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TKKG-Überraschung in Norwegen

von Nimue1979
Kurzbeschreibung
GeschichteFreundschaft, Liebesgeschichte / P16 / MaleSlash
Gabriele "Gaby" Glockner Karl "der Computer" Vierstein Peter "Tim" Carsten Willi "Klößchen" Sauerlich
06.05.2021
16.06.2021
18
22.622
19
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Dieses Kapitel
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13.06.2021 919
 
Wir trafen meine Eltern auf dem Flughafen vor dem Check- in- Schalter in der Schlange wieder. Meine Mutter kam direkt ein paar Schritte auf mich zu und schloß mich in die Arme. Dann schob sie mich auf Armlänge weg und musterte mich begeistert.

„Willi, du siehst richtig gut aus. Du musst gleich mehrere Kilo abgenommen haben“, stellte sie glücklich fest.

Das war ungewohnt, ich hatte schon lange ausgeblendet, wenn sie an mir rumnörgelte, wegen meines Übergewichts, aber so herum tat es richtig gut.

„Hermann, sieh doch nur, wie gut unser Willi abgenommen hat“, schwärmte sie an meinen Vater gewandt weiter.

Mein Vater nickte anerkennend, gab mir und Karl unsere Smartphones zurück, die wir glücklich entgegennahmen und fragte mich: „Wie hast du das denn geschafft, soviel in einer Woche abzunehmen?“

„Gaby hat am ersten Tag fast meinen kompletten Schokoladenvorrat, als Spende an Kinder verteilt. Dabei gab es dort weit und breit nichts süßeres, als einen Müsliriegel zu essen oder kaufen. Und statt wenigstens es dafür uns gemütlich zu machen, haben Tim und Gaby uns den ganzen Tag rumgescheucht und dann wurde auch noch ein kleines Mädchen verschleppt und wir haben uns den Suchtrupps angeschlossen. Karl und ich sind auf der Suche über eine Brücke auf einen größeren Felsen im Fluß gegangen, die unter uns eingebrochen ist. Sie wurde sabotiert, um die Suchaktion zu erschweren. Auf jeden Fall hingen Karl und ich dort einen kompletten Abend und die halbe Nacht fest und das komplett ohne Essen. Es war schrecklich der ganze Urlaub, war der reinste Überlebenskampf gegen den Hungertod“, berichtete ich von meinen Qualen.

„Dann habe ich hier genau das Richtige für dich“, sagte mein Vater und drückte mir ein Päckchen mit locker 20 Tafeln feinster Sauerlich Schokolade in all meinen Lieblingssorten in die Hand und reichte der Frau am Check- in- Schalter die Flugtickets. Tim stellte unser Gepäck aufs Band.

Am Liebsten hätte ich die Schokolade alle auf einmal gegessen. Doch in dem Moment traf ich eine Entscheidung. Während Ich mir eine Tafel rausnahm und den Rest in meinem Gepäck verstaute, daß Tim noch nicht aufgegeben hatte, hielt meine Mutter trotz Check - in meinem Vater eine Gardinenpredigt: „Hermann, warum tust du das? Willst du seinen Erfolg gleich wieder kaputt machen? Endlich hat er mal abgenommen, weil er eben nicht ständig Schokolade in sich reingeschoben hat.“

„Aber, Erna, das hat er doch gar nicht freiwillig gemacht! Mag sein, daß er Gewicht verloren hat, weil er keine Alternative hatte, so mitten in der Natur. Doch das ändert sich sobald wir Zuhause sind spätestens eh wieder. Wir wohnen in einer Millionenstadt, wenn ich ihm die Schokolade nicht gebe, kauft er sie sich eben von seinem Taschengeld. Oder willst du ihm das auch streichen? Und wenn die Ferien um sind, dann isst er wieder im Internat, wie willst du verhindern, daß er da Nachtisch und Nachschlag nimmt oder von seinen Mitschülern etwas zum Tausch bekommt? Du kannst ihn nicht zwingen abzunehmen, entweder er macht das freiwillig oder der Schuss geht nach hinten los!“, widersprach mein Vater energisch meiner Mutter.

Sie und Gaby ließen die Köpfe etwas hängen bei der Ansage. Tim wirkte nachdenklich daraufhin, stellte nun auch mein Gepäck aufs Band und Karl nickte bestätigend.

„Nun vielleicht könnte ich tatsächlich ein bißchen weniger Schokolade essen“, teilte ich ihnen vorsichtig mit. Ich wollte lieber nicht zuviel versprechen, auch wenn ich jetzt gerade mir durchaus vorstellen konnte, es deutlich und nicht nur ein wenig zu reduzieren. Doch ich wollte keinesfalls dauerhaft auf meine geliebte Schokolade verzichten und mich nicht für jeden Bissen rechtfertigen.

„Das würde mich auf jeden Fall sehr freuen“, meinte meine Mutter erleichtert und nahm mich schon wieder in den Arm, während sich mein Vater die Bordingpässe geben ließ.

„Jetzt überraschst du mich, Willi. Du willst freiwillig weniger Schokolade essen?“, fragte mein Vater mich, als wir losliefen zur Passkontrolle.

„Naja schon. Es gibt  ja auch noch andere Dinge im Leben als Schokolade“, sagte ich und fing Karls Blick auf, der neben mir lief und lächelte. Karl wusste auf was ich hinaus wollte.

„Wie meinst du das?“, fragte mein Vater irritiert.

„Ich habe etwas gefunden, was tatsächlich noch besser ist, als Schokolade, auch wenn ich mir das nie vorstellen konnte“, erklärte ich. Und bevor irgendwer etwas nachfragen konnte,  blieb ich stehen und zog Karl in einen unmißversändlichen Kuss.

Mitten im Flughafengebäude, direkt vor meinem Eltern. Die Botschaft war klar. Doch die Reaktion war nicht wie erhofft. Meine Eltern waren stehen geblieben, hatten uns mit weiten Augen angesehen, aber nichts zu uns gesagt. Meine Mutter nahm meinen Vater an  die Hand, sagte zu ihm: „Wir müssen jetzt zum Boarding gehen.“

Mein Vater nickte steif, wandt sich von mir und   Karl ab und ging mit meiner Mutter weiter Richtung Passkontrolle.

Es tat irgendwie weh, auch wenn sie gar nichts dazu gesagt hatten. Gaby legte mitfühlend die Hand auf meine Schulter und meinte: „Hey, das heißt noch nichts. Gib ihnen etwas Zeit. Auch Tim hat ein wenig Zeit gebraucht, um das zu verarbeiten.“

Karl nickte bestätigend: „Ich glaube auch das Timing war ziemlich schlecht, um sie kalt auflaufen zu lassen.“

Vermutlich hatten sie recht. Es war ein wirklich ungünstiger Moment und ich hatte einfach wie so oft einfach gemacht, ohne darüber nachzudenken.

Wir gingen zur Passkontrolle und Sicherheitscheck und das dauerte heute so lange, daß wir direkt zum Boarding durchkonnten. Im Flugzeug teilten wir uns wieder auf, wie das letzte Mal und meine Eltern saßen zu weit entfernt, so daß sich keine Gelegenheit ergab noch einmal mit ihnen zu reden, während des Fluges.
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