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Der feuerrote Geisterbahnwagen

Kurzbeschreibung
GeschichteKrimi, Parodie / P12 / Gen
OC (Own Character)
21.03.2021
21.03.2021
15
30.660
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21.03.2021 3.284
 
Das Detektivteam hatte sich in seinem Hauptquartier eingefunden, wobei sie diesmal um eine Person reicher geworden waren, obwohl alle zweifelten, ob diese Person wirklich eine Bereicherung war, denn sie, Nicole, hatte kaum etwas gesagt und kaum aufgehört zu weinen. Kein Wunder, es war auch ein aufregender Tag gewesen und sie war ja auch nur ein zwölfjähriges Mädchen. Da das Hauptquartier nicht genügend Sitzplätze für ein viertes Mitglied bot, musste sie leider auf dem Verhörsessel sitzen, der normalerweise dazu diente, die Verdächtigen zu befragen. Psychologisch gesehen, das konnte Herkules bestätigen, plauderten die Übeltäter leichter aus dem Nähtäschchen, wenn sie sich unwohl fühlten. Deswegen war dies auch ein höchst unbequemer Metallstuhl an dessen Lehne man sich nicht anlehnen konnte, weil sie mit 40.000 Reißzwecken bespickt war. Außerdem war eines der Stuhlbeine zu kurz und man hatte deswegen keinen sicheren Halt und unter dem Stuhl war ein Gerät angebracht, das immer automatisch die Lieder von Hansi Hinterseer abspielte, wenn jemand auf diesem Stuhl saß.  Kommissar Kugelpilz, Lisas Vater, hatte den Freunden diesen Raum zur Verfügung gestellt, er befand sich auf der Polizeistation und hatte früher als Aufbewahrungsort für Reinigungsutensilien gedient, deswegen roch es noch leicht nach Chlor und Desinfektionsmitteln. Doch inzwischen war es ein gemütlich eingerichteter Raum mit einem gelben Sofa, auf dem vier Leute bequem sitzen konnten (für Schinkenheinz ganz allein), einer romantischen Hollywoodschaukel für verliebte Pärchen und einem blutroten Plastikstuhl für Kinder, der mit bunten Hexenstickers beklebt war. So hatte jeder in dem Hauptquartier seinen Platz, wo er sich wohlfühlte. Die Wände waren grün bemalt und es hingen verschiedenste Poster an den Wänden, einige zeigten Sportler, besonders Boxer, andere zeigten Pferde, dann gab es noch vereinzelt Vampire und der Rest waren Werbeplakate von MCDonalds bei denen Schinkenheinz jedes Mal das Wasser im Mund zusammenlief, am Liebsten würde er die Poster mit etwas Mayonnaise und Schokosoße verspeisen.
„Moooonaaa!“, schrie Lisa ihre Schwester an. Monika mochte es gar nicht, Mona genannt zu werden. „Du hast es total vermasselt, das war ja klar, dass du wieder alles falsch machst! Du hast das Mädchen weder nach ihrem Namen gefragt, noch nach weiteren Informationen über das verschwundene Marsmenschen! Wir wissen weder ob es männlich oder weiblich ist, noch wie es heißt, noch sonst irgendwas! Stattdessen musstest du dich in der Achterbahn ankotzen, du bist echt zu nichts zu gebrauchen!“
Herkules legte Lisa beruhigend einen Arm um die Schultern. Sie war doch zuckersüß, wenn sie wütend war. Monika verdrehte sauer die Augen. „Das ist schon gut, Lisa!“, sagte Herkules versöhnlich, „das ist doch ein klasse Hinweis! Jessica war nicht die Einzige, die verschwunden ist. Auf dem Foto von der Geisterbahn fehlt aber niemand außer ihr. Das heißt, wenn wir einen von der Gruppe der Marsmenschlein treffen, können wir ihn oder sie fragen, wer von den Kindern die auf dem Foto sind, verschwunden ist. Das ist schon mal ein super Anhaltspunkt.“
„Wir sollten weiter Ausschau nach den zehn…pardon…neun kleinen Marsmenschlein halten.“, sagte Karl Heinz Ludwig, „ich werde mich um den Fingerabdruck auf dem Krokodilsschwanz kümmern.“
„Aber Schinkenheinz, das ist doch kein Anhaltspunkt, das Stück Müll könnte jeder fallen lassen haben! Und wie willst du an Fingerabdrücke von ihr kommen?“, Lisa war genervt. Von ihren Freunden schienen im Moment  wohl alle ziemlich nutzlos zu sein.
„Warts nur ab, ich habe einen Plan!“, sagte Schinkenheinz geheimnisvoll, während er eine fettige Bratwurst mit Sprühsahne besprühte und in seinem gierigen Schlund versenkte.
„Überhaupt bist es wohl du, die am Wenigsten dazu beigetragen hat!“, sagte Monika wütend und fast den Zornestränen nahe. „Ich und Karli haben wenigstens beide einen Hinweis gesammelt, du hast nur wieder mit Jungs geflirtet und dich von ner Wahrsagerin einwickeln lassen!“
Herkules saß da wie vom Donner gerührt. Mit anderen Jungs geflirtet? Er spürte einen Stich in seiner einwandfrei gesunden Leber über die wohl gerade eine imaginäre Laus krabbelte. Er beschloss, die Gruppe von nun an neu einzuteilen und unter dem Vorwand, sie zu beschützen, immer an Lisas Seite zu bleiben. Lisa zuckte gleichgültig die Achseln. „Ich bin eine Lady, ich kämpfe mit den Waffen einer Frau, ich muss mich nicht in Ungeziefer verwandeln und auch nicht nach Krokodilsschwänzen graben.“
Nun war auch Karl-Heinz Ludwig sauer geworden und wollte gerade aufspringen, als plötzlich die Tür aufging und ein spindeldürrer Bürohengst mit einem kugelrunden Kopf in Polizeiuniform die Tür aufriss. Es war Lisas Vater. Er hielt einen Telefonhörer in der Hand. Da die Familie Kugelpilz direkt über der Polizeistation wohnte, war er wohl mit dem superlangen Kabel des Haustelefons durch die ganze Wohnung, die Treppe hinunter und ins Geheimquartier gegangen. Lisas Vater, er hieß Sebastian, war auch der Einzige, der den Code zu ihrem Geheimversteck kannte.  „Für dich, Lisa, ein gewisser Nathanael Ziegenbock, kurz NaZie, möchte mit dir sprechen.“
Lisa sprang auf und griff nach dem Hörer. Die Blicke aller im Raum, einschließlich der ihres Vaters waren auf sie gerichtet. Sie lauschte einen Moment dann sagte sie. „Was willst du, dreckiger Kartoffelfresser?“ was in der Skinheadsprache so viel heißt wie „natürlich erinnere ich mich noch an dich“. Dann sagte sie „Sie sollen alle verbrennen!“, was in der Skinheadsprache so viel heißt wie „Danke, mir geht es auch gut!“ dann lauschte sie weiter. Nach einer Pause legte sie die Hand auf den Hörer und fragte leise, an ihre Schwester gerichtet. „Das Marsmenschlein, das du befragt hast, war das ein Mädchen mit kurzen schwarzen Zöpfen und einem pinken Rucksack mit einer Micky Maus drauf?“ Monika nickte heftig und vergas für einen Moment die Wut auf ihre Schwester. „Tut mir Leid, die fällt als Zeugin nun aus.“, sagte Lisa und hing dann wieder am Hörer. Eine Weile sagte sie gar nichts, dann sagte sie „Ich schlag dir Nigger den Schädel ein!“, was für Nazis so viel heißt wie „Danke, für diese Information“ und dann „wir hören uns wieder wenn sie alle krepiert sind und wir in einer neuen, sauberen Welt leben“, was so viel bedeutet wie „Ich bin sehr froh, mit dir gesprochen zu haben und möchte gerne weiterhin mit dir in Kontakt bleiben aber im Moment hört mein Vater zu.“ Dann legte sie auf. Entgeistert starrten die Freunde sie an, kein Wunder, niemand außer Lisa sprach die Nazisprache. Das merkte Lisa auch daran, dass Herkules, der doch sonst immer so eifersüchtig und besorgt war, sie anstrahlte als sich der allgemeine Schreck gelegt hatte. Der Einzige, der sich nicht beirren hatte lassen war Hansi Hinterseer, der  ungerührt weiter trällerte: „Amore mio Du bist schön, So wie ein Sonnenstrahl am Morgen…“ Sebastian Kugelpilz war inzwischen mit dem Telefon abgedampft, er wollte lieber später mit seiner Tochter allein über den Vorfall reden. Die Tür war knallend ins Schloss gefallen. „Sag schon, wer war das und was hat er gesagt!“ bohrte Nicole nach. Alle erschraken, denn sie hatten sie schon völlig vergessen.
Lisa zuckte mit den Schultern „Es war der Nazi vom Rummelplatz, der am Kettenkarussell. Er hat nur ein bisschen plaudern wollen und wissen wie es mir geht und erzählt, was er heute so gemacht hat und da hat er eben gesagt, dass sie ein kleines Marsmädchen mit schwarzen Zöpfen und einem rosa Rucksack mit Micky Maus drauf von einer Gruppe aus neun Marsmenschlein abgefangen haben und in ein Paket gesteckt haben, das sie dann mit der Post nach Kongo geschickt haben.“
„So eine Schweinerei!“, ereiferte sich Herkules.
„Wenigstens unterstützt er die deutsche Post!“, gab Lisa zu bedenken
„Aber sie ist zur Zeit unsere wichtigste Zeugin!“
„Die wir nicht mehr brauchen würden, wenn meine Schwester sie richtig befragt hätte!“
„Redet nicht so, als ob ich nicht da wäre, beim dreiarmigen Klabautermann!“, schrie Monika dazwischen.
Es wäre bestimmt ein riesiger Streit vom Zaun gebrochen, hätte nicht Schinkenheinz, der am Fenster stand, plötzlich gerufen: „Hey Leute, schaut euch das an!“ Die Gruppe versammelte sich um das Fenster und wie durch ein Wunder konnten alle gleichzeitig hinaussehen. Die kleine dünne Monika hatte neben Schinkenheinz Platz und  die beiden Mädchen, sowie Herkules waren ohnehin größer als der kleine Karl-Heinz Ludwig und konnten bequem über ihn drüber sehen. In der Dunkelheit war eine Gestalt zu sehen, die einen großen, zappelnden Sack über den Asphalt zog. „Das ist ja der Budenbesitzer von der Geisterbahn!“, schrie Herkules triumphierend.  So ein Zufall, dass er sich in dieser Millionenstadt gerade diese Straße für seine ominösen Geschäfte ausgesucht hatte. In dem Sack waren bestimmt Jessica und das Marsmenschlein. Da gab es keine Zeit zu verlieren, das hieß Verfolgungsjagd! Die Freunde stürmten aus dem Gebäude zu ihren Fahrrädern.  Schinkenheinz wollte die Gruppe begleiten, doch er hatte ja sein Fahrrad nicht mit und mit dem Pferd Harrison und dem Warenanhänger würden sie zu viel Aufsehen erregen, daher befahl Herkules, der Häupting der Gruppe dem Dickwanst hier zu bleiben und Wache zu halten. Dann ging sie auch schon los, die wilde Verfolgungsjagd! Allen voran Herkules auf seinem Rennrad, dicht gefolgt von Lisa, dicht gefolgt von Nicole und die kleine Monika als Schlusslicht. Die Dynamos der vier Kameraden summten lautstark durch die Nacht. Plötzlich hielt Herkules abrupt an. Beinahe wäre es zu einer Massenkarambolage gekommen, doch zum Glück waren die Mädchen alle vorsichtig gefahren. Sie waren eine ganze Weile gestrampelt und befanden sich nun auf einem alten Fabriksgelände, genauer gesagt, in der Nähe eines stillgelegten Kernkraftwerkes. „Was hat das Schwein mit unserer Freundin vor ?!“, piepste Nicole ängstlich. "Pssst!“ , machten alle anderen. Sie mussten leise sein. Sie parkten ihre Drahtesel und schlichen dem Verdächtigen hinterher. Er ging direkt in den alten Kühlturm hinein! Das war doch sehr gefährlich! Trotzdem schlichen die Kinder ihm hinterher und sahen, dass die Tür offen stand und drinnen Licht brannte. Schwaches Licht, das Feuer vieler einzelner schwarzer Kerzen.  Und der Mann war auch nicht allein. Der Raum war randvoll mit verhüllten Gestalten mit spitzigen Kapuzen auf den Köpfen. Den Kindern stockte der Atem. Satanisten! Als der Mann den Raum betrat wurde alles mucksmäuschenstill. Alle Anhänger knieten nieder und begannen mit einem monotonen Lobesgebet an ihren Satan. Herkules kicherte spöttisch „Was soll denn das für ein Ritual sein! Weiß doch jedes Kind, dass es Satan nicht gibt. Deswegen duldet unsere Stadt die Sekte auch. Meinungsfreiheit. Man kann schließlich auch niemandem verbieten, an den heiligen Bimbam zu glauben.“
„Aber es geht hier um ein Menschenleben!“, piepste Nicole ängstlich.
„Ja, und deshalb müssen wir auch handeln.“, sagte Herkules entschlossen und stand von seiner kauernden Haltung auf.
Lisa und Nicole griffen nach seinem Arm „Herkules, mach das nicht, das ist viel zu gefährlich und du bist ganz allein!“, flehte Nicole, wobei es Herkules erfolgreich gelang, sich einzureden, dass Lisa das gesagt hätte, woraufhin er ihr beruhigend über die blonden Haare strich und sagte „Keine Sorge, Baby, ich verspreche dir, dass ich lebend zurück komme. Versteckt euch und schaut nicht hin. Das könnte grausam werden für euch Mädchen.“
Monika rollte im Hintergrund die Augen. Obwohl sie die jüngste war, hatte sie schon mehr Blut gesehen, als alle die hier anwesend waren, vermutlich auch mehr als die Satanisten. Sie dachte nie daran, Herkules aufzuhalten, insgeheim freute sie sich immer wenn er Kopf und Kragen riskierte, weil sie heimlich hoffte, dass er eines Tages als Kanonenfutter enden würde, denn im Grunde war dieser Angeber ihr unsympathisch. Sie blieb wo sie war und schaute gespannt zu, als Herkules  breitbeinig um die Ecke kam und durch den ganzen hallenden Turm schrie: „Stehen bleiben und Hände hoch! Im Namen des Gesetzes!“
Ein Gemurmel ging durch die Gruppe. Herkules konnte nun erkennen, dass ihre Umhänge aus unförmigen, braunen Biohanf gearbeitet waren, der bestimmt sehr kratzig war. Ihre Gesichter waren rot bemalt und jeder hatte unter der Kapuze eine Hörnerkrone auf. Alle Teilnehmer waren barfuß. Verärgert sahen sie ihn an. „Was hat dieser Ungläubige hier zu suchen Alioschka?“, schrie ein dicker Mann mit dunkler Stimme und stampfte auf Herkules zu. Gespannt riss Monika die Augen auf, während Lisa sich an Nicoles Ärmel festkrallte und leise wimmerte.  Der Geisterbahnwärter, der offenbar der Anführer war blickte bedrohlich mit seinem einen Auge in Herkules Richtung. Er hinkte. Offenbar hatte er auch ein Holzbein. „Ich kenne diese junge Mann. Er nur ist ahnungslos und dumm. Er verschwinden soll.“
Bedrohlich kam Herkules näher und packte den dicken Mann mit einem Karategriff am Kragen, worauf der ihm mit dem Holzbein gehörig in den Magen trat. Monika musste ein Kichern unterdrücken.  Herkules holte zu einem gewaltigen Fausthieb aus und zielte auf das andere Auge des Mannes. Der wich geschickt aus, doch den linken Haken in seinen Solarplexus hatte er nicht kommen sehen und ging bewusstlos zu Boden. Herkules rappelte sich hoch und rannte zu dem großen Sack, in dem sich immer noch etwas bewegte. Er öffnete den Sack und – erschrak zu Tode. Tausend kleine Kinderschädel sprangen ihm entgegen und hüpften durch den Raum. Es war totenstill geworden. Keiner der Satanisten hatte sich an Herkules herangetraut. Da war Alioschka wieder zu Bewusstsein gekommen und vor Zorn riss sich er die Kapuze vom Kopf sodass man seine Hörnerkrone sehen konnte, die auf seinen fettigen schwarzen Haaren klebte. Mit seinem ganzen Gewicht, das selbst dem dicken Schinkenheinz alle Ehre gemacht hatte, warf er sich auf den Jungen und drückte ihn auf den Boden. Dann drückte er ihm einen der Babyschädel in die Hand. Herkules erschrak zu Tode. Ihm wurde schwindelig. Dann stutzte er. Das Ding in seiner Hand fühlte sich vertraut an und irgendwie…weich. Und es wollte schleunigst aus seiner Hand hüpfen. Es war…eine Kartoffel. „Was das sein Junge? Was das sein? Das ein Kartoffel sein! Springendes Hüpfkartoffel, frisch aus Kernkraftwerk von Tschernobyl wo ich geboren.“
  Herkules stutzte. Tatsächlich, es schien sich ohne Zweifel um Kartoffeln zu handeln.  „Aber ich dachte, Sie wären Satanisten und würden ein Opferritual durchführen!“
„Sind wir vegane Satanisten und glauben wir dass auch Satan vegan ist, deshalb Kartoffeln wir opfern ihm! Niemand jemals gesagt hat, dass Opfer bestehen muss aus Blut und Fleisch, außer Christen!“ sagte Alioschka verärgert. Jetzt erst stellte Herkules fest, dass die Hörnerkrone des Einäugigen vollkommen aus Karotten bestand. Da blieb den vier Freunden erst mal die Sprache weg, nur Monika kicherte leise über Herkules Missgeschick. Dieser zuckte die Achseln. Da gab es wohl nichts zu sagen, es war doch schließlich nicht verboten, einem nicht existierenden Wesen einen Sack Kartoffeln zu opfern, selbst wenn diese sich bewegen konnten. „Dann haben Sie wohl vom Gesetz nichts zu befürchten, auch wenn es doch eine ziemliche Essensverschwendung ist. Einen schönen Abend den Herrschaften!“ sagte Herkules und schritt dem Ausgang entgegen. Den Satanisten passte es aber gar nicht, dass ein Außenstehender ihr Ritual unterbrochen hatte und sie nun ihre Kartoffeln mühsam wieder einsammeln mussten. Der Mann mit der Augenklappe reckte die Faust in die Luft und schrie „Verflucht sein du sollst! Sollen deine Nachkommen mit Schwimmhäuten und Schweinsnasen auf die Welt kommen!“ „Mögen deine Eltern sich in den Tod trinken und dir nichts als tote Fische hinterlassen!“, rief ihm eine Frauenstimme hinterher! „Ich verfluche dich dazu, dass du nie heiratest und dass jede Frau die du begehrst wie ein grobschlächtiger Nazi aussieht!“ Herkules lachte schallend. Das war ja lächerlich, als ob solche Verwünschungen einen Effekt hätten! Kaum war er bei seinen Freunden, als Lisa zu ihm gerannt kam und ihn fragte ob alles in Ordnung sei. “Bien sûr, mes amis! Lasst uns zurück ins Hauptquartier gehen, hier gibt’s nur heiße Luft und rohe Möhren!“
Gerade als sie zurückradeln wollten, lief ihnen eine kleine Gestalt aus dem stillgelegten Maschinenraum entgegen. Die Gestalt war etwas kleiner als Monika und  ihr Gesicht war dunkelblau. Die Kinder stellten fest, dass es eines der Marsmenschlein war. Es wandte sich direkt an Monika. „Gut, dass ich euch hier treffe! Fatima hat gesagt, du könntest mir vielleicht helfen, meine Schwester zu finden. Genauso wie eure Freundin ist sie seit der Geisterbahnfahrt nicht mehr da. Seltsamerweise ist nun auch Fatima spurlos verschwunden. Wir wissen echt nicht mehr weiter. Im Hintergrund konnte die Gruppe sehen, dass das Marsmenschlein nicht allein war. Vor dem Maschinenhaus standen 7 andere Marsmenschlein und warteten auf ihren Freund.
„Ihr solltet hier nicht sein, hier ist es gefährlich für kleine Kinder!“, ermahnte Herkules, “wie heißt du denn?“
„Anton“
„Und wie heißt deine Schwester?“
“Alina“
“Kannst du sie uns beschreiben?“, fuhr Monika dazwischen, die zeigen wollte, dass sie dazu gelernt hatte.
„Sie trug einen Pferdeschwanz, hat die Haare so ungefähr bis zu den Schultern und kurze blaue Hosen zu einem gelben T-Shirt an. Und auf dem T-Shirt ist Bugs Bunny drauf.“
„Wie alt ist sie?“, fragte Nicole und plötzlich fragten sich alle, zu welchem Zweck sie eigentlich noch da war, da sie immer wieder vergasen, dass sie immer noch nicht nach Hause gegangen war.
„Acht.“
„Und wie alt bist du?“
„Zehn.“
„Mach dir keine Sorgen, wir finden deine Schwester bestimmt!“, sagte Lisa und lächelte aufmunternd.
Monika wollte gerade noch etwas fragen, da wurden die Kinder plötzlich von irgendjemandem zurückgerufen und der kleine Junge folgte den anderen zurück in den Maschinenraum und war nicht mehr gesehen.
„Mist, wir hätten ihn noch wegen dem Foto befragen müssen!“, stöhnte Monika genervt.
„Schon gut, Moni, wir werden sie auch so erkennen. Wir haben nun schließlich eine neue heiße Spur!“

Es war früher Nachmittag des nächsten Tages, die Schüler hatten Mittagspause und die Klassenzimmer waren verwaist. Doch da war noch jemand! Eine kleine, dicke Gestalt schlich sich durch den Gang in die 5C, obwohl das ganz und gar nicht die Klasse war, in die er ging. Was hatte er vor? Ihr könnt es ahnen, es war unser Schinkenheinz, der Jessicas Namen herausgefunden hatte und die Klasse, in die sie ging. Er war nach wie vor überzeugt, dass er mit seinem Verdacht Recht hatte und dass der Krokodilsschwanz etwas mit Jessicas Verschwinden zu tun hatte, doch dafür brauchte er Beweise. Vorsichtig tastete er unter die kleinen Fächer, die an der Unterseite der Schülerpulte angebracht waren. Er las die Namen auf den mehr oder weniger säuberlich beschrifteten Etiketten. Peter Müller, Marcell Mair, Karin Ascher, Josef Ackermann, Edith Hasenfuß...da! Jessica Bechermann!“ Ihr Heft war in ein altes Poster der Kelly Family gebunden. Er schlug es auf. Schlampig hingekritzelte binomische Formeln. Er stutzte. Die Formel war falsch, kein Wunder, dass das Mädchen sich immer verrechnete. Er besserte die Fehler aus und versah sie mit einem Vermerk. Er musste sich zusammennehmen, um nicht mehr zu verbessern, denn deshalb war er eigentlich nicht da. Was er suchte war das Biologieheft. Wenn er Pech hatte, war es bei ihr zu Hause, wo es nicht so einfach war ran zu kommen. Doch er hatte Glück, so fleißig schien dieses Mädchen nicht zu sein, er fand zwar kein Heft, aber dafür eine rote Mappe voller loser Zettel, angefangen beim Pantoffeltierchen, über die Zwiebelepidermis zum menschlichen Auge. Er blätterte die karierten Seiten sorgfältig durch. Was er wohl suchte? Da hielt er plötzlich inne, auf der Seite, die er aufgeschlagen hatte waren vier dicke Blutstropfen zu sehen. Er triumphierte. Es war nämlich üblich,  in Bio zum Herausfinden der Blutgruppen ein kleines Experiment zu machen, das bei den Schülern allgemein beliebt war. Dazu mussten alle sich mit einer kleinen Nadel in den Zeigefinger pieken und das heraustropfende Blut auf ein spezielles Blatt Papier schmieren. Vier Abdrücke. Diesen wurde dann eine spezielle Flüssigkeit zugefügt und nur bei einer dieser Flüssigkeiten verfärbte sich dann der Abdruck. So fand man heraus, welche Blutgruppe jemand hatte. Jessica hatte offenbar Blutgruppe Null, das hieß sie kann jedem Menschen Blut spenden, aber nur von den Menschen  Blut gespendet bekommen, die dieselbe Blutgruppe hatten wie sie. Das war ein kleines bisschen ungerecht, aber solche Leute musste es nun mal auch geben, dafür hatte die Natur vorgesorgt. Karl-Heinz Ludwig suchte sich den am besten gelungensten Fingerabdruck aus und zog aus seiner Hosentasche das Stück vom Krokodilsschwanz. Mit seiner Speziallupe untersuchte er die beiden Abdrücke. Wie er erwartet hatte. Die Fingerabdrücke waren identisch. Es war ein Zeichen von Jessica!
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