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Don´t tell me, that you love me

von Yougirl
Kurzbeschreibung
GeschichteRomance, Schmerz/Trost / P16 / MaleSlash
Andrew Minyard Neil Josten
10.04.2021
22.02.2022
13
70.230
6
Alle Kapitel
18 Reviews
Dieses Kapitel
2 Reviews
 
 
10.04.2021 2.210
 
Vorwort:

Heyho! :)
Nach langem hin und her habe ich mich dazu entschieden doch hier was im "All for the Game"-Fandom zu posten. Eine Story, die mir auf der Seele brannte. Ich freu mich natürlich über etwaige Rückmeldungen. Ich widme sie all den Leuten da draußen, die das Glück hatten, diese fantastische Buchreihe zu lesen und sie genauso lieben wie ich es tue. Meldet euch gerne! Mir fehlen noch begeisterte Fans der Reihe! :D
Alle Rechte liegen bei Nora Sakavic sowie alle Charaktere, die Schauplätze, etc.
Nur die Handlung stammt von mir. Daphne basiert auf der Strikerin, die Neil in "The King´s Men" ausgesucht hat. Ihren Namen konnte ich online und beim Extra-Content leider nicht finden.

Kapitel 1

Neil stand an der Kante des Daches des Studentenwohnheims, eine Zigarette zwischen Zeige – und Mittelfinger geklemmt. Eine schwache Rauchfahne stieg von ihr auf, eher ein schmaler Streifen, der sich sich windenden von der rötlich glühenden Spitze erhob.
Von unten wehte ein Lachen hinauf zum Dach. Es war nur gedämpft von hier oben zu hören. Alles wirkte gedämpft. Von den Lichtern der Laternen, die die Wege bis zum Eingang säumten, bis hin zu den Stimmen zurückkommender Studenten.

Neil hörte, wie die Vordertür ins Schluss fiel und die Stimmen gänzlich verschluckt wurden. Die Stille, die sich daraufhin wieder über alles senkte, war fast schon zu laut. Eigentlich sollte sie friedlich sein. Sicher. Meistens war sie das auch, wenn Neil hier oben war. Wenn Neil mit Andrew auf dem Dach war.
Es fühlte sich seltsam an alleine hier oben zu sein. Er war noch nie alleine hier oben gewesen – ohne Andrew.
Er atmete die Nachtluft ein, die so kalt war, dass sie in seinen Lungen stach, je tiefer er sie inhalierte. Sie kribbelte und machte seine ohnehin viel zu wachen Sinne noch wacher. Wie Neil heute schlafen sollte, war ihm ein Rätsel. Und das lag nicht nur daran, dass die Nähe zur Dachkante den mittlerweile vertrauten Stich von Furcht in seiner Brust auslöste.
Selbst diese Furcht linderte Andrew sonst durch seine Anwesenheit. Vielleicht aufgrund der Gewissheit, dass Andrews Handlungen mehr sagten, als dessen Worte.
Er würde Neil festhalten, sollte dieser jemals das Gleichgewicht verlieren, egal wie oft Andrew sagte, er würde ihn gerne selbst schubsen.
Und das war der Grund, weshalb Andrews jüngsten Handlungen Neil so ungemein verwirrten.
Die Zigarette war lautlos bis zum Filter runtergebrannt, der Rauch erstickt. Neil drückte die noch glühende Spitze aus und ließ seinen Finger einen Moment lang auf erloschenen Stummel liegen. Zwei weitere lagen bereits daneben. Er hatte gehofft, Andrew würde ihm doch noch folgen.

Er drehte sich schließlich um, ließ die Überreste liegen, eine Spur für jeden, der noch hier her kommen würde. Drei kleine Überbleibsel, die besonders eine gewisse Person daran erinnern würde, dass Neil hier gewesen war.
Er trabt die Treppe hinunter, stoppte auf dem Stockwerk der Exymannschaft und lief durch den Korridor, die Stimmen seiner Teamkollegen gedämpft durch die Türblätter hörend, die er passierte.
Er könnte irgendeinem von ihnen Gesellschaft leisten. Matt oder Robin. Oder Nicky. Aber alle drei waren nicht die Gesellschaft, die er wollte.
Die Tür zu seinem Zimmer war wie üblich verschlossen. Weder Kevin, noch Neil und insbesondere Andrew fühlten sich nicht sicher bei unverschlossenen Türen.
Neil schob den Schlüssel ins Schloss, drehte ihn um und schlüpfte ins Zimmer, als die Tür aufsprang. Kevin sah nicht auf, was unter anderem an seinem großen Kopfhörern liegen könnte, die er auf dem Kopf trug und deren gepolsterte Muscheln ziemlich gut darin waren Geräusche zu dämpfen. Neil und Andrew hatten bereits den einen oder anderen Vorteil daraus gezogen.

Andrew hingegen saß auf dem Fensterbrett, die Beine angewinkelt und die Unterarme auf die Knie gestützt. Von seiner linken Hand baumelte eine Zigarette.
Neil war sich ziemlich sicher, dass die haselnussbraunen Augen für einen Moment auf ihm gelegen hatten, allerdings sah Andrew nun völlig desinteressiert dabei zu, wie Asche drohte von der Spitze seiner Kippe abzubrechen.
Neil ging auf den Schreibtisch zu, der vor dem Fenster – und damit unmittelbar vor Andrew stand – zu. Dort hatte er seine Schulaufgaben liegen gelassen, als sie heute abend zum Training gefahren waren. Nicht dass er weit gekommen wäre. Die Herleitung der mathematischen Gleichung, an der er grade saß, schien so ziemlich jeden Buchstaben des Alphabets aufbrauchen zu wollen.
Daneben lag eines von Andrews Lehrbüchern, kaum benutzt. Sein eidetisches Gedächtnis sorgte dafür, dass Lernen für ihn keine große Sache war. Das hatte sich auch jetzt in seinem Junior-Year nicht geändert.
„Du hättest mit raufkommen können“, sagte Neil, als er am Schreibtisch stand, den Blick gesenkt, als wolle er sich seine Aufzeichnung ansehen und nur eine beiläufige Bemerkung machen, doch seine Augen lagen auf Andrews Socken, keinen halben Meter von ihm entfernt. Sie waren das Einzige, was er gefahrlos ansehen konnte, ohne dass Andrew bemerkte, dass er Blickkontakt suchte – und ihm dies zweifelsohne verraten hätte, dass Andrews Fernbleiben Neil ETWAS aus machte. Dieses ETWAS konnte Neil nicht wirklich näher definieren. Zumal er kein Anrecht darauf hatte in irgendeinerweise ETWAS zu empfinden, wenn Andrew es bevorzugte nicht mit auf das Dach zu kommen. Aber es war da. Dieses ETWAS.

Neil hatte keine Erfahrungen mit ihrem `Nichts´ und keine vorherigen `Nicht´-Beziehungen, auf die er zurückgreifen konnte und die ihm möglicherweise verrieten, ob irgendetwas vorgefallen war, was Andrew dazu veranlasst haben könnte, sich von ihm zurückzuziehen – falls es denn so war. Immerhin hatte Andrew jedes Recht keine Lust darauf zu haben bei 5 Grad auf dem Dach eines Campuswohnheimes zu stehen.
Zumal Andrew vermutlich ziemlich einzigartig in seiner Verhaltensweise war, so dass es Neil wenig gebracht hätte, selbst wenn er ein Experte in Sachen von (`Nicht´)-Beziehungen wäre. Aber es gab keine Anzeichen, keinen Grund, wie sonst, wenn Andrew Abstand suchte. Neil kannte die meisten Anzeichen dafür, wenn Andrew einen schlechten Tag hatte oder sein selbstzerstörischer Zug reinkickte. Er wusste mittlerweile, wann Andrew sich von ihm zurückzog, weil seine Vergangenheit seine Krallen in ihn geschlagen hatte und tief in die Dunkelheit in ihm zog. Aber Neil hatte gelernt und lernte noch immer, damit abzugehen. Außerdem würden sich diese Anzeichen nicht auf Neil beschränken. Und es hatte keine gegenüber den anderen gegeben.

Im Gegenteil. Nicky hatte heute in einem Anfall von Euphorie über einen möglichen Besuchs Eriks in den Winterferien Andrew beinah umarmt. Andrew hatte seinen Cousin einfach nur beiseite geschoben, anstatt sein Unwillen über die nicht autorisierte Berührung sonst wie üblich mit einem scharfen Messer zu untermauern. Nicky hatte dies – falls überhaupt möglich – in noch größere Hochstimmung versetzt und dazu gebracht seine angedachte Umarmung in ein enthusiastisches Schulterklopfen abzuwandeln.
Andrew antwortete nicht sofort. Neils Blick lingerte über die Schulaufgaben, die eigentlich erledigt werden sollten. Allerdings hätte er nicht draußen auf dem Dach gewartet, dass drei Zigaretten runterbrannten, wenn er tatsächlich in irgendeiner Weise dazu motiviert wäre seine Schulaufgaben zu machen.
Stattdessen hob er nun doch den Blick und sah Andrew an. Erneut war Neil sich sicher, dass dessen Augen sich bewegt hatten, doch nun sah Andrew genauso ausdruckslos wieder auf seine Kippe, als wäre es auch nur annährend spannend dabei zu zu sehen und sich zu fragen, wann die Asche endlich abbrechen würde.
Neil streckte die Hand aus und schnipste gegen den Glimmstängel – er war noch recht lang, Andrew musste ihn sich angezündet haben, kurz bevor Neil zurückgekehrt war. Die Asche fiel als grauweißer Klumpen auf die schwarze Jeans.

Andrews Blick haftete noch einen Moment länger auf der Zigarette, dann hob er ihn und bedachte Neil mit seinem üblich ausdruckslosen Gesichtsausdruck.
Anstatt demonstrativ an der Kippe zu ziehen und Neil den Rauch ins Gesicht zu pusten oder ihm die Asche ins Gesicht zu schnipsen, reagierte er gar nicht darauf.
„Ich wollte alleine sein“, antwortete er schließlich nach einer oder auch fünf endlosen Minuten und es war seiner jahrelangen Übung zu verdanken, sich möglichst nichts anmerken zu lassen, weshalb Neil keine sichtbare Reaktion auf Andrews Worte zeigte. Seine Überraschung überwog das Gewicht des seltsam scharfen Stiches, irgendwo in seiner Brust, so als würde sein Herz stolpern. So als wenn der Verteidiger eines gegnerischen Teams ihn auf dem Spielfeld gegen die Plexiglasverglasung des Spielrandes schmetterte und für einen Moment sowohl jede Luft aus den Lungen, als auch jedes Blut aus seinem Herzen gepresst wurde. Wenn man für einen Moment lang darum rang seinen Körper dazu zu bringen, trotzdem weiter zu arbeiten, selbst wenn der Einschlag für einen Moment sämtliche Organe hatte stoppen lassen und einen Neustart in Gang gesetzt werden musste.
Wenn Andrew alleine sein wollte, dann ging er aufs Dach. Es war sein Rückzugsort, an den er Neil teilhaben gelassen hatte. Und nun hatte er ihr Zimmer – und Kevins Gesellschaft, sowie dessen seit neustem laut gewordenen Beschwerden bezüglich Andrews Zigarettenkonsums – dem Dach und vorallem Neil vorgezogen.
Kevin war so ziemlich die letzte Person, mit der man alleine sein konnte. Abgesehen von Nicky vielleicht.
Was Andrew gemeint hatte war, dass er ohne NEIL sein wollte. Hätte er wirklich ganz alleine sein wollen, hätte er das Wohnheim verlassen, wäre in den Maserati gestiegen oder über den nächtlichen Campus gelaufen.
Und das wussten sie beide.

Hinter Neil, der Andrew noch immer anstarrte, räusperte sich Kevin. Er hatte seinen Laptop und den Exypodcast, denn er darüber gehört hatte, geschlossen und sich nun den beiden zugewandt. Als Neil sich umdrehte, bemerkte er das Unbehagen in Kevins Augen – was wohl die Frage beantwortete, ob Kevin ihre kurze Konversation gehört hatte oder nicht.
„Wir sollten los, wenn wir zum Stadion wollen“, bemerkte er und stand auf.
„Wir müssen morgen um sechs im Gym sein. Das wird sonst zu knapp.“
Neil hatte keine Ahnung wie spät es war. Aber er erholte sich noch immer von dem verbalen Schlag, denn er grade bekommen hatte, ohne zu begreifen, wieso es ihn überhaupt so heftig traf.
Und alleine bei dem Gedanken sich nun ein oder zwei Stunden Kevins ätzenden Kommentaren auszusetzen, die er bereits heute ausgiebig beim Training gehört hatte, konnte Neil im Moment gut verzichten.
„Ich muss meine Aufgaben fertig machen.“
Neil wollte eigentlich auf die unfertigen Aufgaben hinter sich auf dem Schreibtisch deuten, allerdings fühlten sich seine Hände seltsam taub an. Er konnte sie nicht dazu bringen, sie zu bewegen.
„Dann hättest du vielleicht nicht eine dreiviertel Stunde lang verschwinden sollen“, antwortete Kevin harsch, die Stirn gerunzelt. „Wir müssen nächste Woche die Mountain Lions schlagen. Glaubst du Vermont schenkt uns den Sieg?“, fragte Kevin und Neil warf ihm einen finsteren Blick zu. Er griff nach der Lehne des Drehstuhls und ließ sich darauf fallen. Das Ding war ein gottverdammtes Monster. Ein „Gamer-Stuhl“ wie Nicky es genannt hatte. Zumindest war er ziemlich bequem.

„Du warst heute Abend schon echt mies. Ich meine, Nicky hat dich ausgespielt. Glaubst du ernsthaft, dass du es dir erlauben kannst, das Training ausfallen zu lassen?“
Neil drehte sich zum Schreibtisch um und zeigte Kevin die wortwörtlich kalte Schulter, untermauert mit seinem ausgestreckten Mittelfinger Der Kommentar war nicht unberechtigt...allerdings hatte es eher daran gelegen, dass Andrew den ganzen Tag kein Wort mit ihm gesprochen hatte, vor Trainingsbeginn den Umkleideraum alleine verlassen hatte, ohne auf Neil zu warten und in der Pause mit Renee gesprochen hatte. Letzteres war nichts ungewöhnliches, als Neil allerdings zu ihnen gekommen war, hatten die beiden ihr Gespräch sofort unterbrochen und nicht wieder aufgenommen. Andrew hatte kein Wort zu ihm gesagt, Renee hatte hingegen freundliche Konversation betrieben. Gleiches war bereits am Vortag passiert.
Danach waren sie zurückgefahren, Neil auf die Rückbank verbannt, nachdem Andrew Kevin auf den Beifahrersitz geschoben hatte. Und auf Neils Frage, ob sie aufs Dach gehen wollten, hatte Andrew nicht geantwortet – und war auch nicht erschienen.

„Wenn ich die Aufgaben nicht fertig mache, suspendiert Coach mich für das Spiel gegen Vermont. Dann ist es völlig egal in welcher Verfassung ich spiele.“
„In der heutigen hoffentlich nicht, sonst können wir die Verteidigung des Titels dieses Jahr vergessen“, konterte Kevin zurück, offenkundig genervt von Neils mangelnder Kooperation.
Neil zeigte Kevin den Mittelfinger, als Andrew – bisher stiller Beobachter der Konversation – die Zigarette an Fensterrahmen ausdrückte und durch den Fensterspalt schob. Dann rutschte er von der Fensterbank. Die Asche von seinem Knie fiel auf den Tisch und landete auf Neils Heft, genau auf dem a in seiner Formel.
Er steuerte die Tür an, Kevin nahm dies als stumme Aufforderung ihm zu folgen. An der Tür, durch die Andrew als Erstes verschwand, blieb Kevin stehen.

Er sah aus, als wollte er etwas sagen – es vielleicht kommentieren, dass Andrew breitwilliger zum Training mitkam als Neil. Dass Andrew überhaupt mitkam, obwohl Kevin mittlerweile ein eigenes Auto hatte – obgleich er das Autofahren hasste – und nicht mehr auf Andrews Schutz angewiesen war. Dass er nicht die Option ergriff mit Neil für ein oder zwei Stunden alleine in ihrem Zimmer zu sein – den wem machten sie etwas vor, sie wussten alle drei, dass Neil nicht sonderlich weit bei seinen Aufgaben kommen würde. Neil sah über die Lehne, Kevin presste seine Lippen zu einem harten Strich zusammen, seine grünen Augen verharkten sich mit Neils, dann verließ er schließlich das Zimmer ohne etwas zu sagen und zog die Tür hinter sich zu.
Neil sank in den weichen Lederbezug zurück, den Kopf in den Nacken gelegt, starrte er die Decke an.
Es war offentsichtlich, dass Andrew ihn mied. Dass er nicht mit ihm sprechen oder Zeit verbringen wollte. Das sich irgendetwas geändert hatte. Und Neil wusste nicht was es war.
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