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Der feuerrote Geisterbahnwagen

Kurzbeschreibung
GeschichteKrimi, Parodie / P12 / Gen
OC (Own Character)
21.03.2021
21.03.2021
15
30.660
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21.03.2021 444
 
Niemals hatten die Kinder gedacht, dass sie in China so einen regelmäßigen und strengen Alltag haben würden. Sie wurden morgens um sieben von Fräulein Chinga-Changa geweckt, verbrachten den Vormittag mit Lernen, aßen dann ihre Weißwürste mit Sauerkraut. Ihre Nachmittage verbrachten sie mit Arbeit. Und zwar mit einer ganz speziellen Arbeit.
„Ich kann gar nicht glauben, dass wir das wirklich machen!“, sagte Herkules frustriert, der die Akkorde hielt. Der schlaue Schinkenheinz hatte schnell begriffen, wie man einen Kontrabass spielte. Deswegen war er es, der mit dem Bogen über die Saiten strich. Zum Glück waren die drei Chinesen freundliche Leute und hatten ihnen den Kontrabass gerne geliehen.  Monika hatte die ganze Idee gehabt. Ihr war schnell aufgefallen, dass es in Peking viele hunderte Hochzeiten an einem Tag gab und dass viele kitschige Pärchen überall Ausschau hielten, nach Fotomotiven. Und besonders romantisch und besonders fotografierenswert waren doch vier deutsche Kinder, die auf einem Kontrabass den Hochzeitsmarsch von Richard Wagner spielten.  Und da ließen die Chinesen auch gern den einen oder anderen Geldschein zurück.  So waren die Kinder also in den romantischen Chaoyang-Park gefahren und standen dort vor einem lauschigen Schwanensee. Die Jungs spielten den Kontrabass und die Mädchen sangen:
„Tleulich gefühlt ziehet dahin,
wo euch del Segen del Liebe bewahl’!
Siegleichel Mut, Minnegewinn
eint euch in Tleue zum seligsten Paal.
Stleitel del Tugend, schleite volan!
Zielde del Jugend, schleite volan!
Lauschen des Festes seid nun entlonnen,
Wonne des Helzens sei euch gewonnen!“

Es war ein großer Erfolg. Deutsche Kinder, die ein deutsches Hochzeitslied mit chinesischem Akzent sangen, wie zauberhaft. Bestimmt tausende Fotos wurden von den Kindern gemacht.  Sogar von Leuten, die nicht gerade heirateten. So kam es, dass sie nach drei Tagen genügend Geld beisammen hatten, um mit der transsilvanischen Postkutsche der Vampire nach Ägypten zu fahren. Doch wie konnten sie Chinga-Changa entkommen? Sie würde außer sich sein, vor Verzweiflung, wenn sie sah, dass die Kinder, die ihr anvertraut worden waren, nach Ägypten getürmt waren!  Hier war es Herkules, der die glorreiche Idee hatte.  Sie hatten schon so viele deutsche Touristen hier gesehen. Und deutsche Touristen sparen gerne. Als Herkules eine vierköpfige Familie aus Deutschland durch den Park schlendern sah, ein Ehepaar bestehend aus einem dicken, brünetten Mann und einer etwas weniger dicken blonden Frau mit zwei etwa 8-9 Jährigen Töchtern hatte er die Idee. Natürlich wollten sie gerne eine kostenlose Unterkunft haben, bei der es täglich kostenlos deutsches Essen gab und natürlich war die Familie begeistert, als er ihnen sagte, dass sie nichts anderes tun mussten, als sich mit ihren Namensschildern vor die Wohnungstür von Chinga-Changa zu stellen. So konnten unsere Freunde endlich weiterreisen.
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