Patt!
von - Leela -
Kurzbeschreibung
Mitgehangen, mitgefangen – so könnte das Motto dieser Geschichte lauten. Was das im einzelnen zu bedeuten hat, das schaut euch am besten selbst an.
OneshotAllgemein / P6 / Gen
Alanta
Boo
Galger
Zino
25.03.2021
25.03.2021
1
2.940
3
Alle Kapitel
noch keine Reviews
noch keine Reviews
Dieses Kapitel
noch keine Reviews
noch keine Reviews
25.03.2021
2.940
Projektanmerkung: Diese Geschichte wurde für den Jahreskalender 2020 von lula-chan geschrieben.
Das Zitat für den 28. November 2020 war: "Ja, klasse. Das bringt uns aber auch nicht weiter." (Treffpunkt Tatort - Sklaven und Herren)
Schaut doch auch mal bei den anderen Tagen rein:
27. November 2020: »Eine Frage der Zeit« von LockXOn
29. November 2020: »Alptraum« von Lilyan
Kommentar des Autors: Als ich mir dieses Zitat - schon recht früh - ausgesucht hatte, da hatte ich sofort die Charaktere vor Augen, mit denen ich dieses durchziehen wollte. Ich wußte nur noch nicht, in welcher Konstellation. Aber meine Charaktere sind ja sehr redselig, und so erzählten sie mir diese Geschichte dazu…
„Deine neue Erfindung ist ja der Wahnsinn!“ bekannte Alanta, als sie zusammen mit Boo über den Dalamitenplatz ging.
„Danke!“ Der Stolz war dem kleinen Erfinder durchaus anzumerken. Und das konnte er auch sein, denn für den Auftrag des Bürgermeisters hatte er sich richtig ins Zeug gelegt. „Dein Vater hatte mich ja darum gebeten, mir etwas besonderes für das Kinderfest einfallen zu lassen. Also habe ich mir etwas einfallen lassen.“
„Ja, aber diese riesige Holzschienenachterbahn, auf der man diese winzigen, ferngesteuerten Modellautos fahren lassen kann, das ist… einfach irre! Ich habe mir das vorhin mal angesehen. Allein der Aufbau muß ja schon eine Herausforderung gewesen sein, gar nicht davon zu reden, sich das alles auszudenken und zu konstruieren!“ schwärmte die Bürgermeistertochter.
Boo genoß das Interesse an seinem Werk sichtlich. „Die Idee an sich ist gar nicht mal so spektakulär.“ winkte er ab. „Die hatte ich recht schnell. Viel spannender war es, das ganze System auszuarbeiten. Die ganzen Strecken, die man mit den Autos fahren kann, Abzweige, Einmündungen, Ausweichstellen, Brücken und die Plattformen für die Parkplätze, wo man die Autos zwischenparken kann.“
„Genau das meine ich.“ bestätigte Alanta. „Man hat gefühlt unendlich viele Möglichkeiten, die Autos über das Schienensystem fahren zu lassen. Wie du das mit den ganzen verschlungenen Wegen und Straßen hinbekommen hast, damit das alles paßt, ist einfach grandios!“
„Ach, mit dem richtigen technischen Verständnis ist das gar kein Problem.“ meinte Boo bescheiden. „So etwas gehört ja zu meinem Job.“
„Trotzdem. Das hier ist wirklich eine Meisterleistung.“ lobte Alanta. „Das Ding ist immerhin riesig! Ich hätte so etwas nicht einmal im Ansatz bauen können, selbst wenn ich die Idee gehabt hätte. Wie hoch ist das Konstrukt? Doch bestimmt mindestens zwei Gayaner groß, oder?“
„Das kommt drauf an, von welchem Gayaner du sprichst!“ lachte Boo. „Zwei mal Zino oder drei mal ich, oder so! Nein, mal im Ernst, das ganze sollte ja ein Highlight werden, deswegen habe ich es so groß aufgezogen, um den maximalen Spaß rauszuholen. Und immerhin sollen zumindest zehn Autos problemlos gleichzeitig auf dem »Gayan Highway« fahren können, ohne sich in die Quere zu kommen; dazu brauchst du schon vernünftig Platz.“
„Die Kinder werden es lieben!“ war Alanta sich sicher. „Ich liebe es bereits!“
„Na, das ist ja auch der tiefere Sinn!“ lächelte Boo. „Hauptsache, die Kinder haben ihren Spaß.“
Langsam kamen die beiden auf das Rathaus zu, wo sich ihre Wege trennen würden.
„Dann sehen wir uns auf dem Fest!“ verabschiedete sich Alanta.
„Ja, bis dann!“ Boo winkte noch einmal, dann ging Alanta ins Haus, und er weiter zu seinem Wagen, um sich auf den Heimweg zu machen.
Zur gleichen Zeit, an einer anderen Stelle in Gaya – um nicht zu sagen die, über die Boo und Alanta gerade gesprochen hatten:
Zino jagte Galger über den Festplatz, nachdem er den Schnurk dabei erwischt hatte, wie er die Tombola zu seinen Gunsten hatte manipulieren wollen. Der gayanische Nationalheld war auf hundertachtzig. Zu lügen und zu betrügen gehörte zu der Natur der meisten Schnurks, zu Galgers insbesondere, aber ein Kinderfest zu manipulieren, da hörte der Spaß endgültig auf!
Galger hatte sofort begriffen, daß er hier nichts zu lachen hatte, und buchstäblich die Beine in die Hand genommen. Da er ein gutes Stück kleiner war als Zino, hatte er trotzdem seine liebe Mühe, und wenn auch nur, den Abstand zu halten. Dafür schlug der wendige kleine Schnurk Haken und hängte seinen Widersacher zwischen den einzelnen Spielen und Buden immer wieder durch geschickte Manöver ab.
Einmal hatte Zino geglaubt, ihn aus den Augen verloren zu haben, hatte ihn dann aber doch recht schnell wiedergefunden, und holte zu rasch für Galgers Geschmack zu dem Schnurk auf. Der Showdown kam, als Galger mitten auf dem Platz den neu errichteten Gayan Highway als Deckung benutzte. Das große Holzkonstrukt, das wie ein großer Ball aus Streben und Schienen aussah, sollte dem Schnurk als Ablenkung dienen, und das funktionierte auch. Als er um die große Holzkugel herumlief, war Zino für einen Moment irritiert – sollte er seinem Kurs folgen und hinter Galger herlaufen, oder sollte er den Kleinkriminellen auf der anderen Seite abfangen?
Er stoppte im Schritt, konnte sich einen Moment lang nicht entscheiden, beschloß dann, doch seinem Gegner den Weg abzuschneiden, bevor er befürchtete, daß Galger genau das als Taktik benutzte, um ihn abzuhängen. Als er ein zweites Mal die Richtung wechseln wollte, um dem Schnurk nun doch zu folgen, verlor er in seiner Hast das Gleichgewicht. Automatisch griff er nach den Streben der Holzkonstruktion, und stürzte so dagegen, daß das ganze Gebilde ins Wanken geriet.
Auf der anderen Seite wirbelte Galger geschockt herum, und sah schon die neue Erfindung von Boo über sich zusammenbrechen. Geistesgegenwärtig griff er zu und stützte die Streben von der anderen Seite ab.
Für einen Moment herrschte atemlose Stille. Die beiden Gayaner beruhigten sich langsam wieder, als sie feststellten, daß die Konstruktion noch stand. Ganz besinnlich kamen sie zu Atem, und Zino versuchte sachte, die Hände von den Streben zu lösen. Als er merkte, daß es ausreichte, wenn er nur eine Hand wegnahm, um alles zum Einsturz zu bringen, sanken ihm Ohren und Mundwinkel synchron ab.
Galger grinste ihn an. Jetzt hatte er den gayanischen Nationalhelden da, wo er ihn haben wollte. Das Grinsen verging ihm einen Augenblick später, als er feststellte, daß er in der gleichen Position war wie sein Kontrahent. Er hatte ebenfalls vorsichtig versucht, eine Hand von den Holzbalken wegzunehmen, die er stützte, mit dem Ergebnis, daß sich ihm wieder alles entgegenneigte.
„Tja, sieht so aus, als kommen wir beide hier nicht weg!“ stellte Zino fest.
„Nicht, ohne das Ding hier ans Messer zu liefern!“ Galger sah an dem filigranen Strebensystem hoch. „Können wir das Ding nicht kontrolliert zum Einsturz bringen, und uns so daraus befreien?“
„Das würde ich nicht raten! Boo wird zum Zeldon, wenn wir seine neue Erfindung ruinieren!“ prophezeite Zino. „Dagegen war ich gerade noch sehr nett zu dir!“
„Aber wie machen wir es dann?“ Galgers Stimme ließ den Ärger durchklingen, den er gerade empfand. „Wir können ja nicht ewig hier zusammen festhängen!“
„Da sind wir uns ausnahmsweise einig!“ stellte Zino trocken fest. Auch dem Nationalhelden war sein Ärger anzumerken. „Das alles wäre nicht passiert, wenn du nicht schummeln gewollt hättest!“
„Das alles wäre nicht passiert, wenn du mich hättest schummeln lassen!“ konterte der Schnurk.
Damit hatte er Zino erneut auf Hundertachtzig. „Weißt du was? Dann hänge ich lieber bis zum Dalamitnimmerleinstag mit dir hier zusammen fest, als das zuzulassen!“
„Dann freunde dich schon mal damit an, hier deinen Heldentod zu sterben!“ meinte Galger trocken. „Es gibt nämlich nur noch zwei Möglichkeiten: Entweder, wir werden unter dem Zeug hier begraben, wenn wir loslassen, oder wir sterben hier einen Hungertod, der nicht einsam genug ist für meinen Geschmack! Falls es dir hier gefällt, bitte. Ich hatte nicht vor, hier meinen Lebensabend zu verbringen!“
Zinos abgesenkten Ohren zeigten an, daß der andere ihm gerade aus dem Herzen sprach, was selten genug vorkam. „Weißt du was? Das nächste Mal, wenn Boo so eine tolle Idee hat, die größer wird als er selbst, rede ich sie ihm aus! Zur Not mit Gewalt!“ knurrte der Nationalheld unzufrieden.
„Ja, klasse. Das bringt uns aber auch nicht weiter.“ brachte Galger es auf den Punkt. „Okay. Wir haben festgestellt, daß wir keine unserer Hände wegnehmen können, ohne daß alles in sich zusammenkracht. Das macht die Sache schwierig. Wir können kein Material holen, um das Ding hier zu stützen. Wir werden jemanden brauchen, der uns hier raushilft!“
„Großartig!“ regte Zino sich auf. „Das Fest ist erst in drei Tagen! Wer weiß, wann bis dahin jemand hier noch mal vorbei kommt?“
Galger musterte aufmerksam die hölzernen Verstrebungen. „Kriegt man das nicht abgestützt, wenn man ganz vorsichtig die Balken, die wir jetzt festhalten, gegeneinander…“ Während er sprach, versuchte er, die Hände gemächlich zur Seite zu schieben, um die Balken so zu verkanten, daß das Konstrukt hielt. Kaum verlagerte sich der Schwerpunkt, drohten die Streben von der anderen Seite nachzugeben, so daß der Schnurk mit elektrisiert gesenkten Ohren schnell wieder davon abließ. „Okay, das funktioniert nicht.“
Zino, davon inspiriert, versuchte das gleiche auf seiner Seite, doch der Erfolg war der gleiche. Er riskierte eher mit jeder Bewegung, unter einem Holzhaufen begraben zu werden, und der Schnurk gleich mit.
Die beiden Gegner sahen sich resigniert an. „Tja.“ stellte Galger fest. „Sieht so aus, als hätten wir ein Patt.“ Er schwieg einen Moment, dann fragte er: „Gibt es jemanden, der dich nach einer gewissen Zeit vermissen würde? Mit ein bißchen Glück suchen meine Brüder bald nach mir. Die wissen ja, wo ich hin wollte.“
Zino schwieg eine Sekunde diplomatisch. Das war der Nachteil des Singlelebens. Es würde einige Zeit dauern, bis jemand bemerkte, daß er in Schwierigkeiten war. „Dann müssen wir so lange durchhalten.“ erklärte er ausweichend.
„Na, das sind ja tolle Aussichten.“ motzte Galger. „Das war schon immer mein Wunsch, mit dem gayanischen Nationalhelden zusammen in der Klemme zu stecken, und das im wahrsten Sinne des Wortes.“
„Hast du eine bessere Idee?“ gab Zino gereizt zurück. „Boo hätte ein Telefon hier einbauen sollen!“
„Ja!“ Galger lachte spöttisch. „Eins, das auf Stimme reagiert! Das hätten wir nämlich nicht einmal bedienen können!“
„Ich hätte da vielleicht noch eine Idee.“ bemerkte Zino. Er spürte den aufmerksamen Blick des Schnurks auf sich ruhen und erklärte: „Es ist nicht die eleganteste Idee, in unserer Situation aber die vielversprechendste. Wie wäre es, wenn wir um Hilfe rufen?“
Galgers Blick sagte bereits, was er von dieser Idee hielt. Seiner Miene konnte man seinen Mißmut ablesen. „Ich gebe es nicht gerne zu, aber ich fürchte, du hast Recht.“
„Okay.“ Zino schwieg. Schließlich ergänzte er: „Wer fängt an?“
Galger räusperte sich leicht. „Der, der die Idee hatte?“
Zinos Ohren kippten erneut ab. „Ich finde, da ich ja schon die Idee hatte, wäre das jetzt dein Zug…“
„Wir machen es zusammen!“ schlug Galger pragmatisch vor. „Auf Drei!“
„Gut! Aber nicht schummeln!“ warnte der Held Gayas.
„Darauf wirst du jetzt vertrauen müssen!“ Die beiden holten tief Luft, und Galger zählte an: „Eins… Zwei…“
„Was macht ihr denn hier?“ Boos fröhliche Stimme unterbrach das kleine Intermezzo und ließ die beiden Gefangenen zusammenzucken, und ein zweites Mal gleich hinterher in der Angst, damit die Katastrophe auszulösen. Der Erfinder war lächelnd bei ihnen stehen geblieben, anscheinend hatte er die vertrackte Lage noch nicht registriert.
„Ähm, ja, wir…“ begann Zino. „Wir wollten uns nur mal deine tolle neue Erfindung ansehen.“
„Ja, genau!“ pflichtete Galger schnell bei. „Ganz schön beeindruckend. Wir sprachen gerade darüber.“
„Dann ist ja gut.“ meinte Boo leichthin und wollte schon weiter gehen.
Zino und Galger wechselten einen panischen Blick.
„Äh, und dabei ist uns etwas komisches passiert!“ rief Zino seinem Freund rasch hinterher. Als Boo sich ihm zuwandte, gestand der blonde Gayaner mit verbissener Miene: „Wir kommen hier nicht wieder raus.“
„Wie, ihr kommt da nicht wieder raus?“ fragte Boo verwirrt.
„Naja, die Sache ist so…“ erklärte Galger. „Als wir uns die Erfindung angesehen haben, da wurde das ganze instabil. Das bedeutet, wenn einer von uns jetzt losläßt, bricht hier alles in sich zusammen.“
Boo zog erstaunt die Augenbrauen hoch. „Instabil?! Einfach so?!“
„Naja, nicht einfach so.“ räumte Zino ein. „Ich bin dagegen gekommen, und dann haben wir einfach automatisch reagiert…“
Boo fiel von einer Überraschung in die nächste. „Zino, ich habe das alles hier eigentlich sehr stabil gebaut! Allein von ein bißchen dagegen kommen dürfte es eigentlich nicht in sich einstürzen!“
Zino stöhnte auf. „Na gut, vielleicht bin ich auch mit meinem ganzen Gewicht dagegen gefallen! Das hilft uns jetzt gerade nicht! Tu lieber etwas, damit wir hier wieder heraus kommen!“
Boo verschränkte die Arme und sah sich die Sache fasziniert an. „Also, wenn ich ehrlich bin, ich finde, ihr beide seid eine ambientische Ergänzung für den Gayan Highway. Ich glaube, ich lasse das so. Die Kinder würden sich sicher freuen, den Original gayanischen Nationalhelden und einen Original Schnurk in die neue Attraktion mit eingebaut zu haben!“
„Boo, bitte!“ stieß Zino zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Irgendwann können wir nicht mehr, und dann ist hier alles für’s Zeldon! Und das wird sicher noch vor dem Fest passieren!“
„Das ist ein Argument.“ überlegte Boo. Schließlich erbarmte er sich und trat neben seinen Freund. „Laß mal sehen.“ Zu Zinos Entsetzen kletterte er an einigen Streben hoch und sah sich die Sache aus der Nähe an. „Mmhm, das habe ich mir gedacht.“ Er ließ Zino stehen und ging auf die andere Seite zu Galger, wo er das Procedere wiederholte.
„Dauert es lange, bis du zurück bist?“ erkundigte sich der Schnurk. „Ich kann es nicht mehr lange halten!“
„Bis ich zurück bin?“ fragte Boo erstaunt.
„Naja, um Werkzeug zu holen. Ausbesserungsmaterial und so.“ spezifizierte der kleine Blauhaarige ungeduldig.
Boo schmunzelte. „Das brauche ich nicht.“
„Aber ich dachte, du hast vor uns zu helfen!“ schnappte Galger vorwurfsvoll.
Boo machte eine einladende Geste. „Helft euch selbst!“
„Genau das können wir ja nicht!“ beschwerte sich Zino.
„Doch, das könnt ihr!“ widersprach Boo. „Tretet einfach vorsichtig vom Gayan Highway zurück!“ Er bekam zwei entsetzte Blicke zurück, die ihn zum Lachen brachten. „Da passiert nichts, glaubt mir!“
Zino faßte als erster den Mut – zu sehr vertraute er seinem Freund, und so ließ er sachte die Balken, die er bis dahin so krampfhaft gestützt hatte, los, zuckte noch einmal zusammen, als sich die Streben in weiten Teilen der Konstruktion verschoben, und trat dann aufmerksam drei Schritte zurück. Das Konstrukt ruckte noch einmal, und blieb dann stabil stehen.
Auf der anderen Seite tat Galger es ihm nun gleich, mit dem gleichen Effekt. Dem Schnurk fiel förmlich die Kinnlade herunter. „Soll das etwa heißen, wir haben die ganze Zeit umsonst dieses Ding festgehalten?“
Boo lachte herzlich. „Sieht wohl so aus! Ich sagte doch, ich habe das Ding stabil gebaut.“
„So fühlte es sich aber nicht an!“ Zino schien Galgers Gedanken auszusprechen, der ganz dankbar darum war, daß der blonde Nationalheld die Worte für beide formulierte.
„Das, was ihr da gefühlt habt, ist nichts weiter als ein Verschiebemechanismus innerhalb der Konstruktion.“ erklärte Boo. „Das ganze hat ein bißchen Spiel – und zwar deswegen, weil es so groß ist. So kann es, wenn beispielsweise Sturm aufkommt, den Druck abfedern; damit verhindert man, daß Streben brechen. Naja, und es kann eben auch den Sturz eines Gayaners abfedern…“
Zino und Galger wechselten einen Blick. Der ursprüngliche Konflikt war längst vergessen. „Na, du kostest uns Nerven!“ schloß der Schnurk.
„Ich kann doch nichts dafür, wenn ihr euch in meine Erfindung werft!“ verteidigte sich Boo. „Aber auf jeden Fall vielen Dank, daß ihr so viel Engagement da reingesetzt habt, meine Erfindung zu retten! Das ist wirklich sehr nett von euch.“
Die beiden erwähnten vorsichtshalber nicht, daß sie schon um ihr Leben gefürchtet hatten, und so murmelte Galger nur ein „Jederzeit wieder!“, und verabschiedete sich rasch, bevor sein Gegenspieler sich noch daran erinnerte, warum sie hier überhaupt gelandet waren.
Boo und Zino gingen gemeinsam vom Platz. Zino hatte die Ohren noch immer etwas gesenkt. „Hättest du mir das nicht vorher sagen können?“ klagte er.
„Du hast dich noch nie übermäßig viel für die Entwicklung meiner Erfindungen interessiert.“ kommentierte Boo. „Bei dir geht es doch meistens nach dem »Learning by Doing«-Prinzip. Aber mal im Ernst, habt ihr wirklich geglaubt, daß ich so eine Monsterapparatur für das Kinderfest so instabil baue, daß es einen einfachen Schlag nicht aushalten würde?“
„Naja…“ Zino sah verlegen auf den Weg vor sich.
Boo lachte herzlich. „Ich weiß schon. Der Schock und so. Aber…“ Mit einem Grinsen lehnte er sich zu seinem Freund herüber und ergänzte: „Eines zeigt diese Sache auf jeden Fall: Galger und du, ihr seid ein phantastisches Team!“
Das Zitat für den 28. November 2020 war: "Ja, klasse. Das bringt uns aber auch nicht weiter." (Treffpunkt Tatort - Sklaven und Herren)
Schaut doch auch mal bei den anderen Tagen rein:
27. November 2020: »Eine Frage der Zeit« von LockXOn
29. November 2020: »Alptraum« von Lilyan
Kommentar des Autors: Als ich mir dieses Zitat - schon recht früh - ausgesucht hatte, da hatte ich sofort die Charaktere vor Augen, mit denen ich dieses durchziehen wollte. Ich wußte nur noch nicht, in welcher Konstellation. Aber meine Charaktere sind ja sehr redselig, und so erzählten sie mir diese Geschichte dazu…
Patt!
„Deine neue Erfindung ist ja der Wahnsinn!“ bekannte Alanta, als sie zusammen mit Boo über den Dalamitenplatz ging.
„Danke!“ Der Stolz war dem kleinen Erfinder durchaus anzumerken. Und das konnte er auch sein, denn für den Auftrag des Bürgermeisters hatte er sich richtig ins Zeug gelegt. „Dein Vater hatte mich ja darum gebeten, mir etwas besonderes für das Kinderfest einfallen zu lassen. Also habe ich mir etwas einfallen lassen.“
„Ja, aber diese riesige Holzschienenachterbahn, auf der man diese winzigen, ferngesteuerten Modellautos fahren lassen kann, das ist… einfach irre! Ich habe mir das vorhin mal angesehen. Allein der Aufbau muß ja schon eine Herausforderung gewesen sein, gar nicht davon zu reden, sich das alles auszudenken und zu konstruieren!“ schwärmte die Bürgermeistertochter.
Boo genoß das Interesse an seinem Werk sichtlich. „Die Idee an sich ist gar nicht mal so spektakulär.“ winkte er ab. „Die hatte ich recht schnell. Viel spannender war es, das ganze System auszuarbeiten. Die ganzen Strecken, die man mit den Autos fahren kann, Abzweige, Einmündungen, Ausweichstellen, Brücken und die Plattformen für die Parkplätze, wo man die Autos zwischenparken kann.“
„Genau das meine ich.“ bestätigte Alanta. „Man hat gefühlt unendlich viele Möglichkeiten, die Autos über das Schienensystem fahren zu lassen. Wie du das mit den ganzen verschlungenen Wegen und Straßen hinbekommen hast, damit das alles paßt, ist einfach grandios!“
„Ach, mit dem richtigen technischen Verständnis ist das gar kein Problem.“ meinte Boo bescheiden. „So etwas gehört ja zu meinem Job.“
„Trotzdem. Das hier ist wirklich eine Meisterleistung.“ lobte Alanta. „Das Ding ist immerhin riesig! Ich hätte so etwas nicht einmal im Ansatz bauen können, selbst wenn ich die Idee gehabt hätte. Wie hoch ist das Konstrukt? Doch bestimmt mindestens zwei Gayaner groß, oder?“
„Das kommt drauf an, von welchem Gayaner du sprichst!“ lachte Boo. „Zwei mal Zino oder drei mal ich, oder so! Nein, mal im Ernst, das ganze sollte ja ein Highlight werden, deswegen habe ich es so groß aufgezogen, um den maximalen Spaß rauszuholen. Und immerhin sollen zumindest zehn Autos problemlos gleichzeitig auf dem »Gayan Highway« fahren können, ohne sich in die Quere zu kommen; dazu brauchst du schon vernünftig Platz.“
„Die Kinder werden es lieben!“ war Alanta sich sicher. „Ich liebe es bereits!“
„Na, das ist ja auch der tiefere Sinn!“ lächelte Boo. „Hauptsache, die Kinder haben ihren Spaß.“
Langsam kamen die beiden auf das Rathaus zu, wo sich ihre Wege trennen würden.
„Dann sehen wir uns auf dem Fest!“ verabschiedete sich Alanta.
„Ja, bis dann!“ Boo winkte noch einmal, dann ging Alanta ins Haus, und er weiter zu seinem Wagen, um sich auf den Heimweg zu machen.
Zur gleichen Zeit, an einer anderen Stelle in Gaya – um nicht zu sagen die, über die Boo und Alanta gerade gesprochen hatten:
Zino jagte Galger über den Festplatz, nachdem er den Schnurk dabei erwischt hatte, wie er die Tombola zu seinen Gunsten hatte manipulieren wollen. Der gayanische Nationalheld war auf hundertachtzig. Zu lügen und zu betrügen gehörte zu der Natur der meisten Schnurks, zu Galgers insbesondere, aber ein Kinderfest zu manipulieren, da hörte der Spaß endgültig auf!
Galger hatte sofort begriffen, daß er hier nichts zu lachen hatte, und buchstäblich die Beine in die Hand genommen. Da er ein gutes Stück kleiner war als Zino, hatte er trotzdem seine liebe Mühe, und wenn auch nur, den Abstand zu halten. Dafür schlug der wendige kleine Schnurk Haken und hängte seinen Widersacher zwischen den einzelnen Spielen und Buden immer wieder durch geschickte Manöver ab.
Einmal hatte Zino geglaubt, ihn aus den Augen verloren zu haben, hatte ihn dann aber doch recht schnell wiedergefunden, und holte zu rasch für Galgers Geschmack zu dem Schnurk auf. Der Showdown kam, als Galger mitten auf dem Platz den neu errichteten Gayan Highway als Deckung benutzte. Das große Holzkonstrukt, das wie ein großer Ball aus Streben und Schienen aussah, sollte dem Schnurk als Ablenkung dienen, und das funktionierte auch. Als er um die große Holzkugel herumlief, war Zino für einen Moment irritiert – sollte er seinem Kurs folgen und hinter Galger herlaufen, oder sollte er den Kleinkriminellen auf der anderen Seite abfangen?
Er stoppte im Schritt, konnte sich einen Moment lang nicht entscheiden, beschloß dann, doch seinem Gegner den Weg abzuschneiden, bevor er befürchtete, daß Galger genau das als Taktik benutzte, um ihn abzuhängen. Als er ein zweites Mal die Richtung wechseln wollte, um dem Schnurk nun doch zu folgen, verlor er in seiner Hast das Gleichgewicht. Automatisch griff er nach den Streben der Holzkonstruktion, und stürzte so dagegen, daß das ganze Gebilde ins Wanken geriet.
Auf der anderen Seite wirbelte Galger geschockt herum, und sah schon die neue Erfindung von Boo über sich zusammenbrechen. Geistesgegenwärtig griff er zu und stützte die Streben von der anderen Seite ab.
Für einen Moment herrschte atemlose Stille. Die beiden Gayaner beruhigten sich langsam wieder, als sie feststellten, daß die Konstruktion noch stand. Ganz besinnlich kamen sie zu Atem, und Zino versuchte sachte, die Hände von den Streben zu lösen. Als er merkte, daß es ausreichte, wenn er nur eine Hand wegnahm, um alles zum Einsturz zu bringen, sanken ihm Ohren und Mundwinkel synchron ab.
Galger grinste ihn an. Jetzt hatte er den gayanischen Nationalhelden da, wo er ihn haben wollte. Das Grinsen verging ihm einen Augenblick später, als er feststellte, daß er in der gleichen Position war wie sein Kontrahent. Er hatte ebenfalls vorsichtig versucht, eine Hand von den Holzbalken wegzunehmen, die er stützte, mit dem Ergebnis, daß sich ihm wieder alles entgegenneigte.
„Tja, sieht so aus, als kommen wir beide hier nicht weg!“ stellte Zino fest.
„Nicht, ohne das Ding hier ans Messer zu liefern!“ Galger sah an dem filigranen Strebensystem hoch. „Können wir das Ding nicht kontrolliert zum Einsturz bringen, und uns so daraus befreien?“
„Das würde ich nicht raten! Boo wird zum Zeldon, wenn wir seine neue Erfindung ruinieren!“ prophezeite Zino. „Dagegen war ich gerade noch sehr nett zu dir!“
„Aber wie machen wir es dann?“ Galgers Stimme ließ den Ärger durchklingen, den er gerade empfand. „Wir können ja nicht ewig hier zusammen festhängen!“
„Da sind wir uns ausnahmsweise einig!“ stellte Zino trocken fest. Auch dem Nationalhelden war sein Ärger anzumerken. „Das alles wäre nicht passiert, wenn du nicht schummeln gewollt hättest!“
„Das alles wäre nicht passiert, wenn du mich hättest schummeln lassen!“ konterte der Schnurk.
Damit hatte er Zino erneut auf Hundertachtzig. „Weißt du was? Dann hänge ich lieber bis zum Dalamitnimmerleinstag mit dir hier zusammen fest, als das zuzulassen!“
„Dann freunde dich schon mal damit an, hier deinen Heldentod zu sterben!“ meinte Galger trocken. „Es gibt nämlich nur noch zwei Möglichkeiten: Entweder, wir werden unter dem Zeug hier begraben, wenn wir loslassen, oder wir sterben hier einen Hungertod, der nicht einsam genug ist für meinen Geschmack! Falls es dir hier gefällt, bitte. Ich hatte nicht vor, hier meinen Lebensabend zu verbringen!“
Zinos abgesenkten Ohren zeigten an, daß der andere ihm gerade aus dem Herzen sprach, was selten genug vorkam. „Weißt du was? Das nächste Mal, wenn Boo so eine tolle Idee hat, die größer wird als er selbst, rede ich sie ihm aus! Zur Not mit Gewalt!“ knurrte der Nationalheld unzufrieden.
„Ja, klasse. Das bringt uns aber auch nicht weiter.“ brachte Galger es auf den Punkt. „Okay. Wir haben festgestellt, daß wir keine unserer Hände wegnehmen können, ohne daß alles in sich zusammenkracht. Das macht die Sache schwierig. Wir können kein Material holen, um das Ding hier zu stützen. Wir werden jemanden brauchen, der uns hier raushilft!“
„Großartig!“ regte Zino sich auf. „Das Fest ist erst in drei Tagen! Wer weiß, wann bis dahin jemand hier noch mal vorbei kommt?“
Galger musterte aufmerksam die hölzernen Verstrebungen. „Kriegt man das nicht abgestützt, wenn man ganz vorsichtig die Balken, die wir jetzt festhalten, gegeneinander…“ Während er sprach, versuchte er, die Hände gemächlich zur Seite zu schieben, um die Balken so zu verkanten, daß das Konstrukt hielt. Kaum verlagerte sich der Schwerpunkt, drohten die Streben von der anderen Seite nachzugeben, so daß der Schnurk mit elektrisiert gesenkten Ohren schnell wieder davon abließ. „Okay, das funktioniert nicht.“
Zino, davon inspiriert, versuchte das gleiche auf seiner Seite, doch der Erfolg war der gleiche. Er riskierte eher mit jeder Bewegung, unter einem Holzhaufen begraben zu werden, und der Schnurk gleich mit.
Die beiden Gegner sahen sich resigniert an. „Tja.“ stellte Galger fest. „Sieht so aus, als hätten wir ein Patt.“ Er schwieg einen Moment, dann fragte er: „Gibt es jemanden, der dich nach einer gewissen Zeit vermissen würde? Mit ein bißchen Glück suchen meine Brüder bald nach mir. Die wissen ja, wo ich hin wollte.“
Zino schwieg eine Sekunde diplomatisch. Das war der Nachteil des Singlelebens. Es würde einige Zeit dauern, bis jemand bemerkte, daß er in Schwierigkeiten war. „Dann müssen wir so lange durchhalten.“ erklärte er ausweichend.
„Na, das sind ja tolle Aussichten.“ motzte Galger. „Das war schon immer mein Wunsch, mit dem gayanischen Nationalhelden zusammen in der Klemme zu stecken, und das im wahrsten Sinne des Wortes.“
„Hast du eine bessere Idee?“ gab Zino gereizt zurück. „Boo hätte ein Telefon hier einbauen sollen!“
„Ja!“ Galger lachte spöttisch. „Eins, das auf Stimme reagiert! Das hätten wir nämlich nicht einmal bedienen können!“
„Ich hätte da vielleicht noch eine Idee.“ bemerkte Zino. Er spürte den aufmerksamen Blick des Schnurks auf sich ruhen und erklärte: „Es ist nicht die eleganteste Idee, in unserer Situation aber die vielversprechendste. Wie wäre es, wenn wir um Hilfe rufen?“
Galgers Blick sagte bereits, was er von dieser Idee hielt. Seiner Miene konnte man seinen Mißmut ablesen. „Ich gebe es nicht gerne zu, aber ich fürchte, du hast Recht.“
„Okay.“ Zino schwieg. Schließlich ergänzte er: „Wer fängt an?“
Galger räusperte sich leicht. „Der, der die Idee hatte?“
Zinos Ohren kippten erneut ab. „Ich finde, da ich ja schon die Idee hatte, wäre das jetzt dein Zug…“
„Wir machen es zusammen!“ schlug Galger pragmatisch vor. „Auf Drei!“
„Gut! Aber nicht schummeln!“ warnte der Held Gayas.
„Darauf wirst du jetzt vertrauen müssen!“ Die beiden holten tief Luft, und Galger zählte an: „Eins… Zwei…“
„Was macht ihr denn hier?“ Boos fröhliche Stimme unterbrach das kleine Intermezzo und ließ die beiden Gefangenen zusammenzucken, und ein zweites Mal gleich hinterher in der Angst, damit die Katastrophe auszulösen. Der Erfinder war lächelnd bei ihnen stehen geblieben, anscheinend hatte er die vertrackte Lage noch nicht registriert.
„Ähm, ja, wir…“ begann Zino. „Wir wollten uns nur mal deine tolle neue Erfindung ansehen.“
„Ja, genau!“ pflichtete Galger schnell bei. „Ganz schön beeindruckend. Wir sprachen gerade darüber.“
„Dann ist ja gut.“ meinte Boo leichthin und wollte schon weiter gehen.
Zino und Galger wechselten einen panischen Blick.
„Äh, und dabei ist uns etwas komisches passiert!“ rief Zino seinem Freund rasch hinterher. Als Boo sich ihm zuwandte, gestand der blonde Gayaner mit verbissener Miene: „Wir kommen hier nicht wieder raus.“
„Wie, ihr kommt da nicht wieder raus?“ fragte Boo verwirrt.
„Naja, die Sache ist so…“ erklärte Galger. „Als wir uns die Erfindung angesehen haben, da wurde das ganze instabil. Das bedeutet, wenn einer von uns jetzt losläßt, bricht hier alles in sich zusammen.“
Boo zog erstaunt die Augenbrauen hoch. „Instabil?! Einfach so?!“
„Naja, nicht einfach so.“ räumte Zino ein. „Ich bin dagegen gekommen, und dann haben wir einfach automatisch reagiert…“
Boo fiel von einer Überraschung in die nächste. „Zino, ich habe das alles hier eigentlich sehr stabil gebaut! Allein von ein bißchen dagegen kommen dürfte es eigentlich nicht in sich einstürzen!“
Zino stöhnte auf. „Na gut, vielleicht bin ich auch mit meinem ganzen Gewicht dagegen gefallen! Das hilft uns jetzt gerade nicht! Tu lieber etwas, damit wir hier wieder heraus kommen!“
Boo verschränkte die Arme und sah sich die Sache fasziniert an. „Also, wenn ich ehrlich bin, ich finde, ihr beide seid eine ambientische Ergänzung für den Gayan Highway. Ich glaube, ich lasse das so. Die Kinder würden sich sicher freuen, den Original gayanischen Nationalhelden und einen Original Schnurk in die neue Attraktion mit eingebaut zu haben!“
„Boo, bitte!“ stieß Zino zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Irgendwann können wir nicht mehr, und dann ist hier alles für’s Zeldon! Und das wird sicher noch vor dem Fest passieren!“
„Das ist ein Argument.“ überlegte Boo. Schließlich erbarmte er sich und trat neben seinen Freund. „Laß mal sehen.“ Zu Zinos Entsetzen kletterte er an einigen Streben hoch und sah sich die Sache aus der Nähe an. „Mmhm, das habe ich mir gedacht.“ Er ließ Zino stehen und ging auf die andere Seite zu Galger, wo er das Procedere wiederholte.
„Dauert es lange, bis du zurück bist?“ erkundigte sich der Schnurk. „Ich kann es nicht mehr lange halten!“
„Bis ich zurück bin?“ fragte Boo erstaunt.
„Naja, um Werkzeug zu holen. Ausbesserungsmaterial und so.“ spezifizierte der kleine Blauhaarige ungeduldig.
Boo schmunzelte. „Das brauche ich nicht.“
„Aber ich dachte, du hast vor uns zu helfen!“ schnappte Galger vorwurfsvoll.
Boo machte eine einladende Geste. „Helft euch selbst!“
„Genau das können wir ja nicht!“ beschwerte sich Zino.
„Doch, das könnt ihr!“ widersprach Boo. „Tretet einfach vorsichtig vom Gayan Highway zurück!“ Er bekam zwei entsetzte Blicke zurück, die ihn zum Lachen brachten. „Da passiert nichts, glaubt mir!“
Zino faßte als erster den Mut – zu sehr vertraute er seinem Freund, und so ließ er sachte die Balken, die er bis dahin so krampfhaft gestützt hatte, los, zuckte noch einmal zusammen, als sich die Streben in weiten Teilen der Konstruktion verschoben, und trat dann aufmerksam drei Schritte zurück. Das Konstrukt ruckte noch einmal, und blieb dann stabil stehen.
Auf der anderen Seite tat Galger es ihm nun gleich, mit dem gleichen Effekt. Dem Schnurk fiel förmlich die Kinnlade herunter. „Soll das etwa heißen, wir haben die ganze Zeit umsonst dieses Ding festgehalten?“
Boo lachte herzlich. „Sieht wohl so aus! Ich sagte doch, ich habe das Ding stabil gebaut.“
„So fühlte es sich aber nicht an!“ Zino schien Galgers Gedanken auszusprechen, der ganz dankbar darum war, daß der blonde Nationalheld die Worte für beide formulierte.
„Das, was ihr da gefühlt habt, ist nichts weiter als ein Verschiebemechanismus innerhalb der Konstruktion.“ erklärte Boo. „Das ganze hat ein bißchen Spiel – und zwar deswegen, weil es so groß ist. So kann es, wenn beispielsweise Sturm aufkommt, den Druck abfedern; damit verhindert man, daß Streben brechen. Naja, und es kann eben auch den Sturz eines Gayaners abfedern…“
Zino und Galger wechselten einen Blick. Der ursprüngliche Konflikt war längst vergessen. „Na, du kostest uns Nerven!“ schloß der Schnurk.
„Ich kann doch nichts dafür, wenn ihr euch in meine Erfindung werft!“ verteidigte sich Boo. „Aber auf jeden Fall vielen Dank, daß ihr so viel Engagement da reingesetzt habt, meine Erfindung zu retten! Das ist wirklich sehr nett von euch.“
Die beiden erwähnten vorsichtshalber nicht, daß sie schon um ihr Leben gefürchtet hatten, und so murmelte Galger nur ein „Jederzeit wieder!“, und verabschiedete sich rasch, bevor sein Gegenspieler sich noch daran erinnerte, warum sie hier überhaupt gelandet waren.
Boo und Zino gingen gemeinsam vom Platz. Zino hatte die Ohren noch immer etwas gesenkt. „Hättest du mir das nicht vorher sagen können?“ klagte er.
„Du hast dich noch nie übermäßig viel für die Entwicklung meiner Erfindungen interessiert.“ kommentierte Boo. „Bei dir geht es doch meistens nach dem »Learning by Doing«-Prinzip. Aber mal im Ernst, habt ihr wirklich geglaubt, daß ich so eine Monsterapparatur für das Kinderfest so instabil baue, daß es einen einfachen Schlag nicht aushalten würde?“
„Naja…“ Zino sah verlegen auf den Weg vor sich.
Boo lachte herzlich. „Ich weiß schon. Der Schock und so. Aber…“ Mit einem Grinsen lehnte er sich zu seinem Freund herüber und ergänzte: „Eines zeigt diese Sache auf jeden Fall: Galger und du, ihr seid ein phantastisches Team!“