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Am I crazy?

von Yvoo
Kurzbeschreibung
GeschichteDrama, Romance / P12 / FemSlash
Megumi Fushiguro Nobara Kugisaki OC (Own Character) Satoru Gojo Yuji Itadori
19.04.2021
27.07.2021
10
17.020
2
Alle Kapitel
1 Review
Dieses Kapitel
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19.04.2021 1.685
 
~ Kurze Info...falls ich irgendwelche Begriffe verwechseln oder falsch definieren sollte, dann tut es mir leid. Bitte dann einfach kommentieren, ich bessere es dann aus. c:
Danke!

Gedankenverloren starre ich an die graue Zimmerdecke und strecke meine Hand aus. Meine schwarz lackierten Fingernägel sind schon wieder viel zu lang. Aber wen interessiert das. Mich sieht doch eh keiner. Und bald wird es auch keiner mehr. Seufzend setze ich mich auf mein kleines Bett und lasse meinen Blick durch mein Apartment schweifen. Alles ist liegt kreuz und quer im Raum verteilt. Meine Schulsachen stapeln sich seit vier Monaten unangerührt auf meinem Schreibtisch. Meine Küchenzeile ist voller Geschirr, Essensreste und Obstfliegen. Meine schwarzen Vorhänge sind zugezogen. Wie lange habe ich schon nicht mehr aus dem Fenster gesehen? Welche Jahreszeit wir wohl gerade haben? Ich kann mich daran erinnern, dass gestern die Sonne schien. Ob der Frühling bald anfängt? Ob es diesen Winter mal geschneit hat? Es ist ja auch schon einige Wochen her, als ich an der Jujutsu High war, um mich über die anderen zu erkundigen. Wieder steigen mir Tränen in die Augen und ich vergrabe mein Gesicht hinter meinen Händen. Wieso musste das passieren? Hätte ich mich damals nur nicht geweigert, der Schule beizutreten. Vielleicht hätte das etwas geändert? Vielleicht hätte ich jemanden retten können? Oder ich wäre stattdessen gestorben? Und dann hatte ich auch noch die Chance, es wieder gutzumachen und renne dann einfach davon. Ich hätte auf Natsume hören sollen. Wir hatten beide ein schlechtes Gefühl, als wir Nobara und dieses Flickengesicht gesehen haben. Er wollte, dass ich bleibe und sie unterstütze, doch stattdessen… Was ist an dem Tag überhaupt passiert? Ich verstehe es nicht… Ich fange an zu schluchzen. Wieso muss ich immer alles falsch machen? All die letzten Jahre waren völlig umsonst. Man hätte mich schon damals umbringen sollen. Warum haben sie es nicht einfach getan? Meine ganze Existenz ist einfach nur unnötig. Ich wische mir die Tränen aus dem Gesicht und öffne langsam die Schublade unter meinem Bett. Ich habe viel zu lange damit gewartet. Warum eigentlich? Habe ich gehofft, dass sich noch etwas ändert? Dass ein Wunder geschieht? Vorsichtig greife ich nach der großen Flasche Vodka und dem kleinen, blauen Döschen voller Pillen. Vor mir sehe ich den Bildschirm meines Fernsehers aufflackern. Auf wiedersehen liebe Playstation, auf wiedersehen liebe Switch. Danke, dass immerhin ihr mir eine gute Zeit bescheren konntet. Dann halte ich mir die Glasflasche vor die Nase. Es ist japanischer Haku Vodka, aus weißem Reis destilliert. Normalerweise bin ich nicht so der Fan von harten Sachen, vor allem nicht von diesem hier. Innerhalb der letzten Jahre habe ich mich durch alle Wein-, Bier- und Spirituosenregale in dem Supermarkt um die Ecke probiert. Ich frage mich, ob der nette Mitarbeiter jemals dafür Ärger bekommen hat, mir diese Dinge zu verkaufen? Immerhin sind es ja noch drei Jahre, bis ich 20 bin. Aber die 40 Prozent Alkohol sollten für heute genug sein. Ich lege das Döschen zur Seite und versuche die Flasche zu öffnen, doch auf einmal höre ich Schritte hinter meiner Tür. Oh nein, wer ist das denn jetzt? Bitte nicht Rika, meine Betreuerin und schon gar nicht erst Natsume, mein kleiner Bruder. Aber sonst fällt mir keiner… „Moooooemiiii!“. Mein Herz bleibt stehen. Diese Stimme kenne ich doch? „Miss Hashibaaaaaraaa! Seid Ihr zuhause?“. Wie versteinert starre ich auf die Türe meines Apartments. Nein, das kann nicht sein, oder? Halluziniere ich etwa schon? Ich habe doch noch gar nichts genommen. Oder werde ich jetzt auch noch schizophren? „Die hübsche Dame unten im Büro hat mir erzählt, dass Ihr daheim seid. Jetzt scheut Euch doch nicht so“. „E-eh w-was?“, fange ich an zu stammeln, doch auf einmal wird auch schon die Tür aufgeschmissen und ein großer, weißhaariger Mann, mit Augenbinde betritt den Raum. Voller Schreck lasse ich die Flasche Vodka fallen, welche auch sofort auf dem Boden aufschlägt und zerbricht. „Ah, du bist doch da! Warum sagst du denn nichts?“, fragt mich Gojo mit einem breiten Grinsen im Gesicht und schließt die Tür hinter sich. „G-g-go…Go…go…“, stottere ich vor mich hin und sehe ihn ungläubig an. Ist er ein Geist?! „Hast du etwa schon vergessen, wie ich heiße? Sooo lange war ich doch gar nicht weg“. Er geht ein paar Schritte auf mich zu und verbeugt sich. „Gojo Satoru, stehts zu Ihren Diensten“. „ICH DACHTE SIE WÄREN TOT!“, platzt es plötzlich aus mir heraus und ich springe voller Schreck weiter in zurück in mein Bett, wodurch ich die Pillen herunterstoße, welche daraufhin in der Alkoholpfütze landen. „Was? Ich? Nein“, lacht er und wedelt daraufhin mit der Hand vor seiner Nase herum. „Uh, was stinkt hier denn eigentlich so?“. Verdattert sehe hinunter zum Boden. Oh, wenn Rika oder ein anderer Betreuer das mitbekommt. Eigentlich darf ich hier nichts trinken. „Vodka“, antworte ich leise, „die Flasche ist mir heruntergefallen, als Sie hereinkamen, falls Ihnen das nicht aufgefallen ist…“. Auf einmal beugt er sich hinunter und holt die Dose aus der Pfütze. „Was hattest du damit vor?“. Stumm ziehe ich meine Beine an mich heran und starre in die Leere. „Wolltest du etwa…?“, hakt er weiter nach, doch ich zucke nur mit den Schultern. „S-sie sind wirklich nicht tot?“, wechsele ich sofort das Thema. Ich kann es einfach nicht fassen. Satoru kichert und hält mir seine Hand hin. Zögernd greife ich nach ihr. „Sie…sie sind es wirklich“. Genau in dem Moment fange ich wieder an zu heulen. Er gibt einen lauten Seufzer von sich, schnappt sich einen Stuhl und setzt sich mit der Lehne zwischen uns mir gegenüber. „Bin ich wohl noch gerade rechtzeitig gekommen. Hör zu, ich wollte eigentlich schon früher bei dir vorbeischauen, aber weißt du… Nach der Sache in Shibuya an Halloween gab es noch soo viel zu tun. Shoko hat mir natürlich gleich erzählt, dass du da warst“. „Oh“, antworte ich kleinlaut. Wieder fängt er an zu lächeln. Wie kann man nur so viel lachen? Vor vier Monaten war er noch in irgendwo gefangen, jetzt sitzt er hier, vor einem heulenden Mädchen, welches sich gerade das Leben nehmen wollte und lacht, als wäre nie etwas passiert? „Naja, jetzt wo sich alles wieder beruhigt hat, kannst du gerne unserer Akademie beitreten“. Betreten sehe ich ihn an und schüttele den Kopf. „Nein, nicht mehr“. Schmollend legt er seinen Kopf schief. „Was? Du hast mich vor einem Jahr schon gekorbt. Jetzt wolltest du vor paar Wochen freiwillig zu uns, und jetzt komm ich dich holen und willst plötzlich schon wieder nicht mehr?“. Ich beiße mir auf die Unterlippe. „I-ich kann nicht…wissen Sie…ich…“. „Hast du etwa deine Karten verloren?“. „Hä?“, verwirrt sehe ich auf die kleine, dunkelrote Schachtel auf meinem Bettkasten. „Ach, da sind sie ja! Was ist denn dann das Problem?“. Irgendwie ist es echt schwer in seiner Gegenwart ernst zu bleiben. Ich wünschte, er könnte für immer hierbleiben. Vielleicht wäre dann das Leben einfacher. Aber ich kann nicht… Ich kann einfach nicht… „Ich kann es einfach nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, dass sie tot ist. Ich…ich hätte es verhindern können, aber stattdessen war ich so egoistisch und bin einfach gegangen…“. Ich schluchze. Stille. Vorsichtig sehe ich wieder zu Satoru, welcher mich nur verwirrt ansieht. Als hätte ich gerade eine Matheaufgabe gestellt, welche keinen Sinn ergibt. „Wer ist denn gestorben?“. „Hä?“. Also wenn er wirklich versucht, jetzt Scherze zu reißen… Das ist wirklich nicht der richtige Zeitpunkt dafür. „Du sagtest sie… Wer könnte denn gestorben sein?“. Er sieht nachdenklich in die Luft. „Shoko und Mei Mei hast du ja noch gesehen… Die aus Kyoto wirst du wohl kaum gemeint haben… Meinst du Maki? Ne, die hat nur ne fette Brandnarbe im Gesicht, aber soweit ich weiß, hast du auch mit ihr geredet? Mhhhh…“. „Ist das jetzt Ihr Ernst? …ich meine Nobara…“, nuschele ich und wische mir meinen Rotz von der Nase. „Aaaach Nobaraaaa!“. Gojo winkt mit seiner Hand. „Die ist doch nicht tot“. Mein Herz macht einen gewaltigen Sprung. „W-was soll das denn heißen? Ich dachte sie ist…was…hä…“, fange ich an zu stottern und kann kaum glauben, was er da sagt. „Ja ja. Sie war schon so gut wie tot. Ich glaube, zu dem Zeitpunkt, an dem du an der Schule warst, sah es nicht wirklich danach aus, dass sie überlebt. Aber sie ist wieder putzmunter. Trägt jetzt so eine fancy Augenklappe, weißt du?“. Ungläubig starre ich ihn an. „N-nobara ist nicht…tot. Die ganze Zeit über dachte ich sie wäre tot…ich dachte ihr beide wärt tot…“. Gojo sieht mich bemitleidend an. „Es tut mir echt leid, dass ich dir nicht früher bescheid gegeben habe… Aber hey, da Nobara ja nicht tot ist, kommst du jetzt?“. Mir entkommt ein Grinsen. Ich kann es nicht glauben. Träume ich gerade? Doch ich schüttele wieder den Kopf. „Ich…ich glaube nicht, dass das eine gute Idee wäre. Sehen Sie sich meine Wohnung an, sehe ich so aus, als würde ich irgendetwas auf die Reihe bekommen?“. Er dreht sich um. „Mh ne, nicht wirklich“. „Na also. Sie wissen doch, dass ich seit damals in der Psychiatrie lebe. Zwar darf ich seit diesem Jahr hier alleine, mit täglicher Betreuung hier in der Wohnung wohnen, aber ich bin psychisch absolut nicht dazu in der Lage, irgendetwas zu tun, ich…“. „Was hast du nochmal?“, unterbricht er mich und sieht mich neugierig an. „Meine Diagnosen sind Borderline und eine leichte bipolare Störung…“, antworte ich bedrückt. Auf einmal steht er auf und geht Richtung Tür. Überrascht sehe ich ihn an. Will er jetzt gehen? Ich fange wieder an zu schluchzen. Ich will nicht, dass er mich alleine lässt. Nicht nachdem, was ich gerade gehört habe. „Weißt du, meine kleinen Vollidioten und ich sind die beste Therapie, die bekommen kannst. Ich hol dich morgen Mittag ab“. Und darauf hin verschwindet er auch schon durch die Tür. Ein
komisches Gefühl kommt in mir auf. Ich weiß nicht, ob es Erleichterung, Angst, Freude oder Trauer ist. Vielleicht auch alles gleichzeitig? Durch Tränen verschwommen sehe ich zu meinem Nachtkästchen und greife nach der kleinen Schachtel. Mama, vielleicht sind deine Karten jetzt bald wieder zu etwas gut.
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