Phantastic Beasts and how to summon them
von Kessy 116
Kurzbeschreibung
Hier ein kleiner One Shot. Aki studiert inzwischen Medizin und kommt während ihrer Semesterferien zurück nach Neo Domino City. Dort trifft sie natürlich ihre Freunde. Und Carly eröffnet ihr eine ungewöhnliche Idee. Aber ist es wirklich gut, ihre Kräfte auf diese Art zu nutzen?
GeschichteAllgemein / P12 / Gen
Aki Izayoi / Akiza Izinski
12.05.2021
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Der Koffer war gepackt, das Flugticket lag auf dem Tisch. Alles war bereit für ihre Abreise. Sie war zwar zuletzt an Neujahr bei ihren Eltern gewesen, aber das waren nur ein paar Tage. Diesmal würde sie fast drei Wochen bleiben.
Sie freute sich. Denn endlich würde sie auch Yusei und die anderen wiedersehen. Der Kontakt war zwar nie abgebrochen, durch ihr Medizinstudium in Deutschland war es aber merklich abgekühlt. Deshalb wollte sie die Semesterferien nutzen und alle besuchen. Alle, bis auf Rua und Rluka. Die Zwillinge lebten inzwischen ebenfalls in Europa.
„Hallo, Aki. Bist du so weit?“, fragte ein Mädchen, das ungefähr so alt war wie sie, als sie das Zimmer betrat. Es war ihre Mitbewohnerin Nicole. Sie studierte ebenfalls Medizin, wollte sich aber auf Forensik spezialisieren, während Aki mit dem Gedanken spielte Kinderärztin zu werden.
„Ja, wir können los“, erwiderte sie, als sie von ihrem Bett aufstand und ihre Tasche nahm. Nicole würde ebenfalls die Semesterferien bei ihren Eltern verbringen. Aber anders als Aki stand Nicole nur eine 300 km lange Zugfahrt bevor.
Auf dem Weg nach draußen unterhielten sich die beiden jungen Frauen angeregt. Aki sollte, falls es ihr möglich war, ein paar Bilder von Neo Domino City während der Kirschblüte schicken. Aki sagte natürlich zu. Denn auch, wenn es hier inzwischen ebenfalls japanische Kirschbäume gab, war es in Neo Domino dennoch etwas anderes. Die ganzen Feierlichkeiten drumherum waren einfach viel größer und überall präsent.
Vor dem Wohnheim angekommen, verabschiedeten sie sich voneinander. Nicole umarmte Aki lange, was für Aki immer noch ungewohnt war. Sie musste aber zugeben, dass ihr so eine herzliche Begrüßung und Verabschiedung gefielt.
„Mach´s gut. Und wenn du wieder da bist, zeigst du mir, wie du Monster beschwörst, ja?“
„Eigentlich ist das eine besondere Fähigkeit. Ich weiß nicht, ob andere das erlernen können...“, antwortete sie verlegen.
Duell Monsters war in der ganzen Welt bekannt und beliebt, natürlich auch in Deutschland. Und da Aki im Rahmen ihres Medizinstudiums als Krankenpflegerin in einer Kinderklinik ein Praktikum absolviert hatte, wurde sie von einigen Kindern auch erkannt als ehemaliges Mitglied vom Team 5Ds. Doch das war es nicht, was ihr bei ihrer Arbeit geholfen hatte. Der Grund, wieso Nicole so begeistert von Aki und ihren Fähigkeiten war, war ein anderer.
Als Aki eines nachmittags Dienst hatte, gab es kleines Mädchen, das sich einfach nicht trösten ließ. Sie fühlte sich allein und wollte nach Hause. Aki konnte das verstehen, aber es war notwendig, dass das Mädchen noch eine Weile im Krankenhaus blieb. Aki waren während ihrer Arbeit die Duell Monsters Karten des Mädchens in die Hände gefallen. Die Monster waren sehr niedlich. Aber das wunderte sie nicht. Sie hatte als Kind schließlich auch andere Monster als jetzt. Das Mädchen hatte Aki die Karten allerdings schnell abgenommen und sie versteckt.
„Soll ich dein Koribon beschwören?“ Ihr Ton war sanft. Sie wollte das Mädchen nicht noch mehr verschrecken. Dieses sah sehr überrascht zu ihr, doch Aki sah sie weiter mit einem warmen Lächeln an und wartete.
„Duell Discs sind im Krankenhaus nicht erlaubt“, antwortete die Kleine grantig.
„Ich brauche keine Duell Disc. Gib mir einfach die Karte“, erwiderte Aki in einem immer noch sehr freundlichen Ton. Das Mädchen sah noch einmal mit einem skeptischen Blick zu ihr, dann gab es Aki die Karten.
„Welches Monster soll ich denn beschwören?“
„Ist mir egal“, gab sie resigniert von sich. Aki nahm daraufhin die Koribon-Karte und erweckte das Monster zum Leben. Das Mädchen war so überrascht diesen Plüschball mit der roten Schleife auf ihrem Bett sitzen zu sehen, dass sie ihre Traurigkeit und Abwehrhaltung gegenüber Aki schnell vergaß. Koribon hingegen sprang schnell vom Bett und erkundete das Zimmer. Einen Stift auf dem Tisch fand es sehr interessant, rannte aber erschrocken zurück zu dem Mädchen, als es diesen angestupst und dadurch dafür gesorgt hatte, dass er herunterfiel. Aki und das Mädchen mussten lachen. Koribon suchte aber dennoch Schutz bei dem Mädchen, das es bereitwillig festhielt.
Aki war erleichtert, dass das Mädchen sich beruhigt hatte und endlich auch bereit war ihre Medizin zu nehmen. Nur leider musste sie noch zu anderen Patienten und ließ Koribon deshalb wieder verschwinden. Wie erwartet, stieß sie damit nicht auf Begeisterung bei dem Mädchen. Aki musste versprechen am nächsten Tag wieder zu kommen, um Koribon erneut zum Leben zu erwecken.
Als Aki einen Tag später wieder zu dem Mädchen kam, saß dieses nicht mehr allein in ihrem Zimmer. Andere Kinder hatten sich zu ihr gesellt und stürmten freudig auf Aki zu, als diese eintrat. Und sie hatten alle Duell Monsters Karten dabei. Aki war im ersten Moment total überfordert als sie sich plötzlich von acht Kindern umringt sah.
„Beschwörst du meinen Road Runner?“
„Nein, zuerst meinen Baby-Drachen!“
„Aber meine heilige Elfe ist viel cooler.“
Aller Kinder redeten gleichzeitig. Und dieser Tumult blieb natürlich nicht unbemerkt. Die Stationsschwester betrat das Zimmer und fragte in scharfem Ton, was der Aufruhr sollte. Aki entschuldigte sich schnell dafür und wies die Kinder an wieder zurück auf ihre Zimmer zu gehen. Erfreut war niemand darüber. Aki am wenigsten. Aber sie würde nach Dienstende noch einmal wiederkommen, um ihr Versprechen einzulösen.
Während ihres Praktikums wurde Aki immer wieder von Kindern gebeten dieses oder jenes Monster zu beschwören. Und so weit es ihre Zeit zuließ, kam sie dem auch nach. Sie hatte aber auch festgestellt, dass ihr die Monster dabei helfen konnten Zugang zu verängstigten Kindern zu bekommen. Eine süße Fee oder ein imposanter Krieger waren natürlich beeindruckender als die immer gleichen Pfleger und Krankenschwestern. Und dass sie ihre Kräfte auch für ihre Arbeit nutzte, hatte sich irgendwann unter ihren Kommilitonen herumgesprochen. Die meisten waren begeistert, einige skeptisch und ein paar wenige warfen ihr vor, sich einfach in den Mittelpunkt zu stellen. Aber solange Aki den Kindern damit helfen konnte, waren ihr diese abfälligen Kommentare egal.
Natürlich hatte Aki auch ihren Kommilitonen gezeigt wie sie Monster beschwören konnte. Ihre Eltern und Freunde in Neo Domino wussten davon allerdings noch nichts. Das wollte sie ihnen erst während ihres Besuchs erzählen. Denn wenn sie es nicht von Angesicht zu Angesicht darlegen konnte, fürchtete sie, dass es zu Missverständnissen kommen würde.
Sie saß mit ihren Eltern beim Abendessen. Der Jetlag machte sich immer noch bemerkbar. Ein oder zwei Tage würde es sicher noch dauern, bis sie sich an die Zeitverschiebung gewöhnt hatte. Ihre Eltern machten ihr deshalb aber keinen Vorwurf. Sie waren einfach überglücklich, dass Aki wieder bei ihnen war, wenn auch nur kurz. Und dass sie kaum etwas gegessen hatte, fanden sie nicht weiter schlimm.
Aki hatte begonnen von ihrem Praktikum zu erzählen und berichtete gerade, dass sie mithilfe ihrer Kräfte Monster herbeigerufen hatte. Und es kam, wie sie es befürchtet hatte: Ihre Eltern blickten sich besorgt an und sahen dann zu Aki. Doch diese konnte ihnen jetzt sehr viel besser erklären, wie diese Situationen abliefen. Ihre Mutter stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, während ihr Vater sie plötzlich beeindruckt ansah.
„Deine Kräfte sind wirklich ein Geschenk, Aki“, sagte er schließlich. Aki stimmte ihm gedanklich zu. Denn sie wusste, dass ohne ihre Kräfte ihr Leben zwar anders – unkomplizierter – verlaufen wäre, aber dafür hätte sie wohl niemals Yusei und die anderen kennen gelernt oder würde jetzt Medizin studieren.
Später am Abend meldete sich Yusei bei ihr. Sie schrieb ihm schnell zurück und verabredete sich mit ihm für morgen Nachmittag bei Zola. Und sie freute sich schon jetzt auf dieses Treffen. Schließlich hatten sie sich, seit sie ihr Studium begonnen hatte, kaum gesehen.
Der Tag begann regnerisch. Aki hatte lange geschlafen und wurde jetzt von den Tropfen geweckt, die an ihr Fenster schlugen. Bis zum Nachmittag hatte der Regen zwar nachgelassen, eine schwere Wolkendecke hing aber noch am Himmel.
Yusei erwartete sie bereits. Crow war ebenfalls da. Und als sie gerade zusammen auf dem Sofa saßen, stießen noch Jack und Carly zu ihnen. Aki hatte gar nicht damit gerechnet sie zu sehen. Und natürlich wollten alle wissen, wie ihr Studium lief und wie es war in Deutschland zu leben.
„Es gefällt mir eigentlich ganz gut dort. Natürlich haben wir viel zu tun und ich muss noch viel lernen. Aber das Medizinstudium ist genau das, was ich wollte. Selbst meine Kräfte kann ich nutzen, um Patienten zu helfen.“ Alle sahen sie fragend an. Also begann Aki zu erzählen wie sie einigen Kindern durch die Beschwörung von Monstern geholfen hatte.
„Schon beeindruckend“, stellte Crow fest. Und alle gaben ihm Recht. Yusei blickte sie mit einem warmen Lächeln an. Und sie ahnte, dass ihm etwas auf den Nägeln brannte. Jetzt würde sie ihn allerdings nicht danach fragen.
„Und die Monster waren wirklich massiv? Ich meine, die konnte man anfassen?“, wollte Carly noch einmal wissen.
„Ja“, antwortete Aki mit einem Nicken. „Du kannst sie berühren oder auch auf den Arm nehmen. Also, die kleineren Monster zumindest.“ Carly sah Aki mit einem durchdringen Blick an. Aki wiederum begann sich unbehaglich zu fühlen, weil Carly offensichtlich noch etwas fragen wollte. Sie traute sich allerdings nicht, Carly direkt danach zu fragen. Doch schließlich brach es aus Carly heraus: „Kannst du vielleicht auch deinen Black Rose Dragon beschwören?“
„Jetzt sofort etwa?“ In Akis Stimme war entsetzen.
„N-nein, nicht jetzt“, versuchte Carly sofort zu beruhigen. „Ich habe meine Kamera heute nicht dabei. Vielleicht könnten wir uns ja am Wochenende treffen? Dann hätte ich ein paar einzigartige Fotos von euch.“
„Wofür brauchst du denn Fotos?“, mischte sich Crow ein. Carly nahm eine stolze Haltung an und begann zu erklären: „Team 5Ds vom WRGP ist immer noch bekannt. Du und Jack seid außerdem noch immer in der Profiliga. Und wenn ich Fotos von euch mit euren Drachen haben könnte... Das wäre der Wahnsinn! Niemand anderes hätte Bilder, auf denen die Drachen als massive Erscheinung zu sehen wären.“
„Also willst du mit uns und unseren Drachen nur Geld machen“, warf Jack abfällig ein.
„Naja... euch würde es doch auch zugute kommen. Oder nicht?“ Carly war durch Jack plötzlich sehr verunsichert.
„Also, ich hätte nichts dagegen“, antwortete Yusei.
„Ich auch nicht“, schaltete sich auch Aki ein. Carly stieß einen kleinen Freudenschrei aus, als Crow ihrem Vorschlag ebenfalls zustimmte. Nur Jack musste noch überzeugt werden.
„Ach, jetzt komm schon Jack. Sei kein Spielverderber. Oder bist du etwa nicht scharf drauf mal deinen Red Demon Dragon zu sehen, wie er wahrhaftig vor dir steht?“ Jack antwortete Crow allerdings nicht direkt, sondern gab nur ein „Na schön, von mir aus“ von sich. Und Aki konnte es Carly ansehen, dass sie Jack am liebsten dafür umarmt hätte.
„Rua und Ruka werden auch kommen“, verkündete Yusei plötzlich.
„Ich wusste gar nicht, dass die beiden auch in Neo Domino sind.“ Doch nicht nur Aki war von dieser Tatsache verblüfft. Crow ebenso. Doch er verkündete schließlich: „Yes! Team 5Ds ist wieder am Start!“
Sie befanden sich hinter Zolas Haus. Wenn Aki schon ihre Drachen beschwören würde, wollte sie das nicht in aller Öffentlichkeit tun. Außerdem war hier viel mehr Platz. Carly hatte ihre komplette Ausrüstung mitgebracht: Ihre Kamera, mehrere Objektive und noch ein Stativ.
Rua und Ruka standen bei Aki und warteten. Rua war begeistert von Carlys Idee gewesen und war schon jetzt aufgeregt. Ruka dagegen schien dem Ganzen, genau wie Aki, mit gemischten Gefühlen entgegen zu blicken.
Die Zwillinge waren in den letzten Jahren ein ganzes Stück gewachsen, vor allem Rua. Er war mit Aki fast auf Augenhöhe. Charakterlich hatten sie sich allerdings nicht verändert, soweit Aki das beurteilen konnte.
Jack war als letztes gekommen. Er war immer noch nicht begeistert von der Idee, aber zumindest hatte er sich bereit erklärt mitzumachen.
„Mit wem wollen wir eigentlich anfangen?“, fragte Carly, als alles bereit war.
„Wie wäre es mit dir, Jack?“, schlug Aki vor. Eine Antwort bekam sie zwar nicht, aber Jack schritt sofort auf sie zu und gab ihr seine Drachen-Karte. Mit verschränkten Armen stellte er sich neben sie und wartete. Die anderen sahen ebenfalls gespannt zu Aki. Diese betrachtete die Karte von Red Demon Dragon und konzentrierte sich.
Sie spürte, wie sie von ihren Kräften durchströmt wurde. Die ganze Welt lag ihr jetzt zu Füßen. Sie könnte alles machen: Erdbeben verursachen, einen Sturm losbrechen lassen. Doch sie leitete ihre Kräfte in die Karte – wie sie es schon so oft getan hatte. Aber anders als noch vor Jahren als Black Rose Witch sorgte sie nicht einfach dafür, dass Red Demon Dragon in physischer Form erscheinen würde. Dieser Drache, der so eng mit Jack verbunden war, würde mit Leib und Seele vor ihnen erscheinen.
Ein markerschütterndes Brüllen riss sie kurz aus ihrer Konzentration. Sie öffnete die Augen und blickte zum Red Demon Dragon. Er hing vor ihr in der Luft und schien gespannt zu warten. Carly hatte sofort angefangen Fotos zu machen. Sie war mehr als beeindruckt. Auch Jack hatte seine abwehrende Haltung aufgegeben und sah ehrfürchtig hinauf zu seinem Drachen. Dieser war inzwischen gelandet und musterte sie alle.
„Na, los, geh ruhig zu ihm“, forderte Aki ihn auf. Angesprochener schritt langsam auf den Drachen zu. Red Demon Dragon beugte sich hinunter zu Jack und betrachtete ihn eingehend. Carly machte immer wieder Fotos, was aber weder Jack noch Red Demon Dragon kümmerte. Als Aki so zu Jack sah, stellte sie erfreut fest, dass sich ein Lächeln auf sein Gesicht gestohlen hatte.
„Deine Kräfte sind wirklich beeindruckend“, sagte Yusei, als er zu Aki trat. Sie lächelte ihm zu und blickte dann wieder zu Jack und Red Demon Dragon. Die beiden so zu sehen, war wirklich atemberaubend.
„Als nächstes werde ich Star Dust beschwören, in Ordnung, Yusei?“
„Und Red Demon Dragon wird weiter zu sehen sein?“, fragte dieser.
„Ja, ich will versuchen alle Drachen zu beschwören. Ich weiß, dass es mir gelingen kann.“
„Du hast ja echt Fortschritte gemacht, Aki. Ich bin beeindruckt“, gab Crow von sich. Er hatte sich inzwischen ebenfalls zu ihnen gestellt.
Als sie Yuseis Drachen entgegen nahm, lächelte sie noch einmal zuversichtlich, dann konzentrierte sie sich wieder. Und im nächsten Moment erschien Star Dust Dragon über ihnen. Aber anders als Red Demon Dragon flog er eine Schleife über ihnen, um dann in einer imponierenden Pose zu landen.
„Dein Drache ist echt ein Poser, Yusei!“, urteilte Crow.
Yusei schritt genau wie Jack ehrfürchtig auf seinen Drachen zu. Und Star Dust Dragon beugte sich auch zu ihm herunter, schloss seine Augen und drückte seine Nase gegen Yuseis ausgestreckte Hand.
„Wenn du Ancient Fairy Dragon beschwören willst, kann ich dir helfen“, schaltete sich Ruka plötzlich ein. Aki sah fragend zu ihr.
„Ancient Fairy Dragon und ich können ja sowieso miteinander kommunizieren. Vielleicht hilft es dir ja, wenn ich meine Kräfte ebenfalls nutze.“
„Das wäre wirklich nett, Ruka.“
Aki und Ruka hielten die Karte von Ancient Fairy Dragon gemeinsam fest und konzentrierten sich. Und Aki konnte spüren, dass ihr die Beschwörung diesmal wesentlich leichter von der Hand ging. Ein Brüllen veranlasste sie und Ruka schließlich die Augen wieder zu öffnen.
Ancient Fairy Dragon flog über ihnen. Sie blickte zu Ruka, dann sah sie Star Dust Dragon und Yusei neben sich stehen. Hinter ihr hatte sich Red Demon Dragon inzwischen hingelegt und betrachtete entspannt das Geschehen. Jack wich nicht von seiner Seite.
„Ruka, ist deine Welt in Gefahr?“
„Nein, nein, Ancient Fairy Dragon. Alles in Ordnung. Aki hat dich und die anderen beiden Drachen beschworen.“ Ancient Fairy Dragon war von der Situation sichtlich überfordert. Doch als ihr Aki und Ruka alles erklärt hatten, schlängelte sie sich hinter Ruka zusammen. Sie würde aufpassen, dass sich Ruka und Aki nicht übernahmen.
„Könnt ihr jetzt meinen Power Tool Dragon beschwören?“ Ruka und Aki nickten bloß, dann erhielten sie auch schon Ruas Karte. Und auch diesmal stellte Aki fest, dass es ihr mit Rukas Hilfe viel leichter fiel eine Karte zu beschwören.
Power Tool Dragon schien von der Situation ebenso überfordert zu sein, wie Ancient Fairy Dragon. Er blickte sich zuerst ratlos um, entspannte sich aber schnell als ein begeisterter Rua auf ihn zustürmte. Er ließ sich von Rua anfassen, kam ihm sogar ein Stück entgegen und betrachtete seinerseits fasziniert dieses kleine Menschlein. Carly hatte unablässig Fotos gemacht. Sie kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, als sie all den Drachen gegenüber stand.
Aki blickte fasziniert zu der Gruppe an Drachen. Jeder von ihnen hatte eine eigene Persönlichkeit. Dann entschied sie, dass ihr Black Rose Dragon als nächstes zum Leben erweckt werden sollte. Doch leider hatte sie den Beschützerinstinkt ihres Drachen unterschätzt.
Kaum hatte Black Rose Dragon eine massive Form angenommen, blickte sie sich nervös um. Sie vermutete wohl, dass sich Aki mitten in einem Duell befand. Aki trat daher schnell auf Black Rose Dragon zu und redete beruhigend auf sie ein. Allerdings war sie damit nicht allzu erfolgreich. Als die anderen Drachen zu Aki und Black Rose Dragon sahen, wurden beide noch nervöser. Aki musste schnell etwas unternehmen. Nur was? Black Rose Dragon drohte in Panik zu verfallen. Dann reichte ihr Crow plötzlich eine Karte mit den Worten: „Er könnte jetzt helfen“. Aki war sich allerdings nicht sicher, ob sie es riskieren sollte sich auch nur einen Augenblick von Black Rose Dragon abzuwenden, um einen weiteren Drachen zu beschwören. Jack und Yusei waren allerdings schon zu ihr getreten und versicherten ihr, dass Star Dust Dragon und Red Demon Dragon auf sie alle aufpassen würden, falls Black Rose Dragon blindlings um sich schlagen sollte.
Aki und Ruka standen wieder zusammen und konzentrierten sich. Diesmal fiel Aki die Beschwörung wieder schwerer. Sie machte sich Sorgen um Black Rose Dragon, wusste aber auch, dass sie ihr nicht so einfach helfen könnte. Dann streiften Federn ihre Schultern und ihren Kopf – Black Feather Dragon war erfolgreich von ihnen herbei gerufen worden. Sie stieß einen leisen Seufzer aus, als sie sah, dass Black Feather Dragon ihren Drachen fest umklammert hielt und sie allmählich auch beruhigte. Dass sich die Schwungfedern von Black Feather Dragon verfärbten, hatte sie zuerst gar nicht wahrgenommen.
„Aiaiai... Hätte nicht gedacht, dass der Effekt von meinem Black Feather Dragon auch so funktioniert. Armer Black Rose Dragon...“ Aki sah daraufhin genauer zu den beiden Drachen. Black Feather Dragon löste gerade seine Umklammerung, wich aber noch nicht von der Seite ihres Drachen.
Aki ging zu ihr und wollte eine Hand auf sie legen. Einen Moment zögerte sie, dann streichelte sie Black Rose Dragon und redete beruhigend auf sie ein. Und sie entspannte sich sichtlich. Sie beugte ihren Kopf sogar zu Aki hinunter und schien sie mit ihren Flügeln einwickeln zu wollen.
„Sieht ja fast so aus, als hätten Aki und Black Rose Dragon die Rollen getauscht“, bemerkte Yusei.
„Wie meinst du das?“, fragte Crow.
„Als ich Aki kennen gelernt habe, war Black Rose Dragon wie ein Schutzschild. Jetzt war es aber Aki, die Black Rose Dragon vor einem möglichen Unheil bewahrt hat.“
Black Feather Dragon war mittlerweile zu Crow gegangen. Er hatte sich wie Red Demon Dragon hingelegt und wartete. Aber anders als Red Demon Dragon blieb er nicht so sehr auf Distanz zu Crow, sondern hatte seinen Kopf direkt neben ihn gelegt. Crow wiederum hatte seinen rechten Arm wie selbstverständlich auf Black Feather Dragon abgelegt.
„Aki, meinst du, ich könnte ein Foto mit euch allen und euren Drachen machen?“ Aki sah daraufhin zu Black Rose Dragon, die aber überhaupt nichts mehr dagegen zu haben schien. Also stimmte Aki zu.
Sie saßen jetzt schon zwei Stunden zusammen und sahen sich die Fotos an, die Carly am Nachmittag gemacht hatte. Sie standen oder saßen alle an Yuseis Schreibtisch. Auf dem Bildschirm vor ihnen war eines der Gruppenbilder zu sehen. In der Mitte standen Yusei und Aki, rechts von ihnen waren Crow und die Zwillinge, links Jack. Die Drachen standen alle hinter ihnen.
Aki und Yusei hatten lächelnd zu Carly gesehen. Jack hatte wie immer eine ernste Miene aufgelegt. Ruka blickte ihnen schüchtern entgegen, während Rua ein selbstbewusstes Grinsen aufgelegt hatte. Crow lächelte ebenfalls. Er hatte auch als einziger eine Hand auf seinen Drachen gelegt.
Das nächste Bild zeigte noch einmal alle, nur dass diesmal niemand zu Carly gesehen hatte. Aki blickte mit einem sanften Lächeln zu Black Rose Dragon, die aber Carly nicht aus den Augen ließ. Yusei sah bewundernd zu Star Dust Dragon auf, der selbstbewusst alles betrachtete. Jack sah ebenfalls voller Stolz zu Red Demon Dragon auf. Dieser sah sehr entspannt aus und schien sich von den anderen Drachen auch nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Ruka lächelte auch auf diesem Bild verlegen, Ancient Fairy Dragon hatte ihre Flügel ein Stück geöffnet und sich genau hinter Ruka platziert, sodass es aussah, als hätte Ruka Feenflügel. Rua und Power Tool Dragon hatten die gleiche Pose auf diesem Bild eingenommen: Mit erhobenen Armen lachte Rua ausgelassen, Power Tool Dragon hatte ebenfalls ein geöffnetes Maul. Crow, ganz rechts, sah fast schon verträumt zu Black Feather Dragon. Und dieser schien Crow mit einem ebenso sanften Blick anzusehen. Danach kamen Fotos, auf denen jeder allein mit seinem Drachen zu sehen war.
Jack blickte ehrfürchtig zu Red Demon Dragon. Und der Drache ließ Jack ebenfalls nicht aus den Augen. Ein weiteres Bild zeigte Jack wie er mit verschränkten Armen dastand und zu Carly sah. Red Demon Dragon stand entspannt neben ihm, war aber vollkommen auf Jack fixiert.
Die nächsten Fotos zeigten Yusei und Star Dust Dragon. Auf einem war nur Yuseis Gesicht und sein ausgestreckter Arm zu sehen. Star Dust Dragon war in diesem Moment über ihn hinweggeflogen und nahm den Großteil des Bildes ein. Yusei konnte ihn fast berühren. Auf einem anderen Foto war Star Dust Dragon zu sehen wie er mit ausgebreiteten Flügeln und einer bedrohlich aussehenden Haltung zu Carly sah. Yusei stand neben ihm und blickte ihn an.
Die Fotos von Ruka und Ancient Fairy Dragon zeigten beide in einer ähnlichen Haltung. Es war auf den ersten Blick zu erkennen, dass sie sich nicht sonderlich wohl dabei fühlten für Fotos zu posieren. Rua und Power Tool Dragon waren da das genaue Gegenteil. Power Tool Dragon hatte sich relativ schnell an Rua orientiert und schien sichtlich Spaß daran zu haben, mit Rua verschiedene Posen einzunehmen.
Carly hatte es später noch bei Black Rose Dragon und Aki geschafft die beiden genau dann zu fotografieren, als Aki gerade die Schuppen an den Flügeln von Black Rose Dragon genauer betrachtete und über sie strich, während Black Rose Dragon Aki musterte.
Black Feather Dragon war wohl der entspannteste von allen. Die meiste Zeit hatte er dagelegen und alles beobachtet. Seine schwarzen Federn glänzten im Sonnenlicht. Crow war auf einem Foto zu sehen, wie er bei seinem Drachen stand und mit seiner Rechten über die Federn fuhr. Er schien gar nicht bemerkt zu haben, das Carly ihn fotografiert hatte.
„Boah! Die Bilder sind voll gut, Carly. Können wir die haben?“, fragte Rua.
„Ja, klar. Ich schicke sie euch gerne. Euch allen natürlich.“
„Die Federn von Black Feather Dragon sehen richtig weich aus“, stellte Ruka fest.
„Ja, das waren sie auch. Er ist wirklich ein Kuscheldrache, auch wenn er nicht so aussieht“, antwortete ihr Crow.
„Star Dust Dragon ist wirklich ein Poser“, warf Aki ein. „Er schien diese Aufmerksamkeit richtig zu genießen.“
„Mein Power Tool Dragon aber auch. Das hat echt Spaß gemacht!“
„Ja, das hat es wirklich“, stimmte Aki ihm zu.
Aki kam gerade aus dem Bad als sie Jack und Carly auf dem Flur hörte: „Das sind wirklich gute Fotos.“
„Sie gefallen dir? Wirklich?!“ Die Freude war in Carlys Stimme mehr als deutlich zu hören.
„Sie sind eines Champs würdig.“
Sie ging zurück zu Yusei und setzte sich aufs Sofa. Rua und Ruka waren schon vor einer Stunde gegangen. Jack und Carly waren auch schon dabei aufzubrechen.
„Geht´s dir gut? Du siehst erschöpft aus.“
„Ja, es geht schon“, erwiderte Aki. Die Beschwörungen am Nachmittag hatten spürbar an ihrer Kraft gezehrt. Dennoch bereute sie keine Sekunde.
Als sie so mit Yusei zusammen saß, begann sie von ihrer Arbeit zu erzählen: „Für die Kinder muss es einfach großartig sein, wenn sie ihre Lieblingsmonster sehen und anfassen können.“
„Aber übernimmst du dich nicht, wenn du den ganzen Tag ihre Monster herbeirufst?“ Doch Aki schüttelte nur mit dem Kopf. So lange wie heute Nachmittag setzte sie ihre Kräfte im Krankenhaus nie ein.
Eine Pause entstand zwischen ihnen, in denen jeder seinen Gedanken nachhing. Dann sagte Aki plötzlich: „Weißt du, wenn es möglich wäre die Beschwörungen – meine Kräfte – als eine reguläre Therapiemöglichkeit zu nutzen, würde sich die Welt damit wohl ändern.“
„Wie meinst du das?“
„Die Menschen, die Divine in seine Organisation gelockt hat, könnten ihre Kräfte nutzen, um anderen zu helfen. Dann wären sie auch nicht mehr von der Gesellschaft ausgeschlossen. Für die Kinder, denen damit geholfen wird, würde sich die Welt ändern.“ Yusei lächelte sie an und erwiderte: „Aber für die Kinder in diesem Krankenhaus hat sich doch die Welt dank dir schon geändert. “
Aki sah ihn überrascht an, aber für Verblüffung war keine Zeit, weil Jack und Carly aufbrachen. Aki verabschiedete sich von ihnen, ging aber nicht noch einmal mit nach draußen. Und als sie so allein auf dem Sofa saß, überkam sie eine bleierne Müdigkeit. Sie konnte ihre Augen kaum noch offen halten, dann fiel sie zur Seite. Die Drachen herbei zu rufen hatte sie stärker ausgelaugt, als gedacht. Sie bemerkte noch, dass Yusei zurück kam, war aber zu müde, um zu reagieren.
„Ich sag deinen Eltern, dass du hier schläfst“, vernahm sie noch. Sie wollte antworten, brachte aber lediglich einen Laut der Zustimmung heraus. Nur einen Augenblick später wie es schien, wurde sie angehoben und in einen anderen Raum getragen. Sie wollte sich an Yusei festhalten, schaffte es aber bloß ihre Hand an seine Brust zu lehnen. Dann wurde sie von ihm in ein Bett gelegt und zugedeckt. Doch gerade, als Yusei wieder gehen wollte, brachte sie all ihre verbliebene Kraft auf, um ihn am Handgelenk festzuhalten. „Bitte bleib“ brachte sie leise hervor. Yusei setzte sich daraufhin wieder aufs Bett. Er ließ ihre Hand nicht los und antwortete: „Ich werde immer da sein.“
Sie freute sich. Denn endlich würde sie auch Yusei und die anderen wiedersehen. Der Kontakt war zwar nie abgebrochen, durch ihr Medizinstudium in Deutschland war es aber merklich abgekühlt. Deshalb wollte sie die Semesterferien nutzen und alle besuchen. Alle, bis auf Rua und Rluka. Die Zwillinge lebten inzwischen ebenfalls in Europa.
„Hallo, Aki. Bist du so weit?“, fragte ein Mädchen, das ungefähr so alt war wie sie, als sie das Zimmer betrat. Es war ihre Mitbewohnerin Nicole. Sie studierte ebenfalls Medizin, wollte sich aber auf Forensik spezialisieren, während Aki mit dem Gedanken spielte Kinderärztin zu werden.
„Ja, wir können los“, erwiderte sie, als sie von ihrem Bett aufstand und ihre Tasche nahm. Nicole würde ebenfalls die Semesterferien bei ihren Eltern verbringen. Aber anders als Aki stand Nicole nur eine 300 km lange Zugfahrt bevor.
Auf dem Weg nach draußen unterhielten sich die beiden jungen Frauen angeregt. Aki sollte, falls es ihr möglich war, ein paar Bilder von Neo Domino City während der Kirschblüte schicken. Aki sagte natürlich zu. Denn auch, wenn es hier inzwischen ebenfalls japanische Kirschbäume gab, war es in Neo Domino dennoch etwas anderes. Die ganzen Feierlichkeiten drumherum waren einfach viel größer und überall präsent.
Vor dem Wohnheim angekommen, verabschiedeten sie sich voneinander. Nicole umarmte Aki lange, was für Aki immer noch ungewohnt war. Sie musste aber zugeben, dass ihr so eine herzliche Begrüßung und Verabschiedung gefielt.
„Mach´s gut. Und wenn du wieder da bist, zeigst du mir, wie du Monster beschwörst, ja?“
„Eigentlich ist das eine besondere Fähigkeit. Ich weiß nicht, ob andere das erlernen können...“, antwortete sie verlegen.
Duell Monsters war in der ganzen Welt bekannt und beliebt, natürlich auch in Deutschland. Und da Aki im Rahmen ihres Medizinstudiums als Krankenpflegerin in einer Kinderklinik ein Praktikum absolviert hatte, wurde sie von einigen Kindern auch erkannt als ehemaliges Mitglied vom Team 5Ds. Doch das war es nicht, was ihr bei ihrer Arbeit geholfen hatte. Der Grund, wieso Nicole so begeistert von Aki und ihren Fähigkeiten war, war ein anderer.
Als Aki eines nachmittags Dienst hatte, gab es kleines Mädchen, das sich einfach nicht trösten ließ. Sie fühlte sich allein und wollte nach Hause. Aki konnte das verstehen, aber es war notwendig, dass das Mädchen noch eine Weile im Krankenhaus blieb. Aki waren während ihrer Arbeit die Duell Monsters Karten des Mädchens in die Hände gefallen. Die Monster waren sehr niedlich. Aber das wunderte sie nicht. Sie hatte als Kind schließlich auch andere Monster als jetzt. Das Mädchen hatte Aki die Karten allerdings schnell abgenommen und sie versteckt.
„Soll ich dein Koribon beschwören?“ Ihr Ton war sanft. Sie wollte das Mädchen nicht noch mehr verschrecken. Dieses sah sehr überrascht zu ihr, doch Aki sah sie weiter mit einem warmen Lächeln an und wartete.
„Duell Discs sind im Krankenhaus nicht erlaubt“, antwortete die Kleine grantig.
„Ich brauche keine Duell Disc. Gib mir einfach die Karte“, erwiderte Aki in einem immer noch sehr freundlichen Ton. Das Mädchen sah noch einmal mit einem skeptischen Blick zu ihr, dann gab es Aki die Karten.
„Welches Monster soll ich denn beschwören?“
„Ist mir egal“, gab sie resigniert von sich. Aki nahm daraufhin die Koribon-Karte und erweckte das Monster zum Leben. Das Mädchen war so überrascht diesen Plüschball mit der roten Schleife auf ihrem Bett sitzen zu sehen, dass sie ihre Traurigkeit und Abwehrhaltung gegenüber Aki schnell vergaß. Koribon hingegen sprang schnell vom Bett und erkundete das Zimmer. Einen Stift auf dem Tisch fand es sehr interessant, rannte aber erschrocken zurück zu dem Mädchen, als es diesen angestupst und dadurch dafür gesorgt hatte, dass er herunterfiel. Aki und das Mädchen mussten lachen. Koribon suchte aber dennoch Schutz bei dem Mädchen, das es bereitwillig festhielt.
Aki war erleichtert, dass das Mädchen sich beruhigt hatte und endlich auch bereit war ihre Medizin zu nehmen. Nur leider musste sie noch zu anderen Patienten und ließ Koribon deshalb wieder verschwinden. Wie erwartet, stieß sie damit nicht auf Begeisterung bei dem Mädchen. Aki musste versprechen am nächsten Tag wieder zu kommen, um Koribon erneut zum Leben zu erwecken.
Als Aki einen Tag später wieder zu dem Mädchen kam, saß dieses nicht mehr allein in ihrem Zimmer. Andere Kinder hatten sich zu ihr gesellt und stürmten freudig auf Aki zu, als diese eintrat. Und sie hatten alle Duell Monsters Karten dabei. Aki war im ersten Moment total überfordert als sie sich plötzlich von acht Kindern umringt sah.
„Beschwörst du meinen Road Runner?“
„Nein, zuerst meinen Baby-Drachen!“
„Aber meine heilige Elfe ist viel cooler.“
Aller Kinder redeten gleichzeitig. Und dieser Tumult blieb natürlich nicht unbemerkt. Die Stationsschwester betrat das Zimmer und fragte in scharfem Ton, was der Aufruhr sollte. Aki entschuldigte sich schnell dafür und wies die Kinder an wieder zurück auf ihre Zimmer zu gehen. Erfreut war niemand darüber. Aki am wenigsten. Aber sie würde nach Dienstende noch einmal wiederkommen, um ihr Versprechen einzulösen.
Während ihres Praktikums wurde Aki immer wieder von Kindern gebeten dieses oder jenes Monster zu beschwören. Und so weit es ihre Zeit zuließ, kam sie dem auch nach. Sie hatte aber auch festgestellt, dass ihr die Monster dabei helfen konnten Zugang zu verängstigten Kindern zu bekommen. Eine süße Fee oder ein imposanter Krieger waren natürlich beeindruckender als die immer gleichen Pfleger und Krankenschwestern. Und dass sie ihre Kräfte auch für ihre Arbeit nutzte, hatte sich irgendwann unter ihren Kommilitonen herumgesprochen. Die meisten waren begeistert, einige skeptisch und ein paar wenige warfen ihr vor, sich einfach in den Mittelpunkt zu stellen. Aber solange Aki den Kindern damit helfen konnte, waren ihr diese abfälligen Kommentare egal.
Natürlich hatte Aki auch ihren Kommilitonen gezeigt wie sie Monster beschwören konnte. Ihre Eltern und Freunde in Neo Domino wussten davon allerdings noch nichts. Das wollte sie ihnen erst während ihres Besuchs erzählen. Denn wenn sie es nicht von Angesicht zu Angesicht darlegen konnte, fürchtete sie, dass es zu Missverständnissen kommen würde.
Sie saß mit ihren Eltern beim Abendessen. Der Jetlag machte sich immer noch bemerkbar. Ein oder zwei Tage würde es sicher noch dauern, bis sie sich an die Zeitverschiebung gewöhnt hatte. Ihre Eltern machten ihr deshalb aber keinen Vorwurf. Sie waren einfach überglücklich, dass Aki wieder bei ihnen war, wenn auch nur kurz. Und dass sie kaum etwas gegessen hatte, fanden sie nicht weiter schlimm.
Aki hatte begonnen von ihrem Praktikum zu erzählen und berichtete gerade, dass sie mithilfe ihrer Kräfte Monster herbeigerufen hatte. Und es kam, wie sie es befürchtet hatte: Ihre Eltern blickten sich besorgt an und sahen dann zu Aki. Doch diese konnte ihnen jetzt sehr viel besser erklären, wie diese Situationen abliefen. Ihre Mutter stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, während ihr Vater sie plötzlich beeindruckt ansah.
„Deine Kräfte sind wirklich ein Geschenk, Aki“, sagte er schließlich. Aki stimmte ihm gedanklich zu. Denn sie wusste, dass ohne ihre Kräfte ihr Leben zwar anders – unkomplizierter – verlaufen wäre, aber dafür hätte sie wohl niemals Yusei und die anderen kennen gelernt oder würde jetzt Medizin studieren.
Später am Abend meldete sich Yusei bei ihr. Sie schrieb ihm schnell zurück und verabredete sich mit ihm für morgen Nachmittag bei Zola. Und sie freute sich schon jetzt auf dieses Treffen. Schließlich hatten sie sich, seit sie ihr Studium begonnen hatte, kaum gesehen.
Der Tag begann regnerisch. Aki hatte lange geschlafen und wurde jetzt von den Tropfen geweckt, die an ihr Fenster schlugen. Bis zum Nachmittag hatte der Regen zwar nachgelassen, eine schwere Wolkendecke hing aber noch am Himmel.
Yusei erwartete sie bereits. Crow war ebenfalls da. Und als sie gerade zusammen auf dem Sofa saßen, stießen noch Jack und Carly zu ihnen. Aki hatte gar nicht damit gerechnet sie zu sehen. Und natürlich wollten alle wissen, wie ihr Studium lief und wie es war in Deutschland zu leben.
„Es gefällt mir eigentlich ganz gut dort. Natürlich haben wir viel zu tun und ich muss noch viel lernen. Aber das Medizinstudium ist genau das, was ich wollte. Selbst meine Kräfte kann ich nutzen, um Patienten zu helfen.“ Alle sahen sie fragend an. Also begann Aki zu erzählen wie sie einigen Kindern durch die Beschwörung von Monstern geholfen hatte.
„Schon beeindruckend“, stellte Crow fest. Und alle gaben ihm Recht. Yusei blickte sie mit einem warmen Lächeln an. Und sie ahnte, dass ihm etwas auf den Nägeln brannte. Jetzt würde sie ihn allerdings nicht danach fragen.
„Und die Monster waren wirklich massiv? Ich meine, die konnte man anfassen?“, wollte Carly noch einmal wissen.
„Ja“, antwortete Aki mit einem Nicken. „Du kannst sie berühren oder auch auf den Arm nehmen. Also, die kleineren Monster zumindest.“ Carly sah Aki mit einem durchdringen Blick an. Aki wiederum begann sich unbehaglich zu fühlen, weil Carly offensichtlich noch etwas fragen wollte. Sie traute sich allerdings nicht, Carly direkt danach zu fragen. Doch schließlich brach es aus Carly heraus: „Kannst du vielleicht auch deinen Black Rose Dragon beschwören?“
„Jetzt sofort etwa?“ In Akis Stimme war entsetzen.
„N-nein, nicht jetzt“, versuchte Carly sofort zu beruhigen. „Ich habe meine Kamera heute nicht dabei. Vielleicht könnten wir uns ja am Wochenende treffen? Dann hätte ich ein paar einzigartige Fotos von euch.“
„Wofür brauchst du denn Fotos?“, mischte sich Crow ein. Carly nahm eine stolze Haltung an und begann zu erklären: „Team 5Ds vom WRGP ist immer noch bekannt. Du und Jack seid außerdem noch immer in der Profiliga. Und wenn ich Fotos von euch mit euren Drachen haben könnte... Das wäre der Wahnsinn! Niemand anderes hätte Bilder, auf denen die Drachen als massive Erscheinung zu sehen wären.“
„Also willst du mit uns und unseren Drachen nur Geld machen“, warf Jack abfällig ein.
„Naja... euch würde es doch auch zugute kommen. Oder nicht?“ Carly war durch Jack plötzlich sehr verunsichert.
„Also, ich hätte nichts dagegen“, antwortete Yusei.
„Ich auch nicht“, schaltete sich auch Aki ein. Carly stieß einen kleinen Freudenschrei aus, als Crow ihrem Vorschlag ebenfalls zustimmte. Nur Jack musste noch überzeugt werden.
„Ach, jetzt komm schon Jack. Sei kein Spielverderber. Oder bist du etwa nicht scharf drauf mal deinen Red Demon Dragon zu sehen, wie er wahrhaftig vor dir steht?“ Jack antwortete Crow allerdings nicht direkt, sondern gab nur ein „Na schön, von mir aus“ von sich. Und Aki konnte es Carly ansehen, dass sie Jack am liebsten dafür umarmt hätte.
„Rua und Ruka werden auch kommen“, verkündete Yusei plötzlich.
„Ich wusste gar nicht, dass die beiden auch in Neo Domino sind.“ Doch nicht nur Aki war von dieser Tatsache verblüfft. Crow ebenso. Doch er verkündete schließlich: „Yes! Team 5Ds ist wieder am Start!“
Sie befanden sich hinter Zolas Haus. Wenn Aki schon ihre Drachen beschwören würde, wollte sie das nicht in aller Öffentlichkeit tun. Außerdem war hier viel mehr Platz. Carly hatte ihre komplette Ausrüstung mitgebracht: Ihre Kamera, mehrere Objektive und noch ein Stativ.
Rua und Ruka standen bei Aki und warteten. Rua war begeistert von Carlys Idee gewesen und war schon jetzt aufgeregt. Ruka dagegen schien dem Ganzen, genau wie Aki, mit gemischten Gefühlen entgegen zu blicken.
Die Zwillinge waren in den letzten Jahren ein ganzes Stück gewachsen, vor allem Rua. Er war mit Aki fast auf Augenhöhe. Charakterlich hatten sie sich allerdings nicht verändert, soweit Aki das beurteilen konnte.
Jack war als letztes gekommen. Er war immer noch nicht begeistert von der Idee, aber zumindest hatte er sich bereit erklärt mitzumachen.
„Mit wem wollen wir eigentlich anfangen?“, fragte Carly, als alles bereit war.
„Wie wäre es mit dir, Jack?“, schlug Aki vor. Eine Antwort bekam sie zwar nicht, aber Jack schritt sofort auf sie zu und gab ihr seine Drachen-Karte. Mit verschränkten Armen stellte er sich neben sie und wartete. Die anderen sahen ebenfalls gespannt zu Aki. Diese betrachtete die Karte von Red Demon Dragon und konzentrierte sich.
Sie spürte, wie sie von ihren Kräften durchströmt wurde. Die ganze Welt lag ihr jetzt zu Füßen. Sie könnte alles machen: Erdbeben verursachen, einen Sturm losbrechen lassen. Doch sie leitete ihre Kräfte in die Karte – wie sie es schon so oft getan hatte. Aber anders als noch vor Jahren als Black Rose Witch sorgte sie nicht einfach dafür, dass Red Demon Dragon in physischer Form erscheinen würde. Dieser Drache, der so eng mit Jack verbunden war, würde mit Leib und Seele vor ihnen erscheinen.
Ein markerschütterndes Brüllen riss sie kurz aus ihrer Konzentration. Sie öffnete die Augen und blickte zum Red Demon Dragon. Er hing vor ihr in der Luft und schien gespannt zu warten. Carly hatte sofort angefangen Fotos zu machen. Sie war mehr als beeindruckt. Auch Jack hatte seine abwehrende Haltung aufgegeben und sah ehrfürchtig hinauf zu seinem Drachen. Dieser war inzwischen gelandet und musterte sie alle.
„Na, los, geh ruhig zu ihm“, forderte Aki ihn auf. Angesprochener schritt langsam auf den Drachen zu. Red Demon Dragon beugte sich hinunter zu Jack und betrachtete ihn eingehend. Carly machte immer wieder Fotos, was aber weder Jack noch Red Demon Dragon kümmerte. Als Aki so zu Jack sah, stellte sie erfreut fest, dass sich ein Lächeln auf sein Gesicht gestohlen hatte.
„Deine Kräfte sind wirklich beeindruckend“, sagte Yusei, als er zu Aki trat. Sie lächelte ihm zu und blickte dann wieder zu Jack und Red Demon Dragon. Die beiden so zu sehen, war wirklich atemberaubend.
„Als nächstes werde ich Star Dust beschwören, in Ordnung, Yusei?“
„Und Red Demon Dragon wird weiter zu sehen sein?“, fragte dieser.
„Ja, ich will versuchen alle Drachen zu beschwören. Ich weiß, dass es mir gelingen kann.“
„Du hast ja echt Fortschritte gemacht, Aki. Ich bin beeindruckt“, gab Crow von sich. Er hatte sich inzwischen ebenfalls zu ihnen gestellt.
Als sie Yuseis Drachen entgegen nahm, lächelte sie noch einmal zuversichtlich, dann konzentrierte sie sich wieder. Und im nächsten Moment erschien Star Dust Dragon über ihnen. Aber anders als Red Demon Dragon flog er eine Schleife über ihnen, um dann in einer imponierenden Pose zu landen.
„Dein Drache ist echt ein Poser, Yusei!“, urteilte Crow.
Yusei schritt genau wie Jack ehrfürchtig auf seinen Drachen zu. Und Star Dust Dragon beugte sich auch zu ihm herunter, schloss seine Augen und drückte seine Nase gegen Yuseis ausgestreckte Hand.
„Wenn du Ancient Fairy Dragon beschwören willst, kann ich dir helfen“, schaltete sich Ruka plötzlich ein. Aki sah fragend zu ihr.
„Ancient Fairy Dragon und ich können ja sowieso miteinander kommunizieren. Vielleicht hilft es dir ja, wenn ich meine Kräfte ebenfalls nutze.“
„Das wäre wirklich nett, Ruka.“
Aki und Ruka hielten die Karte von Ancient Fairy Dragon gemeinsam fest und konzentrierten sich. Und Aki konnte spüren, dass ihr die Beschwörung diesmal wesentlich leichter von der Hand ging. Ein Brüllen veranlasste sie und Ruka schließlich die Augen wieder zu öffnen.
Ancient Fairy Dragon flog über ihnen. Sie blickte zu Ruka, dann sah sie Star Dust Dragon und Yusei neben sich stehen. Hinter ihr hatte sich Red Demon Dragon inzwischen hingelegt und betrachtete entspannt das Geschehen. Jack wich nicht von seiner Seite.
„Ruka, ist deine Welt in Gefahr?“
„Nein, nein, Ancient Fairy Dragon. Alles in Ordnung. Aki hat dich und die anderen beiden Drachen beschworen.“ Ancient Fairy Dragon war von der Situation sichtlich überfordert. Doch als ihr Aki und Ruka alles erklärt hatten, schlängelte sie sich hinter Ruka zusammen. Sie würde aufpassen, dass sich Ruka und Aki nicht übernahmen.
„Könnt ihr jetzt meinen Power Tool Dragon beschwören?“ Ruka und Aki nickten bloß, dann erhielten sie auch schon Ruas Karte. Und auch diesmal stellte Aki fest, dass es ihr mit Rukas Hilfe viel leichter fiel eine Karte zu beschwören.
Power Tool Dragon schien von der Situation ebenso überfordert zu sein, wie Ancient Fairy Dragon. Er blickte sich zuerst ratlos um, entspannte sich aber schnell als ein begeisterter Rua auf ihn zustürmte. Er ließ sich von Rua anfassen, kam ihm sogar ein Stück entgegen und betrachtete seinerseits fasziniert dieses kleine Menschlein. Carly hatte unablässig Fotos gemacht. Sie kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, als sie all den Drachen gegenüber stand.
Aki blickte fasziniert zu der Gruppe an Drachen. Jeder von ihnen hatte eine eigene Persönlichkeit. Dann entschied sie, dass ihr Black Rose Dragon als nächstes zum Leben erweckt werden sollte. Doch leider hatte sie den Beschützerinstinkt ihres Drachen unterschätzt.
Kaum hatte Black Rose Dragon eine massive Form angenommen, blickte sie sich nervös um. Sie vermutete wohl, dass sich Aki mitten in einem Duell befand. Aki trat daher schnell auf Black Rose Dragon zu und redete beruhigend auf sie ein. Allerdings war sie damit nicht allzu erfolgreich. Als die anderen Drachen zu Aki und Black Rose Dragon sahen, wurden beide noch nervöser. Aki musste schnell etwas unternehmen. Nur was? Black Rose Dragon drohte in Panik zu verfallen. Dann reichte ihr Crow plötzlich eine Karte mit den Worten: „Er könnte jetzt helfen“. Aki war sich allerdings nicht sicher, ob sie es riskieren sollte sich auch nur einen Augenblick von Black Rose Dragon abzuwenden, um einen weiteren Drachen zu beschwören. Jack und Yusei waren allerdings schon zu ihr getreten und versicherten ihr, dass Star Dust Dragon und Red Demon Dragon auf sie alle aufpassen würden, falls Black Rose Dragon blindlings um sich schlagen sollte.
Aki und Ruka standen wieder zusammen und konzentrierten sich. Diesmal fiel Aki die Beschwörung wieder schwerer. Sie machte sich Sorgen um Black Rose Dragon, wusste aber auch, dass sie ihr nicht so einfach helfen könnte. Dann streiften Federn ihre Schultern und ihren Kopf – Black Feather Dragon war erfolgreich von ihnen herbei gerufen worden. Sie stieß einen leisen Seufzer aus, als sie sah, dass Black Feather Dragon ihren Drachen fest umklammert hielt und sie allmählich auch beruhigte. Dass sich die Schwungfedern von Black Feather Dragon verfärbten, hatte sie zuerst gar nicht wahrgenommen.
„Aiaiai... Hätte nicht gedacht, dass der Effekt von meinem Black Feather Dragon auch so funktioniert. Armer Black Rose Dragon...“ Aki sah daraufhin genauer zu den beiden Drachen. Black Feather Dragon löste gerade seine Umklammerung, wich aber noch nicht von der Seite ihres Drachen.
Aki ging zu ihr und wollte eine Hand auf sie legen. Einen Moment zögerte sie, dann streichelte sie Black Rose Dragon und redete beruhigend auf sie ein. Und sie entspannte sich sichtlich. Sie beugte ihren Kopf sogar zu Aki hinunter und schien sie mit ihren Flügeln einwickeln zu wollen.
„Sieht ja fast so aus, als hätten Aki und Black Rose Dragon die Rollen getauscht“, bemerkte Yusei.
„Wie meinst du das?“, fragte Crow.
„Als ich Aki kennen gelernt habe, war Black Rose Dragon wie ein Schutzschild. Jetzt war es aber Aki, die Black Rose Dragon vor einem möglichen Unheil bewahrt hat.“
Black Feather Dragon war mittlerweile zu Crow gegangen. Er hatte sich wie Red Demon Dragon hingelegt und wartete. Aber anders als Red Demon Dragon blieb er nicht so sehr auf Distanz zu Crow, sondern hatte seinen Kopf direkt neben ihn gelegt. Crow wiederum hatte seinen rechten Arm wie selbstverständlich auf Black Feather Dragon abgelegt.
„Aki, meinst du, ich könnte ein Foto mit euch allen und euren Drachen machen?“ Aki sah daraufhin zu Black Rose Dragon, die aber überhaupt nichts mehr dagegen zu haben schien. Also stimmte Aki zu.
Sie saßen jetzt schon zwei Stunden zusammen und sahen sich die Fotos an, die Carly am Nachmittag gemacht hatte. Sie standen oder saßen alle an Yuseis Schreibtisch. Auf dem Bildschirm vor ihnen war eines der Gruppenbilder zu sehen. In der Mitte standen Yusei und Aki, rechts von ihnen waren Crow und die Zwillinge, links Jack. Die Drachen standen alle hinter ihnen.
Aki und Yusei hatten lächelnd zu Carly gesehen. Jack hatte wie immer eine ernste Miene aufgelegt. Ruka blickte ihnen schüchtern entgegen, während Rua ein selbstbewusstes Grinsen aufgelegt hatte. Crow lächelte ebenfalls. Er hatte auch als einziger eine Hand auf seinen Drachen gelegt.
Das nächste Bild zeigte noch einmal alle, nur dass diesmal niemand zu Carly gesehen hatte. Aki blickte mit einem sanften Lächeln zu Black Rose Dragon, die aber Carly nicht aus den Augen ließ. Yusei sah bewundernd zu Star Dust Dragon auf, der selbstbewusst alles betrachtete. Jack sah ebenfalls voller Stolz zu Red Demon Dragon auf. Dieser sah sehr entspannt aus und schien sich von den anderen Drachen auch nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Ruka lächelte auch auf diesem Bild verlegen, Ancient Fairy Dragon hatte ihre Flügel ein Stück geöffnet und sich genau hinter Ruka platziert, sodass es aussah, als hätte Ruka Feenflügel. Rua und Power Tool Dragon hatten die gleiche Pose auf diesem Bild eingenommen: Mit erhobenen Armen lachte Rua ausgelassen, Power Tool Dragon hatte ebenfalls ein geöffnetes Maul. Crow, ganz rechts, sah fast schon verträumt zu Black Feather Dragon. Und dieser schien Crow mit einem ebenso sanften Blick anzusehen. Danach kamen Fotos, auf denen jeder allein mit seinem Drachen zu sehen war.
Jack blickte ehrfürchtig zu Red Demon Dragon. Und der Drache ließ Jack ebenfalls nicht aus den Augen. Ein weiteres Bild zeigte Jack wie er mit verschränkten Armen dastand und zu Carly sah. Red Demon Dragon stand entspannt neben ihm, war aber vollkommen auf Jack fixiert.
Die nächsten Fotos zeigten Yusei und Star Dust Dragon. Auf einem war nur Yuseis Gesicht und sein ausgestreckter Arm zu sehen. Star Dust Dragon war in diesem Moment über ihn hinweggeflogen und nahm den Großteil des Bildes ein. Yusei konnte ihn fast berühren. Auf einem anderen Foto war Star Dust Dragon zu sehen wie er mit ausgebreiteten Flügeln und einer bedrohlich aussehenden Haltung zu Carly sah. Yusei stand neben ihm und blickte ihn an.
Die Fotos von Ruka und Ancient Fairy Dragon zeigten beide in einer ähnlichen Haltung. Es war auf den ersten Blick zu erkennen, dass sie sich nicht sonderlich wohl dabei fühlten für Fotos zu posieren. Rua und Power Tool Dragon waren da das genaue Gegenteil. Power Tool Dragon hatte sich relativ schnell an Rua orientiert und schien sichtlich Spaß daran zu haben, mit Rua verschiedene Posen einzunehmen.
Carly hatte es später noch bei Black Rose Dragon und Aki geschafft die beiden genau dann zu fotografieren, als Aki gerade die Schuppen an den Flügeln von Black Rose Dragon genauer betrachtete und über sie strich, während Black Rose Dragon Aki musterte.
Black Feather Dragon war wohl der entspannteste von allen. Die meiste Zeit hatte er dagelegen und alles beobachtet. Seine schwarzen Federn glänzten im Sonnenlicht. Crow war auf einem Foto zu sehen, wie er bei seinem Drachen stand und mit seiner Rechten über die Federn fuhr. Er schien gar nicht bemerkt zu haben, das Carly ihn fotografiert hatte.
„Boah! Die Bilder sind voll gut, Carly. Können wir die haben?“, fragte Rua.
„Ja, klar. Ich schicke sie euch gerne. Euch allen natürlich.“
„Die Federn von Black Feather Dragon sehen richtig weich aus“, stellte Ruka fest.
„Ja, das waren sie auch. Er ist wirklich ein Kuscheldrache, auch wenn er nicht so aussieht“, antwortete ihr Crow.
„Star Dust Dragon ist wirklich ein Poser“, warf Aki ein. „Er schien diese Aufmerksamkeit richtig zu genießen.“
„Mein Power Tool Dragon aber auch. Das hat echt Spaß gemacht!“
„Ja, das hat es wirklich“, stimmte Aki ihm zu.
Aki kam gerade aus dem Bad als sie Jack und Carly auf dem Flur hörte: „Das sind wirklich gute Fotos.“
„Sie gefallen dir? Wirklich?!“ Die Freude war in Carlys Stimme mehr als deutlich zu hören.
„Sie sind eines Champs würdig.“
Sie ging zurück zu Yusei und setzte sich aufs Sofa. Rua und Ruka waren schon vor einer Stunde gegangen. Jack und Carly waren auch schon dabei aufzubrechen.
„Geht´s dir gut? Du siehst erschöpft aus.“
„Ja, es geht schon“, erwiderte Aki. Die Beschwörungen am Nachmittag hatten spürbar an ihrer Kraft gezehrt. Dennoch bereute sie keine Sekunde.
Als sie so mit Yusei zusammen saß, begann sie von ihrer Arbeit zu erzählen: „Für die Kinder muss es einfach großartig sein, wenn sie ihre Lieblingsmonster sehen und anfassen können.“
„Aber übernimmst du dich nicht, wenn du den ganzen Tag ihre Monster herbeirufst?“ Doch Aki schüttelte nur mit dem Kopf. So lange wie heute Nachmittag setzte sie ihre Kräfte im Krankenhaus nie ein.
Eine Pause entstand zwischen ihnen, in denen jeder seinen Gedanken nachhing. Dann sagte Aki plötzlich: „Weißt du, wenn es möglich wäre die Beschwörungen – meine Kräfte – als eine reguläre Therapiemöglichkeit zu nutzen, würde sich die Welt damit wohl ändern.“
„Wie meinst du das?“
„Die Menschen, die Divine in seine Organisation gelockt hat, könnten ihre Kräfte nutzen, um anderen zu helfen. Dann wären sie auch nicht mehr von der Gesellschaft ausgeschlossen. Für die Kinder, denen damit geholfen wird, würde sich die Welt ändern.“ Yusei lächelte sie an und erwiderte: „Aber für die Kinder in diesem Krankenhaus hat sich doch die Welt dank dir schon geändert. “
Aki sah ihn überrascht an, aber für Verblüffung war keine Zeit, weil Jack und Carly aufbrachen. Aki verabschiedete sich von ihnen, ging aber nicht noch einmal mit nach draußen. Und als sie so allein auf dem Sofa saß, überkam sie eine bleierne Müdigkeit. Sie konnte ihre Augen kaum noch offen halten, dann fiel sie zur Seite. Die Drachen herbei zu rufen hatte sie stärker ausgelaugt, als gedacht. Sie bemerkte noch, dass Yusei zurück kam, war aber zu müde, um zu reagieren.
„Ich sag deinen Eltern, dass du hier schläfst“, vernahm sie noch. Sie wollte antworten, brachte aber lediglich einen Laut der Zustimmung heraus. Nur einen Augenblick später wie es schien, wurde sie angehoben und in einen anderen Raum getragen. Sie wollte sich an Yusei festhalten, schaffte es aber bloß ihre Hand an seine Brust zu lehnen. Dann wurde sie von ihm in ein Bett gelegt und zugedeckt. Doch gerade, als Yusei wieder gehen wollte, brachte sie all ihre verbliebene Kraft auf, um ihn am Handgelenk festzuhalten. „Bitte bleib“ brachte sie leise hervor. Yusei setzte sich daraufhin wieder aufs Bett. Er ließ ihre Hand nicht los und antwortete: „Ich werde immer da sein.“