang ihm nicht. Er war sich ziemlich sicher, dass Alec genau mitbekam, wie zittrig er sich fühlte und wie wenig sicher sein Tonfall war. Doch das war ihm egal.
Schnell nahm er noch einen Schluck aus seinem Glas, das er immer noch in der Hand hielt und blickte dann Alec fest in die Augen. Doch dieser wich ihm aus, senkte den Blick und ließ die Arme sinken.
„Du hast es abgenommen“, stellte er dann leise fest und Magnus schaute seinen Exfreund fragend an.
„Ich fürchte, Alexander, ich verstehe nicht was du meinst.“
„Das Schloss. Du hast es abgenommen.“
Magnus holte tief Luft. Damit hatte er nicht gerechnet. Langsam, ganz langsam drehte er sich um, ging ins Wohnzimmer zur Bar und goss sich einen neuen Drink ein. Dann drehte er sich wieder um, um Alec erneut zu mustern. Die Wohnungstür ließ er nebenbei krachend ins Schloss fallen. Alec zuckte zusammen, rührte sich aber nicht, sondern schaute Magnus aus der Entfernung an.
„Ich habe es nicht abgenommen, Alec. Ich habe es zerstört. So wie du unsere Liebe zerstört hast.“
Ein undefinierbarer Laut kam über Alecs Lippen und er machte einen Schritt nach vorn, während Magnus zurückwich. Es tat einfach nur unsagbar weh. Alec, der nicht anders gekonnt hatte und Magnus, der sich betrogen fühlte. Betrogen und verlassen.
Und Alec konnte ihm nicht einmal die Wahrheit sagen. Er durfte nicht. Sonst würde Magnus wieder das einzige genommen, was er noch mehr liebte als ihn, Alec – seine Magie.
„Ich wollte das nicht“, flüsterte Alec und unterdrückte die aufsteigenden Tränen. Die Situation war einfach aussichtslos.
„Warum hast du es dann getan?“, fragte Magnus und ließ das Glas mit seinem Drink auf den Tisch sinken, hob die Arme und strich sich übers Gesicht.
„Das kann ich dir nicht sagen.“
Magnus hob eine Braue und dann kam er auf Alec zu.
„Was, verdammt noch mal, soll das heißen, Alexander? Ich verstehe das nicht.“
„Ich …“ Alec wich zurück und Magnus folgte ihm, schnitt ihm den Fluchtweg ab und funkelte ihn an. Und in diesem Moment wusste Alec, warum das Schloss verschwunden war. Er fühlte es in sich drin. Er fühlte, dass auch Magnus Herz zu Eis erstarrt war. Und er allein war schuld daran. Doch er hatte ihm doch nur helfen wollen. Er hatte es wiedergutmachen wollen. Doch es war alles nur noch schlimmer geworden.
„Sag es mir!“, forderte Magnus Alec auf und fixierte den Shadowhunter mit seinem Blick. Wenn er es drauf angelegt hätte, hätte er Alec in hohem Bogen gegen die Wand schleudern können. Er hätte es getan. Denn er wollte ihm weh tun. Genau wie er ihm weh getan hatte. Er hatte einfach mit ihm Schluss gemacht.
Einfach so. Ohne Erklärung, oder besser gesagt, ohne eine wirklich plausible Erklärung.
„Ich … kann … nicht.“
„Du kannst nicht“, explodierte Magnus nun und Alec biss sich auf die Zunge.
„Es tut mir leid.“ Alecs Stimme war leise. Nur ein Hauch. Und dann drehte er sich um und wollte in Richtung Tür zurücklaufen. Doch Magnus bekam den Ärmel seiner Jacke zu fassen und hielt Alec damit zurück.
„So nicht. Du kommst hier her und machst mir den Vorwurf das Schloss abgenommen zu haben. Dir steht es nicht zu, darüber sauer zu sein. Du hast mit mir Schluss gemacht. Schon vergessen?“
„Magnus“, flehte Alec und versuchte sich loszumachen.
„Warum verdammt noch mal, geht es dir so nahe, dass es weg ist, wo du mich doch nicht mehr liebst.“ Magnus hatte ganz ruhig gesprochen. Er war aufgebracht und er war verletzt, aber er hatte das Gefühl, dass Alec nicht hierhergekommen wäre, wenn ihm das Ganze egal wäre. Hoffnung machte sich in ihm breit. Irgendetwas war da noch. Irgendetwas.
Er wusste es.
„Weil…“, begann Alec, stoppte dann aber wieder und schluckte die restlichen Worte hinunter.
„Rede mit mir, Alexander. Ich halte das nicht aus“, schrie Magnus nun und kam wieder auf Alec zu.
„Ich kann das nicht. Oh, bei den Engeln. Es ist so schwer.“ Alec schloss die Augen und öffnete sie wieder. Dann war er mit einem Satz bei Magnus, packte ihn an den Armen und schob ihn mit einem Ruck gegen die Wand. Magnus keuchte, als er spürte, wie ihm sämtliche Luft aus den Lungen gepresst wurde und wie er plötzlich Alecs Lippen auf den seinen spürte. Es war ein intensiver, ein rauer Kuss. Ein Kuss voller Verzweiflung, aber kein Kuss ohne Liebe. Magnus spürte es ganz genau. Da war noch etwas. So küsste niemand, der einem egal war. So küsste nur ein Mann, der unendlich liebte und der von einem Schmerz und einem Schuldgefühl zerfressen war, das er nicht preisgeben konnte.
Magnus hob die Arme und schlang sie um Alec herum, dann drückte er ihn an sich und erwiderte den Kuss. Es tat so gut. Er fühlte sich plötzlich wieder ganz. Er wurde zusammengesetzt, durch ihn. Und er merkte, wie sein Herz erwachte und wie er wieder fähig war, zu atmen.
Er dirigierte Alec ins Wohnzimmer zur Couch. Dann zog er ihn aus und ließ ihn bereitwillig dasselbe tun. Sie liebten sich mit Hingabe und Leidenschaft und mit dem Wissen, dass das, was sie hier taten sein musste. In genau diesem Augenblick. Ohne Hintergedanken, ohne Worte und ohne Vorwürfe auf das, was passiert war. Es war der Wirbel des Moments, in dem sie einfach nur ihren Gefühlen freien Lauf lassen konnten. Sie kamen zusammen und hielten sich an den Händen, schoben alles beiseite und blendeten für einen Weile die Welt aus. Die Welt, ihre Probleme und die Sorgen. Für ein paar Sekunden waren sie nur eine Person. Miteinander verbunden. Nicht durch ein Schloss, sondern durch ihre Herzen.
Als sie schwer atmend wieder zu sich kamen, schaute Magnus Alec an und dieser blinzelte ein paar Mal, bevor er sagte:
„Es tut mir so leid Magnus.“
„Was tut dir leid? Das hier eben?“
Alec schüttelte den Kopf.
„Was dann?“, fragte Magnus noch einmal nach und drückte sich wieder enger an Alec heran. Er konnte ihn jetzt nicht loslassen. Er konnte es einfach nicht.
„Wenn du deine Magie nun wieder verlieren wirst. Dann ist das meine Schuld und das tut mir leid.“
„Was?“ Magnus richtete sich auf. „Wovon redest du?“
„Das kann ich dir nicht sagen. Und ich … hier ist schon zu viel geschehen. Ich … ich bin nicht stark genug gewesen, um dir das zu geben, was du dir am meisten gewünscht hast. Ich fürchte …“
„Alec.“ Magnus legte seinem Freund einen Zeigefinger auf die Lippen und brachte ihn so zum Schweigen.
„Willst du damit sagen, dass du mit meinem Vater gesprochen hast?“
„Naja, gesprochen würde ich es nicht sagen. Ich habe mit ihm verhandelt.“
Jetzt stand Magnus auf, angelte nach seiner Hose und schlüpfte hinein. Dann blieb er vor Alec stehen und schaute auf ihn hinab.
„Mit meinem Vater verhandelt man nicht, Alexander. Hast du das immer noch nicht begriffen?“
„Ich … wollte dir doch nur helfen.“ Alec stand ebenfalls auf und zog sich an. Als er fertig war, bleiben sie ein wenig peinlich berührt voreinander stehen und sahen sich an.
„Das … jetzt verstehe ich das alles endlich. Du …“
„Du warst so unglücklich, Magnus. Ich musste doch irgendetwas tun.“
Magnus Gesichtszüge wurden weich.
„Komm her!“, forderte ihn Alec auf.
„Ich … was ist, wenn … er wird mich umbringen, und er wird dir deine Magie wieder nehmen. Er darf niemals erfahren, dass wir hier … ich meine …“, stotterte Alec und Magnus Mund verzog sich zu einem schiefen Grinsen.
„Er wird uns nichts mehr anhaben können. Ich habe ihn verbannt.“
„Wie?“ Alec hob eine Braue und wirkte mit einem Male sehr irritiert.
„Er ist weg, Alexander. Und es gibt keinen Grund, nicht zusammen zu sein.“
„Aber du hast unser Schloss zerstört“, flüsterte Alec. Magnus kam auf ihn zu und legte seine Hände gegen Alecs Wangen.
„Das tut mir aufrichtig leid.“
Und dann küsste er Alec auf den Mund, spürte dessen weiche Lippen und fühlte die Liebe zurückkehren. Sie schmolz ihre Herzen aus Eis und ließ sie einen neuen Anfang wagen.


                                                                                                      ***

Gemeinsam liefen sie durch die dunklen Straßen von New York. Die Dämmerung brach langsam herein und es war auch nicht mehr so kalt wie vor ein paar Stunden. Sie hielten sich an den Händen und sagten kein Wort. Er hatte ihr Schloss zurückgeholt. Er hatte es wieder zusammengesetzt und jetzt trug er es in seiner Hand. Vor dem Zaun blieben sie stehen und schauten sich an. Sie drückten ihre Hände ganz fest aneinander und dann nahm er das Schloss und legte es um eine Strebe im Zaun. Gemeinsam ließen sie es zuschnappen und betrachteten eine Weile still ihr Werk. Nie wieder, schworen sie sich. Nie wieder würden sie sich auseinanderbringen lassen. Nie wieder würden sie sich misstrauen. Und nie wieder würden ihre Herzen aus Angst, Hass, Wut oder einem anderen negativen Gefühl zu Eis erstarren. Sie gehörten zusammen und das Symbol ihrer Liebe glänzte im Schein der Laterne, unter der sie standen und sich an den Händen hielten.
„Aku cinta kamu – Ich liebe dich.“


Ende
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