Auf Wolfspfaden
von Liskaya
Kurzbeschreibung
Bisher meinte es das Schicksal es stets sehr gut mit Lucretian Brinfried von Wolfsthal. Von adeligem Geblüt, mit vielen Interessen, Fähigkeiten und durchaus auch von Rahja gesegnet, verlief sein Leben äußerst angenehm und geradezu rosig. Bis der plötzliche Tod des Vaters alles ändert und Lucretian gezwungen ist, sein Glück in der Ferne zu suchen – und dies ausgerechnet im Bornland! Dort gibt es doch nur Schnee, Goblins und Wölfe... oder vielleicht doch noch mehr?
GeschichteAbenteuer, Humor / P12 / Het
OC (Own Character)
17.04.2021
04.06.2021
3
5.815
4
17.04.2021
2.505
„Vater war immer viel zu nachlässig mit dir!“
Mit finsterem Blick starrte Lucretian auf die hölzerne, frisch gewachste Tischplatte im heimischen Essenssaal. Von den Wänden sahen stolze Vorfahren auf ihn herab, manche mit Orden oder würdevollen Ämtern ausgezeichnet, andere mit der Gunst der Götter. Waffen, Jagdtrophäen und andere Kleinode schmückten das Herzstück der heimischen Burg, in dem stets alle Fäden zusammenliefen. Man aß zusammen, beriet sich und feierte, was auch immer es zu feiern gab in dieser Halle. So, wie das Leben eben für jene lief, die der Götterfürst über ihre Untertanen gesetzt hatte.
Heute jedoch gab es nichts zu feiern, das Essen war bereits vorüber und Lucretian mehr im Halse stecken geblieben, als dass er es hatte genießen können. Und das, obwohl der Fisch ausgezeichnet gewesen war! Keine Gräte hatte sich diesmal in sein Mahl verirrt, durchaus ein Grund zur Zufriedenheit. Doch das Gespräch mit seinen Geschwistern, welches sein Bruder Folmian gleich zu Beginn mit einem wahren Paukenschlag eröffnet hatte, lief nun ganz und gar nicht nach seinem Geschmack. Und nach dem Fisch blieben ihm nun auch die Worte im Halse stecken.
Verstohlen hob er den Blick und ließ diesen über seine Geschwister schweifen. Sein ältester Bruder, Folmian Travian von Wolsthal, machte seinem zweiten Namen heute keinerlei Ehre. Er war zänkisch und missgünstig wie ein altes Weib, der Blick seiner stahlblauen Augen haftete seit Beginn des Gesprächs stets mit Unmut auf ihm. Ach was, nicht nur seit vorhin! Sie waren noch nie auf einen Nenner gekommen, steckte seinem Herrn Bruder doch von kleinauf ein langer Stecken im Gesäße, der wohl gewiss bis zu seinem Hirn reichte!
Thallian Rondrigan, der Zweitgeborene, kam mehr nach seinem Namen. Er besaß eine freundliche, ruhige Gelassenheit, die gewiss auch in seiner Einheit sehr geschätzt wurde. Lucretian hatte ihn nur selten zu Gesicht bekommen, diente er doch im Reichsheer und war von jungen Jahren an fern der Heimat gewesen. Nun, fern... in Gareth war er ausgebildet worden, das war nicht allzu weit weg.
Lucretian hatte viel Zeit in der Hauptstadt verbracht... doch die Brüder hatten es doch geschafft, sich stets äußerst verlässlich aus dem Weg zu gehen. Nun, er schwang auch lieber den Pinsel anstelle des Schwerts. Oder die Schreibfeder. Oder anderes...
Seine Schwester Cornelia Aldare, seit einem knappen Jahr verwitwet, stand ihm wohl von allen am nächsten. Sie hatte ebenso wie er die grünen Augen und das blonde Haar der lange verstorbenen Mutter geerbt. Lucretian hatte gehofft, sie wäre auch jetzt auf seiner Seite.
Der Tod des Vaters war nicht lange her, und anstatt dass man ihn in Ruhe ließ – denn die Trauer saß tief – hing sein Bruder ihm seitdem im Genick. Unbarmherzig wie eine Khoramsbestie! Gewiss nur aus Neid. Einen schönen Anblick bot Folmian nun wahrlich nicht. Vielleicht lag es am Stecken...
Das bleiernde Schweigen, in dem Lucretian die Zeit nutzte, um über seine Geschwister zu sinnieren, verbrachten diese aber nicht untätig. Folmian, nun als Familienoberhaupt am Kopfe der Tafel sitzend, hatte einige Unterlagen vor sich und zog missmutig die Stirn kraus.
Sicher würde er gleich wieder über Geld sprechen. Es ging ihm immer nur um Geld! Dabei ging es der Familie gut, niemand litt Not, und alles war gut in Schuss. Wäre es anders, würde die Kapelle der Burg wohl gerade auch nicht von den besten Restauratoren in Stand gesetzt werden!
Cornelia und Thallian hingen auch ihren Gedanken nach. Guten Gedanken, so hoffte Lucretian. Er hatte noch zu tun an diesem Tag, wollte einen kleinen Ausflug machen. Die Kutsche stand gewiss schon bereit...
Nun saß er jedoch hier, auf einem harten Stuhl, dessen Kissen schon längst seinen Zenit überschritten hatte, und hörte sich das Gejammer seines Bruders an! Es war an der Zeit, dass Folmian endlich unter die Haube kam. Vielleicht würden rahjanische Freuden ihm den Stecken in Hintern ein wenig leichter machen.
„Wollen wir nicht einfach die Vergangenheit hinter uns lassen und nach vorn blicken? Vater sähe uns wohl am liebsten in Eintracht und nicht in grimmiger Zankerei, meint ihr nicht auch?“, begann Lucretian und die Worte gingen ihm nun endlich wieder so samtig von den Lippen, wie er es von sich selbst gewohnt war.
Drei Augenpaare hefteten sich auf ihn und in jedem Gesicht las er eine ganz eigene Geschichte. Doch da war weniger Zustimmung bei Cornelia und Thallian, als er gehofft hatte. Herrin Rahja, wie lange würde er diesen Missmut noch ertragen müssen!
„Das könnte dir so passen. Ihn hast du immer an der Nase herumführen können. Er hat dich verwöhnt, ohne die Konsequenzen zu bedenken. Damit ist jetzt Schluss!“, erwiderte Folmian urplötzlich und erhob sich, um ein wenig drohend näher zu Lucretian zu schreiten und auf ihn herabzublicken.
Der blonde Adelsspross drehte sich auf dem wahrlich unbequemen Stuhl und blickte seinen Bruder verwundert an. „Bruder, sprich nicht so schlecht über einen Toten, dessen Seele gerade erst vor die Seelenwaage trat! Vater wollte für uns alle nur das Best-“
„Schweig, bei den Zwölfen, sonst vergesse ich mich, Lucretian! Es reicht mir mit deinen schönen Worten, Ablenkungen und Lügen und ewigen Ausflüchten! Du hattest eine Frist! Was hast du getan? Nichts! Um rein gar nichts hast du dich geschert! Und nun erlebst du die Konsequenz, zu der Vater nicht fähig war! Du wirst deinen Kram nehmen, das was du tragen kannst, und deinen faulen Hintern hinausbewegen in die Welt, auf dass du endlich etwas lernst und zu etwas nütze bist!“ Nun schlug ihm blanke Wut aus dem Munde des dunkelhaarigen Erben entgegen.
Lucretian wusste nicht recht, wie ihm geschah. Fassungslos riss er die Augen und auch den Mund auf.
„Vater weilt keine vier Wochen unter der Erde, und du schmeißt mich raus wie einen räudigen Hund?! Das kann nicht dein Ernst sein! Bei Travia, das wagst du nicht, Folmian!“, entgegnete er mit zitternder Stimme. Er spürte, dass ihm die Tränen kamen. Gute Tränen, Verbündete seiner Sache! Sein Bruder würde es nicht wagen! Nicht vor den Geschwistern!
„Folmian...“, wagte Cornelia nun ein Wort und streckte die Hand nach ihrem Bruder aus, der neben ihrem Stuhl stand und den jüngsten Sohn derer von Wolfsthal noch immer zornig anstarrte.
Entrüstet schüttelte der Erbe den Kopf und wies die beschwichtigende Geste von sich.
„Die Abmachung galt“, sprach nun Thallian, stets der Ruhepol in allem und die Stimme der Vernunft in allen Lebenslagen. Der geborene Stratege, fürwahr.
„Du hast dein Wort gegeben, Lucretian. Und du hast dein Versprechen nicht eingehalten. Mehrmals warst du in Gareth seitdem, und es ist nichts geworden. Du hast genug Bekannte, Freunde und Gönner. Wenn du willst, schaffst du es innerhalb von wenigen Minuten, dir etwas zu organisieren. Ich stimme Folmian zu. Es wird Zeit, dass du etwas änderst. Für uns alle ist es anders geworden, seitdem Vater zu Boron ging. Ich muss zurück zu meiner Einheit, wir erhalten bald neue Befehle. Cornelia hat eine neue Partie in Aussicht, die Vater schon vor einiger Zeit arrangiert hat. Und du... solltest etwas von der Welt sehen. Gareth kennst du nun gut genug.“
Die besonnene Art des Bruders brachte die Situation wieder ins Erträgliche, doch die Worte waren fast so schlimm wie ein Schlag ins Gesicht.
Lucretian schnaubte empört. Ein Blick zu Cornelia verriet ihm, dass sie sich wohl anschloss. Und auch Folmian, der soeben ganz untypisch die Fassung verloren hatte, bekam sich nun in den Griff und ließ sich hoheitsvoll wieder am Kopf der Tafel nieder.
„Du erhälst, was Vater dir im letzten Willen vermacht hat. Ich ehre seinen Wunsch und die Gesetze der Götter. Wo du hingehst, und was du dort treibst, ist mir gleich“, sprach der Erbe nun und sein unbarmherziger Blick ruhte wieder auf dem jüngsten Bruder.
Lucretian erkannte, dass er verloren hatte. Und das war ein ihm eher unbekanntes und sehr unangenehmes Gefühl. Mit einer weiten Geste stand er auf, schob elegant den Stuhl nach hinten und schritt dann auf den Bruder zu, der kurz die Augen zusammenkniff.
Doch Lucretian gönnte ihm keine Entgleisung. Wenn er der Einzige sein sollte, der sich hier noch im Griff hatte, dann war es eben so!
Stolz schritt er vorbei an seinem Bruder und blieb einige Meter hinter ihm stehen, besah sich die Karte des Kontinents, die sein Vater vor vielen Jahren hatte aufhängen lassen. Sie war kunstvoll gestaltet und zeigte viele kleine Verzierungen an besonderen Orten. Die Grenzen des Mittelreiches waren eingezeichnet, der Rahmen mit Fabelwesen und göttergefälliger Kunst verziert. Lucretian konnte stundenlang darauf schauen. Die hübsche kleine nackte Rahja nahe der Stadt Belhanka war ihm schon sehr frühzeitig aufgefallen...
„Gut gut. Dann soll es so sein! Ich stehe zu meinem Wort. Ich werde mein Glück suchen... und Euch, lieben Geschwistern, beweisen, dass ihr mir schrecklich Unrecht tut!“ Mit einer theatralischen Kopfbewegung wandte er sich um und zog ein kleines, verziertes Wurfmesser aus seiner Weste. Nun, eigentlich eher ein Messerchen... doch stets war es wahrlich ausreichend für seine Vorhaben.
„Der Herr Phex soll entscheiden, wo ich mein Glück suche und Ruhm erlange... hah!“, sprach er voller Optimismus, schloss die Augen, drehte sich elegant auf dem Absatz und warf das Messer in Richtung der Karte.
Er wusste genau, wo welche Gegend lag. Natürlich würde er einen Ort treffen, der ihm gefiel. Das Horasreich wollte er schon lange besuchen. Oder das hübsche Almada. Oder...
Es war einer der vielen Momente, in denen die Diskrepanz zwischen Lucretians Selbstbild und der Wirklichkeit offenbar wurde.
Folmian wollte schon aufbrausen und den nichtsnutzigen, großspurigen Bruder zur Räson rufen, doch Cornelia hob die Hand und hielt ihn mit einem bittenden Blick zurück.
Das Messer flog und traf. Ein leichtes Knirschen ging vom hölzernen Untergrund der Karte aus.
Thallian beobachtete das Ganze stumm und mit ein wenig Trauer im Blick.
Mit einer eleganten Handbewegung deutete Lucretian auf die Karte, öffnete die Augen – und erstarrte. Weder das schöne Punin hatte er getroffen, noch einen Ort im Lieblichen Feld. Auch Darpatien oder Weiden wären in Ordnung gegangen, mit ganz viel Gnade noch der Westen des Mittelreiches, doch...
Das Messer steckte sehr weit im Norden. Im Nordosten. Mitten... im Bornwald.
Auf Folmians Gesicht breitete sich ein Grinsen aus. Eines, das Lucretian, der sogleich herumwirbelte und schon zum Reden ansetzte, jegliche Stimme nahm. Er konnte ja doch Grinsen, dieser furchtbare Aasgeier. Keinen Sinn für guten Humor, aber Schadenfreude kannte er!
„Wie passend, Bruder. Wirklich... ein Fingerzeig des Herrn Phex. Auf in die Wildnis! Firuns Gnade soll dir hold sein... ich bin gespannt“, kommentierte der Erbe derer von Wolfsthal seelenruhig die Szenerie.
Furchtbar gehässig, so empfand es Lucretian! Er durfte und würde sich keine Blöße geben!
„Sicher doch! Auf den Spuren der Theaterritter werde ich wandeln und ergründen, was es mit diesem verwunschenen Wald auf sich hat! Man sagt ja, dort gehe ein Riese um! Ich kenne keine Angst, seid Euch dessen sicher!“ Lucretian trat mit stolzgeschwellter Brust vor und zog das Messerchen aus der Karte. Verfluchte dabei aber auch zugleich im Stillen alles hier im Raume.
Der Bornwald... gütige Herrin Rahja...
„Na dann... wir sind gespannt“, erwiderte Folmian. „Pack am besten sofort seine Sachen, sodass du vor dem Winter dort ankommst... der Winter im Bornland soll äußerst hart sein, hört man.“ Wieder lag Gehässigkeit in seiner Stimme.
Äußerlich gefasst, kochte Lucretian nun innerlich zunehmend vor Wut. Wie konnte sich jemand so sehr daran ergötzen, das eigene Fleisch und Blut in den Ruin zu treiben? Die Zwölfe sollten ihn strafen dafür!
Lucretian schnaubte entrüstet und verpackte dies dann in einem heiteren Auflachen. Selbstsicher strich er sich die langen, blonden und gut gepflegten Haare aus dem Gesicht und sah seinen Geschwistern mit stolzem Blick entgegen.
„Dann packe ich. Wohlan! Thallian... du bist von uns allen am Besten mit Pferden vertraut... würdest du mich beraten, lieber Bruder? Und Cornelia... ich bin mir sicher, du weißt gewiss am allerbesten... was ich für diese lange Reise brauchen könnte?“ In Lucretians Blick fand sich eine deutliche Bitte.
Innerlich wand er sich in Hilflosigkeit und Angst. Er würde sterben, in einem Land voller widerwärtigem Schnee, stinkender Goblins und grausamer Wölfe! Wie ein Ausgestoßener! Doch nichts würde ihn brechen, niemals...
„Sicher doch“, erwiderte der Bruder mit soldatischer Ruhe und Tüchtigkeit.
„Aber natürlich“, erwiderte die Schwester mit einem mütterlichen Lächeln.
Folmian jedoch schwieg. Er sah zu Lucretian, und dieser blickte zurück. Unausgesprochenes stand zwischen dem ältesten und jüngsten Sproß derer von Wolfsthal. Nicht mal das Chaos der Niederhöllen würde dem gewachsen sein, wenn es dereinst ausbräche. Das wusste ein jeder hier.
„Gut, dann... begebe ich mich auf Avespfaden hinein ins Abenteuer!“, schmetterte Lucretian und schritt zur Türe. Er hoffte sehr, ein gähnender Abgrund würde sich dort auftun und ihn verschlingen, doch die waren wohl gerade aus...
Cornelia erhob sich seufzend, raffte ihre Röcke und machte sich daran, ihm zu folgen.
„Das wird eine Katastrophe, Folmian“, sprach der Zweitgeborene schließlich, als die beiden jüngeren Geschwister die Halle verlassen hatten.
„Ich weiß“, gab der Erbe knapp zurück.
„Willst du wirklich, dass er scheitert? Wenn er sich blamiert... fällt es auf uns zurück“, sprach Thallian leise weiter. Vorausschauend, so wie er immer war.
„Ich will, dass er...“, Folmian seufzte und schüttelte den Kopf. „Ich habe keine Kraft dafür. Die Götter sollen ihm eine Lektion erteilen, ganz gleich auch, welche. Wir alle haben genug mit uns zu tun, und Vater... war einfach zu weich. Zu uns war er streng... doch Lucretian, der Kleine, der Hübsche...“
„Aus dir spricht der Neid, Bruder“, unterbrach Thallian ihn. Riskant, doch beide wussten genau, dass er der Einzige war, der sich dies leisten konnte, ohne üble Konsequenzen fürchten zu müssen.
„Nein. Ich weiß, was ich kann und was ich will. Ich werde dafür sorgen, dass unsere Familie noch in Generationen besteht und weiterhin höchst angesehen ist. Lucretian... was auch immer er anpackt, ist genauso viel wert, wie wenn zwei andere es sein lassen. Ich kann ihn hier einfach nicht gebrauchen.“
Thallian blickte nachdenklich zur Karte und dann zu den Zierwaffen an der gegenüberliegenden Wand.
„Manchmal muss man aus dem Nest fallen“, sagte er schließlich und ein kleines Schmunzeln umgab seine Lippen.
„In Lucretians Falle... ist das eher ein dringend nötiges und schon längst überfälliges Hinausbefördert-Werden! Ich weiß, dass es die gütige Travia nicht freut, doch ich bin mit meinem Bosparano wirklich am Ende“, gestand Folmian.
Der Erbe wirkte nun unendlich müde. Es war ein ewiger Kampf mit seinem jüngsten Bruder, und da Lucretian weder dumm noch einfallslos war, konnte man stets erwarten, Überraschungen zu erleben. Und solche Überraschungen... waren nicht gerade Folmians Stärke.
Thallian nickte. „Ich verstehe dich. Nun, sein Schicksal liegt in den Händen der Götter. Mögen sie Erbarmen mit ihm haben.“
„Und mit allen, denen er begegnet“, schloss Folmian das Gespräch und erhob sich, packte die Unterlagen zusammen und ging hinaus, um sich im Arbeitszimmer einzuschließen und mit dem Gutsverwalter weitere wichtige Dinge zu besprechen.
Thallian blieb noch eine Weile sitzen, sein Blick schweifte über die zahlreichen Porträts, Waffen und Wandteppiche. Zuletzt erhob auch er sich und sein Blick hing kurz an der Karte fest.
Lucretian, sein kleiner, verzogener Bruder, das nichtsnutzige Nesthäkchen derer von Wolfsthal, im Bornwald? Das klang nach einer interessanten Geschichte. Er tat gut daran, ein Pferd auszusuchen, dem Kälte nichts ausmachte - und das auch gut wieder zurück in die Zivilisation finden würde, sollte es seinen Reiter verlieren...
Mit finsterem Blick starrte Lucretian auf die hölzerne, frisch gewachste Tischplatte im heimischen Essenssaal. Von den Wänden sahen stolze Vorfahren auf ihn herab, manche mit Orden oder würdevollen Ämtern ausgezeichnet, andere mit der Gunst der Götter. Waffen, Jagdtrophäen und andere Kleinode schmückten das Herzstück der heimischen Burg, in dem stets alle Fäden zusammenliefen. Man aß zusammen, beriet sich und feierte, was auch immer es zu feiern gab in dieser Halle. So, wie das Leben eben für jene lief, die der Götterfürst über ihre Untertanen gesetzt hatte.
Heute jedoch gab es nichts zu feiern, das Essen war bereits vorüber und Lucretian mehr im Halse stecken geblieben, als dass er es hatte genießen können. Und das, obwohl der Fisch ausgezeichnet gewesen war! Keine Gräte hatte sich diesmal in sein Mahl verirrt, durchaus ein Grund zur Zufriedenheit. Doch das Gespräch mit seinen Geschwistern, welches sein Bruder Folmian gleich zu Beginn mit einem wahren Paukenschlag eröffnet hatte, lief nun ganz und gar nicht nach seinem Geschmack. Und nach dem Fisch blieben ihm nun auch die Worte im Halse stecken.
Verstohlen hob er den Blick und ließ diesen über seine Geschwister schweifen. Sein ältester Bruder, Folmian Travian von Wolsthal, machte seinem zweiten Namen heute keinerlei Ehre. Er war zänkisch und missgünstig wie ein altes Weib, der Blick seiner stahlblauen Augen haftete seit Beginn des Gesprächs stets mit Unmut auf ihm. Ach was, nicht nur seit vorhin! Sie waren noch nie auf einen Nenner gekommen, steckte seinem Herrn Bruder doch von kleinauf ein langer Stecken im Gesäße, der wohl gewiss bis zu seinem Hirn reichte!
Thallian Rondrigan, der Zweitgeborene, kam mehr nach seinem Namen. Er besaß eine freundliche, ruhige Gelassenheit, die gewiss auch in seiner Einheit sehr geschätzt wurde. Lucretian hatte ihn nur selten zu Gesicht bekommen, diente er doch im Reichsheer und war von jungen Jahren an fern der Heimat gewesen. Nun, fern... in Gareth war er ausgebildet worden, das war nicht allzu weit weg.
Lucretian hatte viel Zeit in der Hauptstadt verbracht... doch die Brüder hatten es doch geschafft, sich stets äußerst verlässlich aus dem Weg zu gehen. Nun, er schwang auch lieber den Pinsel anstelle des Schwerts. Oder die Schreibfeder. Oder anderes...
Seine Schwester Cornelia Aldare, seit einem knappen Jahr verwitwet, stand ihm wohl von allen am nächsten. Sie hatte ebenso wie er die grünen Augen und das blonde Haar der lange verstorbenen Mutter geerbt. Lucretian hatte gehofft, sie wäre auch jetzt auf seiner Seite.
Der Tod des Vaters war nicht lange her, und anstatt dass man ihn in Ruhe ließ – denn die Trauer saß tief – hing sein Bruder ihm seitdem im Genick. Unbarmherzig wie eine Khoramsbestie! Gewiss nur aus Neid. Einen schönen Anblick bot Folmian nun wahrlich nicht. Vielleicht lag es am Stecken...
Das bleiernde Schweigen, in dem Lucretian die Zeit nutzte, um über seine Geschwister zu sinnieren, verbrachten diese aber nicht untätig. Folmian, nun als Familienoberhaupt am Kopfe der Tafel sitzend, hatte einige Unterlagen vor sich und zog missmutig die Stirn kraus.
Sicher würde er gleich wieder über Geld sprechen. Es ging ihm immer nur um Geld! Dabei ging es der Familie gut, niemand litt Not, und alles war gut in Schuss. Wäre es anders, würde die Kapelle der Burg wohl gerade auch nicht von den besten Restauratoren in Stand gesetzt werden!
Cornelia und Thallian hingen auch ihren Gedanken nach. Guten Gedanken, so hoffte Lucretian. Er hatte noch zu tun an diesem Tag, wollte einen kleinen Ausflug machen. Die Kutsche stand gewiss schon bereit...
Nun saß er jedoch hier, auf einem harten Stuhl, dessen Kissen schon längst seinen Zenit überschritten hatte, und hörte sich das Gejammer seines Bruders an! Es war an der Zeit, dass Folmian endlich unter die Haube kam. Vielleicht würden rahjanische Freuden ihm den Stecken in Hintern ein wenig leichter machen.
„Wollen wir nicht einfach die Vergangenheit hinter uns lassen und nach vorn blicken? Vater sähe uns wohl am liebsten in Eintracht und nicht in grimmiger Zankerei, meint ihr nicht auch?“, begann Lucretian und die Worte gingen ihm nun endlich wieder so samtig von den Lippen, wie er es von sich selbst gewohnt war.
Drei Augenpaare hefteten sich auf ihn und in jedem Gesicht las er eine ganz eigene Geschichte. Doch da war weniger Zustimmung bei Cornelia und Thallian, als er gehofft hatte. Herrin Rahja, wie lange würde er diesen Missmut noch ertragen müssen!
„Das könnte dir so passen. Ihn hast du immer an der Nase herumführen können. Er hat dich verwöhnt, ohne die Konsequenzen zu bedenken. Damit ist jetzt Schluss!“, erwiderte Folmian urplötzlich und erhob sich, um ein wenig drohend näher zu Lucretian zu schreiten und auf ihn herabzublicken.
Der blonde Adelsspross drehte sich auf dem wahrlich unbequemen Stuhl und blickte seinen Bruder verwundert an. „Bruder, sprich nicht so schlecht über einen Toten, dessen Seele gerade erst vor die Seelenwaage trat! Vater wollte für uns alle nur das Best-“
„Schweig, bei den Zwölfen, sonst vergesse ich mich, Lucretian! Es reicht mir mit deinen schönen Worten, Ablenkungen und Lügen und ewigen Ausflüchten! Du hattest eine Frist! Was hast du getan? Nichts! Um rein gar nichts hast du dich geschert! Und nun erlebst du die Konsequenz, zu der Vater nicht fähig war! Du wirst deinen Kram nehmen, das was du tragen kannst, und deinen faulen Hintern hinausbewegen in die Welt, auf dass du endlich etwas lernst und zu etwas nütze bist!“ Nun schlug ihm blanke Wut aus dem Munde des dunkelhaarigen Erben entgegen.
Lucretian wusste nicht recht, wie ihm geschah. Fassungslos riss er die Augen und auch den Mund auf.
„Vater weilt keine vier Wochen unter der Erde, und du schmeißt mich raus wie einen räudigen Hund?! Das kann nicht dein Ernst sein! Bei Travia, das wagst du nicht, Folmian!“, entgegnete er mit zitternder Stimme. Er spürte, dass ihm die Tränen kamen. Gute Tränen, Verbündete seiner Sache! Sein Bruder würde es nicht wagen! Nicht vor den Geschwistern!
„Folmian...“, wagte Cornelia nun ein Wort und streckte die Hand nach ihrem Bruder aus, der neben ihrem Stuhl stand und den jüngsten Sohn derer von Wolfsthal noch immer zornig anstarrte.
Entrüstet schüttelte der Erbe den Kopf und wies die beschwichtigende Geste von sich.
„Die Abmachung galt“, sprach nun Thallian, stets der Ruhepol in allem und die Stimme der Vernunft in allen Lebenslagen. Der geborene Stratege, fürwahr.
„Du hast dein Wort gegeben, Lucretian. Und du hast dein Versprechen nicht eingehalten. Mehrmals warst du in Gareth seitdem, und es ist nichts geworden. Du hast genug Bekannte, Freunde und Gönner. Wenn du willst, schaffst du es innerhalb von wenigen Minuten, dir etwas zu organisieren. Ich stimme Folmian zu. Es wird Zeit, dass du etwas änderst. Für uns alle ist es anders geworden, seitdem Vater zu Boron ging. Ich muss zurück zu meiner Einheit, wir erhalten bald neue Befehle. Cornelia hat eine neue Partie in Aussicht, die Vater schon vor einiger Zeit arrangiert hat. Und du... solltest etwas von der Welt sehen. Gareth kennst du nun gut genug.“
Die besonnene Art des Bruders brachte die Situation wieder ins Erträgliche, doch die Worte waren fast so schlimm wie ein Schlag ins Gesicht.
Lucretian schnaubte empört. Ein Blick zu Cornelia verriet ihm, dass sie sich wohl anschloss. Und auch Folmian, der soeben ganz untypisch die Fassung verloren hatte, bekam sich nun in den Griff und ließ sich hoheitsvoll wieder am Kopf der Tafel nieder.
„Du erhälst, was Vater dir im letzten Willen vermacht hat. Ich ehre seinen Wunsch und die Gesetze der Götter. Wo du hingehst, und was du dort treibst, ist mir gleich“, sprach der Erbe nun und sein unbarmherziger Blick ruhte wieder auf dem jüngsten Bruder.
Lucretian erkannte, dass er verloren hatte. Und das war ein ihm eher unbekanntes und sehr unangenehmes Gefühl. Mit einer weiten Geste stand er auf, schob elegant den Stuhl nach hinten und schritt dann auf den Bruder zu, der kurz die Augen zusammenkniff.
Doch Lucretian gönnte ihm keine Entgleisung. Wenn er der Einzige sein sollte, der sich hier noch im Griff hatte, dann war es eben so!
Stolz schritt er vorbei an seinem Bruder und blieb einige Meter hinter ihm stehen, besah sich die Karte des Kontinents, die sein Vater vor vielen Jahren hatte aufhängen lassen. Sie war kunstvoll gestaltet und zeigte viele kleine Verzierungen an besonderen Orten. Die Grenzen des Mittelreiches waren eingezeichnet, der Rahmen mit Fabelwesen und göttergefälliger Kunst verziert. Lucretian konnte stundenlang darauf schauen. Die hübsche kleine nackte Rahja nahe der Stadt Belhanka war ihm schon sehr frühzeitig aufgefallen...
„Gut gut. Dann soll es so sein! Ich stehe zu meinem Wort. Ich werde mein Glück suchen... und Euch, lieben Geschwistern, beweisen, dass ihr mir schrecklich Unrecht tut!“ Mit einer theatralischen Kopfbewegung wandte er sich um und zog ein kleines, verziertes Wurfmesser aus seiner Weste. Nun, eigentlich eher ein Messerchen... doch stets war es wahrlich ausreichend für seine Vorhaben.
„Der Herr Phex soll entscheiden, wo ich mein Glück suche und Ruhm erlange... hah!“, sprach er voller Optimismus, schloss die Augen, drehte sich elegant auf dem Absatz und warf das Messer in Richtung der Karte.
Er wusste genau, wo welche Gegend lag. Natürlich würde er einen Ort treffen, der ihm gefiel. Das Horasreich wollte er schon lange besuchen. Oder das hübsche Almada. Oder...
Es war einer der vielen Momente, in denen die Diskrepanz zwischen Lucretians Selbstbild und der Wirklichkeit offenbar wurde.
Folmian wollte schon aufbrausen und den nichtsnutzigen, großspurigen Bruder zur Räson rufen, doch Cornelia hob die Hand und hielt ihn mit einem bittenden Blick zurück.
Das Messer flog und traf. Ein leichtes Knirschen ging vom hölzernen Untergrund der Karte aus.
Thallian beobachtete das Ganze stumm und mit ein wenig Trauer im Blick.
Mit einer eleganten Handbewegung deutete Lucretian auf die Karte, öffnete die Augen – und erstarrte. Weder das schöne Punin hatte er getroffen, noch einen Ort im Lieblichen Feld. Auch Darpatien oder Weiden wären in Ordnung gegangen, mit ganz viel Gnade noch der Westen des Mittelreiches, doch...
Das Messer steckte sehr weit im Norden. Im Nordosten. Mitten... im Bornwald.
Auf Folmians Gesicht breitete sich ein Grinsen aus. Eines, das Lucretian, der sogleich herumwirbelte und schon zum Reden ansetzte, jegliche Stimme nahm. Er konnte ja doch Grinsen, dieser furchtbare Aasgeier. Keinen Sinn für guten Humor, aber Schadenfreude kannte er!
„Wie passend, Bruder. Wirklich... ein Fingerzeig des Herrn Phex. Auf in die Wildnis! Firuns Gnade soll dir hold sein... ich bin gespannt“, kommentierte der Erbe derer von Wolfsthal seelenruhig die Szenerie.
Furchtbar gehässig, so empfand es Lucretian! Er durfte und würde sich keine Blöße geben!
„Sicher doch! Auf den Spuren der Theaterritter werde ich wandeln und ergründen, was es mit diesem verwunschenen Wald auf sich hat! Man sagt ja, dort gehe ein Riese um! Ich kenne keine Angst, seid Euch dessen sicher!“ Lucretian trat mit stolzgeschwellter Brust vor und zog das Messerchen aus der Karte. Verfluchte dabei aber auch zugleich im Stillen alles hier im Raume.
Der Bornwald... gütige Herrin Rahja...
„Na dann... wir sind gespannt“, erwiderte Folmian. „Pack am besten sofort seine Sachen, sodass du vor dem Winter dort ankommst... der Winter im Bornland soll äußerst hart sein, hört man.“ Wieder lag Gehässigkeit in seiner Stimme.
Äußerlich gefasst, kochte Lucretian nun innerlich zunehmend vor Wut. Wie konnte sich jemand so sehr daran ergötzen, das eigene Fleisch und Blut in den Ruin zu treiben? Die Zwölfe sollten ihn strafen dafür!
Lucretian schnaubte entrüstet und verpackte dies dann in einem heiteren Auflachen. Selbstsicher strich er sich die langen, blonden und gut gepflegten Haare aus dem Gesicht und sah seinen Geschwistern mit stolzem Blick entgegen.
„Dann packe ich. Wohlan! Thallian... du bist von uns allen am Besten mit Pferden vertraut... würdest du mich beraten, lieber Bruder? Und Cornelia... ich bin mir sicher, du weißt gewiss am allerbesten... was ich für diese lange Reise brauchen könnte?“ In Lucretians Blick fand sich eine deutliche Bitte.
Innerlich wand er sich in Hilflosigkeit und Angst. Er würde sterben, in einem Land voller widerwärtigem Schnee, stinkender Goblins und grausamer Wölfe! Wie ein Ausgestoßener! Doch nichts würde ihn brechen, niemals...
„Sicher doch“, erwiderte der Bruder mit soldatischer Ruhe und Tüchtigkeit.
„Aber natürlich“, erwiderte die Schwester mit einem mütterlichen Lächeln.
Folmian jedoch schwieg. Er sah zu Lucretian, und dieser blickte zurück. Unausgesprochenes stand zwischen dem ältesten und jüngsten Sproß derer von Wolfsthal. Nicht mal das Chaos der Niederhöllen würde dem gewachsen sein, wenn es dereinst ausbräche. Das wusste ein jeder hier.
„Gut, dann... begebe ich mich auf Avespfaden hinein ins Abenteuer!“, schmetterte Lucretian und schritt zur Türe. Er hoffte sehr, ein gähnender Abgrund würde sich dort auftun und ihn verschlingen, doch die waren wohl gerade aus...
Cornelia erhob sich seufzend, raffte ihre Röcke und machte sich daran, ihm zu folgen.
„Das wird eine Katastrophe, Folmian“, sprach der Zweitgeborene schließlich, als die beiden jüngeren Geschwister die Halle verlassen hatten.
„Ich weiß“, gab der Erbe knapp zurück.
„Willst du wirklich, dass er scheitert? Wenn er sich blamiert... fällt es auf uns zurück“, sprach Thallian leise weiter. Vorausschauend, so wie er immer war.
„Ich will, dass er...“, Folmian seufzte und schüttelte den Kopf. „Ich habe keine Kraft dafür. Die Götter sollen ihm eine Lektion erteilen, ganz gleich auch, welche. Wir alle haben genug mit uns zu tun, und Vater... war einfach zu weich. Zu uns war er streng... doch Lucretian, der Kleine, der Hübsche...“
„Aus dir spricht der Neid, Bruder“, unterbrach Thallian ihn. Riskant, doch beide wussten genau, dass er der Einzige war, der sich dies leisten konnte, ohne üble Konsequenzen fürchten zu müssen.
„Nein. Ich weiß, was ich kann und was ich will. Ich werde dafür sorgen, dass unsere Familie noch in Generationen besteht und weiterhin höchst angesehen ist. Lucretian... was auch immer er anpackt, ist genauso viel wert, wie wenn zwei andere es sein lassen. Ich kann ihn hier einfach nicht gebrauchen.“
Thallian blickte nachdenklich zur Karte und dann zu den Zierwaffen an der gegenüberliegenden Wand.
„Manchmal muss man aus dem Nest fallen“, sagte er schließlich und ein kleines Schmunzeln umgab seine Lippen.
„In Lucretians Falle... ist das eher ein dringend nötiges und schon längst überfälliges Hinausbefördert-Werden! Ich weiß, dass es die gütige Travia nicht freut, doch ich bin mit meinem Bosparano wirklich am Ende“, gestand Folmian.
Der Erbe wirkte nun unendlich müde. Es war ein ewiger Kampf mit seinem jüngsten Bruder, und da Lucretian weder dumm noch einfallslos war, konnte man stets erwarten, Überraschungen zu erleben. Und solche Überraschungen... waren nicht gerade Folmians Stärke.
Thallian nickte. „Ich verstehe dich. Nun, sein Schicksal liegt in den Händen der Götter. Mögen sie Erbarmen mit ihm haben.“
„Und mit allen, denen er begegnet“, schloss Folmian das Gespräch und erhob sich, packte die Unterlagen zusammen und ging hinaus, um sich im Arbeitszimmer einzuschließen und mit dem Gutsverwalter weitere wichtige Dinge zu besprechen.
Thallian blieb noch eine Weile sitzen, sein Blick schweifte über die zahlreichen Porträts, Waffen und Wandteppiche. Zuletzt erhob auch er sich und sein Blick hing kurz an der Karte fest.
Lucretian, sein kleiner, verzogener Bruder, das nichtsnutzige Nesthäkchen derer von Wolfsthal, im Bornwald? Das klang nach einer interessanten Geschichte. Er tat gut daran, ein Pferd auszusuchen, dem Kälte nichts ausmachte - und das auch gut wieder zurück in die Zivilisation finden würde, sollte es seinen Reiter verlieren...